Jiyong und Kaylee verzogen sich recht schnell auf ihre Zimmer – oder sein Zimmer, wie Mia und Seunghyun, die noch in den heißen Quellen badeten, spekulierten.
„Was ist mit euch Ausländern die uns den Kopf verdrehen?“, fragte der Rapper grinsend.
„Na ja, ich denke ihr verdreht uns auch ganz schön den Kopf“, erwiderte Mia ohne die Augen zu öffnen. Koreaner waren anders. Asiaten waren anders. Eigentlich war jeder anders. Es gab jene, die nach dem Prinzip gingen ‚Was der Bauer nicht kennt isst er nicht‘ und hielten sich von allen Kulturen fern, die ihnen fremd waren und es gab jene, wie da etwas experimentier-freudiger waren. Mia gehörte zu zweiterer Gattung. Ihre Mutter wusste nie ‚was‘ sie als nächstes als Freund anschleppte. Vom Surfer-Typ zum Afroamerikaner zum Japaner. Allerdings hatte sie nie auf Südländer gestanden. Italiener, Spanier, Türken und ähnliches haben sie nie interessiert. Sie mochte es nicht wenn ein Mann behaart war wie ein Bär. Auch wenn man diesen Nationen nachsagte gute Liebhaber zu sein, hatte sie an ihnen irgendwie nie Gefallen gefunden.
Jiyong war nicht ihr Typ. Sie hatte ihn sehr gerne, als Freund. Er war schlau, witzig, ihr verrückter Hutmacher und man konnte sich vorstellen, dass es leicht fiel seinem Charme zu erliegen. Er war aber auch exzentrisch, ein Eigenbrödler und er arbeitete wie ein Verrückter. Mia war froh dass sie nicht mit ihm arbeitete. Sie konnte sich vorstellen, dass es manchmal anstrengend sein konnte, denn er war Perfektionist und hatte seine Visionen in seinem Kopf. Man musste ihn verstehen, um ihn wirklich zu mögen. Manchmal hatte er den Drang sich der Welt zu präsentieren, manchmal wollte er aber auch ganz privat sein.
„Das war heute sicher nicht einfach für dich, mit dem Auto?“
„Nein, war es nicht“, gab sie zu.
„But it’s not that I’m in control. Today, I knew nothing bad is happening, but still I could feel my heart razing…brings back memories…“
„Na ja, es ist gerade mal vier Wochen her.“
„Ja, es kommt mir viel länger vor …“
Vier Wochen … eigentlich war das gar nichts und trotzdem saß sie hier, arbeitete wieder, war in New York gewesen, hatte ein Haus geplant. Zum ersten Mal kam ihr in den Sinn, dass das alles vielleicht von den anderen inszeniert war, um sie zu beschäftigen. Immerhin schien es zu funktionieren, denn sie hatte selten eine freie Minute um über all das, was vor vier Wochen geschehen war, nachzudenken.
Als die Deutsche in ihr Zimmer kam, war Kaylee nicht da. Kopfschüttelnd stand sie in der Tür. Na ja … immerhin schienen sie ihre Probleme zu … bearbeiten.
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Am nächsten Morgen machten sie noch ein paar Aufnahmen in der Skihalle. Alle waren etwas mitgenommen von gestern und die Halle war bei weitem sicherer. Obwohl, auch hier könnte das Dach einstürzen und wer hatte gesagt, dass es in Skihallen keine Lawinen gab?
Mia sagte nichts zu Kaylee darüber, dass sie die ganze Nacht nicht da gewesen war, doch man merkte eine gewisse Motivation bei der Assistentin. Sie machte Mia Tee, las ihre Emails vor – die, die auf Englisch waren – fragte sie, ob sie für Zuhause irgendetwas bräuchte. Das war ihre Kaylee, immer einen Schritt voraus.
Sie erinnerte sich, wie die Amerikanerin sie am Flughafen abgeholt hatte, als sie aus L.A. zurück gekommen war, alles schien perfekt gewesen zu sein. Es war ja nicht so, als würde sie Kaylee verbieten keinen schlechten Tag zu haben, aber sie konnte sich emotional so von einem Mann abhängig machen.
„By the way, Donghae informed me that he booked a massage for you today and sent me the address, I’ve organized a transfer for you.“
„That’s nice…“, sagte Mia verwundert – also von beiden.
„Well, it’s been a rough shooting.“
Auch wenn die Aktion von gestern nicht gewesen wäre, das Shooting ständig im kalten, zerrte mehr an Mia, als sie zugeben wollte. Massage hörte sich da genau richtig an.
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Um 12 Uhr waren alle Bilder im Kasten. North Face überreichte den Models Geschenke aus der aktuellen Kollektion. Jacken, Hosen, Pullover, Shirt, Socken, Mützen, Stiefel – Mia würde auf jeden Fall warm für den Winter eingepackt sein. Man durfte gar nicht darüber nachdenken, was all diese Sachen kosteten, North Face war alles andere als günstig und eine extrem beliebte Marke in Korea.
Auf der Heimfahrt sangen sie nicht, nein, alle schliefen wie Babys. Mia lag mit dem Kopf auf Seunhyuns Schoß und zweckentfremdete ihre Jacke als Kissen. Seunghyun lehnte mit seinem Kopf gegen Jiyong, der wiederum versuchte sich heimlich gegen Kaylee zu lehnen, die ihn immer wieder wegschupste. Durch diese ruckartige Bewegung wachte dann immer Seunghyun auf und schaute seinen Bandleader böse an. Die einzige, der das alles herzlich egal war, war Mia.
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Als sie wieder in Seoul ankamen, stand schon ihr Wagen bereit.
„Sure you don’t wanna come with me?“, fragte die Deutsche ihre Assistentin, die lächelnd den Kopf schüttelte.
„Naw, you gonna relax yourself and I’ll be at home in the hot tub.“
Sie nickte ihr zu und stieg in den Wagen. Vor einem Wellness-Center ließ man sie raus. Allein schon wenn man diesen Tempel der Entspannung betrat, wurde man von Wassergeplätscher, einem angenehmen Duft und Yoga-Musik empfangen. Ja, hier würde sie glücklich werden.
„Willkommen Fau Martin, ich hoffe es geht Ihnen gut. Herr Lee hat für sie eine Floating Tank Therapie gebucht mit anschließender Hot Stone Massage und einer folgenden Wärmetherapie in der Salzkammer, ist Ihnen das recht?“
Ob ihr das Recht war? Das war wohl ein Scherz! Wem wäre das nicht recht?! Mit einem Honigkuchpferde-Grinsen nickte sie.
Floaten … Mia hatte bisher nur davon gehört, hatte es bisher aber noch nie ausprobiert. Man führte sie in eine Umkleide, bot ihr einen Tee an und bat sie sich zu entkleiden. Nackt machen, seit sie in Korea war hatte sie damit ja einige Erfahrung gemacht (und ich meine die Badehäuser und nicht die andere … Nacktheit).
Die kommende Stunde genoss Mia die Schwerelosigkeit. Man lag in einem Tank – eben ein Floating Tank. Dieser sah aus wie eine überdimensionale Space-Muschel, wenn man es verbildlichen wollte. Der Tank wurde geschlossen, doch von innen war er mit schwachem Licht beleuchtet. Es war recht warm und es roch nach Salz. Salz war auch, was einem schwerelos machte, wie im Toten Meer. Mia hatte noch nie Probleme gehabt auf dem Meer zu treiben und verstand gar nicht, für was man eine Luftmatratze brauchte, denn eigentlich schwebte es sich gut auf Wasser. Selbst wenn man wollte, konnte man in dem Tank nicht untergehen. Die Frau dämmerte in einem Zustand zwischen wach sein und schlafen, der Zustand, in dem man das Nimmerland betrat und sein konnte wer man wollte, wann man wollte.
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Als es leise an der Tür zu dem Tank klopfte, schreckte Mia auf. War die Zeit wirklich schon um? So schön hatte sie schon lange nicht mehr vor sich hin gedämmert.
Im Anschluss folgte die Hot Stone Massage und auch die war toll. Alles war so schön warm und ihr Körper entspannte sich. Nach ungefähr 40 Minuten entschuldigte sich die Dame kurz und sagte sie wäre gleich wieder da. Mia brummte nur müde und machte sich keine Gedanken. Als die Tür wieder aufging hörte sie die Schritte und spürte dann Hände auf sich. Es waren definitiv nicht die Hände der Masseurin.
„Ist es in Ordnung so oder soll ich etwas tiefer gehen?“, raunte Donghae ihr ins Ohr und sie begann zu grinsen.
„Tiefer …“
Küsse bedeckten ihre nackte Haut, Mia sah nur wie sein Bademantel zu Boden glitt und er sich über sie beugte.
„Noch tiefer?“, fragte er fast heißer.
„Noch tiefer …“
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Knapp eine Stunde später lagen sie nebeneinander und starrten sich nur grinsend an. Es war eine der erotischsten Erfahrungen die, die Deutsche je gemacht hatte und sie fühlte sich noch sensibler an als zuvor.
„Wussten die von dieser … Sonderbehandlung…?“, flüsterte Mia.
„Nein, ich habe ihnen gesagt, dass ich dich weiter massiere“, flüsterte er zurück .Seine Wangen waren Rot von der Wärme und der Anstrengung und es ließ ihn aussehen, wie einen kleinen Jungen.
„Schatz?“
„Hm?“, machte Mia.
„Du hast ja Haare.“
Das war die Aussage des Tages.
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Als sie dann, warm eingewickelt, in der Salzkammer lagen, schliefen sie wie Babys. Ja, ja, eheliche Pflichten waren schon anstrengend.
Frisch geduscht und auf dem Weg nach Hause erzählte Mia von dem Fotoshooting. Kaylee wollte die ganzen Taschen mit Geschenken zu ihr nach Hause bringen, Donghae wusste also noch nicht von seinem perfekt ausgestatteten Schneehase und Mia hatte das Gefühl, dass sie viel eher wieder auf Ski stehen würde, als ihr lieb war.
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Die beide kamen Zuhause an und Donghae hatte noch nicht mal die Zeit gehabt, die ganzen neuen Sachen von Mia anzugucken, da klingelte es auch schon. Gleichzeitig schauten sie auf, zur Tür und wahrscheinlich hatten sie beiden den gleichen Gedankengang: Wenn wir keinen Mucks machen, geht es vielleicht weg.
Von wegen, es endete in einem Sturmklingeln, bis Mia genervt zur Tür ging. Als sie die Tür öffnete, war es wie ein Fenster in einem Paralleluniversium – ihr wisst schon, da wo Wasser aufwärts läuft und Häuser manchmal Kinder fressen.
Vor ihr standen Yesung und Zoey und Zoey trug ein Hochzeitskleid. Die Deutsche fragte sich, dass wenn sie die Tür schloss und dann wieder öffnete, ob sich das Bild ändern würde. Aus Angst, dass es schlimmer werden könnte, versuchte sie es nicht.
„Was ist mit euch passiert?!“
„You’ve got hair?!“ Da war es wieder.
„Frag Zoey, ihre Version von der Geschichte ist spannender“, erwiderte Yesung und schob sich an Mia vorbei. Noch völlig verdattert schaute sie ihm nach und dann kam Zoey.
„Sag bloß ihr seid unserem Beispiel gefolgt? Blitzhochzeiten – der neue Trends unter Idols!“, freute sich Donghae.
„Ganz sicher nicht“, meinte Zoey genervt und hievte ihr Brautkleid um die Ecke.
„Weißt du, das ist alles deine Schuld!“
„Meine Schuld?!“, fragte Mia geschockt. Sie war drei Tage nicht da gewesen, sie hatte Zeugen, wie konnte sie DARAN Schuld sein?
„I wanted to be a good friend. So what does a good friend do? Right, planing the official wedding of their friend. So here’s what happened. Ich sprach mit verschiedenen Designern und ließ Brautkleider ins Dorm liefern um eine Vorauswahl zu treffen. Also was passiert? Der Reißverschluss klemmt! Kannst du dir das vorstellen?! Also bin ich in diesem Kleid gefangen, bis jemand von der Boutique kommt um mich zu befreien und weil es die anderen extrem lustig finden den Hochzeitmarsch zu summen, sind wir jetzt hier um euch an diesem Elend – an dem ihr Schuld seid – Teil haben zu lassen.“
Donghae und Mia tauschten einen Blick aus und fingen dann herzlich an zu lachen.
„That’s not funny!“, beschwerte sich Zoey, machte es dadurch aber nicht besser.
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Es dauerte bis sich das Ehepaar wieder beruhigt hatte und Zoey gut zusprach, dass sie es zu schätzen wussten, dass sie ihnen bei den Vorbereitungen half – auch wenn Mia gerne ihr Kleid selbst aussuchen würde und es eigentlich von Vera Wang sein sollte.
„But you should get back to the dorm, before anybody thinks the bride run away or Yesung would take his chance“, meinte Mia kichernd und erntete einen bösen Blick.
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Nachdem Yesung und Zoey wieder weg waren, ließen sich die anderen beiden auf die Couch fallen.
„Wollen wir uns hier verkriechen und nicht zur Party gehen?“, meinte Mia müde. Wellness-Tag – von wegen.
„Nope, das geht nicht.“
„Nope?“, fragte sie verwundert, weil er dieses Wort eigentlich noch nie benutzt hatte. „Du klaust meine Wörter?“
„Nein, du färbst ab.“ Damit beugte er sich rüber zu ihr, küsste sie und sprang dann auf um sich fertig zu machen.
BoA machte tolle Partys und wenn sie schon eine Lounge in einem Hochhaus mietete, bedeutete das, dass man sich etwas rausputzte. Donghae zog einen Anzug an, welche ihm so toll standen. Mia zog sich ein rotes Cocktailkleid an mit schwarzen Pumps und schwarzem Schmuck von Thomas Sabo. Sie sahen so toll zusammen aus.
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Zusammen mit Heechul und Eunhyuk fuhren sie rüber nach Gangnam zu dem Hochhaus. Schon in der Lobby des Gebäudes war Sicherheitspersonal aufgestellt und kontrollierte die Gäste, bevor man in den Fahrstuhl geführt wurde, welcher einen hoch zur Location brachte.
Wie erwartet war die Party ein Kracher. Die Einrichtung bestand aus LED-Möbeln und leuchteten in abwechselnden Farben. Es gab einen DJ und alles was Rang und Namen hatte war vertreten. Es dauerte eine Weile bis sich die Gruppe zum Geburtstagskind durchgeschlagen hatte.
„Hey honey, happy birthday!“ Mia drückte ihre Freundin an sich.
„Thanks … you’ve got hair!“
Also, um das mal klar zu stellen, Mia hatte vorher ja keine Glatze gehabt! Sie versuchte einfach in diese Aussagen zu interpretieren, dass die Leute sich freuten, dass sie wieder lange Haare hatte.
Mehr noch, als über Mias Haare, freute sich BoA über ihr Geschenk und schleppte den ganzen Abend die ausgefallene George, Gina & Lucy Handtasche mit sich herum.
Die normalen Modelle mochte Mia nicht, aber es gab viele gute limitierte Editionen und genau so eine hatte sie für BoA mitgenommen.
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„Schau wer da ist“, murmelte Donghae, nicht zu Mia, eher zu sich selbst, doch sie schaute sich um. Jaejoong. Seufzend drehte sie sich zu ihm.
„Okay, this might sounds strange but can you try to behave? Ich weiß das viel zwischen uns dreien passiert ist – und ich meine nicht DAS, but emotional – but I have to admit that I have some sort of friendship to him. He never did anything to me to harm me or us … zumindest nicht beabsichtigt … and I respect him for that… a little bit…“, je mehr sie sprach, umso komischer hörte es sich in ihren Ohren an. In ihrem Kopf hatte es sich nicht so komisch angehört …
„You’re right, it does sound strange“, stimmte Donghae ihr zu.
„Thanks! What I mean is that I don’t hate him and we shouldn’t hate him.“
„Geb mir nur einen Grund …“, murmelte er durch zugebissene Zähne und plötzlich war er Edward und Jaejoong war Jacob.
„One reason … well you’re the only one I had sex with today and you’re the only I’m planing to have sex with later …“
„Du bestichst mich mit Sex?!“ Entsetzt schaute er zu seiner Frau.
„Ja. Funktioniert es?“
„Ja!“
Und dann kam auch schon Jaejoong. Beide drehten sich um mit einem seligen Lächeln auf den Lippen.
„Hi Jaejoong“, begrüßten sie ihn im Einklang und sein Blick wurde skeptisch.
„Hallo ihr .. zwei.“
Jaejoong irritiert zu sehen war schon Verköstigung für diesen Abend genug.
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Letztendlich war es doch eine gute Entscheidung gewesen hier her zu kommen, anstatt zu Hause faul rum zu liegen. Obwohl das natürlich auch seine Vorzüge hatte…
Einige Mädels von SNSD waren auch da und Mia freute sich immer unheimlich sie zu sehen. Leider waren alle immer so beschäftigt und irgendwie traf man sich nur auf irgendwelchen Partys. Tiffany und Taeyeon stürmten auf die Deutsche zu und drückten sie an sich, bevor sie sich über ihre Haare her machten.
„Also die kurzen Haare waren cool, aber mit so einer Mähne siehst du einfach wow aus!“, schwärmte Tiffany, die selbst tolles Haare hatte.
„Und die Farben haben sie gut ausgesucht. Cinna wird enttäuscht sein, dass seine Farben weg sind“, kicherte Taeyeon. Um ehrlich zu sein wusste Cinna von der neuen Haarversion noch gar nichts und Mia fragte sich, ob er etwas gekränkt sein wird.
„Wie war das Shooting mit Big Bang?“
„Interessant, we almost got eaten by Yeti.“
Nun musste sie natürlich die komplette Geschichte aufrollen und die Mädels schienen danach fertiger zu sein, als Mia an dem Abend. Obwohl… sie war schon ganz schön fertig gewesen, aber nur weil Jiyong sie davor die halbe Nacht wach gehalten hatte!