Donghae hatte sich damit abfinden müssen, dass er nicht weiter spielen durfte und gemeinsam waren sie nach Hause gefahren, nur um dann wieder eine gute Viertelstunde vor ihrer Eingangstreppe zu stehen und diese zu bewundern.
Sie hatten sich noch etwas zu Essen warm gemacht und saßen am Esstisch, als sich Mia umschaute.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir ein Haus haben.“
„Ein tolles Haus“, korrigierte Donghae.
„Ich hingegen hätte nicht gedacht, dass du mich heiratest“, gestand der Mann.
„Wieso? Du hast es doch zu mir gesagt, damals, bei der Super Show.“
„Das war Wunschdenken – wer kann schon wissen, das Träume wahr werden.“
Eigentlich sollten sie mal eine Liste von allen unglaublichen Sachen erstellen, die sie in diesem Jahr erlebt hatten. Das waren ziemlich viele, man könnte die Liste ‚1001 Wunder‘ nennen.
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In dieser Nacht begannen sie mit ihrer Schlaf-Tour. In Pyjamas, bewaffnet mit Kissen, standen sie unschlüssig im Flur.
„Okay, which one?“, fragte Mia und schaute von dem normalen Gästezimmer zu dem G-Dragon Gästezimmer. Ein paar Mal schauten sie hin und her und entschieden sich dann für das GD-Zimmer.
„Aber Schatz, wenn wir hier schlafen, müssen wir auch die Duschen ausprobieren…“ Donghae grinste neckisch – also wieder raus aus den Pyjamas.
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Am nächsten Morgen fuhr sie in die Firma. Der Countdown lief, noch eine Woche bis zum Weihnachtsmarkt und zwei Elfen waren ausgefallen. Das war eine Katastrophe, so viele potentielle Elfen liefen nicht in Korea herum.
„Ich will zehn Elfen, nicht neun, nicht acht, zehn und ihre Agentur ist dafür verantwortlich! Mir ist egal wie sie das machen, ob sie jemanden die Beine abhaken, ich-will-zehn-Elfen!“
Wütend legte sie auf, als sie Kim bemerkte, der die Augenbrauen hochgezogen hatte.
„Soll ich später noch mal wieder kommen?“, fragte er vorsorglich – nicht das er am Ende noch die Beine abgehakt bekam und als Elf einsprang.
„Nein, nein, was gibt’s denn?“
„Ich habe gehört, dass es gestern gut gelaufen ist.“ Er bezog sich auf Strong Heart.
„Ich habe gesungen.“
„Ja, aber es ist ja gut gelaufen.“
„Ja, aber ich habe gesungen.“
„Irgendwie habe ich das Gefühl, das du nicht singen wolltest.“
„Bingo!“
Endlich hat er’s begriffen.
„Na ja, ist ja noch mal gut gegangen. Also, schönen Tag noch.“ Damit drehte er sich um und verließ ihr Büro. Ehm … okay…
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Ungefähr eine Stunde später klopfte es an der Tür und das Gesicht, was sie sah, hatte sie nicht erwartet.
„Jihoon?!“
Sie stand auf und drückte den Sänger an sich.
„Was machst du hier?“
„Ich habe heute frei und wollte dich mal sehen. Warst du schon Mittagessen?“
„Nein, noch nicht.“
Abschätzig schaute er auf die Armbanduhr, es war fast 15 Uhr und er hat Zweifel, dass sie gescheit gefrühstückt hatte. Also entführte er Mia zu J.Tune, wo sie Essen bestellten.
Jihoon erzählte von seinem Dienst und so wie es sich anhörte, lief es gut. Sie hatte gewusst, dass es sein Ding war, dass er sich gut im Militär schlagen würde und war beruhigt, dass er gut aufgehoben war.
„The other day I was at your house, looks great.“
„Thanks, it is. Now it’s almost finished, the guestrooms are finished now. We’ll do the garden in spring and the second livingroom too.“
„Wow, sounds great.“
„And it keeps me busy.“
„Mia, darf ich dich was fragen?“
Die Antwort auf diese Frage sollte generell ‚Nein‘ sein, denn wenn man schon fragte, ob man etwas fragen durfte, dann ging der Frager wohl davon aus, dass dem Befragten, die Frage nicht passen würde – wieso fragte man dann überhaupt?
„Klar“, war die entgegen gesetzte Antwort, von der richtigen, doch was sollte man schon sagen? Der Frager fragte, ob er fragen durfte, weil er zwar wusste, das dem Befragten die Frage nicht passen würde, dennoch mit einem ‚Ja‘ anstatt eines ‚Nein‘ rechnete.
Alle verwirrt? Gut, dann kann es ja weiter gehen.
„Damals, an dem Pokerabend… war das Absicht oder Zufall?“
„Absicht du Trottel.“
Jihoon lachte, mit der Antwort hatte er gerechnet.
„Woher weißt du wie man pokert?“
„Du hast gesagt ‚eine Frage‘.“
„Nein, ich habe gefragt, ob ich fragen darf, habe die Anzahl der Fragen nicht definiert.“
Nun grinste Mia, okay, da hatte er Recht.
„Before I came to Korea I was a poker croupier. And sure I know how to play, I even got under the top 20 in the Full Tilt Tournament in Germany from 3000 people. I didn’t played often with money because I simply didn’t had money, but I’ve seen more hands than you could ever play in your whole life and you get to read people.“
„Ich dachte du hast bei einem Reiseveranstalter gearbeitet?“
„Tagsüber, ja, nachts war ich Croupier – wie Batman, der tagsüber Wayne Enterprises leitet und nachts Verbrecher jagt.“
Ja, zugegeben, der Vergleich war ziemlich weit her geholt, aber die Welt des Pokerns ist nicht die normale Welt. Tagsüber gingen in Frankfurt auf der Goethestraße Menschen einkaufen und essen, normale Menschen, großteils, doch nachts kommen Menschen in die Goethestraße, um in einem Pokerclub, oben im 3. Stock eines unauffälligen Gebäudes bis zum nächsten Mittag zu zocken. Es waren keine normale Leute, vielleicht ein paar, die sich einfach nur etwas Geld zur Seite gelegt hatten um ab und an mal zu zocken, doch die meisten Leute drehten irgendwelche krummen Dinger. Man sprach nicht über normale Dinge und man freundete sich auch nicht mit den Leuten an, wenngleich man seine Spieler irgendwie schon gern hatte, wenn sie einem zum Geburtstag ‚Happy Birthday‘ sangen und Kuchen organisiert hatte. Wenn Mia ihre Spieler aus Zufall auf der Straße getroffen hatte, vielleicht sogar in Begleitung von Frau und Kind, hatte man nie gesprochen, man ging aneinander vorbei, als würde man sich nicht kennen.
Vor ein paar Wochen hatte sie gelesen, dass einer ihrer Spieler nun im Gefängnis saß – wegen Mord. Woah. Das war schon krass. Er war der deutsche Chef einer Airline gewesen und hatte wohl auch krumme Geschäfte am laufen, denn er hatte unheimlich viel Geld. Sie kam mit ihm gut klar, hatte aber immer im Hinterkopf, dass er ziemlich unberechenbar schien und sie nichts weiter mit ihm zu tun haben wollte. Er hatte sich wohl von jemanden 10.000 Euro geliehen und konnte es nicht zurück zahlen. Der Typ, bei dem er sich Geld geliehen hatte, hatte wohl dann gesagt er solle ihm seine Frau bringen, wo bei ihm die Sicherungen durchbrannten und er den Typen erschossen hat. Jetzt zockte er wohl im Knast um Zigaretten und nicht mehr um tausende von Euros.
Mia war froh gewesen auch ein normales Leben zu haben, eine Sozialversicherungsnummer und Kollegen mit so ganz normalen Problemen.
„Das heißt du hast mich gelinkt“, schlussfolgerte Jihoon.
„Zu einem guten Zweck.“
Er schüttelte nur den Kopf.
„Bist du sauer?“
„Nein, ich könnte mir nur in den Arsch beißen, dass ich dich nicht für mich hab spielen lassen – wir hätten einen Haufen Geld machen können.“
„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Lektion, die ich dir vermitteln wollte, nicht ankam“, grübelte Mia und Jihoon lachte.
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Nach dem Essen fuhr sie ins Trainingscenter, wo sie sich mit ihrem Vocalcoach Ryoewook, Tyler und Backgroundsängerinnen Sunny und Tiffany für die Weihnachtsfeier traf.
„Bist du denn fit genug?“, fragte Ryeowook besorgt.
„Ich habe gestern bei Strong Heart gesungen – also ja.“
Tiffany und Sunny tauschten einen Blick aus, sagten aber kein Wort. Der Gesang wurde besser, sie wurden vertrauter mit dem Lied und heute gingen sie auch an die Choreo. Mia hatte sie selbst zusammen gestellt und viele 20er Jahre Elemente verwendet, an welche sie auch ihr Outfit anlehnen würde. ‚Call the Law‘ war eine Homage an die alten Zeiten des Swing und auch wenn das mit Jogginghose und Schlaggerpulli nicht so gut aussah, wie mit ihren Outfits, aber es war ja auch nur eine Probe. Zusammen mit Tyler würden Dongmin und Shincho tanzen, die etwas später dazu gekommen waren. Ebenso wie Jay, einer der SM Choreografen, denn Mia hatte Angst an ihre Grenzen zu stoßen.
Mia erklärte die Choreo Step by Step und dann ging es an die Arbeit. Mia hatte für die Mädels Fächer besorgt, die sie in der Choreo einbauen würden. Der Großteil bestand aus singen und einfachen Steps, aber zwischen drin ging es ganz schön rund. Mia hatte sich Youtube-Videos gespeichert, die sie den anderen zeigte und es waren mitunter auch Hebefiguren und Tyler schaute auf.
„If I break you…“
„Break me? What am I? A cellphone? You’ll not break me, we’ll practice.“
Nach all dem was ihr dieses Jahr schon passiert war, hatte Tyler Angst seine Managerin gänzlich unter die Erde zu bringen, wenn er sie fallen ließ und sie sich das Genick brach.
Anfangs war er sehr zaghaft, was dazu führte, dass sie beide umfielen. Für solche Moves brauchte man Schwung und für Schwung brauchte es Schmackes und das dauerte. Nach einer halben Stunde hatten sie es dann aber drauf und Tyler hatte richtig Spaß daran Mia in der Gegend umher zu wirbeln, bis diese ganz schwindelig war.
„Okay, okay, I think that’s enough“, meinte sie und sackte leicht orientierungslos
(So sieht sowas im Übrigens aus: http://www.youtube.com/watch?v=mHANNkKBSNU & http://www.youtube.com/watch?v=FAy0cYbPi18 )
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Nachdem sie das Training bewältigt hatten – und bewältigt war genau das richtige Wort dafür heute – ging Mia duschen. Donghae, Eunhyuk und ihre Tänzer hatten jetzt schon Probe für ‚Oppa, Oppa‘, als sie fertig mit duschen war, suchte sie das Studio. Auch Tyler saß an der Wand und guckte den Proben zu, so dass Mia sich zu ihm gesellte und noch ein paar Emails abarbeitete. Weihnachten… von wegen der Weihnachtsmann hatte Stress.
In Gedanken plante sie schon den nächsten Urlaub. Am 1. Januar hatten SuJu einen ziemlich vollen Terminplan, doch danach ging es, vielleicht könnten sie hoch in die Berge fahren. Die Jungs würden Snowboardfahren und Mia würde sich als Yeti im Gebüsch verstecken und herausspringen, jedes Mal wenn einer von ihnen vorbei fährt. Das könnte aber auch schief gehen. Das Kopfkino lief weiter und sie sah, wie ihre Welpen tatsächlich dachten einen Yeti gefunden zu haben und sie zu zehnt den Berg runter jagten, während Mia panisch schrie, stürzte und zu einer riesigen Schneekugel anschwoll. In den Nachrichten würde es spektakulär aussehen.
„Und, wie war das Training? Was habt ihr gemacht?“, fragte Donghae, nachdem sie endlich fertig waren.
„Ich hab gelernt, wie ich Mia durch die Gegend wirbeln kann“, erwiderte Tyler stolz. Eunhyuk und Donghae wollten das natürlich sehen und ihre Augen wurden groß.
„Ich will das auch machen!“, riefen sie gleichzeitig. Die Diskussion wer wen umherwirbelte war schnell beendet, da Eunhyuk viel schlaksiger war als Donghae.
Schon der erste Versuch endete so katastrophal, das Mia überlegte den Krankenwagen anzurufen. Eunhyuk hatte zu viel Schwung und riss Donghae mit. Beide stürzten und irgendetwas knackte, was sich in Mias Ohren wie ein Knochen anhörte. Sie zogen beide an den Ohren hoch und verbat ihnen sich vor dem Comeback Knochen zu brechen.
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Es war nun kurz nach 20 Uhr und Mia musste los zu I-Tasia. Alles in der Location war mit den 6 Farben eines Zauberwürfels ausgestattet, die Gläser, die Lichter, die Tischdecken. Es war von der Deko nicht so anspruchsvoll wie die letzten Male, doch dafür wären die Gäste heute ohnehin mit anderen Sachen beschäftigt.
„Hi Mia!“
Jiyong begrüßte Mia, indem er ihr einen Essenskarton reichte.
„Was ist das?“
„Essen. Ich bezweifle, dass du zu Abend gegessen hast?“
„Hab ich nicht, aber ich hatte Mittagessen mit Jihoon.“
Da zog selbst der Rapper mal die Augenbrauen hoch. Mia setzte dich auf die Theke und aß also zu Abend, bevor sie sich fertig machte. Ihr Outfit hatte sie dabei, es bestand aus einer gelben Leggins, einem blauen Minirock, einem weißen T-Shirt, orangen Armreifen, grünen Schuhen und einem roten Stirnband. Jiyong sah nicht viel besser aus. Sein Sako war orange, die Hose grün, die Schuhe gelb, das Shirt rot, sein Hut weiß und sein Glitzergürtel blau. Es würde auf jeden Fall eine Farbenfrohe Party werden.
Donghae hatte sie immer wieder gefragt, was der Sinn hinter den Farben war, aber natürlich hatte sie es nicht verraten.
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Drei Stunden später war die Party in vollem Gange und Jiyong stellte sich kurz auf die Bühne.
„Liebe Freunde, wie ihr sicher bemerkt hat, hat auch diese Party ein Motto, nur das wir es euch bisher nicht verraten haben. Das Motto lautet: Rubik’s Cube. Ihr alle seit in den sechs Farben eines Zauberwürfels gekleidet, eure Aufgabe ist es bis 3 Uhr euer Outfit in eine Farbe getauscht zu haben – mit den anderen die hier sind. Wer es nicht schaffen sollte das Outfit komplett in eine Farbe zu wechseln hat zwei Optionen. Erstens: Dort drüben neben der Theke findet ihr einen Shop. Dort könnt ihr für 50.000 Won pro Teil euer Outfit vervollständigen. Der Betrag der zusammen kommt wird dafür benutzt Weihnachtsschenke für ein Kinderheim zu kaufen. Die zweite Option ist es zu verlieren und jeder Verlierer bekommt eine Strafe – es liegt also in eurer Hand and now get the f**k naked!“
Zum krönenden Abschluss ließ er eine Sektflasche knallen und sofort brach die Panik aus.
„Schatz? Schatz! Wusstest du davon?!“ Plötzlich stand Donghae neben ihr und schaute sie mit großen Augen an.
„Ja.“
„Oh nein, welche Farbe wähle ich?!“
„Keine Ahnung, im Moment ist es noch egal.“ Und schon düste er los.
Die Deutsche schaute ihm nur kopfschüttelnd nach und grinste. Ja, das war eine super Idee gewesen.
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Wie zu erwarten, war das Gewusel ziemlich groß, weil jeder versuchte so schnell wie möglich das Outfit in eine Farbe zu wechseln und die Farben, die man an sich trug los zu werden. Mia beobachtete erst einmal und versuchte heraus zu finden, welche Farbe tendenziell die beliebteste war. Gelb schien ziemlich beliebt, aber es konnte ja nicht jeder alles in Gelb wechseln, also mussten sich manche Leute auf halbem Wege umorientieren.
Hyuna dachte es sich einfach zu machen, indem sie ein rotes Kleid anzog und alles andere weg ließ. Jiyong erklärte ihr dann, dass das Outfit weiterhin aus sechs Teilen bestehen musste und schickte sie weg. Barfüssig und leicht schmollig zog sie von dannen.
Zugegeben, die Mädels hatten einen leichten Vorteil, denn die konnten auch Teile von den Jungs anziehen, umgekehrt war das dann doch etwas schwieriger – es sei denn man hieß Eunhyuk, der endete mit Mias Minirock, den sie über der Leggins getragen hatte und machte darin sogar eine gute Figur.
Miststück, dachte sich die Frau und zog weiter, auf der Suche nach Orang. Zwei Teile kaufte sie jedoch, allein schon, weil es für einen guten Zweck war … und weil es ihre Idee gewesen ist. Damit das Ganze später nicht aufflog und man nachvollziehen konnte, von dem die Sachen kamen, hatten sie einen Weihnachtsmann engagiert, der am 24. Dezember die Spielsachen in ein Waisenhaus bringen würde. Wenn schon, denn schon.
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Neben dem großen Spiel des Farbwechsels, hatten sie aber auch noch einen Zauberwürfel-Wettbewerb am Laufen. Mia hasste diese Dinger. Die obere Seite und die zwei Linien der mittleren Seiten bekam sie hin, sie hatte sich das einmal mit Hilfe eines Youtube-Videos angeeignet und wenn man einmal den Dreh – im wahrsten Sinne des Wortes – raus hatte, dann ging es. Man fing oben mit einem Kreuz an und ordnete dann die Kanten des oberen Kreuzes und hatte dann den Deckel in einer Farbe. Man achtete natürlich darauf, dass die erste Linie unten drunter dann auch schon geordnet war und dann hatte man den Anfang. Dann machte man die mittlere Reihe und dann die untere, die letzte und das war schon ziemlich verwirrend. Wenn sie es als Kind gelernt hätte, würde sie es wahrscheinlich ganz intuitiv machen, doch Erwachsene dachten zu viel über solche Sachen nach. Mia hatte damals auf der Arbeit einen Zauberwürfel stehen gehabt und immer wenn sie sinnlose Gespräche am Telefon führte, hatte sie aus Langeweile am Zauberwürfel rumgespielt. Da sie sich gar nicht einbildete den Würfel ganz zu lösen, ließ sie denn Wettbewerb auch bleiben.