Immer dieser Wecker. Unermüdlich. 07:00. Manila. Die eine Stunde Zeitunterschied machten den Bock jetzt auch nicht fett und Mia erst recht nicht ausgeschlafen. Doch etwas war merkwürdig. Wo war sie? Sie schlug die Augen auf und lag zwischen Leeteuk und Donghae. Wie waren die denn hier her gekommen. Mia schaute Leeteuk direkt an und war von seinem Gesicht nur wenige Zentimeter entfernt, als er die Augen aufschlug und sich zu Tode erschreckte. Sie starrte ihn einfach nur an.„Was machst du hier?“
„Kannst du den Wecker ausschalten?“, fragte er zurück und Mia überlegte kurz, ja, Wecker ausschalten war wirklich erst mal die bessere Sache.
Nachdem das geschehen war streckte sich auch Hae.
„Was macht ihr hier?“, versuchte sie es noch mal. Was war denn gestern Nacht passiert dass die beiden hier gelandet waren? Zumal sie Pyjamas an hatten, dass bedeutete, dass sie irgendwann mal in ihrem Zimmer gewesen sein mussten.
„Wir sind gestern noch mal her und haben … geredet und sind wohl eingeschlafen …“, versuchte sich Hae zu erinnern und streckte sich noch mal. Dunkel war da etwas in Mias Erinnerung. Sie schmiss die beiden aus dem Bett und öffnete die Tür um sie in ihre Zimmer zu zitieren. Vor dieser stand allerdings Yun und starrte Mia, Leeteuk und Donghae nur an.
„Es ist nicht das wonach es aussieht!“, sagten sie im Chor. Irgendwie sprachen sie sehr oft im Chor und Mia stimmte immer mehr ein. Vielleicht hatte Big Mike doch Recht, vielleicht hatte sie sich tatsächlich an die Jungs gewöhnt. Yun hob die Augenbrauen, allein diese Aussage macht sie eigentlich noch verdächtiger.
„Mir ist egal was ihr hinter verschlossener Tür macht, aber turtelt nicht in der Öffentlichkeit.“
„Turteln?“, fragten Teukie und Hae gleichzeitig während Mia sie aus ihrem Zimmer schob und die Tür hinter ihnen verschloss. Wieso war sie gestern mitgegangen? Wieso war sie nicht in ihrem Bett geblieben? Nachdem Mia geduscht hatte, ging es ihr zwar ein wenig besser, sie nahm dennoch zwei Aspirin, föhnte sich die Haare und machte sich soweit fertig. In ihren Händen lag Kyuhyuns Schlüssel, gedankenversunken betrachtete sie ihn, bis sie ihn schließlich doch anzog.
Bei dem Frühstück waren alle Nachtschwärmer recht ruhig, während die anderen nur so vor Energie strotzen. Als erstes stand heute ein Interview bei einer Fernsehsendung an, danach ein Fotoshooting für ein Magazin und dann ging es zum Soundcheck in die Halle. Heechul hatte Feuchtigkeitsaufkleber unter den Augen und die Kappe tief ins Gesicht gezogen. Leeteuk war wie immer aufgedreht, Mia hatte die Vermutung dass Schlafmangel ihm schon gar nichts mehr ausmachte. Im Bus zu dem Sender nickten viele noch mal ein. Mia hingegen ging das Protokoll durch und las sich die Fragen durch. Jemand war so nett gewesen sie in Englisch zu übersetzen. Es waren Fragen rund um das Konzert, die Erwartungen. Das Fernsehen würde auch vor der Show viele Interviews im Backstagebereich mit den Jungs abhalten. Zwischen drin telefonierte Mia mit dem Catering und sorgte dass genug Obst und Gemüse da war. Selbst Choco schien müde und lag in Eunhyuks Schoss, während er den Kopf gegen die Fensterscheibe lehnte und selbst eingeschlafen war. Es war ein Bild für die Götter. Mia schoss ein Bild und stiftete Ryeowook und Sungmin damit ebenfalls an. Am Ende twitterten sie die Bilder und lachten leise. Zum Glück gab es Stylisten, ansonsten wären manche von ihnen heute aufgeschmissen gewesen. Doch Leeteuk schlief selbst in der Maske ein. Schmunzelnd betrachtete sie ihn.
„Keine Sorge, dass ist normal. Sobald er nichts zu tun hat holt er Schlaf nach, wenn die Show los geht ist er wieder voll da“, versicherte ihr Siwon und so kam es auch. Man musste ihn nur leicht anstupsen und schon war er wach, sprang auf und plapperte fröhlich drauf los. Sie fragte sich ob es vielleicht einfach nur einen An- und Ausschaltknopf für ihn gab.
Es war zumindest auffallender dass sie sich im ausländischen Fernsehen sehr viel ruhiger und höflicher waren. Vielleicht lag es daran dass sie die Moderatoren nicht verstanden oder daran dass sie Angst hatten, man würde durch die Übersetzung ihren Humor nicht verstehen. Sprachfaul waren sie trotzdem nicht und sie plauderten was das Zeug hielt – sie achteten nur etwas mehr darauf was sie sagten und versuchten nicht zu viel Verwirrung anzurichten. Die zwei Moderatorinnen befragten die Jungs über ihre Vorstellungen von dem Konzert und nach dem, was sie schon in Manila gesehen hatten. Leeteuk erklärte dass sie sehr viele Meetings hatten und somit kaum Zeit zum Sightseeing übrig blieb. Sie grüßten alle E.L.F.s und versprachen ihnen eine gute Show. Sie sangen ‚My only Girl‘ und verabschiedeten sich vom Publikum.
Eigentlich wollte Mia dass sie etwas aßen, doch da sie gleich weiter zu einem Fotoshooting mussten, wusste Mia dass sie sich weigern würden, bis das Shooting vorbei war – die meisten zumindest. Es waren nur fünf Stylisten da und es konnten nicht alle gleichzeitig dran kommen. Mia wartet mit Heechul, Kibum, Siwon, Sungmin, Shindong, Eunhyuk und Zhou-Mi bis sie an der Reihe waren. Sie lehnte mit ihrem Kopf gegen Hyukies Schulter, da Choco zwischen den beiden lag und nickte ein. Als die anderen hochgescheucht wurden wachte sie wieder auf, es gab noch viel zu tun und sie machte sich an die Outfits für das Shooting. In Gedanken ging sie immer wieder den Tanz von ‚I wanna love you‘ durch. Heute bei den Proben würde sie auf die anderen Tänzer stoßen und fragte sich, wie sie darauf reagieren würden, dass sie Sillys Part nun übernommen hatte. Wahrscheinlich machte sie sich zu viele Sorgen.
Nachdem sie gefragt hatte, ob es okay wäre wenn sie mit Choco kurz Gassi gehen würde, verließ sie das Gebäude und ging etwas spazieren. Heute Abend würden sie ein Konzert halten, mit unendlich vielen Leuten. Sie waren zwar hibbelig, wirkten aber noch recht entspannten, sie freuten sich und waren nur minimal nervös.
Mia spazierte eine Weile umher. In Manila war es wärmer als in Seoul und sie hatten knapp 20°C. Sie hatte nur eine Weste an und Boots, das reichte vollkommen. Als sie zurück kam stand ein Taxi am Hintereingang. Kim erklärte ihr dass sie mit Donghae und Eunhyuk schon zur Halle fahren sollte, damit sie noch etwas Zeit zum Üben hatten. Die anderen würden noch ein Interview führen und dann nachkommen. Und wieder wurde diese Sache real. Mia war gut darin unangenehme Dinge zu verdrängen, doch dafür war keine Zeit mehr, so kurz vor dem Konzert. Vor der Halle standen schon die ersten Fans, eigentlich Hunderte. Der Einlass war noch über 7 Stunden hin. Das Taxi bemerkte niemand, denn man ging ja davon aus, dass alle mit dem Tourbus ankamen. Die Tänzer waren schon versammelt und man ging ‚I wanna love you‘ einige Male durch. Silly war auch da, Mia ging zu ihr und wünschte gute Besserung. Die Tänzerin wirkte nicht sauer, auch wenn ihr der Unfall Leid tat. Gegen das starkpochende Herz konnte sie einfach nichts machen, allerdings hatte sie das Unwohlsein bei Eunhyuk fast völlig verloren und sie blödelten mittlerweile rum. Hae machte sie dafür immer noch nervös. Sie zitterte fast als sie mit ihm tanzte und ihm fiel es auf. Leider.
„Du brauchst keine Angst haben. Schau einfach Eunhyuk oder mich an, okay?“ Aufmunternd lächelte er und Mia wünschte sich im Erdboden zu versinken. Sie wurde aus den Gedanken gerissen, als ihr I Phone klingelte. Irritiert schaute sie die koreanische Nummer an, wer rief sie aus Korea an?
„Hallo…“, sagte sie brav auf Koreanisch.
„Was? Hallo mein Schatzi!“
„Dad?!“
Der Sprachwechsel auf Deutsch machte das Telefonat für Eunhyuk schon wieder interessant.
„Wie geht es dir? Wo bist du?“, fragte sie so dahin.
„Gut geht’s mir und ich und die Helga sind in Seoul.“
„WAS?!“
„Ja, wir wollten über meinen Geburtstag mal weg fliegen und haben hier einen Zwischenstopp gemacht.“
„Aha.“ Ihr Dad war unglaublich. Zumal er es auch nicht mal für nötig gehalten hatte ihr VORHER Bescheid zu sagen.
„Und wo ist meine Tochter?“
„In Manila …“ Mia verzog das Gesicht. Da flog ihr Vater um die halbe Welt um sie zu sehen und sie war nicht da.
„Na toll.“
„Du hast mir nicht Bescheid gesagt!“
„Das ist ja der Sinn einer Überraschung!“, meinte ihr Vater und brachte Mia zum Lachen. Ihr Vater war ein absoluter Kindskopf und für jeden Blödsinn zu haben, sie vermisste ihn sehr.
„Aber ich komme Morgen wieder. Wie lange bleibt ihr in Seoul?“
„Bis Dienstag, dann fliegen wir weiter, länger ertrag ich die Asiaten nicht.“
„Papa!“
„Die sind alle so klein wie deine Mutter und die mag ich auch nicht, was erwartest du?“
Mia seufzte, grinste dann aber.
„Ich rufe dich Morgen an wenn wir gelandet sind, dann hole ich euch ab.“
Nachdem Mia aufgelegt hatte kam Eunhyuk und schaute fragend. ‚Dad‘ verstand er natürlich, aber ansonsten hatte er keine Ahnung was geschehen war. Sie erklärte es ihm und seine Augen wurden groß.
„Dein Papa ist in Seoul? Wir lernen deinen Papa kennen?“
Wie sollte Mia ihm erklären, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hatte? Ihr Papa war total umgänglich und witzig, aber bei Verständigunsgproblemen verlor er schnell die Geduld. Sie sagte einfach nichts und lächelte nur, vielleicht würden sie ihn kennen lernen, vielleicht würde er sie danach wieder mit nach Deutschland nehmen. Nein, sie konnten sich ja benehmen. Die anderen waren nun auch bei der Halle angekommen und der reguläre Soundcheck begann. Mia stand bei den Technikern und schaute ihnen über die Schulter. Nicht dass sie auch nur annähernd eine Ahnung hatte was sie da taten, aber es sah zumindest interessant aus. ‚I wanna love you‘ war das 11. Lied bei der Show. Sie hatte also ein wenig Zeit sich die Probe anzugucken. Sie sangen live und tanzten. Kein Wunder dass sie nach 5 Liedern verschwitzt waren. Mia reichte Wasser zwischen den Liedern. Manche Lieder mussten sie zweimal performen, weil die Techniker Feinabstimmungen machen mussten. Sie tanzte bei Donghaes und Eunhyuks Lied mit und machte sich dann daran die Stylisten und die Garderobe zu organisieren, denn bald würde es hier hinten hektisch werden.
Nachdem die Probe fertig war gingen alle duschen und dann in die Maske. Mia musste natürlich auch fertig gemacht werden, hatte aber noch ein wenig Zeit und streifte durch die Halle. Sie selbst war kein großer Konzert-Mensch, sie war an sich kein Mensch für Massenveranstaltung. Sie hasste es sich durch Menschen zu quetschen, angeschubst zu werden und keinen Bewegungsfreiraum zu haben. Zugegeben, die Konzerte in Asien waren ziemlich zivilisiert, sie saßen alle auf ihren Plätzen. Schwenkten bunte Leuchtstäbe und sangen lauthalses die Lieder mit. Mia erinnerte sich an die Konzerte die sie besucht hatte. Ihr erstes Konzert war das der Backstreet Boys gewesen, 1996 in der August-Schärtner-Halle in Hanau. Tagelang hatte sie das erste Album hoch und runter gehört um alle Lieder mitsingen zu können, mit 12 Jahren waren ihre Englischfähigkeiten noch nicht sehr gut gewesen und sie war unheimlich stolz auf sich gewesen – und so verliebt in Nick. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen bei der Erinnerung. Nahe Frankfurt gab es einen Club, ihre Eltern kannten den Geschäftsführer. Dort gab es immer Konzerte von amerikanischen Musikern die noch nicht so bekannt waren und keine Konzerthallen füllten. Usher, KC & Jojo, TQ – Mia hatte für alle Freikarten bekommen und es war doppelt gut. Nicht nur dass sie in dem coolen Club rumhängen durfte mit 14/15 Jahren, nein, sie durfte auch diese tollen Sänger sehen.
Gut, sie war auch auf anderen Konzerten gewesen 3T, Puff Daddy, aber im Laufe der Jahre hatte sie sich immer mehr von so Massenveranstaltungen zurückgezogen. Nun stand sie am Fenster der Halle und betrachtete das Menschenmeer vor ihr, Mädchen die darauf warteten Super Junior zu sehen und sie bekam eine Gänsehaut dabei.
„Wahnsinn oder?“
Sie zuckte zusammen als Sungmin grinsend neben ihr stand und lächelte dann.
„Sie kommen alle um uns zu sehen, manchmal frage ich mich womit wir das verdient haben, all diese Liebe.“
„Ihr macht sie glücklich, ihr seid sympathisch, verrückt, menschlich. Ihr seid wirkliche Menschen, die auch mal sauer sind, sich ärgern, sagen dass sie müde sind und auch mal weinen, ihr versteckt euch nicht“, meinte Mia gedankenverloren und dachte an die ganzen Tweets in denen sie auch Dinge schrieben wie dass sie müde waren, deprimiert und traurig und die ganze Welt konnte es lesen. Sungmin drückte sie bei den netten Worten.
„Wenn ich jüngere wäre, wäre ich sicher auch ein Fan von euch“, gab sie zu. Die Musik war gut, die Stimmen schön und das ganze Drumherum brachte sie den Leuten wirklich näher.
„Could you image having a normal life? Like working in a store or an office?”, fragte sie ihn.
“Hardly”, gab er ehrlich zurück. Was wussten sie schon von einem normalen Leben? Sie arbeiteten wie Tiere, schliefen zu wenig und waren eigentlich immer im Stress, aber wie wären sie geworden, wenn sie nicht Super Junior wären, wenn sie einfach studiert hätten und dann normal arbeiten gegangen wären? Mia konnte es sich nicht vorstellen.
„Übrigens, du sollst in die Maske“, sagte ihr Sungmin und gemeinsam gingen sie zu den anderen.
Mias Papa war immer noch Hauptgesprächsthema und während Mia die Haare gemacht bekam, hielt Siwon ihr wieder Karteikarten vor die Nase. Diese Buchstaben waren echt anstrengend, aber wirklich dämlich stellte sie sich nicht an. Es war nicht unmöglich, sie war einfach zu faul gewesen. Wenn sie die Zeichen konnte, müsste sie unbedingt ihrer koreanischen Freundin in Frankfurt schreiben, sie würde komplett zusammenbrechen.
Vor der Show gab es noch etwas zu essen, nicht zu viel, aber alle aßen zumindest ein wenig. Mia hatte wieder einiges an Obst geordert, später würde sie wieder Obstteller zusammenstellen zum Naschen.
Da Sillys Klamotten Mia nicht passten, nahm man ihr Showkostüm zu ‚My only girl‘ für den Auftritt mit Donghae und Eunhyuk. Manche der anderen Tänzerinnen schauten sie komisch an, klar, Europäerin war schon was Komisches. Glücklicherweise hatte Mia genug Selbstbewusstsein um über solche Sachen hinweg zu sehen.
Man konnte hören wie die Halle gefüllt wurde, Kyuhyun schlief seelenruhig in einem Sessel, neben ihm war auch Eunhyuk eingeschlafen. Unglaublich, die Ruhe weg hatten sie. Mia hingegen rannte in einer Korsage durch die Gänge und verteilte Wasserflaschen mit Strohhalmen. Manchmal wagte sie seinen Blick hinaus in die Halle und sah unzählige blaue Lichter, die fast schon gespenstig wirken. Sie riss sich von dem Anblick los und ging wieder hinter die Bühne. Dort suchte sie Kim schon, weil er nicht gewusst hatte wohin sie gegangen war. Also trug er ihr auf brav bei der Bühne zu bleiben und auf ihren Einsatz zu warten. Einige Presseleute waren da und das Fernsehen und sie interviewten die jungen Männer. Leeteuk redete wieder so viel Blödsinn zusammen und alle lachten. Er war genau richtig bei dem was er tat, er hatte keine Angst vor der Kamera und war redegewandt. Doch dann hieß es irgendwann ‚Auf Position‘ und die Show begann.
Mia langweilte sich, so abgestellt und kam sich vor als hätte man sie auf die stille Treppe gesetzt. Die Jungs rannten rein und raus, Tänzer kamen und gingen. Mia schaute ihnen hinterher und wartete, bis Eunhyuk ihr ein Zeichen gab. Natürlich hatte sie zählen können, bis elf konnte ja wohl jeder zählen.
„Ready to touch me?“, fragte er grinsend und hob die Augenbrauen. Mia lachte fröhlich und nickte. Dann ging es los. Als sie raus auf die Bühne gingen war der Lärm ohrenbetäubend und wenn sie keinen Knopf im Ohr gehabt hätte, über den sie Eunhyuk und Donghae hören konnte, hätte sie sicher die Orientierung verloren. Sie tanzte mit Eunhyuk und er zwinkerte ihr zu. Mia versuchte das Publikum zu ignorieren, was gar nicht so einfach war und konzentrierte sich auf die Choreografie. Dann kam Donghaes Part und ihr Herz schlug schneller. Ihre Blicke traf sich und so viel lag in diesem einen Blick Sehnsucht, Enttäuschung und Hoffnung. Sie berührten sich, sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken. Die ganze Halle schrie als sich die beiden Männer die Hemden aufrissen. Als sich Mias Finger auf ihre nackten Oberkörper legten hielt sie die Luft an. Hinter der Bühne waren sie süß und niedlich und auf der Bühne wurden sie zu den absoluten Sexobjekten. Es war ein extremer Gegensatz, der Mia ein wenig aus der Bahn warf. Dann war es auch schon vorbei und sie waren wieder hinter der Bühne. Eunhyuk knuddelte und lobte sie, Mia zwang sich zu einem Lächeln. Sie war viel zu sehr durch den Wind und froh sich umziehen zu dürfen. Danach suchte sie etwas, was ihr etwas Zeit alleine verschaffte. Also schnappte sie sich das Obst und schnitt es in Mundgerechte Stückchen. Alle waren viel zu beschäftigt um auf sie zu achten, niemand sah die Tränen die sich in ihren Augen sammelten und die sie genervt versuchte wegzublinzeln. Bevor sie doch noch jemand sah ging sie die unterirdischen Gänge entlang und stellte Wasserflaschen und Teller mit Früchten auf. Das Problem war, dass wenn sie einmal angefangen hatte zu weinen, es dauerte bis sie sich ausgeheult hatte. Sie stellte einige Teller auf und setzte sich dann auf den Boden, vergrub den Kopf zwischen den Armen. Als Mia hörte wie jemand kam wischte sie sich schnell über das Gesicht. Leeteuks Grinsen erstarb als er Mia sah.
„Was ist los?“
Hektisch stand sie auf und wischte sich noch mal über das Gesicht.
„Nichts, nichts, Banane?“ Damit hielt sie ihm den Teller hin. Besorgt schaute der Bandleader sie an. Er konnte sich fast denken was los war.
„Ich weiß nicht wieso du dich selbst so quälst, vor was hast du Angst?“
Vor was sie Angst hatte? Davor dass ihre Seele zerbrechen könnte. Wenn sie einmal anfangen würde Hae zu lieben, würde sie für ihn bis ans Ende der Welt gehen und wenn es dann nicht klappen würde, könnte sie daran kaputt gehen, aber wie sollte sie das ihm schon begreiflich machen?
„Du hast keine Zeit, iss Banane“, war alles was sie dazu sagte. In dem Moment kam Kyuhyun vorbei gerannt. Er sah zwar Mia, entschied aber jetzt dafür keine Zeit zu haben.
„Soll ich dir einen Rollstuhl holen oder schaffst du es noch bis zu deinem Einsatz?“ Und dann war er auch schon wieder weg. Entrüstet schaute Teukie ihm nach und Kyu hatte es geschafft Mia zum Kichern zu bringen. Er schnappte sich eine halbe Banane und rannte Kyuhyun hinterher. Ab da an war es auch gut und Mia fing sich wieder. Sie schminkte sich ab und wieder neu, damit niemand sah wie verheult sie gewesen war und machte sich dann wieder auf den Weg. Ein Teil war gerade in der Garderobe um sich umzuziehen und Mia stolperte rückwärts wieder aus der Umkleide.
„Du stellst dich auch an! Du hast Donghae und mich schon ganz nackt gesehen!“, stellte Kyuhyun trocken fest und Sungmin riss die Augen auf.
„Am Ende ward doch ihr an dem Dreier schuld!“
„Welcher Dreier?“, fragte Siwon entsetzt und schaute zwischen den drei hin und her. Mia stülpte die Lippen nach innen und klopfte ihm auf die Schulter.
„Dafür bist du noch zu jung.“
Nach diesem Satz brach Kyuhyun erst mal lachend zusammen. Die Show ging weiter und jedes Mal wenn einer der Sänger an ihr vorbei kam stopfte sie ihm eine Frucht in den Mund. Kim und Yun fanden das sehr witzig und lachten herzlich über die Bemutterung.
Als das Konzert zu Ende war legten sich alle auf den Boden und schnappten nach Luft. Mia stopfte jedem Früchte in den Mund und ließ sie Wasser trinken.
„Ich will nicht … ich kann … nicht …“, seufzte Yesung und wischte sich mit der Hand über die Stirn.
„Nichts da, das ist gesund“, sagte sie und er bekam ein Stück Apfel in den Mund gestopft.
„Ich bin nur froh dass sie das nicht mit Süßigkeiten macht“, meinte Eunhyuk.
„Ich nicht!“, beschwerte sich Shindong.
Zehn Minuten blieben sie so liegen, sie sahen ziemlich fertig aus aber auch sehr glücklich. Mia hockte neben Kyuhyun, weil er der einzige war der sich bedingungslos von ihr mit Trauben füttern ließ. Dann sprang Leeteuk auf.
„So, was machen wir jetzt?“
Eunhyuk, Yesung, Sungmin und Heechul sprangen ebenfalls auf.
„Essen gehen!“
„Feiern!“
„Ich will als Lady Gaga durch die Stadt rennen!“, schrie Heechul und brachte alle zum Lachen.
„Also mir geht es hier gut“, bemerkte Kyuhyun nebenbei, wurde aber ignoriert.
Kim wollte nicht dass sie großartig durch die Stadt zogen. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen und morgen früh würden sie zurück nach Seoul fliegen damit Super Junior M weiter am Album arbeiten konnte.
Im Hotel durften sie aber noch etwas in der Hotelbar feiern und alle tranken, aßen und quatschten. Bis Kim sie um 23 Uhr auf ihre Zimmer schickte. Es war schade die Runde so früh schon wieder aufzulösen und alle waren etwas mürrisch. Mia ging erst mal duschen und schaute dann die Emails durch. Es war nicht viel rein gekommen, die paar Anfragen – die ernst zu nehmen waren – beantwortete sie schnell. Verdutzt schaute sie auf als ihr Zimmertelefon klingelte.
„Hello?“, fragte sie in den Hörer.
„Mia?“, flüsterte eine Stimme am anderen Apparat zurück.
„Yes“, sagte sie normal.
„Ich bin’s Eunhyuk.“ Wieso flüsterte er eigentlich?
„What’s up?“
„Wir wollen noch etwas wach bleiben und schleichen uns gleich alle in Leeteuks Zimmer. Du musst vorsichtig sein, denn du kommst an Kims und Yuns Zimmer vorbei, bis gleich … ach und wenn man dich erwischt: Du weißt von nichts!“
Dann legte er auf. Mia schaute den Hörer an und zog eine Augenbraue hoch. Oh man. Mia ging zu der Tür und öffnete sie. Auf dem Flurboden fand sie Eunhyuk, Sungmin, Heechul, Shindong und Donghae die sich kriechend fort bewegten. Skeptisch betrachtete sie die Szene, wieso duckten sie sich nicht einfach unter dem Spion durch? Nein, so machte es wahrscheinlich mehr Spaß. Zumal sie so viel Lärm machten dass sie auch normal hätten laufen können. So wie Mia. Sie lief einfach, duckte sich leicht durch an dem Spion des Zimmers der Manager vorbei und erreichte somit als Erste das Zimmer von Leeteuk und Kyuhyun am Ende des Ganges. Kyuhyun saß im Bett mit seiner PSP und spielte, Leeteuk hatte die Minibar geplündert und alles auf dem Tisch aufgebaut.
„Wo sind die anderen?“, flüsterte er.
Mia zeigte nur in Richtung des Flurs und setzte sich dann zu Kyuhyun.
„Albern, hm?“, meinte er nur und sie grinste.
Die ganze Geheimaktion hatte sich spätestens dann erledigt als sie Musik an machten und versuchten englische Titel nachzusingen. Nach Mias Meinung wussten Kim und Yun genau dass sie noch nicht schliefen, aber was sollten sie sagen? Im Endeffekt waren sie alle erwachsen und konnten entscheiden wann sie schlafen gehen wollten. Mias Auftritt war irgendwann ein großes Thema und ihr war es unheimlich unangenehm.
„Geb es zu, es hat dir gefallen“, sagte Eunhyuk und brachte alle zum Lachen.
„Ich glaube dir hat es mehr gefallen als ihr“, warf Heechul ein. Eunhyuk lief hoch rot an und versuchte sich rauszureden, was ihm nicht gut gelang.
Leeteuk beschloss so gegen 2 Uhr dass es doch Zeit war langsam schlafen zu gehen. Alle 15 Minuten wollten sie Schnick-Schnack-Schnuck spielen und der Verlierer musste ins Bett. Kyuhyun war froh nicht mitspielen zu müssen und erzählte Mia wie er letztes Jahr verloren hatte und das Essen für alle zahlen musste. Das Fiese war dass er selbst keinen Bissen abbekommen hatte, weil er nicht genug Geld dabei gehabt hatte und nach Hause fahren musste. Die anderen amüsierten sich darüber immer noch, Mia fand das aber ganz schön gemein und versicherte ihm, dass sie ihm etwas zu essen aufgehoben hätte.
Als Erster musste Heechul gehen, der laut schreien durch den Flur allen gute Nacht wünschte. Panik kam auf. Leeteuk schaute durch den Spion und flüsterte aufgeregt als die Zimmertür der Manager auf ging. Er machte das Licht aus und alle stiegen in die beiden Betten. Mia lag zwischen Kyuhyun und Sungmin, neben dem Donghae noch lag. Kim hatte generell alle Zimmerschlüssel doppelt und kam rein, machte das Licht an. Sie hatten alle die Augen zu und taten so, als würden sie schlafen. Als Sungmin anfing leise zu Kichern, zog er die Decke über das Gesicht, steckte damit aber Mia an, die von Kyuhyun den Mund zugehalten bekommen kam.
Kim brach einfach nur lachend zusammen. Zum Glück, dass hätte auch anders ausgehen können, aber wer Manager von Super Junior war musste wohl ein hohes Maß an Humor mitbringen.