Skye hatte nicht damit gerechnet, dass alle zum Pizzaessen kamen. Schließlich war EXO eine Band, Kollegen, sie waren nicht alle die besten Freunde und mussten nicht ständig zusammen rumhängen. Aber Pizza schweißte zusammen. Wahrscheinlich waren sie froh, dass Youngjun gerade abgelenkt war und Skye einer Religion angehören musste, die der Meinung war, dass man essen sollte was man wollte, solang es sich in Grenzen hielt.
Idols magerten sich ohnehin genug ab. Einmal hatte sie einen Bericht gelesen von BTS Jimin, der wochenlang nur einmal am Tag Hähnchenbrust gegessen hatte, um abzunehmen und sogar diverse Male umgekippte war und ärztlich behandelt werden musste. Skye verstand das alles nicht. Sie trainierten den ganzen Tag, eigentlich sollten sie essen können, was auch immer sie wollten. Als sie damals noch geturnt hatte, hatte sie sich keine Gedanken um Pizza und Burger gemacht. Im Gegenteil. Ihr Trainer hatte sie dazu angehalten zu essen, denn wenn man so geschwächte auf dem Reck seine Saltos drehte, brauchte man Kraft, sonst brach man sich im Zweifel das Genickt. Skye vermisste das Reck. Auch wenn die Turner-Karriere beendet war, so hieß das nicht, dass Skye es nicht mehr konnte. Sie durfte es nur nicht übertreiben. Vielleicht könnte sie Mia fragen, ob sie wüsste, wo man hier trainieren könnte.
Jedenfalls war das Pizzaessen ein voller Erfolg. Jeder belegte seine Pizza wie er es wollte und da kamen so einige merkwürdige Kombinationen heraus. Sowohl Skye, als auch Jongin mochten es eher schlicht. Schinken, Salami, Mais, etwas scharf und viel Käse. Anderen waren da experimentierfreudiger. Zum Beispiel Chanyeol, der seine Pizza mit Tunfisch, Ananas und Schafskäse wollte. Skye würde ihm morgen einen Schwangerschaftstest kaufen. D.O wollte rote Bohnen, Zwiebeln und Curry auf seiner Pizza haben. Aus Amerika kannte Skye ja schon einiges – mitunter auch Erdbeeren und Walnüssen auf der Pizza – aber an diesem Abend stieß sie auf ihre mentalen Grenzen.
Irgendwann war einer nach dem anderen auf sein Zimmer gegangen und das Paar ging in Skyes Wohnung.
„Das war wirklich eine schöne Idee gewesen“, lobte Jongin und ließ sich auf die Couch fallen.
„Ihr seid irgendwie anders als Super Junior“, bemerkte Skye und setzte sich zu ihm.
„Ja, das sind wir.“ Er dachte einen Moment darüber nach.
„Ich glaube, dass die älteren Bands es viel schwerer hatten als wir. Inzwischen haben Trainees ja sogar so etwas wie Rechte, aber früher war das anders. Es ist immer noch hart. Man hat die Schule und fast jeden Tag Training und dann ist man auch noch ein Jugendlicher, der mit der Pubertät klarkommen muss, aber früher haben sie bis spät in die Nacht trainiert. Wir alle hatten keine Zeit für einen Nebenjob, also hatten wir nur das, was wir vom Entertainment bekommen haben. Doch Mia hat uns da, glaube ich, schon sehr verwöhnt. Zu den Zeiten von DBSK, Big Bang, 2PM oder Super Junior war das nicht so und ich denke, dass es zusammenschweißt, wenn du so eine Zeit durchmachst. Wenn du nichts hast, außer deinen Traum und die Bandmitglieder. Heutzutage sind Trainees so arrogant, dass sie glauben, dass sie als Solokünstler rauskommen, wenn sie in einer Band nicht zurechtkommen.“
Er hatte sie in seine Arme gezogen und Skye hatte wiederum die Decke über sie gelegt.
„Wenn ich an die anderen denke, dann sind sie meine Kollegen, aber Super Junior denken über einander wie Familie. Klar zoffen sie sich auch und nicht jeder ist wie Donghae und Eunhyuk, aber sie scheint etwas tieferes zu verbinden. Manchmal vermisse ich das bei EXO“, gab er zu.
„Vielleicht liegt es daran, dass Super Junior nie von SM wirklich unterstützt wurden, obwohl sie eine riesige Fangemeinde habe und ihr wurdet praktisch als neue TVXQ großgezogen“, wand Skye ein. Jongin biss sie leicht ins Ohr für den frechen Kommentar.
„Super Junior waren einfach zufriedener mit dem, was sie bekommen haben und haben härter für das gekämpft, was sie wollten.“
Und genau das würde er jetzt auch tun, für sein Soloalbum. Noch nahm ihn keiner wirklich ernst, doch er würde besser werden und tolle Lieder produzieren, so das SM gar nicht anders konnte. Er hatte sich nie unwohl in seiner Rolle innerhalb der Band gefühlt. Sie waren anfangs nun mal viele Mitglieder gewesen und waren es immer noch und es gab bessere Sänger, da machte er sich nichts vor. Er war der Tänzer und das war auch okay, doch nun wollte er mehr. Er wollte kein Solokünstler sein, doch ab und zu wäre es schön aus dem Schatten der Band raus zu treten, um den Fans zu zeigen, was alles in ihm steckte. Seine eigene Musik, seine Gedanken und Gefühle und es war Skye, die ihn dazu inspiriert hatte.
Kurz darauf wollten sie tatsächlich schlafen gehen. Morgen war der letzte Tag vor Singapur und es gab noch einiges zu tun. Doch dann klingelte es an der Tür. Jongin schaute fragend zu Skye, doch die zuckte mit den Schultern.
„Wahrscheinlich Fynn oder Noah … oder beide.“
Als sie die Tür öffnete fand sie keinen von beiden davor, sondern Lisa, weinend. Skye legte sofort den Arm um sie und führte sie in das Apartment.
„Hey, was ist passiert?“
Jongin schaute fragend und kam dann ebenfalls runter.
„Männer sind alle gleich!“
„Okay, das ist mein Stichwort. Ich bin im Pit“, kam es von Jongin, der sich bei solchen Themen schnell verkrümelte. Die Amerikanerin hingegen freute sich, dass ihr Spitzname für das EXO Dorm angenommen wurde.
Nachdem Jongin weg war, erzählte Lisa, dass sie sich mit Seungri gestritten hatte. Sie waren nun fast drei Jahre zusammen und sie hatte angesprochen es öffentlich zu machen. Daraufhin war er total an die Decke gegangen.
„Ich habe es satt! Dieses Umherschleichen und diese Heimlichtuerei. Wir sind so lange zusammen und ich habe auch nicht das Gefühl, dass sich daran etwas ändert. Ich weiß, dass es Aufmerksamkeit auf uns ziehen würde, aber andererseits hätten wir auch mehr Freiheiten und müssten nicht immer zwei Meter voneinander stehen“, beklagte sich die Sängerin. Für Skye war es schwierig hierzu eine Meinung zu haben. Sie verstand beide Seiten. Sie war viel zu kurz mit Jiyong zusammen gewesen, um es öffentlich zu machen und Skye hatte auch beruflich nichts mit Jiyong zu tun. Doch Seungri und Lisa stießen öfters aufeinander. Öffentliche Beziehungen teilten die Fans immer in zwei Lager. Die, die die Beziehung unterstützten und die, die es nicht taten.
Mit Jongin hatte sie eine öffentliche Beziehung angefangen, ohne mit ihm zusammen zu sein, doch jetzt, wo sie wirklich zusammen waren, empfand sie es als angenehm. Bei Jiyong hatte sie sich immer darauf konzentrieren müssen ihn nicht zu berühren oder nicht zu oft zu ihm zu schauen und man musste immer aufpassen, was man zu wem sagte.
„Es geht nicht nur um ihn, sondern auch um mich und wenn wir es öffentlich zugeben würden, hätte das auch Einfluss auf meine Fans, doch ich wäre bereit dazu ein paar Fans einzubüßen, um zu dem Mann zu stehen den ich liebe. Und wenn es meine Fans sind, dann verstehen sie es auch und freuen sich für mich.“
„Und was sagte Seungri dazu?“, fragte Skye und ging an den Kühlschrank um den Ouzo zu holen.
„Er sagt das Privatsachen privat sind und dass er das trennen will, aber ehrlich, wenn er feiern geht oder Urlaub macht dann ist das auch Privatsache und was macht er? Spammt Instagram damit voll. Videos wie er betrunken ist – das kann er teilen, aber an seiner Gefühlswelt will er niemand Teil haben lassen.“
Die Amerikanerin stellte die zwei Gläser auf den Tisch und Lisa ließ sich nicht zweimal bitten.
Bis 3 Uhr morgens redeten sie und am Ende schlief Lisa bei ihr. Meistens schlief sie bei Seungri und sie wollte keine Diskussion, wenn sie ins Dorm kam. Jennie war wohl kein Fan der Beziehung und Lisa sagte, im leicht angetrunkenen Zustand, dass Jennie wohl nur eifersüchtig war, weil Lisa Seungri hatte und sie nie Jiyong bekommen hatte. Das machte in Skyes Augen schon wieder Sinn.
Skyes Tag begann recht früh und Lisa wurde mit wach.
„Danke, dass ich hierbleiben konnte und danke … das du zugehört hast.“
„Du kannst immer herkommen, hörst du? Und nun machen wir uns hübsch und gehen zu Super Junior frühstücken.“
„Zu Super Junior?“, fragte Lisa irritiert.
„Die machen super Frühstück. Super ungesund, mit Speck und Rühreiern und Croissants. Mia hat sie total verzogen.“
Die Sänger waren zwar verwirrt über den frühen Besuch, beschwerten sich aber auch nicht.
„Wollt ihr auch Waffeln?“, fragte Leeteuk und die beiden Frauen nickten synchron. Skye hatte Jongin eine Nachricht geschrieben wo sie waren und er kam gemeinsam mit Chen rüber in das Dorm.
„Wow, riecht es hier gut!“, freute sich Chen und beschloss morgens öfters hier her zu kommen.
„Alles okay?“, fragte Jongin, der Skye in der Küche abfing.
„Yeah, boy trouble. She’s gonna be alright. Es war nur etwas einsam heute Nacht“, erwiderte sie und zog ihn an sich.
„No sex in the champagne room!“, kam es von allen Super Juniors gleichzeitig. Chen und Lisa wussten nicht um was es ging, aber die Gesichter von Skye und Jongin reichten vollkommen aus, um sie zum Lachen zu bringen.
Heute war ‚Tag der Haare‘. Vor den Konzerten wurden EXO aufgepimt und nacheinander hatten sie einen Termin in einem Haarstudio in Gangnam. Skye hatte damals Youngjun gefragt, ob es nicht schneller gehen würde, wenn sie alle zusammen den Termin hätten, doch der Manager hatte es ihr wie folgt erklärt:
‚Bei solchen Dingen darfst du ihnen nie den Vorteil der Gruppendynamik geben! Sie werden Farben und Schnitte haben wollen, die total bescheuert aussehen. Nur wenn sie alleine oder zu zweit sind, kann man mit ihnen halbwegs vernünftig sprechen.‘
Als Unterstützung waren die Stylisten Mimi und Neyo heute auch im Studio dabei. Jongin und Chen waren die ersten und wurden platziert.
„Also, was habt ihr euch vorgestellt?“, fragte Mimi und ging mit ihnen einige Styles durch. Jongin schielte ab und an zu Skye, bis sie zu ihm kam.
„Was ist los?“ Sie ging vor ihm auf die Hocke.
„Was gefällt dir?“, fragte er sie und zeigte ihr drei Bilder. Wenn Skye ehrlich zu sich war, dann mochte sie Koreaner am liebsten mit ihren natürlichen Haaren. Wenn sie die Haare nicht so oft färben würden, dann hätten sie diesen natürlichen Glanz und wären wie Seide. Deswegen mochte sie das Bleichen nicht, es machte die Haare strohig, doch ihr war klar, dass sie sich für die Fans etwas einfallen lassen mussten.
„Ich würde den Haarschnitt nicht viel verändern. Oben länger und unten kürzer steht dir gut, du kannst die Haare nach vorne und nach hinten stylen. Was hältst du von dieser Farbe?“
Sie deutete auf ein Bild mit blauen Haaren. Es waren verschiedene Blautöne, Türkis und dunkelblaue Strähnen. Jongin schaute zu dem Bild, dann wieder zu Skye.
„Meinst du das wird gut?“
„Ja, ich denke schon“, sagte sie lächelnd und Chen fing an zu lachen.
„Ihr zwei seid so …“, er schüttelte den Kopf. „Ekelhaft niedlich.“
„Sei ruhig und schau lieber, dass du kein Mittelscheitel bekommst, das sieht furchtbar aus!“, kam es von Skye und Chen fiel der Mund runter.
„Was?“
„Ja, es steht dir nicht. Du bist so ein süßer Kerl wenn du wuschelige Haare hast und nach vorne trägst, aber Mittelscheitel? Wie ein Versicherungsvertreter!“
Chen lachte fröhlich und die Stylisten stimmten mit ein.
Chen wurde blond und nahm sich Skyes Rat zu Herzen. Als nächstes kamen Xiumin und Suho. Xiumin bekam ein mittleres Braun mit dunkleren Strähnchen. Skye konnte nicht die Finger aus seinen Haaren lassen, weil sie so schimmerten. Suho bekam einen neuen Schnitt und einzelne Strähnen wurden blondiert – heut zu Tage nennt man das ‚Paintings‘ – die dann später rosa wurden.
Skye hatte inzwischen den Laptop auf dem Schoß und koordinierte sich noch einmal mit der Agentur in Singapur.
Der nächste war Sehun. Sehun wollte die Haare etwas länger lassen und hatte ein Foto von Donghae mitgebracht, als er sich noch einen kurzen Pferdeschwanz machen konnten. Skye hatte den Style sehr gemocht und auch Mimi war einverstanden.
Chanyeol wusste auch genau was er wollte. Die schwarzen Haare sollten bleiben, seine Seiten wurden gekürzt und oben ließ man es etwas länger. Skye wurde an Siwon erinnert, aber es stand Chanyeol wirklich gut. Damit fehlten nur noch Baekhyun und D.O, die das Schlusslicht bildeten. Inzwischen war es 16 Uhr und Skye hatte Kopfschmerzen von den ganzen Chemikalien. Sie fand es nicht so schlimm, wie Youngjun prophezeit hatte, doch vielleicht waren sie auch nur älter und vernünftiger geworden. Aber man sollte den Tag ja auch nicht vor dem Abend loben.
Baekyhun war komplett unzufrieden mit den Vorschlägen der Stylisten. Skye mischte sich nicht ein, doch soweit sie zugehört hatte, war sie auf seiner Seite. Er sträubte sich gegen sämtliche Rottöne. Skye fand sie schrecklich an ihm. Und er wollte sie kürzer. Auch das fand die Assistentin gut. Mimi und Neyo hatten da aber ihre eigenen Vorstellungen gehabt. Er war der Leadsänger und sollte auffallen. Baekhyun wollte das jedoch nicht und er brauchte es auch nicht. Skye hatte Pinterest offen und ging Haarstile durch, bis sie gefunden hatte, was sie wollte. Die anderen drei diskutierten immer noch und wurden sich nicht einig.
„Wie würdest du das finden?“ Skye hielt ihm das Smartphone vor die Nase und alle wurden ruhig. Baekhyun sah sich nun vor einem ganz anderen Problem. Es gefiel ihm gut aber Skye hatte es herausgesucht und er wollte ihr nicht das Gefühl geben hilfreich gewesen zu sein.
„Ich denke damit könnte ich über’s Wochenende leben“, sagte er nur.
Skye ging es nicht anders, als er fertig war. Nie im Leben würde sie sagen, dass er gut aussah.
„Für’s Wochenende wird es reichen“, sagte sie stattdessen.
Nachdem alle Haare gerichtet waren, ging es zurück zur Fabrik. Dort wurde die große Halle heute eingeweiht mit dem Abschlusstraining vor dem Konzert. Ein Beamer an der Decke projizierte die Bühne in Originalgröße auf den Boden. Das war ziemlich cool. Skye hatte keine Ahnung, wie das sonst gemacht wurde, aber da sich die EXO Mitglieder auch beeindruckt zeigten, schien es wohl nicht der normale Weg zu sein. Mia eben.
Die Assistentin hatte nicht so viel zu tun und setzte sich mit dem Laptop in einen der Sessel und setzte sich die Kopfhörer auf. Sie hatte so viele Serien aufzuholen und heute war ‚Once upon a time‘ dran. Nach zwei Folgen hatten die Jungs Pause und Jongin setzte sich zu ihr.
„Was schaust du?“
„Once upon a time“, erwiderte Skye und setzte die Kopfhörer ab.
„Noch mehr Zombies?“
„Nein“, erwiderte sie grinsend. „Short version: Alle Charaktere vom enchanted forest – also Snow White, Prince Charming, Rumpelskiltskin, Pinocchio und viele mehr – wurden durch einen Fluch in unsere Welt gebracht, in eine Stadt namens Storybrooke und niemand weiß wer er wirklich ist. Also leben sie ein normales Leben, bis sie den Fluch brechen. Und alle haben irgendwie Dreck am Stecken. Man bekommt die bekannten Märchen aus einer anderen Perspektive erzählt und irgendwie ist jeder um fünf Ecken miteinander verwandt. Peter Pan ist der Vater von Rumpelstiltskin und der Sohn von ihm hat einen Sohn mit der Tochter von Snow White und Prince Charming.“
Jongin zog die Augenbrauen zusammen.
„Das hört sich kompliziert an, aber lustig.“
„Ach, man kommt da schon mit“, erwiderte Skye und bot ihm an die ersten Folgen mit ihm zu schauen, damit er sehen konnte, ob es ihm gefiel.
Die nächste halbe Stunde war Skye damit beschäftigt zu überlegen, wie es wäre, wenn den Idols so etwas widerfuhr. Wenn man sie verfluchte und sie alle in einer Kleinstadt leben würden, als normale Menschen, ohne zu wissen wer sie waren. Wer sie wohl sein würden? Leeteuk wäre Reporter oder Nachrichtensprecher. Jiyong hätte ein Klamottengeschäft. Heechul … entweder wäre er ein korrupter Polizist oder nein, er wäre Detektiv! Taeyeon wäre die ortansässige Tanzlehrerin und Changmin wäre Immobilienmakler. Wer hätte die Bar der Stadt? Das war nicht einfach, jemand den jeder mochte, der sich aber auch durchsetzen konnte. Vielleicht Shindong? Aber dann nicht nur als Bar, sondern als Diner. Jongin … was würde er tun? Vielleicht Lehrer? Oder Physiotherapeut. Alle Frauen der Stadt würden zu ihm gerannt gekommen. Ryeowook hätte einen kleinen Supermarkt und Seunghyun? Vielleicht ein Kunstgeschäft? Sooyoung konnte sie sich als Kindergärtnerin vorstellen oder als Grundschullehrerin. Wenn sie etwas zu sagen hätte, würde sie Baekhyun zum Busfahrer machen!
Als dann auch noch Super Junior in die Halle kamen, war es vorbei mit dem Seriengucken. Jedoch hatten SuJu die Rechnung ohne Mia gemacht, die kurz danach in die große Halle kam.
„Was denkt ihr, was ihr hier tut? Auf! Ab ins Wiederholungstraining! Hop Hop!“
Die Sänger sahen wenig begeistert aus, verließen aber mürrisch die Halle.
„Wiederholungstraining?“, fragte Skye, unsicher ob sie die Antwort dazu wirklich hören wollte.
„Vor zwei Jahren waren Super Junior bei ‚Weekly Idol‘.“
„Ja?“
„Hast du es gesehen?“
Skye dachte kurz nach, nickte aber dann. Es war diese total chaotische Sendung gewesen. Nicht das ‚Weekly Idol‘ nicht immer etwas chaotisch war, aber Super Junior schafften das zu toppen.
„Erinnerst du dich an das Tanz-Spiel?“
„Bei dem sie total versagt hatten?“
„Genau das! Wie peinlich ist das denn?! Bei ‚Mr Simple‘ hatten sie geguckt, als hätten sie dieses Lied noch nie gehört! Und das war nicht das einzige. Ich verstehe ja, dass 15 Jahre eine lange Zeit ist und dass sie unheimlich viele Lieder haben, aber hey, wenigstens an die Singles könnten sie sich ja vielleicht erinnern! Deswegen habe ich ein jährliches Wiederholungstraining auf den Plan gesetzt, bei dem wir alle Singles durchgehen. Für die Super Show 8 brauchen sie die Tänze ohnehin und so stehen die Chancen gut, dass sie sich im ersten Show Training nicht komplett blamieren.“
Skye konnte nur grinsen. Es war zu lustig. Super Junior waren so lange dabei und doch waren sie nur Menschen – es ist schön, wenn man das gelegentlich feststellte.
Zwei Stunden später trafen sich alle im Keller für ein Abendessen, bevor es, zumindest für EXO, noch weiter ging. Skye saß mit Mia zusammen und die beiden giggelten fröhlich. Jongin hingegen setzte sich zu Donghae.
„Na, alles okay?“, fragte der Ältere und machte mehr Platz auf der Bank. Jongin nickte und begann zu essen. Eunhyuk saß noch bei ihnen und Shindong. Als die beiden Aufstanden, um sich Nachschlag zu holen, schaute Jongin auf.
„Hyung, wie war das bei dir und Mia? Wann wusstest du, dass sie die Eine ist?“
Donghae legte sein Besteckt zu Seite und drehte sich zu ihm.
„Als sie ihr Vorstellungsgespräch bei SME hatte. Sie hatte keine Ahnung wer ich war und wollte nur den Weg wissen, aber ich habe nur einen Blick auf sie werfen müssen und ich sah unser gemeinsames Leben an uns vorbeiziehen. Einfach so. Ich wusste nicht für was sie sich beworben hatte und auch nicht, ob sie den Job bekommen hatte, aber ich wusste, dass sich alles fügen würde.“
Sie hatten es nicht einfach gehabt, vielleicht war er zu stürmisch an die Sache heran gegangen, doch letztendlich hat es sich alles gefügt.
„Kennst du das, wenn du von jemand träumst und du weißt nicht ob er real ist? So ist es für mich mit Skye. Ich habe sie damals gesehen, in dem Club und es hat mir den Atem verschlagen. Sie saß da mit Freunden von mir, mit denen ich Streit hatte und mein Ego war zu groß, um einfach hin zu gehen. Später habe ich es bereut, ich habe sie nicht mehr gesehen und irgendwann dachte ich, ich hätte mir es nur eingebildet und es hat sie nie gegeben und dann, aus dem Nichts, stand sie vor mir, als Mias Assistentin und ich dachte mir, dass das Schicksal sein muss.“
Ernsthaft, wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passierte? 8 Milliarden Menschen und er findet ausgerechnet sie wieder.
„Und wie denkst du jetzt?“, fragte Donghae.
„Ich habe unheimliche Angst sie zu verlieren. Wirklich, wie kann das sein, dass ihr Leben so tragisch verläuft, um sie hier her zu bringen? Wenn ihre Eltern nicht gestorben wären, wäre sie wahrscheinlich nicht letztes Jahr in Korea gewesen um Mia kennen zu lernen und ich hätte sie nie wiedergesehen. Und dann kommt sie mit Jiyong zusammen und verlässt ihn tatsächlich für mich. Ich meine wir reden von G-Dragon, er hätte ihr die Welt zu Füßen gelegt und ich? Ich bin nur ich und ich habe Angst es zu versauen.“
Donghae legte dem Jüngeren die Hände auf die Schultern.
„Vielleicht war seine Welt nicht die richtige Welt für sie. Erinnere dich an dieses Gefühl und egal was passiert, höre nie auf an sie zu glauben.“
Jongin schaute an Donghae vorbei, zu Skye und Mia und lächelte.
EXO trainierten bis weit nach Mitternacht und als das Training zu Ende war, wären sie am liebsten im Stehen eingeschlafen.
„Haben wir Obst da?“, fragte Jongin Skye, nachdem er duschen gewesen war.
„Ich habe Dosenpfirsiche“, erwiderte die Amerikanerin.
„Das wäre super!“
Skye stand auf und ging in die Küche. Sie mochte die eingelegten Pfirsiche, wobei sie an sich schwer mit Obst war. Wenn man einmal wirklich frisches Obst gegessen hatte, war es schwer wieder in den Supermarkt zu gehen. Das Obst war ewig unterwegs, bis es in den Supermärkten landete. Auf Fiji hatten sie einige Kokospalmen und es gab nichts besseres, als eine frische Kokosnuss, wenn das Kokosfleisch noch weich war, nicht hart.
Sie nahm eine Dose aus dem Schrank und sie weiß heute nicht mehr genau wie es passiert war, aber irgendwie hatte der Verschluss geklemmt und sie musste mehr Kraft als gewohnt einsetzen und dann gab der Dosendeckel nach und schlug ihr schmerzhaft gegen den rechten kleinen Finger. Sie zog scharf die Luft ein, jammern lag ihr nicht, doch das hatte wehgetan. Jongin schaute auf.
„Alles okay?“
„Ja, ja“, erwiderte sie und schaute zu dem Finger. Und dann machte sie einen Fehler: Sie fasste den Finger an und plötzlich kam das Blut.
„Oh, oh“, machte sie nur und griff nach der Küchenrolle. Jongin sprang auf und eilte zu ihr. Sie hielt das Papier auf dem Finger und es blutete und blutete. Das war das doofe bei Fingern, Nervenenden, blöde Sache.
„Wie ist das denn passiert?“
„Seriously? No idea.“
Sie holte ihr Desinfektionsspray und in dem kleinen Moment nach dem Sprühen, bevor das Blut wiederkam, sah sie, dass die Hautkuppe über dem letzten Fingergelenk in einem perfekten Halbkreis aufgeschnitten war – aber das Stück hing noch dran. Jongin hatte deutlich mehr Probleme mit dem Blut als Skye.
„Sollten wir da nicht einen Arzt drüber schauen lassen?“, fragte er vorsichtig.
„Quatsch, ich habe mir ja nicht den Finger abgeschnitten“, winkte Skye ab. Es brauchte fünf durchblutete Pflaster, bevor die Blutung halbwegs gestoppt war.
„Siehst du, alles gut, wächst schon wieder dran“, sagte sie zuversichtlich. Jongin hingegen schaute skeptisch, sparte sich aber auch ein Kommentar. Das Skye keine Ärzte mochte war bekannt, aber er würde beobachten, ob der Finger nicht irgendwann schwarz werden würde.