Mia wurde durch ein Klopfen an der Tür geweckt. Wie spät war es? Müde quälte sie sich aus dem Bett, machte die Tür auf und ein Joon-Strahlemann stand ihr gegenüber. Einen Moment überlegte sie einfach die Tür wieder zu zu machen, entschied dann aber dass es doch zu fies wäre.„Morning …“
Mia gähnte und fuhr sich durch die Haare.
„Jihoon möchte mit dir frühstücken, bitte sein in einer halben Stunde in seinem Zimmer.“
Damit drehte er sich um und ging weg. Mia blieb in der Tür stehen, zog die Augenbrauen zusammen und ließ wie Worte langsam sacken. Jihoon. Frühstück. 30 Minuten?! Und sofort setzte die Panikattacke ein. Mia sprang unter die Dusche, putzte sich dabei die Zähne, föhnte sich schnell die Haare, zog etwas Nettes an und schminkte sich ein wenig. Wieso wollte er frühstücken? Mit ihr? Und wieso war sie überhaupt so nervös? Schließlich ging sie rüber und klopfte an seiner Tür. Mit einem Lächeln machte er die Tür auf.
„Good morning.“ Er bedeutete ihr in das Zimmer zu kommen. Nervös fuhr sie sich durch die Haare und sah dass das Frühstück schon da war. Der Esstisch war gedeckt, mit westlichem Frühstück. Kein Reis! Es war wie ein Geschenk des Himmels. Sie hatten frisch gepressten Orangensaft, Croissants und Donuts. Mia war kein großer Frühstücker, aber dass ließ sie sich nicht entgehen. Jihoon sah gut aus, dabei trug er nur eine Jeans und ein weißes Hemd.
„Allein schon deswegen hat sich diese Reise gelohnt“, meinte er irgendwann und Mia schaute verwirrt auf.
„Weswegen?“
„Mal mit dir alleine zu sein, zu Hause schwirren immer so viele Leute um dich herum.“
Es erinnerte sie an das was Kyuhyun zu ihr gesagt hatte. Sie konnte ja nichts dafür, sie schrie nicht nach Aufmerksamkeit. Verlegen wand sie den Blick ab.
„Es ist in Ordnung, du bist neu, hübsch, aufgedreht und europäisch, es ist normal dass sie sich auf dich stürzen.“ Es hörte sich fast an wie ein Kompliment, fast, aber er brachte Mia zum Grinsen. Jihoon stand auf und ging zu dem Kühlschrank um ein paar Früchte zu holen und Sahne. Er tunkte eine Erdbeere in die Sahne und reichte sie ihr.
„Kann ich immer mit dir frühstücken“, sagte sie lächelnd und biss in die Erdbeere, ließ dabei seinen Blick nicht los. Er wollte spielen? Kein Problem, man würde schon noch sehen wer das Opfer und wer der Jäger war.
„Ich sehe, man kann dich mit Essen bestechen, hätte ich das vorher gewusst hätte es mir viel Zeit gespart“, lachte er. Mia machte es ihm nach und steckte eine Erdbeere halb in die Sahne um sie ihm zu reichen. Jihoon hob eine Augenbraue und beugte sich zu ihr. Seine Lippen berührten ihre Finger. Gut, vielleicht flirtete er doch mit ihr.
Wenig später klopfte es an der Tür und Joon holte sie zur Anprobe für Morgen ab. Jihoon würde später nachkommen und die beiden nahmen sich ein Taxi. Auf dem Weg zu der Halle zeigte Joon ihr was er von Tokyo kannte und erklärte wie wild irgendwelche Läden, für diese Uhrzeit war er schon ganz schön lebhaft, schaffte es aber Mia abzulenken. Er war eine angenehme Gesellschaft, jung, witzig und unterhaltsam.
Der Spaß war spätestens dann vorbei als eine Designerin Mia eine Nadel zum dritten Mal in ihre Hüfte piekste. Mia verzog das Gesicht und biss die Zähne zusammen, sie wollte nicht meckern, aber die Frau lief Gefahr von Mia eine zu fangen, wenn sie ihr noch oft eine Nadel irgendwo reinsteckte. Sie war doch kein Nadelkissen! Das Beste war dass das die Designerin gar nicht interessierte und es wohl auch nicht einsah sich zu entschuldigen. Joon schien es besser zu gehen und er sah wirklich toll aus. Sie schielte ab und zu zu ihm rüber, bis man sie dann wieder drehte oder bat etwas anderes anzuziehen. Es gab keine Umkleidekabinen, man erwartete so viel Professionalität dass es für Models normal war sich mitten drin umzuziehen. Irgendwann ließ die Designerin Mia stehen, bekleidet mit nur einem Unterrock und keinem Oberteil. Sie hörte Joon kichern, doch als sie sich umdrehte hatte er galant den Kopf weg gedreht. Kleines Aas. Die anderen weiblichen Models waren alles typisch asiatisch, ein Strich in der Landschaft, kein Arsch, keine Brust und alle schauten Mia mit einem Blick an, der sagte ‚was hat die hier eigentlich zu suchen?‘. Wirklich wohl fühlte sie sich also nicht, eine zweite Designerin kam dazu, sie sprachen Japanisch, aber Mia bekam das Gefühl nicht los dass sie über Mias Brust und Hüfte lästerten.
Noch nie ein C Körbchen gesehen oder was?, fragte sie sich genervt und versuchte die beiden zu ignorieren. Sie hasste es doof angeguckt zu werden und wurde dann auch schnell gereizt. Als man sie wieder einfach stehen ließ verschränkte sie die Arme und erwiderte merkwürdige Blicke anderer, die sich dann schnell weg drehten. Ihr Handy klingelte und schon am Klingelton wusste sie dass es einer von Super Junior war. Sie suchte ihr I Phone und sah dass es Hae war. Sofort lächelte sie, vergessen die doofen Weiber.
„Darlin‘ how are you?“
„Fine and you?“, gab er zurück und lachte.
„Well, in french I would say ‚so lálá’”, meinte sie brummend.
“Wieso, was ist los?”
“Lange Geschichte, wo bist du?”
„Wir fahren gerade zum nächsten Fernsehauftritt und ich dachte ich melde mich mal.“
Mia grinste das Handy an.
„Thanks, you’re saving my day…“
„So schlimm? Ist Jihoon gemein zu dir? Und ich habe gehört das Joon auch da ist?“
„Ja, Joon ist da und nein, die beiden sind total nett.“
Joon hörte seinen Namen und drehte sich zu Mia um, er stand da, oben ohne und Mias Herz setzte kurz aus. Fragend schaute er und sie sagte ihm wer dran war.
„Schöne Grüße von Joon“, gab sie dann an Donghae weiter. Im Hintergrund hörte sie die anderen reden.
„Siwon fragt ob du Hangul lernst.“
Mia verzog das Gesicht, hallo? Sie war am … arbeiten.
„Ich werde schon lernen, gestern hatte ich keine Zeit.“
„Hey Mia, ich muss aufhören, ich melde mich später.“
„Alles klar, passt auf euch auf.“
Und dann war der Anruf weg. Der eine Designer kam wieder und werkelte an Mia rum. Ihre Gedanken schweiften zu Jaejoon. Aish. Der Streit lag ihr schwer im Magen. Der Abstand zu ihm war gut, sie hatte sich viel zu sehr an ihn gewöhnt, genoss seine Gesellschaft viel zu sehr. Mia war bewusst dass sie an der Schwelle war sich in ihn zu verlieben und sie wusste dass es nicht klappen würde. Nicht mit dieser Vergangenheit. Wenn diese Nacht mit Yunho nicht geschehen wäre, vielleicht, doch so wie der Fall war würde das immer zwischen ihnen stehen. Zumal sie viel zu unterschiedlich waren, nur neigte Mia dazu solche Sachen zu verdrängen und ihr Kopf simulierte ihr einen Jaejoong der mit ihr kompatibel war. Sie hatte genug davon, schon bei Kyuhyun hätte sie wissen müssen, dass es nicht klappen würde. Sie hatte es satt sich zu verbiegen, Dinge zu sagen die sie nicht meinte, Gedanken zu unterdrücken aus Rücksicht, sie wollte einfach sein können, wie sie war und nicht von einem Mann abhängig sein.
Mia wurde je aus ihren Gedanken gerissen, als sie mal wieder eine Nadel piekste und sie sich so erschreckte dass sie fast von dem Kasten fiel, auf dem sie stand. Die Frau machte sie an, wahrscheinlich sagte sie das Mia still halten sollte.
„Wenn du einfach mehr aufpassen würdest! Hallo? Seh ich aus wie ein Nadelkissen?! Ich kann ja gerne auch mal Nadeln holen!“, wetterte sie auf Deutsch, was die Designerin natürlich auch nicht verstand. Die Frau entgegnete etwas, was sich sehr abfällig anhörte.
„Was war das?!“, motze Mia und schaute sauer.
„Hey, hey, hey was ist los?“
Jihoon kam angejoggt und hob Mia von dem Kasten als sie die beiden sich streitenden Frauen sah. Mia schmiegte sich an den beschützenden Mann.
„Die ist total gemein! Ständig steckt sie mir die Nadeln in die Haut!“, sagte sie und setzte ein halb wütendes, halb schmollendes Gesicht auf. Jihoon sprach ruhig auf Japanisch mit der Frau, irgendwann verneigte sie sich und ging los um neue Klamotten zu holen. Erst jetzt bemerkte Mia dass sie sich noch immer an ihn lehnte und Jihhon den Arm um sie gelegt hatte. Schnell entzog sie sich ihm, sie war ja kein Kind das beschützt werden musste. Er lächelte sie an.
„Sie wird jetzt vorsichtiger sein“, versicherte er ihr und wand sich zu Joon um. Dieser grinste die beiden nur an, als sich der Ältere aber zu ihm drehte, räusperte er sich und versuchte wieder gerade zu stehen. In der Tat war die Designerin danach netter zu Mia und zwei Stunden später waren alle Klamotten für die Models fertig. Der Leiter erklärte den Ablauf der Modenshow und sie machten Stellproben, gingen das Programm komplett einmal durch, ohne sich umzuziehen, allerdings mit High Heels. Richtige High Heels. Mia bekam welche mit 13 cm verpasst und tänzelte umher. Sie liebte High Heels und zog im Moment kaum welche an, aus Rücksicht vor den Kleineren bei Super Junior.
„Wie kann man auf solchen Schuhen laufen?“ Joon beobachtete sie nur und schüttelte den Kopf.
„Übung“, gab Mia zurück, doch er sah nicht überzeugt aus. Es war wirklich reine Übung. Mit 13 Jahren hatte Mia beschlossen dass sie lernen musste auf High Heels zu laufen und zu Hause in Deutschland war sie ständig auf 10-15 cm umher geschwirrt. Sie liebte Jimmy Choo und hatte mehrere Paar Schuhe von ihm. Sie hatte sie alle mit nach Korea genommen, hatte sie bisher aber noch nicht einmal an gehabt. Ein Paar hatte sie auch mit nach Tokyo genommen – man wusste ja nie.
Am Ende lief sie zwischen Joon und Jihoon und dann war die Probe vorbei. Jihoon erklärte wann sie Morgen da sein sollten und alle klatschten. Sie waren gut vorbereitet und es sollte alles gut ablaufen. Mittlerweile war es Nachmittag und Mias Bauch knurrte sauer vor sich her. Gemeinsam mit zwei anderen Models, mit denen Jihoon früher wohl schon zusammen gearbeitet hatte, fuhren sie zum Essen. Mia hatte ihre Karteikarten dabei und versuchte auf die Schriftzeichen klar zu kommen. Langsam ging es, wenn man sich in Ruhe damit beschäftigte war es wirklich lernbar. Joon schaute ihr über die Schulter und schrieb ihr dann ein paar einfache Wörter auf, die sie ihm vorlesen sollte. Es war machbar, sie musste sich nur daran gewöhnen dass dieses ‚O‘ (ng) nicht immer ausgesprochen wurde und meistens als Platzhalter eingesetzt wurde, weil ein Konsonant nicht alleine stehen konnte. Jedenfalls machte sie Fortschritte. Nach dem Essen verabschiedete sich Joon, der mit einem japanischen Sänger verabredet war und auch die zwei Models verabschiedeten sich. Also saß Mia mit Jihoon alleine im Restaurant.
„So, what are we going to do?“, fragte er sie und leerte seine Teetasse. Mia erwartete nicht dass er Babysitter spielte, sie könnte auch arbeiten oder lernen, auch wenn ihr jetzt schon der Schädel brummte.
„I don’t know, I don’t really feel like doing anything, since usually I always got something to do.“
Freizeit war fast zum Fremdwort geworden, immer waren sie irgendwo unterwegs und wenn sie mal frei hatten, dann nur ein oder zwei Stunden. Jetzt hatten sie bis Morgen Nachmittag frei und von der Firma wurde es trotzdem als Arbeit angesehen.
„Then let’s have a walk, shop a little and see where the wind takes us.“ Theatralisch breitete er die Arme aus und brachte Mia zum Lachen. Ja, das hörte sich gut an. Es war recht voll auf den Straßen, doch es störte sie nicht, sie schlenderten durch Kaufhäuser und Läden, bis Mia einen Klamottenladen fand, in den sie sich total verliebte.
„Können wir da mal rein?“, fragte sie ihn und zog ihn praktisch schon mit sich. Jihoon zeigte viel Geduld vor der Umkleide, aber Mia musste ihm jedes Outfit präsentieren. Röcke, Kleidchen, Oberteile, am Ende hatte Mia knapp 20 Teile, doch der Preis dafür war in Ordnung und sie brauchte so wie so neue Klamotten. Jihoon ließ die Sachen gleich ins Hotel schicken, damit sie sie nicht mit sich herumtragen mussten und dann gingen sie weiter.
„Did you leave a boyfriend in germany?“, fragte er irgendwann und sie seufzte.
“Kinda, I was dating somebody but he knew I’d go to Korea and that I didn’t want to get in a real relationship. I thought he was cool with it but he kept on sending me mails and stuff until a few weeks ago”, erzählte sie ihm und erst jetzt bemerkte sie dass Flo aufgehört hatte ihr zu schreiben.
“Well then you weren’t in love.”
“Naw, I wasn’t”, gab sie zu. Wusste sie überhaupt was es bedeutete zu lieben? Nach den letzten Beziehungen fragte sie sich das manchmal wirklich. Es fühlte sich anfangs so gut an und endete im Desaster. Wieso gab es keinen Peilsender, der einem zu der Person führen konnte, zu der man gehörte? So was sollte man mal erfinden.
Mia versuchte wirklich erwachsen in seiner Gegenwart zu wirken, immerhin war er so erwachsen, so grrrrr. Spätestens als Mia vor einem Plüschtiergeschäft bei dem Anblick eines pinken Plüschhasens einen quietschyhsterischen Anfall bekam, war es vorbei mit dem erwachsen sein, doch Jihoon lachte herzlich darüber. Sie plauderten viel, ganz pauschal, über Jihoons Aufenthalt in Amerika, darüber das Mia zwar immer viel mit Amis zu tun hatte, aber noch nie in den USA gewesen war und dass sie beide Pancakes liebten. Irgendwann gegen 21 Uhr rief Joon an und erzählte dass er mit dem japanischen Sänger in einen Club wollte und fragte Jihoon ob er und Mia mitkommen wollten. Da sie Morgen früh tatsächlich mal ausschlafen konnten machte es Mia nichts aus und langsam gingen sie zurück in Richtung Hotel. Jihoon wurde selten von Fans angesprochen, einer alleine zog natürlich nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich wie ein halbes Super Junior Team das quierlig durch die Gegend sprang.
„Halbe Stunde, okay?“, fragte er als er Mia bei ihrem Zimmer absetzte.
„Jup, krieg ich hin.“ Sie war wirklich schnell im fertig machen und schminken, sie hatte nur ein Kleid dabei was passend war und ein paar Jimmy Choo Schuhe, also ihre Garderobe würde ihr zumindest kein Ärger machen.
Er wand sich zum Gehen und Mia schloss die Zimmertür auf. Zuerst ging sie ins Bad um sich anzuschauen, doch, 30 Minuten würde sie schaffen. Im Zimmer standen die Tüten aus dem Klamottenladen und auf ihrem Bett saß der riesige, rosa Plüschhase. Ungläubig schaute sie das Ding an – wie hatte Jihoon das gemacht? Unglaublich.
Allerdings hatte sie nicht viel Zeit zum Staunen und machte sich schnell an die ‚Arbeit‘.
Eine halbe Stunde später war sie raus geputzt und öffnete ihm die Tür.
„How did you do that?“, fragte sie direkt.
“Do what?”, stellte er sich doof, grinste aber schon.
„The rabbit.“
„Well, I think that’s gonna be my little secret.“
“Thank you.” Geheimnis hin oder her, Mia fand des mega süß.
„You’re welcome.“
In einem Taxi fuhren sie zu der Adresse die Joon ihnen geschickt hatte. Es war ein großer Club und Kenny – der japanische Sänger und ja, es war ein Künstlername – hatte ihnen eine Lounge reserviert. Einige Mädels waren bei den beiden Musikern als Mia und Jihoon bei ihnen an kamen. Die Musik war sehr loungig und nicht zu Techno, Mia gefiel es und fühlte sich wohl. Sie bestellten sich etwas zu trinken und eines der Mädchen setzte sich neben Jihoon. Sie wusste wahrscheinlich nicht wer er war, doch er sah gut aus und war wohl ein VIP. Ihre Finger fuhren von seinem Knie immer höher. Ruhig nahm er ihre Hand von sich und sagte ihr etwas, was sie dazu brachte sich abzudrehen. Wow. Also wenn Mia ein Kerl gewesen wäre, hätte sie die Frau weiter machen lassen. Es wurde mehr R&B gespielt, auch wenn es weniger englische Musik war. Sie spielten ‚Get up‘ von Ciara und Mia begann zum Beat sich zu bewegen.
„Wanna dance?“ Jihoon sah dass ihr das Lied gefiel und man musste sie nicht zwei Mal fragen. Joon blieb sitzen und beobachtete die beiden. Natürlich tanzte Mia auf 14 cm anders als barfuß oder mit Turnschuhen, andererseits hatte sie auch ein Minikleid an und bouncen ging damit auch nicht, dennoch tanzten sie ausgelassen. Mia dachte an Eunhyuk und Leeteuk die jetzt die Krise bekommen würden, wenn sie Mia so mit Jihoon sehen würden. Zumindest hatte er keine Berührungsangst und Mia war es nicht unangenehm. Sie bekam Aufmerksamkeit und mal ganz ohne Drama, sie waren in Japan und hatten keine Kameras um sich, wieso nicht ein wenig flirten? Es folgte ‚We ride‘ von Rihanna und Jihoon zog Mia in seine Arme, die sie ganz natürlich um seinen Nacken legte. Sie spürte seinen Körper, er war nicht so dünn und zerbrechlich, er war ein Mann, ein richtiger Mann mit breiten Schultern, der sie hochheben konnte, wie sie gestern beim Shooting gesehen hatte. Es knisterte zwischen ihnen, jeder der in dem Club war hatte es sehen können. War sie bereit weiter zu gehen? Sich nicht mehr nach Kyuhyun umzudrehen? Darüber nachzudenken ob sie mit Jaejoong zusammen passen könnte? Donghae endlich abzuhaken? Wieso hatte sie immer so einen Männerstress? Es war wie in Deutschland. Sie hatte immer zig Kerle um sich herum springen gehabt, mit den wenigsten hatte sie eine Beziehung gehabt, aber es waren immer Männer um sie herum gewesen mit denen es mehr war als eine normale Freundschaft. Das Problem war oft dass die meisten Männer Mia mochten wegen ihrem hübschen Gesicht, wegen ihrem Selbstbewusstsein, weil sie eine Herausforderung war, weil es Arbeit war sie zu erobern oder wegen dem was sie tat, die wenigsten interessierten sich für ihre Gedanken, ihre Ansichten über die Welt. Mia war ein Statussymbol gewesen, nicht mehr, nicht weniger. Sie wusste dass und vor allem ihren Nebenjob verschwieg sie oft wenn sie einen Mann auf ‚normalen Weg‘ kennen gelernt hatte, log sogar, erzählte sie gäbe Nachhilfeunterricht oder dass sie kellnerte, weil sie es statt hatte dadurch personifiziert zu werden. Es war nur ein Job, aber die meisten Männer dachten es sei extrem cool, dabei hatten sie gar keine Ahnung wie sehr sie der Job manchmal nervte. Sobald man merkte dass sie schlau war, dass sie hinter die wohl gepflegte Fassade gucken wollte und dass sie nicht immer so aufgedreht und Diven-like war, verloren sie oft das Interesse oder stellten fest dass sie eigentlich ganz anders war, relativ ruhig und verschmust. Mia hatte Verständnis für jeden Musiker, die Leute hatten auch von diesen ein vorgefertigtes Bild und dabei waren viele privat ganz anders. Eigentlich hatte sie gedacht dass sie in Korea etwas mehr Ruhe vor Männern hatte, aber irgendwie haute dass nicht hin, hier personifizierte man sie zwar nicht durch ihre Stellung in der Frankfurter Gesellschaft oder ihren Nebenjob, doch sie war Ausländerin und interessant.
Die einzige Hoffnung die Mia hatte war, dass diese Männer es halbwegs ernst mit ihrem Interesse meinten, denn sie sollten wissen wie es war für jemanden gehalten zu werden, den man in den Medien verkörpern mussten. Vielleicht war das ihr Problem mit der Liebe, sie glaubte nicht daran dass sie jemand lieben könnte für das was sie war, für die Person, die sie wirklich war. Sie konnte von Männern schwärmen und ein Gefühl erleben, was dem verliebt sein sehr nahe kam, aber wenn sie etwas störte versuchte sie nicht Kompromisse zu finden und konnte Kerle schnell vergessen, denn sie hatte sie nie wirklich an sich ran gelassen. Das letzte Mal dass ein Mann es geschafft hatte sie zu verletzten war David und das lag zwei Jahre zurück. So etwas würde ihr nie wieder passieren, nie wieder würde sie sich so auf jemanden einlassen, nie wieder würde sie zulassen, dass jemand sie so verletzen konnte. Nie wieder. Deswegen würde sie sich auch niemals auf Hae einlassen, denn sie wusste dass wenn sie das einmal tun würde, er eine Person werden würde, die im Stande war sie zu verletzen.
Der DJ switchte zu Beyonces ‚Ring the alarm‘ und Mia tanzte drauf los, ließ die Diva raus hängen und sang das Lied mit. Sie konnte Beyonce so gut verstehen. Und Jihoon tanzte mit ihr, genoss das kleine Energiebündel auf ihren eigentlich zu Bänderriss-führenden High Heels. Seine Hände wanderten über ihren Körper, doch er trieb es nicht zu weit. Was ein Mann, Mia wurde ganz schwindelig von ihm. Er roch gut und er hatte diesen Blick drauf, dass sie ständig eine Gänsehaut bekam.
Eine halbe Stunde später gingen sie wieder in die Lounge. Jihoon hielt ihre Hand als sie sich den Weg durch die Menge bahnten. Marcel hatte das früher auch immer getan und damit auch oft Sprüche von den anderen Jungs gefangen. Die anderen in der Lounge sahen etwas gelangweilt aus.
„Hyung, erzähl eine Geschichte … Mia, seine Geschichten sind die Besten!“, sagte Joon begeistert und brachte den Älteren zum Lachen.
„Ja und du erzählt sie immer in irgendwelchen Shows, du bist schlimmer als die Reporter!“, beschwerte er sich. Joon zog ein Schmollgesicht auf, okay gut, manchmal hatten sie schon über ihn in Fernsehsendungen gesprochen. Mia schaute zwischen den beiden nur hin und her.
„Wenn du so viele Geschichten von ihm kennst, kannst du sie ja auch erzählen…“ Mias linke Augenbraue hob sich und sie schielte neckisch grinsend zu dem Sänger. Dieser bedeutete locker Joon dass er was erzählen konnte. Die Chance nutzend dachte Joon nach, welche Geschichte er erzählen konnte. Zuerst erzählte er die Geschichte von Jihoons altem Auto. Er hatte es in die Werkstatt gebracht und man sagte ihm die Reparatur würde zwei Tage dauern, nach zwei Tagen sagte man ihm es sei noch nicht fertig und er sollte am nächsten Tag noch mal kommen. So war das eine ganze Woche gegangen und es stellte sich heraus dass die Frau die die Termine bei der Werkstatt hatte die Reparatur nur so lange hinaus geschoben hatte um ihn jeden Tag zu sehen. Mia lachte herzlich und konnte es der Frau sogar nachfühlen. Danach folgte die Geschichte wie ein Reporter sich einmal in seinen Spint im Fitnessstudio eingeschlossen hatte und dort die ganze Nacht verbracht hatte, bis ihn am nächsten Morgen mal jemand gehört hatte.
„Und er ist total romantisch!“, erzählte Joon weiter, froh die Leute entertainen zu können.
„So, so“, meinte Mia grinsend.
„Ja, er fällt nicht gerne mit der Tür ins Haus, wenn er ein Mädchen kennenlernt und lässt sich immer etwas einfallen. Seit Wochen schickt er eine Frau Blumen, immer montags, aber er hat sich bisher noch nicht getraut ihr zu sagen, dass er gerne mit ihr ausgehen will.“
Jihoon verzog das Gesicht als würde er unter Schmerzen stehen. Mias verwunderter Blick wanderte zu ihm.
„Immer montags?“, fragte sie und Joon verstand nicht in welche Situation er die beiden gerade befördert hatte.
„Jup und er hat sich genau über ihre Lieblingsblumen informiert … weiße…“
„Calla“, beendete Mia den Satz und dann fiel auch bei Joon der Groschen.
„Oh…. Oh! Heißt das? Oh!“
Dem jungen Sänger war das wirklich peinlich, er wollte Jihoon nicht in so einen Schlamassel reden.
„Ich geh mal Getränke holen.“ Jihoon stand auf und zwang sich zu einem Lächeln. Als er weg war vergrub Joon sein Gesicht in den Händen.
„Du konntest es ja nicht wissen“, versicherte sie dem armen Kerlchen und ging Jihoon hinterher. Sie hatte nicht einen Gedanken daran verschwendet dass er derjenige sein könnte, der ihr die Blumen schickte. Womit hatte sie das verdient? Das ging ja schon seid Valentinstag und bis dahin hatte sie kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Mia fand ihn an der Bar gelehnt mit einem Scotch in der Hand.
„Hey“, sagte sie lächelnd und stellte sich neben ihm. Man konnte sehen dass es ihm unangenehm war, dass es so raus gekommen war.
„Sorry, I didn’t thought he would …“, verlegen lachte er und wisch ihrem Blick aus.
„But he was right, it is romantic“, meinte sie, rückte etwas näher zu ihm und er schaute zu ihr.
„Na ja, jetzt hat er meine Pläne für die kommenden Wochen versaut.“ Und da lachte er schon wieder.
„Jihoon, would you like to go out with me?“, fragte sie gerade heraus und bekam einen fragenden Blick.
“Sollte nicht ICH das fragen?”
„Dann frag mich.“
Er atmete tief durch, wie konnte man so direkt sein?
„Mia, würdest du mit mir ausgehen?“
Sie biss sich auf die Unterlippe und grinste.
„Sehr gerne.“
Sie standen einen Moment da, schauten sich an und lächelten. Ihr war egal dass er Rain war. Bei dem Charity Abend war er ihr sympathisch gewesen ohne dass sie es wusste, er hatte sie vor Jaejoong beschützt und war charmant gewesen.
Zurück in der Lounge sah Joon erleichtert aus, als er die beiden sah, doch er war sich sicher, dass er sich später noch eine Kopfnuss fangen würde.
Um 3 Uhr kamen sie im Hotel an, Mia war noch viel zu aufgekratzt und machte den Laptop noch mal an, checkte ihre Mails und die vom Geschäft als plötzlich ein Videoanruf via Skype rein kam. Leeteuk. Mia nahm ihn an und sofort grinste ihr Teukie entgegen.
„Teukie!“, rief sie.
„Mia!“, rief er zurück und sie lachte.
„Süßer, was machst du noch wach?“
„Ich konnte nicht schlafen und hab noch an einem Tanz gearbeitet, und du?“
„Wir waren Party machen – ich muss aber auch erst um 11 Uhr aufstehen.“
Teukie zog ein eingeschnapptes Gesicht auf, er müsste früher raus, aber drei Stunden Schlaf reichten ihm ja. Haha. Mia sah in eines Tages zusammenklappen und dann würde er 100 Jahre schlafen.
„Und wie ist es mit Rain Rain?“, er meinte damit auch Joon.
„Gut, dass Fotoshooting war super und heute hatten wir Probe für Morgen. Ich zeig dir die Bilder, wenn ich zu Hause bin. Geht es den anderen gut?“
„Klar, uns geht es gut, wir vermissen die anderen und dich, aber du bist übermorgen ja wieder da.“
Breit grinste er in die Kamera. Ja, sie waren wie eine Familie und Mia vermisste sie auch.
„Ich vermisse euch auch und jetzt geh schlafen, okay?“
„Alles klar, schlaf gut … du schläfst alleine oder?“
„Guten Nacht Teukie….“ Damit machte sie den Chat aus bevor er weiter fragen konnte und es machte Spaß ihn etwas zu ärgern.
Sie schminkte sich ab und legte sich ins Bett, zog den Plüschhasen an sich. Lieber würde sie mit Jihoon kuscheln … nein, diesmal würde sie langsam machen, keine überschnellen Aktionen, schön ruhig, sie würde ihn genießen, ihn kennenlernen.