Der Tag begann viel zu früh. Um 06:30 kam der Wake-Up-Call in allen Zimmern und mürrisch drehte sich Mia um und zog die Decke über den Kopf.„You need to answer …“, sagte Kyuhyun und sie wusste er hatte Recht. Wenn er in ihrem Zimmer ans Telefon gehen würde, würde es vielleicht Gerede geben. Also ging sie dran, versicherte sie sei wach und ließ sich gerade wieder ins Bett fallen. Sie wurde einfach zu alt für solche Nächte. Kyu sah nicht besser aus, seine Haare standen wild ab und entlockten Mia ein Lachen. Sie streifte ihm durch die Haare und er zog sie zu sich.
„Wir müssen aufstehen“, sagte sie traurig.
„Sagt wer?“
„Ich – als deine Assistentin…“
Da konnte er nichts mehr sagen und stand schließlich auf. Im Flur begegneten sie Ryeowook, der sie vorwurfsvoll anguckte.
„Aha! Da seid ihr! Ich habe mir die ganze Nacht Sorgen gemacht.“ Jetzt hatten sie also eine neue Anstandsdame …
Kyuhyun grinste nur und klopfte Ryeowook auf den Rücken.
„Tut mir leid.“
Tat es ihm nicht, aber er bemühte sich überzeugend zu klingen. Beim Frühstück ging Donghaes Blick immer wieder zu Mia um sie anzugrinsen. Sie sah wirklich fertig aus, komplett zerzaust, doch er wollte nicht darüber nachdenken, wieso sie so aussah. In diesem Moment klingelte sein Handy und Sun rief an. Manchmal fragte er sich ob sie einen Peilsender für schlechte Gedanken hatte, oder ob es nur Zufall war.
Im Studio gingen sie zuerst die Songs durch, bevor sie aufgenommen würden. Mia mochte sie, auch wenn sie ein Problem mit dem Chinesischen hatte, zu viele shie, shi, shus und sie war beeindruckt, dass niemand über seine Zunge stolperte. Aber die Beats waren gut. Obwohl Kyuhyun genau so müde sein müsste wie sie, sang er trotzdem mit einer beneidenswerten Leichtigkeit. Als die Jungs dann in die Kabine gingen, legte sich Mia auf das Sofa. Sie wollte nur ein kurzes Nickerchen machen und schlief dann doch noch zwei Stunden. Die anderen belächelten ihre Assistentin, zum einen war es unfair, dass man sie schlafen ließ, während sie arbeiten mussten. Mal abgesehen davon kam sonst keiner auf die Idee einzuschlafen, wenn sie gerade sangen. Donghae war total entrüstet.
„Hae, seh es ein, sie ist kein Fan“, meinte Siwon und Hae seufzte und weckte sie dann. Sie würden im Studio gestylt. Ein Raum stand bereit mit Klamotten, Make-Up und Stylisten. Mia versuchte ihnen verzweifelt zu erklären, was sie sich vorgestellt hatte, scheiterte aber am Sprachproblem. Am Ende redeten alle durcheinander in Englisch, Chinesisch und Koreanisch.
„STOP!“, brüllte sie und schlagartig waren alle ruhig. Sie hasste so ein Gewusel. Mia schnappte sich den Übersetzer und sagte ihm, wie die Jungs aussehen sollten. Er erklärte es ruhig den Stylisten und plötzlich verstanden sie es und machten sich an die Arbeit. Eingeschüchtert saßen die Jungs in ihren Stühlen und schielten zu Mia.
„Sie ist ganz schön streng“, hörte sie Henry zu Donghae flüstern.
„Ja, aber sie macht das gut … rumkommandieren…“
Mia haute Hae mit einer Bürste und die anderen lachten.
„Ich kommandiere nicht“, zickte sie.
„Stimmt, du tyrannisierst“, scherzte Hae und rieb sich den Kopf.
Tyrann oder nicht, am Ende sahen sie gut aus und sie machten sich auf zu dem Zeitungstermin für ein Interview und ein paar Bilder. Mia bestand darauf die Fragen übersetzt zu bekommen und so wurden die Bilder zuerst geschossen, während sie mit dem Übersetzer rumzackerte, welche Frage umformuliert werden musste. Super Junior M war ein komisches Bild. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass nur die ‚netten‘ Kerle ausgesucht wurden, auch wenn Donghae natürlich auch leicht chaotisch veranlagt war, aber ohne Eunhyuk, Leeteuk, Heechul oder Shindong war er auch nur halb so gefährlich. Irgendwie fehlten ihr die anderen und sie fragte sich, was sie taten. Sie schrieb eine SMS an Teukie und es dauerte keine zwei Minuten, da hatte sie eine Antwort.
‘Hello Mia, everything is fine, we doing good and were home early, don’t worry. Miss you all XOXO‘
Sie grinste ihr I Phone an, es ging ihnen gut, was auch sonst?
Donghae kam zu ihr nach dem Shooting.
„Mia, I forgot my cell phone in the hotel, can we get it?“
Er schaute sie mit diesem Dackelblick an, bei dem sie nicht ‚nein‘ sagen konnte.
„Kann das nicht warten?“ Der Terminplan heute war ziemlich eng.
„Eigentlich nicht, was ist wenn ich einen wichtigen Anruf verpasse?“
Sie seufzte, dass durfte doch nicht wahr sein. Die anderen brauchten den Van um zum Radiosender zu fahren, doch der Übersetzer meinte, dass es mit der U-Bahn total leicht zu finden sei. Mia schaute ihn skeptisch an. U-Bahn. Beijing. Einfach? Das hörte sich einfach nicht richtig an, doch Donghae versicherte ihr, dass er schon mal mit der U-Bahn gefahren sei und es ganz einfach sein würde. Gut, was sollte sie tun? Den ganzen Tag einen mauligen Hae mit sich rumschleppen? Wohl kaum. Sie gab Siwon die Anweisung dann zu dem Radiosender zu fahren um dort wieder auf sie und Donghae zu treffen. Sie hatten ja Securitys dabei, einen Übersetzer und einen Fahrer, sie würden dass schon hin bekommen.
Also zog sie mit Hae los zu der nächsten U Bahn Station. Unsicher schaute sie auf die Schilder, als sie letztes Jahr in China war, war sie nie mit der U-Bahn gefahren, es war ihr zu suspekt. Donghae ging an den Automaten um Tickets zu holen und schaute auf seinen Zettel, sie mussten zwei Mal umsteigen. Wieso wollten sie nicht mit dem Taxi fahren? Donghae zog seinen Mundschutz auf und zog die Kappe tief.
„What’s with the mask?“ Mia hatte dafür kein Verständnis, doch die Jungs trugen sie im Moment auch selten. Ein Phänomen bei Asiaten. Es gab Stände mit den Dingern in allen Farben und Mustern, doch Mia bezweifelte, dass sie wirklich etwas taugten. Enthusiastisch
„It’s protection!“
„Protection my ass….“, murmelte sie und schüttelte den Kopf. Sie stiegen also in die U-Bahn und Mia versuchte aus dem Plan schlau zu werden. In dieser Bahn müssten sie am längsten bleiben und sie suchten sich einen Sitzplatz.
„Hey Mia, remember what they are doing on the train in ‚Step up 2‘?“
Ihre linke Augenbraue zog sich hoch.
„Yes, I do.“
„Can we do something like that too?“, fragte er enthusiastisch und sie lachte. Oh man. Klar, als würde sie jetzt anfangen hier einen Freestyle hinzulegen – also nicht dass sie es sich nicht zutrauen würde, aber es war nun wirklich unschicklich.
Es kam die Station zum Umsteigen und sie suchten die neue U-Bahn. Donghae lehnte seinen Kopf gegen Mias Schulter und schlummerte vor sich hin, das Problem war aber, dass Mia das Gleiche tat und als sie aufwachte, schreckte sie hoch und weckte somit Donghae, der sich den Kopf an der Scheibe stieß.
„Au! Wieso bekomme ich ständig was an den Kopf?!“, fragte er deprimiert und Mia musste herzlich lachen, die Panik war total vergessen. Kam aber schnell wieder.
„Ich glaube wir sind zu weit gefahren….“ Mia schaute aus dem Fenster und versuchte zu erkennen, wo sie waren.
„Wir steigen einfach bei der nächsten Station aus und fahren zurück“, schlug Hae vor und es hörte sich am logistischsten an. Logisch ja, aber eines hatten sie vergessen: Ihre Tickets. Als sie beim Umsteigen kontrolliert wurden, waren die Tickets nicht mehr gültig und der Schaffner sprach auf Chinesisch auf sie ein. Donghae und Mia schauten ihn mit großen, unschuldigen Kulleraugen an und Donghae mit seinen paar Brocken Chinesisch versuchte dem Mann in Uniform zu klären, dass sie sich verfahren hatten und dass sie sich ein neues Ticket ziehen würden. Er schien ihn nicht zu verstehen und so einfach schien das auch nicht zu sein. Es kamen drei weitere Leute in Uniform und kesselten sie ein. Donghae gingen die Worte aus und Englisch sprach auch keiner von ihnen.
Man führte sie ab wie Schwerverbrecher und setzte sie in die Wachstation. Mia umschloss Donghaes Hand, sie hatte keine Lust in China im Gefängnis zu landen. Man kontrollierte ihre Ausweise und stellte ihnen Fragen, die sie beide nicht verstanden.
„Ich dachte du kannst Chinesisch?“, fragte sie und schielte zu ihm rüber.
„Nur ein wenig, ich kann Leuten sagen dass ich sie liebe und dass sie unsere Musik hören sollen, aber ich kann niemanden erklären, dass ich in der U-Bahne eingeschlafen bin.“
Gut, das war ja auch nicht gerade das Erste was man lernte. Die Polizisten verzweifelten mit den beiden, da sie die Polizisten nicht verstanden und die Polizisten verstanden sie nicht. Mia fragte mit Händen und Füßen, ob sie jemanden anrufen könnte und sie willigten ein.
„Hi Siwon, ich brauch mal bitte den Dolmetscher“, sprach sie in das Telefon und Donghaes Blick hellte sich auf.
„Wieso? Was ist passiert?“
„Wir sind so was wie im Gefängnis … ich erkläre es später … ich brauche den Dolmetscher.“
Siwon war komplett irritiert, in welche Schwierigkeiten hatten sich die beiden da schon wieder gebracht? Zum Glück konnte der Dolmetscher die ganze Sache aufklären und die beiden Ticket-Sünder mussten eine kleine Strafe zahlen.
„Hae, can we please just get a taxi?“
„Sehr gerne.“
Beide waren fix und fertig und froh, als sie im Taxi saßen.
„Ich werde nie wieder mit der U-Bahn fahren“, meinte Mia erschöpft.
„Ich auch nicht.“, stimmte Donghae zu.
Natürlich schafften die beiden es nun nicht mehr zum Radiosender und Mia schrieb Siwon, dass sie einfach zum Aufnahemstudio des Fernsehsenders kommen würden. Sie erreichten das Studio vor den anderen und Mia schickte Donghae gleich in die Maske, um sich umzuziehen und nachgestylt zu werden. Sie hingegen ging zum Aufnahmeleiter, der zum Glück etwas Englisch sprach und ihr das Programm erklären konnte. Die Jungs würden Acapella einen Teil ihrer neuen Single singen und einige Fragen beantworten. Sie nahm das Script mit in die Umkleide und setzte sich zu Donghae. Die anderen kamen vielleicht eine viertel Stunde später und Kyuhyun ging auf die beiden zu, nahm Mia das Script aus der Hand und gab beiden einen halbwegs leichten Schlag damit auf den Kopf.
„Wie kann man sich so doof anstellen! Ihr musstet nur in die U-Bahn einsteigend!“
Mia war nicht sicher, ob er wirklich sauer war oder ob er sie nur aufzog.
„Wir sind eingeschlafen!“, verteidigte sich Donghae und bekam grad noch eine von Kyu mit dem Script auf den Kopf.
„Ihr seid wie Kinder!“, schimpfte Kyuhyun, der sich wirklich Sorgen machte, was alles hätte passieren können.
Zouh Mi und Henry lachten und schnell hatte sich die Stimmung entspannt und die Band bereitete sich auf den Auftritt vor. Gleichzeitig twitterten sie mit den Jungs zu Hause und machten Bilder, die sie hochluden.
Jaejoong hatte ihr geschrieben, dass er sie Morgen am Flughafen abholen würde. Sie rollte mit den Augen, wie wurde sie diesen Typen los? Und wie konnte so ein Arsch so wundervolle Musik machen? Vielleicht war es ja wahr, was die anderen sagten, dass er ein guter Kerl war. Aber dann lag es an ihr und was hatte sie ihm getan?
Der Auftritt fing an und Mia stellte sich an den Rand um ihnen zuzusehen. Zhou Mi und Henry passten gut in das Super Junior Konzept, sie sahen gut aus, hatten Charme, waren motiviert. Man hatte sie gut ausgesucht. Donghaes Arm hing hinter dem Stuhl und er machte die ganze Zeit leicht an Henrys Haaren rum, so dass der dachte es sei eine Fliege und fuchtelte ständig mit den Händen. Donghae saß seelenruhig neben ihm und ließ sich nichts anmerken. Mia hatte Tränen vom Lachen in den Augen und Henry war irritiert, weil niemand nachvollziehen konnte, wieso alle am Lachen waren.
Nach dem Auftritt bestand Mia darauf, dass sie etwas Essen gingen. Sie hatten den ganzen Tag so gut wie nichts gegessen und wer wusste schon, wie lange sie heute Abend im Studio bleiben mussten. Sie fuhren also zu einem Restaurant und setzten sich rund um den Tisch. Den Jungs war das aber zu langweilig. Also beschlossen sie ein wenig zu spielen. Einer bekam die Augen verbunden und musste die Glasplatte auf dem Tisch drehen. Die anderen fütterten ihn dann, mit dem Gericht, was vor ihm zum Stehen kam. Natürlich würzten sie nach oder tauchten etwas Saures noch zusätzlich in Honig. Mia überlegte wie lange es dauern würde, bis der erste sich übergeben musste, doch sie nahmen es sehr gelassen. Ryeowook war von oben bis unten mit Suppe bekleckert und Donghae standen Tränen in den Augen, weil sie sein Essen so scharf gewürzt hatten. Die Assistentin saß mit den Securitys und Dolmetscher an einem anderen Tisch und beobachtete sie nur kopfschüttelnd.
Dann erreichten Sie das Studio – wieder. Alle stiegen aus, nur Mia blieb sitzen.
„Ist es okay wenn ich später nachkomme?“, fragte sie und Kyuhyun schaute sie fragend an.
„Hat es was mit dem Päckchen zu tun?“
Schlaues Kerlchen. Sie lächelte und nickte.
„Kein Problem, lass dir Zeit.“
Kyuhyun hatte keine Ahnung was sie vor hatte, aber es schien ihr wichtig zu sein und er ließ sie einfach machen. Also schloss er die Tür. Mia kramte in ihrer Tasche nach der Adresse, holte aber zuerst das Päckchen im Hotel ab. Es war gar nicht einfach gewesen an die Adresse ran zu kommen und sie hoffte, dass sie sich nicht total blamieren würde. Nachdem sie dem Fahrer den Zettel gezeigt hatte fuhren sie los. Die Fahrt dauerte gar nicht lange und dann waren sie da. Es war eine gute Gegend, viele Parks, ordentliche Hochhäuser. Die Assistentin sagte dem Fahrer dass er nicht warten brauchte. Unentschlossen blieb sie vor dem Hochhaus stehen und schaute hoch. War das wirklich eine gute Idee gewesen? Wieso hängte sie sich ständig in die Dinge anderer Leute rein? Weil ihr diese Leute etwas bedeuteten, ja, zumindest konnte sie es erklären. Rein gehen, Taxi suchen, rein gehen, Taxi suchen, keine einfache Entscheidung, doch sie dachte sich, dass wenn sie schon mal hier war, sie es auch versuchen konnte.
In dem Gebäude gab es eine Anmeldung. Selbstbewusst ging sie auf den Mann in Uniform zu.
„Nihauma, my name is Mia Martin. I would like to visit apartment 247.”
Der Wächter schaute sie skeptisch an, doch sie lächelte einfach nur.
„Du you have a arrangement?“ , wollte er wissen.
„Not yet, but if he’s home you could ask me if I can come up.“
Er ließ Mia nicht aus dem Blick, als er irgendwo anrief und chinesisch redete.
„He’s asking who you are?“, sagte der Mann und hielt noch immer den Hörer ans Ohr.
„I am working for SME … and I come in peace.“
Wieder lächelte sie und versuchte harmlos auszusehen. Wieder sprach der Wächter in den Hörer und legte dann auf.
„Okay, you can get up. 2nd floor.“
“Shee shee.” Mia verneigte sich kurz und ging zu den Fahrstühlen. Ihre Pumpe ging ganz schön, noch konnte sie zurück. Nein, konnte sie nicht. Jetzt wusste er dass sie da war, wie sollte sie jetzt kneifen? Mia stieg aus und suchte die Nummer 247. Am Ende des Flurs ging eine Tür auf und der junge Mann schaute fragend zu ihr, beobachtete sie wie sie näher kam. Auch Mia schaute sich ihn genau an und lächelte leicht als sie vor ihm zum Stehen kam.
„Nihauma Han Geng, ich heiße Mia Martin. Ich bin Assistentin von Super Junior und bin hier um zu sagen ‚happy belated birthday‘.“
Hangeng war mit dem Drei-Sprachen-Mix gerade überfordert und schaute sie einfach nur an.
„Wer hat dich geschickt?“, wollte er wissen.
„Niemand, meine Welpen wissen nicht dass ich hier bin.“
Welpen. Das brachte ihn zum Lachen. Und es machte ihn neugierig. Hangeng öffnete die Tür.
„Komm rein.“
Mia schlüpfte aus ihren Schuhen und in ein paar der Hausschlappen. Es war eine geräumige Wohnung, für die Verhältnisse von Beijing und sie war modern eingerichtet.
„Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn wir Koreanisch sprechen. Mein Chinesisch ist miserabel und ich glaube dein Englisch ist nicht gut.“
Er drehte sich um und lächelte.
„Sehr gerne, ich bin es nur nicht mehr gewohnt.“
Hangeng führte Mia in das Wohnzimmer und bot ihr einen Platz an. Eine Kanne stand auf dem Tisch und ein Tablett mit mehreren Tassen. Er nahm zwei runter und stellte ihr und sich selbst eine Tasse hin.
„Was tust du hier?“, fragte er gerade heraus. Natürlich hatte er gewusst wer Mia war, sie war oft genug in der Presse aufgetaucht, doch er hatte es nicht glauben wollen, als der Wachmann ihm gesagt hatte, wer da zu ihm wollte
„Ich wollte dich kennen lernen. Ich lebe nun seit sechs Wochen bei Super Junior und du warst lange Zeit ein Teil von ihnen. Ich wollte dich kennen lernen“, sagte sie ehrlich.
„Und du hast ihnen nicht gesagt dass du zu mir gehst?“
„Nein, ich glaube Kyuhyun vermutet etwas …. Er ist viel zu schlau.“
Wieder lachte der junge Mann.
„Da hast du Recht.“
Er nahm die Tasse hoch und trank einen Schluck, sie tat es ihm gleich.
„Wie geht es ihnen?“ Hangeng hob nicht dem Blick und wirkte traurig.
„Es geht ihnen gut, sie sind alle wieder zusammen gezogen und nehmen gerade ein neues Album auf. Sie haben viel Stress, aber auch viel Spaß.“
Für ihn war es auch nicht einfach, Mia sprach ruhig und lächelte.
„Willst du mir ein wenig von ihnen erzählen? Ich habe noch etwas Kontakt mit Heechul, aber seine Art der Erzählung ist meistens sehr … einseitig.“ Er vermisste sie. Nun war er alleine, alles war anders, vorbei die Zeiten in denen sie ein Team waren, in denen sie immer zusammen gehangen haben. Und natürlich erzählte sie. Wie Heechuls Katze fast Yesungs Schildkröten gefressen hatte, wie sie für Valentinstagsdates versteigert wurden, das Leeteuk und Eunhyuk Mia adoptiert hatten, wie sie ihnen den Kaffee versalzte, wenn sie nicht hörten und wie sie versucht hatte sie einzusperren und sich selbst eingesperrt hatte, wie Kyuhyun immer neben ihr im Flugzeug saß und Siwon nun Deutsch lernen wollte, wie sie Kyuhyuns Geburtstag verbracht hatten und wie sie Kangin verabschiedet hatten. Hangeng lachte viel und unterbrach sie nicht, für eine Stunde war es, als wäre er wieder bei ihnen.
„Hast du Kontakt zu ihnen?“, fragte sie irgendwann. Mia hatte die Jungs nie gefragt aus Angst ein empfindliches Thema anzuschneiden.
„Mit Heechul …und Siwon, Donghae und Sungmin. Ein wenig. Nicht viel. Es war schwierig. Es ging nie um die Band und ich vermisse sie sehr. Ich hoffe dass Kim etwas geändert hat und es beruhigt mich zu hören, dass du auf sie aufpasst. Das brauchen sie. Sie tun alles für ihre Fans und überarbeiten sich deswegen oft. Ich weiß dass wir ohne SME nie so weit gekommen wären und dafür bin ich dankbar, aber ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Schon lange bevor ich wirklich gegangen bin. Manche haben gedacht dass ich die Band verrate und sie waren traurig. Ich möchte sie nicht mehr traurig machen, deswegen habe ich so wenig Kontakt zu ihnen“, erzählte er und Mia wurde warm ums Herz. Sie hatte das Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen, aber er war keiner ihrer Welpen.
„Ich glaube ihr habt alle Zeit gebraucht dass zu verdauen, aber es kommt auch irgendwann die Zeit, da muss man die Vergangenheit hinter sich lassen. Ich glaube Heechul würde sich sehr freuen, wenn du ihn mehr anrufen würdest.“
Heechul und Hangeng waren wie Eunhyuk und Donghae gewesen und auch wenn sie ja nie mit ihnen über Hangeng gesprochen hatte, so war sie sich sicher, dass selbst wenn sie sauer und enttäuscht waren, dass sie ihm verziehen hatten. Sie waren gute Menschen und würden ihn nicht von sich stoßen, wenn er sie anrufen würde.
„Vielleicht hast du Recht, ich habe nur Angst ….“
„Ich hatte auch Angst her zu kommen und nun sitzen wir hier, trinken Tee und reden.“
Hangeng schaute auf und sah sie lächeln. Ja, jemand wie sie tat seinen ehemaligen Bandkollegen sicher gut, jemand der sich sorgte, jemand der versuchte hinter die Fassade zu blicken und jemand der trotzdem verrückt genug war ihn zu suchen, ohne zu wissen wie er reagieren würde.
„Sag mal Mia, was ist in dem Päckchen?“
Das Päckchen hatte sie ja fast ganz vergessen! Jetzt wo er es erwähnte fiel es ihr wieder ein. Sie hob es hoch und reichte es ihm.
„Deine Fanpost. Wir bekommen immer noch sehr viele Briefe und Geschenke. Man hat sie gesammelt und keiner hat sich darum gekümmert, als habe ich sie genommen. Sie gehören dir, also sollst du sie bekommen.“
Hangengs Augen wurden groß und neugierig öffnete er das Paket.
„Dankeschön! Das freut mich wirklich!“
„Das habe ich mir gedacht.“ Mia war zufrieden mit sich, Mission erfüllt. Donghae hatte ihr geschrieben, dass sie schon zurück im Hotel waren und sie nicht ins Studio fahren musste. Sie nahm sich einen Zettel und schrieb alle ihre Handynummern auf und auch ihre eigene.
„Wann auch immer du bereit bist … und wenn irgendeine Nummer nicht mehr geht, ruf einfach mich an. Wir fliegen Morgen zwar wieder nach Seoul, aber Super Junior M macht ein neues Album und bald fängt die Promotion an – du wirst dich also nicht ewig verstecken können“, erklärte sie und zwinkerte ihm zu. Sie würden sicher zusammen in Shows auftreten und davor sollten sie sich ausgesprochen haben, ansonsten würden sich die Moderatoren auf sie stürzten wie Löwen auf eine verletzte Gazelle.
„Ich werde sie anrufen … sagst du ihnen dass ich sie vermisse und lieb hab, wie meine Brüder?“
Mia musste sich in die Backe beißen um nicht anzufangen zu weinen, sentimentale Sachen waren einfach nicht ihr Ding, dafür war sie zu sehr Heulsuse. Sie nickte nur, sagte nichts aus Angst ihre Stimme würde brechen.
Es war an der Zeit zu gehen, über zwei Stunden war sie hier gewesen und die anderen fragten sich sicher wo sie steckte. Hangeng brachte sie an die Tür.
„Danke für deinen Besuch … für alles“, stammelte Hangeng der wirklich bewegt war von den ganzen Erinnerungen. Da war es vorbei. Mia drückte ihn an sich. Er zögerte einen Moment, erwiderte die Umarmung aber dann.
„Pass auf dich auf. Esse genug und schlafe viel und esse gesunde Sachen“, mahnte sie ihn, als wäre er ihr Welpe. Hangeng lachte leise.
„Werde ich.“ Er konnte sich nur vorstellen, wie sie bei den anderen war und wünschte sich dass sie vor zwei Jahren gekommen wäre. Vielleicht wäre alles anders gelaufen, vielleicht aber auch nicht, wer weiß welchen Einfluss sie auf Kim hatte, aber zumindest schien sie das Leben für Super Junior leichter zu machen und das beruhigte ihn ungemein.
Mia musste nicht lange nach einem Taxi suchen und fuhr ins Hotel. Allerdings war sie noch viel zu aufgelöst um den anderen gegenüber zu treten. Es regnete in Strömen und Mia stellte sich im Hinterhof des Hotels unter einen der Balkone, setzte sich die Kopfhörer auf und rauchte eine. Und noch ein. Und noch eine. Sie war mittlerweile völlig durchnässt und ihre Tränen vermischten sich mit dem Regen. Sie hasste so was. Wieso hatte es so laufen müssen? Wieso konnte er nicht noch bei der Band sein? Es war nicht Mias Sache, noch ihre eigene Band, aber sie fühlte mit ihnen und es machte sie traurig. Jemand zog ihr die Kopfhörer runter. Erschrocken sah sie zur Seite, doch es war ‚nur‘ Hae.
„Was tust du hier draußen nass und weinend?“ Sein Blick war eine Mischung aus genervt und besorgt.
„Ich war bei Hangeng“, sagte sie gerade aus und Donghaes Augen wurden groß.
„Was?!“
„Ich wollte ihn treffen und habe ihm Fanpost gebracht …“ und dann erzählte sie ihm alles. Am Ende heulte Hae mit und fuhr sich mit dem Ärmel über die Nase. Kind. Zumindest konnte er sie jetzt nicht mehr anmachen, weil sie am heulen war.
„Was hörst du da eigentlich?“, fragte er und zog ihre Kopfhörer auf und schlagartig änderte sich sein Blick.
„Huh?! Ich dachte du hasst Dong Bang Shin Ki?“
„Nein, ich hasse nur Jaejoong, die Musik ist okay“, antwortete sie schulterzuckend. Allerdings war traurige Musik ein Katalysator für traurige Laune. Zwanzig Minuten später gingen sie dann doch rein und auf dem Flur kamen ihnen Ryeowook und Kyuhyun entgegen. Beide waren pitschnass und ernteten somit einen verwirrten Blick der beiden. Mias Makeup war verlaufen, auch wenn Kyu dachte dass es sexy aussah.
„Was ist passiert?“, fragte Wookie und sie gingen erst mal in Mias Zimmer, damit sie duschen konnte. Als sie aus der Dusche kam, saßen vier Kerle in ihrem Zimmer. Donghae hatte sich mittlerweile etwas Trockenes angezogen und wohl erzählt, was Mia ihm erzählt hatte. Alle sahen etwas bedröpselt aus und Mia setzte sich auf einem freien Platz auf ihrem Bett.
„Ich hoffe ich habe mich nicht in etwas reingehängt, was mich nichts angeht …“
„Nein, hast du nicht“, versicherte ihr Siwon.
„Doch hast du“, sagte Kyuhyun und wirkte sauer.
„Kyu …“
„Nein, das ist nicht deine Sache. Das geht dich nichts an.“
Traurig schaute sie zu ihm, genau so was wollte sie vermeiden.
„Irgendwann müsst ihr reden. Wenn die Promotion angefangen hat werdet ihr euch alle früher oder später über den Weg laufen“, versuchte sie ihm zu erklären, doch das interessierte ihn nicht.
„Mag sein, aber er hätte auf uns zukommen sollen und nicht weil du ihn Honig um den Mund geschmiert hast.“
Nun schnaufte aber auch mal Mia.
„Ich habe ihm keinen Honig um den Mund geschmiert!“
Kyuhyun rollte nur mit den Augen, stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Die Tür fiel laut ins Schloss und Donghae seufzte.
„Soll ich mit ihm reden?“, bot er an, doch sie schüttelte den Kopf.
„Entweder er will es verstehen oder nicht – ich werde IHM kein Honig um den Mund schmieren.“
Donghae dachte sich nur ‚Sturrkopf vs Trotzig‘ und beschloss das Thema fallen zu lassen.