Skye schaute Jiyong nach wie er im Taxi wegfuhr und sah sich dann vor einem ganz anderen Problem: Einem Tor. Seit wann war das denn da?! Die Amerikanerin war völlig entgeistert. Dann die Hoffnung: Ein Pin-Display. Sie ging zu dem Display, aber stopp, niemand hatte ihr den PIN verraten. Super. Skye durchsuchte die Mails, die sie von Mia bekommen hatte. Kein PIN. Keine Telefonnummer von ihren Mitbewohnern. Und Mia würde sie sicherlich nicht nachts um 2 Uhr anrufen.
Verwegen schaute sie sich um und sah eine Mülltonne. Sie schob sie an die Mauer. Die Tatsache, dass sie keine Jacke hatte, machte alles nur noch schlimmer. Es war bitter kalt. Egal, sie musste nach Hause. Also kletterte sie auf die Tonne und dann hoch auf die Mauer. Was sie nicht bedacht hatte war, dass es auf der anderen Seite ja keine Tonne gab. Die Mauer war fast drei Meter hoch, wenn sie geschickt aufkommen würde, könnte sie ohne Kratzer davon kommen. Immerhin war sie Turnerin gewesen, da würde sie eine drei Meter Mauer nicht aufhalten. Die nicht, aber vielleicht die Polizei.
„Hände hoch, keine Bewegung.“
„Also, sie wollen mir erzählen, dass Sie hier wohnen, aber keinen Sicherheitscode haben? Und sie wohnen hier erst seit zwei Tagen, zusammen mit Super Junior?“
Skye nickte, endlich schien man sie verstanden zu haben.
„Ja, okay, ist klar. Sie kommen erstmal mit auf’s Revier.“
„Nein, nein, nein, ich weiß es hört sich verrückt an. Ich bin die Assistentin von Mia Martin. Schauen Sie, dort brennt noch Licht, es ist noch jemand wach…“
Sie redete sich nur um Kopf und Kragen. Als der Wachmann des Gebäudekomplexes vorbei kam, machte der es nicht besser, als er sagte, dass er Skye noch nie gesehen hatte. Inzwischen schlotterte sie vor Kälte.
„Wieso haben Sie keine Jacke?“, fragte der Polizist. Wenn Skye jetzt noch sagen würde, dass sie ihre Jacke bei G-Dragon im Auto hatte, wäre alles vorbei. Sie würde den Rest ihres Lebens in einer Gummizelle verbringen. Doch sie wurden unterbrochen, als ein Auto vorfuhr. Die Polizisten leuchteten in den Wagen und erkannten Leeteuk.
„Gibt es ein Problem?“, erkundigte er sich.
„Wir haben diese Frau dabei erwischt, wie sie über die Mauer klettern wollte. Sie behauptet, dass sie hier wohnt.“
„Ja, ja, das ist Skye Jones, sie wohnt hier.“
Nun machte der Polizist große Augen und entschuldigte sich bei Skye.
„Du hast was?!“, fragte Eunyhuk ungläubig, als Skye erzählte, was passiert war und das Leeteuk sie praktisch aus der Klapse gerettet hatte. Es sei denn das hier war wirklich die Klapse. Vielleicht hätte sie doch die Gelegenheit nutzen sollen.
Zumindest hatte sie jetzt alle Codes und alle Handynummern. Yay.
Nach und nach gingen alle schlafen, nur Skye blieb wach. Sie war müde, doch noch nicht erschöpft genug um einzuschlafen. Also legte sie sich wieder in einen Kokon und schaute, was die ISS so trieb. Die Erde von oben zu sehen war irgendwie beruhigend. Man fühlte sich so klein und all die Sorgen erschienen nicht mehr so wichtig. Einer der Astronauten hatte die Kamera mitgenommen und schaute nun hinein. Skye würde alles geben, um einmal einen Spacewalk zu machen. Irgendwann fielen ihr die Augen zu.
Als sie sie wieder öffnete, war sie im Weltraum. Sie schwebte über der Erde. Es war sagenhaft schön. Der Mond war hinter ihr, aber immer noch ein gutes Stück weit entfernt. Ein Piepsen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. In ihrem Display konnte sie einen Vermerk zu ihrem Luftbrauch sehen. ‚Oxygenlevel critical‘ war keine gute Warnung. Sie wollte zurück auf das Schiff, doch die Tür war verschlossen. Skye versuchte sie zu öffnen und hämmerte mit der Faust daran.
„Entschuldigung, was denken Sie, was sie da tun?“
Auf einmal war ein Polizist neben Skye.
„Ich muss da rein, ich wohne dort.“
„Na sicher, können Sie sich ausweisen?“
„Nein, meine Sachen sind ja drinnen.“
Das Piepsen wurde immer lauter und immer lauter und Skye bekam keine Luft mehr.
Hustend wachte sie auf. Neben ihr piepste der Wecker ihres Handys. Na super, da schlief sie mal ein und dann hatte sie so einen Traum. Es war kurz nach 8 Uhr und noch recht ruhig. Skye hörte eine Dusche. Um 10 Uhr sollte sie in der Akademie sein, denn heute würde sie ihr Büro bekommen … oder Schreibtisch, das wusste sie noch nicht so genau.
Der Geruch von Kaffee schien eine erweckende Wirkung auf Super Junior zu haben. Nach und nach kamen sie aus ihren Betten gekrochen.
„Willst du mit joggen gehen?“, fragte Siwon, der schon halb aus der Tür war.
„Wieso?“, fragte Skye irritiert. Wer würde denn bei -10°C und leichtem Schneefall zum Joggen gehen? Brauchte man da Schneeketten an den Schuhen oder Wintersohlen?
Eunhyuk fing herzlich an zu lachen.
„Tja Siwon, sie ist nicht Mia.“
„Das weiß ich, es war nur eine Frage.“ Damit wandte er sich ab und ging los.
„Hab ich was getan?“, fragte die Amerikanerin.
„Nein, nein. Mia ist nur früher immer mit Siwon joggen gegangen und wahrscheinlich hat er gedacht du bist die neue Mia“, erklärte Kyuhyun. Gut, allen Anforderungen konnte sie wohl nicht gerecht werden. Im Sommer ging sie gerne joggen, wenn es nicht regnete und ein nettes Café auf dem Weg lag. Aber reichte Siwon als Begleitung nicht schon aus, um joggen zu rechtfertigen? Vielleicht sollte sie das nächste Mal besser nachdenken. Zwei verschwitzte Körper … eine Dusche … nein, das war genug für den Morgen, sie musste zur Arbeit.
Skye nahm die U-Bahn zur Akademie. Da ihr Mantel bei Jiyong war, war ihr ziemlich kalt. Sie hatte ein Shirt an, darüber einen dünnen Pulli, darüber einen Oversize Strickpulli und darüber ein Cardigan und ein Schal und trotzdem war ihr kalt. Immerhin war es in der U-Bahn warm und es gab beheizte Sitze – nicht das Skye im Morgenverkehr davon auch nur einen abbekommen hätte, aber sie wusste, dass sie da waren.
Sie war mit der blauen Linie bis Oksu gefahren und dort umgestiegen in die orange Linie bis Apgujeong. Nun waren es noch circa 15 Minuten zu Fuß. Im Endeffekt wäre sie mit einem Auto auch nicht schneller, dafür aber wärmer. Heute Mittag müsste sie sich einen neuen Mantel kaufen, es war viel zu kalt in Seoul. Sie hatte nur einen Wintermantel dabei gehabt. In Angesicht der Tatsache, dass sie die letzten Monate auf Fiji gewohnt hatte, war das schon recht viel.
Auf dem Weg holte sie sich noch einen Kaffee, zum Wärmen der Hände und erreicht ziemlich durchfroren die Akademie.
„Hey, guten Morgen“, wurde sie von Mia begrüßt.
„Hi, ich hab eine Chai Latte.“ Als würde sie sich einen Kaffee holen und Mia nichts mitbringen.
„So mag ich das“, lobte die Deutsche und nahm den Becher entgegen. Die gingen nach hinten in Mias Büro. Eine Tür vorher blieb sie stehen.
„So, hier ist dein Arbeitsplatz“, sagte sie und stieß die Tür auf. Das Büro hatte ungefähr die Größe von Mias und hatte zwei Schreibtische.
„Der Frontdesk nutzt den Schreibtisch um die einzelnen Studios zu koordinieren, aber ansonsten solltest du hier deine Ruhe haben. Hier sind dein Firmenlaptop und dein Firmenhandy, die Zugangsdaten findest du in deinen Mails. Ich habe jetzt zwei, drei Stunden hier zu tun, sortiere dich erst mal. Ich habe eine Liste von Anrufern, finde heraus was sie wollen und wenn sie einen Termin wollen, schau wie du sie in meinen Kalender unterbringst. Ich habe dir eine Gagenliste geschickt, zur Orientierung, wenn etwas total aus der Reihe tanzt, frag Herr Kim, seine Nummer findest du in deinem Telefonbuch. Er ist mein Manager von SME und wird dir helfen. Er ist es gewohnt, dass ich viele Termine alleine koordiniere, weil er auch nicht alle kennt.“
Skye stutzte. Wenn Mia bei SME war und Skye war ihre Assistentin, war sie dann nicht auch bei SME? Alles war sehr verwirrend, aber gut, learning by doing. Es würde sich alles schon fügen.
Von wegen! 1,5 Stunden später saß Kim neben ihr. Nachdem sie ihn dreimal in 10 Minuten angerufen hatte, war er rüber gefahren gekommen. Skye kam sich zwar vor wie ‚Klein Doof‘, wollte aber auch nichts falsch machen. Herr Kim war ungefähr Mitte 40 und wirkte sehr ausgelassen. Manche Leute würden sagen, dass es daran lege, dass er seit über einem Jahrzehnt Super Junior managte und man das nur überstand, wenn man ausgelassen war. Er hatte zwei Anrufe selbst übernommen und den Lautsprecher angehabt, so dass Skye zuhören konnte. Sie übernahm den nächsten Anruf und diesmal hörte Kim zu und schrieb ihr ein paar Stichworte auf.
„Gut hast du das gemacht“, lobte er, als sie aufgelegt hatte.
„Herr Kim, darf ich Sie mal was fragen? Wenn Mia bei SM Ent ist, wieso bin ich es nicht?“ Sie hatte einfach das Gefühl, dass man ihn alles fragen konnte.
„Mia ist als Künstlerin bei SM, also alles was Fotoshooting oder Sendungen betrifft. Wenn sie als Vertreterin der Tanzakademie auftritt, hat das nichts mit SM zu tun. Wenn sie Sportwerbung macht oder Werbung rund um die Akademie, dann sind wir raus. Wenn die Vogue sie für ein Shooting haben möchte, dann obliegt das unserer Verantwortung. Nun hat Mia aber einige Firmen. Irgendwann lernst du es zu unterscheiden. Da wir nicht wissen, welche Termine sie mit den Akademie und der Bar und den Restaurants ausgemacht hat, hat Mia ihre Termine immer selbst geregelt. Ich weiß nicht wann ihre Kinder zum Tennis müssen oder wann sie ein Vorstandsmeeting hat. Du bist offiziell von dem Großkonzern Lee & Martin Corp angestellt, unter deren Schirm alles fällt, von der Akademie, über die Bar und Restaurants und anderen Projekten.“
Nun wurde Skye einiges klarer. Den Vertrag hatte sie bei Lee & Martin unterschrieben.
„Herr Kim, darf ich Sie zum Mittagsessen einladen?“
„Sehr gerne, aber erst gehen wir die anderen Anrufer durch.“
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Mit jedem Anruf wurde Skye etwas entspannter und verhandlungssicherer. Es ging um Gastauftritte in Radiosendungen und Fernsehshows. Vor allem rund um Seollal wurde der Kalender voll. Besuche auf Kinderstationen in Krankenhäusern und bei Sendungen, wo es um Traditionen ging.
„Hi Kim, was tust du hier?“, fragte Mia, die den Kopf durch die Tür steckte.
„Deine Assistentin anlernen.“
„Danke, ich bin bei SHINee, Montag ist Videodreh, ihr kommt klar?“
„Natürlich“, gab er zurück und Mia verschwand auch schon wieder.
Kurz nach 14 Uhr waren sie durch mit der Liste und gingen zum Mittagessen. Herr Kim kannte sich aus und empfahl ein Restaurant. Er plauderte aus dem Nähkästchen der letzten Jahre und brachte Skye oft zum Lachen. Für Idols zuständig zu sein war lustig, aber auch oft genug anstrengend. Natürlich ließ er sie nicht bezahlen. Was für ein Koreaner wäre er gewesen, wenn er eine Frau hätte bezahlen lassen? Nein, das ging nicht und da konnte Skye sich wehren wie sie wollte.
Nach dem Essen verabschiedete er sich und Skye ging zurück zur Akademie. Auf ihrem Schreibtisch lag ein großer Karton. Nanu? Neugierig öffnete sie ihn und fand ihren Wintermantel, frisch gereinigt.
Eine Karte lag oben drauf.
‚Damit du nicht frierst. Bis bald, Mr J‘
Spinner.
„Jetzt schon Verehrer?“
Skye hatte nicht bemerkt, wie Mia in das Büro kam.
„Jiyong hat mir nur meine Jacke geschickt“, erklärte sie und legte den Brief zur Seite.
„Seunghyun hatte vorhin angerufen und gesagt Ji wäre gestern mit seiner neuen Freundin auf seiner Party gewesen. Die Personenbeschreibung hat auf dich zugetroffen.“
Skye winkte ab und lachte.
„We’re just partners in crime.“
So eine gemeinsame Flucht vor der Polizei verband unheimlich.
„Also ich habe im Moment nichts mehr, du kannst ruhig gehen. Heute Abend machen wir Raclette bei uns Zuhause, du solltest kommen, die Jungs können dich mitnehmen.“
„Raclette in Korea?“
„Ja, mit Kimchi und Gurken – man muss neue Traditionen schaffen.“
Skye freute sich über den freien Nachmittag und es war genug Zeit um Myeongdong unsicher zu machen. Sie fuhr den Computer runter und zog ihre frisch gewaschene, warme Jacke an. Auf dem Weg zur U-Bahn vergrub sie die Hände in den Taschen und stieß dort auf etwas. Verwundert zog sie ein kleines Päckchen raus. Zuerst ging sie davon aus, dass es aus Zufall dort gelandet sein muss, doch wie groß konnte ein Zufall schon sein und neugierig packte sie es aus. In der Schachtel verbarg sich ein Armband von Chrome Hearts aus Türkis-Beads und auf einem Silberbead war ‚Puddin‘ eingraviert. Skye schüttelte den Kopf. Verrückter Kerl.
Sie liebte Myeongdong. Es war bunt und chaotisch und voll und es roch überall nach leckeren Sachen. Als sie das erste Mal hier gewesen ist, hatte sie sich gnadenlos verlaufen. All diese kleine Gassen. Heute lief sie durch die Straßen des Einkaufsviertels, als wäre sie hier groß geworden. Anfangs hatte sie nur auf die Läden unten geachtet. Die Boutiquen und Kosmetikshops. Doch wenn man länger hier unterwegs war, stellte man fest, dass es über dem Boden eine ganz eigene Welt gab. Restaurants, Cafés, SPAs, Frisöre und Massagestudios. Es gab unheimlich viel zu entdecken. Zuerst führte Skyes Weg direkt zu ihrem Kosmetikstudio, wo sie sich Wimpern und Nägel machen ließ. Auf Adavaci Island hatten Nägel keinen Sinn gemacht. Sie war den ganzen Tag tauchen und surfen gewesen, kein Nagellack der Welt hielt dem Stand. Geschweige denn Wimpern.
Wieder hergerichtet schlenderte sie durch die Straßen und blieb vor Spao stehen. Als sie das erste Mal in Korea gewesen ist, hatten sie hier Super Junior in Überlebensgröße begrüßt. Traurig schaute sie in das Schaufenster ohne Super Junior. Korea war komisch geworden. Missha ohne TVXQ. Nature Republic ohne Rain. Als diese neuen Gesichter als Werbeträger sagten ihr kaum etwas. Eine neue Generation war herangewachsen.
Sie schlenderte durch die Straßen und schwelgte in Nostalgie an frühere Zeiten. Damals, als sie noch nicht mit Super Junior zusammengewohnt hatte.
Drei Stunden später und mit unzähligen Tüten bepackt, fiel sie im Loft ein. Kokos und Kiwi begrüßten sie, zwei der drei Loft-Katzen. Die dritte hieß Mango. Skye hatte erst gar nicht gefragt, wie die Katzen zu ihren Namen gekommen waren, aber wirklich gewundert hatte sie es auch nicht.
„Da war jemand einkaufen gewesen“, stellte Kyuhyun fest, der mit seinem Laptop am Esstisch saß.
„Auf Fiji war es wärmer als hier“, stellte sie wiederum fest und Kyu gab sich geschlagen, dagegen konnte er nichts sagen.
„Kommst du heute Abend mit zum Raclette“, fragte sie und stellte die Taschen erstmal ab.
„Nein.“
„Nein?“
„Nein. Ich habe dein Date.“
Skye stutzte. Wie wohl ein Date in der Idol-Welt aussah? Schließlich konnte er sie schlecht in ein x-beliebiges Lokal ausführen.
„Was machen Idols an Dates?“
Er schaute sie einen Moment an und fing dann an zu lachen.
„Was ist denn das für eine Frage?“
„Na … ihr seid … ihr. Ihr könnt nicht einfach irgendwo hin spazieren.“
In Hollywood hatten Promis wenigstens Bodyguards und PR Agenten, die so etwas organisierten. Der Künstler grinste verschmitzt.
„Glaube mir, wir haben Mittel und Wege – willst du es mal ausprobieren? Kai fand dich süß und Jiyong ist ganz begeistert …“
„Nein, danke, ich bin hier um zu arbeiten.“
Damit nahm sie ihre Taschen und ging auf ihr Zimmer. Das letzte auf was sie Lust hatte waren irgendwelche Romanzen.
Das Haus von Mia und Donghae war einfach wow. Skye fand kein anderes Wort es zu beschreiben. Das ein Haus auf einem Parkhaus steht, war an sich schon nicht so gewöhnlich, doch zumindest wusste Skye davon. Doch stand auf diesem Parkhaus kein gewöhnliches Haus, sondern eine riesige, moderne Villa mit einem Tor als Eingang, hohen, offenen Räumen und einem Innengarten. Obwohl alles so groß war, wirkte es durch viele kleine Accessoires trotzdem gemütlich. Bilder, Sessel, Teppiche, Zierkissen, Lampen. Es hatte die gleiche liebevolle Note wie das Loft und zeigte damit Mias Handschrift.
Die anderen Super Junior Mitglieder hatten Skye etwas komisch angeschaut, als sie beim Blumenladen anhalten sollten. Sie waren wie Familie, sie brachten einander nichts mehr mit, aber Skye war zum ersten Mal hier und fühlte sich in diesem Moment sehr privilegiert. Vorhin in der Stadt hatte sie schon eine Flasche Wein geholt und ließ dann noch einen großen Strauß binden.
Donghae machte die Tür auf und begrüßte die Gäste. Skye musste sich ermahnen nicht mit offenem Mund da zu stehen. Leeteuk, Eunhyuk und Siwon waren dabei – Kyu hatte ja ein Date. Mia werkelte in der großen Küche und nahm Skye die Blumen ab.
„Das wäre nicht nötig gewesen“, sagte ihr Chefin, doch Skye winkte nur ab.
„Soll ich dir den Rest vom Haus zeigen?“, bot Mia an und Skye nickte.
Skye war entzückt. Mal abgesehen davon, dass es riesig war, war es einfach schön. Viel Licht, viele versteckte Räume und die Aussicht war bombastisch.
„Ihr habt es wirklich schön hier.“
„Danke. Jiyong hat unten eines der Gästezimmer designt – ich konnte ihn nicht davon abhalten“, erzählte die Deutsche lachend.
Nachdem sie die Runde beendet hatten, hatten die Männer schon fast eine Flasche Wein nieder gemacht.
„Hey! Nicht ohne uns trinken!“, beschwerte sich Mia, doch Donghae war schon dabei die nächste zu öffnen und damit begann das lustige Abendessen.
Zwei Stunden später waren sie alle kugelrund gegessen und hatten auch gut einen im Tee sitzen. Skye saß einfach nur dabei, beobachtete und hörte zu. Sie war fasziniert davon wie sie miteinander umgingen. Sie verstand nur die Hälfte, von dem was sie erzählten, doch das lag nicht an der sprachlichen Blockade. Sie waren eine Familie.
„Skye!“, kam es von Mia und riss damit die Amerikanerin aus den Gedanken.
„Was hast du auf Fiji gemacht?“
Sie hatte für ein Meeres-Projekt gearbeitet, sie pflanzten neue Korallenriffe, pflegten verletzte Tier und setzen sie dann wieder aus.
„Also tauchst du auch?“, erkundigte sich Mia.
„Ja, mit Flasche und Freitauchen.“
Ein überraschtes Raunen ging um den Tisch.
„Wie lange kannst du die Luft anhalten?“, fragte Eunhyuk und Skye überlegte kurz.
„So … sieben Minuten … manchmal acht, es kommt immer darauf an. Wenn man sich viel bewegt, dann verbraucht man mehr Sauerstoff, aber manchmal tauche ich auch gerne nur ab und beobachte, was um mich herum passiert.“
„Sieben Minuten?! Nie im Leben!“, entrüstete sich Eunhyuk. Wie endete das Ganze? Natürlich, im Test.
Skye wusste dass sie vollgegessen und leicht betrunken keine sieben Minuten schaffen würde. Die junge Frau kündigte an, dass sie sich jetzt erst mal zehn Minuten vorbereiten würde. Die Männer wussten mit der Zeit wenig anzufangen und versuchten irgendwann Skye nachzuahmen. Sie musste die Lunge mit Sauerstoff anreichern, tiefe Atemzüge, schnelle Atemzüge. Die Super Junior Mitglieder wussten aber auch teilweise gar nicht was sie da tat, verschluckte sie Luft?
Mia war das zu doof, sie wusste, dass sie nie so lange durchhalten würde. Zwar war sie Taucher, doch als Taucher mit Flasche war das Luft anhalten tabu und auch wenn sie Freitauchen faszinierend fand, so wusste sie, dass es mehr als nur ein Schein für den Urlaub war. Apnoe Taucher trainierten ständig und sie war sich sicher, dass Skye täglich Übungen machte. Die Vorbereitung diente zum einen dazu Luft in die Lunge zu bekommen, zum anderen zur Entspannung. Puls und Herz mussten runter fahren.
Nach zehn Minuten war es soweit und Mia war Schiedsrichterin und hatte die Stoppuhr parat.
Skye schloss die Augen und konzentrierte sich nur auf sich. Siwon tat es ihr gleich. Die anderen würden sie nur ablenken. Sie hatten alle Wäscheklammern auf der Nase, damit keiner betrügen konnte. Eunhyuk beobachtete Skye und Leeteuk haute Eunhyuk und bedeutete ihm sich zu konzentrieren. Donghae starrte auf den Boden, gewillt sich nicht ablenken zu lassen.
Leeteuk war der Erste der ausschied, weil er viel zu sehr am rumblödeln war. Skye verspürte bis jetzt noch nicht mal einen Atemreiz. Der kam so ab Minute drei. Skye wusste dass es nichts Ernstes war, sie hatte nur Luft, es war nur ein Warnsignal.
Bei 1 Minuten und 58 Sekunden war dann auch Donghae raus, Eunhyuk folgte eine halbe Minute später. Mia beobachtete Siwon skeptisch, denn er schien sich wirklich zu quälen. Bei 3 Minuten und 10 Sekunden gab er auf, doch Mia fand schon das beachtlich. Nun saßen sie alle da und beobachteten Skye. Sie wirkte entspannt und ruhig. Ihre Augen bewegten sich nicht. Sie sah aus, als wenn sie schlafen würde – oder tot sei, in Anbetracht der Tatsache, dass Schlafende atmeten.
Alle waren still, keiner machte einen Mucks. So kannte Mia ihre Jungs gar nicht. Skye war die Ruhigste von allen. Inzwischen brannte ihre Lunge. Sie konnte es gut ignorieren, weil sei nicht unter Wasser war, sie musste nur Luft holen. Wenn man 10 Meter auf den Grund des Meeres saß war das schon eine andere Situation. Man musste wissen, wann es Zeit war aufzusteigen, denn wenn man nicht mehr genug Kraft hatte für den Aufstieg, war man so gut wie tot, wenn man alleine war. Der Körper musste noch so viel Notreserve haben. Doch Skye trug immer einen Ballon bei sich, der sich auf Knopfdruck aufblies und sie zur Not an die Oberfläche brachte.
Bei 5 Minuten und 18 Sekunden war dann auch bei Skye Schluss, aber mehr hatte sie heute nicht erwartet.
Die anderen fingen an zu klatschen.
„Wie krass!“
„Das war super!“
„Das musst du mir zeigen!“
Auch wenn Skye mit ihrer Leistung nicht zufrieden war, freute sie sich, dass die anderen sich freuten und genoss den Moment.
Später stand Skye in der Küche und machte den Abwasch und wurde direkt wieder von Mia angefahren, die ihr den Schwamm wegnahm.
„Sag mal, könntest du mir GDs Nummer geben? Er hat etwas in meiner Tasche vergessen.“
Mia zog eine Augenbraue hoch.
„Aha.“
„Schau nicht so! Es ist nicht wie du denkst.“
„Wenn du meinst dass du weißt was ich denke, bedeutet das nicht, dass du es auch denkst?“
Diese Verwirrungstaktik hatte Mia von Heechul gelernt und sie wirkte jedes Mal – vor allem an Donghae und er hasste sie dafür.
„Ehm … was?!“
Beide fingen an zu lachen.