Alles ging viel zu schnell. Verwirrt wachte Mia mitten in der Nacht auf, geweckt von dem Geklingel ihres Handys, doch es war nicht der Wecker. Mia ging an das Telefon, es war Leeteuk. Mia war noch viel zu verschlafen um ihn wirklich zu verstehen, aber drei Worte reichten damit sie wach war: Unfall, Donghae, Krankenhaus.Sofort sprang sie aus ihrem Bett, zog sich an und verließ panisch die Wohnung. Jaejoong im Bad vergaß sie dabei voll und ganz. Sie fand ein Taxi und fuhr ins Krankenhaus. Es war Nacht und es war wenig Betrieb, so dass sie schnell eine Schwester fand, die ihr sagte wo Donghae lag. Als sie in das Zimmer kam war niemand sonst da, keiner der Jungs, nur Donghae. Er lag bewusstlos im Bett. In seinem Mund steckte ein Schlauch, sein Gesicht war Blutverschmiert. Mia eilte zu ihm, umfasste seine Hand und fing sofort an zu weinen.
„Hae …“
Überall war Blut, wo kam das ganze Blut her? Niemand war da den sie fragen konnte. Die piepsenden Geräte um sie herum machten unregelmäßige Geräusche und beunruhigten sie noch mehr. Sie starrte ihn nur an und fragte sich wo die anderen steckten. Leeteuk hatte sie doch vom Krankenhaus aus angerufen.
„Donghae macht jetzt keinen Mist, okay? Mach keinen Mist! Ich verspreche dass ich euch nie wieder alleine lasse, dass ich immer auf euch aufpasse aber mach jetzt keinen Mist.“
Bittere Tränen rannten über ihr Gesicht, die sie hektisch mit der freien Hand weg wischte.
„Ich sag dir, wenn du stirbst trete ich dir in den Hintern. Ich hab Verbindungen, ich kenne Leute, ich komme dir hinterher und trete dir in den Hintern … wehe du wachst nicht auf … wehe du …“, sie konnte das Wort gar nicht aussprechen.
„Du darfst nicht … Hae … ich …. Ich liebe dich ….“, ihr wurden die Worte erst bewusst als sie ihre Lippen verlassen hatten und erschrocken schaute sie auf. War es wahr? Liebte sie ihn? Vor ihrem inneren Auge sah sie ihn lachen, seinen verschlafenen Blick am Morgen, sie konnte ihn riechen und sie wusste, dass sie nie mehr seine Seite verlassen wollte, dass er ihr Platz war. Wie konnte sie ihn lieben? Es waren doch erst sieben Wochen. Sie sah sich wie sie seine Krawatte band, fühlte wie er sie mit Stolz erfüllte, wenn sie ihm bei einer Show zu sah, wie er mit seinen großen, unschuldigen Augen die Welt betrachtete und wie er es dennoch schaffte ihr zuzuraunen und ihr eine Gänsehaut verpassen konnte. Mia stand kurz vorm hyperventilieren, so weinte sie.
„Geh nicht weg, lass mich nicht alleine … ich verspreche dir, alles wird anders … ich werde dich lieben bis du irgendwann in 238 Jahren an einem natürlichen Tod stirbst, aber nicht hier, nicht so, du kannst mich nicht alleine lassen….“
Die letzten Worte schrie sie schon fast und sah dann wie Blut in dem Luftschlauch war. Blut im Luftschlauch war nicht gut und sofort fingen die ganzen Geräte an hektisch zu piepsen. Panisch schaute sie sich um, was sollte sie tun? Jahrelanges Grey’s Anatomy gucken hatten sie nicht zu einer Ärztin gemacht, musste nicht jemand reagieren, wenn diese Dinger so piepsten?! Doch sie wollte nicht weg, wollte ihn nicht allein lassen. Sie schrie nach Hilfe, aber niemand kam und der Schlauch füllte sich mit immer mehr Blut und dann hörten die Geräte auf Geräusch zu machen. Mia brach weinend zusammen, doch sie ließ seine Hand nicht los.
„Hae … nein … Hae ….“
Ein Schmerz durchbohrte ihre Brust, so erbarmungslos, dass sie sich selbst den Tod herbeiwünschte um von diesem Schmerz befreit zu sein.
Mia saß senkrecht im Bett und hatte keine Ahnung wo sie war, wer sie war, geschweige denn was sie überhaupt war. Ihr Atem ging hektisch und sofort fing sie an zu weinen. War das nur ein Traum gewesen? Relativ schnell begriff sie dass sie bei Jaejoong war, doch sie wusste nicht ob sie nur geträumt hatte oder nicht. Sie schnappte sich ihr I Phone – es war 04:30 Uhr. Mia überlegte Hae anzurufen, aber nur seine Stimme hören war ihr gerade nicht genug. Sie zog sich einen Jogginganzug an, heulte noch immer wie ein Schloßhund, nahm sich JJs Autoschlüssel und verließ die Wohnung. Nachts würde sie ja wohl mit dem Verkehr in Seoul zurecht kommen, oder? Während der ganzen Autofahrt hörte sie nicht auf zu weinen, nur die Vorstellung dass es wahr gewesen wäre, brachte sie dazu heftig zu schluchzen. Was wenn es wahr war? Was wenn er wirklich tot war? Nein, die Welt konnte ohne ihn nicht funktionieren.
Sie stürmte in die Wohnung, stolperte so die Treppen hinauf, dass sie sich an einer Treppenkante das Knie aufschlug, sie spürte es gar nicht. Als sie die Tür zu Donghaes Zimmer aufriss war es ihr egal, dass wenn es wirklich nur ein Traum gewesen war, Sun bei ihm sein könnte.
Hae lag friedlich in seinem Bett und schlief mit seinem Riesenplüschtier im Arm, selig und friedlich. Das brachte sie dazu noch mehr zu heulen und Mia sank zu Boden, vergrub ihr Gesicht in den Händen. Mürrisch wachte Donghae auf, doch begriff er schnell was für ein Geräusch ihn geweckt hatte und schaute sich fragend um. Als er Mia weinend auf dem Boden sah sprang er panisch auf, was war geschehen?
„Mia, was ist los?“
Er setzte sich neben sie, schaute besorgt und sie schlang die Arme um ihn. Sie drückte ihn feste an sich um sicher zu gehen, dass er wirklich da war. Hae verstand natürlich überhaupt nicht um was es ging, also tätschelte er ihren Rücken und versuchte sie zu beruhigen.
„Ich dachte du seist tot“, sagte sie dann doch irgendwann und Hae zog die Augenbrauen hoch, wieso sollte er denn tot sein?
Er brauchte eine viertel Stunde um sie soweit zu beruhigen dass er sie dazu bewegte in die Küche zu gehen, wo er ihr einen Kakao machte. Sie erzählte von dem Traum, dass sie aufgewacht sei und nicht wusste ob sie geträumt hatte oder nicht.
„Süße, wir müssen was gegen deine Träume machen …“, meinte er als er ihr die Tasse reichte und sie besorgt anschaute. Mias Kopf schmerzte und sie fühlte sich elend, wie konnte sie so eine Panik bekommen? Schließlich wusch sie sich das Gesicht, sie war komplett aufgequollen durch das Dauerheulen und sah mindestens genau so schrecklich aus wie sie sich fühlte.
„Sag mal, was hast du am Bein gemacht?“
Verwundert betrachtete Donghae den großen Blutfleck auf ihrer Hose. Mia schaute an sich hinab.
„I think I … fell the stairs up ….“ Wirklich konnte sie sich daran nicht mehr erinnern. Seufzend zog Hae sie auf die Bank und krempelte ihre Hose hoch um dann das Gesicht zu verziehen. Ein schmaler Hautfetzen klappte von ihrem Knie, es war nichts was genäht werden musste, aber es sah doch schon ziemlich ekelig aus und blutete stark, wenn es nicht aufhörte würde er sie wohl zu einem Arzt fahren. Mia gab ihm Anweisungen was er holen sollte, damit sie die Wunde sauber machen konnte – dafür war Greys Anatomy doch hilfreich gewesen. Mia machte die Wunde sauber und desinfizierte sie, dabei musste sie die Zähne zusammenbeißen, wieso musste Desinfektionszeug immer so brennen? Hae beobachtete sie schmunzelnd und begann dann einen Verband anzulegen. Allein schon das reichte um dass wieder Tränen über ihre Wangen kullerten. Sie dachte er sei tot und nun kümmerte er sich um sie. Donghae nahm ihre Hand und drückte sie.
„Keine Sorge, ich lass dich nicht alleine ….“
Er wusste ja gar nicht was diese Worte anrichteten. Mia erinnerte sich, wie sie ihn im Traum angefleht hatte sie nicht alleine zu lassen. Sie starrte ihn nur an und er hielt ihren Blick fest. Diese Augen …
Mia lehnte sich nach vorne und küsste ihn. Sie musste ihn einfach küssen. Sie wollte seine Lippen spüren. Für ihn kam das zwar überraschend, doch er legte seine Hand in ihren Nacken und kam ihr ein Stück entgegen. Ihre Lippen schmeckten salzig von den Tränen. Die beiden hatten nicht bemerkt wie Kyuhyun in der Tür stand. Der Lärm hatte ihn geweckt und nun stand er da, betrachtete sie beiden und versuchte den Schmerz in seiner eigenen Brust zu verdrängen. Er war noch nicht so weit. Er würde es bestimmt bald sein, aber im Moment tat es weh und er wand sich ab um zurück ins Bett zu gehen.
So plötzlich wie Mia ihn geküsste hat, so plötzlich beendete sie den Kuss auch wieder und schaute ihn erschrocken an.
„Das ist nicht passiert!“
Donghae grinste und biss sich auf die Unterlippe.
„Doch, dass ist passiert“, stellte er fest.
„Ich bin emotional aufgelöst, ich bin unzurechnungsfähig, es tut mir Leid.“
Als sie entschuldigend den Kopf neigen wollte stieß sie mit ihm zusammen und beide fuhren auseinander, mit einer Hand an der Stirn. Donghae lachte und schüttelte den Kopf.
„Das habe ich gebraucht …“, stöhnte Mia und war schlagartig – Wortspiel – wieder in der Wirklichkeit. Hatte sie ihn wirklich gerade geküsst? Wieso? Das machte alles doch nur NOCH komplizierter, sofern das möglich war.
„Komm, wir gehen schlafen … kannst du laufen?“, fragte er als er aufstand und schaute auf ihr Bein.
„Klar, kein Ding.“
Okay, es tat weh, jetzt wo sie es bewusst wahr nahm, doch sie verzog nur die Miene, wenn er nicht guckte.
Völlig erschöpft schlief sie in seinen Armen ein und träumte den Rest der Nacht nichts mehr. Donghae blieb noch eine Weile wach und betrachtete seine Assistentin im fahlen Licht des Mondes. Sie war anders als jedes Mädchen was er bisher kennen gelernt hatte. Gut, sie war Ausländerin, es war keine Kunst ‚anders‘ zu sein. Aber war sie das was er suchte? Donghae machte sich darum viele Gedanken. Die Mädchen aus der Pop-Szene waren zwar süß, aber die meisten waren ihm auf Dauer zu anstrengend. Sie waren überheblich, abgedreht, quietschig und manche in seinen Augen verrückt. Auf Dauer könnte er mit keiner von ihnen zusammen sein. Na klar, er lernte auch ‚normale‘ Frauen kennen, doch viele kamen mit seinem Lebensstil nicht klar, ständig unterwegs, die ständige Heimlichtuerei und Prioritäten die ihnen nicht passten. Mia war zwar auch verrückt und quietschig, herrisch und streng, stur und trotzig, doch irgendwie störte ihn das alles bei ihr nicht. Und sie wusste wie sein Leben war und hatte die Möglichkeit ihn fast überall hin zu begleiten. Aber waren sie überhaupt im Stande zusammen zu arbeiten, wenn sie zusammen kommen würden? Würde sie freiwillig die Band wechseln? Würde er wollen dass sie die Band wechselt? Würde er sie gehen lassen? Schon diese eine Woche bei SHINee war schlimm, sie nicht ständig da zu haben, ihre Stimme nicht zu hören, ihren Akzent. Wieso machte es ihm diese Frau nur so schwer? Doch irgendwann schlief auch er ein.
Mia wurde um 8 Uhr von ihrem Wecker geweckt und erinnerte sich nur allmählich an die vergangene Nacht. Donghae schlief noch tief und fest, vorsichtig stieg sie aus dem Bett und lief Eunhyuk im Flur in die Arme.
Er starrte sie an, dann die Tür aus der sie gekommen war.
„Lange Geschichte“, sagte sie, bevor er auch nur irgendetwas sagen konnte.
In der Küche saßen schon Ryeowook, Siwon, Leeteuk und Kibum und schauten ähnlich wie Eunhyuk.
„Lange Geschichte“, sagte sie wieder und setzte sich an den Frühstückstisch. Ein paar Minuten später plauderten alle und frühstückten. Siwon beschwerte sich dass es langweilig war nicht zu joggen und Mia versicherte ihm, dass sie am Montagmorgen wieder mit ihm joggen gehen würde.
„Sag mal weiß Jaejoong dass du hier bist?“, fragte Teukie, der die Vermutung hatte, dass sie bei ihm schlief. Und dann auf einmal fiel Mia etwas ein.
„Oh my goddess! Jaejoong!“ Er war noch immer im Bad eingeschlossen! Mia sprang ohne ein weiteres Wort auf und verließ die Wohnung. Die anderen schauten ihr fragend hinterher. Anstatt mal ihre Fragen zu beantworten, warf sie immer nur Neue auf.
Während nachts der Verkehr auf den Seouler Straßen erträglich war, war er um halb 9 Uhr morgens ziemlich übel. Sie brauchte fast eine Stunde bis zu Jaejoongs Wohnung, baute fast drei Unfälle und beschimpfte einen Fahrradfahrer übel auf Deutsch. Sie rannte ins Schlafzimmer, zog den Stuhl weg und riss die Tür auf. Jaejoong hatte die Haustür gehört und stand mit verschränkten Armen vor der Tür, so dass Mia zurückschreckte.
„Es tut mir leid … wirklich.“ Sie versuchte einen Chibi-Blick aufzusetzen, doch es half nichts. Jaejoong hatte sich tatsächlich Sorgen gemacht, er hatte ja kein Telefon im Bad gehabt, mit dem er sie hätte erreichen können. Also saß er seid drei Stunden wach in seinem Badezimmer und hatte tatsächlich mit dem Gedanken gespielt die Tür aufzubrechen. Er starrte sie nur an.
„Wirklich, es tut mir leid.“ Sie verneigte sich, sie hätte ihn zwar eh erst raus gelassen, wenn sie aufgestanden wäre, aber das was sie getan hatte war wirklich nicht okay. JJ fragte sich wo sie gewesen ist, ohne etwas zu sagen und anscheinend mitten in der Nacht.
„Stop looking like that, I’m sorry, don’t be angry … I had a really bad night, like really bad, I can’t stand you being angry with me … I do everything, just forgive me.”
Mia resignierte, eine Seltenheit, denn in der Regel war sie der Meinung dass sie generell im Recht war und daran gab es nichts zu Rütteln. Langsam ging er auf sie zu und küsste sie. Für Mia kam es völlig überraschend, doch sie wehrte sich nicht, immerhin knutschte sie seid zwei Wochen mit ihm rum. Er trieb sie zu seinem Bett und entledigte sich dabei seinen Bademantel. Als sie das bemerkte stockte die junge Frau, doch in diesem Moment war ihr alles Recht, was sie nicht an Hae erinnerte. Jaejoong ließ ihr nicht lange Zeit zu überlegen und zog sie wieder zu sich. Ihre Klamotten waren schwerer auszuziehen als sein Bademantel. Sie waren sehr viel zärtlicher zueinander als sie es mit Yunho gewesen war, doch Yunho war auch eine andere Situation gewesen und in diesem Moment hatte ihr Yunho genau das gegeben, was sie gebraucht hatte.
Eine Stunde später lag Mia halb auf Jaejoong und schmiegte ihren Kopf an seine Hand.
„You know … when I said I do everything, I thought about making breakfast … wash your car .. you know, stuff like that …”
Jaejoong lachte.
“Aber ich vergebe dir …”
„Oh, danke …“, sagte sie und beide lachten.
Mias Handy klingelte, es war Key.
„Hey Mia, are you alright?“, fragte er sofort und brachte sie zum Stutzen.
„Sure, why?“ Vielleicht weil sie total die Zeit verschwitzt hatte und sie schon vor einer Stunde die Jungs in Studio hätte fahren sollen?
„Donghae called me and said you had a bad night and hurt your knee.“
“Oh yeah, that’s true, but it’s not that bad, I’ll be there in a min … sorry for being late.”
“Don’t worry, it’s okay, really. We just practicing the dance, there’s nothing to do for you, just be here around 2 PM so we can get to the show in time.”
“Thanks Key and again, sorry.”
Mia legte auf und ließ sich auf Jaejoong sinken. Gedankenverloren drehte er eine Haarsträhne um seinen Zeigefinger.
„Hey Jaejoong … du magst mich aber nicht oder so?“
Er blickte auf.
„Du meinst mögen wie ich will eine Beziehung mit dir?“
Sie nickte langsam und er begann zu grinsen.
„Nie im Leben.“
„Dann ist ja gut. Ich geh duschen.“
Damit stand sie auf und ging ins Bad – jetzt war die halbdurchsichtige Dusche auch egal. Ihre Gedanken drehten sich um die vergangene Nacht. Auch wenn sie es jetzt für albern hielt, dass sie gedacht hatte Donghae wäre gestorben, bekam sie eine Gänsehaut. Und dieser Kuss hätte auch nicht passieren dürfen. Hatte ihr Ich im Traum Recht? War sie verliebt? Es war irre, sie kannten sich kaum. Andererseits hatte sie den David nicht so lange gekannt um damals zu beschließen mit ihm zusammen zu wohnen und den Gedanken zu fassen seine Frau zu werden. Auch das war viel zu schnell gegangen, irgendwelche Alarmglocken hätten damals angehen sollen. Vielleicht musste sie mal wieder zur Wartung um ihre Kontrolllämpchen kontrollieren zu lassen. Zumindest eines war bei Donghae ähnlich, dieses ungesunde Gefühl. Das Gefühl als hätte man sie in ein zu enges Korsette gesteckt und sie könne kaum atmen, dieses Gefühl. Manchmal war es weg. Wenn sie nur genug abgelenkt war, wenn sie bei Kyuhyun gewesen ist, aber selbst das war eine Lüge, selbst als sie in seinen Armen gelegen hatte, hatte sie an Donghae gedacht, ob sie wollte oder nicht. Der Gedanke der ihr dabei am meisten Angst bereitete war Lily. Sätze wie ‚Ich teile ihn nicht‘, ‚Du kannst jeden haben, nur ihn nicht‘ hallten in ihrem Kopf wieder. Natürlich war es albernes Mädchengerede und Mia war sich sicher, dass wenn Lily Sun kennen lernte, sie ihr Donghae freiwillig geben könnte, aber sie wollte ihrer Freundin nicht weh tun und egal auf welche kindliche Weise, dass würde sie.
Als sie aus der Dusche stieg duftete es nach Frühstück. Jaejoong hatte sich einen Jogginganzug angezogen und stand in der Küche. Auch wenn sie jetzt schon ein paar Stunden wach war, nach frühstücken fühlte sie sich nicht. Dennoch nahm sie sich etwas Reis und Kimchi und setzte sich zu ihm.
„Ich glaube ich sollte ausziehen“, sagte sie irgendwann ohne hoch zu gucken. Dieses ‚Ding‘ mit JJ war gerade ins unermessliche kompliziert geworden.
„Wo willst du hin?“
„Nach Hause.“ Die Jungs heulten eh rum, Teukie und Eunhyuk würden sich freuen und sie könnte sich um Siwon kümmern.
„Denkst du sie wollen das, wenn sie heute Abend den Tanz von SHINee gesehen haben?“
Mia schaute auf. Zugegeben, seine Argumentation war nicht schlecht und sie verzog das Gesicht. Sie hatten es verdient, dass wusste sie. Dafür das sie Mia verwettet hatten, wegen einem Alpha-Männchen-Syndrom und ihr nichts gesagt hatten, doch sie wusste, dass es die Jungs treffen würden, egal ob sie gegen SHINee gewinnen oder verlieren würden. Warte. Bekam sie ein schlechtes Gewissen? Sie, die noch vor ein paar Wochen ihre Handys eingesackt hatte? Sie, die sie zu Hause eingesperrt hatte und den Kaffee versalzte? Plötzlich hatte sie ein schlechtes Gewissen. Sie hasste es sie zu mögen. Wirklich.
„Keine Sorge, du kannst hier bleiben und wir haben ja jetzt einen Weg gefunden, wie du für deine Mietkosten aufkommen kannst“, sagte er grinsend und Mia schaute finster. Das waren ja tolle Aussichten, andererseits verdrängte sie dadurch Hae und somit war es schon wieder gut.
Mia zog los und holte die Outfits für den Abend in einem Klamottenladen ab. Mit zig Tüten bewaffnet ging es in die U-Bahn und Mia grübelte, ob ein Auto vielleicht doch keine schlechte Idee war. Immerhin hatte sie heute Morgen überlebt, sie würde sich bestimmt irgendwann an den Verkehr gewöhnt haben in 2-6 Jahrzehnten. Andererseits war es Blödsinn, die Jungs hatten alle ein Auto, die meisten waren gesponsert und sie zahlten dafür nichts. Da sie den Großteil des Tages unterwegs waren, stand eigentlich immer ein halbes Dutzend an Autos ungenutzt in der Tiefgarage. Vielleicht sollte Mia noch etwas üben, am Besten heimlich. Egal wen sie sich mit sich im Auto vorstellte, es würde ein Desaster geben:
1. Szene, Leeteuk: Das Problem an Leeteuk war, dass er selbst kein guter Autofahrer war, wie sollte er ihr also Hilfestellungen geben? Sein Standardspruch würde sein ‚Das hätte ich genau so gemacht‘.
2. Szene, Eunhyuk: Er würde wahrscheinlich versuchen vollkommen entspannt zu wirken und bei dem ersten Fußgänger, den Mia fast umgefahren hätte, würde er lachend zusammen brechen, was dazu führen würde, dass sie noch unsicherer wurde.
3. Szene, Donghae: Hae würde versuchen sich auf den Verkehr zu konzentrieren und kleine Kommentare wie ‚Achtung, da vorne ist eine Ampel‘ oder ‚Wenn du rechts abbiegst, guck auf die Fußgänger‘, aber wenn Mia dann fast in ein anderes Auto rasen würde, würde er sie erschrocken anbrüllen, ob sie das Auto denn nicht gesehen hatte.
4. Szene, Kyuhyun: Er würde abwechselnd auf die Straße und zu ihr gucken und trocken sagen ‚Das hast du mit Absicht gemacht, oder?‘ oder ‚Kannst du mir die Straßenverkehrsordnung von Deutschland ausdrucken? Ich möchte verstehen, wieso du so fährst‘.
5. Szene, Kibum: Kibum würde wahrscheinlich gar nicht darauf gucken was sie zusammen fährt und nur geistesabwesend antworten, wenn sie ihn etwas fragte. Wenn sie in eine brenzlige Situation kommen würde, würde er nur sagen ‚Du bist doch der Fahrer‘.
6. Szene, Shindong: Er würde seine Rolle als Beifahrer sehr ernst nehmen und sich höchstwahrscheinlich mit Helm neben sie setzen und ihr jedes kleine Verkehrsschild versuchen bildlich zu erklären, was dazu führen würde, dass Mia vollkommen overloaded an der nächsten U-Bahn Station den Wagen rechts ran fahren würde um Shindong alleine im Wagen sitzen zu lassen.
7. Szene, Siwon: Bei ihm stellte sie sich vor wie er den Motivationstrainer raushängen lassen würde um sie anzuspornen. ‚Du kannst das schaffen, denke an das Ziel und wie viel der Wagen kostet‘. Überschwänglich würde er sich bei allen Leuten entschuldigen, die Mia fast angefahren hätte bis sie so von ihm genervt wäre, dass sie ihn mitten auf einer Kreuzung aus dem Auto schmeißen würde.
8. Szene, Sungmin: Sungmin würde wahrscheinlich ein riesiges Plüschtier mitnehmen, damit Mia sich wohler fühlte und würde versuchen sie zu beruhigen. ,Mach dir nicht so viele Gedanken, der Mann hätte auch mit einem Bein leben können, wir hätten ihm eine hübsche Prothese geholt ….‘
9. Szene, Yesung: Er würde sich ständig erschrecken, auch wenn eine Situation überhaupt nicht knapp gewesen wäre. Durch sein ständiges Zusammenzucken würde sie sich erschrecken und dann wirklich fast einen Unfall bauen. Irgendwann würde er darauf bestehen selbst zu fahren und dann selbst jemanden reinfahren.
10. Szene, Heechul: Vor ihm würde Mia am meisten Angst haben, sein ständiger, skeptischer Blick von der Seite würden sie noch nervöser machen, was dazu führen würde dass sie wie eine Oma mit 10 km/h über die Straßen fahren würde und Heechul würde abwertend bemerken dass sie wirklich kein Auto fahren konnte.
11. Szene, Ryeowook: Im Prinzip war er ihr im Auto wahrscheinlich am liebsten, er würde sich zwar auch erschrecken, ihr aber gut zusprechen und aus Nervosität, dass tatsächlich etwas passieren könnte, so viel Quatschten, dass Mia sich nicht mehr konzentrieren konnte und sie die Musik lauter stellen würde, was zur Folge hatte dass er eingeschnappt sein würde, weil er dachte sie bräuchte seine Hilfe nicht.
Mia seufzte bei der Vorstellung. Eigentlich fuhr sie wirklich gerne Auto. Auto hatte immer etwas von Freiheit. Als sie ihren Führerschein gemacht hatte, lebten sie etwas außerhalb von Frankfurt. Samstags fuhren gerade mal zwei Busse, ohne Freunde mit Auto oder eigenem Auto war man also komplett aufgeschmissen. Mias erstes Auto war ein VW Polo Baujahr 1987. Sie konnte sich schnell mit ihr (denn sie nannte es Olga) identifizieren, weil sie fast gleichalt waren. Von da an konnte sie sich immer ins Auto setzen, sie konnte hinfahren wohin sie wollte, wann sie wollte, mit wem sie wollte. Sie konnte dort essen und schlafen und erinnerte sich an 4 Stunden mit der Nadja an der Tanke, weil sie auf Chris und Marcel warteten, die sich hoffnungslos verfahren hatten und Olga wurde zu einer Art Wohnzimmer an diesem Abend. Im Auto konnte sie Musik hören so laut sie wollte, sie konnte unbequemen Sex haben und einfach mal nicht erreichbar sein, wenn sie nicht erreichbar sein wollte. Mia fuhr also wirklich gerne Auto und lange Strecken hatten ihr nie etwas aus gemacht. Sie sagte immer, dass der Vorteil beim Auto im Vergleich zum Zug darin lag dass sie fast genau so schnell war, dass sie essen und trinken konnte, rauchen konnte und Pausen machen konnte wie sie wollte, sie konnte lauthals Lieder mitsingen und über die Freisprechanlage ihre Freundinnen anrufen. Sie vermisste ihr Auto unheimlich. Zuhause hatte sie einen Skoda Fabia, etwas tiefer gelegt, mit breiten Schlappen und coolen Alufelgen. Es sah nicht protzig aus, im Gegenteil, sie bekam viele Komplimente und auf der Heckscheibe war das Wappen der Familie Cullen angebracht, denn ihr Auto war Emmett. Sie vermisste Emmett, die Anlage und die Boxen, den Geruch, denn obwohl sie Raucher war, roch es in ihrem Auto nicht nach Rauch. Es gab zwei Erklärungen dazu, die eine war, dass sie beim Rauchen immer das Fenster auf hatte, die andere dass sie im Auto eigentlich immer eine Dose Red Bull offen hatte und meistens vergaß sie diese im Auto. Ihre Mutter behauptete dass der Red Bull Geruch dafür verantwortlich war, dass es in ihrem Auto so angenehm roch, selbst wenn ihre Mom keinen Red Bull leiden konnte.
Im Moment kümmerte sich ihre Mom um Emmett und Mia verlangte jede Woche ein aktuelles Bild von ihm zu bekommen. Manche nennen es fanatisch, sie nannte es ‚Emotionale Bindung‘.
Irgendwann kam sie dann doch bei SME an. Sie war noch kurz in einen Markt gegangen um etwas Obst für heute zu holen und war also komplett vollgepackt. Sie fand die Küken im Tanzraum, als sie gerade eine Pause machten und als sie Mia mit ihren zig Tüten in der Tür sahen, stürzten Jonghyun und Key auf sie zu um ihr die Sachen abzunehmen. Mia ließ sich auf den Boden sinken, man taten ihre Arme weh. Allerdings bot sich die Pause an und Mia fing an Äpfel, Mandarinen, Bananen und Mangos zu verteilen. Aus der Küche holte sie Teller und ein Messer, um das Obst zurecht zu schneiden. Mia beobachtete sie ruhig beim Essen, mit ihnen war es vollkommen unkompliziert. Sie mochte sie, sie waren höflich und witzig, talentiert und niedlich, doch sie sah sie nicht als potentielle Männer für ‚mehr‘. Sie konnte es sich nicht erklären, immerhin waren sie gar nicht mehr sooo jung, sie waren junge Männer und ernst zu nehmende Musiker, sie sahen gut aus, aber da war einfach nichts. Mia wünschte sich dass es bei Super Junior auch so einfach wäre. Durch den Vitaminschub aufgedreht gingen sie zurück an den Tanz. Er saß perfekt, sie waren einheitlich, es passte zur Musik und Mia wusste zwar nicht wie der SuJu-Tanz aussehen würde, aber in ihren Augen hatten SHINee gute Chancen das Ding zu gewinnen.
Sie hatten weiteres Tanztraining für zwei neue Lieder und arbeiteten hart an der Choreo. Mia hingegen checkte Emails und schaute sich den Schedule für’s Wochenende an. Morgen würden sie bei dieser Sondersendung über Super Junior mit einigen anderen Künstlern auftreten. Sie würden Geschichten erzählen und ihre Meinung über SuJu äußern, es würde Morgen sicher die ein oder andere witzige Geschichte geben und auch wenn sie eigentlich keine Lust hatte dort hin zu gehen.
Schließlich wurde es Zeit und sie packten ihre Sachen zusammen und fuhren in das Studio. Vier Teams wurden gegeneinander antreten, MBLAQ und SS501 stellten die anderen beiden Team da. Von Super Junior würden Eunhyuk, Donghae, Leeteuk, Sungmin und Kyuhyun antreten. Normalerweise war Shindong ein fester Bestandteil der Danceteams, aber er moderierte heute eine andere Sendung und konnte deswegen bei dem Dance Battle nicht mitmachen.
Hinter der Bühne war ein großes Gewusel. Überall hingen Outfits, lagen Schuhe und Scripte und Mia versuchte nur alles getrennt zu halten. Sie saß in einer einigermaßen stillen Ecke und schrieb gerade eine Email, als Donghae sich neben sie setzte.
„Alles okay?“, fragte er besorgt. Mia schaute auf, Jaejoong hatte sie zwar heute Morgen gut abgelenkt, aber jetzt?
„Ja, es geht mir gut und es tut mir leid wegen gestern.“
„Keine Sorge, du darfst mich jeder Zeit wecken, wenn du schlecht träumst.“ Hach, er war zum Fressen.
„Das meine ich nicht …“, verlegen wand sie den Blick ab und Hae begriff, dass es um den Kuss ging.
„Mia, in Shanghai hast du gesagt du hast keine Gefühle für mich ….“
„Ich war emotional aufgewühlt“, unterbrach sie ihn. Donghae war zwar ziemlich gutgläubig, aber so gutgläubig nun auch nicht.
„Wenn wir Gefühle füreinander haben, dann sollten wir darüber reden.“ In diesem Moment vergaß er Sun und auch Kyuhyun, er vergaß dass es merkwürdig sein könnte, dass sie anderen damit auf den Fuß treten könnten, in diesem Moment ging es um sie und ihn.
„I just can’t! I don’t even know what I’m feeling and even if I loved you, we would never be together.“
Er verstand es nicht, er verstand sie nicht.
„Wieso nicht?“
Mia erinnerte sich an Jaejoongs Worte, dass sie nicht hier her gehörte, dass sie exotisch war, aber sich keine Hoffnung machen sollte, dass einer von ihnen sie wirklich lieben könnte, dass sie zu anders war. Sie wusste nicht ob er das heute immer noch sagen würde, weil sie sich mittlerweile sympathisch waren und weil sie einen Weg gefunden hatten miteinander umzugehen, aber die Kernaussage blieb. Und es war nicht nur das, es war Donghae. Er sah gut aus, war erfolgreich, die Welt lag ihm zu Füßen, so viele süße Frauen die alle halb so schmal waren wie sie und Gesichter wie Puppen hatten, niemals wollte Mia in Konkurrenz zu ihnen stehen, sie würde es nicht ertragen ihn zu verlieren.
„Weil es nicht klappen kann, wir sind zu verschieden und wenn es nicht klappt, dann tun wir Leuten weh, denen ich nicht weh tun will. In einem Jahr bin ich schon längst wieder am anderen Ende der Welt.“
Donghae fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, sie machte ihm Kopfschmerzen und sich selbst wahrscheinlich auch, wieso dachte sie so viel nach?
„Du weißt dass du nicht gehen musst, wenn du nicht willst. Wenn es klappt, dann bleibst du hier, bei mir … bei uns, solange du willst.“
„Und wenn ich nicht will? Wenn ich mich irgendwann zwischen dem Mann den ich liebe und meiner Heimat entscheiden muss? Weißt du ob ich bereit bin alles aufzugeben für dich oder jemand anderes? Ich kann nicht das Risiko eingehen Leuten weh zu tun, die ich gerne habe, Kyuhyun weh zu tun, indem er uns zusammen sehen muss, meinen Freunden und meiner Familie weh zu tun, wenn ich ihnen sage, dass ich nicht nach Hause komme, dass ich hier bleibe nur um dann irgendwann fest zu stellen, dass es die falsche Entscheidung war. Ich kann nicht. Wir gehören nicht zusammen, du gehörst hier her, mit einer süßen Koreanerin verheiratet, die kochen kann, die auf ihren Mann wartet und ihn liebt wie er es verdient hat.“
Beide schauten sich an und beide hatten Tränen in den Augen. Bei Kyuhyun war es anders gewesen, sie hatte sich um ihre gemeinsame Zukunft keine Gedanken gemacht, sie hatte nicht daran gedacht, was wäre, wenn sie in einem Jahr noch zusammen sein würden, aber sie wusste, dass wenn sie sich auf Hae einlassen würde, dann wäre es für immer, selbst wenn sie sich irgendwann trennen würden, ein Teil von ihr würde bei ihm bleiben, sie würde einen Teil ihrer Seele an ihn verlieren und sie hatte Angst davor, dass er ihr weh tun würde, denn sie wusste, dass er dazu im Stande war, dass sie ihn schon jetzt so nah an sich ran gelassen hatte, dass es jetzt schon weh tat. Wie würde es weh tun, wenn sie zusammen waren? Wie konnte sie darauf hoffen von jemand wie ihm geliebt zu werden, jemand der so rein war, so gut, jemand für den sie ohne zu zögern ihr Leben geben würde.
Donghae wusste nicht was er sagen sollte, er wollte ihr wiedersprechen, aber wenn sie sich so mit Händen und Füßen dagegen wehrte, sollte er ihr dann überhaupt wiedersprechen? Die unangenehme Situation wurde aufgehoben, als sie Key brüllen hörte. Sofort sprang sie auf und suchte ihren Schützlinge. Sie fand sie in der Umkleide. Jonghyun und Onew waren so stark am Lachen, dass man aus ihnen keine Einzelheiten rausbekommen würde. Key und Taemin drehten sich Rücken an Rücken im Kreis und Key motzte Jonghyun an. Wie Mia von Minho erfuhr hatte Jonghyun Taemin und Key am Kragen zusammen getackert. Die beiden wollten ihre Outfits nicht zerstören, versuchten sich aber irgendwie aus der Lage zu befreien. Mia, die eben noch den Tränen nah war, fing bei der Szene herzlich an zu lachen. Key hatte ja Hoffnung gehabt dass zumindest sie ihnen helfen würde, doch sie ging in die Hocke und lachte richtig herzlich mit. Die beiden hatten aufgehört sich zu drehen und standen nur Rücken an Rücken mit verschränkten Armen da – wartend auf Hilfe. Mia brauchte ein paar Minuten und dann noch mal gut sieben Minuten, bis sie die beiden auseinander hatte. Onew, Jonghyun und Minho betrachteten die beiden nur und brachen immer wieder lachend zusammen, auch Mia musste zwischen drin grinsen, vor allem wenn sie die hilflosen Blicke der beiden aneinander geketteten Jungs sah.
Natürlich hatte die Lautstärke aus der Kabine dazu geführt dass andere ihre Köpfe reinsteckten und guckten was da los war.
„Ich wusste dass ihr enge Freunde seid, aber so enge…“, ärgerte sie Teukie und lachte fröhlich. Diese Lache! Mia stimmte sofort mit ein. Schließlich waren die beiden befreit.
„Ich frage wann es los geht, keiner weiteren Unfälle mehr“, sagte sie während sie schon in Richtung Tür spazierte, aber noch zu den Jungs guckte. Tja, wer geradeaus läuft, sollte vielleicht gerade aus gucken. Sie stieß mit jemand zusammen und fuhr erschrocken zusammen.
„Entschuld….“ Mit größer werdenden Augen sah sie, in den wen sie da rein gerannt war.
„Jihoon Oppa ….“ Ach, bei ihm bekam sie das Oppa über die Lippen? Minho beobachtete Mia skeptisch als sie rot anlief und sie sich eilig verbeugte um sich zu entschuldigen. Jihoon sah eigentlich gar nicht so unglücklich über die Situation aus und lächelte.
„Nichts passiert, bei dir alles in Ordnung?“, fragte er und suchte ihren Blick.
„Yeah, no problem… how are you? Was tust du hier?” Koreanisch schien ihr gerade viel zu schwierig und sie stockte.
„Meine Schützlinge treten auf, da wollte ich mal gucken.“ Er nickte mit dem Kopf zu MBLAQ die im Flur standen.
„Ich habe gehört dass du für die Fashionshow zugesagt hast?“
„Yes and thank you a lot for trusting in me“, wieder verneigte sie sich und kam sich langsam dämlich vor.
„Wir werden sehen wie du dich anstellst, lass dich nicht unter kriegen.“
Wieso denn unterkriegen? Nur weil da ein Haufen hübscher, magerer Mädels rumlaufen? Pff, Mia Selbstbewusstsein würde die als Nachtisch fressen.
„Vielen Dank, ich freue mich schon sehr, aber ich glaube ich muss mich bei dir entschuldigen?“
Jihoon zog fragend die Augenbrauen hoch und lachte.
„Wieso entschuldigen?“
„Weil meine Küken deinen Schützlingen heute in den Hintern treten.“
Die Jungs hatten das Gespräch zwischen den beiden halb verfolgt und fingen dann an zu jubeln. Key und Taemin drückten Mia fröhlich an sich und selbst Jihoon lachte fröhlich mit.
„Das werden wir sehen, das werden wir sehen“, sagte er nur weil er gegen den brüllenden Haufen nicht ankommen konnte.
Der Aufnahmeleiter rief alle zusammen, weil die Show gleich beginnen würde. Mia schaute sich ihre Küken an und nahm kleine Korrekturen vor, bevor sie sie auf die Bühne schickte.
Zuerst wurden alle Bands vorgestellt, sie erzählten wie sie die vergangene Woche für das Dance Battle trainiert hatten und was sie beeinflusst hat. Es wurde viel rumgeblödekt und gelacht – wie immer. Mia war sich sicher dass ihre Backen dicker werden müssten, weil die Muskeln durch das viele Lachen zunehmen würden. Doch dann ging es los mit MBLAQ. Für Mia war es unbegreiflich wie es so viele gute Bands in einem Land geben konnte, sie sahen alle gut aus, konnten alle toll singen und richtig gut tanzen, die Deutsche Musikszene konnte sich definitiv eine Scheibe davon mal abschneiden. Das Publikum applaudierte als der Tanz fertig war und der Moderator gab sein Kommentar ab. Danach waren Super Junior dran. Mia schaute ihnen gebannt zu, sie waren wirklich gut, wirklich, wirklich gut – wie immer. Es war unbegreiflich woher Eunhyuk die ganzen Tanzschritte schöpfte, sie waren kreativ, witzig und hatten ‚Aha-Effekte‘. SS501 stand kurz vor der Kapitulation und der Moderator fragte SHINee ob sie immer noch sicher waren. Onew schielte grinsend zu Mia und sagte, dass sie eine Geheimwaffe hatten.
Mia stand hinter der Bühne, doch von der Bühne aus konnte man sie sehen. Die fünf SuJu Mitglieder standen auf der gleichen Seite, versetzt nach vorne. Als sich ihre Küken auf der Bühne platzierten, brauchte es nur einen Ton von der Musik und Eunhyuk drehte sich mit entsetztem Gesichtsausdruck zu ihr um. Mia grinste und winkte ihm zu. Schnell schaute er wieder nach vorne und flüsterte Donghae etwas zu, worauf hin dieser sich zu ihr umdrehte. Wieder lächelte sie und winkte. Mia beobachtete ihre Schützlinge und war stolz, sie waren gut, die Musik passte perfekt auf die Schritte.
Als sie fertig waren und ein ohrenbetäubender Lärm von Seiten des Publikums kam, drehten sich die fünf Super Juniors um und starrten sie an mit einer Mischung aus Hass, Enttäuschung und Respekt. Sie dachte an das klingonische Sprichwort ‚Rache ist ein Gericht, dass am besten kalt serviert wird‘ und grinste vor sich hin, es tat wirklich gut sie so zu sehen. Die SS501 Show war danach vollkommen egal, Super Junior starrten nur noch SHINee an und achteten gar nicht mehr auf die letzte Band.
Als der Moderator dabei war das Ergebnis zu verkünden lag eine Spannung in der Luft, die man fast hören konnte und tatsächlich, SHINee gewannen! Die Jungs freuten sich wie wild und tanzten zum Abschluss noch mal ihr Programm. Hinter der Bühne stürmten sie auf Mia zu und drückten sie fröhlich. Eunhyuk und die anderen blieben ungefähr zwei Meter von ihnen stehen und schauten sie nur an. Mia stockte und sagte ihren Küken dass sie schon mal in die Garderobe gehen sollten. Sie ging auf Eunhyuk zu.
„Es tut mir leid.“ Und das tat es. Es war herzzerreißend sie so traurig zu sehen, sie waren ja noch nicht mal traurig weil sie verloren hatten, sondern weil sie sie gedemütigt und verraten vor kamen.
„Wieso hast du das getan?“, fragte Eunhyuk.
„Ihr habt mich verwettet.“
„Du hast uns total blamiert.“ Er konnte froh sein dass das unter SHINee und ihnen bleiben würde und nicht die ganze Welt davon wusste.
„Ihr mich auch“ gab sie ruhig zurück.
„Es war die Musik die wir uns ausgesucht hatten.“
„Und ich bin die Assistentin, die ihr euch ausgesucht habt und als ihr mich verwettet habt, dachte ich, ihr wollt mich nicht mehr.“
Eunhyuk standen Tränen in den Augen und wenn er heulte, würde Mia auch heulen. Er nahm sie in den Arm.
„Tut uns leid, natürlich wollen wir dich behalten.“ Schon wieder sprach man über sie, als wäre sie eine Sache, aber das war ihr in diesem Moment egal. Sie hörte Kyuhyun nur genervt seufzen.
„Ich hätte es nicht anders gemacht, gut Rache – können wir was essen gehen?“
Sie kicherte, früher hätte sie gedacht er meint es böse, doch mittlerweile konnte sie ihn ganz gut einschätzen und nahm ihn nur noch halb so ernst.
In der Umkleidet warteten die Jungs, bereit ihren Sieg zu feiern, doch nach Feiern war Mia nicht zu Mute. Sie erklärte den anderen dass sie das nächste Mal mitkommen würde, dieser Tag war einfach viel zu anstrengend gewesen, zu viel war passiert, zu viel war gesagt worden und sie brauchte einfach mal Zeit für sich. Die anderen waren zwar traurig dass sie nicht mitkommen würden, doch ließen sie Mia ihre Freiheit und überredeten sie nicht.
Sie war auf den Weg nach draußen, als sie Jihoon sah. Grinsend ging sie auf ihn zu, sie brauchte nichts sagen, ihr breites Grinsen sagte mehr als 1000 Worte und er fing an zu lachen.
„Okay, okay, they got served“, gab er zu und verneigte sich leicht.
„You’re not going to celebrate with them?“
Mia schüttelte den Kopf.
“Naw, this is a strange day, I need some time for myself”, antwortete sie ihm und er nickte. Das Leben in diesem Business war aufregend und stand meistens nie still, irgendwann musste aber auch sie sich mal eine Auszeit nehmen.
„Then have a nice evening and I see you in Japan.“ Jihoon lächelte sie an und Mia wurde wieder verlegen. Wie schaffte er das? Sie sprachen kaum ein Wort miteinander, dabei fielen ihr so viele Dinge ein, die sie zu ihm sagen könnte.
Sie setzte sich in ein Taxi und fuhr zu Jaejoong. Eunhyuk hatte sie wirklich traurig gemacht und sie bemerkte, dass sie die Jungs wirklich gern hatte. Wie war ihr Leben noch vor zwei Monaten gewesen? Mia erinnerte sich an ihren letzten Arbeitstag in ihrer alten Firma.
Während der letzten Tage in Deutschland war sie sehr nahe am Wasser gebaut gewesen und freute sich über Dinge, die sie sonst geärgert hätten, sie nahm alles viel bewusster auf und dachte sich oft ‚Das ist das letzte Mal für lange Zeit das ich das tun werde, wie samstags über die Bergerstrasse zu schlendern oder in ein Café mit ihrer Mom gehen oder Karten mit ihren Eltern spielen, faule Abende zu Hause und lange Partynächte mit dem Reza, sinnlose Gespräche mit dem Kosta‘. Jetzt, fast zwei Monate später, fragte sie sich wie sie ohne die Jungs leben konnte. Wie würde sie es aushalten nur im Internet zu lesen was sie tun und ab und zu mal eine Email von ihnen zu bekommen? Sie wollte nicht daran denken und genau das hatte sie Donghae wohl mehr als genau zu verstehen gegeben. Im Endeffekt stieß sie ihn von sich weg um ihn zu schützen, sein Image, seine Karriere, selbst wenn sie daran kaputt gehen würde.
Jaejoong komponierte gerade ein neues Lied und war am Singen als sie die Haustür öffnete. Sie wollte ihn nicht stören und sagte nichts, setzte sich in den Wintergarten und hörte ihm zu. Zuvor hatte sie es ganz klar getrennt: Dong Bang Shin Ki und Jaejoong. Das eine war die Band, das andere die Person. Sie hatte in ihm in den letzten Wochen nie den Sänger mit der lieblichen Stimme gesehen. Ihn nun singen zu hören war eine völlig neue Erfahrung, sie schloss die Augen und genoss seine Stimme. Ungefähr eine Stunde später legte er den Stift zur Seite und lehnte sich nach hinten.
„Hast du schon gegessen?“, fragte sie ihn und zündete eine Zigarette für ihn an. Noch vor fast drei Wochen wären sie sich am liebsten an die Gurgel gegangen und plötzlich gingen sie so normal miteinander um, als hätten sie sich nie fiese Sachen an den Kopf geschmissen, als wäre alles normal gelaufen.
„Nein, noch nicht.“
So bestellten sie sich etwas, denn Mia wollte nicht mehr raus und zog sich einen Jogginganzug an. Sie erzählte von dem Dance Battle und Jaejoong hörte ihr zu und lachte, wenn sie lachte.
„Ich dachte sie würden sauer sein.“
„Ich glaube sie haben die Lektion verstanden“, antwortete Mia und stocherte in ihren Nudeln. Nach dem Essen legte sich Mia in die Hängematte und Jaejoong kam hinzu.
„Es ist noch nicht spät, was möchtest du machen?“
Freitagabends ging man eigentlich aus, die Nacht war jung, die Stadt war wach.
„Lenk mich ab“, flüsterte sie und küsste ihn. Gut, DAS konnte man an einem Freitagabend auch machen.
Zwei Stunden später lagen sie auf der Couch für eine Erholungszigarette. Mia lag auf den Bauch und Jaejoongs Finger zeichneten die Kanjis auf ihrem Rücken nach.
„Weißt du woran ich gedacht habe?“, meinte er.
„Huh?“
„Wir könnten Yunho anrufen ….“
Entsetzt schaute sie ihn an.
„Are you carzy?!“ Jaejoong verstand gar nicht was so schlimm daran war.
„Na ja … ihr habt … und wir tun und er ist einer meiner besten Freunde …“
Mia fiel aus allen Wolken.
„Er darf davon nicht erfahren!“
Genervt rollte er mit den Augen.
„Er mag dich, er findet du bist eine tolle Frau, aber er will keine Beziehung, er ist nicht verliebt, ansonsten hätte er mich in den letzten zwei Wochen nicht das tun lassen, was ich getan habe …“
Trotzdem, nein, das ging einfach nicht! Wenn Jaejoong daran dachte dass Koreaner als prüde galten, fand er ihr Verhalten doch sehr amüsant.
„Hast du schon mal … mit zwei Männern oder … Frauen…?“
Wieder schaute sie entsetzt und lief hoch rot an.
„Nein!“
„Du sagst das als sei es etwas Schlimmes! Also ich hab schon mit zwei Frauen …“ Abwesend schaute er in die Ferne und erinnerte sich an ein paar Nächte, die er mit zwei Frauen verbracht hatte. Mia haute ihn auf den Arm. Sie dachte an Gossip Girl, Staffel 3 als Dan mit Hillary Duff und Vanessa einen Dreier hatte. Nate erklärte ihm dass die dritte Person immer jemand Fremdes sein musste. Allerdings waren sie und Jaejoong kein Paar, bei einem Paar durfte die dritte Person nie ein Freund sein. Die Vorstellung bereitete ihr zwar einiges an Kopfkino, aber nein, vielleicht war sie dafür wirklich zu prüde. Jaejoong ließ das Thema fallen und Mia zog sich einen Bademantel über. Gemeinsam saßen sie im Wintergarten und tranken – mal wieder – Wein. Sie beobachtete ihn und wollte nicht daran denken, wer er war. Sie hatte Promis noch nie anders behandelt und sich sogar mal mit Berti Vogts gestritten, als sie 14 Jahre alt war und Praktikantin beim Hessischen Rundfunk gewesen ist. Sie wollte also nicht daran denken was dieses Kerlchen schon alles erreicht hatte, wie viele Frauen er gehabt hatte und wie viele Frauen sie umbringen würden, wenn sie wüssten, was sie mit ihm tat.
Mia war so in Gedanken verloren, dass sie erst nicht verstand, dass es bei ihnen an der Tür klingelte. Verwundert schaute sie auf. Jaejoong las gerade eine Zeitung und bat sie aufzumachen. Er hatte auch nur einen Bademantel an, es war also egal wer von ihnen die Tür auf machte. Sie schaute durch den Spion. Vor der Tür stand Yunho und winkte grinsend.
„JAEJOONG!“, rief sie und stampfte zu ihm, nahm ihm die Zeitung ab und zog sie ihm über den Kopf – so viel zum Thema dass sie Promis nicht anders behandelte, als jeden anderen.
„Au! Hör auf! Mach dir Tür auf!“, fuhr er sie an und Mia wusste dass sie Yunho nicht einfach vor der Tür stehen lassen konnte. Also ging sie zur Tür und öffnete sie, zog ihn hinein und machte schnell wieder zu, was sollten die Nachbarn denken?
„No matter what he told you, I’m not in“, sagte sie gerade heraus und brachte ihn zum Lachen.
„Hallo Mia, ich freue mich auch dich zu sehen.“ Er ignorierte ihr Gezetert und nahm sie in den Arm, ließ sie dann aber wieder los, als er merkte, dass sie sich verkrampfte.
„Ich tue dir nichts, versprochen“, versuchte er sie zu beruhigen, doch sie stapfte nur davon und setzte sich auf die Couch. Die beiden Männer tauschten Blicke aus und platzierten sich links und rechts neben sie. Mia versuchte sie zu ignorieren und machte den Fernseher an. Sie blieb an irgendeinem Film hängen und starrte auf den Fernseher. Jaejoong spielte mit ihrer Hand, ganz harmlos und sie zog sie nicht weg, vielleicht hatte er es ja verstanden. Dennoch war ihr Herz immer noch heftig am Pochen. Es war ein Kampf zwischen dem was sie tun wollte und dem, von dem sie dachte, dass sie es nicht tun sollte. Verstand gegen Körper. Fastete sie nicht gerade deswegen an jedem Neumond und an jedem Feiertag? Um den Körper dem Verstand hörig zu machen? Aber sind es nicht die Keltin die sagen dass Sex das Natürlichste zwischen Mann und Frau ist? Es gab sogar einen Feiertag der eigentlich dazu da war sich einen Partner für diese Nacht zu suchen um zu Göttern selbst zu werden, um den Platz in dem ewigen Rad zwischen Geburt und Tod einzunehmen. Beltane. Aber bis Beltane war es noch über zwei Monate hin! Mia war so in Gedanken versunken, dass sie nicht darauf achtete was Jaejoong mit ihrer Hand trieb. Er hatte sie hochgehoben und verspielt fuhr er die Linien in ihrer Hand nach, bis er ihre Hand zu sich zog und begann ihre Finger zu küssen und ihren Zeigefinger in seinen Mund nahm. Verwundert schaute sie zu ihm und sah ihn grinsen. Sie wollte gerade zur Beschwerde ansetzen als Yunho ihren Kopf zu sich drehte und sie küsste. Ihre Lippen – die Verräter – öffneten sich von ganz alleine und als hätte jemand einen Schalter umgelegt, schaltete sich der Verstand aus. Sie spürte ihre Hände, wie einer ihren Bademantel öffnete. Ihr Herz schlug wie wild und sie begann mit ihren Händen unter Yunhos Pullover zu fahren und ihn auszuziehen. Jaejoong küsste sie am Hals und Mia bekam eine Gänsehaut, jemand streifte ihr den Bademantel über die Schulter. Sie hielt an Yunhos Lippen fest aus Angst sich ihrer Situation wirklich bewusst zu werden, wenn sie die Augen öffnen müsste. Ihre Hand legte sich auf seine Brust und sie fühlte wie auch sein Herz heftig am Schlagen war – wäre ja noch schöner gewesen, wenn ihn das alles kalt gelassen hätte.
Jaejoong zog sie zu sich dass sie auf ihm lag und küsste sie. Yunhos küsste ihren Rücken und seine Hände fuhren über ihre Haut. Mit einer Hand öffnete sie seine Gürtelschnalle und seine Hose rutschte über seine Hüfte. Wenig später hob er Mia hoch und trug sie ins Schlafzimmer.