Gegen 6 Uhr wachte Mia auf und war – wie so oft in Korea – orientierungslos. Sie lag auf der Seite, ebenso Hae und ihr Gesicht war auf Höhe seines Halses, seine Arme fest um sie geschlungen und sein eines Bein war angewinkelt zwischen ihren.Also in dieser Position bin ich gestern definitiv nicht eingeschlafen, dachte sie sich verwundert und fragte sich wie das passieren konnte. Fakt war, dass wenn sie sich jetzt bewegte, würde er aufwachen und wenn noch niemand gekommen war, um sie zu wecken oder ihr Wecker noch nicht geklingelt hatte, war es noch nicht an der Zeit zum Aufstehen. Oder sollte sie lieber in ihr eigenes Bett gehen? Nein, es war noch dunkel, da konnten noch Monster sein, Dämonen oder sonst was! Also atmete sie tief ein, nahm Haes Geruch auf und schloss die Augen wieder. Wieso roch er so gut? Mia konnte nicht abstreiten dass ihr Herz etwas schneller schlug, aber wieso? Sie hatte Kyu und er hatte eine der drei Hexen aus Macbeth. Mia zog die Augenbrauen zusammen, welch passender Vergleich. Hae gab ihr einen Kuss auf die Stirn und zog sie noch näher zu sich.
„Lass uns noch ein wenig schlafen“, flüsterte er und Mias Herz schien auszusetzen. Vielleicht hatte sie ‚nur‘ Herzrhythmusstörungen und musste ins Krankenhaus? Wenn sie es überdramatisierte, würde sie sagen dass es schien, als wären sie genau da, wo sie sein wollten und sich dagegen wehrten in die Wirklichkeit zurück zu kehren. Nein, so durfte sie nicht denken, aber bevor sie wieder einschlief kullerten zwei einsame Tränen über ihr Gesicht.
Zwei Stunden später rief Star Wars dann zum Aufstehen. Die Jungs hatten noch nie ihren Wecker gehört und schauten sich verwundert um, woher die Melodie kam. Als sie erkannten woher es kam und was es war, fingen sie an zu lachen.
„Star Wars? Really?“, fragte Siwon lachend.
„Hey, nothing against Star Wars, you padawan!” Damit schaltete sie den Wecker dann aus und war froh dass sie schon saß, als Kyuhyun die Augen öffnete. Mia wollte nicht dass er sie so bei Donghae sah und irgendwie hatte sie ein schlechtes Gewissen, obwohl sie eigentlich nichts gemacht hatte. Mia bekam nur vom Nachdenken schon Kopfschmerzen und ging in ihr Zimmer, um ihre Sachen für’s Bad zu holen.
Sie waren die ersten die wach waren und Mia hörte schon wie sich die anderen beschweren würden: ‚Siehst du! Du schmeißt uns immer viel zu früh aus dem Bett! Alle schlafen noch, nur wir sind schon wach!‘ Sie grinste bei dem Gedanken und machte sich fertig. Auf dem Weg zurück ins Zimmer kamen ihr ihre Schützlinge entgegen.
„Mia, wieso sind wir die einzigen die schon aufstehen müssen?“, fing Donghae an.
„Ja, alle anderen können noch schlafen!“, machte Eunhyuk weiter.
„Wir fahren alle gleichzeitig los, wieso stehen wir nicht alle gleichzeitig auf?“, wollte Leeteuk wissen.
„Du bist viel zu streng“, bemerkte Donghae.
„Viel zu streng!“, unterstreichte Eunhyuk.
Mia hatte das ja schon kommen sehen und grinste sie nur wie ein Honigkuchenpferd an, was die jungen Männer nicht nachvollziehen konnten.
„Can I hug you?“, fragte sie und breitete ihre Arme aus. Das verstanden die anderen jetzt noch weniger, aber egal, beim Knuddeln waren sie immer dabei.
„Only if you don’t kiss me!“, scherzte Leeteuk und bekam dafür einen Schubser von Kyuhyun verpasst.
Nach und nach kam aber Bewegung in das Hanok und alle frühstückten. Allein das Verabschieden dauerte eine halbe Stunde – ist ja nicht so, als würden die nicht alle in der gleichen Stadt wohnen und sich ständig bei irgendwelchen Shows sehen. Irgendwann saßen sie dann doch im Bus und als hätte jemand den Sauerstoffgehalt in der Luft verringert, schliefen alle wieder ein. Mia saß vorne bei Big Mike und schüttelte nur den Kopf.
„You seem to have a lot of fun with them“, bemerkte Mike und schaute ebenfalls nach hinten.
“It’s so easy to fall for them. I’m feeling like a lion mother who would kill everything what tries to touch her kids.”
Bei dem Vergleich lachte Mike herzlich. Der Mann dachte sich aber auch, dass spätestens in elf Monaten das Drama anfangen würde, wenn Mias Visum ablief und sie SME verlassen musste. Nicht nur Mia würde sich sträuben, nein, die Jungs wahrscheinlich noch mehr und so wie er die Band mittlerweile kannte, wusste er, dass sie sich nicht mit Dingen abfinden konnten, die ihnen nicht in den Kram passten. In Gedanken vermerkte Mike sich schon mal, dass er nächstes Jahr, Anfang Januar sich 3 Wochen Urlaub nehmen würde.
„I hope you know that killing is also in korea a crime“, klärte Mike sie auf uns lachte noch immer. Mia verzog das Gesicht.
„Really? Damn it! All that funny stuff is forbidden!“
Mia ging dann doch mal nach hinten um zu gucken ob alles okay war. Kyuhyun war halb wach und zog sie sofort zu sich.
„You’re mine. I will not share you until we get back to Seoul.” Und daran gab es nichts zu rütteln. Er hatte sich auf der Rückbank breit gemacht und machte Mia Platz. Für ihn war es fast unerträglich sie so nahe bei sich zu haben, ohne das tun zu können, was er gerne würde. Und die nächsten Tage würde das nicht besser werden. Der Umzug, Mias Geburtstag, sein eigener, die Einweihungsparty und dann auch noch Kangin Abschiedsparty stellten sich als absolute Liebestöter heraus. Dann auch Kim, der Mia von einem Ort zum anderen hetzte. Er hatte ja ab und zu mal frei, wenn die anderen Auftritte hatten oder im Studio waren, aber irgendeiner hatte halt immer was zu tun und somit auch Mia. Natürlich hatte sie ‚mal‘ Zeit, ‚mal‘ eine Stunde oder ‚mal‘ wenn sie ein paar Stunden schliefen, aber so wollte er das nicht. Er wollte einen schönen Abend mit ihr verbringen und sie nicht im Halbschlaf verführen. Die nächsten zwei Wochen waren sie ziemlich dicht, es war zum Mäusemelken.
Direkt nach ihrer Ankunft in Seoul fuhr Mia mit Donghae, Siwon, Leeteuk und Sungmin weiter. Heute würde der Werbespot für die Valentinstags-Date-Versteigerung gedreht werden und alle wurden in Anzüge gesteckt und gestylt.
„Miaaaaaaaaa“, jammerte Donghae und verwundert schaute sie vom Laptop auf.
„I just can’t do this!“
Wieder mal stand er mit einer Krawatte vor dem Spiegel und verzweifelte daran. Lächelnd ging sie zu ihm und band die Krawatte.
„I will teach you to do this by yourself.“ Endlich konnte sie ihnen mal was beibringen.
„But I like it if you do it.“
Er schaute sie dabei so unschuldig an, dass es leicht war die versteckte Botschaft nicht zu erkennen. Zum Glück wurde die unangenehmer werdende Szene unterbrochen, als sie Aufnahmeleiterin die Jungs zu sich rief.
Wieder mal traf sie auf Yunho – und auf Jaejoong.
„You seems to be everywhere!“, stellte Yunho fest als er Mia begrüßte.
“Well … that’s my job.”
Mit halbem Auge schaute sie zu ihren Schützlingen vor der Kamera.
„How went the winter-games?“, wollte Yunho wissen und Mia fing an zu lachen.
„They are all alive – I’m satisfied.”
“I’m sure you are.” Es war das erste was Jaejoong zu ihr gesagt hatte und sie hob eine Augenbraue, schaute ihn skeptisch an. Sie wollte ja wirklich keinen Streit vom Zaun brechen, aber wenn dieser Typ noch ein paar Sprüche bringen würde, würde er mal erfahren, was es bedeutete von einem Cheerleader in den Allerwertesten getreten zu bekommen.
„Just ignore him.“ Yunho sah zwischen den beiden hin und her und versuchte mit einem charmanten Lächeln die Situation vor dem Kippen zu schützen.
„Ja, das ist das, was du immer machst, wenn du weißt dass ich Recht habe“, damit drehte sich Jaejoong um und ging davon. Mia schaute ihm skeptisch nach, überlegte ob sie ihm hinterher rennen sollte um ihm die Augen auszukratzen, beschloss dann aber dass er die Mühe nicht wert war.
„What’s his problem anyway?“, fragte sie verdattert. Sie hatte ihm nichts getan, wieso war er so grantig?
„That’s just … he doesn’t like strangers and he don’t trusts people easily.”
“He knows what we did”, stellte sie fest und Yunho nickte.
“He’s my band mate and my friend.”
“Don’t apologize, Kyu knows it too.”
“What?!” Yunho lachte und fuhr sich über das Gesicht.
„Well, we had an argument and somehow it slipped outta my mouth.“ Der Plan war es ja gewesen es ihm nicht zu sagen, vielleicht in dreißig Jahren, wenn die Kinder ausgezogen waren oder auf der Uni. Yunho schien mit der Info etwas überfordert.
„But he seems to get along with it quiet well, I mean, he didn’t attacked me.“
Mia erwiderte sein Grinsen.
„I think he’s trying to be a good boyfriend.“
Hm, wahrscheinlich oder seine Rache würde nur langsam und hinterlistig sein, aber das würde man ja noch sehen.
Die beiden wurden unterbrochen, als zwei Reporter nach einem Interview mit den Jungs fragten. Mia erkundigte sich nach den Fragen, die ihnen gestellt werden würden und stimmte dann zu. Nachdem der Spot gedreht war durften die Reporter ihre Fragen stellen. Mia stand bei ihnen und schaute dass die Fragen nicht plötzlich geändert wurden.
Danach setzte sie die Jungs in den Van und nahm sich selbst ein Taxi zu SME. Mit Kim besprach sie den Umzug Morgen. Manche von ihnen hatten Termine, aber die meisten waren da. Zwei Leute waren angagiert um die Möbel aufzubauen und beim Tragen zu helfen. Im Studio traf Mia auf Leeteuk und zog ihn kurz zur Seite. Es ging um Kyuhyuns Geburtstagsfeier. Immerhin wusste Mia wenig von Kyus ‚normalen‘ Freunden und bat Leeteuk ihr die Handynummern zu besorgen, wegen der Einladung. Der Bandleader war wirklich gespannt auf die Party und ließ sich deshalb gerne zum Mittäter machen.
Es war Sonntag und es hieß auf zu Inkigayo. Alle wurden irgendwie eingesammelt und zu dem Studio gefahren. Da trafen sie auf MBLAQ und SHINee und die Bands begrüßten sich, als hätten sie sich seid Jahren nicht gesehen. Mia stand nur neben dran und griff sich an den Kopf als Mir zu ihr kam und in die Backe petzte.
„Geb es zu, du hast uns vermisst.“
„Ja, total“, eriwderte sie, grinste dann aber. Diese ganze Musikszene war völlig gestört – Mia liebte es. Es kam ein Probedurchlauf und man erklärte was heute gemacht wurde. Mia nutzte die Zeit im Internet noch ein paar Partyvorbereitungen zu treffen.
Übermorgen war ihr eigener Geburtstag. Sie hatte überlegt eine kleine Party zu machen, Nari einzuladen und vielleicht Sandra, Heike, Sunmi und Kairi, doch der Plan der Jungs wurde heute geändert und irgendwie waren am Dienstag alle unterwegs. Mia wollte keinen großen Aufriß deswegen machen, es war nur ein Geburtstag und in ihrem Alter waren Geburtstage so wie so nicht mehr so toll. Sie würde sicher in den nächsten Tagen Zeit finden mal abends für sie zu kochen. Dafür verschwendete sie mehr Zeit mit Kyuhyuns Geburtstagsparty – die Partys von anderen Geburtstagen waren ihr deutlich lieber.
Sie überprüfte die Outfits der Jungs und schickte sie dann auf die Bühne, stellte Wasser bereit und wartete, bis sie wieder da waren. Es war schon fast zur Routine geworden.
Am Ende der Show kamen alle noch mal auf die Bühne und dann ging es nach Hause, was essen.
„Mia kommst du?“ Leeteuk schaute fragend zu der Assistentin.
„Fahrt schon mal vor, ich muss noch mal in den Supermarkt.“
„Wir können dich irgendwo absetzen“, schlug Siwon vor, aber Mia schüttelte den Kopf.
„Quatsch, ich nehm ein Taxi.“
„Hey Mia, darf ich mit?“ Sungmin drängelte sich an den anderen vorbei.
„Sure“, antwortete sie ihm lächelnd.
Und so ging sie mit Sungmin durch den Hinterausgang raus und sie suchten sich ein Taxi.
„What do you need?“
„Ehm … I want to get some food for tomorrow, so we have something to eat in the new apartment and I want to bake a cake, so I need some stuff.“
“Birthdaycake?”, fragte er mit großen Augen und Mia grinste. Sungmin war einfach süß und sie musste sich davon abhalten ihm nicht in die Backe zu beißen. Das Beste an der ganzen Sache war, das Mia ihre Lieblingsbackform dabei hatte. Ja, sie liebte es zu Backen und hatte ganz viele verrückte Backformen. Ihre Lieblingsbackform war eine Burg, man konnte sie toll dekorieren und obwohl sie klein aussah, wurden davon unheimlich viele Leute satt. Man konnte einen Burghof machen und die vier Türme dekorieren.
Sie ließen sich zu einem riesigen Supermarkt fahren. Normale Touristen wären mit so was meistens überfordert, aber Mia mochte es groß und unübersichtlich. Sungmin holte einen Wagen und gemeinsam kämpften sie sich zwei Stunden durch den Supermarkt. Mia hatte das Rezept dabei, aber sie kannte die meisten Übersetzungen nicht und musste ihr Sprachprogramm mitnutzen damit Sungmin wusste was sie suchte.
„Kyuhyun ist wirklich traurig dass ihr so wenig Zeit alleine habt“, meinte er irgendwann und Mia seufzte.
„Ich weiß, aber was soll ich machen? Ich kann an euren Terminen nichts ändern.“
„Er hat dich wirklich gerne und hat ein tolles Geburtstagsgeschenk für dich ….“ Sungmin ärgerte sie damit und grinste frech.
„Ich möchte keine Hinweise!“ Beleidigt drehte sie den Kopf weg.
„Kriegst auch keine!“ Damit streckte er ihr die Zunge raus und lief davon.
„Boah komm du nur her!“, rief sie ihm hinterher und rannte mit dem Wagen los. Zwei Stunden später hatten sie dann alles was sie brauchten – und halt Hundert Sachen zusätzlich. Mia würde den Kuchen pink machen und hatte Sungmins volle Unterstützung. Rund um den Supermarkt gab es einige Essensstände und sie holten sich für den Weg etwas.
Die Sachen brachten sie in die neue Wohnung und Mia stellte zwei Sachen fest:
1. Ihr Zimmer stand schon
2. Ein großes Päkchen stand auf ihrem Bett
Neugierig schaute sie sich das Päckchen an und fing dann herzlich an zu lachen. Es war voll und voll mit Schrift bedeckt, die solche Sachen beinhaltete wie „ACHTUNG! Geburtstagsgeschenke!“, „Wehe du öffnest es vor dem 01. Feb!“, „Wir haben dich lieb!“ und „Vorsichtig bissig!“. Sungmin schaute verwundert in das Zimmer und ließ sich von Mia die Sachen übersetzen.
„Oh your family is really sweet!“, sagte er und Mia standen schon die Tränen in den Augen. Mit so was erwischte man sie dann doch mal und plötzlich wurde ihr bewusst wie weit sie von Zuhause weg war und wie gerne sie ihre Mom jetzt geknuddelt hätte. Sungmin stand kurz davor mitzuheulen und nahm Mia in den Arm.
„Don’t cry, we are your family now. You have a mama and a papa and I’m your little brother!”
Diesmal lehnte sie sich rüber und biss ihn tatsächlich.
„You are really sweet!“, sagte sie lachend und wischte die Tränen weg.
Zurück in ihrem neuen Zuhause hatten sich die anderen schon gewundert wo sie so lange gesteckt haben, denn mittlerweile war es ziemlich spät geworden. Mia packte ihren Koffer – mehr hatte sie ja nicht zum packen – und half den Jungs danach den Rest in Kartons zu verstauen.