Kurz vor 1 Uhr kamen Leeteuk und Eunhyuk nach Hause und wurden von Donghae abgefangen.
„Eunhyuk, werde jetzt nicht sauer, aber eine Frau liegt in deinem Bett.“
„Eine Frau?“
„Was heißt sauer? Eunhyuk, nutze die Gelegenheit, wer weiß wann DAS noch mal passiert“, kam es von Heechul aus dem Wohnzimmer.
„Jetzt mal ehrlich, wer hat den eigentlich vermisst?“ Mit zusammen gezogenen Augenbrauen schaute er zu Heechul.
„Ich!“, kam es von Kyuhyun.
„War ja klar.“
„Ich irgendwie auch“, gab Donghae zu und erntete einen verständnislosen Blick von seinem besten Freund.
„Was denn? Ich bin auch mit ihm befreundet!“
„Was für eine Frau denn?“, schob Leeteuk ein.
„Mia.“
„Ach sooooo“, kam es von Eunhyuk und Leeteuk gleichzeitig.
„Sag das nicht so als wäre sie keine Frau! Es gab Zeiten, da wolltest du sie heiraten!“, beschwerte sich Donghae.
„Ja – und dann hast du sie mir ausgespannt!“
Donghae fiel der Kiefer runter, doch Eunhyuk stapfte nach oben in sein Zimmer und ihm war es egal ob Mia dort eingeschlafen war.
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Am nächsten Morgen, gegen 8 Uhr, stand Donghae wieder auf der Matte im Dorm und klopfte an Eunhyuks Tür.
„Hyung … bekomme ich meine Frau wieder?“, fragte er hoffnungsvoll, bekam jedoch keine Antwort. Also öffnete er die Tür und streckte den Kopf rein. Nur Eunhyuk, keine Mia.
„Wo ist sie?“
Müde schlug Eunhyuk die Augen auf und deutete mit dem Arm zum Nebenzimmer.
„Leeteuk …“
Also schlich er ein Zimmer weiter und öffnete lautlos die Tür.
Nun wo Leeteuk mehr Platz hatte, hatte er sich ein großes Bett geholt. Mia und Teukie lagen im Bett und zwischen ihnen lag ein riesiger, blauer Teddybär, den sie beide umarmten. Vorher wäre für so etwas gar nicht genug Platz im Bett gewesen. Bevor er sich seine Frau zurück klaute, musste er das erst einmal fotografieren.
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Es war ein verregneter Tag in Seoul. Zu den heißen Sommertagen, die sie ertragen hatte, war es eine willkommene Abwechslung. Es war bereits Mitte Oktober, unfassbar, dass Mia bereits zehn Monate nun schon hier war. Sie wäre fast gut ein Dutzend Mal gestorben und sie wollte immer noch nicht weg – irgendwas muss wohl an dieser Stadt sein … oder an dem Essen … wer weiß, vielleicht bekam sie etwas ins Essen geschmuggelt.
An diesem Morgen ging sie zur Arbeit, sie nahm sogar die U-Bahn. Sie wollte wieder Teil dieses Ganzen sein und sich nicht hinter getönten Scheiben verstecken. Der Regen war ihr egal, es war dennoch nicht kalt und mit einem typischen Herbst-Outfit, machte sie sich auf zur Arbeit.
Mia nahm nicht die Hauptstraße, sondern lief eine Straße parallel dazu, um nicht zu vielen Menschen zu begegnen. Es war ein weiter Weg von der U-Bahn-Station bis zu SME und somit war sie leichte Beute.
Einige aus dem Entertainment taten das, eine Seitenstraße entlang gehen. So wohl auch Jaejoong. Sie hatte die halbe Strecke ungefähr schon hinter sich, da entdeckte sie den Sänger unter dem Dach eines geschlossenen Restaurants stehen – schirmlos. Mia stellte sich neben ihn, Jaejoong schaute nach unten und bemerkte sie gar nicht.
„Under my umbrella ella ella eh eh …“, sang sie fröhlich und grinste.
„Geh einfach weiter, okay?“
„What’s with your attitude? I’ll not leave you here … like a prey, waiting to be eaten by crazy fans.“
Bei DBSK waren die Ausmaße der Gestörtheit von Fans ja noch größer, als bei Super Junior.
„Vielleicht ist es das, was ich verdient habe, nachdem was ich dir angetan habe … Donghae angetan habe … unserer Freundschaft angetan habe …“
„Jetzt reiß dich mal zusammen.“
Mia zog ihm am Arm zu sich, unter den Schirm und begann zu laufen. Er war ja jetzt schon klitschnass, so konnte sie ihn hier nicht zurücklassen.
„Du musst das nicht machen. Wenn Donghae das herausfindet, wird er nur sauer…“
Mia blieb stehen und schaute ihn an.
„Just because we can’t be friends doesn’t mean we aren’t.“
Seufzend bot Jaejoong ihr seinen Arm ein um sich einzuhaken und gemeinsam gingen sie zu SME.
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„Oh Mia, gut das du da bist!“
Kim streckte seinen Kopf aus der Tür zu seinem Büro und winkte sie eilig zu sich.
„Riesige Neuigkeiten!“
Na ob das immer so etwas Gutes war? Mia setzte sich brav auf ihre vier … ehm, drei Buchstaben und schaute den Manager erwartungsvoll an.
„Du weißt doch, dass Big Bang Werbung für North Face macht. Die große Kampagne für Weihnachten steht bevor und das weibliche Model hat sich das Bein gebrochen!“
Kims Worte und seine Art passten nicht zusammen. Da erzählte er von einem schrecklichen Unfall und tanzte dabei wie Pororo! Irgendwie wusste Mia auf was das hinaus laufen würde.
„So, nun musste sie kurzfristig einen Ersatz suchen und rate mal wer das sein wird!“
„Ich?“, fragte sie vorsichtig.
„Du!“, freute sich der Manager und lachte fröhlich.
„In zwei Wochen ist der Dreh, ihr fahrt drei Tage hoch in die Berge in eine Skihalle und …“
„Halt. Skihalle?“
„Ja … Skifahren … Snowboardfahren … das kannst du doch sicher.“
Mia hatte vor einem Jahrzehnt das letzte Mal aus Ski gestanden!
„Alles klar, schon verstanden, der Autounfall hat mich nicht umgebracht, jetzt hilfst du selbst nach!“
Früher musste sie nur Angst haben gekündigt zu werden, nun musste sie ständig um ihr Leben bangen! Tadelnd schaute der Manager sie an.
„Ich glaube nicht, dass du wirklich Skifahren musst … du musst nur so aussehen, als würdest du es tun. Das kannst du doch – ich meine du tust sonst auch immer so, als würdest du Super Junior assistieren, dabei bist du diejenige, die sie zu dem meisten Blödsinn anstiftet“, konterte Kim und Mia blieb die Spucke weg.
„Wow … seit wann bist DU so schlagfertig?“
„Ich … ich habe gestern Abend noch mit Heechul telefoniert … das hat immer so eine berauschende Wirkung auf mich …“, gab der Mann verlegen zu, denn eigentlich war Schlagfertigkeit nicht seine Art.
„Und noch was, ich habe einen Werbevertrag für dich an Land gezogen von so einem neuen, elektronischen Fitnessstudio.“
„Elektronisches Fitnessstudio?“
„Was weiß ich, irgendwie bekommt man einen Anzug an und dann macht es bsssssssst.“
Der Manager ahmte einen Elektroschock nach, was Mia bezüglich seiner Mordpläne immer noch nicht überzeugte, dass er nicht nach ihrem Leben eiferte. Er sah ihren Blick und reagierte schnell.
„Nein, nicht SO! Man hat irgendwie einen Anzug an, mit Elektroden oder so was und man bekommt elektronische Impulse, die die Muskeln stimulieren … oder so. Es ist zigmal effektiver als Fitnessstudio und man muss nur einmal die Woche für 20 Minuten dort hin! Jedenfalls wollen sie dich, für Plakate, Werbesport und Promotions.“
„Aber nicht weil ich zu dick bin?“
Am Ende würde sie zu einem wissenschaftlichen Projekt werden, um zu sehen wie effektiv das wirklich ist.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst? Wir haben einen Emailverteiler eingerichtet, für den Tag, an dem wir ein Gramm Fett an deinem Körper finden! Nein! Natürlich nicht weil du zu dick bist! Sondern weil du eine junge, trainierte, gutaussehende Frau bist, die ihre Figur halten kann, obwohl sie mitten im Leben steht. Und ich habe dir eine zweijährige Mitgliedschaft raus geschlagen.“
„Irgendwie hat Heechul keinen guten Einfluss auf dich.“
„Habe ich das früher nicht zu dir gesagt?“
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Nach diesem doch sehr merkwürdigen Gespräch, ging Mia in ihr Büro. Die Jungs waren Großteils im Fitnessstudio, Sungmin nahm eine Radiosendung auf und Shindong turnte bei SBS rum. Heute war auch Sinchos 17. Geburtstag. Mia und Haedong hatten eine Torte vorbestellt, die Mia noch abholen musste und bevor die Bambis zum Training gingen, würden die beiden sie abfangen und eine kleine Geburtsfeier für den Maknae abhalten. 17. Pfff … sie wäre auch gerne noch mal 17. Wobei sie nicht mit dem Schedule der Bambis tauschen wollte.
Als sie 17 war … okay, so unstressig war ihr Leben damals auch nicht gewesen … Vor ein paar Jahren hatte sie eines ihrer Tagebücher aus dieser Zeit gefunden. Sie hatte gerade mit dem Cheerleading angefangen, war in der Oberstufe gewesen, hatte in der Pizzeria und im Club gearbeitet und hatte unheimlich viele Kerle am Hals gehabt. Mit 17 hatte sie ihre erste große Liebe verloren. Mit 17 hatte sie Dennis kennen gelernt. Wer hätte damals schon gedacht dass er neun Jahre später immer noch in ihrem Kopf rum schwirrte – oder sie in seinem, wie man es eben nahm. Kurz danach hatte sie Marcel, Kosta und die anderen kennen gelernt und eine der schönsten Zeiten ihres Lebens begann – über ihre schulischen Leistungen zu diesem Zeitpunkt wollen wir nicht reden, doch sie konnte zurück blicken und sagen ‚Ich habe mein Leben ausgekostet‘ und seien wir ehrlich, eine bessere Note in Mathe hätte sie jetzt auch nicht an einen besseren Ort gebracht. Natürlich machte man in diesem Alter Fehler. Mia hatte nur ‚allgemeines Fachabitur‘, weil sie das Abi nicht geschafft hatte. Sie hatte ein Jahr Praktikum gemacht und hatte dann ihr Fachabi bekommen. Später hatte sie sich öfters gefragt, was aus ihr geworden wäre, wenn sie gute Noten gehabt hätte, doch alles, was sie gerne studiert hätte, hatte einen NC, der selbst bei guten Noten ein Hindernis geworden wäre.
Manchmal glaubte sie auch, dass sie nicht zum Studieren geschaffen war. Eigentlich arbeitete sie gerne und sammelte lieber praktische Erfahrungen als theoretische. In der Berufsschule hatte sie sich auf diese konzentriert und hatte am Ende der Ausbildung einen Notendurchschnitt von 1,4 gehabt. Mia war nicht doof, ihre Oberstufe war einfach nur ätzend gewesen und sie hatte damals nicht langfristig genug gedacht, um zu begreifen, dass man Schule für sich macht und nicht für die anderen. Doch damals, wie heute, war sie kein Mensch der auf den Mund gefallen war und wenn sie das Gefühl hatte ungerecht behandelt zu werden oder der Meinung war, das ein Lehrer psychisch nicht in der Position sein sollte, mit anderen Lebewesen in Kontakt zu treten, dann konnte sie nicht ruhig sein.
Sie hatte eine Hexe im Englisch LK und mit Hexe, meinte sie Hexe. Diese Frau hätte es verdient auf dem Scheiterhaufen zu landen. Mia hätte daneben gestanden, ein Video davon gemacht und es auf Youtube hochgeladen. Sie hatte immer schlechte Noten auf Hausarbeiten bekommen, so wie andere auch. Dann hatten die Schüler mal untereinander getauscht und siehe da, die Lieblinge hatten, mit den Hausarbeiten der schwarzen Schafe, immer noch gute Noten. Als man sie damit dann konfrontierte, galt es als Betrug und die Hausarbeit wurde nicht gewertet. Oder sie hatte einen Mathelehrer, der immer in einem lila Samtanzug zum Unterricht gekommen war und der, mit der Klasse gemeinsam, über die Endnoten meditiert hatte. Im Kunst LK hatte sie einen Lehrer, der nicht zeichnen konnte. Er war Fotograf. Jedes Mal wenn er ihnen etwas an der Tafel erklärte, wie man etwas zeichnete, kam sie sich vor wie bei Scharade und die ganze Klasse riet fröhlich vor sich hin. Ehrlich, wie sollte ein Lehrer, der selbst nicht im Stande war zu malen und zu zeichnen (und somit in Mias Augen als Kunstlehrer hoffnungslos versagt hatte), Zeichnungen benötigen? Mal abgesehen davon stand er auf kleine, unterentwickelte Mädels die ihm gegenüber saßen, Miniröcke an hatten und ihre Beine nicht überschlugen. Einmal sah Mia wie er ihre Blöcke bewertete, in denen er mit dem Daumen einmal durchratterte und dann eine Note aufschrieb. Er schaute sich die Zeichnungen noch nicht einmal an! Und dann wunderte er sich, dass er nicht näher als 2 Meter an Mias Gemälde ran durfte!
Der einzige Lehrer, den sie wirklich respektiert hatte, war ihr Geschichtslehrer gewesen und dort hatte sie auch immer 13 Punkte gehabt. Mia konnte nicht heucheln. Sie bereute nicht was sie damals getan hatte, dass sie den Unterricht geschwänzt hatte, um diese Idiotie zu boykottieren, doch letztendlich hatte sie dadurch nichts erreicht außer, dass sie schlechte Noten bekommen hatte. Vielleicht hätte sie mehr tun müssen, sich mehr einsetzen müssen, vielleicht hätte sie die Schule wechseln sollen. Was hätte es geändert?
Sie war gelernte Reiseverkehrskauffrau. Hatte Jahre bei einem Reiseveranstalter gearbeitet. Egal wo Mia gearbeitet hatte, sie wurde immer für ihre Arbeit gelobt. Sie war gut im Arbeiten und nun? Sie lebte in Seoul, war verheiratet mit dem tollsten Mann aller Zeiten, hatte super Freunde, baute ein Haus und würde bald Werbung als Brathähnchen unter Hochspannung machen – wovon könnte sie schon träumen?
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Übermorgen würde es nach New York gehen, deshalb gab es einiges in der Firma noch zu tun. Sie hatten eine ganze Maschine gechartert, für die Künstler und die Crew und ein Großteil des Equipments. Es würde ein Höllenflug von 14 Stunden werden und Mia taten jetzt schon die Glieder weh. Zumindest landeten sie nirgendwo zwischen und theoretisch würde ihnen nur eine Stunde verloren gehen, denn sie starten um 10 Uhr, Ortszeit Seoul und landeten um 11 Uhr, Ortszeit New York, am gleichen Tag. Erdrotation war schon eine lustige Sache.
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„Lunchtime!“
Die Deutsche erschreckte sich zu Tode, als ihr Mann in das Büro platzte und sie mitten aus der Konzentration riss.
„Why is everybody trying to kill me today?!“
„Everybody?“
„Long story.“
Sie stand auf und drückte ihn an sich.
„Schön dass du da bist…“
„Das hat sich eben noch anders angehört…“, schmollte er und bekam einen Klaps auf den Hinterkopf.
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„Was? Nein! Niemals!“
„Du schuldest mir Chuseok!“
„Aber Morgen schon?“
Auch der Dackelblick half nicht bei Donghae. Seine Mutter würde Morgen aus Mokpo kommen und Donghae hatte für morgen Abend einen Raum in einem koreanischen Restaurant gemietet um Chuseok nach zu holen, was auch bedeutete: Hanbok.
„Können wir uns nicht auf neutralem Boden bewegen, mit Teukies Mama oder Yesungs Mama ODER Teukies und Yesungs Mama?“
„Wir treffen uns auf neutralem Boden, sie kommt Morgen Vormittag ins Dorm.“
Na toll. Zum Glück hatten sie kein Gästezimmer. Noch nicht.
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Nach dem Mittagessen holte Mia den Kuchen ab und ging dann mit Haedong zu dem Trainingscenter. Mia wollte es natürlich etwas feierlicher haben und schmückte den einen Aufenthaltsraum mit Ballons und Girlanden. Der Kuchen wurde mit Kerzen ausgestattet, der Tisch wurde gedeckt und ein paar Minuten später, hörten die beiden schon die Stimmen der Bambis.
„In Position“, orderte Mia und wie zwei Deppen, stellten sich die beiden mit ausgestreckten Armen vor den Tisch. Die Tür ging auf – die Slow-Motion begann. Verdutzt schauten die Bambis zu ihren beiden Managern und überlegten was das sollte. Die beiden Manager hingegen fanden einfach Shincho nicht!
„Was soll das?“, kam es von Mia und Tyler gleichzeitig, was dazu führte, dass sie wieder stutzten.
„Birthdayparty for Shincho“, erklärte Mia und die Bambis stöhnten genervt.
„Ihr seid wirklich tolle Manager“, warf ihnen Jaeyoung vor und hilfesuchend wand sich Mia an Haedong, der aber genauso irritiert wirkte wie sie.
„Aber wirklich!“, pflichtete der Zwillingsbruder bei.
„Habt ihr euch nicht mal seinen Schedule angeschaut?“
„Haedong, du hast ihm selbst für heute frei gegeben!“, kam es anschließend von Dongmin und Mia drehte sich in Zeitlupe zu dem Mann. Dem fiel wohl gerade auch auf, dass er sich daran eigentlich hätte erinnern müssen und lächelte verlegen.
„Ehm … ja … weißt du … in meinem Kopf sind so viele …“
Er konnte seinen Satz nicht beenden, denn Mia griff in den Kuchen und drückte Haedong eine Hand voll davon ins Gesicht. Den Bambis blieben die Münder offen stehen. Der Manager blinzelte, durch den Kuchen durch und dann begann die Kuchenschlacht.
Zehn Minuten später waren so ziemlich alle mit Kuchen bedeckt. Erschöpft saßen sie auf dem Boden und versuchten sich das süße Sahnezeug aus Augen und Ohren zu puhlen. Mia biss dabei Tyler ins Ohrläppchen und Dongmin schoss ein Foto davon.
„Oh man … echt toll… zu viel in deinem Kopf… sei mal die Assistentin von Super Junior“, schmollte Mia, die für Shincho gerne eine Überraschungsparty geschmissen hätte.
„Hahaha … ich habe ein Video gemacht und es Shincho geschickt mit der Überschrift ‚Dein Geburtstagskuchen‘ und nun kam ein weinender Smilie zurück!“, amüsierte sich Jaesun und selbst Mia musste kichern.
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Sahnekuchen … mit gutem, deutschem Sandkuchen wäre das alles nicht so gekommen. Mia stand ewig unter der Dusche, bis sie das Gefühl hatte, nicht mehr zu kleben. Haedong und die Bambis hatten sich dazu bereit erklärt die Sauerei aufzuräumen.
Mit immer noch nassen Haaren, erreichte Mia das SME Hauptgebäude und lief just Yun in die Arme.
„Ah Mia, gut das du da bist!“, lächelte er sie an.
„Oh oh.“
Irgendwas würde kommen, da war sie sich sicher. Alle Zeichen deuteten darauf.
„Also Mia“, er legte den Arm um ihre Schultern und führte sie den Flur entlang. „Du bist doch eine junge, motivierte, modebewusste Frau, oder?“
„Mal mehr, mal weniger.“
Im Moment wollte sie nämlich nichts davon sein, wenn sie ehrlich zu sich war.
„Also folgendes. Unsere Shirt-Stylistin, die für SM Town die Shirts fertig machen wollte, ist so krank, dass wir sie nach Hause geschickt haben, bevor sie noch irgendjemanden ansteckt. Nun müssen aber noch die Shirts fertig gemacht werden und das am besten bevor wir nach New York fliegen. Bitte Mia, du kannst das auch Zuhause machen, aber die Shirts müssen fertig werden. Irgendwas .. Ärmel abschneiden, das man sie zusammen binden kann … du weißt was ich meine.“
Als Yun seinen Vortrag beendete, standen sie in dem Kapuff der Stylisten. Hier waren Nähmaschinen, Scheren, Nietenmaschinen, Texilfarbe und alle möglichen anderen Dinge. Mitunter eine Kiste mit Shirt.
„Hier ist eine Liste mit den Namen und den Größen … ich habe ein paar Versuchsshirts mit eingerechnet …“
Und dann drehte der sich doch tatsächlich um und ging!
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Fassungslos schaute sie ihn hinterher, doch Mia war ja anpassungsfähig. Zuerst nahm sie sich die Liste. Innerlich hatte sie gehofft, dass sie nur die Shirts für Super Junior machen musste. Pustekuchen! Natürlich musste sie Shirts für alle machen, was so annähernd 50 waren! Doch geteiltes Leid war halbes Leid und so zitierte die Deutsche Kaylee zu sich.
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Hat schon mal jemand ‚T-Shirt cut‘ bei Youtube eingegeben? Man bekommt 21.100 Ergebnisse. Das sollten genug sein um Inspiration für 50 Shirts zu bekommen. Mia hatte es nicht so mit Nadel und Faden und holte sich so die Unterstützung von Youtube. Und was man nicht alles mit so einem Shirt machen konnte!
Mia schnippelte fröhlich an den Shirts und Kaylee musste es dann anprobieren, damit Mia Polaroids davon machen konnte, die sie wiederum an die Shirts klebte, mit Namen beschriftet. Doch mit Schneiden war es nicht immer getan. In der Ideenwerkstatt gab es so coole Klebestreifen zum Bügeln, somit sparte Mia sich zu nah an die Nähmaschine ran zu kommen – sie hatte für dieses Jahr genug Nahtoderlebnisse. Alles was sie sonst zusammen nähen müsste, bügelte sie nun einfach an die Innenseite und schnitt den überflüssigen Stoff fest. Sie schnitt Totenköpfe in die Shirts, machte sie Rückenfrei, machte sie als schulterfreie Shirts. Sie benutzte überflüssigen Stoff um aus ihm Schleifchen zu machen oder Trägergurte. Da man bei den Jungs weniger kreativ sein konnte, kamen hier die Textilstifte zum Einsatz und sie zeichnete teilweise die Gesichter derjenigen, die das Shirt am Ende tragen sollten. Noch nie hat es so Shirts bei einem SM Town gegeben! Noch in 100 Jahren, wenn man sich nicht mehr an die Namen der Künstler erinnern würde, würde man sagen ‚Damals, das Konzert, wo Mia Martin diese tollen Shirts entworfen hat!‘.
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Okay, 4 Stunden später hatte sie keine Lust mehr und sie hatte erst 22 fertig. Immerhin. Ungefähr die Hälfte wäre geschafft und Mia strich die Namen von der Liste, die sie bereits erledigt hatte.
„Mia, I’m hungry“, jammerte Kaylee, ihre persönliche Barbie, und ließ sich auf den Boden sinken.
„Yeah, we gonna get something to eat and then we’re done for today.“
Ihre Finger schmerzten von der fuddeligen Arbeit und sie hatte seit Stunden kein Tageslicht mehr gesehen. Das hatte sich jetzt auch erledigt, denn die Sonne war bereits unter gegangen. Mia packte die Kiste mit den übrigen Shirt zusammen und sie suchten sich ein Taxi.
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„I love meat!“
Kaylee saß vor ihrem Steak wie vor dem heiligen Gral und brachte Mia zum Lachen.
„For real, I just love meat. I can’t understand how anybody couldn’t love meat“, verteidigte sie sich.
„You don’t want me to order a second one, do you?“
„Nope, I think one is just fine.“
Sie saßen in einem Steakhaus in Gangnam und gönnten sich mal was.
„So tomorrow Donghaes mom’s coming, nervous?“
„Nervous? Me? Pfff … HELL yeah I’m nervous!“
Vor lauter Schreck verschluckte Kaylee sich.
„Well, Donghae is a sweetheart, probably his mom is too“, beschloss Kaylee, nachdem sie wieder Luft bekam.
„Yeah but I’m the foreign who stole her son. I can imagine she‘s pictured her daughter in law 1. korean, 2. decent and 3. willing to give birth to many grandchildren. Look what she got.“
„Children are completely overrated. In Korea it’s common not to have many children, so don’t be under pressure.“
Sehr beruhigend.
„By the way, have you seen Jiyong lately?“
Irgendwie hatte Mia das Gefühl, dass der Rapper ein Auge auf die hübsche Blondine geworfen hatte.
„Oh please, I’m not that desperate.“
Natürlich, mit einem der reichsten Männer Koreas auszugehen, der internationale Erfolge feierte und praktisch jeden kannte, war auch wirklich ein Akt der Verzweiflung.