Die Limousine hielt gegen 5 Uhr morgens beim Loft an.
„Skye, kein Wecker, ich mein das ernst. Gehe mit Nikolai Restaurants testen oder was auch immer, ist mir völlig egal. Wir sehen uns um 16 Uhr bei KBS“, waren Mias Abschiedsworte, bevor die Limousine weiter fuhr. Erst dann bemerkte Skye, dass Tiffany ihr Handy noch hatte. Das war ihr auch egal, es war durch ihren Fingerabdruck und durch einen 7-stelligen Code gesperrt, auf den niemand jemals kam.
Skye erschreckte sich fast zu Tode, als sie Kai auf der Treppe zu ihrer Wohnung sitzen sah.
„Was tust du hier?“
„Was wäre ich für ein Freund, wenn ich mich nach so einen Abend nicht noch zu meiner Freundin schleichen würde?“
„Wieso hattest du diesen Song ausgesucht?“ Sie begannen die Treppen hoch zu laufen.
„Na ja, du magst Rita Ora und ich mag den Song“, erwiderte er grinsend. Das klang plausibel.
Der nächste Schreck kam, als sie die Tür aufschloss und Jiyong am Esstisch mit seinem Laptop saß.
„Was tust du hier?“, fragte sie wieder und Kai lachte.
„Die Frage habe ich eben auch bekommen“, erklärte er, als Jiyong ihn fragend anschaute.
„Ich war lange im Studio und dachte mir, ich gehe meine Freundin besuchen.“
Jetzt stand sie da, mit ihren beiden Kerlen und wusste nicht, was sie tun sollte.
„Also, wir gehen jetzt schlafen.“
„Wir?“, fragten die beiden Männer gleichzeitig.
„Wir. Ich bin hundemüde. Kai kann nicht nach Hause, das würde komisch aussehen und dich will ich hier haben.“
Kai und Jiyong tauschten einen Blick aus.
„Jetzt stellt euch nicht so an, Sir Brandon ist 2×2 Meter.“
„Wer ist Sir Brandon?“, flüsterte Kai Jiyong zu.
„Das Bett.“
„Ah.“
Und so landeten sie zu dritt im Bett, alle ausgestattet mit Pyjamas. Skye lag in der Mitte und kuschelte ich an Jiyong.
„Wenn uns jetzt einer erwischen würde, wäre der Skandal perfekt“, murmelte Kai müde.
„Mir würden in diese Konstellation ein paar sehr skandalöse Dinge einfallen“, erwiderte Jiyong und man hörte den Schalk in seiner Stimme.
„Kannst du vergessen“, kommentierte Skye. Wobei das Kopfkino bereits am Laufen war.
Kais Tag begann bereits um 8 Uhr. Skye und Jiyong blieben noch liegen bis 10 Uhr, dann stand auch Skye auf.
„Immer diese Hektik“, brummte Jiyong und zog sich die Decke über den Kopf.
„Nicht jeder von uns arbeitet bis mitten in die Nacht“, erklärte Skye und machte sich einen Kaffee.
In der Akademie angekommen herrschte das normale Treiben. Sie setzte sich an ihren Laptop, es gab genug Mails zu bearbeiten, doch dann kam Tiffany rein.
„Guten Morgen.“
„Hi, schon wach?“, fragte Skye.
„Yeah, a guy named Peter called you cell like 5 times“, sagte sie und gab Skye ihr Handy zurück.
„Oh, he’s from Fiji“, erklärte sie, doch Tiffany sah aus, als wollte sie Skye noch einen Kerl unterjubeln. Also erklärte sie ihr, dass viele auf Fiji sehr wenig verdienten. Skye hatte sich also mit einer ‚Fair Trade‘ Organisation zusammen getan und einen Onlineshop auf die Beine gestellt, wo von den Einheimischen handgemachte Sachen verkauft wurden. Es gab Schmuck, Körbe, Stoffe und Tücher, Schnitzereien und bearbeitete Kokosschalen. Die Amerikanerin zeigte ihr den Shop auf dem Laptop.
„Peter koordiniert alles und holte die Waren von den einzelnen Inseln, um sie dann ins Lager auf Nadi zu bringen.“
„Kommt Peter von Fiji?“
„Ja, aber seinen normalen Namen kann man nicht aussprechen, deswegen nennen wir ihn Peter.“
„Wow, du bist wirklich nett.“
Irgendwie hörte es sich nicht an wie ein Kompliment, doch Skye sagte dazu nichts weiter.
Über den Vormittag schrieb sie ab und an mit Kai. Heute hatten sie den 3. Kandidaten für die Position als Assistent. Bisher hatte er zu den anderen noch nichts gesagt und Skye glaube, dass sich daran nichts ändern würde. Was sie immer noch nicht so richtig raus bekommen hatte, war ob sie die Position wollte oder nicht.
Für Mia zu arbeiten war recht entspannt. Sie mochte die Deutsche und es war nicht wirklich stressig. EXO würde da wohl etwas mehr eine Herausforderung sein und auch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Würde Mia sie mit nach Portugal nehmen? Oh je, wochenlang mit Siwon in einem Schloss … nein, nein, Schluss jetzt mit diesen Kopfkinos. Siwon war abgehakt. Er schüchterte sie ein. Er und seine Position als Held der Nation. Wobei sie sich manchmal fragte, wie sie es neben Jiyong aushielt. Vielleicht war sie deshalb so gerne mit Kai zusammen. Bei ihm hatte sie noch das Gefühl mit einem normalen Menschen zu sprechen.
Also noch mal, wollte oder wollte sie nicht EXOs Assistentin werden? Irgendwie konnte sie sich nicht konzentrieren. In ihrem Kopf sah es ungefähr so aus:
‚I really gotta concentrate … Ladies and Gentlemen … please don’t … this is Mambo No. 5…‘
Skye stand auf. Sie musste etwas essen. Dringend.
Durch ihren neuen, tollen Vertrag konnte sie weder Changmin noch sonst jemanden mitnehmen. Sie brauchte Freunde. Normale Freunde. Gab es die Seite meetnormalpeople.com?
Die Kartoffelsuppe mit Frankfurter Würstchen half auf jeden Fall – und die Käsespätzle danach auch. Sie würde morgen ihr Bestes geben oder sie würde nicht versuchen schlechter zu sein, als sie war. Das letzte Mal, als sie auf EXO aufgepasst hatte, war sie nicht sehr erfolgreich gewesen, doch sie hatte sie Wetter App schon gecheckt: kein Schnee morgen. Also war schon mal ein Sicherheitsrisiko aus dem Weg geräumt.
Sie wurde aus den Gedanken gerissen, als sie eine Email bekamen. Skye schaute ungläubig auf ihr Handy. Youngjun hatte ihr den Plan für Morgen geschickt und der hieß 06:55 Abflug nach Okinawa. Bitte was? Um 10 Uhr sollten sie in der Maske sein für einen Werbespot für irgendein isotonisches Super-Getränk. Tausend Dinge schossen ihr durch den Kopf. 06:55 Uhr bedeutete, dass sie um 6 Uhr am Flughafen sein mussten, was bedeutete, dass sie um 5 Uhr los fahren mussten, was für Skye bedeutete, dass sie um 4 Uhr aufstehen musste. Okinawa war zwar bedeutend wärmer als Korea um diese Zeit, aber von Sommer auch noch weit entfernt. Sie musste schauen, dass sie alle etwas Warmes zum Anziehen dabei hatten, Pullover, Jogginghosen, Ohrenschützer und warme Socken. Skye war Taucherin, sie wusste wie kalt es werden konnte, wenn man im Frühjahr den halben Tag im Wasser war und wenn man nicht aufpasste holte man sich ganz schnell eine Erkältung weg. Oh Gott! Erst Eis, jetzt Wasser, was würde als nächstes kommen? Skydiving oder die Besteigung eines Vulkans? Konnte sie wirklich darauf spekulieren, dass sie morgen alle wieder mit nach Hause brachte?
Mia merkte, dass etwas mit Skye nicht stimmte. Sie hibbelte mit den Beinen und knabberte an der Nagelhaut und wirkte irgendwie nicht so entspannt wie sonst.
„Was ist mit mir?“, fragte Mia, die noch in der Maske saß.
„Mit mir? Nichts, nichts, alles okay …“
„Spuck es aus.“
„Wusstest du, dass die Morgen nach Okinawa fliegen?“
„Ja.“ Eiskalt, einfach eiskalt.
„Ach so und du hättest mich nicht vorwarnen können?“
„Wieso vorwarnen? Kai mag dich, du magst Wasser, ist doch alles okay.“
Dieses Logik konnte Skye nicht mehr folgen.
„Aber ich …“
„…Machst dich viel zu irre“, beendete Mia den Satz.
Nach ‚Lip Sync‘ schickte Mia Skye nach Hause. Sie war völlig durch den Wind, doch nur weil sie Zuhause war, änderte sich daran ja nichts. Sie verließ also das Loft, um noch ein paar grundlegende Dinge einzukaufen. Sonnencreme, Pflaster, wasserfeste Pflaster, Desinfektionsspray und After Sun. Sie musste auf alles vorbereitet sein.
Als sie auf dem Weg zurück war, hörte sie komische Geräusche aus einer Seitengasse. Sie ging etwas langsamer und luggte um die Ecke, da sah sie wie vier Männer wohl einen Streit hatten. Eher hatte einer einen Streit mit dreien und der eine schien nicht mehr in guter Verfassung zu sein, denn er taumelte bereits. Skye wusste sie würde das bereuen.
„Hey! Lass ihn in Ruhe! Wie feige seid ihr um zu dritt auf einen los zu gehen!“
Und plötzlich war ihre Welt in Zeitlupe. Die drei Kerle drehten sich um, einer hatte einen Baseballschläger, doch die beiden anderen sahen auch nicht viel netter aus.
„Was hast du gesagt?“, kam es von einem der Männer.
„Ich habe gesagt, ihr sollt ihn in Ruhe lassen.“
„Und wenn nicht?“
„Dann bekommt ihr es mit mir zu tun?“
Yeah, der süße Kampfhobbit – sehr angsteinflößend! Natürlich fingen die drei Männer an zu lachen. Der andere Mann stützte sich an der Wand ab. Der würde nicht mehr lange durchhalten.
„Okay, ihr habt es nicht anders gewollte.“
Skye legte ihre Handtasche ab und zog ihre Jacke aus. Sie war Amerikanerin und Turnerin und ja, ihre Mama hatte sie drei Jahre zur Selbstverteidigung geschickt.
„An deiner Stelle würde ich mich verpissen, Püppchen.“ Oh wie sie dieses Wort nicht leiden konnte. Einer der Männer kam auf sie zu. Skye war klein, aber geschickt und ehe er sich versah lag er auf dem Rücken. Nun wachten sie wohl auf und der Kerl mit dem Baseballschläger kam auf Skye zu. Sie duckte sich unter seinem Arm durch und nahm ihm den Baseballschläger ab und schlug ihm in den Rücken, so dass er stöhnend auf die Knie sank. Um ehrlich zu sein hatte Skye nur Glück und wohl den Überraschungsmoment auf ihrer Seite.
„Und du? Willst du auch welche fangen?“, fragte sie den dritten, der sie skeptisch anschaute.
„Kommt, wir gehen“, sagte er zu den beiden, die sich aufgerappelt hatten. Sie hatten wohl genug Dresche von einer Frau eingesteckt oder hatten Angst, dass sie noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden. Skye behielt den Schläger als Souvenir.
Nachdem die drei um die Ecke waren, eilte sie auf den Mann zu.
„Ich hatte alles unter Kontrolle“, ächzte er.
„Na klar.“
Zum ersten Mal betrachtete sie ihn. Er war kein Koreaner, wenn auch Asiatisch, doch sie konnte es nicht genau definieren. Mitte 30. Er war hübsch, eher sexy, auf keinen Fall süß. Sein Koreanisch war fast akzentfrei. Er war gut angezogen, hatte ein schickes Sakko und eine goldene Armbanduhr.
Skye ging einen weiteren Schritt auf ihn zu.
„Soll ich einen Krankenwagen rufen?“ Nie im Leben würde sie einen blutenden Fremden in ihren brandneuen Jeep setzen. Das würde sie nie wieder aus den Polstern bekommen.
„Nein, kein Krankenhaus, zu viele Fragen.“ Ja, das kannte Skye. Er schien auch nicht ernst verletzt zu sein, soweit sie das beurteilen konnten.
„Komm mit.“
„Was hast du vor?“, fragte er skeptisch.
„Dich zusammenflicken.“
Nun stockte er und schaute fragen. Er wirkte so selbstbewusst und herrisch, selbst blutend und in zerrissenen Klamotten.
„Du?“
„Ich oder der Krankenwagen?“
„Dann du.“ Na geht doch.
Sein männlicher Stolz ließ es nicht zu, dass Skye ihn stützte. Er war auch um einiges größer als sie, bestimmt fast 1,90m. Sie ging die Treppe hoch und war als erstes an der Tür, um aufzuschließen. Der Fremde ließ sich auf der Bank am Esstisch nieder und Skye ging zum Erste Hilfe Kasten, den sie selbst etwas gepimpt hatte. Wer einmal Rettungsassistent war, wusste wie viel eigentlich in diesen Kästen fehlte.
„Zieh dein Hemd aus“, rief sie ihm zu während sie ein Handtuch holte.
„Wenn du mich nackt sehen willst, hättest du es nur sagen müssen.“
„Dein Humor scheint nicht verletzt zu sein“, kommentierte sie und er fing an zu lachen.
„So, das wird jetzt weh tun“, sagte sie und desinfizierte die Wunde, um sich ein besseres Bild zu machen. Wieso warnte man die Leute eigentlich vor? Als würde es dann weniger wehtun. Manchmal war ein überraschender Schmerz besser, als einer, auf den man wartete.
Er gab keinen Mucks von sich, doch Skye sah, wie sich sein Kiefer anspannte.
„Kannst du mir keine örtliche Betäubung geben?“
„Sehe ich aus wie ein Arzt oder sieht es hier aus wie in einer Praxis?“
„Ich kenne Praxen, die so aussehen.“
Sie rechnete ihm hoch an in diesem Zustand noch so versnobt zu sein. Jetzt, wo die Wunde am Arm sauber war, sah sie, dass sie nicht besonders tief war. Sie konnte Klemmpflaster ansetzen. Es blutete nicht mehr stark und vom Muskel war der Schnitt noch weit entfernt.
„Wenn du es nähen musst, dann mach kleine Stiche.“
„Ich kann dir auch ‚Mama‘ rein stechen.“
„Habe ich es wirklich verdient, dass du so frech bist?“
„Habe ich es verdient, dass du meinen Boden vollblutest? Halt still, hier wird nicht genäht Rambo.“
Sie klammerte die Wunde und machte einen Verband drum herum. Alles andere waren nur leichte Schürfwunden, die morgen schon wieder cool aussehen würden.
„Also … wenn ich jetzt hier schon nackt und wehrlos vor dir sitze – ich heiße Noah.“
„Skye.“
„Unter anderen Umständen würde ich sagen es freut mich deine Bekanntschaft zu machen.“
Skye lächelte und schüttelte den Kopf.
„Komm mit zu mir, ich wohne halb gegenüber. Ich muss mich umziehen und ein Kaffee ist das mindeste, was ich dir als Dank geben kann.“
Die ganze Situation war schon skurril genug, das machte den Bock dann wohl auch nicht mehr fett. Skye packte die Verbandssachen weg. Gut das sie eben erst für einen Haufen Flöhe Sachen eingekauft hatte. Noah zog sich das zerfletterte Hemd über und machte sich noch nicht einmal mehr die Mühe es zuzuknöpfen und Skye musste zugeben, dass es schlimmere Anblicke gab.
Noah wohnte ein paar Häuser die Straße runter. Es war ein altes Gebäude, ähnlich wie das Loft und Skye wunderte sich nicht mehr, als er sie in das Penthouse führte. Wer war dieser Mann? Er war ganz offensichtlich vermögend, doch wer hatte ihn zusammen geschlagen? Korea hatte an sich eine geringe Kriminalitätsrate, was nicht bedeutete, dass es keine Kriminalität gab.
Der Fahrstuhl hatte ein PIN gebraucht, um hoch in das Penthouse zu fahren und als sich die Fahrstuhltür öffnete, hörte sie eine Stimme.
„Weißt du eigentlich, dass ich seit STUNDEN versuche dich zu erreichen? Wo zum Teufel…“
Ein junger Mann kam um die Ecke und schaute zu Skye und Noah und stockte.
„Was ist passiert? Bist du verletzte?“
Noch ein Ausländer, dachte sich Skye und fragte sich, ob sie hier in die Ausländer-Mafia verwickelt war. Der Mann war ungefähr Mitte 20, hatte aschblonde Haare und strahlend blaue Augen.
„Nur ein Kratzer, Jeanne d’Arc hat mich gerettet und dann zusammen geflickt und da meine Ärztin sagt, ich soll kein Alkohol trinken, brauche ich Kaffee, dringend. Das ist Fynn.“
Der Blonde schaute zu ihr, sein Blick mindestens genauso verwirrt wie ihrer, denn so hatte man sie bisher auch noch nicht genannt.
„Ich bevorzuge Skye – ich bin weder eine Heilige, noch eine … du weißt schon.“
„Jungfrau? Das habe ich auch nicht erwartet. Es wäre Verschwendung so einen Körper nicht zu nutzen“, erwiderte Noah und schaffte es sie verlegen zu machen – auf eine perverse Art und Weise.
„Kinder, ich mache mich kurz frisch und ihr stellt keinen Blödsinn an, verstanden?“ Doch er wartete nicht auf eine Antwort und verschwand den Flur entlang.
„He’s quiet a character“, sagte Skye, mehr zu sich, als zu Fynn. Erst jetzt nahm sie ihre Umgebung wahr. Das Penthouse hatte hohe Decken und viele Fenster. Am Ende des Flurs war ein Wohn-Essbereich mit prunkvollen Möbeln und barocken Mustern an den Wänden. Schwere Samtvorhänge verdeckten die Aussicht. Skye ließ sich auf die Couch fallen und Fynn verschwand in der Küche um Kaffee zu machen. Er kam vor Noah zurück und setzte sich ihr gegenüber, um sie skeptisch zu beäugen.
Er wirkte wie ein Eigenbrödler, ein gutaussehender Eigenbrödler. Er hatte ein kantiges Gesicht, nicht zu kantig. Die wuscheligen Haare streifte er genervt aus dem Gesicht und seine blauen Augen ließen sie keinen Moment unbeobachtet.
„Ich bin hier nicht irgendwie in eine … Mafia-ähnliche Geschichte reingeschlittert, oder?“, fragte sie und sein Blick änderte sich schnell von überrascht zu amüsiert.
„Nein, nicht ganz.“
„Also muss ich keine Angst um mein Leben haben?“
„Das kommt ganz darauf an …“
„Fynn, du sollst meinen neuen Freunden keine Angst machen.“ Noah kam gewaschen und umgezogen aus einer Tür heraus.
„Freunde? Das trifft sich gut, erst heute dachte ich ‚Er wäre super mal normale Freunde zu haben‘“, sagte Skye fröhlich. Die beiden Männer schauten sich ratlos an, normal war wohl anders.
„Never mind.“
Und so blieb sie auf einen Kaffee. Noah war halb Hawaiianer und halb Koreaner, mit 18 Jahren war er nach Korea gekommen. Über sein echtes Alter wollte er nicht sprechen. Fynn hingegen war der Sohn eines schwedischen Ingenieurs und war in Seoul aufgewachsen. Noah bezeichnete ihn als Bruder, was die beiden zu einem kuriosen Paar machte. Über den Überfall wollte der Mann nichts sagen. Skye hatte keine Ahnung wer diese Kerle gewesen sind, doch was sie eigentlich ärgerte war, dass Fynn genau zu wissen schien, was geschehen war. Jedi Gedankentricks.
Gegen 21 Uhr verabschiedete sich Skye, wobei Noah darauf bestand Fynn mit ihr zu schicken. Um ehrlich zu sein war es ihr auch lieber. Nicht dass sie jetzt zu allem Überfluss noch auf irgendeiner Abschussliste stand.
Zuhause angekommen fand sie Kai in ihrer Wohnung.
„Hey.“ Sie fühlte sich erschöpft und wollte eigentlich nur schlafen.
„Hey“, erwiderte er lächelnd.
„Du kannst vergessen, dass wir heute irgendetwas unternehmen. Wir müssen früh raus, ich muss schlafen.“
„Wieso schläfst du nicht bei mir? Also bei uns“, korrigierte er sich selbst.
„Ich … kann nicht …“
„Schau mal, wenn du bei uns schläfst, kannst du länger schlafen und du sparst dir den einen Weg morgen früh.“
Eigentlich war die Idee gar nicht so dumm. Es war praktisch und doch… da gab es ein Gefühl, tief in ihr drin, dass sie nicht deuten konnte. Doch da stand er vor ihr, mit diesem Dackelblick und diesem zuckersüßen Lächeln und es war schwer ihm irgendetwas abzuschlagen.
„Okay, ich packe meinen Trolley.“
Dabei versuchte Skye ihre eigenen Ratschläge zu beachten und packte warme Sachen ein zum Wechseln, aber auch ihre Tauchmaske, den Schnorchel, etwas Bleib und die Unterwasserkamera. In der stillen Hoffnung, dass sie tatsächlich ins Wasser kommen würde.