Nachdem die Fische fertig mit Mias Füßen waren, fuhr BoA sie zu ihrem Auto zum Trainingscenter und sie fuhr in das große, gruselige Haus. Nein, es war natürlich ein tolles Haus, nur eben sehr ruhig. Unten vor der Einfahrt standen wieder einige Fans und winkten Mia zu. Die Deutsche winkte zurück und fuhr dann in das Parkhaus. Der Wachmann hatte manchmal einiges zu tun die Fans aus dem Parkhaus fern zu halten, wobei er erst mal nichts gegen die Fans machen konnte, die ein Auto hatten, doch die oberste Etage war ja mit einem Rolltor versiegelt. Doch auch hier standen ab und zu Fans und sie fanden oft Geschenke. Donghae hatte sich angewöhnt in der 2. Etage zu parken und dann über das Treppenhaus nach oben zu gehen. Auch hier brauchte man für die obere Etage einen Schlüssel. So trickste er die Fans aus, die darauf warteten, dass das Rolltor sich bewegte und dabei schlich sich Donghae an ihnen vorbei.
Mia zweifelte nicht daran, dass die Fans schlau genug waren irgendwann dahinter zu kommen und dann müssten sie sich etwas Neues einfallen lassen. Sie sah Donghae schon eines Tages mit einem Gleitschrim vom Dach springen – seid ehrlich, denkbar war es.
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Donghae hatte weihnachtliche Musik aufgelegt und saß in einem Wirrwarr aus Weihnachtspapier und Schleifchen – mitunter hatte sich dieses sogar bis auf seinen Kopf vorgekämpft. Mia grinste und setzte sich zu ihm.
„Cupcake, pack dich nicht ein, dass ist später nur mehr Arbeit für mich“, jammerte Mia und er lachte.
Nächste Woche, wenn sie zurück aus Osaka waren, würde sie die Weihnachtsbäume kaufen. Normalerweise schmückte man den Baum ja kurz vor Weihnachten, doch da Donghae Weihnachten ja so liebte und den ersten Plastikweihnachtsbaum ja schon im November aufgestellt hatte, konnte sie das ruhig etwas vorziehen. Im Internet hatte sie zwei Adressen für Weihnachtsbäume gefunden, so richtige, lebende Bäume. Es war gar nicht so leicht echte Weihnachtsbäume zu finden und sie waren auch teuer (für die kommenden Jahre würde sie einfach selbst Weihnachtsbäume pflanzen, das würde sich finanziell auf jeden Fall lohnen).
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Donghae hatte in Deutschland einen Haufen Sachen gekauft. Normalerweise schenkten sich die Welpen untereinander nichts, denn es wäre einfach viel zu viel mit der Familie und den Freunden und den Bandkollegen. Donghae war schlau und würde die ganzen Souvenirs als Weihnachtsgeschenke tarnen.
„Ich dachte wir könnten am 24. Dezember gemeinsam mit den anderen Weihnachten feiern, für alle, die nicht bei ihrer Familie sind. Wir könnten auch deine Mama und deinen Bruder einladen.“
„Wirklich?“ Da waren wieder diese Kinderaugen, die ihr entgegen strahlten.
„Na ja, wir haben ein riesiges Haus, für irgendetwas muss es ja gut sein.“
Weihnachten war dazu da mit der Familie zusammen zu sein und die Welpen und Donghae Familie, waren jetzt ihr neue Familie. Vielleicht versuchte sie sich auch nur zu trösten, weil sie ihre eigene Familie nicht sehen konnte. Sie könnte ihren Laptop auf den Tisch stellen und mit ihren Eltern während des Abendessens skypen, so dass sie das Gefühl hatte, sie wären da.
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Zur gleichen Zeit im Dorm hackte Heechul wie wild auf die Tastatur seines Laptops ein, solange, bis es die anderen nervte.
„Was machst du da?!“, fragte Eunhyuk genervt.
„Das würdest du nicht verstehen.“
„Das ist irrelevant, ich möchte es nur wissen.“
Heechuls Blick war so vernichtend, dass Eunhyuk sich hoch in sein Zimmer verzog. Leeteuk ließ sich seufzend neben Heechul auf der Couch nieder.
„Wieso bist du so?“
„So?“
„So wie du halt bist.“
„Ich bin halt wie ich bin.“
„Das merk man.“
Heechul schaute auf.
„Hör mal, er würde es nicht verstehen.“
„Was tust du da?“
„Ich organisiere ein Weihnachtsgeschenk für Mia.“
Leeteuk hatte ja mit vielem gerechnet, inklusive den Plänen zur Übernahme von Nordkorea um es in ‚Heekorea‘ umzutaufen, aber das? Nun wirklich nicht.
„Und was ist daran so schlimm das zu sagen?“ Er fragte nur zur Sicherheit.
„Na ja, es soll nicht wie ein Geschenk aussehen, am Ende will sie mich noch … umarmen oder so was, Also muss es wie etwas mieses aussehen, dessen eigentlicher Sinn nur schwer zu verstehen ist.“
Ah ja.
„Wieso … sagst du ihr nicht einfach an Weihnachten, dass du ein Geschenk für sie hast?“
„Und ehrlich sein?“ Bei ‚ehrlich‘ verzog er das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
„War nur so Vorschlag“, meinte der Bandleader und stand auf.
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Der nächste Morgen verlief, ausnahmsweise, mal geregelt. 7 Uhr aufstehen, fertig machen und ab ins Büro, denn Weihnachten wartete nicht. In 2 Wochen war der KBS Weihnachtsmarkt und die SME Weihnachtsfeier und das musste reibungslos laufen – war ja nicht so, als würde der Weihnachtsmann oder gar Jesus sich selbst um ihren Kram kümmern.
Die Deutsche hatte eine Excel Tabelle, mit allen Dingen die organisiert werden mussten und Händlern und dem jeweiligen Status. Die meisten standen auf ‚Alles klar‘, was gut war, doch um die, bei denen ‚Wartet auf Lieferung‘ und ‚Warte auf Auftragsbestätigung‘ stand, musste sie kontrollieren.
Allein schon das beschäftigte sie gut vier Stunden. Unicef sagte sie würden die Weihnachtskarten nächste Woche bekommen, die Lebkuchenherzen würden erst kurzfristig geliefert werden, damit sie frisch waren und KBS machte die Verträge für die Weihnachtsmänner und Elfen fertig, die sie im Casting ausgewählt hatten. Dafür war die Krippe ja endlich geklärt und der Stand mit Zuckerwatte und gebrannten Nüssen war auch startklar und hatte Mia sogar ein paar Probepäckchen geschickt. Ja, das war ihr Frühstück.
Sie schickte die endgültige Pläne des Marktes an die Logistik, denn die müssten alles aufbauen und es sollte ja jeder Stand, jede Hütte und jeder Baum an der richtigen Stelle stehen.
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„Hi Mia, hast du schon Mittag gemacht?“
Da war es, das Monster, Kimzilla.
„Ehm … nein.“
„Na komm, gehen wir etwas essen.“
War es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen, dass ihr Boss mit ihr essen gehen wollte? Jedenfalls war sie nicht in der Position es abzulehnen und so zogen sie los. Kim und Mia gingen in eines dieser schicken Lokale in der Nähe, oben im dritten Stock eines schicken Gebäudes, in dieser schicken Gegend.
„Und… hast du über das Angebot nachgedacht?“
„Ja, habe ich. Ich werde es machen.“
„Sehr gut, gutes Mädchen!“
„Aber auch nur, weil du mir nie eine Wahl lässt“, sagte sie etwas leiser, nicht dass einer noch lange Ohren bekam.
„Kim, du musst damit aufhören heimlich Dinge zu machen. I want to decide if I wanna be an actress in Taiwan. I know you only have the best in mind, but I’m European and we have human rights and we are supposed to be asked.“
„Ich hab dich gefragt!“, verteidigte er sich, doch als ihr Blick in traf senke er den Kopf.
„Ich habe… ich habe nur manchmal das Gefühl, dass du so Dickköpfig bist. Du erkennst erst später, dass es gut war, was ich getan habe.“
„Ach so, was war denn das Gute darin mit an DBSK zu verfüttern und sie zu Monstern zu machen?“
„Erfahrung!“
Du würdest mal eine Erfahrung machen, wenn ich dir das Steakmesser durch deinen Hintern bis zum Gehirn durchprügel, dachte sie natürlich nur und erinnerte sich daran eine gute, koreanische Frau zu sein.
„Fine.“
„Fine?“, damit hatte selbst Kim nicht gerechnet.
Ihr Mittagessen kam und schweigend begann Mia zu essen, solange, bis Kim es nicht mehr aushielt.
„Mia, ich weiß ich war manchmal nicht fair zu dir, doch ich hatte immer deine Karriere im Sinn, ich wollte dir nie etwas Schlechtes.“
Merkwürdigerweise wusste Mia das sogar. Sie war ja meistens auch nicht sauer wegen der Sache, sondern wegen der Art.
„Ich weiß.“
Mias resigniertes Verhalten verwunderte den Manager nun doch. Konnte es sein, dass Mia sich dem koreanisch-demütigen Verhalten anpasste? Irgendwie glaubte er nicht daran.
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Nach dem Mittagessen ging sie zum Trainingscenter. In einem Anflug von sporadischer Freizeit, hatten sich die Welpen auch etwas für die Weihnachtsfeier einfallen lassen. Shindong, Donghae, Eunhyuk, Leeteuk und Sungmin würden zu Will Smith‘ ‚Switch‘ tanzen, was ziemlich cool war. Eigentlich war es Mias Idee, beziehungsweise hatte sie das Lied in Donghaes Ohr gesetzte, als sie es in Deutschland beim Autofahren ständig gehört hatte.
Jedenfalls stand die Choreo wohl soweit schon, sie brauchten nur für den letzten Teile eine Frau – also Mia, denn es gab ja keine anderen Frauen, die sich so leicht versklaven ließen wie ihre Assistentin. Sie würde den Großteil nur doof rum stehen, bis zum dem Teil, wenn Will sagt ‚Are you too cute to dance?‘ und dann würde sie in den Tanz einsteigen.
„There is cutie!“, rief Eunhyuk fröhlich, als sie in das Studio kam. Weil ihr Einsatz nach ‚Too cute to dance‘ war, empfand er es als Ausrede genug sie Cutie nennen zu dürfen.
„Dann zeigt mal was ihr habt.“
Mia hockte sich mit dem Rücken an den Spiegel und ließ die Jungs einmal tanzen. Es war verblüffend wie viele Ideen sie immer noch hatten, nach all den Choreos die sie schon entworfen hatten, schafften sie es dennoch für Abwechslung zu sorgen und Mia lachte öfters während des Tanzes herzlich, weil es einfach so cool gemacht war. Sie hatten echte in Talent für so was.
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„Und, denkst du, du bekommst das hin?“, fragte Shindong, als der Song fertig war.
„Wäre ich hier, wenn nicht?“
„Nein“, antwortete er unsicher und merkte zu spät, dass er in die Falle getreten war.
„Na also“, war nur ihr Kommentar und dann ging es schon los.
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Drei Stunden später stand der Tanz und sie hatten schon wieder Zeit rum zu blödeln. Anstatt zu Mia zu kommen und an zumachen, wieso sie nicht tanzt, ging Leeteuk stattdessen zu Eunhyuk, der auf schüchternes Mädchen machte. Sie schubsten sich und änderten mit Absicht die Choreo, nur um die anderen zu verwirren.
„Okay, wenn wir weiter machen, weiß ich gar nichts mehr“, meckerte die Frau, nachdem sie sich mal wieder von einem Lachanfall erholt hatten.
„Okay, machen wir Schluss für heute“, entschied der Bandleader und sie gingen duschen.
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Doch der Abend war noch lange nicht gelaufen. Donghae, Leeteuk, Sungmin und Siwon waren zu einem Abendessen mit Kim, Yun und Sponsoren von SME eingeladen und Mia musste mit. Sie hasste Abendgarderobe, wenn es kalt war. Im Sommer konnte man ein lockeres Kleid anziehen, doch wenn es kalt war, konnte man deswegen kein Daunenkleid anziehen.
Cinna kam ihr jedoch entgegen, er hatte eine schwarze Lederhose raus gelegt, mit einer Perlmutfarbenen Seidenbluse und einem schwarzen Blazer, dazu Kniehohe Stiefel und eine beige Handtasche mit viele Fransen, die Mia gerne klauen wollte. Dazu gab es noch allen möglichen Schmuck.
„Tomorrow you’ll stop by and we make your hair new, the extensions are way over time“, sagte der Brasilianer und versuchte verzweifelt Mias Haare so hoch zu stecken, dass man den Ansatz zu den Extensions nicht sah.
„Okay.
„And when you’re there we make your nails, your legs and eyelashes – usual girls like to come over the place but it seems that I always have to drag you there.“
„Countless hours of sitting still and being in pain most of the time? Not my favorite hobby.“
Immer wenn sie da war enthaarte man sie von oben bis unten, die Extensions raus machen, würde auch voll der Akt werden und irgendwie brannten ihre Augen immer von dem Wimpernkleber.
„I’ll get you cake and you can smoke.“
„Deal.“
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„Martin Mia, ich habe das Gefühl, Sie werden mit jedem Mal hübscher!“
„Sie schmeicheln mit Herr Yoon.“
Herr Yoon war der Chef von Audi in Korea – von ihm bekamen sie alle ihre Autos.
„Schade dass Sie schon vergeben sind, ich habe einen Sohn, der genau im richtigem Alter ist…“
„Ich kann Sie hören“, flötete Donghae und legte seinen Arm um Mia.
„Aber natürlich, entschuldige.“
Herr Yoon war schon seit Jahren für SME zuständig und das Verhältnis war locker. Immerhin würde es nicht so ein steifer Abend werden. Noch drei weitere Herren und ihre Frauen waren anwesend, einer von ihnen hatte einige Aktien an SME, was die anderen beiden machten, wusste Mia nicht so recht.
Nach dem Essen, zogen sich die Männer in die Zigarrenlounge zurück und die Frauen in den Dessert-Raum – ohne Mist, die haben das so genannt. Da saß Mia nun zwischen Cremetörtchen, Kaffee, Wein und fünf Frauen und fühlt sich wie in der koreanischen Fassung von Desperate Housewifes. Sie alle hatten Männer, die hart arbeiteten, Mia inklusive. Sie gehörte zu ihnen, auch wenn sie vielleicht andere Wurzeln hatte und den selben stressigen Alltag wie ihr Mann teilte, so war sie eine von diesen Ehefrauen, nur das sie es nicht wussten.
Für diese Frauen, war sie die frisch verliebte Freundin von Donghae, die noch eine rosa-rote Brille auf hatte und dachte das Leben wäre ein Traum. Zumindest konnte sie an diesem Abend schon mal ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen und versuchen dieser Rolle gerecht zu werden.