Immerhin war es knapp 2 Uhr gewesen, als Skye im Loft ankam. Das bedeutete nicht, dass die anderen am Schlafen waren. Leeteuk, Yesung und Eunhyuk saßen über ein Skript für eine Sendung, die sie moderieren würden. Ryeowook stand in der Küche und machte für die Vampire noch einen Snack. Kyuhyun und Sungmin übten irgendein Lied und bis auf Donghae waren die anderen auch alle da. Das waren ganz schön viele.
„Habe ich einen Geburtstag verpasst?“, flüsterte Skye Ryeowook zu. Das wäre spontan der einzige Grund, wieso alle hier waren. Wobei man sagen muss, dass Skye recht fleißig war. Sie hatte sich fast 80 Geburtstage in den Kalender eingetragen und wurde 48 Stunden vorher daran erinnert.
„Nein, Morgen sind doch die Everland-Idol-Spiele und damit wir nicht zu spät kommen, schlafen alle hier“, erklärte Ryeowook.
Oh je, das hatte Skye verdrängt. Ein Freizeitpark voller Musiker die in ‚idolympischen‘ Disziplinen gegeneinander antraten. Die Amerikanerin hatte keine Ahnung was sie erwartete, doch es würde mit Sicherheit lustig werden. Um 10 Uhr war Abfahrt nach Everland und um 14 Uhr würden die Spiele beginnen. Mia würde dabei sein, eher um aufzupassen, also war Skye ebenfalls mit eingeplant. Wer nicht eingeplant war, waren Big Bang. Neben Super Junior würden von SME noch EXO, SNSD, NCT und Red Velvet dabei sein. f(x) glücklicherweise nicht, die waren in Japan.
Skye drehte sich zu der Truppe und klatschte in die Hände, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.
„Aufgrund des anstrengenden Tags morgen, bitte ich euch in einer halben Stunde im Bett zu sein.“
Die Männer schauten zu ihr und nach ein paar Kunstsekunden, fingen sie wieder an zu reden. Ryeowook tätschelte ihre Schulter.
„Ich weiß du hast es gut gemeint.“
So leicht gab sich Skye jedoch nicht geschlagen. 45 Minuten später hatte sie einen Eimer Wasser in der Hand. Die anderen hatten erwartet, dass sie mit dem Eimer auf sie losgehen würde, doch Skye lief an ihnen vorbei, in Richtung der Schlafzimmer.
„Jeder hat eine Minute Zeit ins Bett zu gehen – ansonsten hat er kein Bett mehr, in dem er schlafen kann“, verkündete sie. Es brauchte einen Moment, bis der Gedanke eingesickert war und die Sänger begriffen, dass Skye nicht sie, sondern ihre Betten attackieren würde.
Es brach eine völlige Panik aus. Alle sprangen auf und liefen völlig unkoordiniert durch das Loft. Sie hatten sich wohl noch nicht geeinigt wer bei wem schlafen würde und jeder, der kein eigenes Zimmer im Loft hatte, lief erstmal zu irgendeinem Schlafzimmer. Bett war Bett.
Skye stand da mit ihrem Eimer und beobachtete das Treiben. Sie hatte Videos von der Super Show aus der Vogelperspektive gesehen. Super Junior waren sehr synchron. Es war wirklich beeindruckend. Das, was hier gerade ablief eher weniger.
Nach einer Minute lag jeder in irgendeinem Bett. Sie ging mit ihrem Eimer zu Kyuhyun und holte aus.
„Hey, wir sind im Bett! Du kannst dich nicht …“ Und in diesem Moment hätte ihn ein Schwall Wasser treffen müssen, der nicht kam. Kyuhyun war zusammen gezuckt und hatte versucht noch rechtzeitig die Decke über deinen Kopf zu ziehen und nun stockte er verwundert.
Die Amerikanerin hingegen fing fröhlich an zu lachen.
„Warte … da war kein Wasser … aber der Hahn ist gelaufen!“
„Nicht in den Eimer“, erklärte sie noch immer lachend. Kyuhyun wollte aufstehen, doch Skye hob warnend die Hand.
„Nur weil jetzt kein Wasser drin war, heißt das nicht, dass ich keins rein füllen kann.“
Kyuhyun versuchte abzuwägen, ob sich der Aufwand lohnte oder nicht und entschied sich dagegen.
Auch Skye ging ins Bett und während um sie herum überall langsam Ruhe einkehrte, lag sie selbst wach und konnte nicht schlafen.
Eine halbe Stunde später saß Skye im Auto. Sie hatte sich über den Pyjama nur eine Jacke gezogen und war zu Jiyong gefahren. Leeteuk, Eunhyuk und Siwon hatten gehört, wie sie das Loft verlassen hatte und wussten genau, wo sie hin fuhr.
Skye stand vor Jiyongs Wohnungstür und tippe den ‚Goldenen Schnitt‘ ein. Die Fußbodenheizung war an und es war angenehm warm in der Wohnung. Auf dem Weg ins Schlafzimmer zog sie den Pyjama aus. Hier brauchte sie ihn nicht. Jiyong lag im Bett und hob die Decke hoch. Er hatte natürlich gehört wie jemand die Zahlen eingegeben hatte. Seunghyun, Youngbae, Mia und Skye waren die einzigen mit dem PIN, er hatte also eine 25% Chance gehabt, dass es Skye war. Sie legte sich zu ihm und er zog sie an sich heran.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du den PIN brauchst.“
„Ich hätte auch klingeln können“, stellte sie fest und Jiyong gab dem Kampf auf. Er wollte ihr das Gefühl vermitteln hier immer willkommen zu sein und anscheinend wusste sie es, sonst hätte sie vorher angerufen – oder geklingelt.
Die Nachtruhe hielt nicht lange. Skye musste zurück ins Loft, doch immerhin hatte sie ein paar Stunden Schlaf bekommen. Das Paar saß an der Theke in der Küche. Für Essen war es noch zu früh, aber für einen Kakao nicht.
„Übrigens, Mia hat vorgeschlagen, dass ich Kais Affäre werde um die Presse von ihm und Krystal und von dir uns mir abzulenken.“
Er schaute auf. Noch immer konnte sie ihn oft nicht deuten.
„Du weißt bei ihr und Jaejoong ist das in die Hose gegangen?“
„Ja, aber ich glaube, dass Kai und ich ein anderes Verhältnis zueinander haben, als Mia und Jaejoong damals.“
Jiyong nickte nachdenklich.
„Wäre es denn okay für dich?“
„Ich will, dass Kai nach vorne schauen kann ohne von Krystal gestalked zu werden und ich will dass du nicht in komische Gerüchte verwickelt wirst. Wenn etwas Händchenhalten und Dates dabei helfen, ist das okay“, gab sie zu. Sie mochte Kai, er war so unschuldig und liebenswürdig. Jiyong dachte immer viel über seine Worte nach und er hatte auch eine gewisse Aura, die einem automatisch Ehrfurcht haben ließ. Bei Kai hingegen hatte man permanent das Bedürfnis ihn zu drücken – und Skye war eigentlich nicht so der Kuschler.
„Okay“, sagte Jiyong schließlich.
„Ich habe heute ohnehin einen Termin mit Minsuk und da kann ich ihm sagen, dass wir versuchen unter dem Radar zu fliegen“, erklärte er weiter und nippte an seiner Tasse.
„Was meinst du wie er reagiert?“
„Ich rechne nicht mit einem Hochzeitsgeschenk“, erwiderte er trocken.
„Ach, ich war gestern mal bei uns im Haus unterwegs. Eine Etage tiefer ist eine süße Zwei-Zimmer-Wohnung. Große Fenster, hohe Decken im Wohnzimmer und ein kleines Ankleidezimmer“, erzählte Skye und packte schon ihre Handtasche zusammen.
„Wir brauchen schon eine Drei-Zimmer-Wohnung.“
„Für was?“
„Na für mich zum Arbeiten.“
„Ach ja und meine Arbeit ist unwichtig?“ Skye brauchte einen Laptop und ein Handy, sie brauchte kein Arbeitszimmer, aber sie stichelte einfach aus Prinzip.
„Gut, dann eben eine Vier-Zimmer-Wohnung.“
Skye seufzte.
„Ich wollte dass wir eine Probe-Wohnung haben. Um zu gucken wie es läuft. Wir können uns auch einen Wohnwagen in den Hof stellen“, schlug sie grinsend vor.
„Eine Probe-Wohnung?“, fragte Jiyong nach und Skye nickte.
„Suche eine Drei-Zimmer-Wohnung und wir machen ein gemeinsames Arbeitszimmer“, schlug er vor und das segnete Skye dann auch ab.
Tatsächlich hatte sie sich gestern ja nicht nur eine Wohnung angeschaut, sondern mehrere und es gab auch welche, die ähnlich aufgebaut waren, wie das Dorm, mit einem hohen Raum und dann zwei Räumen übereinander.
Da Skye im Pyjama das Loft verlassen hatte, kam sie auch mit Pyjama wieder im Loft an. Die meisten waren schon auf, auch wenn Abfahrt erst in zwei Stunden war.
„Wo kommst du denn her?“, fragte Ryeowook überrascht.
„Ich hab Frühstück geholt.“
„Wo ist das Frühstück?“
„Ich … hab’s gegessen“, erwiderte Skye und eilte hoch auf ihr Zimmer, während Ryeowook ihr irritiert nachschaute. Heechul, Kyuhyun und Shindong hingegen fingen fröhlich an zu lachen.
„Sie hat kein Frühstück geholt, oder?“, fragte der Wookie enttäuscht. Er bekam seine Antwort, als die drei noch mehr anfingen zu lachen.
Eine Stunde später war Abfahrt bei der Akademie. SM Entertainment hatte einen Bus gecharter, in dem alle Platz hatten. Doch zuvor gab es eine Einweisung für die potentiellen Babysitter.
„Heute wird ein historischer Tag, ein anstrengender Tag, ein Tag der euch Blut und Schweiß abverlangen wird und doch bin ich überzeugt, dass jeder einzelne von euch Großes vollbringend wird.“
Es war Skyes erste Rede von Herrn Kim, der auch gut und gerne seine Truppen in die Schlacht von Waterloo hätte führen können, mit dieser Ansage.
„Ich dulde keinen Hunger, keine Müdigkeit, ihr müsst voll konzentriert sein, habt ihr mich verstanden?“
„Sir, yes, sir!“, brüllte Skye, die sich hat mitreißen lassen und erntete fragende Blicke.
„Sooooorry … go on.“ Herr Kim lächelte aber noch, also war alles gut.
„Ich habe euch in Bands aufgeteilt“, erklärte er weiter. EXO hatten nicht nur drei Manager, sondern jetzt auch drei Babysitter und Skye war eine davon. Mia hatte Super Junior – wen auch sonst?
„Gute Arbeit heute Nacht!“
Entsetzt schaute Skye zu Mia, weil Skye gedanklich bei Jiyeong war und sie sich fragte, woher Mia davon wusste.
„Der Eimer…“, sagte Mia weiter und der Groschen fiel dann auch bei der Amerikanerin.
„Ach der Eimer!“, stimmte sie mit ein und lachte erleichtert.
„Ich habe Jiyong gefragt wegen Kai und er sagt es ist okay.“
„Na prima, viel Spaß dann heute.“
„Wie ‚viel Spaß dann heute‘?“ Doch Mia grinste nur und verschwand zwischen der Menge.
Babysitter von EXO war gar nicht so übel. Im Bus waren sie an sich leicht im Auge zu behalten, auch wenn es sehr laut war und Skye an ihre Klassenfahrt in der Grundschule erinnerte. In Everland begann dann das Chaos. Es gab unzählige Aufnahmeleiter, die mit Schildern die einzelnen Bands zu sich riefen. Der Park war voll mit Idols. Die Zuschauer wurden erst gegen 13 Uhr eingelassen, doch man hörte sie draußen schon rufen. Die Tickets waren kostenlos und die Fanclubs hatten wie gewohnt die Organisation übernommen. Es gab zig Kategorien, in manchen nahmen ausgewählte Mitglieder teil, in anderen die ganze Band. Doch zuerst hieß es umziehen und Maske. Jede Band hatte einen beheizten Pavillon. Getränke und kleine Snacks standen bereit, ebenso die Team-Klamotten für die Jungs. Es herrschte ziemliche Hektik in dem Zelt und Skye ging nach draußen. Hier würde sie aufpassen, dass keiner ihrer neuen Schützlinge spontan abhauen würde.
Nach ein paar Minuten hörte sie die Plane rascheln und als sich Skye umdrehte, stand Kai vor ihr. Sie hatten bisher noch keine Zeit gehabt um zu reden, um vielleicht etwas zu besprechen und auf einmal waren sie in dieser Situation.
„Danke“, sagte er nur. Sein Zeigefinger umschloss ihren. Es war so eine kleine Berührung und wirkte doch so intim. Baekhyun sah die beiden durch einen Spalt in der Plane. Er wusste nicht, was er von den beiden halten sollte. Immer wenn Skye in der Nähe war, war Kai bei ihr. Baekhyun bemerkte die Hände der beiden. Und dann hing ja auch noch irgendwie G-Dragon da drin. War vielleicht etwas in Vegas passiert? Hatten sie Streit? Er wusste es nicht und eigentlich wollte er sich auch nicht rein hängen, weil Baekhyun es selbst nicht mochte, wenn jemand sich in sein Liebesleben rein hing. Aber nur weil er sich nicht rein hängen wollte, hieß das nicht dass er blind wurde.
Draußen bemerkten die beiden nicht die Blicke der anderen.
„Ich denke wir werden ein gutes Paar“, meinte Skye mit einem Grinsen, dass Kai erwiderte.
„Oh, das denke ich auch. Und unsere Kinder erst.“
„Wir bekommen mit Sicherheit sehr hübsche Kinder“, lachte Skye fröhlich. Wenn Jiyong das hören würde …
Die Tore öffnete sich und die Wärter ließen die Fans in die abgesperrten Bereiche. Obwohl es so kalt war, war volles Haus. Alle waren dick angezogen und es gab überall Stände, wo man sich kostenlos Tee holen konnte. Skye war wahrscheinlich ein zu schlechter Fan. Sie ging gerne auf Konzerte und sie war damals auch zu manchen Veranstaltungen gegangen, doch allein schon die Musik Bank war ihr zu stressig gewesen. Mitten in der Nacht aufstehen um dann stundenlang vor KBS stehen? Im Leben nicht. Im Winter schon mal gar nicht. So viel Liebe konnte sie für überhaupt niemanden haben um sich bei diesen Temperaturen den ganzen Tag ins Freie zu stellen. Ohne Alkohol. Der wärmte wenigstens.
Die erste Challenge von EXO führte die Gruppe zu der großen, hölzernen Achterbahn mitten im Park. Die Hauptbühne, auf der die Eröffnungsrede stattgefunden hatte, war nicht weit weg.
Hier trafen sie auf Infinite, BTS, IKON und NU’EST. Es konnten nicht alle Bands gleichzeitig an jeder Challenge teilnehmen, also waren sie in Startgruppen unterteilt und rotierten und später würden dann die Ergebnisse aller Bands zusammengesetzt werden.
Jede Band musste vier Mitglieder wählen. Diese bekamen einen Helm, mit zwei Kameras, eine für vorne und eine für das Gesicht. Dann bekam jeder einen großen Schneeball in die Hand gedrückt, wurde in die Achterbahn gesetzt und musste schauen, dass er so viel wie möglich behielt, bis zum Ende der Fahrt. Skye lachte jetzt schon. Wer kam auf diese Dinge? Es zählte das Bandergebnis. Für EXO traten Sehun, Baekhyun, D.O. und Suho an. Die Bilder der Cams wurden natürlich live übertragen, es war herrlich. Manche schmissen in völliger Panik ihre Schneebälle einfach weg. Andere hatten die Hände so fest zusammen gedrückt, dass die Schneebälle implodiert waren. Kaum ein Schneeball kam halbwegs heile wieder an. Dafür hatten sie drei Versuche und von jeder Band wurde der beste Versuch gewertet. Nach der dritten Fahrt mit der Achterbahn sahen manche so aus, als würden sie keine weitere überstehen. Auch die EXO Mitglieder waren am Taumeln.
Die nächste Aufgabe erforderte etwas weniger Bewegung. Hier traten für EXO Chanyeol, Kai, Xiumin und Chen an. Bei der Aufgabe war mehr Geschick gefragt. Sie konnten sich Zentimeter oder Gramm aussuchen und dann bekamen sie einen Wert vorgegeben, zum Beispiel 30cm und dann mussten sie einen Schneeball in dieser Größer oder zu dem jeweilig vorgegebenen Gewicht formen. Je näher man dran war, umso mehr Punkte gab es. Das war ziemlich spannend.
Alle Mitglieder hatten einen Thermobecher bekommen und immer, wenn sie beschäftigt waren, ging Skye zu den Getränkestationen und füllte frischen, warmen Tee auf. In einem der Everland-Shops hatte sie Schlüsselbunde gekauft und Aufkleber und hatte jeder Tasse ein Namenstag und einen Gurt verpasst, so dass die Sänger ihre Thermobecher umhängen konnten, während sie von einer Station zur anderen liefen. So hatten sie die Hände frei um sich gegenseitig zu fotografieren und zu filmen.
„Das war eine gute Idee“, lobte Kai auf dem Weg zur nächsten Station.
„Du musst nicht alles gut finden, was ich mache.“
„Ich weiß, trotzdem eine gute Idee“, erwiderte er lächelnd.
Als nächstes war ‚Schneehochbau’ auf dem Programm. Man hatte eine Schneekanone aufgebaut, denn es war zwar kalt, doch es hatte seit Tagen nicht mehr geschneit. Aufgabe war es einen Turm aus Schnee zu bauen, so hoch es ging. Es gab keine Leitern. Und sie hatten nur fünf Minuten Zeit.
Jede Band ging hier etwas anders vor. Manche nahmen die größten Mitglieder und vertrauten darauf, dass das reichen würde. Andere nahmen andere Mitglieder auf die Schultern, um weiter hoch zu kommen, doch der Boden mit all dem Schnee war rutschig und mehr als ein Turm fielen zusammen, weil die Sänger darin landeten. Wieder andere bauten auf dem Boden Teile vor, um sie dann noch oben zu setzen.
Es war interessant zu beobachten. Natürlich wollte jeder gewinnen, aber in erster Linie hatten sie alle Spaß. Sie lachten und amüsierten sich und gaben dabei ihr Bestes. Genau deswegen liebten ihre Fans sie, weil sie über sich selbst lachen konnten, sich selbst nicht immer so ernst nahmen.
Irgendwann gab es eine Pause und alle versammelten sich für eine heiße Suppe und Snacks in dem großen Zelt im abgesperrten Bereich. Herr Tak, der Hauptmanager von EXO, stellte sich neben Skye.
„Du musst ihn gern haben“, sagte er und Skye musste nicht fragen, um zu wissen, von wem er sprach.
„Du ziehst all den Hass auf dich, schon vorher, bei dem Konzert. Ich habe davon gehört. Und nun das. Für was?“ Er hörte vorwurfsvoll an. Was hatte sie denn getan? Er war der Manager von diesen jungen Männern. Er hatte sie zu beschützen. Skye übernahm das für ihn, weil er die Augen verschloss, weil er sich nicht mit f(x) anlegen wollte oder mit ihren Manager. Er sollte sich bedanken und sie nicht in Fragen stellen. Und überhaupt, wieso dachte eigentlich jeder, dass Skye irgendetwas erwartete?
„Wissen Sie Herr Tak, Gott hasst mich. Deswegen ist es mir egal ob Krystal mich hasst oder eine von den anderen. Ich habe nichts mehr zu verlieren, alles, was mir jemals etwas bedeutet hat, ist weg. Jeder, den ich geliebt habe, ist tot. Und ich weiß nicht wieso, aber manche von diesen Menschen hier, bringen mich dazu zu fühlen. Freundschaft, Liebe, Dankbarkeit. Er hat etwas Besseres verdient als den Terror von der verrückten Ex. Und er muss nett sein, weil er ein Vorbild ist und weil er gut erzogen ist. Aber ich? I don’t give a shit what anybody thinks. I’m protecting the people that I like and I’ll screw anybody who stands in my way.“
Klein aber Oho würde man sagen. Skye hat schon immer ihr Herz auf der Zunge getragen, was nicht immer gut war, denn manche Leute konnten einfach nicht mit der Wahrheit umgehen. Ihre Mom hatte immer gesagt, dass eines Tages jemand Skye windelweich schlagen würde, für ihr loses Mundwerk. Bisher hatte sie Glück.
Herr Tak beobachtete sie.
„Ich mag dich.“
„Ich dich nicht“, erwiderte sie und ging durch die Menge, um nach ihren Schützlingen zu suchen.
Sie war sauer. Sauer, dass sie sich ständig rechtfertigen musste. Sauer, dass man ihr nicht einfach Nettigkeit unterstellte, sondern einen persönlichen Nutzen. Skye war nicht nett, nicht zu den meisten, aber wenn sie jemanden mochte, dann konnte sie auch nett sein. Sie mochte nur die meisten Menschen einfach nur nicht. Skye mochte keine naiven Leute. Keine zu positiven Leute. Ihr fehlte die Geduld für dumme Leute. Und Leute die zu schnell sprachen oder deren Stimme zu hoch war nervten sie. Aber zwischen all diesen Menschen gab es ein paar, die mochte sie und wenn Skye einmal jemanden mochte, musste viel passieren, um das zu ändern.
Ihre Wut verflog, als sie durchzählte und einer fehlte. Noch mal von vorne. Nein, fehlte immer noch einer.
„Hat jemand Chanyeol gesehen?“, fragte sie in die Runde und nun zählten die anderen durch, nur um dann mit den Schultern zu zucken.
„Hat er gesagt wo er hin geht?“ Wieder Schulterzucken.
„Warte, ich rufe ihn an“, schlug Suho vor, doch nach wenigen Sekunden, sah sie an seiner Miene, dass er ihn nicht erreichte.
„Handy aus“, sagte er und schrieb ihm eine Nachricht, für den Fall, dass er nur ein Funkloch hatte. Funkloch in Korea. Als ob.
Die Amerikanerin schaute sich nach Hilfe um, wobei sie Herrn Tak nicht als Hilfe sah, vor allem nicht nach ihrer Ansage eben.
„Mia!“
Sie eilte auf ihre Chefin zu.
„Ich hab Chanyeol verloren.“
„Wie kann man einen Menschen verlieren?“
„Das passiert immer wieder! Eben war er noch da und dann, einfach weg!“
Mia atmete tief durch.
„Ich hab keine Zeit dafür. Die anderen treiben mich in den Wahnsinn. Finde ihn. Finde ihn bevor ihn jemand anderes findet.“ Und damit drehte sich Mia um und ging. Die Pause war noch ungefähr eine halbe Stunde.
„Soll ich helfen?“
Kai war zu ihr gekommen. Auch er scannte den Raum nach seinem Bandkollegen ab.
„Nein, bleib hier und wenn wir zu spät sein sollten, dann denk dir eine Ausrede aus.“
Skye verließ das Zelt und schaute sich um. Wenn sie ein Mann in den Mitt-Zwanzigern war, mitten in einem Freizeitpark, wo würde sie sich verstecken? Eigentlich fielen ihr nur zwei Orte ein: Der T-Express, die Achterbahn von heute Morgen oder das Safari Gelände. Soweit sie informiert war, hatten die Tiergebiete heute geschlossen, Panda World, Lost Valley und die Safari. War er wirklich zur Achterbahn gegangen? Da sie sonst keinen Anhaltspunkt hatte, machte sie sich auf den Weg.
Nach ein paar Minuten, begriff Skye, dass es einen ziemlich einfachen Weg gab einen verloren gegangenen Sänger wieder zu finden: Folge den Schreien.
Chanyeol musste auf den Wegen unterwegs sein, es gab keine Abkürzungen, da die Seiten alle abgesperrt waren und hinter diesen Reihen befanden sich die Fans. Und die riefen und brüllten. Könnte auch ein entflohener Tiger sein, doch Skye wollte ihre Chance nutzen.
Sie begann zu joggen und dann sah sie ihn, bei den Fans. Chanyeol machte gerade ein Selfie mit einem Fan. Skye war so auf ihn konzentriert, dass sie den Schnee, von der Schneekanone und der Schneeballschlacht, die nach der Challenge erfolgt war, nicht sah. Das nächste was sie mit bekamen, war das sie stürzte und sie mehrfach überschlug.
Skye schlug die Augen im Krankenwagen auf. Neben ihr saßen Mia und Kai.
„Skye! Geht es dir gut? Kannst du sprechen?“ Kai hielt ihre Hand und schaute sie verängstigt an.
„Autsch.“ Das konnte sie sagen und er fing an zu grinsen.
„A ohe luaka“, beschwerte sie sich, was ‚Nicht lustig‘ auf Hawaiianisch bedeutete.
„Hey Doc, ihr Kopf ist okay?“, rief er dem Arzt zu.