„Herr Lee, entschuldigen Sie die Störung … ich bin ein Techniker vom Weihnachtsmarkt… ich denke sie sollten Frau Martin abholen …“
Völlig panisch hatte sich Donghae ins Auto geschwungen und war zum Coex gerast. Dabei hätte er selbst fast zwei Unfälle verursacht, doch er hatte solche Angst um Mia, dass ihr irgendwas sei, dass er einfach nicht anders konnte. Er parkte auf der Straße vor’m Coex, machte noch den Warnblinker an und sprang dann aus dem Wagen.
Völlig abgehetzt kam er in der Halle an.
„Wo … ist … sie?“, fragte der Sänger, völlig außer Puste und ein Mann deutete in Richtung des Hauses vom Weihnachtsmann. Was war geschehen? War das Haus zusammen gestürzt und hatte Mia unter sich begraben – wir geben zu, möglich wäre es. Er rannte zwischen den Ständen, erreichte das Haus vom Weihnachtsmann und blieb stehen.
„You’ve gotta be kidding me!“ Das hatte sich Donghae auch von Mia angewöhnt. Da lag doch seine Frau, in einem flauschigen Berg von Kunstschnee und schlummerte vor sich hin. In diesem Moment verbreiteten sich zwei Gefühle gleichzeitig in ihm, zum einen ärgerte er sich, weil er sich so gesorgt hatte und andererseits Erleichterung, dass es ihr gut ging. Jedoch schoss er ein Bild von ihr, nur für den Fall das er sich eines Tages für die Panik, die sie bei ihm verursacht hatte, rächen wollte.
„Liebes?“
Er rüttelte leicht an ihren Schultern.
„Ich schlafen nicht!“ Damit schreckte sie hoch, den Kunstschnee noch im Haar und an ihrem Blick sah man, dass sie ein paar Sekunden brauchte, bis sie realisiert hatte, wo sie war.
„Ich bin im Haus vom Weihnachtsmann eingeschlafen?!“
„Nein Schatz, du hast nicht geschlafen“, neckte Donghae sie und half ihr auf.
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Der Weihnachtsmarkt würde um 11 Uhr öffnen. Es war ein Werktag, sie gingen davon aus, dass erst zum Abend viele Leute kommen würden, weil ja die meisten arbeiten mussten. Um 20 Uhr wäre dann das Weihnachtskonzert, eine Stunde lang. Um 22 würde der Weihnachtsmarkt offiziell schließen, wobei sie davon ausgingen, dass viele nach dem Konzert gehen würden. Die Konzerte waren kostenlos, man hatte bei KBS die Karten für das Konzert verlost, pro Abend würden es ca. 400 Gäste sein. Die Zuschauer konnten spenden, wenn sie wollten, aber KBS hatte es verbreitet mit ‚KBS schenkt Ihnen ein Weihnachtskonzert‘ und daran wollten sie sich auch halten.
Nach dem offiziellen Schluss, wurde aber noch mindestens eine Stunde für die Idols geöffnet. Dafür hatte sich Mia eingesetzt, denn wann hätten sie schon sonst die Möglichkeit auf einen Weihnachtsmarkt zu gehen, so ganz in Ruhe? Sie könnten essen und etwas trinken und zusammen den Weihnachtsmarkt genießen.
KBS hatte ganz schön viele Gruppen an Land gezogen, damit hatte Mia nichts zu tun – zum Glück. Wenn sie auch noch die Konzerte leiten müsste, wäre sie wahrscheinlich völlig durchgedreht.
Heute Abend waren viele bekannte Bands da, es würde bestimmt toll werden.
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Doch gehen wir zurück. Es war 7 Uhr, als Kaylee bei Mia klingelte. Die Assistentin würde heute für die Feiertage nach Hause fliegen. Mia fand es schade, dass Kaylee an Weihnachten nicht hier sein musste, doch am liebsten würde sie auch in die Schweiz zur Familie fliegen und so machte sie ihr keinen Vorwurf daraus.
„Are we heading to the Christmas market already?“
„Nope, we’re having a ‚good bye and see you next year‘-breakfast“, erklärte Mia und stieg ins Auto ein.
Ein letztes Mal in diesem Jahr wollte sie Kaylee für sich haben und so fuhren sie in ein Café um gemeinsam zu frühstücken.
„So, do you have plans for New Years?“, fragte die Assistentin und allein schon von der Frage, hatte Mia Kopfschmerzen.
„No, Jiyong said there is some awesome party but right now I feel over-scheduled. With all this Christmas stuff it seems like I can’t think.“
Weihnachtsmarkt, Weihnachtsfeier, das Geschenk für den Chef, im Moment konnte sie nicht mehr als drei Tage vorausdenken.
„Okay tell me?“
„Tell you what?“
„What’s in your mind? It’s not usual that you can’t concentrate, so tell me?“
„I’m still looking for the Christmas present for Soo-man.“
„What?!“ Kaylee schaute entsetzt und hatte dann die zündende Idee.
Vor Monaten war sie mit ihrem Stiefvater bei Soo-man auf einer Party gewesen. Ihr Chef hatte sich damals darüber ausgelassen, dass er seine Gartenmöbel nicht mag und etwas schickes, modernes möchte, aber nicht weiß wo er suchen muss und das es ihm fast schon peinlich wäre, Leute zu sich einzuladen.
„That it’s! You’re good in shopping furnitue!“
Da hatte Kaylee recht.
„Why didn’t you come up with this a bit earlier?“
„You didn’t ask me!“
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Schließlich sagten sich die beiden auf Wiedersehen und Mia schickte Kaylee zum Flughafen. Hm, jetzt gab es nur zwei Sachen, die sie klären musste. Zuerst fuhr sie ins Dorm.
Leeteuk, Eunhyuk, Ryeowook und Sungmin saßen in der Küche und gönnten sich ihren ersten Kaffee.
„Jungs, ich brauch eure Hilfe!“ Sie quetschte sich zwischen Mama und Papa und erzählte ihnen, was Kaylee ihr erzählt hat.
„Was meint ihr? Helikopter-Flug oder Gartenmöbel – ich will nicht, dass Soo-man denkt, dass er nicht selbst sich Möbel kaufen kann…“ Geschenke konnten nämlich auch nach hinten los gehen. So wie wenn man Pflegeprodukte oder Parfüm verschenkte, der andere denken konnte, dass er nicht gut roch oder schlechte Haut hat.
„Gartenmöbel“, antwortete der Chor.
„Meint ihr wirklich?“
„Mia, das ist perfekt! Du kannst so was, schau dir euer Haus an, ihr habt ein Kataloghaus!“, stellte Leeteuk fest und Ryeowook nickte. Ja, für sich selbst Sachen auszusuchen war aber auch einfacher, als für andere.
„Hilfst du mir?“, fragte sie Leeteuk.
„Na klar!“
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Soweit so gut, doch bevor sie losziehen konnten, musste der Weihnachtsmarkt eröffnet werden. Leeteuk wurde nun praktisch zum Specialguest, womit er keine Probleme hatte – wahrscheinlich würde er die Eröffnung moderieren!
Sie fuhren zum Coex und gingen durch den Hintereingang. Noch eine halbe Stunde bis zur Eröffnung. Gestern Abend hatte alles gut geklappt, Mia war zuversichtlich, dass es heute keine großen Katastrophen gab.
„Wow“, machte der Bandleader und blieb stehen.
„Hm?“
„Das hast du alles organisiert?“
„Keine Zeit zum Glotzen, komm schon!“
Da schnappte sie sich Leeteuks Hand und schliff ihn nach vorne.
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„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kinder! Es ist mir eine Freude den ersten deutsch-koreanischen Weihnachtsmarkt, hier im Coex, einzuweihen. Weihnachten ist das Fest der Liebe, wir wollen es mit Freunden und Familie verbringen, doch in der Weihnachtszeit müssen wir auch an die denken, die nichts haben. Die, die kein Zuhause haben oder keine Familie. Aus diesem Grund wird ein Großteil der Erlöse für Waisenhäuser und Obdachlose gespendet, um ihnen in dieser besonderen Zeit des Jahren zumindest eine kleine Freude machen zu können. Wir danken ganz herzlich KBS und Mia Martin von SM Entertainment, die das alles möglich gemacht haben und nun haben Sie viel Spaß auf dem ersten KBS Weihnachtsmarkt!“
Die Menge klatschte begeistert, als Leeteuk mit seiner Eröffnungsrede fertig war – was habe ich gesagt? Natürlich hat er die Moderation übernommen! Strahlend kam er auf sie zu.
„Okay, wir gehen zu einem Essensstand, aber dann müssen wir Soo-mans Geschenk holen. Morgen Abend nach dem Konzert, bleibt der Markt für die Idols ohnehin auf.“
Mia könnte sich ruhig ein paar Stunden davon stehlen, erst heute Abend würde sie gebraucht werden, denn ab Nachmittag würde es bestimmt voll hier werden.
„Nur einen …“ Leeteuk schaute sich verzweifelt um. Köhlerküsse, gebrannte Mandeln, Bratwurst, Suppe, Knobibrot – von überall her kam der Duft von Essen.
„Ich weiß es nicht“, jammerte er. Wieder nahm sie ihn bei der Hand und sie blieben vor den Köhlerküssen stehen.
„Meine Empfehlung.“
Leeteuk holte sich natürlich gleich eine 25er Box, er nannte es ‚Proviant‘.
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„Das ist der Wahnsinn! Ich habe so etwas noch nie gegessen!“ Inzwischen hatte Leeteuk den 4. Köhlerkuss verputzt und war völlig aus dem Häuschen.
„Du wirst dir schlecht machen“, meinte Mia nur lachend.
Sie hatte einmal in einem Buch gelesen, dass wenn man auswanderte, es irgendwann einen Punkt gab, an dem man Heimweh bekam – kam er auch noch so spät, er kam. Jetzt zur Weihnachtszeit vermisste Mia Deutschland. In Seoul war alles super toll geschmückt, aber es waren die kleinen Dinge, die sie vermisste. Eigentlich hatte sie das Beste getan, um das Heimweh im Keim zu ersticken. Sie war in Deutschland gewesen und hatte sich dort die volle Ladung Weihnachts-Shopping geholt, sie hatte ihr Haus in den Nordpol verwandelt und sie hatte in Korea einen deutschen Weihnachtsmarkt auf die Beine gestellt. Heimweh war also nur eine Sache der Kreativität.
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Sie fuhren in das Möbelhaus, in dem Mia den Großteil der Sachen für ihr Haus gekauft hatte. Hier fühlte sie sich gut aufgehoben und zuversichtlich etwas schönes zu finden, auch wenn im Moment vielleicht nicht gerade die Zeit war, um Gartenmöbel zu kaufen.
Zwei Stunden später hatte Mia eine Sitzgarnitur für 15 Leute gekauft, bestehend aus Sesseln und Couchen, in dunkelbraunem Bambus mit weiß und dazu hatte sie zwei LED Tische geholt, die bunt leuchteten und einen großen Sonnenschirm, dessen Speichen ebenfalls mit LED Lichtern besetzt war.
Sie bezahlt es und legte es weg, Soo-man sollte ihr dann sagen, wann sie es liefern konnten. Für sich selbst hatte sie zwei aufblasbare Schaukelliegen geholt, mit einer Fußstützte. Die Dinger waren super bequem und würden in das Super Junior Chillzimmer kommen. Wenn der Garten dann fertig war und sie das zweite Wohnzimmer im Erdgeschossen ausgebaut hatten, würde sie sich auch eine große Garnitur holen.
„Wahnsinn wie viel Geld für Soo-man zusammen kam“, wunderte sich Leeteuk, als er auf der Rechnung schaute.
„Irgendwie wollte jeder mehr geben, als ich vorgeschlagen hatte.“ Vor allem die Manager hatten mehr dazu, so dass sie die Möglichkeit hatten hier jetzt so einkaufen zu gehen.
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Sie fuhren kurz zu Mias Haus, um die Liegen abzustellen. Als sie die Tür rein kamen, sahen sie Donghae unter dem Weihnachtsbaum liegen.
„Cupcake, what’cha doing?“
„Ich schaue Lichter.“
Mia wurde unweigerlich an Grey’s Anatomy erinnert, da hatte Izzy das auch mal gemacht – was war eigentlich aus der geschehen? Leeteuk legte sich sofort mit dazu.
„Hyung, wo warst du? Ich habe im Studio auf dich gewartet!“
„Oh … das habe ich vergessen, deine Frau hat mich gekidnapped, um das Weihnachtsgeschenk für Soo-man auszusuchen, aber ich habe diese Kehllerkoose auf dem Weihnachtsmarkt geholt – willst du einen?“
„Hyung … das heißt Köhlerküsse.“
Tja ja, das war Mias gute Erziehung.
„Jungs, kann ich euch mit dem Baum allein lassen?“, fragte die Deutschen, denn sie hatte schließlich noch was zu tun.
„Ja, ja“, riefen die beiden und Mia lächelte.
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Zurück auf dem Weihnachtsmarkt gab es nur kleiner Probleme. Es war fast 16 Uhr und der Weihnachtsmarkt war gut gefüllt. Eine Schlange von Kindern stand vor dem Haus vom Weihnachtsmann, um ihm ihre Weihnachtswünsche zu verraten. Weihnachtslieder wurden gespielt und draußen hatte es angefangen zu schneien. Alles in allem ein perfekter Tag.
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Als die Künstler kamen, wurde es etwas stressiger. Draußen standen einige Fans, doch nur die mit Karten kamen rein. Keiner wollte riskieren, das Fanhorden den Weihnachtsmarkt nieder trampelten, deswegen waren einige Securitys im Einsatz.
Doch wer war heute eigentlich da? Beast, 4Minute, Dal Shabet, Simon D., Big Bang, f(x) und Infinite! Ein ganz schönes Staraufgebot. Mia ging nach hinten, wo die Garderoben waren, um zu gucken ob alles in Ordnung ist und wurde sogleich jubelnd von Big Bang begrüßt. Seunghyun und Jiyong begrüßten sie mit Küsschen – das war auch ihre deutsche Erziehung.
„You know that Kaylee left today?“, fragte sie den Rapper.
„She … what? Why?“ Okay, anscheinend wusste er es nicht.
„For Christmas. She went home to see her family.“
„Oh … I see…“ Er zuckte kurz mit den Schultern und ging murmelnd zurück in die Garderobe. Mia schaute zu Seunghyun, der verschmitzt grinste.
„Ich glaube er hat ein Weihnachtsgeschenk für sie“, sagte er und Mia grinste. Ja, ja, alles ganz unverbindlich.
Danach schaute Mia bei ihren Mädels von f(x) rein, die alle schon in ihren passenden Weihnachtskostümchen waren. Big Bang würden Jeans anziehen und weihnachtliche Pullover, doch die Mädels heute schienen sich etwas mehr in Schale zu werfen.
„Die Weihnachtsmütze ist zu groß!“ Man hörte die Verzweiflung in Victorias Stimme und am liebsten hätte sie sich wohl die Mütze vom Kopf gerissen, traute sich aber nicht, weil sie nicht den Rest der Frisur zerstören wollte.
„Warte, ich schau mal.“
Da Mia Weihnachten liebte, hatte sie sich mehr als einmal mit Weihnachtsmannmützen auseinander setzen müssen und die Dinge waren echt garstig. Sie nahm ein paar Bobby Pins und befestigte die Mütze so, dass man es nicht sah.
„Danke Mia!“ Victoria seufzte erleichtert.
„Gern geschehen, du siehst sehr hübsch aus.“
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Mia ging vor, als der Einlass für das Konzert stattfand. Der Rest vom Weihnachtsmarkt war ja nicht gesperrt, nur hatte man keinen guten Blick auf die Bühne, da das Haus vom Weihnachtsmann im Weg stand – ironisch, oder?
„Mia, Mia!“
Hyujin von KBS kam freudestrahlend auf sie zugeeilt.
„Wir haben schon so viele Spenden und das nach dem ersten Tag! Wenn es die nächsten Tage so weiter geht, können wir den Welthunger stoppen.“
Die Deutsche lachte fröhlich.
„Ich freue mich sehr, dass wir viele Spenden bekommen, um anderen zu helfen.“
Den Welthunger konnten sie vielleicht nicht stoppen, doch auch hier in Korea gab es viele Leute, die Hilfe brauchten, Arme, Kranke, Verlassene, Kinder, Behinderte, sicherlich würden sie manchen Leuten eine Freude machen können mit dem warmen Essen und den Geschenken.
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Sie blieb bei der Bühne stehen um sich das Konzert anzuschauen. Natürlich achtete sie auch darauf, dass hinter der Bühne etwas zu essen und zu trinken für die Idols bereit stand. Passender Weise wählte sie hierfür Milch und Kekse und alle freuten sich drüber. Jedes Mal wenn eine Band fertig war, standen die Sachen bereit und alle grinsten sie, wenn sie von der Bühne kamen.
„Ich finde, du machst das sehr gut“, lobte IU sie und trank ein Schluck Milch.
„Danke, bleibst du späte auch zum Weihnachtsmarkt?“
„Aber unbedingt! Ich war noch nie in Deutschland und bin sehr gespannt.“
IU war auch süß, sie hatte etwas Unschuldiges und Verspieltes. Mia hatte bisher nie viel mit ihr zu tun gehabt, mochte sie aber irgendwie dennoch.