2 Uhr nachts auf dem KBS Weihnachtsmarkt …
„Nein Mia! Ich will Santa mitnehmen!“
Ryeowook hatte sich um eine der Laternen-Zuckerstangen geklammert und wollte einfach nicht heim – und er war ein wenig angetrunken.
„Ryeowook! Santa ist schon nach Hause!“
„Zu uns nach Hause?“, fragte er hoffnungsvoll.
„Nein du Trottel, zu sich nach Hause!“
„Dann will ich da auch hin!“
Hilfesuchend wand sich Mia an die anderen.
„Leeteuk, mach was! Du bist der Bandleader.“
„Ach, ich finde ihn eigentlich in diesem Zustand ganz amüsant…“
Dann sah er Mias Blick.
„Okay, okay, das kriegen wir schon.“
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Eine viertel Stunde später waren sie auf dem Weg nach Hause. Mia und Donghae fuhren mit Mias Wagen, ihr Ehemann und seine Bandkollegen hatten den Glühwein etwas unterschätzt und die ganze Autofahrt über quasselte er über alles Mögliche.
Kaum Zuhause angekommen fiel Donghae in das gemeinsame Bett. Mia deckte ihn noch zu und ging dann runter. Es war noch immer Wintersonnenwende, die längste Nacht des Jahres. Mia ging ins Wohnzimmer und entzündete Kerzen und Räucherwerk mit Eiche, Zimt und anderen Weihnachtskräutern, bis sich ein angenehmer Geruch im Untergeschoss breit machte. Sie atmete tief ein und schloss die Augen zu Meditation.
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Gegen halb 6 wachte Donghae auf und stellte fest, dass Mia nicht da war. Wenn die Ehefrau nicht im Ehebett lag, sollte man sie suchen. Verschlafen stand er auf und ging runter, als er im Wohnzimmer ein Lichtermeer aus Kerzen sah. Er ging durch den Wintergarten und er roch verschiedene Kräuter. Hatte er mal wieder einen Feiertag verpasst?
„Schatz?“, fragte er vorsichtig.
„Wieso schläfst du nicht?“ Mia öffnete langsam die Augen und drehte sich um.
„Du warst nicht da … ist es ein Feiertag?“
„Jup, it’s Yule, the shortest day and the longest night of the year.“
Donghae kniete sich zu ihr und schaute sich um.
„Und wieso bist du wach?“
„Ich bleibe wach, bis die Sonne wieder aufgeht. Es ist Tradition. Stell dir mal vor ich schlafe ein und deswegen geht die Sonne nicht auf.“
Er stockte, hatte er sie nicht gestern kritisiert, an etwas zu glauben, was nicht bewiesen ist?
„Du glaubst nicht wirklich, dass die Sonne nicht aufgeht, oder?“
„Natürlich nicht! Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Sonne immer wieder aufgeht – es sei denn wir haben die Apokalypse erreicht und die Sonne wäre explodiert und zu einem schwarzen Stern geworden, aber dann wären wir jetzt auch schon tot und könnten das nicht mehr erleben. Ich bleibe wach weil es Tradition ist.“
Donghae lachte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, das war sein Mädchen!
„Wann geht die Sonne auf?“
„Kurz nach 6 Uhr beginnt die Dämmerung, richtiger Sonnenaufgang war um 08:21 Uhr.“
„Aha…“
Er wusste gar nicht so richtig, woher man das wusste – Mia hatte ein App dafür.
„Ich muss erst heute Nachmittag auf dem Weihnachtsmarkt sein und werde mich nach Sonnenaufgang hier unten in ein Gästezimmer legen.“
Über 24 Stunden wach sein war ganz schön anstrengend und sie wollte nicht, dass sie Donghae störte oder umgekehrt. Wenn man so lange wach war und man hatte zu tun, dann war das okay. Mia war da wie ein Duracell Hase, doch wenn sie eigentlich nichts zu tun hatte, wie gerade, dann war das wach bleiben ganz schön anstrengend, da der Körper dachte, das Schlafen eine viel bessere Option als Nichtstuen war. Doch darum ging es ja beim Meditieren und beim Fasten, der Geist hatte zu bestimmen, wann man Hunger hatte, oder Durst und wann man müde war, nicht der Körper. Mia fastete heute zwar nicht, doch stellte sie ihren Geist dennoch auf die Probe.
Nachdem Donghae wieder schlafen gegangen war, schaute sich Mia die Morgendämmerung an. Die kürzeste Nacht des Jahres war fast überstanden, von nun an würden die Tage wieder länger werden und vielleicht war Weihnachten auch für die Deutsche ein Angelpunkt, ein Neubeginn.
„Guten Morgen Jonghyun“, flüsterte sie der aufgehenden Sonne entgegen und wischte sich die Tränen weg.
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Um 08:30 fiel Mia ins Bett des G-Dragon Gästezimmers. Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr so richtig, richtig müde seid und ihr fallt in ein flauschiges Bett? Es ist eines der besten Gefühle auf der Welt. Mia hatte die Jalousie zum Wintergarten runter gelassen, was ziemlich ironisch war in Anbetracht der Tatsache, dass sie die ganze Nacht auf gewesen ist, um auf den Sonnenaufgang zu warten, um sie nun auszuschließen.
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Gegen 13 Uhr stand Mia auf. Es war recht still in dem riesigen Haus. Mia setzte sich in den Wintergarten und genoss die Sonne, die durch die Fenster rein schien. So oft war sie in einem Jahr noch nie umgezogen. In das eine Dorm rein, dann in das 2. Dorm, dann der Umzug von allen in ein Dorm, dann der halbe Umzug zu Jaejoong, zurück ins Dorm, in die Wohnung im Dorm-Haus (wobei sie davon ja nicht viel mitbekommen hatte) und dann hier her. Sie hoffte, dass sie hier lange bleiben würden, wenn nicht sogar für immer.
Die Butter stand draußen und Mia machte sich zwei Stücke Toast, während sie die Emails aktualisierte. Heute waren Eunhyuk und Donghae bei M! Countdown und in einer Stunde hatte Mia Probe für ‚Call the law‘, die letzte Probe vor der Weihnachtsfeier.
Danach würde sie die SNSD Mädels einsammeln und zum Weihnachtsmarkt fahren.
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Sie saß am Tisch, mit ihrem Toast und den Haferflocken. Irgendwie bekam sie das Gefühl nicht los Weihnachten nicht genug zu huldigen. Übermorgen war Heilig Abend. Was hatte sie früher so kurz vor Weihnachten gemacht? Sie konnte gar nicht so genau definieren was sie störte. Sie hatte Kekse gebacken, das Haus zur Fabrik vom Weihnachtsmann umgeschmückt, sie hatte einen Weihnachtsmarkt, einen Weihnachtsklingelton und doch war etwas anders. Sie hatte Lust ihre Mama anzurufen, doch bei der war jetzt erst kurz nach 5 Uhr morgens und das würde sie der Mama jetzt noch nicht antun. Also schüttelte sie dieses Gefühl ab und machte sich auf zur Probe.
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Heute trainierten sie komplett mit den Showkostümen und sie stellten eine Kamera auf, um sich das Ergebnis mal anschauen zu können. Die Deutsche war noch immer sehr geniert, wenn sie sich selbst sah, vor allem wenn sie dann auch noch sang, aber Tiffany schüttelte sie lachend durch.
„That’s just SO cool! Mia look!“
Mia wollte nicht looken, doch sie musste zugeben, die Wahrscheinlichkeit nicht als Lachnummer zu Enden war gar nicht so groß.
„Ich sag doch, am Ende macht mein Onkel mit dir die erste gemixte Kpop Band!“, meinte Sunny und machte Mia nur noch verlegener. Sie war alt und sie konnte anscheinend halbwegs singen um sich nicht zu blamieren, doch für eine Band reichte es nicht. Dann fiel ihr ein, welche schiefen Töne so manche Super Junior Mitglieder ab und an mal von sich gaben und dachte noch mal drüber nach – vielleicht reichte es doch für eine Band.
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Bevor sie zum Weihnachtsmarkt fuhren, rief Mia Donghae an, der schon bei M! Countdown saß, doch statt ihrem Ehemann, ging Eunhyuk ans Telefon.
„Hi Mama, geht’s euch gut?“
„Na klar, wieso?“
„Nur so, ich bin gerade mit dem Training fertig und wollte hören wie es Donghae geht.“
„Tja, jetzt ist er bei mir.“
„Ich weiß, ich weiß, ihr zwei wollte auch Zeit miteinander verbringen, ist schon okay“, erwiderte die Deutsche und grinste. Die zwei waren Freunde, die besten und Mia wusste, dass sie die Freundschaft von ihnen etwas durcheinander gebracht hatte.
„Heute Abend bekommst du ihn wieder zurück.“
„Das ist sehr freundlich.“
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Auf dem Weihnachtsmarkt lieferte sie die Mädels in der Garderobe ab und ging ihre Runde. Soweit schien alles in Ordnung zu sein, heute waren noch mehr Gäste als die vergangenen zwei Tage da.
„10 Bratwürstchen bitte“, sagte sie zu dem Deutschen Angestellten.
„So viel Hunger?“
„Weißt du, die sind so gut, ich kann gar nicht genug davon kriegen“, scherzte Mia.
„Sag mal, wenn der Markt vorbei ist und ihr habt noch Sachen übrig …“
„Können wir dir da lassen, na klar. Zurück schleppen wir die nicht mehr.“ Aus Gewohnheit verbeugte sich Mia dankend. Am 1. Weihnachtsfeiertag würden einige Leute zu ihnen nach Hause kommen und Würstchen zu machen, war wahrscheinlich das einfachste.
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„Ich hab Essen!“
Bewaffnet mit einem ganzen Tablett voller Bratwürstchen ging sie in die Garderobe von SNSD. Die Mädels stürzten sich wie hungrige Zombies auf das Essen.
„Wir müssen schnell machen, bevor unser Manager das sieht!“, forderte Taeyeon und alle mampften was das Zeug hielt. Sie mussten doch essen! Ja, vielleicht gab es gesünderes als Bratwürstchen, aber hungrig sollten sie nicht zum Weihnachtskonzert gehen. Sie hatten alle schon ihre Nikolauskostüme an, die sie auch Morgen bei der Weihnachtsfeier anziehen würden und sahen sehr süß aus. Mia dachte an die Cheerleadertage mit ihnen zurück, ja das war eine schöne Zeit gewesen.
„Hallo zusammen!“ Lee Chungho, der Manager von SNSD kam die Tür rein und fast panisch versteckten alle ihre Bratwürstchen. Sehr unauffällig.
„Du Mia, hast du mal eine Minute?“ Fast schon hätte sie gedacht, dass sie jetzt Ärger bekommen würde, doch der Mann hörte sich viel zu freundlich an.
„Klar.“
Sie gingen etwas über den Weihnachtsmarkt, bis er das Wort ergriff.
„Mia, ich suche ein Weihnachtsgeschenk für Kaylee… du kennst sie viel besser als ich.“
Immer diese unerwarteten Gesprächsthemen.
„An was hattest du gedacht oder wie viel wolltest du ausgeben?“
Das musste sie wissen, denn ihr Pensum von potentiellen Geschenken reichte von Gesichtsmasken zu Yachten.
„Ich habe daran gedacht ihr eine eigene Wohnung zu holen oder ein Auto.“ Wow. Netter Stiefvater. Nun lag aber Kaylees Schicksal in Mias Händen.
„Ich würde ein Auto nehmen. Ich denke es ist wichtig, dass sie bei ihrer Familie wohnt. Ich glaube nicht, dass sie eine eigene Wohnung möchte. Ein Auto wäre bestimmt gut.“
Kaylee hatte zumindest noch nie gesagt, dass sie ihre eigene Wohnung will, zumal sie ohnehin so gut wie nie Zuhause war.
„Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie mit mir nicht zurechtkommt“, gestand der Manager und ließ die Schultern sinken.
„Bestimmt nur wegen der Sprache. So you better learn more english“, neckte sie ihn, denn Kaylee war in Korea, also sollte sie auch gefälligst Koreanisch lernen. Im kommenden Jahr würde Mia da mehr mit ihr machen.
„Also, an was für ein Auto hast du gedacht?“
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Als Mia zurück in die Garderobe kam, war BoA auch schon da und drückte Mia an sich.
„Ich habe das Gefühl, wir sehen uns viel zu wenig.“
„Da hast du Recht, aber du hast ja so viel zu tun“, konterte BoA und Mia fiel der Kiefer runter.
„Alles klar …“
Bevor es los ging mit dem Konzert, mussten die Fans eingelassen werden. Neben SNSD und BoA waren heute auch noch Z:EA, Boyfriend, 2NE1, Kara und G.na zu Gast um für Weihnachten zu singen.
Über die letzten Tage hinweg hatten sie ziemlich viele Spendengelder gesammelt. Heute war der letzte Tag, nach dem Konzert würde es ein Meet & Greet geben, denn ein Teil der Idols würde frei rumlaufen und der Weihnachtsmarkt hatte heute bis 0 Uhr auf. Es waren stressige Tage gewesen und es war stressig gewesen all das in 6 Wochen auf die Beine zu stellen, aber in diesem Moment wünschte sich die Deutsche, dass der Weihnachtsmarkt noch etwas länger gehen würde.
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Nach dem Konzert blieben ein Teil von SNSD und Boyfriend auf dem Weihnachtsmarkt – gut bewacht versteht sich. Mia schlenderte zwischen den Ständen und machte ihr letzten Einkäufe, wie Köhlerküsse, Kekse, Schokoerdbeeren und Kleinkram, als sie von einem Security angefunkt wurde.
„Frau Martin, haben Sie Weihnachtsmänner bestellt?“, kam es aus dem Walki-Talki und sie stutzte.
„Weihnachtsmänner?“ Sie hatte einen Weihnachtsmann, was wollte sie mit mehr?
„Ja, hier stehen acht Weihnachtsmänner und behaupten Sie hätten sie engagiert.“
„Ich bin gleich da.“
Der Weihnachtsmarkt war jetzt nur noch für die Gäste des Konzerts offen, andere wurden am Eingang aufgehalten, aber bei acht Weihnachtsmännern hatte sie irgendwie eine Vermutung, wer da dahinter stecken könnte.
Die Weihnachtsmanngruppe stand in der Lobby. Mia ging auf den ersten zu und zog ihm den Bart runter.
„Ernsthaft?“
„Leute die uns nicht so gut kennen, wie du, erkennen uns bestimmt nicht!“, verteidigte sich Leeteuk und richtete seinen Bart. Sungmin und Ryeowook waren bei SuKiRa, doch der Rest stand hier versammelt, in der Hoffnung, sie würden nicht auffallen.
Sie bettelten und baten Mia, bis sie nachgab, jedoch gab es eine Probleme, die Super Junior in ihrem super Plan nicht bedacht hatte: Essen.
Es war schon recht amüsant zu beobachten, wie Donghae versuchte einen Mohrenkopf zu essen, ohne seinen Bart abzunehmen. Das ganze Zeug klebte darin fest und Hae versuchte halbwegs geschickt den Bart auszuzützeln, was ihm nicht so recht gelingen wollte.
Shindongs Bart hingegen litt unter der Soße von seinem Cheeseburger und Yesung hatte Schokolade an seiner Weihnachtsmannmütze hängen – auch wenn Mia keine Ahnung hatte, wie sie da hin gekommen ist.
„Irgendwie ist es schon gruselig, wenn man überlegt, dass ihr Idioten Volksvertreter Koreas bei der KTO seid…“
„Boah, bist du gemein!“, kam es von Henry.
„Ich glaube sie war schon immer so gemein, sie kannte nur nicht so viele koreanischen Wörter“, bemerkte Yesung und einige schienen über diese Theorie tatsächlich nachzudenken.