Mia wollte in diese Nacht nicht schlafen, dass hatte sie sich fest vorgenommen. Sie hatte Angst einzuschlafen, Angst davor wieder zurück ins Nimmerland zu kommen, Angst davor von Jonghyun zu träumen und immer wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen, bis sie das Gefühl hatte kein Wasser mehr in sich zu haben, was sie verweinen könnte. Sie sah schrecklich aus, doch es war ihr egal. Es war fast schon wieder Morgen, als Mia aus Erschöpfung einschlief und sich nicht dagegen wehren konnte.
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Zum Glück träumte sie nicht oder wenn sie geträumt hatte, konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, als sie am Vormittag aufwachte. Sie hörte eine Stimme und es dauerte ein paar Sekunden bis sie sie zuordnen konnte.
„Jiyong“, murmelte sie immer noch schlaftrunken und hatte plötzlich sein grinsendes Gesicht neben sich.
„Mia, ich bin so froh.“
Das sah man an seinem Strahlen und Mia lächelte.
„Ja, ich auch…“
„Es tut mir sehr leid wegen Jonghyun.“
„Ja, mir auch…“
Sie weinte nicht, wahrscheinlich hatte sie keine Tränen mehr übrig. Des Weiteren fühlte sie sich, als hätte sie ein LKW überrollt, was wohl mit den ganzen Strapazen zusammen hing. Jiyong gab sich zumindest die größte Mühe Mia aufzumuntern.
„Und schau mal, ich habe jetzt einen Dragonball!“
Stolz präsentierte er sein neues Tattoo und Mia schaute ihn von oben bis unten an.
„Wenn ich die anderen sechs finde, habe ich dann einen Wunsch frei?“, fragte sie skeptisch und Donghae fing an zu lachen.
„Stopp, nein, ich will gar nicht wissen wo die anderen sind …“, wand sie hastig ein, als Jiyong so tat als würde er seine Hose öffnen und für einen Moment lachten sie alle und ließen sich nicht von der Trauer übermannen. Sie würden noch genug trauern können und Momente wie diese, in denen sie einfach mal lachen konnten, würden rar werden.
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Zu Mittag kam auch wieder ihre Mama, die am Morgen schon Donghae angerufen hatte, doch da hatte Mia noch tief und fest geschlafen.
„Und, wie gefällt dir Seoul?“
Mia saß in ihrem Bett, sie hatte gerade zu Mittag gegessen und fühlte sich etwas besser.
„Es ist sehr groß …“
Mama war nicht so gemacht für so große Städte oder zumindest nicht für das weite laufen.
„Donghae hat mir einige Sachen gezeigt, wir waren an dieser Brücke mit den Wasserspielen und in Einkaufszentren und er ist mit mir hoch auf den Fernsehturm.“
Mia lächelte an die Erinnerung an den Namsantower, dort waren sie richtig zusammen gekommen.
„Aber natürlich habe ich mir zu viel sorgen um meine Tochter gemacht, als dass ich es genießen konnte.“
„Das tut mir leid.“
„Alle sind froh, dass es dir wieder besser geht, mach dir keine Sorgen.“
Sie fand es süß, dass Donghae sich so um ihre Mama gekümmert hat. Alleine in ein fremdes Land zu reisen, dessen Sprache einem ein völliges Rätsel war, war nicht so einfach.
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Kurz darauf hatte sie noch ein MRT, bei dem geguckt wurde ob drinnen alles in Ordnung war. Sie war ja Profi in Sachen MRT und machte sich wenig Sorgen. Solange die Krankenschwestern ruhig waren, war sie es auch. Während sie in der Röhre lag war sie alleine und hatte Zeit ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. Sie wusste dass sie nicht traurig werden durfte, denn wenn sie anfing zu weinen, dann würde sie sich bewegen und die Bilder würden unscharf werden und dann würde man mit ihr schimpfen, doch je mehr sie daran dachte nicht zu weinen, umso mehr dachte sie daran. Das Leben war eine komische Sache. Eben war noch jemand dann und dann zack, innerhalb von einer Sekunde konnte alles anders sein. Sie wollte nach Hause, in ihre gewohnte Umgebung und zu ihren Freunden.
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Als man Mia zurück zu ihrem Zimmer brachte warteten dort zwei Leute auf sie. Es waren Jonghyuns Eltern. Man sah ihnen an, dass sie mitgenommen waren und die Deutsche wollte sie trösten. Sie setzten sich raus in den Garten und Mia erzählte ihnen alles, was an diesem letzten Tag passiert war. Wie er gelacht hatte und wie er gegessen hatte, weil Mia ihn dazu gezwungen hatte. Sie hatte diese wundervollen, letzten Erinnerungen an ihren Freund, an ihren kleinen Bruder und das einzige, was sie tun konnte, war diese an seine Eltern weiter zu geben.
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Nachdem Jonghyuns Eltern weg waren, blieb Mia eine Weile im Garten sitzen. Übermorgen würde die Beerdigung sein. Sie wollte da nicht hin. Beerdigungen machten die Leute immer so richtig tot. Sie mochte keine Beerdigungen, doch sie wusste auch, dass sie dorthin gehen musste um Jonghyuns Eltern Respekt zu zollen.
„Mia?“
Sie schaute auf und fand Leeteuk, der sie gesucht hatte.
„Wie geht es dir?“
Der junge Mann setzte sich neben sie auf die Bank.
„Na ja …“
Das drückte es ziemlich gut aus.
„Ich weiß Süße …“
Leeteuk griff nach ihrer Hand und drückte sie leicht.
So saßen sie ein paar Minuten da.
„Aber Donghae konnte dich doch bestimmt aufmuntern?“
Wie? Mit was? Was hatte sie denn jetzt verpasst?
„Mit was denn?“
„Oh, hat er es dir nicht gesagt?“
„WAS denn?!“
„Nein, das muss Donghae dir sagen.“
„Schieb‘ mich zurück!“, befahl sie ihm, weil es selbst so anstrengend war den Rollstuhl zu schieben.
In ihrem Zimmer angekommen, kam sie sich leicht erschlagen vor, da sich halb SNSD, Luna, Victoria und Amber dort eingefunden hatten. Ihre Mutter stand am Fenster und beobachtete das alle leicht panisch, so viele Asiaten auf einem Haufen?
Als Mia mit Leeteuk in das Zimmer kam, wurde Mia erst mal gedrückt und gehutschelt, aber schnell standen ihnen wieder Tränen in den Augen. Sie waren alle so eng zusammen geschweißt, dass es wohl kaum einen in der Kpop-Szene gab, der nicht von Jongs Tod berührt war.
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40 Minuten und zwei Kopfschmerztabletten später, waren nur noch Donghae, Leeteuk, ihre Mama und Mia übrig.
„Ob das jemals aufhört?“
Sie schnäuzte sich die Nase und wischte sich mit einem Lappen über’s Gesicht.
„Ja, es wird ein wenig dauern“, meinte Leeteuk, was Mia an ihre Konversation von vorhin erinnert und sofort wand sie ihren Blick zu Donghae und deutete mit dem Finger auf ihn.
„Du!“
„Ich?“, er setzte seine Unschuldsmiene auf, doch darauf viel sie nicht rein.
„Was verheimlichst du mir?“
Donghae Blick schwankte in Lichtgeschwindigkeit von Mia zu Leeteuk, der, an Hand des Blickes, den ihm Donghae zuwarf, eigentlich hätte tot umfallen müssen.
„Was denn? Woher konnte ich wissen dass du es deiner Frau nicht sagst?“
„Was sagst?“, warf Mia ein, wurde von den beiden aber ignoriert.
„Entschuldige dass meine Frau bis gestern im KOMA lag! Ich hatte noch nicht die Gelegenheit.“
„Für was denn?!“, mischte Mia sich wieder ein.
„Das kann ich ja nicht wissen!“, verteidigte sich Leeteuk.
„Super – du weißt doch wie sie ist, sie wird mir keine Ruhe lassen, bis sie es weiß.“
„Ich kann dich hören …“, brummte Mia.
Donghae schaute verwirrt zu Mia und dann klärte sich sein Blick auf.
„Oh, eine Sache, die du wissen solltest sag ich dir!“
Bei seiner Begeisterung fragte sie sich ob sie es wirklich wissen wollte.
„Apple bringt nicht das Iphone 5, sondern nur das Iphone 4S raus.“
„Nein!“
„Doch!“, freute er sich.
„Nein…“, jammerte Mia. Na toll. Diese ganze Diskussion über Pärchen-Hüllen und ihr fester Standpunkt, dass ja eh das 5er raus kommen würde, war also für die Katz.
„Doch! Und ich hab es dir bestellt UND ich habe uns Pärchenhüllen geholt!“
Mia schaute ihn an und fing an zu lachen. Lachen war mal eine willkommene Abwechslung nach den ganzen Tränen. Ihre Mama saß da und schaute nur fragend von einem zum anderen.
„Du musst auch immer damit angeben, dass du so gut in Sprachen bist“, meckerte sie aus Scherz.
„Ach und was du noch wissen darfst: Du darfst heute Abend raus, ABER du musst jeden Tag zur Kontrolle her kommen und wenn du dich nicht gut fühlst oder dir schlecht wird, wenn du Sehprobleme hast oder dir Schwindelig wird, musst du sofort einen Arzt rufen.“
„Sag mal! Was verschweigst du mir noch alles? Bist du vielleicht auch noch schwanger?“
Und in diesem Moment setzte Leeteuks herzliche, ansteckende Lache ein.
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„Oh und Jihoon geht in die Armee UND du hast Zoeys Geburtstag verpasst“, brachte Donghae sie auf den neusten Stand, nachdem sie sich ausgelacht hatten. Oh nein! Das hatte sie gestern ganz vergessen als Zoey da gewesen ist! Würde es noch als geistige Umnachtung durchgehen? Immerhin hatte sie eine schwere Hirn-OP gehabt, da konnte man doch Mitleid haben, oder? Zumal Mia ein tolles Geschenk für Zoey hatte, spätestens da würde sie Mia vergeben.
„Wann geht Jihoon in die Armee?“
Wieso beschlossen das immer alle so spontan? Konnten die nicht mal etwas weiter im Voraus planen? War das zu viel verlangt?
„Am Dienstag.“
„Hm.“
Ja, er hatte ihr Blumen geschickt, sie hatte seine Karte heute Morgen gelesen. Mia und Jihoon hatten keinen Ärger, auch wenn sie sich gerne ärgerten und irgendwie war sie traurig. Sie wusste dass es die beste Entscheidung gewesen ist sich von ihm zu trennen, aber völlig egal war es ihr nicht. Donghae sah ihren betrübten Gesichtsausdruck.
„Er gibt morgen Abend ein Abschiedskonzert. Wenn du fit genug bist – und das meine ich so – dann gehen wir da hin, okay?“
„Das wäre schön.“
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Bevor Mia nach Hause durfte, wurden noch mal alle möglichen Tests gemacht. Sie bekam Blut abgenommen, musste einen Orientierungstest machen, bekam so Klebedinger an den Kopf gesetzt um das Gehirn durch zu checken, bekam noch ein paar Spritzen und Päckchen voller Tabletten, die sie nach einem ganz bestimmten Plan nehmen musste.
Die Ärzte machten keinen glücklichen Eindruck, sie hätten die Frau wahrscheinlich gerne noch etwas länger da behalten zur Beobachtung. Andererseits dachte Mia, dass wenn ihr Zustand wirklich kritisch wäre oder ihre Werte nicht okay wären, man sie nicht gehen lassen würde.
„Okay mein Schatz, ich fahr kurz ins Hotel und zieh mich um, leg mich kurz hin und heute Abend komme ich zu euch nach Hause.“
„Alles klar Mama.“
Auch bei ihrer Mama merkte sie eine Veränderung. Früher hätte sie Mia nie alleine gelassen. Sie hätte ihre Sachen zusammen gepackt und ein Taxi gerufen und ihre Tochter nicht aus den Augen gelassen. Nun machte das Donghae und ihre Mutter, obwohl sie solche Angst um ihre Tochter hatte, begriff wohl, dass Mia dabei war sich ihre eigene, kleine Familie zu bauen.
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Und dann war es soweit. Natürlich hatte sie einen Rollstuhl. Mal wieder. Mia überlegte sich, sich nicht einfach einen zu kaufen und zu pimpen, denn in Korea hatte sie wohl eher einen Drang nach Rollstühlen. Sie konnte ja laufen und war nur ein wenig wackelig auf den Beinen. Da jedoch ein Sturz keine guten Folgen in ihrem Zustand hätte, musste sie eben umher gerollt werden.
Also fuhren sie nach Hause. Obwohl Mia die Tage im Krankenhaus nicht wirklich erlebt hatte, sondern dafür im Nimmerland rumgeflogen war, wollte sie dort raus. Es war der Ort an dem Jonghyun gestorben war. Sie würde dieses Krankenhaus nie wieder betreten.
Sie fuhren in die Tiefgarage von Start City und stellten sich in den Fahrstuhl.
„Hm?“
Donghae hatte im Fahrstuhl auf den 5. Stock gedrückt. Das war nicht ihr Stock, da war sie sich sicher. Auf ihr Brummen hin grinste Hae nur.
„Doch, doch.“
Wieder fragte sie sich, ob sie wissen wollte was dahinter steckte, beschloss aber, dass sie es wohl eher früher als später herausfinden würde. Die Fahrstuhltür öffnete sich und Donghae schob Mia vor eine Tür.
„Wir brechen doch nicht bei jemanden ein, oder? Ich denke nicht dass ich im Moment fluchtfähig bin…“, gab sie zu bedenken und brachte ihren Mann zum Lachen.
„Nein, dass wir für die nächste Zeit unsere Wohnung sein.“
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Die Wohnung war praktisch wie die obere Etage des Dorms. Man betrat die Wohnung, hatte einen kleinen Flur, kam dann ins Wohnzimmer – praktisch Leeteuks & Eunhyuks Schlafzimmer – , hinten links ging es in einen weiteren Flur, den einen in die Küche – Mias Zimmer – und das Schlafzimmer – Donghaes Zimmer führte und hinten war das Bad. Was Mia tatsächlich erstaunte war, dass alles eingerichtet war. Im Wohnzimmer stand eine gemütliche Couch in Grau unter einem flauschigen Teppich. An der Wand gleich rechts, wenn man rein kam, stand eine TV-Wand aus weißem Lack. In der Mitte stand die Couch und links im Zimmer standen ein Esstisch, Stühle und ein Sideboard. An den Wänden waren Regale, in denen Mias Bücher standen und es hingen Bilder – mitunter die von SHINee, was bei Mia einen dicken Kloß im Hals hervorbrachte. In der Mitte war Jonghyuns Bild und sie schaute eilig weg um nicht jetzt schon mit dem weinen anzufangen.
Die Küche war klein und spartanisch, reichte jedoch für ihren Gebrauch vollkommen aus. Selbst hier war ein kleiner Tisch an der Wand und man konnte auf den Balkon gehen, der Küche und Wohnzimmer miteinander verband. Im Schlafzimmer stand Mias Bett aus dem Dorm und es war mit ihrer Victoria Secret Bettwäsche bezogen. Neben der Tür stand ein großer Kleiderschrank, ebenfalls aus weißem Lack und das ganze Zimmer war mit einem flauschigen, beigen Teppich ausgelegt. Ebenfalls war Mias Kommode aus Deutschland hier aufgebaut, mit dem großen Spiegel zum Schminken und ihre Kommode aus Tibet stand im Wohnzimmer.
Fasziniert stand sie aus dem Rollstuhl auf und setzte sich auf’s Bett.
„Das hast du alles gemacht? Wann hattest du dafür Zeit?“
„Weißt du“, begann er und setzte sich zu ihr. „Meine Frau lag im Sterben und ich konnte den Gedanken nicht ertragen sie zu verlieren und so habe ich mir etwas gesucht, was mich Tag und Nacht ablenkt … und deine Mama hat etwas geholfen …“, gab er grinsend zu, doch Mia war jetzt schon am Weinen.
„Das ist …“
Sie fand gar keine Worte. Es war nicht die Wohnung, in der sie eine Familie gründen konnten, dafür war sie zu klein, doch es verschaffte ihnen Zeit und Privatsphäre. Gerne wäre sie dabei gewesen, als sich die anderen um ihre beiden Schlafzimmer im Dorm gekloppt haben.
„… noch nicht alles“, beendete Donghae ihren halb angefangenen Satz.
„Ich habe ein Grundstück gekauft, nicht weit weg von hier und da bauen wir uns ein Haus. Ich habe schon einen tollen Architekten, sobald es dir besser geht wird er dir zeigen, was er entworfen hat und du machst dann den Feinschliff – ich weiß doch, dass du das sicher selbst machen willst.“
Er grinste und zwinkerte ihr zu und Mia dachte sie höre nicht richtig.
„Ein Grundstück?“
Er nickte.
„Und wir bauen ein Haus?“
Wieder nickte er.
„Woher hast du so viel Geld?!“
Nun schaute er aber leicht verletzt.
„Liebes ….! Du weißt schon dass ich Sänger bin und Schauspieler und Model, ich habe vielleicht nicht das Vermögen von Michael Jackson, aber ich bin nicht arm! Abgesehen davon habe ich Beteiligung an ein paar Läden und ich habe immer Geld gespart. Für was gebe ich schon Geld aus? Ich habe bisher keine Miete gezahlt, musste nie Essen einkaufen, Klamotten bekomme ich geschenkt, ein Auto habe ich auch … glaube mir, ich hatte viel Zeit zum Sparen.“
Ja, okay, Unrecht hatte er nicht. Mia bekam halt ab und an mal Shopping-Anfälle, doch ansonsten brauchte sie wirklich vergleichsweise wenig Geld.
„Wir bauen ein Haus?“, fragte noch einmal und wieder nickte er.
„Juhuuuuuuuuuuu!“
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Die Deutsche erfuhr, dass SM wohl alle Aktivitäten bis nächste Woche gestoppt hatte, zumindest alle Öffentlichen, um allen die Möglichkeit zur Trauer zu geben. Wie würde es auch aussehen, wenn nach so einem Vorfall die Leute lachend in den Fernsehsendungen sitzen würden? Und Songs konnten sie auch keine aufnehmen, dazu waren sie einfach nicht fit genug. Alle waren betroffen, denn sie waren eine Familie und Jonghyuns Tod fühlte sich für jeden an, wie der Tod eines Bruders.
Als Mias Mama kam, ging Donghae hoch ins Dorm um den beiden etwas Zeit zu lassen.
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„Haben wir etwas zu trinken?“, fragte Donghae als er ins Dorm kam. Keiner traute sich wirklich raus, keiner wollte der Presse begegnen. Sie waren noch nicht bereit dazu ihre Gefühle der Öffentlichkeit auf einer silbernen Platte zu servieren. Sie wollten trauern, für sich, gemeinsam. Das führte natürlich dazu, dass sie alle Zuhause waren. Big Mike und andere Securitys bewachten die Häuser der SM Idols nun streng, nicht um sie einzusperren, sondern damit man sie mal in Ruhe ließ.
„Ich habe gerade eine Stunde mit Heechul telefoniert“, erzählte Leeteuk und setzte sich mit einer Flasche Soju zu Donghae an den Küchentisch.
„Wie geht es ihm?“
„Ich glaube er braucht das jetzt gar nicht – ich weiß, wenn wir könnten, hätten wir es uns auch anders ausgesucht, doch er ist in der Armee und er kann da nicht weg, nicht mal allein sein. Er versucht stark zu sein, doch ich glaube es geht ihm nicht gut.“
Donghae füllte sich ein Glas ein und nahm einen Schluck.
„Ich wünschte er wäre hier…“
Eine Weile saßen sie so da, Eunhyuk, Henry und Sungmin setzten sich zu ihnen.
„Wie geht es Mia?“, fragte Sungmin.
„Und mit euch beiden? Hast du ihr vergeben?“
„Ich war nicht wirklich sauer … doch, ich war wirklich sauer“, verbesserte er sich, als er kurz darüber nachdachte. „Aber ich war nicht sauer, weil ich sie nicht mehr liebe oder weil ich nicht mehr will, dass sie meine Frau ist, sondern weil ich Angst habe den Menschen zu verlieren, mit dem ich eigentlich vor hatte mein Leben zu verbringen.“
Die anderen nickten und schweigend tranken sie – bis auf Eunhyuk, der selbst jetzt noch nicht daran dachte seine Trauer mal für einen Abend zu ertränken.
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Mia und ihre Mama bestellten sich etwas zu essen, setzten sich auf den Balkon und redeten und redeten und redeten. Die Deutsche hatte ihre Mama vermisst und nun war sie hier, in Seoul und Mia wollte ihr alles zeigen, nur im Moment nicht. Diese Welt da draußen schien bedrohlich, voller Reporter und Fotografen. Wie sollte Mia vergessen was geschehen war? Vergessen dass sie Jonghyun verloren hatte?
„Du hast ihn gemocht, Jonghyun?“
„Ja, sehr“, gab sie seufzend zu.
„Mama, wieso passiert so was?“
„Ich weiß es nicht mein Schatz …“
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Gegen 0 Uhr fuhr ihre Mama wieder ins Hotel. Mia schrieb Donghae eine SMS, sie wollte ihn nicht von den Jungs weg reißen, sie wollte nur, dass er wusste, dass ihre Mama jetzt weg war. Keine zwei Minuten später stand er in der Tür.
„Du hättest auch bei den anderen noch bleiben können“, sagte sie lächelnd. Sie wusste wie wichtig die Jungs für ihn waren, gerade jetzt.
„Nein, ich will bei meiner Frau sein.“
Donghae nahm sie in die Arme und küsste ihre Stirn.
„Sag mal Schatz…“
„Hm?“
„Bist du betrunken?“
„Wie sind die Konsequenzen wenn ich ‚ja‘ sage?“