Es war fast 1 Uhr, als Mia nach Hause kam. Ihre Mom war tot müde, auch wenn sie den halben Film verschlafen hatte und so brachten Mia und Kaylee die Mutti ins Hotel. Auf dem Weg zurück zum Dorm, setzten sich Mia und ihre Assistentin noch mal runter an das Hangang-Ufer.
„So, how do you feel?“
„I’m fine.“
Es war so einfach geworden das zu sagen. Sie hatte es geprobt, dass es ganz natürlich über ihre Lippen ging, doch die Amerikanerin konnte sie nicht täuschen.
„Okay, let’s just try this again. How do you feel?“
Mia schaute zu ihr rüber, ihren Kopf auf die angezogenen Knie gelegt.
„I feel like half of me is dead, while the other is alive. I am so happy that Donghae and I made up, that we’re finding back together and I will never leave him again. But there is this pain in my chest, reminding me that I miss my friend and all the time I’m asking myself if there was something I could have done … I know there was nothing I could have done, but just imagine us, driving away from the set just one minute later and all of this wouldn’t have happened. Just one phonecall to delay us for a minute or two and we probaly wouldn’t have run into that car and Jonghyun would still be alive and the world woulnd’t need to mourn his death, leaving a empty space in our hearts … it’s just not acceptable.“
„But you need to accept it. I know it’s hard and it hurts, but you can’t change the world, you can’t change what happened or couldn’t have happened if it didn’t happened. Image the shooter of JFK would have shoot some centimeters left or right and JFK would have lived. There are so, so many things that wouldn’t have happened if just some little coincident would have been different. The world would be different. Some people would might live, some other people would might be dead. If you wouldn’t have hit this car, some other car would have crashed into it and somebody else would might be dead, leaving other people behind to mourn them. Bad things happen, everyday in this world, to everybody. You have to accept that you can’t change the worlds course to look ahead.“
Es war schön jemanden zu haben, der einen genau so vollquatschen konnte wie sie selbst.
„Have I told you that I’m glad your back?“
„Not enough“, erwiderte sie Amerikanerin und lachte fröhlich.
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Mit etwas weniger mentalem Gewicht auf den Schultern, kam Mia nach Hause und fand das Klavier im Wohnzimmer. In ihrem Wohnzimmer.
„Not were I left you“, murmelte sie grübelnd, als Donghae seinen Kopf in die Tür zum Flur steckte.
„Wieso versteckst du das Klavier bei Heechul?“
„Weil ich dachte es wäre dort … sicher?“
Die Deutsche versuchte auf unschuldig zu machen … mit mäßigem Erfolg.
„Jaejoong hat es mir vor die Tür gestellt. Er hat einen Brief geschrieben und geschrieben, dass es ein Geschenk war von einem Freund und dass es nichts mit all dem zu tun hat, was geschehen ist.“
Riesig, jetzt musste sie sich noch für Jaejoongs Klavierumsiedlung rechtfertigen.
„Willst du es behalten?“
Er hörte sich noch nicht einmal böse an.
„Irgendwie … ja.“
Seufzend ließ er sich auf die Couch nieder und streckte die Arme aus, in welche Mia sich ohne zweite Einladung flüchtete.
„Thank you.“
„You’re welcome … aber nur weil ich mag, wenn du Klavier spielst.“
Sie hob den Kopf und betrachtete ihn. Auch wenn sie einander wieder gefunden hatten, so war doch zumindest körperlich eine gewisse Distanz zwischen ihnen. Vielleicht lag es nur daran, dass Mia verletzt war und er Rücksicht nehmen wollte, aber seit Wochen sehnte sie sich nach ihm, vermisste ihn. Langsam beugte sie sich zu ihm, bis sich ihre Lippen berührten. Es dauerte eine Sekunde, dann reagierte Donghae auf sie, dafür aber ziemlich stürmisch. Es war wie ein Brand, der mit einem Funken anfing und dann aufflammte. Seine Arme umschlossen sie, als wollte er sie nie wieder los lassen und seine Lippen wanderten ihren Hals entlang. Mia stellte sich recht ungeschickt bei dem Versuch an ihn auszuziehen, so steckte sein Kopf irgendwie in dem T-Shirt fest und sie beide fingen an zu lachen.
„Vorbei mit der erotischen Stimmung“, musste die Deutsche zugeben und Donghae befreite sich endlich aus dem Shirt.
„Nur kurzzeitig …“, erwiderte er neckisch. „Kannst du denn schon … willst du schon? Ich habe Angst dir weh zu tun.“ Sie nutzten diese Unterbrechung um die Fronten zu klären.
„Wenn du mir wehtust, wirst du es merken, ansonsten musst du vielleicht heute etwas mehr die Arbeit machen …“
„Ich werde es merken, weil du mir wehtust, wenn ich dir wehtue?“ Mia nickte nur, zumindest wusste er jetzt worauf er sich einließ.
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Es war fast 6 Uhr morgens. Donghae und Mia lagen glücklich-erschöpft im Bett und betrachteten den Sonnenaufgang. Mit ihm an ihrer Seite, konnte sie das sogar ertragen.
„Wie ich das vermisst habe …“, flüsterte Donghae und küsste ihre Stirn.
„Ich auch.“
Er roch so gut, am liebsten hätte sie mal in ihn rein gebissen.
„Wir müssen das jetzt wieder öfters machen“, beschloss er und brachte seine Frau zum Kichern.
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Langsam, ganz langsam, tasteten sich Super Junior wieder zurück ins Leben. Jenes Leben begann um 9 Uhr mit Fitnessstudio und endete heute Abend mit SuKiRa.
„Schaaaaatz … wenn ich ihnen sage, dass ich heute schon Training gemacht habe …“
„Nichts da, auf’s ins Studio…“
Sie schubste ihn praktisch aus der Tür raus, doch nur aus einem bestimmten Grund: weiterschlafen.
Das war dann spätestens um 11 Uhr beendet, als ihre Mama klingelte. Morgen früh würde sie wieder nach Hause fliegen, Mia wollte also noch so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen. Zuerst gingen sie frühstücken im Café um die Ecke bei SM, denn Mia wollte ihrer Mama die Rodeo Road etwas näher bringen.
„Das die ganzen Designer hier Häuser haben und keine Läden …“, wunderte sich ihre Mama, nachdem sie aus dem Versace-Haus gekommen.
„Ja, ist alles etwas größer hier.“
Ihr Deutschland könnten sich solche Läden gar nicht halten, hier schon, obwohl Designerwaren in Korea deutlich teurer waren als in Deutschland.
„Kommt ihr denn an Weihnachten mal zu uns?“
„Ich weiß nicht wie die Termine sind, doch rund um die Weihnachtszeit ist es immer stressig. Aber wahrscheinlich musst du eh noch mal her kommen?“
„Wieso?“
Mia strafte ihre Mama mit einem finsteren Blick.
„Hallo? Die richtige Antwort wäre ‚Ja natürlich, das mache ich gerne‘ gewesen!“
Nun stupste ihre Mama sie mit dem Ellenbogen.
„Natürlich besuche ich dich gerne, aber es hört sich so an, als gäbe es einen Grund.“
„Ich habe Donghae versprochen ihn so richtig zu heiraten … so mit Feier und Familie etc.“
„Oh, das ist großartig!“
„Ich weiß noch nicht“, meinte sie und verzog das Gesicht.
„Eigentlich bin ich kein Fan von großen Hochzeiten.“
Sie erinnerte sich noch an Hannas Hochzeit. Es war eine schöne Hochzeit, eine tolle Location, jeder hatte Spaß gehabt, das Programm war wirklich toll gewesen und doch hatte Mia immer wieder zur Braut geschaut und sich gedacht, dass sie mit ihr nicht gerne die Plätze tauschen würde. Eigentlich fand sie ihre kleine Hochzeit mit Donghae sehr schön. Wenn ein paar enge Freunde da gewesen wären, dann wäre es auch in Ordnung gewesen. Irgendwie hatte sie Angst vor einer großen Hochzeit. Sie wusste auch gar nicht wie das funktionieren sollte. Koreanische Hochzeiten waren riesig, man lud einfach jeden ein und sei es der Mathelehrer aus der Grundschule. So etwas könnten sie gar nicht machen, denn ihre Verbindung würde so oder so irgendwie geheim bleiben müssen. Kim würde sie töten, wenn aus dem öffentlichen Paar ein öffentliches Ehepaar werden würde.
„Ach so ein Blödsinn. Du liebst ihn doch und er dich und wenn ihr eine Hochzeit macht, dann richtig“, riss ihre Mama Mia aus den Gedanken.
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Nach dem Shoppingmarathon führte Mia ihre Mama in das Trainingscenter um M81 kennen zu lernen.
„Schau, das sind meine Bambis.“
Die Jungs kamen gerade von der Schule und wollten sich für’s Training umziehen gehen, als Mia in das Gebäude kam und fast nieder getrampelt wurde. Sie hatten ihre Managerin in den letzten Tagen kaum gesehen und nun war sie hier, auf zwei mehr oder minder gesunden Beinen und konnte somit geknuddelt werden.
„Schaut das ist meine Mama.“
Nun verbeugten sich alle brav und die Deutsche grinste vor sich hin, ja, ja, so schnell konnte das gehen mit der Erziehung.
„Ich mögen Mia sehr“, beeindruckte Sinchon mit seinen Deutschkenntnissen aus der Schule.
„Das Wetter hier gut. Ich komme aus Seoul. Ich bin noch nicht alt genug um Alkohol zu trinken. Wenn ich groß bin, werde ich Sänger.“
Da fing sogar Mias Mama das Quietschen an.
„Der ist ja süß, darf ich den mitnehmen?“
„Ich hab dir ein kleines, afrikanisches Baby als Ersatz für mich versprochen, mit dem da habe ich noch was vor.“
Und schon hatte Sinchon sie verloren.
„Was? Was?!“
„Schon okay.“
„Mia is a really bad manager“, flüsterten die Zwillinge.
„She’s never here, always gone.“
Die Deutsch packte die beiden am Ohr.
„I know someone whos about to be gone for a looooong time.“
„Just joking“, sagten sie mit gequälter Stimme.
„Jetzt lass sie schon los“, meckerte ihre Mama.
„Mama! Das nennt man Erziehung! Die beiden sind wie Gremmlins denen man nach Mitternacht was zu trinken gegeben hat!“
„Hat sie uns gerade Gremmlins genannt?!“, regte sich Jaeyoung auf und rubbelte sein Ohr.
„Vielleicht bedeutet Gremmlin auf Deutsche irgendwas … Nettes?“, schlug Jino vor und wurde von den beiden mit einem verständnislosen Blick gestraft.
„Oder auch … nicht.“
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Noch konnte Mia nicht mitmachen im Training und da machte sie sich auch nichts vor. Selbst nach einem Flicflac fühlte sie sich nicht. Also saßen sie und ihre Mama im Training dabei und anstatt selbst mitzutanzen, musste Mia eben die Jungs sitzend rumscheuchen.
„Sei nicht so streng zu ihnen … sie sind doch noch so jung…“
„Mama! Die wollen Stars werden. Und glaub mir, ich bin noch nett …“
Doch wie sollte ihre Mama das auch nachvollziehen können? Der Markt hier war ein ganz anderer. Als Idol hattest du kein Privatleben mehr und du musstest immer perfekt funktionieren. Idols waren die Schweizer Uhrwerke in Korea.
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Eine Weile blieben sie dort sitzen, bis Donghae sie abholte. Gemeinsam wollten sie zu Abend essen gehen und Mias Mama hatte sich Fleisch gewünscht, also gingen sie in ein Steakhouse. Leeteuk, Eunhyuk und Siwon kamen ebenfalls hinzu, um Mias Mama zu verabschieden.
„Ich hoffe deine Mama kommt bald wieder“, meinte Teukie.
„Na ja spätestens wenn …“, erwiderte Eunhyuk und beendete den Satz glücklicherweise nicht laut, sonst hätte er Mias Steakmesser im Bein gehabt.
„I think korean mom you can do“, sagte Eunhyuk zu der Mama.
„Thank you, I think korean mama is very good.“
Hervorragend, da hatten sich ja jetzt zwei gefunden, die sich im ihren Unverständnis total gut verstanden. Die Deutsche hatte das Gefühl, dass ihre Mutti die Jungs schon sehr mochte. Sie waren so, man musste sie irgendwie lieb haben, auch wenn sie einem die Nächte raubten, ständig Hunger hatten und Aufmerksamkeit brauchten. Diese Beschreibung passte auch auf Babys und vielleicht war das ja wie ein Baby-Praktikum und wenn es dann mal so weit war, war sie total gechillt. Außer die Geburt, die könnte auch mal jemand anderes übernehmen.
„Übrigens, ich habe für Morgen einen Termin mit dem Architekten ausgemacht. Er kommt um 10 Uhr zu uns nach Hause.“
„Super.“
So wirklich konnte die Assistentin das alles noch nicht visualisieren, doch Donghae war so überzeugt davon, dass sie ihm da blind vertraute. Und man durfte den Pool nicht vergessen. Pools waren super.
„Und ich will eine Rutsche im Haus!“
Hae setzte sein siegessicheres Grinsen auf.
„Excuse me?“
„Eine Rutsche.“
„Am Pool?“
„Nein, im Hause.“
Mia hob die Augenbrauen.
„Ich finde das super“, natürlich stellte sich Eunhyuk auf Donghaes Seite.
„Wahrscheinlich habt ihr zwei das zusammen überlegt.“
Nun tauschten die beiden einen Blick aus, blickten zurück zu Mia und schüttelten – so unschuldig wie möglich – die Köpfe. Wer’s glaubt …
Eine Rutsche … jetzt also doch wieder Neverland.
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Sie blieben recht lange sitzen. An für sich hatte Mia nichts geplant, sie wollte nur Zeit mit ihrer Mama verbringen. Schließlich war es Zeit für SuKiRa und gemeinsam fuhren sie zu KBS. Mia und ihre Mama gingen nicht zu Händel & Gretel – ihr Mutter sollte schon wenn das volle Kpop-Programm mitbekommen. Es war noch gut eine halbe Stunde hin, bis zur Show und der Laden war brechend voll. Was auch sonst. Das Ding war einfach echt eine Goldgrube. Natürlich wurde sie von den Fans erkannt. Es war das erste Mal, dass sie sich unter Fans traute und es war ein Eichhörnchen-Moment.
Was war ein Eichhörnchen-Moment?
Es war vor ungefähr zwei Jahren, es war ebenfalls Herbst. Mia verließ morgens für die Arbeit die Wohnung. Sie lief aus der Haustür raus, ging nach rechts und wollte gerade rechts in den Hof abbiegen, als sie links, hinter einem Auto ein Eichhörnchen sah. Es stand da, mit einer riesigen Walnuss in den Händchen und die beiden starrten sich einige lange Sekunden an, als würden sie überlegen, ob sie in Panik verfallen sollten oder nicht. Jedenfalls starrten sie sich so an und Mia hatte fast schon geglaubt, dass sie ein kosmisches Übereinverständnis hatten, als das Eichhörnchen sich dann doch zu Tode erschreckte, die Nuss wegwarf und in Richtung Garten, hinter dem Hof rannte. Mia, voller Mitleid mit dem armen Eichhörnchen, was ja gerade auf Proviantsuche für den Winter war, hob die Nuss auf und rannte dem Eichhörnchen hinterher. Natürlich blieb es nicht stehen und rannte auf den Kastanienbaum – wir erinnern uns: Harald.
Mia legte dann die Nuss vor dem Baum, in der Hoffnung, dass Eichhörnchen würde sie sich später wieder holen.
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Auf alle Fälle war die Situation bei Händel & Gretel ähnlich. Mia ging durch die Tür, alle drehten den Kopf zu ihr, alle schwiegen und glotzten sie an. Und sie glotzte zurück.
„Mia!“
Es war Yesungs Mutti, die das Schweigen brach und hinter dem Tresen hervor kam um sie zu drücken und dann Mia und ihre Mama hinter den Tresen führte, wo sie hoffentlich ihre Ruhe hatten. Dann setzte ein leises Flüstern ein. Mia hatte noch überall Pflaster, mitunter eins quer über die Wange. Erst Morgen würden die Fäden gezogen werden und man sah ihr an, dass sie noch nicht wieder richtig fit war. Sie war wenig geschminkt, recht locker angezogen, wobei man das noch als stylish bezeichnen konnte. Dann waren doch zwei Koreanerinnen mutig und gingen auf Mia zu.
„Mia-Unni?“
Die Deutsche drehte sich zu den beiden.
„Es tut uns sehr leid was passiert ist und sind sehr traurig, aber wir freuen uns zu sehen, dass es dir wieder besser geht.“
„Danke.“
Und da war es auch schon vorbei und Mia versuchte zwar noch die Tränen weg zu blinzeln – ohne Erfolg. Das Ende vom Lied war, dass ALLE weinten, inklusive ihrer Mama und Yesungs Mama. Großartig, erster Versuch zurück in die Öffentlichkeit unter dem Motto ‚Mir geht es gut‘ war wohl ein epic fail.
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Mias Mama war ziemlich begeistert von SuKiRa, auch wenn sie kein Wort verstand. Es war eine sehr ruhige Sendung. Leeteuk und Eunhyuk jokten eigentlich viel, machten Späße und sangen, doch auch hier spürte man heute noch eindeutig die Trauer, auch wenn sie sich tapfer gaben. Die Fans draußen hatten Schilder mit ‚Hwaiting Oppa‘ und ‚We cry with you‘ und alle, auch die Angestellten, hatten einen ziemlich dicken Kloß im Hals.