Sie alle kamen ziemlich spät nach Hause und die beiden anderen wurden bereits um 6 Uhr abgeholt. Natürlich wollte sie trotzdem jeder verabschieden, also stiegen sie alle ein paar Stunden später wieder total zerknautscht aus ihren Betten.
„I’ll miss you.“ Mia drückte Henry an sich.
„We’ll be back soon.“
Auch Zhou-Mi drückte sie an sich, obwohl er ja der Schüchterne von beiden war.
„Pass gut auf dich auf.“
„Lustig dass ausgerechnet du das zu mir sagt“, erwiderte der Sänger ausgelassen.
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Nachdem die beiden abgeholt und auf dem Weg zum Flughafen waren, hieß das aber nicht, dass die anderen zurück ins Bett konnten, denn es stand ein Interview mit einer Zeitschrift an und das Thema war ‚Super Show 4‘.
Sie ging zurück ins Schlafzimmer und überall lagen Klamotten rum. Normalerweise war es ihr egal, sie räumte sie einfach weg, doch jetzt, so früh am Morgen, kam Mia darauf nicht klar.
„Hey Donghae!“, rief sie ihren Mann, der kurz darauf seinen Kopf in das Zimmer steckte.
„Denkst du es ist möglich, dass du deine Klamotten weg räumst?“
Er schaute sich das Chaos an.
„Ich mache das später, wir haben jetzt keine Zeit.“
„Es dauert nicht lange, mache es doch bitte jetzt.“
„Wenn es dich stört, dann räum es doch selbst weg …“
„Mias Augenbrauen hoben sich.
„Alright …“ Etwas war in ihrer Stimme, das sagte ‚Alles klar Kerlchen, du willst einen Krieg – du kriegst einen Krieg‘, nur Donghae hört das nicht.
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Es war schön die anderen beim Interview zu sehen. Langsam wurden sie doch nervös, nun wo die erste Show kurz bevor stand und sie blubberten aufgeregt durcheinander. Noch 10 Tage. Sie würden vorbei gehen wie im Flug und sofort hatte die Assistentin das Bedürfnis zu proben! Ob alles gut gehen würde? Und wenn nicht, dann würden sie einfach so tun als würde es zur Show gehören … Mia dachte an den Stromausfall und den hängenden Leeteuk, im Improvisieren waren sie echt Spitze.
Sie sprachen über die Kostüme und wo die Super Show 4 alles stattfinden würde, sie verrieten sogar, dass sie einen Abstecher in Europa machen würden. Wahrscheinlich würde es wieder Paris werden, so sehr Mia auch auf Kim eingeredet hatte, das Frankfurt strategisch in Europa viel besser lag. In Paris war Livenation, die alles organisierten und die KTO dort war auch viel besser organisiert, als der Armeisenhaufen in Frankfurt und doch hätte sie sich gefreut, wenn Super Junior mal ganz offiziell deutschen Boden betreten hätten. Na ja, vielleicht bei der nächsten Show …
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Nach dem Termin nahmen sich Leeteuk, Donghae und Mia ein Taxi und fuhren zu den Schiffen, um sie zu besichtigen. Sie lagen an unterschiedlichen Anlegestellen, Mia war gespannt, ob sie sich wirklich so unterschieden.
Da die Schiffe tagsüber ganz normal im Betrieb standen, machten sie jeweils eine 1,5 stündige Rundfahrt mit. Die Deutsche freute sich, bisher war sie schon zigmal am Hangang gewesen, sogar darüber (wenn sie über die Brücken lief), aber auf dem Hangang war sie bisher noch nie gewesen.
Beide Touren waren ziemlich identisch. Zuerst bekamen sie eine Führung. Mia machte Bilder um später die Schiffe unterscheiden zu können. Platz genug war allemal auf beiden Schiffen, das Oberdeck zum Beispiel würden sie am 23. Dezember aber auch nur zum Rauchen brauchen.
Dann bestellten sie zu essen, kreuz und quer und jeder probierte überall mit. Das Personal war ziemlich aufgeregt, dass SME für eine Feier bei ihnen anfragte und so schienen sie sich extra Mühe zu geben die Teller hübsch zu dekorieren und das Essen zuzubereiten.
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Vier Stunden später und völlig voll gefuttert, saßen die drei auf einen Kaffee um die Ecke vom Dorm.
„Also ich fand auf dem ersten Schiff das Essen besser.“
„Das zweite Schiff ist schöner, weil es moderner ist und nicht so abgenutzt wirkt.“
„Nett waren die Leute auf beiden Schiffen.“
„Das Essen auf dem Zweiten war auch nicht schlecht.“
„Das stimmt.“
„Hmmm“, machte Mia. Es war eine knappe Entscheidung, keiner hatte vollständig versagt.
„Ich werde darüber nachdenken, ich denke das zweite Schiff ist besser gelegen, weil es nicht weit weg von SME liegt. Ich wollte um 6 Uhr anfangen, wenn die Angestellten im Berufsverkehr so einen langen Weg haben, ist es auch nicht gut.“
„Also eins steht fest, ich brauche heute nichts mehr zu essen“, sagte Donghae schwach.
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Da Weihnachten jedoch nicht wartete, fuhr Mia zu SME um sich weiter um den Weihnachtsmarkt zu kümmern. Währenddessen, kam Heechul nach Hause.
„Hyung, kann mit dir reden?“
Bei Donghaes ernstem Ton schaute er fragend auf.
„Klar.“
„Also, ich hatte heute Morgen Streit mit Mia – oder so was in der Art.“
„Definiere das.“
Eunhyuk und Leeteuk setzten sich auch gleich dazu.
„Na ja, sie hat sich beschwert, weil ich meine Klamotten auf den Boden geworfen habe, weil ich in Hektik war und ich habe gesagt, dass wenn es sie stört, sie selbst die Klamotten weg machen sollte und alles was sie sagte, ganz ruhig, war ‚Alright‘.“
„Oh-oh“, machten Leeteuk und Eunhyuk und wurden von Heechuls Blick gestraft.
„Zweifelsohne tobt Mia im Inneren, doch du hast deine Position als Mann klar gemacht“, bestärkte ihn Heechul.
„Als Mann?“
„Ja, du bist der Mann, sie ist die Frau und manchmal müssen Männer Frauen klar machen, wer der Chef ist.“
„Klar, bei dir klappt das ja auch so super“, erwähnte Leeteuk am Rand und grinste.
„Ich denke auch nicht, dass dieses Prinzip bei Mia hin haut.“
„Blödsinn, Frau ist Frau. Diese Emanzipation hat sie eh viel zu weit getrieben! Ab und an müssen wir unseren Standort verteidigen.“
„Und du meinst ich sollte mich nicht entschuldigen?“, frage Donghae.
„Auf gar keinen Fall! Sei ein Mann!“
„Das wird mit Tränen enden“, meinte Teukie.
„Oh ja“, pflichtete Eunhyuk bei.
„Mit seinen Tränen.“
„Oh ja.“
Heechul und Donghae drehten sich gleichzeitig zu den beiden.
„Wer hat euch eigentlich zu dieser Konversation eingeladen?“, wollte Heechul wissen.
„Hey, wir wohnen hier!“, verteidigte sich Eunhyuk, zumal ER Donghaes bester Freund war und allein schon deswegen auto-invited war.
„Wohnt da drüben wenn ihr nur hier seid um zu sabotieren!“
„Wir sabotieren nicht und ehrlich Heechul, ich glaube der Plan wird nach hinten losgehen“, meinte Leeteuk gutmütig. Es war selten das Donghae und Mia sich stritten, meist stritten sie ohnehin nur über irgendeinen Blödsinn. Eigentlich sollte man sich über so eine Harmonie freuen und nicht auch nicht einen Streit herauf beschwören.
„Was auch immer … jedenfalls darfst du nicht nachgeben! Du musst ihr zeigen, wer der Mann ist, sonst tanzt sie dir auf der Nase herum!“
„Sie wird dich mit Haut und Haaren fressen!“, rief Siwon aus dem Wohnzimmer.
„Pantoffelhelden, nichts als Pantoffelhelden!“, rief Heechul zurück.
Mia hingegen hatte anderes zu tun, als einen Schlachtplan gegen Donghae auszuhecken. Sie hing am Telefon mit Deutschland und versuchte zu organisieren, was ging. Immerhin machte sie Fortschritte zum Thema Glühwein. Oh je … das würde was werden. Dann hatte sie Anfragen von koreanischen Ständen erhalten für Essen. So ganz konnte man die Koreaner ja nicht auf das deutsche Essen los lassen, wobei Mia schon einen runden, großen Rostgrill bestellt hatte und Krakauer, Brat- und Rindswürsten. Jedenfalls musste sie sich entscheiden, welche anderen Stände es auf dem Markt geben würde. Dann hatte auch noch eine Anfrage von einer Hilfsorganisation, die Plüschtiere verkaufen wollten, deren Erlös gespendet wurde. Mia hatte auch einige Händler in Deutschland angeschrieben, mit wolligen Hausschuhen, Handschuhen und Muffs. Auch Unicef hatte zugesagt Weihnachtskarten nach Korea zu schicken. Die Karten hatten keine Schrift, also waren sie universell einsetzbar. Unicef in Seoul würde sich um den Stand kümmern.
Allmählich dämmerte es Mia, das je mehr organisiert war, umso mehr Arbeit bekam sie. Irgendetwas machte sie falsch.
Nebenbei verschickte sie auch noch die Einladungen zur Weihnachtsfeier – sie hatte sich für das zweite Schiff entschieden. Doch da gab es welche, da musste sie wahrscheinlich den Weihnachtssamen manuell säen…
Kurz vor 19 Uhr packte sie ihre Sachen und machte sich auf den Weg.
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*Ding dong*
„Wer ist da?“
„Die Weihnachtsfee…“
„Mia … wirklich …?“
„Mach sofort die Tür auf oder ich sehe mich gezwungen den Zweitschlüssel zu benutzt!“
Auf Grund des Stimmungswechsels ließ Onew erst mal den Hörer der Türanlage fallen.
„Okay … okay … okay…“, stammelte er nervös und drückte auf den Türöffner.
Key lehnte sich zurück und schaute zu seinem Bandkollegen.
„Was ist passiert?“
„Zuerst war sie so fee…ig und süß und dann war sie nur noch grawawaaaa gruwwuarrr“, meinte Onew und machte Klauen mit seinen Händen um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Key hingegen schüttelte nur den Kopf, so ein Hasenfuß …
„Hey sweethearts!“, rief sie mit zuckersüßer Stimme, als sie die Tür hinein kam.
„Gruawaaruaaaarr…“, machte Key nur und Onew schaute ihn fassungslos an.
„Sie war aber so!“, flüsterte er, als würde Mia ihn nicht hören können.
Die schaute nur fragend und drückte dann Key an sich.
„Noona!“, riefen Minho und Taemin gleichzeitig und stürmten in die Küche.
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Nachdem Taemin einen Tee aufgesetzt hatte, saßen sie zusammen.
„As you all might have noticed, there’s a SME christmasparty…“
„Won’t go“, sagte Key knapp.
„There’s no excuse for not going!“
„Yes, there is, the ‚my best friend just died‘-excuse.“
„Okay, I know, this all is hard but he will not come back and I don’t think he would want you to stop living – it’s enough that he stopped living … We all miss him, so much, everyday I think of him and I do understand that this is even harder for you, but this has to stop now.“
Mia stand auf und ging zu der Tür zu Jonghyuns Zimmer.
„What did you do with that room?“
„Nichts … wir … wir haben ein paar Sachen für seine Familie zusammen gepackt, doch ansonsten ist es unverändert.“
Mia starrte Taemin an und öffnete dann die Tür zu dem Zimmer. Jong war der einzige gewesen, der ein eigenes Zimmer hatte. Man hätte denken können, dass sie mittlerweile die Zimmer aufgeteilt hatten, aber nein, sie konnten es noch nicht.
„Okay, so geht das nicht weiter. Es gibt zwei Optionen.“
„Und die wären?“, fragte Minho.
„Option Nummer 1: Ihr löst dieses Zimmer auf und fangt an wieder richtig hier zu wohnen. Option Nummer 2: Ihr sucht euch eine andere Wohnung, if you can’t get emotional over this.“
Ratlos schauten sich die vier an.
„Umziehen?“, fragte Onew.
„Yeah, a fresh start, no bad memories…“
Wo war eigentlich ihr Manager und wieso trat er den Jungs nicht in den Hintern? Trauer war okay und jeder hatte Verständnis, aber sie mussten aufhören sich so hängen zu lassen.
„Aber wir wohnen gerne hier“, meinte Taemin.
„Dann müsst ihr dieses Zimmer leer räumen und bewohnen.“
Wieder schwiegen alle.
„Ich glaube Mia hat Recht, eine neue Wohnung wäre gut. Ich sehe Jong hier überall rum sitzen, ich sehe seine Sachen …“, Key ging das alles noch ziemlich nahe.
„Gut … dann ziehen wir um“, meinte Onew und die anderen nickten.
„Very well.“
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Mia ging kurz raus in den Flur und rief bei SME an.
„Ja hallo, Frau Martin von Super Junior. Sagen Sie, gibt es im Moment noch SME Wohnungen mit drei Schlafzimmern?“
Sie hatten extra einen Menschen, der nur für’s Wohnen zuständig war.
„Ehm … wir haben im Moment zwei freie Objekte, das ehemalige Dong Bang Shin Ki Dorm und noch eine Wohnung. Wieso?“
„Weil SHINee eine neue Wohnung brauchen.“
„Ach ja?“
„Ja, der Tod von Jonghyun geht ihnen zu nahe, sie brauchen eine Wohnveränderung.“
„Hmmm … ja.“
„In welchem Zustand befinden sich die Wohnungen?“
„In einem sehr guten. Das DBSK Dorm ist in der Anlage 12 und das andere in der Anlage 24. DBSK hatten ihr Dorm gerade erst renoviert, da zog einer nach dem anderen in seine eigene Wohnung und das Dorm wurde aufgegeben.“
„Ist es möbliert?“
„Ja, in allen Zimmern sind eingebaute Kleiderschränke, das Wohnzimmer ist auch recht neu.“
„Gut, wir nehmen es.“
„Was? Einfach so? Wollen Sie das nicht erst mit dem Manager besprechen?!“
„Nein. Ich übernehme die Verantwortung.“
Der Manager hat sich bisher nicht um die Küken gekümmert, da wurde es Zeit, dass Mia die Glucke raus hängen ließ.
„Senden Sie mir bitte einen LKW und schicken die Adresse und den Pin.“
„Sie wollen, dass SHINee da heute noch einziehen.“
„Ja.“
„Aber …“
„Aber was? Sie haben gesagt das Dorm ist fertig, oder?“
„Ja schon, aber …“
„Nichts aber, ab an die Arbeit.“
„Ja, … ja Frau Martin.“
Den Armen hatte sie deutlich irritiert.
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Zurück in der Wohnung hatten sich die Jungs nicht gerührt.
„Na los, aufstehen, packen.“
„Packen?!“, fragten die vier.
„Ihr zieht in das ehemalige DBSK Dorm. Jetzt, also hopp hopp…“
Und so scheuchte Mia die Küken auf.
„In das DBSK Dorm?“, fragte Minho.
„Jetzt?!“
„Jup.“
„Boah, das ist voll groß!“, freute sich Taemin.
„Und die haben voll die schicken Möbel!“, sagte Onew.
Ein Dormumzug war eigentlich keine große Sache. Sie hatten hier keine Kleiderschränke, also standen alle Klamotten auf Kleiderstangen und sie hatten alle genug Koffer um das wichtigste einzupacken.
Alle stürmten los, nur Key nicht, der ging in Jongshyuns Zimmer.
„Es tut mir leid …“ Mia folgte ihm leise.
„Was denn?“
„Das ich euch so überrumpel.“
„Schon okay, ich glaube es ist längst an der Zeit, dass wir etwas tun. Jeder behandelt uns wie rohe Eier, keiner traut sich uns das zu sagen, was wir nicht hören wollen. Danke dass du nicht so bist. Es fällt nur so schwer los zu lassen.“
Mia zog das Küken in ihre Arme.
„Ja, ich weiß.“
Irgendwie hatten die Jungs doch ganz schön viel Krempel. Eine Stunde später kam der LKW und zum Glück waren dort noch Kartons drin. Mia war in ihrem Leben so oft umgezogen, das sie praktisch ein Umzugsgenie war und in der Zeit, in der die anderen die Sachen runter trugen, packte Mia den Rest ein. Jongs Zimmer ließen sie unberührt. In den kommenden Tagen sollten sie entscheiden, was sie behalten wollten und den Rest würden sie seiner Familie geben. Erst einmal mussten sie hier raus.
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Es war kurz nach 23 Uhr, als sie am DBSK Dorm ankamen, als Mias Handy klingelte.
„Hi Schatz … sag mal, wo steckst du?“
„Oh, ich ziehe nur mit SHINee in das DBSK Dorm um.“
„Was?!“
„Lange Geschichte, erkläre ich dir später…“