08:30 Uhr in Seoul.
„ Wooooohoooooo!“ Laila saß auf der Rückbank von Minsoos Cabrio und jubelte allen Leuten zu, die auf der Straße standen. Minsoo fand das sehr lustig und hatte deswegen schon fast drei Unfälle gebaut.
„ So, schau Laila, hier ist dein Hotel.“
Er parkte das Auto vor dem Eingang und Laila hüpfte raus.
„ Was machen wir als nächstes?“ Zugegeben, sie hatte etwas über den Durst getrunken, vor sechs Stunden.
„ Wir gehen jetzt schlafen.“
„ Nein! Ich will tanzen!“
Der Concierge beobachtete sie amüsiert, während ihr Cousin nur mit den Schultern zuckte.
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Als Laila aufwachte, hatte sie weder eine Ahnung, wie sie ins Bett gekommen war, noch wann, noch wie spät es war. Was ihr auffiel war das sie angezogen war. Das war an sich eine gute Sache und sie hatte keinen Tiger im Badezimmer. Ja, Hangover hatte sie geprägt.
Sie versuchte also die Fakten zusammen zu setzen. Draußen war es hell, eigentlich war es zu hell um genau zu sein und sie schloss eilige die Vorhänge wieder und suchte stattdessen ihr Handy. Als sie es aktivierte, stand auf ihrem Display ‚Super‘. Verwirrt zog sie die Augenbrauen zusammen. Wieso stand auf ihrem Handy ’super‘? Schnell bekam sie heraus, dass das nur das Ende einer SMS Konversation mit Jiyong war, an die sie sich zwar nicht mehr erinnern konnte, doch das war in diesem Moment nicht ihr größtes Problem. Andere Leute würden denken, dass spontaner Gedächtnisverlust ein Problem sein sollte, doch Laila las nur die Nachricht.
‚Hi Lala, ich bin zurück.‘
‚Ich freu mich! Hab dich vermisst‘ – ok, major-peinlich.
‚Ich dich auch. Soll ich dich um 13 Uhr abholen?‘
‚Ja, sehr gern‘
‚Super!‘
Sobald sie die Nachrichten gelesen hatte sprang ihr Auge oben rechts in die Ecke, wo 12:43 stand.
“ Oh shit!“
Was hatte sich ihr Unterbewusstsein dabei nur gedacht?!
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Der Blick in den Spiegel war ernüchternd. Sie sah gruselig aus. Verlaufenes Make Up, zerzauste Haare – an einer Dusche kam sie nicht vorbei. Sie schrieb ihm noch, dass sie 15 Minuten länger brauchte und vollbrachte dann die schwierigste Multiple Choice Dusche ihres Lebens. Zähneputzen, Haare waschen, Rasieren und das alles in weniger als fünf Minuten! Leicht gestresst kam sie aus der Dusche, ruppelte sich ab und begann dann sich die Haare zu föhnen. Fakt war, das sie viel zu viele und viel zu lange Haare hatte, als dass, das funktionieren würde. Also nahm sie eine Haarklammer und steckte die Haare hoch, schmiss sich in den Bademantel und stürmte in ihr Schlafzimmer, nur um dort fast rückwärts umzufallen, als sie Jiyong auf ihrem Bett sitzen sah.
„ Ji!“
„ Lala!“
Er stand auf und grinste.
„ Wie bist du …“
„ Ich habe das Zimmer gemietet, ich habe einen Schlüssel. Ich hatte dir zurück geschrieben, dass ich hoch komme, doch du warst wohl unter der Dusche.“
„ Ja … tut mir leid ich …“
„ Minsoo hat mir erzählt, dass ihr ausgegangen seid.“
Da standen sie, zwei erwachsene Leute und lächelten sich verlegen an.
„ Ich freue mich sehr das du da bist … ist lange her“, sagte er und ging einen Schritt auf sie zu. Gerade als Laila etwas sagen wollte, klopfte es an der Tür.
„ Ich war so frei gewesen und habe uns Frühstück bestellt, damit du dich in Ruhe fertig machen kannst.“
„ Oh …“
Wieso fühlte sie sich, als hätte sie ihn betrogen? Sie hatte ihn nicht betrogen, es war nichts mit Siwon passiert. Doch nun stand sie hier und er war so süß und kümmerte sich um sie und Laila fühlte sich, als hätte sie ihn betrogen.
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Das merkwürdige Gefühl verschwand bald darauf. Laila zog sich an und dann saßen sie auf dem Boden um zu frühstücken, denn das erschien ihnen bequemer, als am Tisch zu sitzen.
„ Das mit deinem Studium tut mir leid …“, sagte er, nachdem sie ihm erzählt hatte, wieso sie ihr Medizinstudium hatte aufgeben müssen.
„ Es ist okay. Ich versuche mir zu sagen, dass es vielleicht für etwas gut war, dass erst dadurch etwas anderes möglich ist. So wie das hier. Wenn ich fertig studiert hätte und ich wäre jetzt Assistentzärztin, dann hätte ich dieses Angebot nie im Leben angenommen, doch schau uns an … here we are.“
„ Ich mag wie du denkst! Mit dir an meiner Seite werden mich alle für den glücklichsten Mann der Welt halten und dabei ist es noch nicht einmal echt.“
„ Ist es wirklich noch so schlimm hier in Korea?“
„ Ich möchte es nicht austesten. Man hat sich mittlerweile damit abgefunden, dass Idols Beziehung führen, solange es ’normale‘ Beziehungen sind. Wir können kaum das Haus verlassen, ich komme mir manchmal vor wie ein Geheimagent, wenn ich nur plane mit Freunden essen zu gehen. Das mit uns wird zwar sehr viel Aufmerksamkeit bekommen, es wird mich aber auch freier machen, weil ich mich nicht mehr dafür rechtfertigen muss wieso ich ausgehe und mit wem, denn du wirst an meiner Seite sein und jeder wird sagen ‚Ach so, es ist GD und seine Freundin‘ und niemand wird nach anderen Dingen suchen.“
Laila griff nach seiner Hand und drückte sie. Erst gestern hatte sie am eigenen Leibe gespürt wie es war, diese Heimlichkeit. Sie und Siwon hatten gestern Spaß, es war anders und sie hatte dennoch eine gute Zeit zusammen gehabt, doch wenn das der Alltag war, so konnte das deprimierend sein. So wollte sie keine Beziehung führen.
„ Also, was ist der Plan?“, fragte sie ihn, denn er wirkte wie ein gut strukturierter Mensch und mit Sicherheit hatte er einen Plan.
„ Ich dachte mir, wir lernen uns erst einmal richtig kennen. Ich habe ein paar Fragen vorbereitet wie Lieblingsfarbe, wie du deinen Kaffee trinkst – natürlich werde ich diese Sachen auch beantworten. Ich würde gerne ein paar Tage mit dir verbringen, dass du die Band kennen lernst und meine Freunde, damit wir lernen miteinander umzugehen, Händchen zu halten, vertraut miteinander zu sein. Ich habe einen Vertrag ausgearbeitet, den werden wir die Tage zusammen durchgehen – ein paar Regeln muss es geben. Tja und dann … wenn du mit allem einverstanden bist, dann lassen wir uns erwischen.“
„ Alles klar.“
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Nach dem Frühstück begannen sie mit dem Fragebogen. Beide hatten einen, füllten ihn aus und tauschten dann.
„ Talente: Turnen, Yoga und – Achtung – Taekwondo. Ernsthaft? Wie passt das denn zusammen?“, fragte er amüsiert.
„ Das ist deine Schuld!“
„ MEINE Schuld?!“
„ Weißt du noch, wie ich in der Grundschule mal von anderen Mädchen gehauen wurde und du hast gesagt, eine richtige Koreanerin müsste sich verteidigen müssen? Daraufhin habe ich mit Taekwondo angefangen.“
Da staunte der Rapper nicht schlecht.
„ Wie gut bist du?“
„ Im Turnen? Ich habe sieben Nationals auf dem Balken gewonnen und wurde zweite bei den Vorauswahlen für die Olympiamannschaft. Im Taekwondo habe ich einen schwarzen Gürtel im 3. Dan.“
Jiyong zog die Augenbrauen hoch.
„ Okay … also könntest du diese Mädchen von damals verprügeln.“
„ Ich könnte sie kaputt machen.“
„ Ich glaube ich muss dir doch keinen Bodyguard geben.“
Für Laila war Taekwondo eine ernste Sache. Es war nicht nur Kampfsport, es war die Verbindung zwischen Körper und Geist. Man lernte die Grenzen des Körpers kennen und sie zu überschreiten, man konnte jeden Muskel kontrollieren. Turnen und Kampfsport hatten für sie immer viel gemeinsam, denn bei beidem brauchte man voll Kontrolle und bei beidem musste man konzentriert sein. Turnen war graziler, mädchenhafter. Sie mochte die fließenden Bewegungen, aber Spaß war das nicht. Man freute sich, wenn eine Kür zu Ende war und man nicht gepatzt hatte, doch die Cheerleader hatte die manchmal beneidet. Sie hatten auch Schrammen und Verletzungen, trainierten hart und machten einiges durch, aber während eines Spiels konnten sie auch einfach mal tanzen und romblödeln und Spaß haben. Das gab es weder beim Turnen, noch beim Taekwondo.
„ Idealer Mann: Tony Stark. Iron Man?!“
„ Ich mag ihn. Er ist witzig, smart, er ist abenteuerlustig und waghalsig“, gab sie zu und zuckte mit den Schultern.
„ Iron Man …“, wiederholte Ji nur ungläubig und schüttelte den Kopf.
„ Hey, du hast BoA hingeschrieben!“
„ Ja, BoA ist auch real.“
„ Meine Alternative ist Jace Waland.“
„ Der ist auch nicht real!“
„ Sagt wer?“
„ Er stammt aus einem Buch!“ Jiyong lachte fröhlich.
„ Vielleicht beruhen The Mortal Instruments ja auf einer wahren Geschichte, was Jace Wayland genau so real macht wie BoA.“ Laila streckte ihm die Zunge raus und Ji gab es auf. Zumindest waren es keine Männer, vor denen er Angst haben musste.
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Durch die Fragen erfuhren beide viel über den anderen und sie hatten viel Spaß dabei sich gegenseitig aufzuziehen. Je mehr sie sprachen und sich austauschten, um so mehr verschwand diese merkwürdige Gefühl, dass Laila am Anfang empfunden hatte. Sie waren sich nicht fremd, auch wenn natürlich viele, viele Jahre der Funkstille zwischen ihnen lagen, so fiel es Laila doch zunehmend leichter, in ihm den kleinen, schlaksigen Jungen von früher zu sehen, dessen Grinsen manchmal breiter war, als sein ganzes Gesicht. Er hatte ein heiteres Gemüt, auch wenn die Frau keinen Zweifel daran hatte, dass sich das auch schnell ändern konnte, doch hier und jetzt plauderte er fröhlich und lachte und steckte sie mit ihrem Lachen an. Manchmal hatte sie Angst gehabt, dass sie ihr Lachen verloren hatte. Die letzten Jahre waren für sie nicht einfach gewesen. Oft war sie ihren Freunden aus dem Weg gegangen, weil sie nicht wie schlechtes Karma um sie herum schwirren wollte, doch seit sie in Seoul war, fühlte sie sich, als hätte sie Schwimmflügel an, völlig schwerelos. Schon jetzt hatte er ihr so viel gegeben und dabei dachte sie nicht an Geld oder das schöne Hotelzimmer, er hatte ihr ihre Freiheit wieder gegeben und ihr Lachen.
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„ So, ich wollte dich mit zum Training mitnehmen, da lernst du die anderen kennen und auch Mia. Sie ist einer meiner besten Freundinnen und mit Donghae verheiratet… von Super Junior. Sie gehört zu unseren Tanzcoaches für die neue Tournee. Danach gehen wir etwas essen.“
„ Klingt gut.“
Mia, Mia, Mia … sie erinnert sich daran, was Donghae im Auto gesagt hatte und daran was Heechul gesagt hatte. Laila hatte die ganze Geschichte nicht sonderlich verfolgt. Sie wusste, dass Mia aus Deutschland kam und früher Assistentin von Super Junior gewesen ist. Nachdem sie die Zwillinge geboren hatte, hatte sie eine Tanzschule auf gemacht und trainierte jetzt auch wohl Big Bang.
„ Möchtest du dich noch anziehen oder ist Bademantel die Fashion von Morgen?“
Laila war noch nicht dazu gekommen sich anzuziehen und es schien ihn auch nicht gestört zu haben.
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Laila machte sich also schnell die Haare, legte ein leichtes Make Up auf und zog sich an. Als sie aus dem Bad kam, lehnte Jiyong an der Wand.
„ Du bist einfach … weißt du eigentlich wie hübsch du bist?“
„ Ich weiß wie verlegen ich gerade bin“, entgegnete sie ihm und spielte nervös mit ihren Haaren.
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Der Van stand in der Tiefgarage des Hotels, wo sie unbemerkt darin verschwanden. Anscheinend fuhren alle Idols Vans, was das ganze schon wieder auffällig machte, anstatt das Gegenteil zu bewirken. Alle Fans mussten doch wissen schwarzer Van = Idols.
Jiyong erzählt ihr während der Fahrt, dass in Mias Tanzschule extra Räume im Keller hatte, die eigene Parkplätze hatten und zu denen nur die Idols Zugang hatten. Laila wusste nicht ob das sehr schlau oder sehr gruselig war, doch immerhin schienen sie so abgeschirmt zu sein um in Ruhe trainieren zu können. Das Studio lag ungefähr eine halbe Stunde von dem Hotel entfernt, auch wenn die meiste Zeit wohl wegen dem Verkehr und schlechter Ampelschaltungen drauf ging. Sie fuhren in die Tiefgarage und passierten zwei Tore, bis sie anhielten.
Als das vermeidliche Paar ausstieg, war Laila doch leicht nervös. Die letzten zwei Tage waren zum Eingewöhnen, nun stürzte sie sich mitten in ihr neues Leben. Jemand öffnete ihnen die Tür und ließ sie rein.
„ Lala, geh doch schon mal vor in Studio 3, ich geh mich schnell umziehen.“
Sie nickte und ging den Gang entlang. Die anderen Studios waren dunkel, doch aus dem besagten Studio drang schon Musik. Laila zögerte, als sie Mia sah. Es musste Mia sein. Sie tanzte sich ein und wirbelte durch die Halle. Da war es schon wieder, Spaß. Vielleicht sollte sie die Sportarten wechseln. Sie öffnete die Tür und die Frau stockte sofort und hielt die Musik an. Lächelnd kam sie auf Laila zu.
„ Hi, I’m Mia.“
„ I’m Laila.“
„ Oh you’re the girl who had a sleep-over in the dorm and met up yesterday with Siwonie.“
Laila spürte wie ihr Gesicht rot wurde und heiß und ihr Herz fing an wild zu schlagen.
„ Don’t worry, I know everything – I’m that kind of person. My advice – don’t mess with Jiyong. I love him, he’s one of my best friends but for him this is a serious … thing.“
„ So you know?“
„ Haven’t I just told you? I know everything.“
Mia hörte sich nicht böse an und sie lächelte, doch Laila bekam das Gefühl nicht los, als wäre nicht eine dicke Portion Wahrheit, in dem was sie sagte. Bevor sie noch etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür und fünf Männer sprangen hinein.
„ Also DU bist die Freundin von meinem Bro, man wenn ich gewusst hätte, was für eine heiße Schnitte du bist, hätte ich mich für die Position selbst beworben!“
„ Heiße Schnitte, dass ist heiße Luft aka Taeyang“, stellte Jiyong seinen Bandkollegen vor und gab ihm einen kleinen Schubser.
Die anderen waren weniger aufdringlich, aber dennoch sehr herzlich, bis Mia sie zum Training zusammen trommelte. Laila setzte sich an den Rand und beobachtete das Training – und grübelte. Wenn Mia wusste, dass sie sich mit Siwon getroffen und Jiyong sie nicht darauf angesprochen hatte, bedeutete das, dass sie Laila beschützt oder wartete sie nur darauf die Bombe dann platzen zu lassen, wenn der Effekt am besten war?
Als Tänzerin jedenfalls war sie einfach großartig, aber auch streng. Jiyong und Taeyang waren die, die viel herum blödelten, Seunghyun war der, der am gestressten aussah, Daesung wirkte konzentriert und Seungri versuchte, ja was versuchte er eigentlich?
„ Seungri baby – don’t try so hard on beeing sexy. That scandal in Japan made you sexy enough“, brachte Mia es auf den Punkt und die anderen fingen an zu lachen, nur Seungri lief rot an. Laila erinnerte sich dunkel, irgendetwas mit einer Prostituierten und Bondage-Spielchen.
Für Laila war all das eine andere Welt. Idols waren wie ein Geheimverband mit Monopol auf schwarze Vans. Sie lebten zwar mitten in der Gesellschaft und doch von ihrer getrennt, mit eigenen Regeln und Abläufen. Es war wie der Vatikan oder die Illuminati und die fragte sich, ob es geheime Rituale gab, die man über sich ergehen lassen musste, bevor man zum Idol wurde. Sie selbst gehörte nicht zu dieser Welt, sie war nur Zuschauerin im Zoo während einer Privatvorstellung. Sie verstand nicht über was sie sprachen, sie wusste nicht was richtig und was falsch war zu tun. Würde man sie akzeptieren, wenn sie nur lang genug hier bleiben würde?
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„ So, bei wem gehen wir etwas essen?“, fragte Jiyong, als das Training beendet war.
„ Mia, die Stäbchen!“
„ Oh nein, nicht die Stäbchen!“, jammerten die anderen auf einmal, Laila wusste noch nicht mal um was es ging.
„ Ich verliere immer bei den Stäbchen!“, protestierte Seungri. Eigentlich war es ein einfaches Spiel. Jeder zog ein Stäbchen und der den Kürzesten zog, bei dem wurde gegessen. Eigentlich war es unfair, denn Seungri, Daesung und Taeyang wohnten zusammen, die Chance, dass einer von ihnen den Kürzen zog war also größer. Doch heute verlor Seunghyun und alle stürmten in die Umkleiden um zu duschen.
Laila wartete. Sie kam sich vor wie ein Hündchen, das man draußen angebunden hatte. Mia war als erstes wieder da – und da hieß es Frauen würden so lange brauchen.
„ Komm, wir fahren vor und holen Essen.“
Da Laila nicht davon ausging, dass Ji etwas dagegen hatte, stand sie auf und folgte der Frau zum Auto.
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„ Also … Siwon…“
Das war alles ein Trick gewesen! Mia hatte Laila von der Gruppe separiert um sie alleine in die Mangel zu nehmen.
„ Wir waren nur etwas essen.“
„ Du musst ihm sagen wer du bist. Es ist sonst unfair. Jiyong wird dir sicher noch den Vertrag erklären und soweit ich informiert bin, darfst du körperliche Beziehungen mit anderen haben und Idols sind hier noch nicht einmal die schlechteste Wahl, denn sie sich verschwiegen, aber Siwon ist nicht der Mann für so was. Er sucht Liebe und nicht … das andere.“
Mia hörte sich an wie ihr Gewissen und sie sagte nichts, was sie nicht schon wusste und trotzdem hatte sie es geschafft, dass sich Laila schlechter fühlte.
„ Ich weiß. Ich werde es ihm sagen, wenn das mit Jiyong alles feststeht – wer weiß, vielleicht bekomme ich doch noch kalte Füße.“
Mia schaute grinsend zu ihr rüber.
„ Ich glaube nicht, Jiyong macht viel zu viel Spaß. Du wirst Alice sein und Seoul dein Wunderland.“
Ob das eine gute Sache war? Alice im Wunderland war nicht nur Spaß. Da gab es die böse Königin, die kiffende Raupe und diesen völlig überdrehten Hasen. Wer würde diese Positionen besetzen?
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Seunghyuns Haus war riesig. Von außen wirkte es wie ein Trockner – viereckig, ohne Fenster. Sicherlich sollte es ‚modern‘ sein und der Architekt würde Laila hassen, wenn er wüsste, dass sie dieses Haus mit einer Trockner verglich, aber es war das erste, was ihr dazu einfiel. Von drinnen war es eine Mischung zwischen Museum und Kinderspielzimmer. Er hatte viele Designersachen und Kitsch, der sicherlich unheimlich teuer war.
„ Ich fühle mich, als hätte ich Richi Richs Ferienhaus betreten.“
Mia lachte auf das Kommentar fröhlich.
„ Warte ab bis du den Pool siehst.“
„ Woooh, Pool.“ Die beiden giggelten wie kleine Mädchen, als Jiyong um die Ecke schaute.
„ Jungs, das Essen ist da – und es kichert noch.“
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Jiyong zu beobachten, wie er sich in seinem privaten Umfeld gab, war wie eine wissenschaftliche Studie. Natürlich kannte Laila Video von ihm, Interviews und Shows. Er war witzig, charismatisch, jedoch auch sehr wortgewandt, als würde er die Fragen vorhersehen können und hätte die Antworten schon lange kalkuliert. Wenn er mit seinen Freunden, seinen Bandkollegen, zusammen war, hatte er sein Super-Idol Kostüm abgelegt. Er war albern und herzlich, man sah ihm an, das er sich wohl fühlte und Laila? Sie fühlte sich noch immer wie im Zoo und hatte Angst die Tiere aufzuschrecken, die sie anscheinend noch nicht bemerkt hatten.
Mia war Teil dieser Herde, sie verstand die Sprache, die sie sprachen und Laila meinte nicht Koreanisch. Sie hatten Insider, so wie sie selbst unzählige mit ihren Freunden hatte, die sie in diesem Moment schwer vermisste. Sie hatte Eric noch immer nicht angerufen. In Amerika war es Vormittag, vielleicht hatte sie Glück und würde ihn erreichen.
Unbemerkt schlich sie sich raus auf die Terrasse. Von hier aus wirkte das Haus weniger wie eine Waschmaschine. Seunghyun hatte einen traumhaften Ausblick auf den Hangang, der sie einen Moment in Atem hielt, bevor sie ihr Telefon nahm und nach Erics Nummer suchte. Sie wollte einfach seine Stimme hören, etwas Vertrautes, doch er nahm nicht ab. Enttäuscht steckte sie das Handy in die Hosentasche und schaute auf den Hangang, als sie Schritte hört. Es war Jiyong, sie hörte es am Gang.
„ Ist es komisch was wir machen? Das mit uns?“ Sie drehte sich zu ihm um und er hatte ein Lächeln an den Enden seiner Mundwinkel, noch nicht ganz da, aber doch zu erkennen.
„ Kommt es dir komisch vor?“
„ Na ja, ich fühle mich wie Marry von Schottland und du bist wie der junge Prinz aus Frankreich, den ich heiraten soll – ist das komisch genug?“
„ Sieht der Prinz gut aus?“
„ In der Serie schon.“
„ Dann ist es nicht komisch.“
Beide fingen an zu lachen und Jiyong kam noch einen Schritt auf sie zu, bis er direkt vor ihr stand.
„ Ist es komisch wenn ich das mache …?“
Noch ehe Laila darüber nachdenken konnte, was er vor hat, zog er sie zu sich und küsste sie. Zuerst spannten sich all ihre Muskeln an und sie unterdrückte die natürliche Reaktion ihn weg zu drücken. Wenn sie ein Paar sein wollten, dann mussten sie sich auch wie eines benehmen und dazu gehörte es auch vertraut miteinander umzugehen. Sobald die Katze erst einmal aus dem Sack war, würden die Fotografen und Journalisten sie sehr genau unter die Lupe nehmen und wenn sie das Gefühl hatten, es wäre nicht echt, dann würde man sie medientechnisch in Fetzen reißen. Jiyongs Kuss war sanft, fast verspielt und war vorbei bevor ihr Kopf aufgehört hatte sich zu drehen.
„ Du schmeckst nach Erdbeere“, bemerkte er. Sie hatten Erdbeeren zum Nachtisch, es war also zutreffend.
„ Ich möchte dass das funktioniert. Nicht nur damit ich ein Alibi habe, für all den Blödsinn den ich mache, sondern weil ich mich wohl bei dir fühle. Ich weiß noch nicht einmal wieso… übrigens, das müssen wir noch mal üben, ich hatte kurz Angst gehabt du schlägst mich nieder … Ninja.“
Er grinste breit und Laila schaute verlegen zu Boden.