Am Morgen des 02. März war schon am frühen Morgen ein reges Treiben im Hause „Super Junior“. Bereits um 7 Uhr waren alle wach, die einen um nach Beijing zu fliegen, die anderen weil sie in die Uni mussten und die Assistentin weil sie einen Flug nach Tokyo hatte. Alle liefen durcheinander, Klamotten flogen rum und es gab auch das ein oder andere Gezanke weil jemand im Weg stand oder etwas nicht fand.
„Ehrlich, ihr habt doch gewusst dass ihr heute weg fliegt!“
Mia stand in der Mitte eines Schuhhaufens in Donghaes Zimmer. Einen Schuh hatte er, er suchte nur den zweiten dazu. In seinem Zimmer war der Schuh jedenfalls nicht, auch wenn Mia sich fragte wie er in dem Chaos durchblickte dass er da angerichtet hatte. Die Haushälterin würde sich freuen, wenn sie sein Zimmer betrat, wenn Mia hier Haushälterin hier wäre, wäre dass der Moment, in dem sie ihm eine tote Ratte in die Matratze nähen würde.
Weiter ging das Gesuchte bei Leeteuk und Eunhyuk. Eunhyuk balancierte mit Choco auf einem Stuhl, damit Hae Platz hatte. Leeteuk saß am Laptop und hob netterweise die Füße, als der jüngere Sänger unter dem Schreibtisch kroch – klar, der Schuh ist sicher von ganz alleine unter den hintersten Trolli gekommen.
Nachdem er auch Kyuhyuns und Siwons Zimmer auf den Kopf gestellt hatte, ließ er sich schnaubend am Frühstückstisch nieder. Zumindest ein paar Leute waren gut organisiert und Ryeowook und Sungmin waren nur so früh aufgestanden um für alle noch mal Frühstück zu machen.
„Ich will meinen Schuh. Wenn ich ein Schuh wäre, wo würde ich mich verstecken?“
„Darling, I get you a new one, but you have to hurry just a little bit, Mike’s gonna be here in like 20 minutes“, erklärte sie ihm. Im Endeffekt hatte Henry den Schuh und würde es ihm erst im Flugzeug verraten – allein schon damit Mia ihn nicht steinigen konnte, weil sie das ganze Chaos hatte mit ertragen müssen.
Es war kurz nach 8 Uhr und Mike hatte sie angerufen, dass sie mit dem Van gleich da waren. Mia scheuchte alle auf und am Ende verabschiedete sich jeder von jedem. Mia drückte Donghae feste an sich.
„Pass auf dich auf, schlaf viel und esse gesund, pass auf die anderen auf und schreib mir oft, versprochen? Und fahr bitte nicht mit der U-Bahn“, belehrte sie ihn während sie ihn an sich drückte. Donghae grinste breit und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, lehnte dann seine Stirn gegen ihre.
„Das Gleiche gilt für dich, schreib mir wenn du in Tokyo gelandet bist, okay?“
Mia nickte verlegen und Hae gab ihr noch einen Kuss auf die Wange, ganz schnell, dass sie sich nicht wehren konnte. Als die Tür hinter den M-Mitgliedern zufiel merkte Mia dass Leeteuk und Eunhyuk sie anstarrten.
„Willst du uns vielleicht irgendetwas sagen?“, fragte Eunhyuk und hob dabei die Augenbrauen.
„Ehm … no.“ Unsicher schaute Mia nach links und nach rechts, hatte sie etwas verpasst?
„Ihr seht total süß zusammen aus!“, platzte es aus Sungmin und Mia lachte, als sie verstand um was es ging.
„Donghae und ich sind nur Freunde“, gab sie lachend zurück und wusste dass sie sich selbst betrog, denn ihr Herzschlag sagte etwas anderes.
Der Terminplan der kommenden Tage war nicht so voll wie sonst und Mia hatte nicht allzu große Sorgen, dass sie ein komplettes Chaos anrichten würden. Kim, Yun und Mike waren ja noch da um auf die Welpen aufzupassen. Sie saßen noch etwas zusammen und Mia ging mit ihnen den Terminplan durch. Eunhyuk, Leeteuk, Sungmin und Shindong würden bei einer Tanzshow am Mittwoch teilnehmen und teilweise auch Choreos mit SHINee einstudieren, deswegen waren sie in den kommenden Tagen oft im Studio gebucht mit der anderen Band zusammen. Morgen würden Heechul und Yesung die Musik Bank mitmoderieren, Heechul versprach Mia es auf Video aufzunehmen, damit sie es sich dann anschauen könnte.
„Ich weiß genau dass du es sehen möchtest“, sagte er mit breitem Grinsen. Mia überlegte einen fiesen Spruch zu bringen, ließ es dann aber bleiben, vielleicht würde es ihr gut tun nicht ständig mit Hae, Siwon oder Kyu rum zu hängen und vielleicht könnte sie sich etwas mit Heechul anfreunden.
Mias Handy klingelte, sie kannte die Nummer nicht und ging vorsichtig dran.
„Good morning beautiful, we’re in front of your house, want me to come up to help you with the baggage?“
Er musste nicht sagen wer dran war, sie erkannte Jihoons Stimme sofort.
„No, no, it’s okay, I’ll come down.“
Sie hatte einen kleinen Trolly, in den ziemlich viel rein passte, ihre Laptoptasche und ihre große Handtasche dabei und wäre eigentlich im Stande gewesen das alleine zu tragen, doch Eunhyuk und Leeteuk bestanden darauf ihr zu helfen. Unten vor dem Haus stand ein schwarzer BMW X6. Jihoon stieg auf der Beifahrerseite aus und kam ihr etwas entgegen.
„Danke dass du so kurzfristig Zeit hattest für das Fotoshooting“, meinte er lächelnd und Mia wurde verlegen – Eunhyuk passte das gar nicht.
„Kein Problem, das ist mein Job.“
„Ja, ja, ja, bevor ihr fahrt, musst du ein paar Sachen wissen“, begann Leeteuk und Mia befürchtete das Schlimmste und zupfte an seinem Ärmel.
„Also, Mia muss regelmäßig essen“, sagte er.
„Weil sie es sonst vergisst“, ergänze Eunhyuk. Mia drehte sich blamiert weg und legte die Hand über die Augen, oh man, mussten sie sie so vor ihm blamieren?
„Sie mag kein Fisch.“
„Keine rohen Sachen.“
„Und keine Algen.“
„Die Stylisten sollen vorsichtig mit ihren Haaren sein“, grübelte Leeteuk.
„Und keine männlichen Zimmerpartner“, fügte Eunhyuk noch hinzu, woraufhin Teukie kräftig nickt.
„Keine Männer.“
„Keine Partys.“
„Kein Alkohol.“
Jihoon stand da nur, mit hochgezogenen Augenbrauen und einem leicht amüsierten Blick und ließ die beiden sich austoben.
„Gut, ihr habt mich jetzt genug blamiert und ihr müsst zur Uni.“
Mia drückte die zwei Kerlchen fest an sich und gab ihnen einen Kuss auf die Wange. Eunhyuk schnappte sie aber noch mal und drückte sie. Jihoon hatte mittlerweile ihre Sachen in den Kofferraum getan als sich Mia von den beiden Sängern losreißen konnte.
„Und schreib wenn du angekommen bist!“, rief Teukie ihr noch hinterher. Mia schüttelte nur den Kopf, es war ja wirklich niedlich, aber auch sehr peinlich. Jihoon öffnete ihr die hintere Tür und ein grinsender Joon strahlte ihr entgegen.
„Hello Mia!“
„Joon?! Was tust du hier?“
„Er macht bei der Modenshow und bei dem Shooting heute mit“, klärte Jihoon sie auf und Mia nahm hinten Platz. Sie sah nur wie Leeteuk und Eunhyuk einen verwirrten Blick austauschten und gleichzeitig etwas sagten, zu dem Auto guckten und hinrannten, doch sie waren schon los gefahren. Mia sackte etwas tiefer in ihren Sitz.
„Sie haben dich wirklich gerne.“ Jihoon suchten ihren Blick durch den Rückspiegel.
„Anscheinend“, antwortete sie grinsend und spürte wie ihr I Phone vibrierte. Besitzergreifend würde es wohl eher treffen.
„Captain?“, ging sie ran und Joon schaute neugierig.
„Ist Lee Joon dabei?“, hörte sie am anderen Ende Eunhyuk sagen.
„Jup.“
„Auf gar keinen Fall steigst du in dieses Flugzeug. Rain 1 und Rain 2 – das kann nicht gut gehen …Mia? Hallo?“
Eunhyuk schaute auf sein Display, der Anruf war weg.
„Ich glaube sie hat aufgelegt.“ Er schaute auf zu Teukie der nur den Kopf schüttelte.
Mia schaltete grinsend ihr Handy aus und packte es zurück in die Tasche.
„Und bist du aufgeregt?“, fragte Joon.
„Noch nicht“, antwortete sie ehrlich. Das würde erst später kommen, vor allem mit den beiden Männern an ihrer Seite. Bilder aus Videos schwirrten in ihrem Kopf umher und das war nicht gut. Joon war genauso alt wie Kyuhyun, doch war das Image der beiden unterschiedlich wie Tag und Nacht. Kyuhyun war der freche Junge mit der göttlichen Stimme, der langsam zum Mann heranreifte. Seine freche Art und sein Selbstbewusstsein machten ihn interessant, man wollte mehr über ihn erfahren, ihn besser kennen zu lernen. Bei Joon fiel Mia nur ein Wort ein: Weghauen! Er konnte noch sehr kindlich sein, was man in vielen Videos sehen konnte und erinnerte sie vom Albernheits-Faktor etwas an Hae, aber sein Körper und seine Darstellung in der Öffentlichkeit war eindeutig das Marktkonzept „Sex sells“.
Mia wusste nicht viel von Joon, klar hatte sie ihn bei den Winterspielen erlebt und bei anderen Fernsehsendungen, doch sie war meistens mit Welpen und Küken beschäftigt und bekam deswegen nicht viel mit. Doch wie gesagt, allein schon ihn mit Kyuhyun zu vergleichen brachte Mia vollkommen aus dem Konzept.
Am Flughafen checkte Jihoon für sie ein. Mia fragte sich ob jemand ihnen gesagt hatte welche einschlafende Wirkung Flugzeuge auf sie hatten. Nein, sie musste wach bleiben, die Blamage vorhin hatte schon gereicht. Zu allem Übel saß sie auch noch in der Mitte der beiden. Sie plauderten ein wenig, über das letzte Super Show 3 Konzert und die kommenden Auftritte. Mia vergaß natürlich nicht das J.Tunes und SM Entertainment auf dem Markt Feinde waren, beide Parteien achteten darauf was sie sagten, Mia hatte keine Lust später von Kim einen auf den Deckel zu bekommen.
Sie las ein englisches Magazin im Flugzeug, doch es änderte nichts an ihrer Müdigkeit und es fiel ihr immer schwerer die Augen offen zu halten. Nach einer halben Stunde war ihr Kopf zur Seite gekippt, an Jihoons Schulter. Der Künstler schaute amüsiert zu der Europäerin.
„Irgendwie niedlich, oder?“, meinte Joon und grinste ebenfalls.
„Wenn du uns fotografierst, bekommst du Ärger“, mahnte der Ältere.
„Wieso wolltest du sie haben? Sie ist kein professionelles Model.“
„Aus dem gleichen Grund wieso ich dich damals haben wollte, Ausstrahlung.“ Jihoon zwinkerte und damit war das Thema gegessen. Er versuchte sich nicht viel zu bewegen um Mia nicht aufzuwecken, sie schaffte es den ganzen Flug durch zu schlafen und als er sie weckte, schreckte sie auf.
„Ich schlafe nicht!“, sagte sie im vollautomatischen Aufwachmodus und brachte die beiden Männer zum Lachen.
„Klar“, meinte Joon.
„Jeder, aber du nicht“, fügte Jihoon hinzu und Mia lief hochrot an. Irgendwie war sie bei Jihoon verkrampft, unlocker und nervös. Sie wollte eine Frau sein, kein Mädchen, sie wollte dass er in ihr eine erwachsene Person sah und nicht einen Kindskopf, der albern war, verschmust, zwei Kaninchen hatte und einen riesen Chopper im Bett versteckte.
Am Flughafen wurden sie bereits von vier Sicherheitsmännern erwartet und fuhren sofort zu dem Fotoshooting. Die Fans hatten anscheinend die kurzfristige Umbuchung nicht mitbekommen, denn normalerweise waren unzählige Fans am Flughafen um ihre Stars zu verabschieden, beziehungsweise um sie willkommen zu heißen. Am Flughafen in Tokyo ging es, es bildeten sich kleine Gruppen von Mädchen und Frau und viele Leute guckten, aber mit der Hysterie die Mia in Manila erlebt hatte war es nicht zu vergleichen. Sie hatten einen Dolmetscher im Schlepptau als sie am Fotoset ankamen und für sie übersetzte. Mia war nicht seine Assistentin, nein, sie war hier um sich fotografieren zu lassen und sie unterdrückte den Drang ihm hinterher zu dackeln und zu fragen wie der Ablauf war. Man brachte ihr und Joon etwas zu trinken und gemeinsam warteten sie auf weitere Anweisungen.
„Stimmt es dass du Jihoon nicht erkannt hast, als du ihn bei dem Charity Abend kennen gelernt hast?“
Huh? Woher wusste er das denn? Wusste das Jihoon? Oh nein, wie peinlich!
„Richtig, ich wusste es nicht“, gab sie verlegen zu. Für jemand aus Korea war es schwer zu begreifen wie man Rain nicht kennen konnte, er war seid so vielen Jahren in den Medien präsent, dass er nicht mehr weg zu denken war. Joon lachte herzlich darüber, diese Reaktion rief diese Geschichte wohl allgemein hervor.
„Ich frage mich ob du Sabrina Setlur erkennen würdest, wenn sie neben dir steht“, gab sie zurück und streckte ihm die Zunge raus.
„Wen?“
„Eben das!“
Stimmt, wenn Joon in Deutschland wäre, würde er sicher auch die meisten nicht kennen und zugegeben, für die paar Monate die Mia nun in Seoul war hatte sie sich schon wirklich gut eingelebt und kannte viele Leute.
Kim rief zwischen drin mal an und fragte, ob alles in Ordnung sei und verschwendete noch zwei Sätze sie darauf hinzuweisen keine internen Informationen Preis zu geben. Mia rollte mit den Augen, hätte man ihre Kompetenz nicht vorher in Frage stellen sollen? Sie legte auf als die Stylisten sie zu sich riefen. Joon schaute zu Mia.
„Ich verstehe das auch nicht“, sagte sie bei seinem fragenden Blick und er verzog das Gesicht.
„Ich hasse es Sprachen nicht zu verstehen…“, murmelte er und ging voraus. Jihoon kam wenige Minuten später nach und wurde neben Joon gesetzt. Mia musste einfach fragen ob sie nur zu dritt die Bilder machten und er erklärte ihr, dass sie schon Bilder in Korea aufgenommen hatten, diese aber hier für eine separate Werbekampagne genutzt werden sollten. Es stellte sich heraus, dass sie viele Bilder ähnlich dem ‚Vampire Diaries‘ Konzept machen würden, zwei Männer, eine Frau. Es gab viele Bilder mit Elena und den Salvatore-Brüdern, sie würden praktisch die deutsch-koreanisch Fassung davon machen, nur in ONE4YOU Klamotten. Mia kannte und liebte die Serie und wusste genau welche Bilder gemeint waren.
Sie begannen mit einfachen Sachen, sie lag in der Mitte, leicht nach hinten überlehnend, die Beine angewinkelt überkreuz und die beiden lagen jeweils zu ihrer Seite. Es war das Titelbild von ‚Vampire Diaries‘ und würde zwar soweit verändert werden, dass es nicht zu gleich aussah, man aber den Wiedererkennungswert hatte. So entstanden viele Szenen, sie wurden zig Mal umgezogen und je mehr Bilder sie schossen um so mehr taute Mia auf. Sie fingen an rumzublödeln, tauschten die Rollen und fingen an zu lachen, wenn sie zu lange still halten mussten.
„Etwas mehr Konzentration“, mahnte Jihoon, der selbst am Lachen war.
Sie machten Bildern, in denen Jihoon Mia in den Arm nahm oder hochhob – dafür hatten sie etwas üben müssen. Mia hatte ein luftiges Sommerkleidchen an. Für dieses Bild hatte man ihr extra mehr helle Strähnchen in die Haare geklipst, damit es besser zum Konzept passte. Sie sollte Anlauf nehmen, Jihoon würde sie an der Hüfte hochheben und sie sollte dabei so aussehen, als habe sie einen riesen Spaß.
Die erste Schwierigkeit bestand darin zu rennen und NICHT abzubremsen. So oft ging Jihoon auf Position und Mia bremste vorher ab aus Angst in ihn zu springen oder sonst was. Beim fünften Ablauf klappte es. Jihoon hob Mia ohne große Probleme hoch, nur sah es nicht gerade so aus, als hätte sie Spaß dabei. Sie hielt sich an seinen Armen fest und schaute fragend. Joon stand am Rand und lachte herzlich, ihr Gesichtsausdruck muss wirklich sehr unfröhlich gewesen sein. Nachdem sie es dann mal schafften nach hinten zu kippen, während Jihoon Mia hochhob und sie schmerzhaft umkippten, was dazu führte dass sie anfingen zu lachen, ging es dann. Mia hob die Arme, lachte fröhlich, jubelte oder streckte ihren Zeigefinger nach ihm aus, dabei versuchte sie die Beine in einer guten Position zu halten, das eine gestreckt, das andere leicht eingeknickt. Der Fotograf war begeistert von dieser Szene, er sagte – so zumindest die Übersetzung des Dolmetschers – dass Mia ‚Freude‘ war.
Danach wurden Bilder mit Joon und Jihoon geschossen und man stylte Mia um. Es flashte sie gerade dass sie so locker mit Jihoon umging und dass sie in Tokyo war und Bilder schoss, für die sie alle Fans hassen würden. Vielleicht war das auch der Grund wieso sie die Zeichen nicht lernen wollte – dann würde sie die ganzen Gehässigkeiten ja verstehen. Wenn man das so betrachtete, fing Mia an zu überlegen, ob sie Hanguel wirklich lernen sollte. Siwon könnte ihr weiterhin die Vogue übersetzen und alles wäre weiterhin in Ordnung.
Als nächstes schossen sie ein Bild dass in Mias Augen nichts mit Mode oder der Kollektion zu tun hatte. Das Bild bei dem Stefan Elena fast küsste und Damon ihr über den Hals leckte. Mia spürte die Röte unter ihrem Make-Up als sie das „Inspirationsbild“ sah. Was dieses Bild mit ONE4YOU zu tun hatte? Mia trug Schmuck der Kollektion an der Hand und am Ohr – ist ja nicht so, als hätte ihr das keiner erklären lönne.
Jihoon sah ihren skeptischen Blick.
„Is it okay? Do you feel comfortable?“
Mia nickte und lächelte. Sie wollte nicht schon gleich beim ersten Job rumheulen oder meckern, solange sie sich nicht ausziehen musste, war alles in Ordnung. Zuerst legte man Mia hin und die Stylisten schminkten nach, richteten ihre Haare. Sie versuchte sich zu beruhigen, doch sie spürte wie ihr Herz am pumpen war. Man hätte sie ja mental auf so etwas vorbereiten können. Nachdem die Stylisten mit ihr zufrieden waren, kamen die Jungs dazu. Sie hatte ihre rechte Hand gehoben, denn sie würde sie auf Jihoons Wange legen. Zuerst spürte sie Joons Lippen auf ihrem Hals, dann lehnte sich Jihoon zu ihr, zum Glück hatte Mia nie schwitzige Hände, ansonsten wäre das jetzt sehr unangenehm geworden. Doch dann fing Joon an zu lachen.
„Mia! Kannst du dieses Herz etwas runterdrehen oder soll ich einen Arzt rufen?!“
Jihoon drehte sich sofort weg und fing an zu lachen und auch Mia musste lachen, auch wenn ihr das Ganze sehr unangenehm war. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten versuchten sie es noch mal, aber Joon grinste wieder, sie spürte es an seinen Lippen.
„Das ist Wahnsinn, dein ganzer Körper pocht!“
„Los, konzentrieren“, sagte Jihoon und alle atmeten tief durch. Mia konnte nur begrenzt ihr Umfeld sehen, sie öffnete leicht die Lippen, ihre Hand lag auf Jihoons Wange und sie spürte seinen Atem. Der Fotograf ließ sich Zeit mit dieser Szene und Mia atmete erleichtert aus, als es vorbei war.
„Du riechst nach Erdbeere“, stellte Jihoon mit hochgezogenen Augenbrauen fest. Kaugummi war eine super Erfindung gewesen.
Als das Fotoshooting vorbei war schauten sie sich die Bilder im Schnelldurchlauf an und alle waren begeistert, es waren wirklich viele schöne Bilder entstanden – und viele fast zu erotische für den koreanischen Markt, aber Mia glaubte, dass Jihoon genau das wollte: auffallen.
Bis sie mit allem fertig waren, war es nach 18 Uhr. Ein ganz schön langer Tag und Joon und Mia waren ziemlich geplättet. Sie entschieden im Hotel zu essen und nicht raus zu gehen. Mia hatte ihr Zimmer in dieser Nacht alleine. Für duschen war keine Zeit, aber nach dem Abendessen würde sie erst Mal chillen. Einige SMS hatten sich angesammelt, doch auch dafür hatte sie jetzt keinen Kopf.
Glücklich saß sie vor ihrem Steak. Joon schielte grinsend rüber.
„Was?“, fragte sie.
„Viele Models essen ja nichts mehr vor großen Fashionshows …“ Das sollte wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl werden.
„Wegen dem Essen werde ich keine drei Kleidergrößen mehr haben“, sagte sie knapp und schnitt sich ein Stück Fleisch ab. Sie aßen in Ruhe und bestellten dann noch einen Tee.
„Willst du noch etwas machen?“
Mia schaute von ihrer dampfenden Tasse auf zu Jihoon. War es unhöflich zu sagen dass sie ihre Ruhe wollte? Wer wollte seine Ruhe, wenn er mit Rain unterwegs war?!
„Nein, ich möchte noch ein paar Emails prüfen und gucken was heute rein gekommen ist“, erklärte sie ihm, denn man durfte nicht vergessen dass sie immer noch Assistentin von Super Junior war. Der jüngere Sänger seufzte.
„Vergess die Arbeit, man wird auch mal zwei Tage ohne dich überleben!“
„Jeder hat seine Pflichten, halt sie nicht von ihren ab“, sagte Jihoon und zwinkerte Joon zu. Sie waren wie zwei Brüder.
Zurück auf dem Zimmer legte Mia sich auf das Bett, klappte ihren Laptop auf und schaute ihre SMS durch. Donghae hatte ihr geschrieben und fragte wie ihr Tag war. Sie schrieb ihm zurück und antwortete den anderen via Twitter. Es waren wirklich nicht viele Mails im Postfach, vielleicht hatte auch jemand anderes geholfen, damit Mia nicht so viel zu tun hatte. Was ein verrückter Tag. Es war kurz vor 21 Uhr, schlafen gehen konnte sie jetzt noch nicht. Dafür hatte sie gesehen dass das Hotel einen Swimmingpool im 19. Stock hatte mit tollem Ausblick auf Tokyo. Es war eine Überlegung wert, ihren Bikini hatte sie so wie so dabei. Abgeschminkte machte sie sich auf den Weg in den 19. Stock. Sie liebte den Chlorgeruch, auch wenn sie die Seeluft noch mehr mochte. Aber man wusste sofort ‚Jetzt fang ich gleich an mich zu entspannen‘. Es war ziemlich ruhig und Mia vermutete dass nicht viele Hotelgäste abends baden gehen würden, doch irgendjemand jubelte fröhlich. Sie bog um die Ecke, nahm sich zwei Handtücher und sah wer da jubelte. Joon nahm Anlauf auf dem 1 Meter Brett und sprang dann mit einem doppelten Salto ins Wasser. Mia fing sofort an zu lachen und sah unweit auf einer Liegewiese auch Jihoon liegen, mit einer Zeitschrift in Händen. Es war eine Ecke mit künstlichen Palmen und Kunstrasen, wo man sich ausruhen konnte. Mia ging auf ihn zu, auch er lag da in Badeshorts und allein schon der Anblick war genug um das Mias Beine weich wurden.
„Wir scheinen die gleiche Idee gehabt zu haben“, sprach sie ihn an um ihn nicht zu erschrecken und er ließ die Zeitung sinken.
„Scheint so“, gab er lächelnd zurück und Mia legte sich neben ihn, öffnete langsam ihren Bademantel, schloß die Augen und atmete tief durch.
„Du warst sehr gut heute, ich freue mich sehr auf das Ergebnis.“
„You know that every woman will hate me?“ Mia öffnete gar nicht die Augen, zog aber die Stirn hoch.
„Ja“, gab er zu und lachte.
„Und ich dachte Jaejoong wollte mein Image sabotieren.“
Sie lachten fröhlich.
„Auch schlechte Werbung ist Werbung, egal was du machst, du machst es nie allen Recht, daran musst du denken und es wird immer gehässige Kommentare geben, aber auch lobende“, erwiderte er.
Mia drehte sich zur Seite um ihn anzugucken und legte ihre Hände unter ihren Kopf. Ja, eigentlich war ihr die Meinung anderer egal, solange ihre Familie und ihre Freunde kein Problem damit hatten was sie tat, war alles in Ordnung, wen interessierten schon andere Leute? Mia hatte immer über der Meinung Leute gestanden, von denen sie nichts hielt oder die sie nicht kannte, aber in Korea bewegte sie sich auf dünnem Eis. Es war nicht so dass sie es mit harmlosen Schulmädchen oder Kolleginnen zu tun hatte, nein, wenn sie einen Fehler machte würden sie Tausend hassen und wer wusste schon was alles passieren konnte. Die Frau die von Siwon in seinem Drama als die Frau hingestellt wurde, die mit ihm eine Beziehung hatte, wurde am Ende mit Eiern beworfen, so ein Schicksal wollte sie nicht teilen.
„Hey Mia!“
Joon kam angejoggt und Mia wand den Blick von Jihoon ab. Der junge Kerl mit seinem stählernen Körper stand tropfend und schwer atmend vor ihr und begann sich trocken zu rubbeln. Was ein Kerlchen, ehrlich.
Etwas später gingen sie noch mal ins Wasser, der Beckenrand war genau an dem großen Panoramafenster und sie hatten alle die Arme auf dem Beckenrand verschränkt und den Kopf darauf gelegt, genossen die Ruhe und den Ausblick. Sie saßen im Glashaus und Mia wurde bewusst wie wahr das war, fern ab der normalen Welt. Würde sie nächstes Jahr so einfach wie den Einstieg schaffen? Von 9 bis 18 Uhr arbeiten? Nach Protokoll und Vorschriften? Es würde schwer werden diese rosa-rote Blase der Stars zu verlassen. Natürlich war auch hier nicht alles gut, in Mias Augen arbeiteten die Welpen viel zu viel und powerten sich aus, wurden unter Druck gesetzt und hatten wohl irgendwann mal ein Verfallsdatum. Was wäre aus all den Stars geworden, wenn sie keine Stars geworden wären? Mia versuchte sie Leeteuk im Büro vorzustellen und Eunhyuk im CD Laden, nein, das Bild war verzerrt.
Eine Weile blieben sie so, verloren in ihren Gedanken mit Blick auf die Stadt die nie am Schlafen war. Jihoon war der erste der das Schweigen brach.
„Ach, wieso Trübsal blasen?“
Damit stieß er sich vom Beckenrand und tunkte Joon unter Wasser. Der hatte mit so etwas gar nicht gerechnet und schluckte ziemlich viel Wasser. Die beiden Männer fingen an sich gegenseitig zu tunken und anzuspritzen. Dabei vergaßen sie Mia, beziehungsweise waren sie darauf bedacht Mia nicht zu nass zu machen. Irgendwann schwamm Jihoon direkt vor ihr und wartete darauf was Joon als nächstes machen würde. Mia nutzte die schlechte Verteidigung und tunkte ihn unter die Oberfläche. Jihoon dachte er sieht nicht richtig, als sich Mia als der tunkende Verräter herausstellte und begann ihr hinterher zu schwimmen. Joon fand es witziger sich mit Jihoon gegen Mia zu verbünden und sie wurde von zwei Seiten angegriffen. Doch sie war als erstes am Beckenrand und stieg aus dem Wasser. Jihoon war ihr dich auf den Fersen, sie mussten bei dem rutschigen Boden nur aufpassen, nicht dass sich jemand noch hinlege. Man trieb sie zu dem 3 Meter Sprungturm, nicht Mias Liebling, wie man mittlerweile wissen sollte, aber besser als von den beiden Kerlen erwischt zu werden. Oben angekommen schlichen sich die Sänger an sie ran und dann hatte sie nur noch eine Wahl: Springen!
Wenn man einen gewissen Druck hat war es für Leute mit Höhenangst viel leichter von einem 3 Meter Turm zu springen. Jihoon und Joon sprangen natürlich hinterher und kreisten sie ein. Jihoon war als Erster bei ihr und schnappte sie sich, hielt ihre Arme feste während Joon sie an den Füßen zum Beckenrand zog. Mia zappelte zwar, hatte aber gegen diese beiden singenden Bodybuilder keine Chance. Sie hoben Mia aus dem Wasser, dann nahm sich einer die Beine, einer die Arme und sie fingen an zu schwingen.
„Drei“, sagte Jihoon grinsend.
„Zwei“, stimmte Joon mit ein.
„Eins!“, sagten sie gemeinsam und Mia flog im hohen Bogen ins Wasser. Die Männer fanden das mega amüsant, doch als Mia aus dem Wasser kam stand Jihoon schon am Beckenrand und hatte ein Handtuch ausgebreitet. Er wickelte Mia ein und rubbelte über ihre Arme. Er sagte nichts, doch sein Blick reichte schon und Mia war ihm nicht sauer, wie konnte sie? Ihr Körper hatte das Bedürfnis sich an ihn zu lehnen, doch ihr Verstand entschloss sich dagegen. Er war ihr Auftraggeber, nicht ihr Freund und er war nur nett und flirtete nicht mit ihr.
Völlig erschöpft schlief Mia um 23 Uhr in ihrem Bett ein, alleine.