Donghae und Mia kuschelten bis spät in die Nacht. Zuerst auf der Couch und dann im Bett. Allerdings war die Deutsche noch etwas eingeschränkt durch die Blessuren des Unfalls und Donghae versuchte ihr nicht weh zu tun.
Als sie am Morgen aufwachte, blieb sie ganz ruhig liegen und schaute sich um. Sie war gerade das erste Mal in ihrer neuen Wohnung aufgewacht. Nicht ihre, Mias, Wohnung, sondern ihre, Mihaes, Wohnung. Es war ein tolles Gefühl – sofern sie dazu im Moment im Stande war.
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„Zeigst du mir unser Grundstück heute?“, fragte sie Donghae als sie in der Küche beim Frühstück saßen.
„Wenn du vom Arzt zurück bist und es dir gut geht … vielleicht.“
Sie zog ihr Schmollgesicht auf, auf das Donghae genau so wenig mehr reinfiel, wie Mia auf sein ‚Schau mal, ich bin so süß‘-Gesicht.
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Ihre Mom holte sie für den Arzt ab und sofort zankten sie sich.
„Mama! Ich kann Autofahren!“
„Ich glaub es geht los! Du hattest einen Unfall und bist weit davon weg gesund zu sein!“
„Ei, dann fahr halt du!“
„Hast du was am Sträußchen? Willst du den nächsten Unfall haben? Wie kann man hier überhaupt Auto fahren?!“
„Ich fahre.“
„Tust du nicht.“
„Tu ich doch.“
„Fräulein ….“
„Bin ich nicht mehr!“
Sie endeten im Taxi.
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Im Krankenhaus lief es gut. Sie bekam noch zwei Spritzen, doch sie hatte den Rollstuhl jetzt schon Zuhause gelassen und bewegte sich ganz gut auf diesen zwei Dingern, die man Beinen nannte. Sie war aber auch realistisch und gestand sich ein nicht so fit zu sein wie sonst und sie wusste, sie musste noch eine Weile auf sich Acht geben.
Nach dem Krankenhaus fuhren sie – mit einem Taxi – in Richtung SME und gingen in die Galleria West. Sie konnte ihrer Mutter nicht mit dem Coex oder der Karosugil kommen, mit diesen neuen, hippen Einkaufsvierteln, doch die Galleria West war vielversprechend und so gingen sie etwas shoppen.
Es war ungewohnt mal raus zu kommen und unter Leuten zu sein. Viele schauten sie an, auch wenn sie versuchten es nicht zu auffällig zu machen. Die Galleria West war ein Departmentstore im gehobenen Niveau, für hysterische Teenies war hier meistens kein Platz – einer der Gründe, wieso Mia hier her gekommen war. Einige erkannten sie wohl und es wurde viel getuschelt.
„Ist das normal?“, fragte ihre Mama und drehte sich zu zwei jungen Frauen um, die gerade an ihnen vorbei gelaufen waren, um ihnen einen finsteren Blick zu zu werfen.
„Ja.“
„Ist das nicht nervig?“
„Doch“, gab sie zu.
„Aber gegen manche Sachen kann man nichts machen.“
In Deutschland wurde auch getuschelt, wenn jemand bekanntes vorbei ging. Mia war Model, Tänzerin, Assistentin von Super Junior UND Donghaes Freundin (zumindest offiziell), eigentlich kannte sie jeder, der nicht Scheintod war … oh und sie war Ausländerin.
Ihr Mom achtete darauf, dass sie nicht zu viel machten und machte öfters Pause. Schließlich landeten sie im Benné Cafe zwischen der Galleria West und SM Entertainment und gönnten sich einen Kuchen und etwas zu trinken.
„Das ist schon eine ziemlich große Stadt.“
Mias Mama war zwar schon in Singapur gewesen, doch damals hatte sie einen Guide gehabt und hatte somit nur das ‚Touristen-Singapur‘ erlebt. Nun war sie mit ihrer Tochter unterwegs die in Seoul lebte und es war schon etwas anderes, denn Mia schien genau zu wissen, was sie tat.
„Ich find’s übersichtlich“, erwiderte Mia und erntete einen verständnislosen Blick.
„Nein wirklich! Wenn man sich etwas mit der Stadt beschäftigt hat findet man sich total gut zurecht.“
Schon letztes Jahr, als sie nur knapp zwei Wochen zum Urlaub hier gewesen war, hatte Mia wenige Probleme gehabt sich zu Recht zu finden. Außer am ersten Tag, da war sie etwas orientierungslos gewesen, doch das konnte man wohl verzeihen, wenn man das erste Mal in einer Millionen-Metropole war, alleine.
„Willst du mal meine Firma sehen?“
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„Das ist deine Firma?“
Mit skeptischem Blick stand ihre Mutter noch auf der anderen Straßenseite.
„Von drinnen ist es … netter … und nächstes Jahr wollen wir in ein schickeres Gebäude ziehen“, verteidigte sie das Häuschen, dass ziemlich verlassen neben den ganzen Designerläden aussah.
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Normalerweise, wenn man zu SME kam, war es immer laut. Man hörte Leute reden und manchmal singen, kleiner Gruppen saßen zusammen und quatschten oder in der Küche waren andere am Essen. Heute herrschte Totenstille. Die Telefone klingelten, doch kaum einer ging ran. Auch hier wollte man sich wohl vor der Öffentlichkeit ausgrenzen. Nur die Presseabteilung hatte jetzt wohl allerhand zu tun.
Sobald Mia ein Büro betrat sprangen alle auf, eilten zu ihr, um sie zu begrüßen und um ihr zu sagen, wie froh sie waren, dass es ihr gut ging. Es dauerte also nicht lange bis die ersten Tränen kullerten, was man in Korea ja eigentlich am besten nur hinter verschlossenen Türen machen sollte, aber das war Mia egal. Jedes Mal wenn sie jemand daran erinnerte, dass sie hätte sterben können, dachte sie daran dass ihr Freund gestorben war und das es nichts gegeben hatte, was sie hätte tun können.
Der Besuch wurde somit schnell zum Stressfaktor für die Deutsche und bald suchte sie Unterschlupf bei Kim. Er schickte jemanden los um ihrer Mama einen Kaffee zu machen. Sie saß neben Mia und hielt ihre Hand, während Mia noch damit kämpfte sich wieder zu beruhigen.
„Deswegen sollst du Zuhause belieben“, sagte der Manager mild.
„Ich mache das nicht um dich zu ärgern, aber du brauchst jetzt kein Stress, nicht nach dieser schweren OP. Wir alle brauchen Ruhe, müssen verarbeiten was passiert ist und schauen wie wir weiter machen.“
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Das Jonghyun tot war, war schrecklich, doch welche Auswirkungen hatte es auf SHINees Aktivitäten? In den kommenden Monaten würden sie sich zurückziehen, da hatte Mia keine Zweifel, doch danach? War die Wunde so groß, dass sie daran zerbrechen würden oder würden sie weiter machen?
Achte darauf, dass sie mehr lachen als weinen … , hörte sie Jonghyuns Stimme in ihrem Kopf. Die Worte waren ihr so vertraut, sie wusste nur nicht mehr wo er sie zu ihr gesagt hatte. Sie musste auf sie aufpassen, auf SHINee, auf sie alle, sie waren ihre kleinen Brüder.
„Aber du fährst jetzt erst mal nach Hause und ruhst dich aus …“, meinte Kim weiter, als es an der Tür klopfte. Donghae stand lächelnd in der Tür.
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„Wie hast du mich gefunden?“
„Du hast nicht etwa geglaubt du könntest her kommen, ohne dass mir jemand Bescheid sagt?“
„…. Nein.“
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Ihre Mom setzten sie am Hotel ab, wo sie eine Spa-Behandlung hatte. Mia glaubte, dass ihre Mom ihr etwas Freiraum geben wollte um ihr nicht die ganze Zeit auf der Pelle zu rücken, doch Mia bestand darauf, dass sie nach der Behandlung wieder zu ihr kam.
Und dann waren sie alleine im Auto.
„So, wo fahren wir hin?“, fragte die Deutsche, so unschuldig wie möglich.
„Du willst das Grundstück sehen?“ Es war ja nicht so, als kannte Donghae seine Frau nicht.
„Ich will das Grundstück sehen.“
„Okay, Gesundheits-Check: Hast du gegessen?“
„Jup.“
„Getrunken?“
„Total viel.“
„Musst du auf die Toilette?“
„Nicht so viel!“
„Der Arzt sagt alles ist okay?“
„Wie frisch geboren.“
„Liebst du mich noch?“
„Is the property that bad so you ask me that to be sure I’ll not run of screaming?“
„No.“
„Then I love you.“
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Immerhin vertraute sie Donghae soweit, dass er, wenn es immerhin um ihr neues Zuhause ging, er keinen Blödsinn machte – wobei natürlich die Gefahr bestand, dass er einen ausrangierten Freizeitpark gekauft hat und nun Neverland 2 plante. Na ja, auch das hätte Vorteile … das Gruselhaus wurde Mia exklusiv für Heechul zum Gästehaus umfunktionieren. Sie saß im Auto und gluckste vor sich hin, bei der Vorstellung. Donghae schaute fragend zu ihr rüber.
„Will ich es wissen?“
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„Was tust du da?“
Eunhyuk saß auf dem Boden im Wohnzimmer, bewaffnet mit einem Edding, umgeben von Zeitungen. Leeteuk stand vor seinem Kollegen und rätselte, was er da tat.
„Ich suche eine Wohnung.“
„Was?!“
Woher kam der Gedanke denn jetzt.
„Ich lasse mir das nicht länger bieten! Donghae und Mia haben jetzt schon die zweite Wohnung und jetzt bauen sie auch noch ein Haus! Ich will Donghae zeigen, dass ich auch selbstständig bin!“
Teukie zog die Augenbrauen zusammen, öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder. Sie alle brauchten Ablenkung und jeder musste schauen, wie diese aussah. Donghae hatte spontan eine Wohnung gemietet und eingerichtet und hatte Tourguide für Mias Mama gespielt.
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„Also, wo ist es?“, fragte Mia aufgeregt. Donghae hatte sie nach … wo waren sie eigentlich? War es schon Itaewon? Mia verstand manchmal nicht wo ein Viertel anfing und ein anderes aufhörte. Jedenfalls waren sie ungefähr auf halbem Wege zwischen ihrer alten Wohnung und dem Dorm. Donghae hatte sie auf das Deck eines Parkhauses gebracht und Mia schaute sich um. Sie konnte den Hangang sehen, davor standen kleiner Häuschen. Er hat gesagt er hat ein Grundstück gekauft, kein Haus, also konnten die es wohl nicht sein.
„Hier“, erwiderte er grinsen. Sie drehte sich um, um zu gucken wohin er guckte, doch er guckte zu ihr.
„Wo hier?“
„Hier, hier.“
Sie war verwirrt.
„You’re not talking about this parkinglot?“ Sie wollte auf Nummer sicher gehen.
„Doch.“
Mia schaute sich um.
„Okay, explain it, before I get a headache because of you buying a parking lot.“
Sie hatte an ein kleines Stück Land gedacht, mit etwas Garten, vielleicht einem Baum, aber ein Parkhaus?
„Also, dieses Parkhaus sollte eigentlich ganz anders werden. Wir sind jetzt praktisch im 7. Stock. Ursprünglich war geplant dass ab dem 7. Stock ein Hochhaus entsteht. Die Statik ist vollkommen darauf ausgelegt. Doch dann sprangen die Investoren ab und man beendete das Parkhaus zumindest, um es als solches zu nutzen. Dann ging aber das ganze Projekt pleite, weil es so ja gar nicht geplant war. Das Grundstück, inklusive Parkhaus ging an die Bank und die wollten es nun zwangsversteigern. Ich habe einen Freund bei der Bank, einen guten Freund und er hat es mir zu einem guten Preis angeboten, weil sie es endlich los werden wollten.“
„Du hast ein Parkhaus gekauft.“
„Schatz – big picture!“, er legte seine Hände auf ihre Schultern.
„Dieses Ding ist dafür ausgelegt ein zwanzigstöckiges Gebäude auszuhalten. Wir können hier ein Haus drauf bauen! Wir haben eine Grundfläche von über 500qm! Der Architekt sagt wir können sogar einen Pool drauf bauen! Und abgesehen davon, wir haben ein Parkhaus, das Leute nutzen! Wenn wir mit den Preisen etwas runter gehen und Wachpersonal einstellen – was wir ohnehin brauchen – dann können wir, wenn es normal läuft richtig gut Geld verdienen! Wir haben knapp 600 Parkplätze, wenn man nur davon ausgeht, dass wir jeden Tag 300 Autos haben – was nicht viel ist – die durchschnittlich 6.000 Won bezahlen, wären was 40.000.000 Won im Monat! Und das ist sogar unterhalb der jetzigen Durchschnittsbenutzung. Dazu kommen Dauerparker und es gibt Pläne für ein Einkaufszentrum, gleich hier um die Ecke. Wenn wir unsere Preise niedriger als deren halten, dann fahren die Leute hier her. Mit den laufenden Kosten für Personal, Versicherungen und Wartungsarbeiten und mit kalkulatorischen Kosten von dem Haus, ist das Ganze in 4-5 Jahren abbezahlt – spätestens. Wenn wir ein Café unten noch rein machen, dann noch schneller, weil die Fans uns die Bude einrennen werden.“
Donghae hatte Mia viel zu viele Zahlen um den Kopf geworfen, die sie so spontan gar nicht einordnen konnte, doch es hörte sich viel an und Donghae war total begeistert.
„Ein Pool?“, erst mal auf das Wichtige konzentrieren.
„Ein Pool“, bestätigte er.
„Ein Pool!“
Fröhlich lachend fiel sie ihm in die Arme und vergaß dabei, dass sie ja Chucky die Mörderpuppe war, mit überall Fäden und zuckte kurz zusammen. Donghae reagierte sofort und löste sich aus der Umarmung.
„Ich muss vorsichtiger mit dir umgehen.“
„Schon okay.“
Sie musste einfach nur besser daran denken.
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Donghae hatte an alles gedacht. Er hatte einen Pickknickkorb dabei mit Obst und Snacks und Getränken und einer Picknickdecke und so picknickten sie auf ihrem neuen Grundstück.
Mia war sich nicht sicher, ob sie damit einverstanden gewesen wäre, wenn sie denn in einem Zustand gelegen hätte, in dem sie ihre eigene Meinung hätte äußern können, doch wenn man darüber nachdachte war es eigentlich eine sehr gute Idee. Sie wusste nicht viel über Parkhäuser, wie viel Wartung sie benötigten, doch Donghae machte den Eindruck als hätte er sich gut informiert.
Sie war noch nicht mal 2 Wochen im Koma gewesen und so viel hatte sich verändert. Donghae erzählte von dem Architekten. Er war halb Japaner, halb Amerikaner und hatte viele innovative Ideen zum Bau in Tokyo – was bedeutete, dass man möglichst viel Raum in möglichst wenig Raum packen musste. In Tokyo war kein Platz, doch mit dem richtigen Lichtkonzept und funktionalem Design, konnte man auch auf engem Raum viel erreichen. Nun hatte der Architekt Platz, doch Funktionalität schadete nicht und beide waren sich einige, dass es ein modernes Haus sein sollte. Er erzählte wie für den Pool wohl das Dach zum Untergeschoss eingebrochen werden müsste und dass man somit im 6. Stock den Eingangsbereich machen könnte, wie eine Art Keller und dann würde man hoch in das eigentliche Haus gehen.
„Und ich will viele Zimmer! So viele, dass wir vielleicht gar nicht wissen, was wir damit anfangen sollen. Lieber zu viel, als zu wenig. Stell dir mal vor wir bauen zu klein und dann kriegen wir acht Kinder und dann ist kein Platz!“
Hohe Zahlen waren Mia ein Rätsel, doch alles unter Hundert bekam sie hin und ‚Acht‘ verstand sie sehr gut.
„Acht? Dann brauchst du noch eine Frau!“, beschwerte sie sich. Ja, eines Tages wollte sie Kinder haben, aber an Acht hatte sie da eigentlich nicht gedacht.
Das Gute an der Sache war, dass obwohl das Haus auf den 7. Stock gebaut wurde, es durch das Parkhaus wohl relativ einfach war die Materialien und Kräne und was auch immer man noch brauchte hoch zu schaffen. Wäre es ein normales Haus wäre das unmöglich gewesen und man hätte praktisch alles mit einem Kran von außen nach oben schaffen müssen, was zeitaufwendiger und teurer geworden wäre. Es passte zwar kein LKW in das Parkhaus, doch darauf konnte man sich nun einstellen und die Sachen würden mit kleineren Wagen kommen, denn ein Sprinter oder ähnlich große Fahrzeuge kamen problemlos hoch.
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Zuhause wartete schon ihre Mom, denn die würde sie mit auf das Rain Konzert schleppen – ging ja nicht an, dass wenn ihre Mom schon mal da war, sie nicht zu einem Konzert geschleift wurde. Allerdings wollte keiner der anderen mit und so fuhren sie zu dritt los. Es war alles gar nicht so einfach. Jihoons Konzert fand auf einer Brücke statt und die Zuschauer blockierten den kompletten Verkehr. Für Angestellte und Gäste gab es die Möglichkeit unten am Hangang, auf der Seite, auf der das Konzert stattfinden würde, zu parken und bis hinter die Bühne zu fahren. Anderenfalls hätte Donghae das auch gar nicht mit gemacht. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte Mia nämlich im Rollstuhl gesessen und da sie rumgebettelt hatte, dass es ihr gut ginge, hatte er zugestimmt, dass sie keinen Rollstuhl nahm, wenn sie denn nicht so weit laufen mussten.
Am Eingang zum abgesperrten Bereich erhielten sie ihre ‚VIP‘-Pässe und bekamen erklärt wo sie parken konnten.
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Zuerst fiel ihr Joon in die Arme und dann der Rest von MBLAQ.
„Ihr müsst … vorsichtig mit ihr … sein“, versuchte Donghae gegen die jubelnde und weinende Meute anzukommen, doch die Freude war zu groß. Sie alle vergossen Tränen für Jonghyun und sie alle freuten sich, dass zumindest Mia mit dem Leben davon gekommen war.
Viele Promis waren hinten im abgesperrten Bereich, mitunter auch Se7en, der Mia auch mit einer Umarmung begrüßte – ebenso seine Freundin, die Mia zwar nicht kannte, doch die wohl sehr mitfühlte. Mia erinnerte sich daran, dass sie mit Siwon ein Drama gedreht hatte. Irgendwie waren sie wirklich alle wie eine Familie.
„Mia, Jihoon möchte dich sehen in seiner Umkleide“, flüsterte Joon ihr zu und sie nickte.
„Bin gleich wieder da“, sagte sie zu ihrer Mutter und drückte ihre Hand. Die Jungs hatten die Frau schon unter ihre Fittiche genommen – kleine süße, blonde, deutsche Mami. Verloren gehen würde sie also nicht. Donghae beobachtete es zwar argwöhnisch, dass sie in Jihoons Trailer ging, hielt sie aber nicht auf.
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Der Sänger war schon voll gestylte, doch als er Mia sah nahm er sie in die Arme, vorsichtig, und drückte sie.
„Mia …“, murmelte er. „Ich bin sehr froh, dass es dir gut geht…“
„Danke …“
Sie erwiderte die Umarmung und schloss für einen Moment die Augen.
„Dieser Unfall war schrecklich. Es tut mir sehr leid um Jonghyun.“
„Mir auch“, und schon brach ihre Stimme und die Tränen kullerten. Gut das sie nicht auf die wahnsinnige Idee gekommen war sich zu schminken. Jihoon nahm sie wieder in den Arm und wiegte sie leicht hin und her.
„Ich wünschte, ich könnte sagen, dass alles wieder gut wird, aber ich denke, dass du weißt, dass immer ein Platz in deinem Herzen für ihn frei bleibt, egal wie viel Zeit vergeht. Doch ich verspreche dir, eines Tages wirst du dich mit einem Lächeln an ihn erinnern können, anstatt mit Tränen.“
„Sollte nicht ich dir gut zusprechen?“, stellte sie fest.
„Ich gehe nur in die Armee und bin bald wieder da. Ich freue mich, du musst mich nicht trösten.“
Die Deutsche lächelte. Das mit der Armee ist eine komische Sache, alle anderen weinen immer, nur die Personen, die es eigentlich betraf, stecken es ganz cool weg.
„Mia, ich weiß dass wir zwei wenig Kontakt hatten, ich weiß aber auch, dass ich immer erreichbar war, wenn etwas gewesen wäre. Du musst nun gut auf dich aufpassen, versprichst du mir das? Donghae passt ohnehin auf dich auf, aber auch er kann nicht immer da sein und ich will nicht gehässig klingen, aber deine Unfallrate ist ziemlich hoch. Du musst also gut auf dich aufpassen.“
Sie zog ein Schmollgesicht.
„It’s not like I do it on purpose!“
„I know, but still. Fans don’t like you, cars don’t like you, not even wardrobes like you so please be safe.“
Eigentlich bedeutete dass, das Mia sich in eine Gummizelle einliefern lassen würde und wahrscheinlich würde sie es sich doch noch schaffen das Bein zu brechen.
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Das Konzert war echt cool. Mia hatte keine Ahnung wie viele Leute dort tatsächlich standen, aber es waren einige Tausend – klar, ein kostenloses Konzert, da ging man erst mal hin. Es gab einen abgesperrten Bereich für die eingeladenen Gäste, also konnten sie ziemlich gut sehen und dabei sogar sitzen. Mias Mama wippte fröhlich mit bei den Liedern und brachte ihre Tochter öfters zum Grinsen.
Natürlich hatte Jihoon auch ein paar Abschiedsworte an seine Fans, doch er forderte die Zuschauer auch auf eine Schweigeminute für Jonghyun einzulegen und wieder war die Deutsche am Heulen. Sie hasste es eine Heulsuse zu sein. Heulen war anstrengend. Es machte müde und rote Augen und es ging oft Hand in Hand mit Kopfschmerzen. Sie merkte wie viele, die um sie herum saßen, ihren Rücken tätschelten und Joon reichte ihr etwas zu trinken. Es war nur Wasser. Wo war Jesus wenn man ihn brauchte? Der konnte immerhin aus Wasser Wein machen, was schon mal ein Anfang gewesen wäre.
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Nach dem Konzert lud Jihoon noch zu einer Feier ein, doch das war Mia dann zu viel und sie fuhren zurück nach Hause. Die Mama setzten sie im Hotel ab und auch Mia war schon ziemlich müde. Leeteuk, Eunhyuk, Siwon und Sungmin gesellten sich zu ihnen in die Wohnung. Irgendwie wollte niemand alleine sein und wenn sie nicht füreinander da waren, für wen dann?
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„Hey, wenn ihr so ein großes Haus baut, dann brauch ich mir ja gar keine Wohnung suchen!“, schlussfolgerte Eunhyuk aus Mias Erzählung und ihr Blick verfinsterte sich.
„Das ist kein neues Dorm!“
„Ist ja schon gut“, meckerte er zurück.
„Wenn Mia nicht da ist, darfst du bei uns übernachten“, flüsterte ihm Donghae zu und schon schmollte er etwas weniger.