In dieser Nacht hatte Skye einen eigenartigen Traum.
Sie wohnte mit EXO zusammen, jedoch nicht im Loft sondern in einem sehr spacigen Haus. Irgendwann hatten sie eine Bombe im Keller gefunden und nun diskutieren sie darüber, weil Chanyeol sie abschießen wollte. Sie verstand das nicht und wollte draußen frische Luft schnappen, als vor der Tür drei Männer auf sie warteten. Skye kannte die Männer, auch wenn sie wusste, dass sie in Schwierigkeiten steckte.
„Ist es mal wieder soweit?“, fragte sie, als wäre es nicht das erste Mal.
„Du liegst ihnen am Herzen, du bist immer ein gutes Druckmittel.“
„Haben sie nicht schon genug durchgemacht?“
„Liebes, mische dich nicht in Dinge, die du nicht verstehst. Du bist in einen Krieg geraten, der nichts mit deiner Galaxie zu tun hat, doch du steckst mitten drin.“
Einer der Männer packte sie grob am Arm und zerrte sie zum Auto.
Plötzlich waren sie in Ägypten. Skye schaute nach draußen. Sie war so oft in Hurghada zum Tauchen gewesen, dass sie wusste, wo sie war. Da vorne war das Grand Resort und der Fahrer bog in die Wohngegend ‚Mubarak 6‘ ein. Nach der Revolution hatte man die Mubarak Viertel anders genannt, doch im Sprachgebrauch hatte sich nichts geändert. Sie stiegen vor einem Haus aus, als Skye die Gelegenheit nutzte und wegrennen wollte. Der Mann packte sie, doch sie biss ihn in den Arm und er ließ von ihr los. Sie rannte und rannte bis zum Steigenberger Al Dau. Sie kannte den Manager dort gut. Ihr Verfolger war ihr dich auf den Fersen, als sie das Hotelgelände erreichte. Sie Sicherheitsleute kannten Skye und bildeten eine Mauer, um sie zu schützen.
Dann wachte sie auf. Verwirrt und viel zu früh. Jiyong schlief ruhig neben ihr, doch in Skyes Kopf passierte gerade viel zu viel, als dass sie wieder einschlafen könnte. Was, wenn es wahr wäre? Wenn diese ganze Geschichte, die SME mal als Promotion aufgezogen hatte, um aus EXO etwas Besonderes zu machen, wirklich wäre? Sie wusste nicht, ob es dazu schon ein Gravic Novel gab, dafür hatte sie sich nie genug mit EXO beschäftigt. Angeblich hatten sie alle Superkräfte. Skye dachte an die Serie Roswell, wo man vier Aliens mit der DNA von Menschen vermischte, um sie auf die sichere Erde zu schicken.
In ihrem Kopf formte sich eine Geschichte.
‚Es geschah vor fast 200 Jahren im Sternbild des Zwillings. Eine Gruppe von 12 EXO Planeten kreisten um einen Braunen Zwerg, in dessen Gravitationsradius sie lagen. Die 12 Planeten lebten in einem Friedensabkommen und hatten in den vergangenen 1000 Jahren viele Technologie gemeinsam entdeckt. Jeder Planet hatte eine Königsfamilie und zusammen bildeten sie den ‚Rat der 12‘.
Doch seit einiger Zeit hatte sich eine Macht im Universum breit gemacht. Eine Armee aus Atarnern eroberte einen Planeten nach dem anderen und machte sich deren Bevölkerung zu Sklaven. Nur wenige konnten der Flotte der Atarnern entkommen. Mit ihrer gestohlenen Technologie von Waffen- und Kriegssystemen, waren sie praktisch nicht aufzuhalten.
Es gab bereits Anzeichen, dass die Atarner eines Tages die EXO Planeten angreifen würden. Sie versuchten gemeinsam ihre Waffensysteme aufzurüsten, doch die Armee der Atarner war zu groß. Für den Fall, dass sie dem Untergang geweiht waren, beschloss der Rat der 12 die Gene ihrer Erben mit denen der Menschen zu kreuzen. Sie waren bereits oft auf der Erde gewesen, kein Planet auf dem Frieden herrschte, doch zumindest ein Planet, auf dem sie vorerst vor den Atarnern geschützt wären.
Und so wurden 12 Männer geboren, unterschiedlich in Alter und Herkunft, die jedoch schon früh wussten, dass sie zueinander gehörten. Ihre Eltern hatten ihnen eine Kapsel hinterlassen, mit ihrer Geschichte, damit sie wussten wo sie hingehörten.
Obwohl die Erde nicht zu den Planeten gehörte, die die Atarner im Auge hatten, so erfuhren sie, dass der Rat der 12 dort die Erben der Planeten ausgesetzt hatte. Die jungen Männer beschlossen in die Öffentlichkeit zu treten, denn nur so waren sie vor Angriffen sicher. Im ständigen Auge der Medien würde niemand es wagen sie anzugreifen, bis sie ihre Kräfte dazu nutzen konnten, um ihre Welten zu retten.’
Das hatte Filmpotential. Mit dem Gedanken an intergalaktische Kämpfe und singenden Anführern schlief Skye wieder ein.
Skye wachte auf, als Jiyong sie in seine Arme zog. Müde murrte sie.
„Guten Morgen Sonnenschein“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Müssen wir schon aufstehen?“
„Dein Handy hat geklingelt.“
Nun war Skye wach, ihr Handy klingelte nicht ohne Grund. Sie schaute auf das Display, es war Youngjun. Seufzend ließ sie sich ins Bett fallen. Couple Interview Meeting.
Doch um einen Kaffee würde sie nicht kommen. Es war Samstag, sie sollten alle mal schön durchatmen. Um ehrlich zu sein wusste sie ohne die Hilfe ihres Handys nicht unbedingt welcher Tag es war, alles ging irgendwie ineinander über.
„Wärst du okay damit, wenn ich EXOs Assistentin werden? Für ein paar Monate?“ Sie musste es wissen. Bevor irgendetwas weiteres passierte, musste sie seine Meinung kennen. In seinem Blick stand Überraschung, die wohl nicht daher rührte, dass er nichts von dieser Option wusste, sondern eher daher, dass sie ihn fragte.
„Ob ich begeistert bin, dass du noch mehr Zeit mit deinem Fake-Boyfriend verbringst? Nein.“
Jiyong machte eine Kunstpause.
„Doch es ist besser, als wenn du wer weiß wie lange am anderen Ende der Welt bist.“
Sie sah, dass ihm noch etwas auf dem Herzen lag.
„Du könntest auch meine Assistentin sein. Immerhin bist du bei Lee & Martin angestellt und ich gehöre irgendwie ja auch dazu …“
Skye wusste, dass es nicht funktionieren würde. Sie könnte nicht seine Assistentin sein und er wusste es eigentlich auch.
Sie trafen sich bei SME und Kai kam ihr auf dem Flur entgegen.
„Du siehst aus wie ich mich fühle“, sagte er und grinste müde.
„Ich sehe aus wie ich mich fühle!“, erwiderte sie.
„Wieso treffen wir uns so früh?“, fragte Skye auf dem Weg zur Kaffeemaschine.
„Weil wir in zwei Stunden ein Recording haben und Youngjun wollte es hinter sich bringen.“
Das war die Motivation, die sich Skye gewünscht hatte!
Auf dem Weg zu dem Konferenzraum fand Kais Hand seinen Weg in ihre. Sie stockte kurz, doch er bemerkte es nicht. Seine Hand war warm und fühlte sich gut an. Skye gewöhnte sich an ihn und manchmal fühlte es sich fast zu real an. Könnte sie nicht beide behalten? Jiyong und Kai? Sie waren Grund auf verschieden. Jiyong war … ein Semi-Gott. Er war für die Bühne geboren und verlor selten seine Professionalität. Es war nicht immer einfach da mitzuhalten und nicht in Ehrfurcht zu erstarren. Kai hingegen könnte auch der süße Kerl von nebenan sein. Er war kindlicher, verspielter und easy going. Kai war wie ein Tag am Strand, an dem man die Seele baumeln lassen konnte. Jiyong war der Everest. Wunderschön, aber man durfte nie seine Aufmerksamkeit auf etwas Unwichtiges richten.
„So, hier eine Auswahl der Fragen, die Fanseite eingeschickt hat“, sagte Youngjun und reichte beiden drei Seiten mit Fragen. Es waren die Klassiker dabei. Wo hatten sie sich kennen gelernt? Wie lange gingen sie schon aus? Was mochten sie aneinander? Welche Blutgruppe hatten sie? Warte, welche Blutgruppe hatte er eigentlich? Skye schaute auf.
„Welche Blutgruppe hast du?“
Kai schaute nun selbst auf und grinste.
„A und du?“
„AB.“
„Das erklärt einiges.“
„Hey!“, beschwerte sie sich, doch Kai lachte nur fröhlich.
Sie lasen weiter und besprachen manche Fragen, doch dann wunderte sich Skye schon ein wenig.
„Lieblings Ice-Cream? Ernsthaft? Sowas wollen die wissen? Wer will denn so was wissen? Als wüsste irgendwer was das Liebslingseis von … keine Ahnung … Ed Sheeran ist!“
„Was ist dein Lieblingseis?“, fragte er sie.
„Keine Ahnung … Ben & Jerry’s Cookie Dough. Und deine?“
Das war wirklich interessant, so lernten sie sich mal besser kennen. Doch auch Kai konnte das nicht ohne Weiteres beantworten und musste einen Moment darüber nachdenken.
„Ich mag Cookie – ich hätte es nicht auf eine Marke reduziert, aber Cookie Dough hört sich gut an. Vielleicht kannst du es mir mal zeigen.“
„Ihr verliebt euch nicht wirklich ineinander oder? Schluss mit dem Flirten, konzentrieren“. Kam es von dem Manager und Skye fühlte wie ihre Wangen anfingen zu glühen. Sie setzten sich wieder aufrecht hin und rückten ein Stück auseinander.
Nach 40 Minuten hatten sie das Gröbste besprochen und Skye fühlte sich gewappnet.
„Hast du die Präsentation fertig?“, wollte Youngjun wissen.
„Habe ich den Job?“
Der Manager schaute kurz zu Kai, der aber unauffällig aus dem Fenster schaute. Youngjun war noch auf dem Stand, dass sie davon nichts wusste, doch er hatte schon eine Ahnung, woher sie das wusste.
„Steht das im Zusammenhang?“
„Na, wenn ich noch ein Angebot für das Konzept habe, dann schon“, erwiderte sie locker. Kai biss sich auf die Lippen, um nicht grinsen zu müssen. Er war der Meinung, dass es seinem Manager ganz gut tat Widerworte zu bekommen.
Youngjun suchte etwas in einer Schublade und legte dann einen Vertrag auf den Schreibtisch.
„Ich war an sich sehr zufrieden mit dir und die Jungs auch. Fühlst du dich dem Ganzen gewachsen?“
Es war reine Selbstbeherrschung, dass sie nicht frech wurde. So viele Dinge schwebten durch ihren Kopf, aber nein, sie hatte jetzt praktisch eine Vorbildfunktion. Eigentlich eine ganz schlechte Idee.
„Ja“, war ihre simple Antwort.
„Und du und Baekhyun bekommt das hin?“
Skye wollte einwenden, dass er angefangen hatte, aber nein, sie würde voll Gandhi sein.
„The best way to find yourself is to lose yourself in the service of others.“
„Wer hat das gesagt?“
„Gandhi.“
Gandhi hatte aber auch gesagt ‚Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann hast du gewonnen‘.
Langsam schob er ihr den Vertrag über den Tisch. Skye nahm ihn und blätterte zum Gehalt – und fing dann an zu lachen. Herzlich. Youngjun hingegen schaute immer genervter.
„Was hast du dir denn vorgestellt?“
„Na das auf jeden Fall nicht. Ich verdiene doch nicht weniger als bei Mia und muss aber auf 8 X Mia X Hyperaktiv aufpassen.“
Youngjun musste mal mit Mias Vorstellungen von Mindestlohn sprechen.
„Na ja, wenn du bei uns nicht unterkommst, dann hast du auch nicht Mias Gehalt. Zumal es ein Privileg ist für SM Entertainment zu arbeiten.“
„Ich habe mehr Gehalt, wenn ich mich auf die Straße setzte und Leuten die Haare flechte. Wirklich, bei den Gehältern darf man sich nicht über Gerüchte von Sklavenverträgen wundern. Und Privileg hin oder her, erstens sind die super anstrengend und von der Kostenübernahme der psychologischen Kosten steht hier noch gar nichts drin und zweitens helfen Privilege nicht beim Zahlen der Wohnung und Essen.“
Kai stieß sie kurz unter dem Tisch an, dass sie es nicht zu weit trieb. Der Manager schob ihr einen Stift und einen Zettel zu. Als Skye den Zettel zurück schob musste Younjun erst mal nach Luft schnappen. Taehyungs Stimme hallte in ihrem Kopf wider. Nun nahm Youngjun den Stift in die Hand und schrieb eine neue Zahl. Mit der war Skye nicht zufrieden und korrigierte. Youngjun wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, da hob Skye die Hand.
„Ich brauche kein Auto und auch keine Wohnung und ich denke das ist fair.“ Sie schob den Zettel zurück. Er seufzte, nickte aber dann.
„Ich hoffe ich werde das nicht bereuen.“
„Mir geht es genauso“, erwiderte sie. Doofe Sprüche konnte sie auch auspacken.
„Ich lese mir den Vertrag durch und melde mich morgen“, fügte sie noch hinzu und stand auf.
„Ich bringe Skye zum Auto“, kam es von Kai, der ebenfalls aufstand.
„Okay, ich bin auch gleich da.“
Schweigend gingen sie einen Moment, bis sie sich außer Hörweite fühlten, dann fing Kai an zu jubeln.
„OMG, du hast ihn so die Stirn geboten! Irre!“
„Hey, das ist kein Gehalt, das ist Schmerzensgeld“, neckte sie ihn.
„Ach?“ Er zog sie in seine Arme und stupste seine Nase gegen ihre.
„Süßer Schmerz …“ Eigentlich reicht das ‚Gehalt‘ von Kai vollkommen aus. Sie könnte professionell einfach nur ‚Freundin‘ sein, aber das war ihr dann auch zu langweilig.
Ihre Lippen fanden sich von alleine und sie versanken ineinander. Skye hasste sich für die Gänsehaut. Sie durfte sich hier nicht in etwas verrennen. Jiyong. Sie war mit Jiyong zusammen und selbst wenn, Kai fühlte für sie nichts, oder?
Als sie sich trennten schaute sie sich um nach dem Grund des Kusses, sah aber niemand.
„Da unten stehen Leute.“ Kai deutete auf die kleine Gruppe Fans vor dem Gebäude.
„Die Scheiben sind verspiegelt“, stellte Skye fest und ein neckisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
„Wirklich? Ist mir noch gar nicht aufgefallen.“
Skye hingegen war sich nicht sicher, ob sie lachen oder auf ihn los gehen wollte.
Sie war bei einem Bäcker eingefallen und war dann auf magische Weise im Super Junior Dorm gelandet. Skye stellte die Türen auf dem Tisch ab und Kyuhyun schaute auf.
„Was ist das?“
„Frühstück.“
„Wieso?“
„Weil man die erste Mahlzeit am Tag so nennt…“
Kyuhyun zog genervt die Augenbrauen zusammen.
„Ich weiß wieso Frühstück Frühstück heißt, ich weiß nur nicht wieso du es uns bringst.“
„Darf man seinen Freunden, Nachbarn und ehemaligen Mitbewohner nicht mal Frühstück bringen?“ Sie setzte ihr bestes Schmollgesicht auf.
„Skye ist nicht du. Sie hat keine bösen Gedanken, wenn sie uns Essen bringt“, bemerkte Eunhyuk und schaute in die Tüten.
„Meinst du“, kommentierte Kyuhyun skeptisch, lehnte sich aber nun selbst zu den Tüten. Wie war das mit dem geschenkten Gaul?
„Hey, guten Morgen!“ Siwon kam gerade aus der Dusche, nur mit einem Handtuch bekleidet. Auch er hatte sich daran gewöhnt wieder nur mit Männern zusammen zu wohnen. Skye fiel kurz der Kiefer runter, besann sich dann aber wieder.
„Morgen“, erwiderte sie und eilte zur Kaffeemaschine, nur um den Blick von ihm abzuwenden.
Etwas später hatte sie sich in einen Kokon gekuschelt und las den Vertrag durch. Heute Abend würde sie mit Big Bang und Mia in irgendeine Karaokebar gehen, doch bis dahin war noch viel Zeit.
„Was tust du hier?“ Leeteuk streckte seinen Kopf in den Kokon und kletterte dann hinein.
„Ich versteck mich.“
„Vor wem?“
„Vor allen. Ich vermisse euch irgendwie.“
Da ‚oooooh’te das ganze Dorm.
„Du darfst dich gerne bei uns verstecken“, bestimmte der Bandleader und schaute auf die Blätter in ihrer Hand.
„Was ist das?“
„Mein SME Vertrag.“
„Als was?“
„Assistentin von EXO…“ Skye war der Meinung, dass das inzwischen jeder wusste.
„Was?!“ Er schnappte sich den Vertrag und sprang aus dem Kokon.
„Hey!“ Sie eilte ihm hinterher, doch Leeteuk war schon zum Stehen gekommen.
„Vom 1. März bis 31. Mai?!“
„Ja?“ Die Amerikanerin hatte das Gefühl irgendetwas nicht mit zu bekommen.
„Bitte?!“, beschwerte sich nun auch Eunhyuk.
„Oh dieses Biest!“, kam es von Heechul.
„Das ist dein Einfluss!“ Kyuhyun deutete auf Heechul.
„Mein Einfluss?! Wohl eher dein Einfluss!“
„Es war so klar gewesen, dass sie ein Schlupfloch findet!“
Für einen Moment glaubte Skye, dass sie Koreanisch wohl doch nicht so gut verstand, wie sie immer geglaubt hatte.
„This is the face I make when I don’t understand you.“ Sie deutete auf ihr völlig verwirrtes Gesicht.
„Wovon redet ihr?“
„Von der Challenge. Wir haben dich gewonnen. Von Mia. Aber wenn du nicht mehr Mia gehörst, können wir dich auch nicht haben. Du gehörst jetzt EXO und wir können EXO nichts wegnehmen, was sie nicht verloren haben.“
Für einen Moment überlegte Leeteuk, ob die Worte wirklich Sinn ergaben. Nun fiel auch bei Skye der Groschen. Eigentlich wollte sie einen Monat Assistentin von Super Junior sein und sie hatten den Mai ausgesucht und nun würde sie im Mai bei EXO sein.
„Wie kamst du zu der Stelle?“, wollte Kyuhyun wissen.
„Na ja, Mia, Donghae und Siwon sind bald so mit Royal Vampires beschäftigt, dass Mia mich zum Casting von EXO angemeldet hat – so zu sagen.“ So richtig freiwillig war das ja alles nicht.
„Meint ihr wirklich Mia ist so gerissen, dass sie das so geplant hat?“, fragte Eunhyuk in die Runde.
„Auf jeden Fall“, kam es von Heechul und Kyuhyun gleichzeitig.
Und insgeheim planten sie schon, wie sie es schaffen würden Skye von EXO zu gewinnen.
Skye blieb wirklich fast den ganzen Tag im Loft, bis ihr einfiel, dass ihr Bad inzwischen ja fertig war. Also tigerte sie los auf die andere Seite des Gebäudes und schaute sich ihr Badezimmer an. Das Bad hatte kein Fenster, weil die Apartments alle ineinander verschachtelt waren und man darauf geachtet hatte, dass die Schlafzimmer vorne lagen. Somit waren die Bäder hinten angesiedelt und hatten in der Regel keine Fenster. Skyes neues Badezimmer war der Wahnsinn! Vom Boden bis zur Decke waren blaue Mosaike angebracht worden mit LED Lichtern dazwischen. Es sah aus wie eine Grotte. Sie hatte eine freistehende Wanne und eine Duschkabine mit Regendusche. Skye kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
Allerdings blieb ihr gar nicht so viel Zeit zum Staunen, denn sie musste sich fertig machen. Vorher gingen sie essen und Skye zog sich um. Sie wählte einen eng anliegenden, schwarzen Pullover und einen silbernen Taillienrock, der einen leichten Rosastich hatte und dazu schwarze Stiefel.
Kaum war sie fertig, da rief auch schon Mia an, dass sie unten warten würde.
„Na, ich habe gehört, dass du Youngjun heute ganz schön … eingeschüchtert hast“, waren Mias Begrüßungsworte.
„Ich habe mich nur nicht unter Wert verkauft.“
„Good girl!“
„Ach, übrigens, an deiner Stelle würde ich Super Junior aus dem Weg gehen?“
„Wieso?“
„Sie haben irgendetwas erzählt, dass du das mit EXO eingefädelt hast, damit ich nicht ihre Assistentin werden.“
Mia grinste fröhlich.
„Vielleicht.“
„Sie standen unter Schock“, erzählte Skye, doch Mia schien das nicht zu stören.
„Das tut ihnen mal ganz gut.“
Skye hatte keine Ahnung, was in den letzten Jahren alles gelaufen war, doch wirklich unschuldig kamen ihr Super Junior auch nicht gerade vor.
Es war komisch mit Big Bang zusammen zu sitzen. Manchmal vergaß Skye wer die wahre Geschichte kannte und wer nicht und es war schwierig den Überblick zu behalten. Sie waren in einem Nebenzimmer eines thailändischen Restaurants untergebracht und waren auch durch den Hintereingang rein geschlichen.
„Du wirst jetzt also EXOs Assistentin?“, fragte Seunghyun, schaute dabei aber zu Mia, als hätten die beiden eine unausgesprochene Konversation.
„Temporär“, warf Mia ein.
„Ich schaue was von Skye noch übrig ist, wenn ich aus Portugal wieder da bin.“
„Hey! Du sollst mir keine Angst machen!“
„Du hast sie erlebt, ich kann dir gar keine Angst mehr machen.“
Skye dachte darüber nach und nickte dann.
Natürlich wollte jeder die Geschichte um das blaue Auge wissen und Skye schaffte es damit die Sänger zu amüsieren – selbst Youngbae. Wobei Skye hier eher Schadenfreude vermutete.
Nach dem Essen ging es dann in eine völlig überstylte Karaokebar. Das waren ja keine Karaokebars mehr im klassischem Sinne, sondern viel eher Clubs, in denen man Karaoke singen konnte.
Skye erinnert sich an ihr eines Goshi damals. Es hatte unten eine Terrasse gehabt und Skye hatte dort gerne in den warmen Sommernächten gesessen um zu lernen, wenn sie sich zu müde fühlte, um noch an den Hangang zu gehen. Doch schräg gegenüber war eine Karaokebar im Keller gewesen und sie hatte keine Ahnung, wie es diese Leute am nächsten Tag auf die Arbeit geschafft hatten, aber bis morgens um 4-5 Uhr hatten sich die Gäste ihre Sorgen von der Seele gegrölt. Von Singen war hier nicht mehr die Rede gewesen.
Das hatte nichts mit dem ‚X Voice‘ zu tun. Es war riesig und hatte ungefähr 20 Zimmer. Dazu kamen zwei öffentliche Bereiche, mit einer Bühne und verschiedenen Bars.
Und aus dem Nichts tauchte Noah auf.
„Das blaue Auge steht dir gut Jeanne d’Arc“, begrüßte er sie und gab ihr zwei Küsschen auf die Wange, was in Korea nicht unbedingt üblich war.
„Ihr kennt euch?“, fragte Jiyong, sichtlich irritiert.
„Sie hat mir vor ein paar Tagen das Leben gerettet“, erklärte Noah und Jiyong schaute zu Skye.
„Du hast IHM das Leben gerettet und sagst mir nichts?“
„Du hast nicht gefragt.“ Mal abgesehen davon wusste sie ja nicht, dass die beiden sich kannten.
„Ah okay, ab Morgen werde ich dich jeden Tag fragen, ob du vielleicht jemanden gerettet hast.“
Noah entschuldigte sich kurz. Die anderen waren schon vor gegangen und somit war das Paar alleine.
„Kannst du mir erklären, wer er ist?“ Endlich vielleicht mal jemand mit einer kompetenteren Antwort als Fynn.
„Du rettest ihm das Leben und weißt noch nicht mal wer er ist?“, fragte der Sänger grinsend, doch Skyes Blick ließ keine sarkastischen Sprüche mehr zu.
„Ihm gehört zum Beispiel diese Bar. Eigentlich gehören ihm viele Bars und Clubs in der Stadt – auch gewisse … du weißt schon … Etablissements. Er ist so etwas wie der Pate. Er weiß alles und kennt jeden.“
„Hm“, machte Skye, zwar unproduktiv, doch es war das Beste, was ihr gerade einfiel.
Aus irgendeinem Grund verlief der Abend nicht so, wie Skye sich das vorgestellt hatte. Sie hatte gedacht, dass sie zu siebt einen gemütlichen Abend haben würden. Die Realität sah so aus:
Sie hatten einen ziemlich großen Raum gemietet und neben Mia, Skye und Big Bang waren auch noch zig andere Leute dabei. Zum einen bedeutete das, dass Skye und Jiyong einen gewissen Abstand waren mussten, denn schließlich war sie ja Kais Freundin. Es bedeutete aber auch, dass Jiyong sich ganz schön am Profilieren war.
Irgendwann hatte Skye genug und ging in den Hauptraum und setzte sich an die Bar.
„Also, eins musste du mir erklären“, begann Noah und schob ihr ein Glas Champagner zu.
„Du bist mit Kai und Jiyong zusammen?“ Idol-Book, dachte sich Skye nur.
„Es ist etwas kompliziert.“
„Das habe ich mitbekommen.“
Einige Momente saßen sie nebeneinander und sprachen nicht. Skye wusste nicht wieso, aber sie hatte das Gefühl, dass Noah jemand war, dem man vertrauen konnte. Trotz all der zwielichtigen Dinge – die er zweifelsohne am Start hatte, denn ansonsten wäre er nicht in Korea, einem der sichersten Länder, von drei Leuten vermöbelt worden.
„Singst du?“, fragte er schließlich.
„Nein … ja … kommt auf den Alkoholpegel an.“
„Mehr Champagner!“, rief Noah der Kellnerin zu.
Ungefähr eine Stunde später kam eine der Frauen, die an Jiyongs Lippen hin, zurück von der Toilette.
„Wow, da draußen haben die eine Sängerin, die ist der Hammer! Die singt alles, englisch, koreanisch, wirklich gut! Ich glaube sie war vorhin auch kurz hier gewesen.“
Bei dem letzten Satz gingen bei Jiyong die Alarmglocken los und er schaute sich nach Skye um. Er stand auf und Seunghyun und Mia folgte ihm.
Als sie zur Bar kamen, sang Skye ‚What is love‘ von Veronika Bozeman und im Publikum waren Leute, die weinten. Jiyong stand da mit offenem Mund.
„Wusstest du das?“
„Was das?“, fragte Mia unschuldig.
„Das sie singen kann!“
„Irgendwie schon.“
„Was soll das heißen ‚irgendwie schon‘? Wieso hast du mir das nicht erzählt?“
„Du hast nicht gefragt“, erwiderte Mia, ohne zu wissen, dass er diese Antwort heute schon einmal bekommen hatte. Jiyong war fassungslos.
Die Leute rasteten völlig aus, als sie fertig war. Koreaner waren nicht so gut darin Emotionen zu zeigen, aber in Karaokebars ging so wie so alles etwas anders zu. Noah nahm das Mikrofon an sich.
„Einen großen Applaus für Skye Jones!“, feuerte er die – nicht unbeachtlich große – Menge an.
„Hey Puddin!“ Skye grinste über das ganze Gesicht und hatte einen verträumten Blick.
„Wie viel hast du getrunken?“, fragte er sie.
„Wahrscheinlich zu viel, sie ist ziemlich kurz und dürr, aber was tut man nicht alles für ein unentdecktes Talent“, wand Noah ein.
„I can hear my Mom, telling me that it was terrible, but well let’s just hope heaven ain’t got no radio“, kicherte Skye.
„Kann ich dich mal sprechen?“ Es war eine rhetorische Frage, denn er nahm sie bei der Hand und zog sie in den Lagerraum hinter der Bar.
„Du singst?“
„Ja, du doch auch“, erwiderte sie, mutig vom Champagner.
„Wieso hast du mir das nie gesagt? Was weiß ich noch nicht über dich?“
„Eine Menge! Aber wir kennen uns auch erst zwei Monate. Eigentlich singe ich nicht, aber Kai hat mich dazu ermutigt und dann war da der Champagner…“
„Kai, hm?“ Seine Lippen pressten sich aufeinander.
„What is your problem? You’re in there, flirtin with these chicks all night long so I’m sorry Mister ‚I need to know everything‘ that things ain’t going how you’ve wanted but to be honest – I kinda thought we’d spend a evening, just us, with friends, being together in semi-public. So don’t you dare getting angry with me now.“
Jiyong fing an umher zu laufen.
„Du weißt, dass wir nicht in der Öffentlichkeit zusammen sein können – dafür hast du ja gesorgt!“
„Ach, das ist jetzt meine Schuld?“
„Soll es etwa meine Schuld sein?“
„Vielleicht war es mein verzweifelter Versuch dich dazu zu bringen zu mir zu stehen. Ich habe erwartet, dass du an die Decke gehst, als du die Idee von mir und Kai gehört hast, dass du uns öffentlich machst, bevor mich irgendwer als Freundin eines anderen vermarkten kann. Aber das hast du nicht and I was just rolling with it.“
Erst jetzt als Skye es aussprach, wusste sie, dass es die Wahrheit war. Sie hatte sich in diesen Mann verliebt und hatte ihn geheiratet innerhalb von ein paar Wochen und wenn andere dachte, dass Skye eine geeignete Freundin für die Presse war, wieso dachte Jiyong das nicht?
„Das … das habe ich nicht gewusst.“ Er hatte mit vielen Antworten gerechnet, aber nicht damit. Er hatte nicht geahnt, dass sie das erwartet hatte. Er hatte sich öffentlich noch nie zu einer Freundin bekannt. Noch nie hatte er seine Freundinnen der Presse aussetzen wollen, nicht weil er es nicht wollte, sondern weil er sie beschützen musste. Skye und Kai waren erst kurz zusammen und schon jetzt bekam sie Drohbriefe, die vom Entertainment abgefangen wurden. Mia hatte ihm davon erzählt und es gefiel ihm nicht, doch was sollte er tun? Wenn er die Geschichte mit ihr und Kai auffliegen ließ, würde er Kai in den Rücken fallen und einen Krieg innerhalb von SME auslösen.
„Ich habe in letzter Zeit das Gefühl, dass es nur noch um Sex geht, als müsstest du dir beweisen, dass ich zu dir gehöre. Kai versucht mich kennen zu lernen, wenn man nicht ständig nur auf Sex aus ist, hat man tatsächlich Zeit sich zu unterhalten and yeah, I tell him stuff because I got the feeling that he actually wants to know.“
Manche Leute würden sagen, dass sie gemein war, doch eigentlich war sie nur ehrlich. Nur konnte nicht jeder mit ehrlich umgehen.
Vor der Tür standen Seunghyun und Mia und pressten ihre Ohren an die Tür.
„Sollten wir uns einmischen?“, fragte der Rapper unsicher.
„Auf gar keinen Fall“, erwiderte Mia.
Nachdem sich Skye und Jiyong 10 Minuten angeschwiegen hatten, stand die Amerikanerin auf. Sie nahm ihre Sachen und ging Richtung Ausgang, wo sie von Seunghyun und Noah aufgehalten wurde.
„Wo willst du hin?”
„Nach Hause“, erwiderte Skye und zog ihren Mantel an.
„Komm, ich fahre dich“, schlug Seunghyun vor.
„Nein, nein, am Ende ist er dann auch noch eifersüchtig auf dich. Ich nehme ein Taxi.“
„Quatsch, Fynn kann dich fahren“, kam es von Noah und Skye stockte.
„Meinetwegen.“
Fynn und Skye sprachen nicht während der Fahrt, doch als er in den Hof fuhr, stieg er mit aus.
„Was tust du?“
„Ich bringe dich sicher nach Hause“, erwiderte der Mann und schloss das Auto ab.
„Nicht das du irgendwie zum Stalker wirst – ich habe einen Freund … oder auch zwei“, fügte sie grübelnd hinzu.
„Woher nimmst du dieses Selbstbewusstsein?“
„Aus meinem Spiegelbild.“
Schlagfertig war sie, dass musste er ihr lassen. Es hielt ihn jedoch nicht davon ab ihr hoch in ihre Wohnung zu folgen. Dafür sparte sich Fynn auch ein Lob an der Wohnung, nicht dass ihr Ego einen völligen Überflug bekam.
„Was tust du?“, fragte Skye als er sich dann auch noch auf die Couch setzte.
„Du stellst mir oft die gleichen Fragen. Ich gehe, wenn du schläfst. Noah hat gesagt ich soll auf dich aufpassen.“
Skye mochte es nicht bemuttert zu werden, doch es war ihr zu anstrengend jetzt mit ihm darüber zu diskutieren. Sie fühlte sich schlechten wegen dem was sie Jiyong an den Kopf geworfen hatte, auch wenn eine leise Stimme ihr sagte, dass sie recht hatte, so war Skye der Meinung, dass sie die Wahrheit irgendwie hätte netter verpacken können. #Filter. Gleichzeitig war sie aber auch sauer auf ihn, weil sie einen netten Abend hätten haben können und er es vorgezogen hatte weitere Leute einzuladen. Und überhaupt, was störte ihn am Singen?
Wenn Skye eine Fee wäre – denn Feen waren so klein, dass sie nur Platz für ein Gefühl hatten – dann hätte sie sich wahrscheinlich für den Ärger und nicht für die Reue entschieden.