Skye war direkt wieder los gefahren, um einkaufen zu gehen. Sie holte Knabbersachen, Bier und Ouzo, der sau teuer war, weil es ja ein Import war, doch man gönnte sich ja sonst nichts. Dann noch so Kleinigkeiten wie Dessertschüsseln, Servierten, Eiswürfel, Shot-Gläser und zwei Palmen, damit mal irgendetwas Lebendes in ihrer Wohnung stand.
Es war nicht so eine gut organisierte Party wie von Mia und Jiyong, aber dafür wäre es wohl auch etwas zu spät für die Planung gewesen.
„Das ist echt traurig“, sagte Lisa und schaute sich um. Seunghyun, Seungri und Lisa waren da, ebenso Taemin und Key von SHINee und Siwon, Eunhyuk, Ryeowook, Kyuhyun und Yesung von Super Junior und Changmin.
„Ich kenne noch nicht mehr Leute und Zivilisten hätte ich ja nicht einladen können“, verteidigte sich die Amerikanerin.
„Oder Frauen?“, fragte Lisa und schaute sich um. Nur Kerle, egal wo man hin schaute.
„Du weißt die hassen mich alle.“ Selbst Skye hatte sich daran gewöhnt. Männer waren einfacherer. Sie machten sich nicht so viele Gedanken.
„Hey Nachbarin“, kam es von Changmin.
„Huh?“
„Ich zieh Morgen ein, zwei Wohnungen weiter“, erzählte er.
„Ach?“ Skye verstand immer noch nicht so richtig was Mia mit dem Gebäude vorhatte.
„Noch mehr Männer“, sagte Lisa, doch Changmin hatte den Anfang nicht mitbekommen und schaute fragend.
Obwohl es so eine kleine, unorganisierte Party war, blieben die meisten bis 4 Uhr morgens. Seunghyun war irgendwann der einzige, der übrig war.
„Also Süße, jetzt erzähl mal was gestern los war?“
Natürlich wusste er schon davon. Skye hatte sich daran gewöhnt, dass es keine wirklichen Geheimnisse gab. Sie erzählte ihm also auch was passiert war und ähnlich wie Mia seufzte er.
„Jiyong scheint zwar ein harter Kerl zu sein, aber ich glaube er ist von Kai ganz schön eingeschüchtert. Ihr seht süß zusammen aus und ihr geht sehr vertraut miteinander um und das in der Öffentlichkeit, was er mit dir nicht machen könnte.“
„Aber ich habe ihn gefragt, ob es okay für ihn ist.“
„Ja, rational betrachtet ist es okay, weil es von euch ablenkt, aber emotional lässt er seine Freundin mit einem andern Kerl rummachen.“
Ach so, der wusste ja gar nichts von der Hochzeit. Skye musste aufpassen, was sie sagte.
„Aber er hätte auch ‚nein‘ sagen können, er hätte sagen können, dass er sich nicht wohl fühlt und was ist mit mir? Meint er es fällt mir leicht mit Kai zu flirten?“
Schließlich hatte sie hier durchaus den härteren Part bekommen.
„Er ist auch nur ein Mensch, auch wenn Jiyong das gerne selbst nicht zugibt. Er hat Fehler und ist manchmal unsicher und dann führt er sich auf wie ein Vollidiot, um das zu überspielen. Denk einfach das nächste Mal daran, wenn er ein Idiot ist“, erklärte er grinsend. Oh, das würde sie.
Bis Seunghyun gegangen war und bis Skye aufgeräumt hatte, war es 06:30 Uhr. Zeit zu schlafen. Sie kuschelte sich in ihr Futon und nahm sich noch ihr Kindle, um etwas zu lesen. Was ein herrlicher Tag! Und dann hörte sie eine Bohrmaschine. Skye schloss die Augen, gleich würde es vorbei sein, gleich.
15 Minuten später ging sie auf die Suche nach der Quelle des Geräuschs und fand sie in der Wohnung, die wohl Changmin beziehen würde. Die Arbeiter fingen an die Küche aufzubauen. Super, die würde Skye nicht aufhalten.
„You’ve gotta be kidding me?“
Sie schlich sich zurück in die Wohnung und zog sich an. Auf gar keinen Fall würde sie hier Ruhe finden.
In Hong Kong saß Kai und lachte fröhlich. Sie waren gerade beim Frühstück und kurz davor zu einem Fernsehsender zu fahren. Die anderen schienen noch nicht so wach und vor allem nicht so gut gelaunt zu sein.
„Was ist passiert?“, fragte Suho.
„Ach, nichts“, erwiderte Kai, grinste aber noch immer und wollte sein Handy weg packen. Baekhyun war schneller und es war nicht gesperrt.
„Oh, eine Nachricht seiner Geliebten“, annoncierte er. Kai versuchte ihm das Handy wieder abzunehmen, doch Baekhyun war schon dabei über den Stuhl zu klettern, der natürlich umkippt. Baekhyun versuchte auf allen Vieren davon zu kommen und Kai, der sich das Schienenbein gestoßen hatte, krabbelte ihm hinterher, bis er von Chanyeol und Xiumin festgehalten wurde.
„Weißt du wer mein neuer Nachbar ist? Changmin. Und weißt du wann er einzieht? JETZT! Ich wollte gerade schlafen gehen und dann fing diese Bohrmaschine an! Ich wünschte du wärst jetzt hier bei mir, du und deine Bohrmaschine! Um ein paar tiefe, tiefe Löcher zu bohren!“, die anderen konnten sich schon nicht mehr halten vor Lachen. „ich schreibe das nur, für den Fall, dass dir jemand dein Handy abnimmt – jetzt darfst du Lachen Schatz.“
Alle waren still geworden, sie fühlten sich veräppelt und das bevor sie den ersten Kaffee fertig hatten. Dafür lachten Kai und Youngjun, der Manager, bis sie sich die Bäuche hielten.
„Oh Gott, ich mag sie!“, rief Youngjun während er versuchte nach Luft zu schnappen.
„Ha, ha, sehr witzig“, kam es von Baekhyun und er warf Kai sein Handy zurück.
Nach ein paar Minuten hatten sich alle wieder beruhigt, wobei ein siegessicheres Grinsen auf Kais Gesicht getackert blieb.
„Wie ihr wisst, bekommt meine Frau in ein paar Wochen unser zweites Kind und ich habe mit SM Entertainment besprochen diesmal etwas kürzer zu treten. Daher habe ich für nächste Woche ein Casting für einen neuen Assistenten ausgeschrieben“, erklärte der Manager und ein genervtes Stöhnen ging durch die Reihen.
„Kann Mia das nicht machen?“, fragte Suho und einige pflichteten ihm bei.
„Mia, Donghae und Siwon werden in sechs Wochen anfangen mit Royal Vampires. Sie drehen in Spanien und Italien, sie wird keine Zeit haben.“
Ein enttäuschtes Raunen ging durch die Reihen.
„Ab Montag werdet ihr jeden Tag einen anderen Anwärter haben. Ich habe hohe Anforderungen. Er oder sie muss sich durchsetzen können, Perfektionist sein und muss gut mit Verantwortung umgehen können.“
„Laaaaangweilig“, kam es leise von Chen, doch leise ging bei EXO nicht, drum herum fing Gekicher an.
„Können wir mitentscheiden?“, wollte Chanyeol wissen.
„Aber natürlich. Ich will das ihr jemanden aussucht, bei dem ihr euch wohl fühlt, den ihr aber auch ernst nehmt und Mia hat Skye vorgeschlagen.“
„Was?!“, kam es von allen und der Blick ging zuerst zu Kai und dann wieder zu Youngjun und wieder zu Kai. Kai hingegen war sich ziemlich sicher, dass Skye noch nichts von ihrem Glück wusste.
„Royal Vampires ist SME Angelegenheit und es werden SM Assistenten dabei sein. Mia kann Skye also entbehren und ich habe vorgeschlagen sie mit ins Rennen zu schicken. Wir haben mit Skye hier eine besondere Situation“, wieder schauten alle zu Kai. „Doch Mia war auch mit Donghae zusammen gewesen und beide sind professionell mit der Situation umgegangen. Ich kenne euch, ich weiß dass ihr das auch könnt. Ich will aber auch nicht, dass ihr sie beim Casting bevorzugt behandelt.“
Alle nickten halbherzig. Sie wussten noch nicht, was sie von Skye und Kai und Skye an sich als Person halten sollten, doch sie würde die gleiche Chance bekommen, wie alle anderen.
Skye fühlte sich wie ein Zombie. Sie war nach Myeongdong gefahren und hatte dort gefrühstückt, bevor sie ins Kosmetikstudio gegangen war um sich dort das volle Programm rein zu ziehen. Wimpern, Nägel, Füße. Immerhin war sie Freundin und Ehefrau von zwei bekannten Idols. Es lastete viel Druck auf ihren Schultern.
Danach fuhr sie in die Akademie. Wenn sie schon nicht schlafen konnte, konnte sie einen Blick über die Statistiken werfen. Zu ihrer Überraschung traf sie Changmin im Fitnessstduio.
„Wieso bist du nicht in deiner neuen Wohnung?“, fragte sie ihn überrascht.
„Die bauen gerade auf, da ist es unheimlich laut.“
„Was du nicht sagst“, erwiderte sie und Changmin begriff das es eine rhetorische Frage gewesen ist.
„Sorry.“
„Schon okay, ich geh jetzt ins Jimjilbang schlafen, denn ich hab seit gestern Morgen nicht geschlafen und da auch schon nicht viel. Ich bin kein Idol, verstehst du? Ich brauche Schlaf.“
Wenn Skye Schlafmangel hatte war sie etwas quengelig. Changmin, der gerade auf der Rudermaschine saß, stand auf und ging zu seiner Tasche. Skye fing gerade noch den Schlüsselbund auf. Das hätte ins Auge gehen können! Im wahrsten Sinne des Wortes.
„Schlaf bei mir.“
Skye schaute auf den Schlüssel, dann zu Changmin und wieder zum Schlüssel.
„Nein, nein, das ist doch nicht …“
Der Sänger ging auf sie zu und hielt sie an den Schultern fest.
„Fahr zu mir und geh schlafen, ich bin den ganzen Tag nicht da.“
„Danke.“ Das war wohl die Antwort, die Changmin hören wollte, denn er fing an zu lächeln.
Changmin hatte ihr seine Adresse geschickt und sie fühlte sich fast wie ein Einbrecher. Die Wohnung lag in Itaewon in einem Hochhaus. Es standen einige Umzugskisten im Wohnzimmer, doch die Möbel standen alle noch und das Bett war auch noch bezogen. Sie ließ den Rollladen runter und setzte sich auf das Bett. Es war komisch, aber sie war müde und Gedanken machen konnte sie sich später auch noch.
Kai, in Hong Kong, bekam ein Selfie von Skye in einem Schlafzimmer und dem Titel ‚Endlich schlafen‘.
‚Wo bist du?‘, schrieb er zurück.
‚Bei Changmin.‘
‚Kaum bin ich zwei Tage nicht da und schon schleichst du dich in andere Betten!‘ Dazu setzte er weinende Smilies.
‚Andere Betten ohne Inhalt‘, schrieb sie zurück und legte sich dann unter die Decke. Changmin schlief ebenfalls sehr hart und sie liebte es. Es dauerte nur ein paar Minuten, dann war sie eingeschlafen.
Ein paar Stunden später war Jiyeon, Changmins Schwester, mit einer Freundin zu der Wohnung ihres Bruders gefahren, die er ihr überlassen würde, wenn er auszog.
„Schau, so viel Licht, es ist total schön. Ich habe überlegt einen Kamin hier drüben zu installieren“, erklärte sie ihrer Begleiterin in lief durch’s Wohnzimmer.
„Was machst du mit dem Schlafzimmer? Brauchst du einen Exorzisten?“, fragte die andere Frau, doch Jiyeon schnalzte mit der Zunge.
„So schlimm ist er nicht … die Matratze werde ich tauschen, ja.“ Und während sie sprach öffnete sie die Tür zum Schlafzimmer.
Ich behaupte, dass sich alle gleich erschreckten. Skye schaute nicht unschockierter, als Jiyeon und ihre Freundin.
„Wer bist du?“
„Wer bist DU?!“
Die beiden schauten sich an.
„Ich bin Changmins Schwester und eigentlich wohne ich hier.“
Skye fuhr sich verschlafen durch die Haare.
„Ich bin seine neue Nachbarin und seine neue Wohnung macht so viel Lärm, dass ich nicht schlafen konnte.“
„Und da lässt er dich hier schlafen?“
„Ich arbeite für … Mia Martin und … lange Geschichte. Ich gehe jetzt.“
Wenigstens hatten sie ein wenig Schlaf bekommen. Es war Nachmittag und Skye fuhr zurück in die Akademie. Im Gang zu ihrem Büro kamen ihr Victoria und Krystal entgegen. Skye versuchte sie zu ignorieren, bis Krystal sie anrempelte, als sie aneinander vorbei gingen. Skye blieb stehen und atmete tief durch.
„Ups, ich hab dich gar nicht gesehen“, sagte Krystal.
„Achtung, Achtung!“, rief Skye. „Hier spricht Captain Niveau – wir sinken.“ Skye sah gerade noch wie die Sängerin mit den Augen rollte und dann drehte sie sich um und ging in ihr Büro.
Als sie sich an den Schreibtisch setzt, sah sie, dass sich Krystal wohl auch auf ihrer Schreibtischunterlage ausgetobt hatte. Ihr blickte ein Totenkopf entgegen.
„Awesome, she’s git some hidden talent.“
Skye nahm selbst einen Stift und malte dem Totenkopf einen Strohhut und zwei Knochen.
Die Amerikanerin brauchte nur auf die großen Kpop News-Seiten zu gehen und sah Kai schon als ‚Trending‘. ‚Mysteriöse Freundin identifiziert‘, ‚Fans warten auf Stellungnahme von SM Entertainment‘, ‚Kais neue Freundin! Endgültiges Aus für Krystal!‘, autsch, kein Wunder dass sie so schlecht drauf war. In den Artikeln stand mehr oder weniger das Gleiche. Dass es bereits verschiedene Sichtungen gab, dass man sie als Skye Jones, die neue Assistentin von Mia Martin identifiziert hat und das SM Entertainment noch keine offizielle Stellung bezogen hat. Der Rest war nur zum Lückenfüllen, wie das EXO dieses Wochenende in Hong Kong zwei Konzerte gab und das man lange spekuliert hatte, dass Kai und Krystal wieder zusammen kommen.
Dann las sie Kommentare und die reichten aus von ‚Ich freue mich, dass Kai wieder verliebt ist‘ und ‚Sie sehen total süß zusammen aus‘ zu ‚Ist es echt nötig, dass er sich mit einer Ausländerin einlässt?‘ und ‚Ich weiß nicht was Kai an ihr findet, die ist total hässlich‘.
Für Skye selbst war es total surreal über sich selbst zu lesen. Es war fast, als würde sie über eine Fremde lesen. Sie nahm die Kommentare auch gar nicht so ernst, auch wenn manche wirklich fies waren, doch bei Weitem nicht mehr so schlimm, wie noch vor ein paar Jahren. Es war fast so, als hätten die Fans begriffen, dass es sich bei Idols tatsächlich um Menschen handelt, die sogar in der Lage waren zu fühlen. Wahnsinn, was die Evolution so alles machte.
Sie wurde aus den Gedanken gerissen, als ihr Handy klingelte. Es war Changmin, der erklärte, dass ständig das Licht flackerte. War sie jetzt auch noch Hausmeister? Das war das, was sie dachte.
„Ich komme gleich und schaue mal“, war das, was aus ihrem Mund kam.
Die Amerikanerin kam in der Wohnung des Sängers an. Es war unfassbar wie schnell man hier mit allem war. Wahrscheinlich lag es auch nur am Geld und am Status, aber wenn sie daran dachte wie schnell ihre Möbel gestanden hatten, konnte sie nur den Kopf schütteln. Schnell, schneller, Korea. Zumindest in manchen Dingen, nicht in allen.
„Nicht dass die irgendetwas angebohrt haben“, meinte Skye, als die Lampen wieder flackerten.
„Komm, wir gehen mal runter und schauen ob dort alle Sicherungen drin sind“, schlug sie vor und gemeinsam mit Changmin verließ sie die Wohnung.
„Übrigens, nett deine Schwester.“
„Oh nein! War sie da? Das wusste ich nicht. “
„Nein, sie hat mich geweckt. Ihre Freundin hat irgendetwas von einem Exorzisten erzählt.“ Skye schielte grinsend zu ihm rüber. Der Sänger lachte.
„Die Geister bekommt keiner mehr raus“, erwiderte er.
„Kannst du auch tote Menschen sehen?“, fragte Skye flüsternd.
„Vielleicht.“
Sie erreichten den Kellerraum, in dem alle Sicherungen zu finden waren. Skye ging zu dem Schaltkasten und prüfte ihn – eigentlich hatte sie keine Ahnung, nach was sie schauen sollte, oft hatte sie bei so Sachen einfach nur Glück. Die Brandschutztür fiel polternd ins Schloss und sie zuckte.
„Sorry“, sagte Changmin, der nicht mitbekommen hatte, dass die Tür von alleine zufiel.
„Also hier sieht eigentlich alles ganz normal aus.“ Sie checkte die Verbindungen und Sicherungen. Also wenn wirklich etwas mit den Kabeln war, dann müsste sich das ein Elektriker anschauen. Strom war komisch.
Changmin drehte sich zur Tür, um sie zu öffnen und das nächste was Skye vor der Nase sah, war ein Türgriff.
„Huh?“ Sie schaute zu der Tür – dort fehlte der Griff.
„Du hast die Tür kaputt gemacht?!“
„Ich wollte die Tür nur auf machen und hatten den Griff in der Hand!“, verteidigte er sich. Skye nahm ihm den Griff ab und versuchte ihn wieder vorsichtig auf die Tür zu setzen.
„Ruf mal einen der Jungs an“, schlug Skye vor.
„Mein Handy ist oben.“ Skye durfte sich nicht beschweren, ihre Handtasche stand auch bei Changmin, aber man! Wieso konnte er nicht schlauer sein als sie?!
Einige Minuten versuchte sie den Griff dran zu basteln, ohne Erfolg.
„Und nun?“ Changmin hatte sich hingesetzt und schaute zu ihr auf. Kurzentschloss ging sie zum Sicherungskasten und nahm alle Sicherungen raus, bis schließlich auch sie im Dunklen saßen.
„Das ist schlauer, als ich dir zugetraut hätte“, sagte er in die Dunkelheit. Schließlich würde sich jetzt jemand wundern, wieso das Licht aus war.
„Au!“, fuhr er auf, als Skye ihn trat.
„Sorry, kein Licht, ich habe dich nicht gesehen.“ Das war gelogen, aber er hatte es für seinen Kommentar verdient. Jetzt mussten sie nur hoffen, dass nicht nur Eunhyuk Zuhause war, der würde das vor lauter Angst aussitzen.
Es dauerte ungefähr 5 Minuten, da hörten sie Schritte.
„Hallo? Hilfe!“, rief Skye in die Finsternis.
„Skye?“, kam es von Leeteuk und er öffnete die Tür.
„Puh, das wäre fast schief gegangen“, sagte sie und legte die Sicherung ein. Als das Licht anging, sah Skye, dass Leeteuk nicht alleine war, sondern Yesung dabei hatte. Andererseits sah Yesung nun auch, dass Skye nicht alleine war und erschreckte sich zu Tode. Er sprang in den Raum und hielt sich das Herz.
„Yesung!“, rief Skye, doch es war zu spät, die Tür fiel wieder ins Schloss. Sie ging zu dem Sänger und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Was habe ich denn jetzt gemacht?!“ Skye deutete nur auf die Tür.
„Was denkst du wieso das Licht aus war? Sagt mir bitte, dass ihr ein Handy habt?“
Leeteuk und Yesung griffen gleichzeitig in ihre Taschen und Yesung hatte seins tatsächlich dabei. Allerdings stand auf der Anzeige ‚Kein Empfang‘. Die Amerikanerin bekam langsam aber sicher Kopfschmerzen.
„Wer war denn noch oben?“, wollte Changmin wissen.
„Eunhyuk und Kyu war am Schlafen.“
Skye ging wieder zu dem Schaltkasten und haute die Sicherungen raus. Na, dann würden sie ja sehen, wer sie als erstes retten würde.
Es vergingen ungefähr 15 Minuten und es war noch niemand da. Eunhyuk musste sich doch auch Gedanken machen, wo Yesung und Leeteuk blieben, oder nicht?
„Vielleicht sollten wir Zeichen geben“, schlug Yesung vor.
„Wir haben ein Zeichen gegeben – das Licht ist aus“, erwiderte Changmin.
„Ja, aber so denken die anderen vielleicht nur an einen Stromausfall. Wir können das Licht ja an machen und S.O.S morsen – weiß einer wie die Morsecode von S.O.S. ist?“, fragte Leeteuk in die Runde.
„Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz“, sprachen Changmin und Skye wie aus einem Mund.
Die Frage war nur: Wusste das da oben auch einer? Am Ende wäre es Eunhyuk, der einen Exorzisten rief, weil er dachte sie hätten einen Poltergeist. Betsy. Wenn Skye jemals einen Poltergeist hätte, dann würde sie ihn Betsy nennen.
„Also dafür, dass ihr so schlau seid, habt ihr euch in eine ziemlich dämliche Situation gebracht“, bemerkte Yesung.
„Hey, wenn ihr ihn essen wollt um unser Überleben zu sichern – meinen Segen habt ihr“, kam es von Leeteuk.
„Hyung!“
„Deine Kommentare sind nicht hilfreich!“
„Keine Sorge Yesung, wir bringen dich vielleicht um, aber wir essen dich nicht auf“, kam es von Skye.
„Wieso nicht?“ Und schon war er eingeschnappt, dass man ihn nicht essen wollte.
„Na ja, vor dem Hungertod sind wir lange erstickt. Wenn wir dich umbringen, überleben wir vielleicht etwas länger“, erklärte Skye trocken. Schweigen.
„Hallo? Brandschutztür! Sie würde nicht vor Brand schützen, wenn sie nicht luftdicht wäre“, klärte sie auf, für alle, die auf dem Schlauch standen.
„Was meinst du wie lange wir haben?“, fragte Leeteuk vorsichtig. Skye überlegte kurz und schaute sich um – sie sah natürlich nichts, aber vor ihrem inneren Auge peilte sie den Raum aus.
„Nun, der Raum ist ungefähr 3x 4 Meter und 2,5 Meter hoch. Das sind ungefähr 30 Kubikmeter, das entspricht 30.000 Liter Luft. So, ich verbrauchte, wenn ich mich konzentriere ungefähr 9 Liter die Minute, ihr mit Sicherheit etwas mehr. Sagen wir, wir veratmen zwischen 40 und 60 Liter die Minute, dann sind das bei 30.000 Litern zwischen 7 bis 8,5 Stunden. Dazu kommt, dass wir die Luft wieder einatmen können, sie ist dann nur mit mehr Stickstoff angereichert … vielleicht 12 Stunden.“
Wenn sie Licht gehabt hätten, hätte Skye gesehen, wie die drei Männer sie völlig verblüfft anschauten.
„Was?! Wie weiß man so etwas?!“, fragte Yesung.
„Mathematik“, erwiderte Skye.
Während die vier da saßen, in der Dunkelheit, dachte jeder von ihnen über sein Ableben nach.
Skye hätte es eigentlich kommen sehen sollen. Irgendetwas hatte alles getötet, dass ihr lieb war, es war klar, dass sie auch bald dran wäre. Sie dachte daran, wie die Presse nun völlig verwirrt wäre, wenn man sie mit drei Kerlen tot in einem Kellerraum fand. Kai hatte immerhin ein Alibi, der war ja nicht im Land. Ansonsten würde man ihm noch einen Eifersuchtsakt unterjubeln. Nicht auszudenken, was Changmins Schwester davon halten würde, wenn sie die Frau, die sie in seinem Bett erwischt hatte, nun tot mit ihm auffinden würde. Gab es so etwas wie CSI Seoul? CS-Idol? Vielleicht sollte Skye, Gesetzt des Falls sie würde das Ganze überleben, zum Fernsehen gehen. Sie würde lauter neue, tolle Sendungen erfinden.
Leeteuk hingegen überlegte Yesung sein Handy abzunehmen, um für die Nachwelt eine letzte Reportage zu drehen. Er musste doch sein Gedankengut an die Nachtwelt weitergeben und Super Junior würden ohne genaue Instruktionen überhaupt nicht klar kommen. Er müsste einen neuen Leader ernennen. Als er in der Armee war, war das eine Sache. Da wussten sie ja, er komme wieder, aber gut, tot war tot. Heechul war definitiv zu fies um Leader zu sein. Kim würde durchdrehen. Shindong war keine schlechte Wahl. Er hat sich gut in den letzten Jahren entwickelt, hat Verantwortungsgefühl und ein gutes Maß an Diplomatie – das was Heechul nicht hatte.
Changmins Pläne waren etwas weitreichender. Er dachte an den Da Vinci Code, wo der Museumsdirekt in der Stunde seines Todes noch mit seinem eigenen Blut eine kryptische Botschaft auf den Boden zeichnete. Sie waren zu viert, je nachdem, wer zuerst schlapp machte, war genug Blut im Raum um ganze Welten zu zeichnen. Er würde es so aussehen lassen, als wären sie von Aliens entführt und getötet worden. Das würde großartig werden! Keiner würde wissen was passiert war. Ein großes Mysterium.
Auf der anderen Seite des Raumes hatte Yesung schwere Entscheidungen zu treffen. Wenn er die anderen töten oder zumindest bewusstlos schlagen könnte, dann hätte er eine Chance länger zu überleben. Leeteuk auszuschalten wäre nicht so das Problem. Er war so dünn und auch nicht gerade stark. Changmin war größer, doch in der Dunkelheit würde er Yesung nicht kommen sehen. Bei Skye machte er sich mehr Gedanken. Sie war flink und sportlich. Vielleicht sollte er sich lieber mit ihr verbünden. Sie hat selbst gesagt, dass sie nicht so viel Luft bräuchte. Wenn Changmin und Leeteuk weg fielen, würden sie zusammen überleben.
Dann dachte er daran, wie sie ja alle die gleiche Luft ein- und wieder ausatmeten und irgendwie hatte er das Gefühl Leeteuk zu schmecken.
Oben im Loft wachte Kyuhyun irgendwann auf, weil das Licht ständig an und aus ging. Genervt ging er aus seinem Zimmer. Eunhyuk stand vor der Eingangstür und starrte sie an.
„Was ist hier los und was tust du da?“
Eunhyuk war erleichtert den Bandkollegen zu sehen.
„Das Licht ist ausgefallen und Leeteuk ist mit Yesung zum Sicherungskasten und sie kamen nie wieder!“
„Was meinst du sie kamen nicht wieder? Wie lange sind sie denn weg?“
„Fast eine Stunde.“
„Und du stehst hier nur doof rum?!“, fuhr Kyuhyun ihn an.
„Ich find Keller gruselig und finstere Keller noch gruseliger.“
„Wieso hast du mich nicht geweckt?“
„Weil du auch gruselig bist!“
Als sie dann schließlich am Elektroraum ankamen und die Tür öffneten, fielen ihnen nicht nur Leeteuk und Yesung entgegen, sondern auch Skye und Changmin.
„Nicht zumachen!“, riefen sie, doch Kyuhyun sah, dass der Griff innen fehlte. Wie konnte man das denn nicht sehen?!
„Und deswegen weckt ihr mich?!“ Kyuhyun war schlafen gegangen, weil er um 2 Uhr aufstehen musste, um nach Busan zu fahren und wehe er war morgen müde!