Siwon kam nicht ungeschoren davon. Donghae hielt ihm eine Standpauke, dass er Mias Leben auf’s Spiel gesetzt hatte, indem er sie ohne Schutzrüstung auf’s Eis ließ. Dabei interessierte es ihn wenig, dass Mia sich geweigert hatte die Footballkleidung anzuziehen.
.
.
Gegen 1 Uhr waren alle wieder Zuhause. Mia und Donghae machten sich noch eine heiße Schokolade und saßen vor ihrem Weihnachtsbaum im Wohnzimmer.
„Müssen wir ihn wieder abschmücken?“, fragte Donghae wehleidig.
„Ja, aber erst am 6. Januar.“
„Siehst du, das ist der Nachteil von echten Bäumen – sie gehen irgendwann kaputt. Hätten wir Plastikbäume, könnten sie das ganze Jahr hier stehen.“
„Wir führen nicht wieder die Plastikbaum-Diskussion, oder?“
„Nein“, meinte Donghae kleinlaut.
„Nein“, bestätigte ihm Mia zufrieden und schlürfte ihre heiße Schokolade.
.
.
Am kommen den Morgen verfluchte Mia ihren Körper. Sie war gut trainiert, keine Frage, doch beim Schlittschuhlaufen schien man Muskeln zu benutzen, die sonst nicht zum Einsatz kamen. Also praktisch Schlittschuhmuskeln. Und die taten weh. Wie eine alte Frau rollte sich die Assistentin um 06:30 Uhr aus dem Bett.
Heute war der Werbedreh von Siwon bei Lotte und das drehte man, bevor der Laden um 10 Uhr eröffnete. Um 8 Uhr sollten sie da sein, sollte der Dreh länger dauern, wurden dann Bereiche abgesperrt, doch Siwonie hatte ja Routine in solchen Sachen, er war der asiatische Ken und Mia war sich ziemlich sicher, dass das alles schon hinhauen würde.
.
.
Big Mike kam mit dem Van und holte Mia zuerst ab.
„What’s with you?“, fragte er die Frau, als die sich in den Van quälte.
„My ice-skate-muscles hurt.“
„Your what?! … Never mind…“
Kaum hatte er die Frage ausgesprochen, revidierte er sie, er war es inzwischen gewohnt, dass er nicht alles verstehen musste, von was sie sprach.
„So, how’s the wedding planning going on?“
„Puh … don’t ask me. Zoey and Kaylee do a lot but we have to set a date first for further planing but for the date I need all show dates of the Super Show, which no one can give me at the moment.“
„When would you like to officially get married?“
„I’d like the mid-may. I think from the weather it’s great. But in may is the Super Show in Tokyo and the encore concert here in Seoul. I’ll try to set it in between but the honeymoon will have to wait until after the encore concert.“
„Where do you wanna go?“
„What’s with all that questioning?! How am I suppose to know? I don’t even have time to think with all the Christmas stuff!“
Big Mike lachte fröhlich. Sonst war Mia so gut organisiert und plante alles ewig voraus, sie so zerstreut zu sehen war mal was anders.
„Okay, okay, I’m sorry. I’m just asking because I think Donghae will soon want to have kids.“
Panisch schaute Mia zu dem Bodyguard.
„Not happening!“
„What do you mean ’not happening‘?“
„My body has orders not to get pregnant and it follows my orders.“
Soweit kam’s noch! Kinder! Mia hatte nicht das ganze Jahr so hart geackert und sich Werbeverträge an Land gezogen um das kommende Jahr eine riesige Kugel mit sich rum zu tragen. Nein, nein, nein, Donghae konnte warten. Zumal sie von vorn herein gesagt hatte, dass sie erst Kinder bekommen, wenn Donghae mit seinem Militärdienst fertig war, denn Mia sah es nicht ein zwei Jahre lang die Erziehung zu übernehmen, nur weil Donghae dachte G.I. Joe spielen zu müssen. Da er, wie die anderen, versuchen würde seinen Militärdienst so weit wie möglich nach hinten zu schieben, rechnete Mia frühstens mit 35 mit Kindern, was in Korea völlig normal war, denn die Leute konzentrierten sich mehr auf ihre Karriere und für Kinder war schlicht keine Zeit. Bis dahin könnten sie ihr Leben erweitern, vielleicht Geschäfte aufbauen, Restaurants, Cafés, irgendetwas, was die Einnahmen sichern würde.
Mia hatte noch keine Ahnung was sie machen wollte, aber zur gegebenen Zeit, würde sie das Richtige finden.
.
.
So ein einsames Kaufhaus war schon cool. Mia schlenderte durch die Gänge, noch war hier niemand. Siwon war in der Maske. Die Läden, die in dem Spot gezeigt wurden, waren geöffnet und die Mitarbeiter arbeiteten daran alles gut aussehen zu lassen. Mia hatte ihre Emails gecheckt und etwas umher gewandert. Sie dachte an Tokyo zurück und dem Spielzeugladen – was für eine Nacht! Wieso war keine Alarmanlage angegangen? Wieso war kein Nachtwächter da gewesen? Die Deutsche fragte sich, ob das am Ende nicht sogar geplant gewesen war von Eunhyuk und Donghae, doch das würde sie wohl nie herausfinden – allein schon weil die beiden sicherlich zu viel Angst davor hatten, was Mia mit ihnen anstellen würde, wenn sie es geplant hatten.
.
.
Mia schlenderte zurück zu dem Teil, wo der Spot gedreht werden würde. Zoey rief an und begann Mia mit völlig irrelevanten Sachen voll zu qutaschen, deren Kernfrage ‚Was schenke ich Yesung zu Weihnachten?‘ war.
„Wie wäre es mit einer Wohnung?“
„Ha, ha, sehr witzig.“
Es war nicht so, als würde Zoey nicht begriffen haben, wieso eine eigene Wohnung, selbst wenn man sie mit jemand teilte, seine Vorteile hatte. Doch wenn jetzt nachgab, war sie die Schwächere und das ging ihr gegen den Strich.
„You don’t want Yesung to be right?“, spekulierte Mia und hängte sich eine Gucci Tasche um den Arm, schlendern ging sie zum Spiegel. Nun fragte sie sich, was sie sich selbst zu Weihnachten schenken sollte …
„Because he’s not right!“
„He kinda is“, erwiderte die Deutsche, auch wenn sie wusste, dass ihre Freundin das wahrscheinlich nicht hören wollte.
Mia hatte die Angewohnheit, wenn sie telefoniert, rum zulaufen und genau das tat sie gerade. Dabei schlenderte sie wohl etwas zu nah an den Sicherheitskontrollen des Gucci Ladens vorbei, da sie noch immer die Tasche umhängen hatte, schlugen die Sensoren Alarm und die Gitter rasten runter. Die Frau erschreckte sich so, dass ihr fast das Iphone aus der Hand gefallen wäre.
„Mia? Mia? Was ist los bei dir?“
„Gucci just arrested me, gotta hang up“, sagte sie und hinterließ eine verwirrte Zoey.
.
.
Siwon lehnte sich an das Gitter und schaute zu seiner Assistentin.
„Du weißt schon, dass es ein wenig peinlich ist, wenn die Assistentin klaut.“
Finster schaute Mia auf, doch es war ihr zu doof auch nur irgendetwas zu erwidern.
„Wie? Kein böser Spruch? Was ist los mit dir?“
Es machte Siwon irgendwie Spaß, wenn sie sich neckten, ihre Reaktion jetzt war fast beunruhigend.
„Ich bin müde, ich lass Karma die Arbeit machen.“
Das letzte Mal, als sie das gesagt hatte, war Hodong verhaftet worden – Siwon bekam Angst.
Wenig später war die Deutsche wieder auf freien Fuß und der Dreh begann.
.
.
„Kann ich dich auf ein Honey Bread einladen?“ Damit startete Siwon seinen Versöhnungsversuch nach dem Dreh.
„Like in public?“
Mia mochte Honey Bread, doch da sie meistens Sachen immer nur nach Hause mitnahmen, weil sie in den Cafés einfach zu schnell entdeckt wurden, aß sie es selten, denn es schmeckte nur, wenn es frisch war und die Sahne noch nicht geschmolzen war.
„Da drüben ist ein Gurunaru.“
Mia wusste das! Wollte er ihr jetzt Myeongdong erklären?
„Wieso nicht …“
Honey Bread war ein flauschiges Brot, viereckig, in 9 Teile geteilt. Man konnte sie mit Karamell und Sahne bestellen oder Schokolade, Eis oder Früchten. Es war ein typisches Zwischengericht für Pärchen, denn für eine Person alleine war es zu viel. Anfangs hatte Mia immer geglaubt, dass es sehr süß sei, doch dem war gar nicht so. Es war ziemlich flauschig und es wurde warm serviert, oben drauf kam dann viel Sahne und Soße. Mia und Siwon blieben bei Karamell und setzt sich hoch in den 3. Stock, in der Hoffnung dort oben nicht so schnell entdeckt zu werden. Wenn man sie so, Honey Bread essend, zusammen erwischen würde, würde es bald nämlich neue Gerüchte geben und Mia war froh so lange nicht mehr mit Unwahrheiten in den News gestanden zu haben.
„Wie geht es deiner Freundin?“
Sie erinnerte sich an den Abend, an dem Siwon Mia seine Freundin vorgestellt hatte. Damals hatte er einen ganz schönen Einlauf von Mia bekommen, sicherlich hatte sie nicht gerade einen guten Eindruck bei der Koreanerin hinterlassen.
„Ich weiß nicht.“
„Wie du weißt nicht?“
„Wir .. treffen uns nicht mehr.“ Aha!
„Wieso? Was ist passiert?“
Siwon seufzte und schaute auf.
„Ich habe das Gefühl, dass sie nicht die Eine ist, verstehst du? Natürlich, wir wissen nicht immer sofort ob jemand der oder die Eine ist, aber wenn man es bereits so im Gefühl hat, dass das nicht der Mensch ist, auf den man wartet, dann sollte man ihm nichts vormachen, oder?“
Mia hatte das Bedürfnis seine Hand zu drücken, tat es aber nicht, da sie sich bewusst war, dass sie in der Öffentlichkeit waren.
„Nein, das ist eine gute Einstellung.“
Sie selbst hatte es früher so gemacht. Sie kannte viele Leute, die einfach Beziehungen führten, um eine Beziehung zu haben, ohne zu erwarten, dass der Partner DER Partner sein könnte, einfach eine gute Zeit haben. Mia hatte das nie gekonnt. Wenn sie mit jemanden ausging und wusste, dass sie ihn nicht lange ertragen würde, hatte sie es gleich beendet, bevor irgendwelchen großen Gefühle im Spiel waren. Wenn sie Sex wollte, hatte sie Sex bekommen, aber Sex hatte auch nichts damit zu tun, ob man eine Beziehung hatte. Wieso jemanden vormachen, dass man sich sorgt, das man etwas empfindet, wenn man eigentlich nur Sex will? Jungs sind da in der Regel verständnisvoller – sag mal zu einem Mädel du willst nur Sex und dann hat sich bei 80% das Thema dann schon erledigt. Die anderen 20% denken, dass wenn sie lang genug Sex haben, es wie eine Beziehung sein wird und er sich doch in einen verliebt.
„Und trotzdem… manchmal wünschte ich, ich hätte einfach jemanden an meiner Seite …“
„Ich weiß Schatz… es ist nicht einfach in der Position, ihr müsst auf so viel achten und vorsichtig sein. Andere junge Männer müssen das nicht, sie können ausgehen und Leute kennen lernen, sich ausprobieren, Fehler machen, all das bleibt euch verschlossen.“
„Wie ist es aufzuwachsen, ohne dass man ein Idol ist?“
Das war eine lustige Frage und brachte Mia zum Lachen.
„Don’t ask! Between 16 and 20 I was quiet busy dating boys, having three jobs, going to school and partying all week long!“
Vor ein paar Jahren hatte sie mal ein Tagebuch von sich gefunden, als sie so 17/18 war und nur vom Lesen hatte sie Kopfschmerzen bekommen! Dennis, Eric, AJ, der andere Dennis, wieder der erste Dennis, Charly, Tristan, Barry, wieder Dennis. Sie hatte keine Ahnung, wie sie all die Kerle unter einen Hut gebracht hatte und es war Drama von morgens bis abends.
.
.
Nach dem doch etwas ungesunden Frühstück, machte sich Mia auf zum Coex, denn heute wurde der Weihnachtsmarkt aufgebaut. Größere Sachen wie das Haus vom Weihnachtsmann, der Baum und die großen Stände wurden bereits gestern geliefert, doch heute konnten die Leute, die die Stände besetzen würden, alles aufbauen.
„And you are?“, fragte der Sicherheitsmann vor der Halle im gebrochenen Englisch.
„Sandy Claus and now let me get to my Christmas market.“
Damit schob sie sich an ihm vorbei und hinterließ den Mann leicht verwirrt.
Könnt ihr euch vorstellen, welchen Stress so ein Weihnachtsmarkt machte? Die Stände waren nicht das Problem, die machten das alles schon ganz gut und brauchten keine Hilfe. Es gab Dekomaterial, dass sie nutzen konnten und die meisten hatten richtig Spaß dabei ihre Stände mit Kunstschnee zu dekorieren. Mia hatte ganz andere Sorgen, angefangen beim Baum.
„He looks so plastic …“, murmelte Mia vor sich hin. An dem Plastikbaum ließ sich jetzt zwar nichts ändern, daran, wie er geschmückt wurde aber schon. Geschlagene drei Stunden scheuchte sie die Leute rum, bis der Baum so war, wie er Mia gefiel – als Plastikbaum.
Irgendwann hatte sich ein auffallender Geruch in der Halle verbreitet. Am Würstchenstand gab es drei Deutsche, von einer Weihnachtsmarktfirma, die alles überwachten und darauf achteten, das Krakauer, Thüringer, Nierenspieße und Hamburg so gemacht wurden, wie man es von deutschen Ständen gewohnt war.
„Frau Martin, wollen Sie mal?“, rief ihr der eine Mann zu und deute auf den Grillrost. Heute war praktisch Probe für sie, damit Morgen alles gut klappte.
„Na klar!“
Wenig später mampfte sie fröhlich eine Thüringer Bratwurst.
„Und, wie in Deutschland?“
„Perfekt!“
„Das beruhigt mich, vorhin kamen die Koreaner mit irgendwelchen Gewürzen an – ich hab das Zeug versteckt.“
Die Frau lachte fröhlich.
„Danke! Vor den Koreanern müssen Sie sich in Acht nehmen, die mischen auch überall Kimchi dazu.“
„Das sollen die mal wagen“, erwiderte der Mann und schnappte warnend mit der Zange zu.
.
.
Vom Weihnachtsbaum ging es zum Haus des Weihnachtsmannes. Hier war man gerade mit dem Kunstschnee fertig geworden und Mia war wirklich zufrieden. Sie ließ noch die Bühne dekorieren, achtete aber darauf, dass nichts leicht losreißen konnte, denn wenn hier Idols rumhopsten, sollten sie nicht zu Schaden kommen – sie waren ja nicht beim Dream Team…
Kurzfristig ließ Mia den Stand mit den Handbemalten Seoul-Kugeln verlegen, damit er besser positioniert war. Die Kugeln waren echt schön geworden, von denen würde sie sich auch noch welche holen müssen. Es wurde ein Soundcheck und Technikcheck gemacht, ein Mann von der Stadt war da, der prüfte ob alle Sicherheitsbestimmungen eingehalten worden waren und alle hatten irgendwelche Fragen.
.
.
Zwischen drin verschwand Mia um ins Trainingslager zu gehen. In ein paar Tagen war die Weihnachtsfeier und bis dahin musste sie den Song und Choreo perfekt drauf haben. Ryeowook und die anderen warteten bereits.
„I’m sorry, I’m so sorry … Weihnachtsmann zu sein ist echt stressig.“
Mit diesen Worten stürmte sie in den Proberaum und ging auf Position. Sie gingen den Tanz ein paar Mal so durch, bis er wieder saß und dann hieß es singen und tanzen. Bei SM Town New York hatte Mia das zwar auch gemacht, aber da war sie nicht die Leadstimme. Sie hatte Angst zu versagen und das stritt sie zumindest sich gegenüber nicht ab. Sie übte das Singen, sofern sie denn mal eine freie Minute hatte, was nicht sehr oft der Fall war.
Sie stand unter Zeitdruck und das führte zu dieser Angst. Umso mehr versuchte sie sich im Training anzustrengend, man musste auf so vieles achten und ihre Welpen machten das mit einer Leichtigkeit, für die Mia sie im Moment hasste.
.
.
„Wollen wir nicht noch etwas essen gehen?“, fragte Taeyeon, nachdem sie drei Stunden trainiert hatten und aus der Dusche kamen.
„Keine Zeit, ich muss zurück zum Weihnachtsmarkt.“ Und schon eilte sie davon. Tiffany und Taeyeon schauten sich kurz wortlos an und seufzten.
.
.
Es war dieser ganze Schnickschnack der sie aufhielt und jeder schien andere Wehwehchen zu haben. Dann waren sie fast schon fertig und dann gab es plötzlich einen Stromausfall. Morgen durfte so etwas auf gar keinen Fall passieren, also hetzte sie die ganzen Techniker los, um auf Fehlersuche zu gehen.