Die Bude fackelte nicht ab, niemand erlitt eine Lebensmittelvergiftung, niemand wurde getötet – alles in allem war es eine gelungene Weihnachtsfeier gewesen. Jetzt musste sie nur noch die Zwillinge ins Bett bringen und alles war gut.
„Okay, ihr habt die Auswahl zwischen der Kammer des Schreckens und dem konservativen Schlafgemach“, stellte Mia Bill und Tom die beiden Gästezimmer vor.
„Ich will da hin!“, sagten sie zwar gleichzeitig, deuteten jedoch auf unterschiedliche Zimmer.
„Gut, dann wäre das geklärt und ach Bill, geh auf jeden Fall duschen“, sagte sie dem Sänger, der sich für das G-Dragon Zimmer entschieden hatte und daraufhin an sich roch, weil er dachte er miefte.
„Vertrau mir, geh einfach duschen.“
Mit dieser Aussage ließ sie ihn stehen.
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„Du musst ganz schön Eindruck auf die beiden gemacht haben, wenn sie extra für dich her fliegen“, meinte Donghae, als Mia zu ihm ins Bett stieg.
„Na ja, sie möchten auch nur Weihnachten mit Leuten verbringen, die sie mögen und ihr Eltern sind wohl im Urlaub“, erwiderte sie und kuschelte sich an ihn heran.
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Mia wachte gegen kurz nach 6 Uhr auf und schlich sich aus dem Bett. Unten sah sie schon Bill am Esstisch sitzen, noch gestern Abend hatte das Catering alles aufgeräumt und Mia hatte schnell durchgewischt. Donghae hatte zwar gesagt, dass sie dafür eine Haushälterin hatten, doch die würde frühestens um 11 Uhr hier aufschlagen und solange wollte Mia nicht im vermeidlichen ‚Chaos‘ leben.
„Du kannst nicht schlafen?“
„Jetlag. Und du?“
„Gewohnheit“, antwortete sie ihm und setzte sich dazu.
Gemeinsam saßen sie knapp eine Stunde schweigend zusammen. Beide tippten auf ihren Laptops, Mia checkte die Emails, denn sie hatte heute nicht vor ins Büro zu fahren.
Schließlich rauchten sie draußen eine und Bill schaute zu der Rentierherde.
„Weihnachten ist dein Ding, huh?“
„Wenn es nach Donghae ginge, würden wir nie wieder umdekorieren“, lachte Mia. Bill wusste wahrscheinlich nicht, wie nah das an der Wahrheit war.
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An diesem Morgen stand Training für das SBS Gayo Daegu in drei Tagen an, bei denen M81 zum ersten Mal mit auftreten würden und im Moment war Mia wohl aufgeregter als ihre Bambis – die spaßten nämlich fröhlich mit den anderen, während Mia an ihren Nägel kauten, was ziemlich kontraproduktiv war, da sie ja Gel über den Nägeln hatten.
„Mia, wieso bist du so nervös? Das wird schon schief gehen.“ Dongmin kam auf sie zu und legte den Arm um ihre Schultern.
„Ich glaube das ‚schief gehen‘ ist ihre Sorge“, wand Jino ein.
„Was?! Gehst du davon aus, dass wir versagen?!“, kam es von den Zwillingen.
„Ich denke ihr seid etwas zu … entspannt“, wand sie ein.
„Das ist unsere Art mit dem Stress umzugehen“, erklärte Jaesun.
„Ist klar und wenn ihr am Donnerstag einen falschen Schritt macht, debütiert ihr als ‚Spastic Fantastics‘.“
Den Bambis fiel der Kiefer runter und sie schauten sich hilfesuchend zu Haedong um.
„Das würde sie nicht machen oder?“
„Würde sie nicht?“, fragte der Manager zurück und zuckte die Schultern. Er traute Mia vieles zu.
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Das Training ging weiter, Mia beobachtete es mit Adleraugen.
„Wie lange bleiben Tom und Bill?“, fragte Donghae sie.
„Morgen fliegen sie nach Tokyo zum … Spaß… ich habe versucht sie zu warnen, doch sie hören nicht auf mich. Sie werden schon sehen was sie davon haben.“
„Hey, Japan hasst nicht jeden.“
„Japan tut nur so, um ein gutes Image zu halten – ich habe Japan durchschaut.“
Leeteuk stand neben den beiden und schaute skeptisch.
„Ich will gar nicht wissen wovon ihr wirklich sprecht.“
„Von Japan“, erwiderte das Paar wahrheitsgemäß.
„Schon klar.“ Damit wand der Bandleader sich ab.
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Es hatte schon wieder angefangen zu schneien. Mia hing am Telefon mit SME und stolperte durch den frischen Schnee. Sie mochte die Geräusche, die er machte. Und dann auf einmal, ohne Vorwarnung, bekam sie einen Schneeball an den Hinterkopf. Ihr fiel fast das Telefon aus der Hand und wütend drehte sie sich um – und fand Jaejoong.
„Don’t you see I’m on the phone!“
„Yeah, I see you’re on the phone.“ Und damit feuerte JJ Mia den nächsten Schneelball entgegen, dem sie geschickt auswich.
„Ich glaub du spinnst!“
Mia beendete den Anruf und verstaute das Hände in einer Innentasche ihrer Jacke, bevor sie sich in Vergeltung übte. Sie formte einen Schneeball und schmiss ihn Jaejoong entgegen. Jedoch hatte es Gründe, wieso Mia Cheerleader war und Ding umherwarf, die so groß waren wie sie selbst – mit kleinen Dingen zu werfen war viel schwieriger.
„Oh, Miss Perfect ist wohl nicht in allem so gut!“, machte sich Jaejoong über sie lustig.
„Ich habe nie gesagt dass ich gut in allem bin!“, schrie sie zurück und wusste einfach nicht was der Kerl für ein Problem hatte.
Das Geschrei reichte bis hoch zum Trainingsstudio und Donghae schaute zwischen den Lücken der Rollos nach unten.
„Was haben die beiden?“ Eunhyuk schaute ihm über die Schulter, auch wenn die Stimmen der beiden da unten kaum zu verwechseln war.
„Ich würde behaupten Jaejoong ist eingeschnappt, weil wir ihn nicht zu Weihnachtsfeier eingeladen haben, aber das ist nur eine Vermutung.“ Mit dieser Vermutung sollte er gar nicht so weit daneben liegen.
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Mia und Jaejoong war praktisch schon zu Schneemännern geworden, als sie die Fäuste in die Seite stemmte.
„Was ist eigentlich dein Problem?!“
„Weihnachten!“, keifte er ihr zurück.
„Weihnachten?“ Na das war ja wohl kaum ihre Schuld, immerhin war sie ja nicht die Jungfrau Maria.
„Weihnachten, das Fest der Liebe, Familie und Freunde! Du hast gesagt wir sind Freunde!“
Okay, das schien wohl tiefgründiger zu sein, als nur Weihnachten.
„Wir sind Freunde.“
„Und weswegen hast du mich nicht zu deiner Weihnachtsfeier eingeladen?“
Und da war das wirkliche Problem. Mia ließ den letzten Schneeball fallen und ging auf Jaejoong zu.
„JJ, we are friends, we are very great friends, but it’s always complecated when we are not alone. I wanted to spend a quiet, nice evening, with no drama.“
„I’m not always drama…“
„Yes you are and most of the times it’s okay, but sometime it’s just a little too much …“
Da standen sie und starrten sich an.
„Und es liegt nicht daran, dass ich eine neue Freundin habe? Was ist es, magst du sie nicht oder bist du tatsächlich eifersüchtig.“
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„Uh!“, machte das komplette Trainingsteam, das oben sich am Fenster tummelte, als Mia Jaejoong eine Ohrfeige gab.
„This truce is over“, war alles was sie sagt und ließ den Sänger dann stehen.
„Huh … scheint wohl doch an Donghae zu liegen und ich dachte schon sie hätte diese Eigenschaft abgelegt“, sagte Kyuhyun trocken zu den anderen, welche damit beschäftigt waren schnell wieder auf ihre Plätze zu eilen, damit Mia nicht bemerkte, dass sie alle gelauscht hatten.
Natürlich konnte sie sich denken, dass dieser Zwischenfall nicht unbemerkt geblieben war, zumal sie ziemlich durchnässt durch die Schneeballschlacht war, doch immerhin tat jeder so, als wäre nichts gewesen.
„Hey, habt ihr Hunger?“, fragte sie Bill und Tom, in der Hoffnung eine Ausrede gefunden zu haben mal raus zu kommen.
„Klar!“, war die Universalantwort.
„Wir haben auch Hunger!“, beschwerte sich Donghae.
„Euer Mittagessen kommt in einer Stunde.“
„Aber…“
„Schatz…“
„Okay…“
Mia drehte sich um und ging mit Bill und Tom zum Auto.
„Was war das?!“, fragte der Bandleader, irritiert durch dieses doch sehr undurchsichtige Gespräch.
„So sprechen Eheleute miteinander“, kommentierte Shindong und klopfte Donghae kameradschaftlich auf die Schultern.
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Die drei anderen fuhren zu D-Cube City. Zoey hatte Mia hier mal ein Restaurant empfohlen hatte. Es war ein riesiges Einkaufscenter, in dem auch ein Hotel war und ein Kino. In den oberen Etagen, bevor es zum Kino rauf ging, gab es auf zwei Stockwerken einen Foodcourt. Es gab mitunter auch ein Vapiano, dass auch eine Bar draußen hatte – das Milano. Ansonsten waren hier fast ausschließlich koreanische und japanische Restaurants.
„Ernsthaft? Wir fliegen nach Korea und du gehst mit uns Burger essen?“
Bill verstand die Welt nicht mehr.
„Nicht irgendwelche Burger – die besten Burger der Stadt.“
Der Burgerladen war eingerichtet wie ein Diner im 60er Jahre Stil. Die Karte war übersichtlich, hatte dennoch einiges an Auswahl Mia mochte es klassisch: Sie bestellte einen Cheeseburger.
Als das Essen kam, stöhnte Tom genüsslich.
„Mia, das ist nicht der beste Burger der Stadt, das ist der beste Burger der Welt!“
„Unglaublich oder?!“
„Also in Amerika gibt es schon gute Burger, aber der ist echt der Wahnsinn“, schwärmten alle drei. Das Fleisch, der Käse, das Brötchen, alles war einfach vorzüglich. Mia setzte sogleich ein Bild auf Instagram und bekam dann die Welle von Beschwerden ihrer Schützlinge.
In Gedanken war die Deutsche noch immer bei Jaejoong. Was bildete er sich ein? Ihr so eine Szene zu machen, wo es jeder mitbekam – wenn sie Pech hatten sogar die Paparazzi. Wo blieb seine gute koreanische Erziehung? Sie dachte auch darüber nach, ob er Recht hatte. Wollte sie ihn nur nicht dabei haben, weil er jetzt eine Freundin hatte? Das war absurd, die Feier war schon längst geplant, die Einladungen verschickt gewesen, als sie davon erfahren hatte. Sie hatte ihn nicht dabei haben wollen, um genau so ein Chaos zu vermeiden, wie sie es gerade hatte.
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Den Nachmittag verbrachten sie im Training. Heute Abend würden Eunhyuk und Donghae zu Gast bei SuKiRa sein – die Katastrophe war also schon vorprogrammiert. Mia wollte jedoch Bill und Tom nicht alleine lassen und sie mitzunehmen würde das Gewusel nur noch vergrößern.
„Was überlegst du?“, fragte sie Teukie.
„Ich denke an SuKiRa und was ich mit Bill und Tom mache…“
„Ich kann babysitten … also wir anderen.“
„Wirklich?“
„Klar, wir gehen mit ihnen zur Karaoke oder so.“
„Danke Teukie!“ Mia drückte ihn an sich, zwei Chaoten weniger zu versorgen.
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Allerdings bedeutete das nicht, dass nur weil sie das Chaosprinzip von sechs auf vier reduziert hatte, sie deswegen einen ruhigen Abend hatte. Die vier Welpen hatten nämlich beschlossen ihre Fans etwas an der Nase herum zu führen und daraus noch einen Wettbewerb zu machen. Sie teilten sich auf, Ryeowook und Sungmin fuhren mit Big Mike zu Kona Beans, Eunhyuk und Donghae wiederum statteten Händel & Gretel einen Besuch ab. Allein schon das führte dazu, dass die Fans einen inneren Kampf hatten, zu wem sie jetzt fuhren. Auf Twitter hatten sie die Besuche angekündigt und versuchten mit allen Mitteln Fans anzulocken. Donghae und Eunhyuk schossen ein ‚Fast-Kuss-Bild‘ und posteten es auf Twitter mit dem Satz ‚Wir sehen uns bald bei Händel & Gretel‘. Ryeowook hingegen hatte ein Video von Sungmin gemacht, wo es den Anschein hat, als wüsste Sungmin nicht das gefilmt wird – also zog er sein Shirt aus und sagte ‚Woah, wir haben heute so viel gearbeitet, komm, wir holen uns bei meiner Mama einen Kaffee‘.
Donghae und Eunhyuk fiel der Kiefer runter.
„Boah ist das fies!“, kam es von Donghae.
„Okay, wir müssen Feuer mit Feuer bekämpfen! Los, zieh dich aus!“, forderte Eunhyuk Hae auf.
„Was? Wieso ich?!“
„Wieso ich?“
„Wieso nicht?“
„Weil du beliebter bist als ich!“
„Hyukie, das stimmt doch gar nicht.“
„Meinst du nicht?“
„Also mein Super Junior Lieblingsmitglied bist du alle Mal.“
Mia saß den beiden im Van gegenüber und schüttelte nur den Kopf. Es gab Zeiten, da hätte sie sich über so eine Konversation sicherlich gewundert, aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier, irgendwann gewöhnte man sich an alles.
Hintergrund der ganzen Geschichte war natürlich, wer es schaffte die meisten Fans zu dem jeweiligen Café zu locken und die Verlierer mussten später das Essen bezahlen und Morgen den Elf heiße Getränke zu SuKiRa bringen. Die Deutsche glaubte, dass Kona Beans gewinnen würde, weil es zentraler lag. Händel & Gretel war einfacher für die Fans zu erreichen, die eh vor hatten zu SuKiRa zu gehen, aber es war tiefster Winter und meistens waren es kaum mehr als 20 Leute vor dem Fenster zum Studio, die geduldig zwei Stunden in der Kälter verharrten. Okay, heute Abend waren Donghae und Eunhyuk da, doch ansonsten hatten die ELF auf jeden Falls Mias Respekt – sie hätte nicht den Nerv in der Eiseskälte zu stehen, Idol hin oder her.
Bei Händel & Gretel erwartete sie schon eine Masse von Fans, die Eunhyuk und Donghae begrüßten.
„Wow…“, sagte Mia und schaute über das Meer von Menschenköpfen.
„Wieso habe ich das Gefühl, dass du nicht gedacht hast, dass wir das gewinnen?“ Donghae schaute sie schief von der Seite an.
„Nun, wir wissen noch nicht wie viele Leute bei Kona Beans sind“, entgegnete sie knapp und machte sich dann daran mit den Securities einen Weg durch die Masse zu suchen. Mia selbst wäre Kona Beans lieber gewesen. Es war größer und es gab bessere Fluchtmöglichkeiten. Während Donghae und Eunhyuk mit dem restlichen Personal die Bestellungen bearbeitete, ging Mia mit Yesungs Mama in die kleine Küche.
„Puh … wenn hier jemand Platzangst hätte!“
„Ja, ich weiß was Sie meinen. Ansonsten alles gut hier?“, erkundigte sich Mia.
„Soweit ganz gut. Nächstes Jahr läuft der Pachtvertrag hier aus.“
„Was?! Aber wieso?“
„Na ja, die ganzen Fans sind zwar für uns ein gutes Geschäft, manch andere stören sich aber daran. Ich glaube der Hausverwaltung ist es zu viel Trubel.“
„Und dann?“
„Dann machen wir ein neues Café auf“, sagte die Mama und lächelte.
„Mal schauen, es sind ja noch ein paar Monate hin. Bis dahin haben wir sicher einen neuen Laden gefunden, vielleicht etwas zentraler und etwas größer.“
„Dann passen ja noch mehr Menschen rein.“ Mia schaute durch das kleine Fenster nach draußen und sah nur Köpfe. Eunhyuk und Donghae hatte die Masse animiert ‚Oppa, Oppa‘ zu singen und sie tanzten dazu, während sie die Kaffees individuell dekorierten.
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Zum Beweis musste Mia ganz viele Bilder schießen und Videos machen. Später während SuKiRa würde das KBS Team sich beide Ergebnisse angucken und entscheiden, wer der Sieger war. Es war das demokratischste was sie tun konnten, wenn sie einen Online-Voting daraus gemacht hätten, wären die ELFs nur auf einander losgegangen. Als Mia die Bilder von Kona Beans sah, staunte sie nicht schlecht. Der Laden war größer und deswegen sah es erst einmal viel aus, doch bei Händel & Gretel war eine riesige Menschentraube vor dem Café gewesen und die zählte natürlich mit.
Das KBS Team tat sich sehr schwer damit einen Gewinner zu bestimmen, doch am Ende machten Eunhae das Rennen! Die ELF freuten sich gleichermaßen, nur Sungmin zog die Beine an auf seinem Stuhl und legte die Arme um sie.
„Ich fühle mich so … benutzt …“, murmelte er.
„Du hast es für einen guten Zweck gemacht und wir sind immerhin Zweiter!“ Nur Ryeowook kann sich über einen zweiten Platz –von zwei Plätzen – freuen.