Gegen Mitternacht waren die meisten verschwunden und Donghae hatte die Idee mit Leeteuk noch mal im Fitnessstudio vorbei zu schauen. Kaylee half noch beim Aufräumen und dann waren Mia und Bill allein Zuhause.
„Was macht man nachts in Seoul – außer Fitnessstudio?“
„Willst du das wirklich wissen?“Nicht das er später sagte, sie hätte ihn nicht gewarnt.
Wo landeten sie? Na klar: Im Badehaus. Wo auch sonst?
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Nach dem baden trafen sich die beiden wieder und gemeinsam saßen sie mit einem Iced-Nokcha und Chickenpopcorn auf dem warmen Boden.
„Und die haben die ganze Nacht auf?“, fragte Bill ungläubig und Mia nickte.
„Jup. Als ich letztes Jahr hier war, zum Urlaub, war ich tagsüber immer unterwegs und bin kilometerweit gelaufen und nachts, wenn alles zu war und ich tatsächlich nichts anderes tun konnte, dann bin ich hier her gekommen, um mich zu erholen.“
„Cool … bis auf die Klamotten…“
„Ach jetzt komm, es ist doch egal, es geht ja darum, das alle gleich aussehen.“
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Sie zogen los zu den Saunaräumen und ließen es sich bis fast 4 Uhr morgens gut gehen.
Völlig erschöpft landeten sie wieder Zuhause und Donghae lag auch schon im Bett.
„Hey Liebes, wie geht’s dir?“
„So fresh and so clean, clean“, sagte sie und ließ sich erschöpft ins Bett fallen und Thanksgiving endete irgendwie anders, als Donghae sich das vorgestellt hatte.
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An diesem Morgen fuhr Mia zu SME, da führte kein Weg dran vorbei. Es gab noch viel zu erledigen und wenn sie erst einmal in Singapur waren, hatte sie eh keine Zeit mehr. Mnet Asian Music Awards. Für Mia hatte diese Veranstaltung noch immer einen bitteren Beigeschmack. Letztes Jahr hätten Super Junior 4 Awards bekommen sollen, weil sie nicht anwesend waren, gingen sie an die 2. Platzierten. In ihren Augen war es einfach nicht fair, nicht jede Band kann ihren Terminplan nach den MAMAs richten – für was gab es Liveübertragungen? Es war die einzige Award-Show, die sie kannte, in denen die Gewinner nicht die Gewinner waren, nur weil sie nicht anwesend waren. Normalerweise gab es Livezuschnitte oder eben ein Video, was vorab gedreht wurde. Fair war es jedenfalls in ihren Augen nicht. Umso überraschter war sie, als Kim zu ihr sagte: „Wir gehen da alle hin und wenn ich den kompletten Schedule verschieben muss! Noch mal gebe ich Mnet nicht die Genugtuung UNSERE Awards an andere weiter zu geben, wir werden da sitzen und Mia ich schwöre dir, wir werden alles gewinne, was es zu gewinnen gibt und wenn es das Letzte ist was ich tue!“
Dabei hatte er diesen irren Blick im Auge gehabt, der Mia etwas beunruhigte. Es war nicht so, als würde sie den Manager nicht verstehen, doch Mia selbst war einfach zu trotzig. Nur aus Trotz hätte sie gesagt ‚Screw you Mnet‘ und hätte alle Auftritte bei Mnet boykottiert. Doch wieder waren sie in Korea und so ein öffentlicher Krieg schickte sich nicht. Mia hätte Mnet bluten lassen, hätte ihnen die ELF Nation auf den Hals geschickt und gewartet bis Mnet angekrochen kam.
Das Voting war geschlossen und Super Junior würden abräumen und diesmal würden sie jeden Preis bekommen, der ihnen zustand.
Bill jedenfalls hatte gesagt, er hätte kein Problem damit sich zu beschäftigen und dass sie sich später im Trainingscenter treffen würden, wo Mia Tanzstunde mit den Bambis hatte.
Solange war sie mal wieder die Sekretärin des Weihnachtsmanns und schrieb zig Emails wegen dem Weihnachtsmarkt hin und her.
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„Hyung, schau mal, Mias Auto ist im Fernsehen.“
Ryeowook, Kyuyhun, Leeteuk, Donghae und Sungmin waren bei KBS zu Gast. Da es Routine war, hatte sie Mia ihren Weihnachtsaufgaben überlassen. Nun saßen sie im Warteraum, eigentlich war so jeder mit sich selbst beschäftigt – bis jetzt. Nun schauten alle hoch auf den Fernseher, in dem gerade Nachrichten liefen. Dort war ein riesiger Stau mitten in Apgujeong, weil ein kleiner, süßer Mini mitten auf der Gasse stand. Vor dem SM Gebäude.
„Ob sie das weiß?“, fragte sich Leeteuk und Donghae fand es heraus.
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„Hi Schatz, weißt du das dein Auto auf der Straße steht?“
„Hm? Straße? Auto? Bist du nicht bei KBS?“
„Doch und ich gucke gerade Nachrichten und sehe dein Auto wie es zwei Fahrbahren blockiert.“
„Na klaaaaaar.“
Mia hatte sich an die Scherze der Jungs gewöhnt und wollte ihnen nicht die Genugtuung geben sie rein gelegt zu haben. Deswegen tat sei cool, stand aber dennoch auf und lief vor, in eines der Büros, das nach draußen blickte.
„Ach du Scheiße!“ Dann legte sie auf und eilte nach unten.
„Nein, wusste sie nicht“, klärte Donghae die anderen auf.
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Was war geschehen? Mia hatte vor dem Gebäude geparkt, jedoch begann hier schon ein weiterer Gangnam Hügel, so dass das Auto schräg stand. Dazu kam, dass sie wohl die Handbremse nicht richtig angezogen hatte und schwups hatte das Auto den Autopiloten eingeschaltet.
Ihr könnt euch vorstellen, dass die Begrüßung auf der Straße nicht fröhlich war. Polizei, Feuerwehr, KBS, SBS und hunderte verärgerte Autofahrer nahmen die Frau in Empfang. In der Zwischenzeit hatte die Polizei das Auto wieder auf den Bürgersteig geschoben – das ging mit vereinten Kräften, doch das gab keine Pluspunkte, bei der Standpauke, die sich Mia anhören musste.
Die Welpen schauten sich das Ganze live im Fernsehen an und amüsierten sich riesig.
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Völlig gedemütigt ging sie zurück an ihren Arbeitsplatz, natürlich hatte sie vorher das Auto richtig geparkt und sicher gestellt, dass es nicht mehr weg rollte.
„Oh man …“
An Arbeit war jetzt eh nicht mehr zu denken und soweit hatte sie auch alles erledigt. Mia packte ihre sieben Sachen und machte sich los – ohne Auto. Bis zur Akademie von SM waren es weniger als eine halbe Stunde zu Fuß, das würde sie ja noch hin bekommen. Es war schon ziemlich kalt in Seoul geworden, doch mit der richtigen Kleidung ging alles. Im Benne Café holte sie sich eine heiße, weiße Schokolade für den Weg und dann lief sie los. Sie lief viel zu wenig. Früher war sie lieber gelaufen, weil man so viel mehr von der Stadt sah. Sie kannte kleine Läden, für die sie von Donghae immer schief angeguckt wurde. Er konnte sie nicht kennen, weil er noch weniger lief als sie. Fakt war, dass sie faul geworden war, seid sie sich traute mit dem Auto zu fahren.
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„And 5, 6, 7, 8 and 1, 2, 3, 4…“
„Sie tut wirklich so, als hätte niemand die Nachrichten gesehen“, flüsterte Jaeyoong zu den anderen.
„Wie kann man das nicht gesehen haben?“, kicherte Jino und wurde sofort von Mias finsterem Blick gestraft.
„Langweile ich euch?“
„Nein Ma’am“, sagte die Truppe und machte weiter. Bill saß in der Ecke und selbst er hatte die Nachrichten gesehen!
„Aber sie ist ohne Auto da, anscheinend ist sie traumatisiert“, flüsterte Tyler.
„Na als wäre das das erste Missgeschick, was ihr passiert ist“, meinte Dongmin und Mia hörte wieder auf.
„Okay, when you wanna debut before 2020 you should concentrate a bit more.“
„Ich versteh gar nicht wieso du zu uns so gemein bist. Dein Auto ist auf die Straße gerollt!“ Jaesun wagte es auszusprechen und die anderen schauten ihn erschrocken an. Sie sahen die Apokalypse schon nahen, doch Mia stemmte nur die Hände in die Seite.
„Okay, ihr dürfte alle einmal lachen und dann will ich nie wieder davon hören.“
Und sie lachten – und wie sie lachten! Sie lachten so viel, bis Mia irgendwann selbst mitlachen musste.
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Nach dem Training lud Mia die Truppe zum Essen ein. Sie gingen in ein koreanisches Restaurant um die Ecke.
„You’re going to the musical tonight?“, fragte sie Tyler.
„Jup, Donghae’s got cards.“
„Musical?“, wollte Bill wissen.
„Tiffany of Girl’s Generation and Eunhyuk are having their musical premier of ‚Fame‘ tonight“, erklärte sie ihm. Bill staunte nicht schlecht, denn er bekam mit, was die Idols neben dem Hauptberuf Sänger noch so alles waren.
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Die Bambis schickte sie zurück zum Training und dann trafen sie sich mit Donghae, der noch eine Karte für Bill hatte.
„Ich habe mir gedacht, dass du heute kein Auto mehr fahren möchtest“, sagte er grinsend als sie einstieg.
„Halt die Klappe“, motze sie schmollig.
Mia erklärte Bill, dass sie erst kurz nach Vorstellungsbeginn in den Saal konnten, um die Hysterie einigermaßen unter Kontrolle zu halten und so suchten sie für Donghae etwas zu essen. Morgen früh würde Bill wieder zurück nach L.A. fliegen und sie selbst würden auch auf Achsen sein, deswegen versuchten sie den heutigen Abend so gut es ging zu genießen.
Der deutsche Sänger hatte wohl irgendwie angenommen, dass nur weil es sich um ein englisches Musical handelte, dieses auch tatsächlich auf Englisch aufgeführt würde. Tja ja … willkommen in Korea.
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Beide waren toll und Mia war stolz wie Oskar – wieso sagte man das eigentlich? Wer war Oskar? Mia hatte das mal gegoogelt und war nur zu dem Ergebnis gekommen, dass es kein Ergebnis gab.
Tiffany war bezaubernd und strahlte auf der Bühne. Die Deutsche hatte die Frau sehr gerne und hielt sie für eine tolle Sängerin.
Nach den Show gingen sie noch hinter die Bühne, scheiß auf Reissäcke, Mia hatte für Tiffany einen Blumenstrauß besorgt und wollte ihn ihr geben.
„That’s so lovely!“ Tiffany glühte noch regelrecht von dem Auftritt und knuffte Mia.
„We’re having a after show party – you have to come!“
„Is it okay … I mean we don’t belong to the cast.“
„But your my and Eunhyuks family, sure it’s okay.“
So viel zum Thema ‚das Beste aus dem Abend machen‘.
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Die Party war wild und ausgelassen, mit alter Rockmusik, in einer Kellerbar. Es kam Mia etwas vor wie die Party bei Dirty Dancing, nur ohne Wassermelone. Die Stimmung war ansteckend und Donghae verbrachte Zeit mit seinem besten Freund. Da sich die Deutsche nicht dazwischen keilen wollte, blieb sie bei Bill und versuchte alles zu übersetzen, was sie an Wortfetzen aufschnappte.
„Willst du tanzen?“, fragte er sie.
„Kannst du twisten?“, neckte sie zurück.
Sie machten sich beide ziemlich zum Affen auf der Tanzfläche, da sie damit allerdings nicht alleine waren, fielen sie in der Masse gar nicht auf.
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Bill hatte an diesem Abend viel gelernt, mitunter auch, dass Soju ganz schön rein haute und betrunken sein führte zu Hunger.
Eunhyuk und Donghae fanden die beiden Deutsche vor einer riesigen Pizza wieder und das mitten in der Nacht. Donghae überlegte ein Beweisfoto zu machen. Aus zwei Gründen, zum Einen dass Ryeowook beruhigt war, zum anderen für Kim, falls Donghae Mia mal erpressen musste.
„Siehst du, das macht Alkohol aus Leuten“, sagte Eunhyuk vorwurfsvoll und drehte sich um zu Donghae, doch der hatte sich schon zu den beiden dazu gesetzt und sich ein Stück Pizza geschnappt. Eunhyuks Blick wurde – man mag es kaum glauben – noch vorwurfsvoller.
„Was denn?! Ich bin nicht betrunken, darf ich deswegen keinen Hunger haben?“
Berechtigte Frage. Schließlich überwand Eunhyuk seinen Miesepeter und gönnte sich auch ein Stück.