Heechuls Geschichte hatte großen Einfluss auf Mias Traumwelt. Sie sah sich selbst als Alice im Wunderland beim Teetrinken, Heechul war der verrückte Hutmacher und Leeteuk das Kaninchen, während Kyuhyun die böse Königin war. Irgendwann gegen 5 Uhr wachte Mia von diesem Traum auf und griff sich nur an den Kopf, oh man. Ihr Kopf lag auf Leeteuks Brustkorb, Sungmins Kopf lag wiederum auf ihrem Bauch, also bloß nicht bewegen. Kein Problem. Sie schloss wieder die Augen und schlief eine Minute später wieder ein.
Gegen 9 Uhr schloss Kim die Tür zu der Wohnung auf. Heute würden die Jungs nicht zur Uni gehen, denn sie hatten einen Termin in Incheon zum Blutspenden. Deswegen hatten sie heute etwas länger schlafen können. Alles war ruhig, was Kim wunderte, denn zumindest Mia schien sonst eher ein Frühaufsteher zu sein. Er brauchte nicht weit in die Wohnung zu gehen um sich zu wundern. Eigentlich wollte er in die Küche, lief dabei aber am Durchgang zum Wohnzimmer vorbei und sah dort was? Zwei Zelte?
Der Manager blieb stehen, drehte sich um und betrachtete ungläubig die Zelte. Was haben die gestern Nacht noch gemacht?! Er beugte sich runter um zuerst in das eine und dann in das andere Zelt zu gucken.
Kim ging in die Küche und stellte Kaffee auf. Was sollte er mit diesen Kerlen machen? Lachend öffnete er den Kühlschrank um Milch heraus zu holen. Ob sie jemals erwachsen werden würden? Er hatte da seine Zweifel.
Nachdem er einen Kaffee getrunken hatte weckte er sie dann doch. Alle waren ziemlich geschockt dass sie so verschlafen hatten und entschuldigten sich bei ihrem Manager während sie sich um die Bäder stritten und nebenbei versuchten etwas zu frühstücken. Wenn sie Blut spenden gehen wollten musste sie vorher gut essen. Mia saß ganz entspannt am Frühstückstisch, ließ alle umherwuseln, trank ihren Kakao und checkte die Mails.
„Sag mal Kim, fahre ich nächste Woche mit zu dieser Show?“
Mia war es verboten darüber zu sprechen und wollte deswegen nichts erwähnen, was den Jungs etwas verraten würde.
„Nein, du hast das Fotoshooting mit ONE4YOU, dann habe ich dich auf die Gästeliste von der Premiere des neuen Musicals von Jin Kibum schreiben lassen. Ich möchte dass du öfters ohne die anderen auftauchst, damit man dich als Einzelkünstlerin ernst nimmt. Ich hoffe wirklich dass du dich bei dem Vortanzen anstrengst. Wenn du es schaffst wirst du nächste Woche einiges an Tanztraining haben, deswegen habe ich dich nicht für die Show eingeplant.“
Gut, dass verstand sie, auch wenn sie immer noch nicht wusste was bei dem Vortanzen auf sie zu kam. Vielleicht wollte Kim schauen wie selbstständig sie war, wie gut sie sich auf neue Situationen einstellen konnte. Sie war gespannt und wusste dass sie trainieren musste, dass sie einen Tanz zeigen musste, doch wusste sie gar nicht in welche Richtung. Sie müsste wohl auf ihr Bauchgefühl hören müssen.
Irgendwann war dann doch mal ein Bad frei und Mia ging schnell duschen. Sie machte sich nicht großartig fertig, wenn sie zurück kommen würden, würde sie zwei Stunden Tanztraining haben und danach würde sie mit Zoey zu Mittag essen gehen – gut, nach dem Tanzen würde sie noch mal duschen und sich auch etwas schminken. Abgesehen davon würde sie nach dem Mittagessen gucken dass die Jungs gegessen hatten, dann mit Heechul und Shindong zu einer Fernsehshow fahren und dann Leeteuk und Eunhyuk einsammeln, bei KBS rausschmeißen, nach Hause fahren, sich fertig machen, zu SHINee fahren und dann PARTY machen!
Jedenfalls war das alles der Grund wieso Mia es nicht einsah sich jetzt schon großartig zu stylen, was nicht bedeutete dass sie unordentlich das Haus verließ, nein, so war sie nicht. Zu Hause war es möglich sie ungestylt zu erleben, doch nicht wenn sie raus ging.
Schließlich saßen alle im Van, doch wirklich wach waren sie alle noch nicht. Mia versuchte verkrampft wach zu belieben, wie sah das denn vor Kim aus? Und überhaupt, was dachte er eigentlich über die Zeltaktion? Mia wollte es nicht herausfinden.
Etwa eine Stunde später kamen sie in dem Gesundheitszentrum in Incheon an und wurden von Krankenschwestern und Reportern begrüßt. Big Mike kämpfte sich seinen Weg durch und niemand stellte sich ihm großartig in den Weg – wer würde das auch freiwillig tun? Später würde die Blutspende für alle offen sein, jetzt ging es erst Mal nur um Super Junior.
Es wurde ein Interview mit den Jungs und dem leitenden Arzt geführt, dann wurden verschiedene Unterlagen ausgefüllt. Mia blieb an Kims Seite und unterhielt sich locker mit ein paar Reportern, als Leeteuk zu ihr kam und fragte, ob sie nicht auch Blut spenden wollte. Schocksekunde.
Mia hatte noch nie Blut gespendet, sie hatte einen Blutausweis, aber auch nur weil sie vor zwei Jahren mal neugierig gewesen war und wissen wollte welche Blutgruppe sie hatte. Sie hasste Nadeln – ja, auch Menschen mit Tätowierungen konnten Angst vor Nadeln haben. Und trotzdem hatte sie das Bedürfnis mal etwas Gutes zu tun, der Menschheit zu helfen, jemanden einen Teil ihres Lebenssafts zu geben. Wieso musste sie jetzt an Twilight denken? Nein, Twilight war gerade unpassend.
„Ja, sehr gerne!“, sagte sie ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben, ihr Bauch hatte gesprochen – also nicht dass sie Bauchredner war, aber wenn ihr Bauch so ein Gefühl hatte, dann war ihr Mund nicht mehr zu halten.
Alle fanden es toll, Kim, Leeteuk, die Reporter, alle, nun kam sie da nicht mehr raus.
Ehe sich Mia versah lag sie auf einer Liege neben Sungmin, der sie fröhlich angrinste und ihre Hand hielt, während eine Krankenschwester ihren linken Arm vorbereitete. Sie fragte sich wie sie schon wieder in so eine Situation gekommen war. Wieso lag sie hier? Zu spät um zu kneifen. Mia fixierte ihren Blick auf Sungmins grinsendes Gesicht als die Nadel ihre Haut durchbohre um sich den Weg in ihre Blutvene zu suchen. Sie sah auch nicht von seinem Gesicht weg, als die Krankenschwester an seinem rechten Arm die Kanüle ansetzte, sondern starrte ihn an.
„Alles gut, geht es dir gut?“, fragte er und Mia nickte.
„Sie müssen atmen“, bemerkte sie Krankenschwester und erst jetzt fiel Mia auf das sie die Luft angehalten hatte. Sie schnappte nach Luft, Sungmin lachte, drückte ihre Hand und versuchte sie mit irgendwelchen Geschichten abzulenken. Sie spürte wie ihr Blut aus ihrem Körper gezogen wurde, Stück für Stück, sie hasste dieses Gefühl – und Nadeln. Ihr wurde kalt, klar, sie musste ja jetzt auch Blutmangel haben. So sehr ihre Fantasie mit ihr durch ging, sie beschwerte sich nicht.
Den anderen schien es ganz gut zu gehen, sie alberten herum, lachten und machten Scherze, wie konnte man so locker sein?! Mia konzentrierte sich darauf nicht das Gesicht zu verziehen.
Danach gab es Tee und Kekse für alle, Mia hatte nicht wirklich Hunger und nippte nur an dem Tee. Alle kamen zu ihr und fragten, wie es ihr ginge und allen sagte sie, es ginge ihr gut. Es ging ihr auch gut, ihr war etwas kalt, aber ansonsten war nichts ungewöhnlich.
Sie standen bei den Reportern und schossen Bilder, als Mia merkte wie es losging. Ein Kribbeln in den Fingerspitzen, als wenn die Hände eingeschlafen wären. Mia zog die Hände zusammen und spreizte die Finger um das unangenehme Kribbeln zu vertreiben. Es half nichts.
Die nächste Stufe war ein Rauschen in den Ohren. Alle Geräusche wurden stumpf und es rauschte nur noch. Sie wusste dass sie spätestens jetzt handeln musste. Unauffällig schaute sie sich um. Ungefähr 5 oder 6 Meter entfernt war ein Stuhl. Rettung.
Sie fokussierte sich auf den Stuhl und begann auf ihn zu zugehen. Mia glaubte dass jemand ihren Namen sagte, doch sie verstand es nicht richtig.
Nur noch ein paar Schritte, sagte sie sich entschlossen und ließ den Stuhl nicht aus den Augen – für den Fall das er vor hatte weg zu laufen. Sie wollte keine trottelige Bella sein. Schon wieder diese Twilightgedanken. Und dann: Dunkelheit.
Mia merkte noch nicht mal den Aufprall auf dem Boden, noch wusste sie wie viele Minuten sie weg war. Als sie die Augen aufschlug lag sie ungefähr zwei Meter von dem Stuhl weg und sie schaute in Leeteuks besorgtes Gesicht. Eine Krankenschwester kniete neben ihr und versuchte ihren Blutdruck zu ermitteln. Eine andere Schwester setzte etwas an ihre Lippen, Mia trank einfach und verzog das Gesicht. Sie hörte niemand wirklich zu, ihr Kopf war noch immer etwas berauscht, als sie versuchte sich aufzusetzen, hielt Teukie sie davon ab.
„Have I told you that my circulation sucks?“
Koreanisch ging gerade gar nicht, sie musste erst mal eine Systemwiederherstellung machen um alle Sprachpakete zu laden.
Wenig später hatte man sie zu eine der Liegen gebracht und alle saßen besorgt um sie herum.
„Mir geht es gut!“ Ah, da war das koreanische Sprachprogramm wieder.
„Einen Schritt weiter und du hättest dir den Kopf angehauen!“, sagte Teukie und drückte Mia zurück ins Bett.
„Wieso hast du denn nicht gesagt dass du Kreislaufprobleme hast?“
Problem? Wer hatte ein Problem? Probleme waren ein Sonderzustand, nicht der Normalzustand, Mias Blutdruck war jedoch normal. 60 zu 90 war nicht viel, nicht genug.
„I didn’t wanted to mess up, you all have been so jumpy and stuff“, murmelte sie und lehnte sich gegen Eunhyuk, der den Arm um sie gelegt hatte. Sie hasste Nadeln, das Gefühl, wenn jemand Blut aus ihrem Körper saugte und das theatralische Umkippen, das elendige Gefühl danach und die besorgten Blicke. Ihr ging es doch gut.
Bis sie das den anderen verklickert hatte dauerte es eine halbe Stunde. Zwischenzeitlich hatte Mia Angst dass man sie einfach da lassen würde.
Sie konnte Kim sogar überzeugen, dass sie Tanzen konnte. Sie wollte den ganzen Tagesablauf nicht durcheinander bringen und SHINee für heute Abend nicht schon wieder absagen. Allerdings schlief Mia seelenruhig die ganze Fahrt über, mit ihrem Kopf in Eunhyuks Schoß. Sie war total groggy.
„Irgendwie tut sie sich ständig etwas an“, bemerkte Heechul.
„Vielleicht liegt es an uns“, überlegte Shindong.
„Wieso?“, fragte Eunhyuk verwirrt.
„Sie findet uns umwerfend!“ Shindong lachte fröhlich, bis Leeteuk ihn finster anschaute.
„Nicht witzig, dass hätte anders enden können“, sagte er und alle schwiegen. Wenn Ryeowook davon erfahren würde, würde er Mia Fresspakete schicken.
Ein paar Stunden später wachte Mia auf. Im Van. Alleine. Verwirrt schaute sie sich um, wo waren die anderen? Ein Zettel auf Koreanisch lag neben ihr, doch sie brauchte erst mal eine Minute um sich zu sammeln.
‚Haben dein Tanztraining abgesagt, mach dir keine Gedanken, schlaf ruhig, wollten dich nicht wecken. Teukie.‘
Mia grinste den Zettel an, diese Kerlchen …
Sie suchte sie, bis sie die halbe Band im Tonstudio traf. Mama und Papa knufften sie erst mal.
„Ich treffe mich mit einer Freundin zum Mittagessen, soll ich euch etwas mitbringen oder soll ich etwas bestellen?“
Erstmal fanden es alle gut dass sie etwas essen gehen würden, zum anderen wollten sie das Mia ihnen etwas mitbrachte. Zum Glück traf sich Mia nicht weit weg von SME mit Zoey.
„Mia, you look awful!“
„Well, thanks!“, entgegnete Mia lachend und erzählte von ihrem Blutspendedesaster.
„And you did that for some tea and cookies?“, fragte Zoey ungläubig.
„It’s not about cookies, it’s about doing something good!“, erwiderte Mia lachend, sie mochte Zoeys Attitude.
„Whatever“, kam nur zurück.
Sie redeten über die vergangenen Tage, Mai erzählte dass sie mit jemand ausging, aber auch Zoey erzählte sie nicht mit wem. Als die junge Frau Mia fragte was sie heute Abend machen würde, sagte sie dass sie mit den SHINee Küken feiern gehen würde.
„You know that you need to hang around normal people from time to time …“
„They are normal people …“
„Again: whatever. One of my minions used to date this one guy from Big Bang and you don’t wanna hear the stories she told me!“
Minions? Und was hatte der Typ angestellt? Mia löffelte ihre Suppe und bekam eine SMS von Siwon – in Koreanisch, klar, was auch sonst.
„Well, singers can be romantic. A couple of weeks ago I dated a singer and okay it was kinda complicated, because we had like no spare time, but now, with … him .. it’s getting better. He’s kinda independent, he can sneak out and we’ve spent a lot of time together this week …“
„Mia, those singers aren’t used to be normal guys. They think everybody is totally in love with them, they don’t think they need manners and stuff, believe me, one day you will get sick of them.“
„You really don’t like the K Pop scene, don’t you?“, grübelte Mia. Vielleicht hatte Zoey mal von einem Sänger das Herz gebrochen bekommen und war jetzt zum Rachedämon geworden. Nein, die Buffyvergleiche machten es auch nicht besser.
„I’ve been living here almost my whole life, I just think they’re stupid, the conditions they’re working for a terrible, but nobody goes against the managements – besides DBSK who ended up back at SM…“
„Yeah, but I get the feeling they’re happy … or happier … whatever …“
Zoey erinnerte sich an den gefakten Skandal mit Jaejoong. Mia lenkte das Thema in eine andere Richtung. Zoey hatte einen Schuhladen entdeckt, man musste beachten dass bald die Sommer-Schuh-Saison kam und die beiden Mädels beschlossen kommende Woche zusammen shoppen zu gehen. Am Ende bestellte Mia noch ein Haufen Essen. Zoey rollte nur die Augen.
„Das sind erwachsene Leute, können die sich nicht selbst um ihr Essen kümmern?“
„Nein, die erwachsenen Leute sind am arbeiten“, erklärte Mia. Es machte ihr nichts aus Essen zu holen, ohnehin aßen sie viel zu unregelmäßig.
Hungrig stürzten sie sich auf das Essen. Mia klappte den Laptop auf und ging die Emails durch, schaute ab und zu über den Rand ihres Bildschirms und betrachtete ihre Kerlchen. Sie quatschten und lachten, klauten sich gegenseitig das Essen aus den Boxen und machten Bilder. Sie sahen glücklich aus. Vielleicht weil sie es nicht anders kannten. Vielleicht weil es eine bessere Alternative als ein normales Leben war. Wie sie es wohl empfinden würden, wenn sie in Europa oder Amerika leben würden? Heechul und Shindong wurden von den Stylisten geschnappt, damit man sie für die Fernsehshow anzog und fertig machte. Mia wünschte sich auch jemanden zu haben, der ihr sagte was sie anziehen sollte.
Mia wurde abgelenkt von dem Klingeln ihres Handys.
„Hallo?“
„Hello beautiful.“ Und sofort bekam sie eine Gänsehaut und fing an verlegen zu grinsen. Leeteuk schaute sie skeptisch an, als Mia aufstand um den Raum zu verlassen.
„Wie geht es dir?“
„Ganz gut, die Termine sind so weit ganz gut gelaufen. Aber du? Ich habe gelesen dass du umgekippt bist?“
Nun stockte sie, war das schon in den Medien? Woher wusste er das?
„Yeah, well … how do you know?“
„Ich habe Personal das mich auf dem Laufenden hält“, sagte er lachend und brachte sie damit zum Grinsen.
„Ich hoffe es geht dir gut?“
„Keine Sorge, mir geht es gut, ich habe heute nur das Tanztraining verschlafen, aber jetzt geht es mir gut.“
Mia tigerte im Flur auf und ab, das war etwas was sie tat – wenn sie nicht sitzen konnte. Sie tigerte beim Telefonieren.
„Deine Unfallrate ist ziemlich hoch, vielleicht sollte ich dich nicht mehr alleine lassen.“
Er lachte zwar, doch ihr war es unangenehm, er sollte sie nicht für tollpatschig halten. Sie war nicht tollpatschig. Nicht immer. Gut, wenn dann richtig. Sie dachte an zu Hause und fragte sich, ob sie sich da auch so viel wehgetan hatte. Die Antwort war: Ja. Ständig lief sie mit ihren nackten Füßen gegen Schränke oder Stühle, knickte mit den High Heels bei dem blöden Bordsteinpflaster in Frankfurt um oder stieß sich den Kopf. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie wirklich eine hohe Unfallquote.
„Heute Abend gehst du mit deinen Küken weg, richtig?“ Zum Glück lenkte er das Thema ab.
„Jup, party up“, erwiderte sie fröhlich.
„Dann wünsche ich dir viel Spaß, eß vorher genug. Morgen Abend holen wir dich bei SME ab, du fährst bei Joon und mir mit, Kim weiß schon Bescheid.“
„Ich freue mich“, und das tat sie. Sie konnte es nicht abwarten ihn wieder zu sehen, ihn zu küssen.
Mia ging zurück in das Tonstudio und erntete misstrauische Blicke.
„Also ich finde das nicht gut, dass du uns nicht sagst mit wem du ausgehst“, meinte Hyukie vorwurfsvoll und hatte in Leeteuk sofort einen Kameraden gefunden.
„Ich auch nicht.“
Seufzend setzte sich Mia hin, niedlich hin oder her, aber hier mussten mal ganz dringend ein paar Sachen geklärt werden.
„Listen up guys. First of all: It’s not your business. When I’m ready to tell you, I’ll tell you. Second: I don’t force you to tell me who you’re going out with as long as it doesn’t affect your acting, job or whatever. So could you please, please give me some space? He’s a fine guy, he’s caring and charming you really don’t need to worry.”
Mama und Papa schauten sich an und fühlten sich schlecht. Sie waren manchmal vielleicht wirklich zu anhänglich. Natürlich hatte sie das Recht jemanden zu sehen und zu mögen.
„Tut uns leid“, sagten sie gleichzeitig. Mia fing an zu lachen, sie waren echt zum Fressen. Es klopfte an der Tür und Big Mike sagte dass sie los fahren wollten.
Während der Fernsehshow hatte Mia nicht viel zu tun. Heechul und Shindong waren Alleinunterhalter und konnten mit allen Fragen umgehen. Mia nutzte die Zeit das verpasste Tanztraining aufzuarbeiten und trainierte den Tanz den sie gestern angefangen hatte. TJ sollte merken dass es ihr ernst war. Abgesehen davon hatte sie unheimliche Angst zu versagen. Besonders nachdem was Kim heute Morgen zu ihr gesagt hatte. Sie wollte niemanden enttäuschen, es war nichts Alltägliches solche Chancen zu bekommen und sie wollte es nicht versauen.
Ein paar Stunden später schloss Mia die Wohnungstür auf und ließ sich seufzend auf der Stufe zum Flur nieder. Was ein Tag. Leeteuk und Enhyuk waren bei Sukira, Shindong zu Hause, Heechul traf sich mit BoA, Sungmin, Kibum und Yesung waren … keine Ahnung wo. Zumindest nicht zu Hause. Alle Lichter waren aus und es war leise, die zwei absoluten Beweise dafür. Alleine. So ein unbekanntes Gefühl. Zumindest seid sie in Seoul war. Immer war irgendjemand da, den ganzen Tag, die ganze Nacht. Früher war sie gerne alleine gewesen, war alleine durch Frankfurt gewandert verloren in Gedanken, mit Kopfhörern auf. So war sie immer gewesen. Sie war ein Einzelkind das in Frankreich aufgewachsen war, sie waren oft umgezogen, sie hatte nie wirkliche Freunde gehabt, Menschen die sie seit ihrer Kindheit kannte gab es praktisch nicht. Auch wenn Mia gesellschaftsfähig war und gerne bei ihren Freunden und Bekannten gesehen war, war sie froh, wenn sie mal ihre Ruhe hatte. Wenn es ihr früher zu viel wurde, versteckte sie sich in Museen – da vermutet man erst mal keine junge, chaotische Frau. Museen waren die perfekten Verstecke um einfach mal allein zu sein. Im MMK in Frankfurt gab es einen dunklen Raum mit einer Leinwand, auf die Farben projiziert wurden. Mia hatte dort etliche Stunden verbracht und einfach nichts getan.
Wie gesagt, seit Januar war alles anders. Sie war es schon so gewohnt ständig von Leuten umgeben zu sein, dass ihr die Stille zu Hause fast gruselig vorkam. Auf dem Weg in ihr Zimmer schielte sie finster zu dem Fernseher und hoffte dass er nicht schon wieder einfach angehen würde. In einer Stunde würden Key, Onew und Jonghyun sie abholen. Taemin war noch zu jung um auszugehen und Minho war bei einer Fernsehsendung und würde später vielleicht nachkommen. Eine Stunde war genug. Mia war immer schnell fertig, solange sie nicht dachte sich Locken machen zu müssen.
Sie zog eine enge, schwarze Jeans an, ein Oberteil ohne Träge was um die Brust eng war und dann locker bis über die Hüfte fiel in Türkis und suchte dann ihre passenden türkisfarbenen High Heels raus. Zum Glück hatten die nicht so viel Absatz und sie würde nur Jonghyun überragen. Nebenbei hörte sie Rains ‚In my bed‘ rauf und runter. Mia konnte Lieder wirklich zu Tode hören, wenn sie sich einmal in ein Lied eingeschossen hatte war es vorbei. ‚In my bed‘ war so ein Lied, auch wenn der Text total traurig war. Das Komische war, dass sie es trennte, Rain und Jihoon. So wie die Jaejoong von DBSK getrennt hatte. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, dass Rain der Mann war, mit dem sie gerade ausging, der Mann, in den sie sich gerade total vernarrte. Nein, sie wollte nicht darüber nachdenken und spätestens, wenn sie begriff, dass sie mit Rain aus ging, würde sie sich wahrscheinlich wieder im Schrank verstecken.
Mia war schon lange fertig als Onew sie anrief um zu sagen, dass sie unten waren. Im Van wurde sie fröhlich begrüßt, Key sah wirklich gut aus, aber im Endeffekt sahen sie alle gut aus.
„Geht es dir denn gut genug? Leeteuk hat erzählt dass du beim Blutspenden umgekippt bist“, meinte Onew besorgt. Mia seufzte, wieso wusste das jeder? Zumindest auf den englischen K Pop Seiten war es noch nicht.
„Mir geht es gut, wirklich.“
Sie steuerten den Club an, in dem Mia als erstes mit ihren Welpen gewesen ist. Damals hatte sie Leeteuk und seine Freundin gerettet und damals entstanden die Bilder von ihr und Donghae. Heute würde sie vorsichtiger sein, mit dem was sie tat. Ist ja nicht so, als wäre Mia nicht lernfähig und Leeteuk und Eunhyuk hatten sich angekündigt nachzukommen.
Wieder hatte sie eine eigene Lounge, oben, mit Blick auf die Tanzfläche darunter. Mia stand am Fenster und schaute nach unten, als Jonghyun ihr ein Glas Saft reichte – sie wollte erst mal langsam anfangen.
„Weißt du Mia, seid dieser einen Nacht ist Jonghyun noch vernarrter in dich!“, meinte Onew lachend und brachte Jonghyun dazu leicht rot zu werden.
„Es ist etwas Schönes eine hübsche Frau neben sich zu haben, die warm ist und gut riecht …“ Eigentlich versuchte er sich zu verteidigen, irgendwie ging das aber in die Hose, denn selbst Mia fing an zu lachen und nahm ihn dann entschuldigend in den Arm.
Sie waren wirklich niedlich, aber eben nur niedlich. Und sie waren viel zu jung. Mia sah in ihnen ihre kleinen Brüder, aber niemanden, mit dem sie etwas anfangen würde. Es war unkompliziert und sie mochte es.
Mit Kims mahnenden Worten im Hinterkopf verließ sie die Lounge nicht um unten auf der Tanzfläche zu tanzen, nein, sie begnügte sich mit den drei Kerlchen, die sie dabei hatte. Vor allem mit Key ließ sich gut tanzen und sie hatten auch so ihren Spaß.
Irgendwann schaute sie runter und sah Zoey mit drei weiteren Mädels.
„Das ist eine Freundin von mir“, sagte Mia laut um die Musik zu übertönen und die drei Jungs folgten ihrem Blick. Onew schlug vor sie hoch zu holen. Um ehrlich zu sein war es schon doof so abgeschottet zu sein.
Wenig später waren Zoey und ihre drei Freundinnen auch oben in der Lounge. Zoey blieb bei Mia während die anderen drei jungen Frauen eher um SHINee bemüht waren. Zoey konnte nur die Augen rollen. Mia fand es witzig.
Irgendwann kam Key und umarmte Mia von hinten um seinen Kopf auf ihre Schulter zu legen.
„Tanzt du mit mir?“, fragte er mit einem Dackelblick. Mia grinste süffisant.
„Ehm, ich muss einen Anruf führen, aber tanz doch mit Zoey!“
Zoey versuchte ihr zu bedeuten dass sie nicht wollte, doch das sah Key nicht und grinste die andere Frau an, schnappte sie an der Hand und zog sie weg. Zoey drehte den Kopf um, nur um eine grinsende Mia zu sehen, die ihr zuwinkte.
„Habt Spaß!“, rief sie ihnen hinterher.
Sie schaute kurz auf ihr I Phone und sah eine Email von Yunho.
‚Hi there, greetings from Osaka, I hope you are doing fine! Saw your breakdown today and was worried. Jaejoong is fine too. I know you pretend not to care. I call you tomorrow!’
Finster schaute sie auf ihr Telefon. Woher wusste er jetzt von ihrem Zusammenbruch?! Mal abgesehen davon hatte sie Jaejoong ziemlich gut verdrängt. Aus dem Auge, aus dem Sinn funktionierte ziemlich gut.
Dann hatte ihr Siwon noch ein Bild geschickt, dass wohl bei einer Show entstanden war. ‚We miss you all! Study korean!‘. Zumindest er brachte sie zum Lachen.
Mia schnappte sich einen Drink und suchte ihren Weg raus zum Hintereingang. Sie musste mal eine Rauchen. Die Männer machten sie fertig. Hier war es intensiver, weil sie die meisten viel mehr sah, viel enger mit ihnen zusammen arbeitete, es war wie im Big Brother Haus, in dem die Leute nach wenigen Wochen von ‚wahrer Liebe‘ und ‚wahrer Freundschaft‘ sprachen, weil sie im Endeffekt Tag und Nacht aufeinander hockten. In Deutschland war es einfacherer gewesen jemanden aus dem Weg zu gehen, man musste sich einfach nicht melden und seine Anrufe ignorieren, aus Zufall lief man sich meistens nicht über den Weg. ‚Give us a try‘ hatte er zu ihr gesagt. Er hatte das nicht ernst meinen können. Er war emotional verwirrt gewesen. Jaejoong gehörte nicht zu ihrem Beuteschema, er war anders und hörte nicht auf sie, er war der Mann, von dem man dachte, man könnte ihn bändigen. In Romanen und Serien klappte das. Zoey hatte Stark gebändigt, Blair Chuck und Marissa Ryan. Mia fielen unzählige solcher Beispiele ein, Fakt in der wirklichen Welt war aber, dass es nicht funktionierte. Sie hatte sich ihre Krallen schon an so vielen Männern stumpf gefeilt bei dem Versuch sie zu bändigen. Es würde nicht klappen. Es konnte nicht klappen. Diese Ansicht war anders als bei Donghae. Bei ihm redete sie sich einfach so lange ein, dass es nicht klappen würde, bis sie es glaubte. Sie mochte Jaejoong. Er sah gut aus, war witzig und es machte unheimlich Spaß ihn zu beobachten, sie merkte aber auch wie es ihr jetzt besser ging, mit einem Meer zwischen ihnen. Das Gleiche galt für Donghae. Sie freute sich riesig über seine Nachrichten, aber es war okay, dieser Schmerz in ihrer Brust war weg. Jihoon hatte sich so in ihr Leben gedrängt und Mia hatte nichts dagegen. Sie hatte die Türen weit geöffnet um ihn in ihr Leben zu lassen.
„Hey Mia!“
Ein grinsender Joon tauchte vor ihr auf und Mia erschreckte sich zu Tode.
„Joon!“
„Tut … tut mir leid, ich sollte heute vorsichtiger mit dir sein …“ Ach so, er wusste also auch schon Bescheid.
„Mir geht es gut“, schmollte sie. Herr Gott! Sie war halt einmal umgekippt! Was dachten die wie oft das im Sommer passieren würde? Mia sollte sich vielleicht ein aufblasbares Kissen umschnallen …Egal.
„Was machst du hier?“
„Ich treffe mich mit ein paar Freunden“, erklärte Joon und setzte sich zu Mia auf die Treppe.
Im Endeffekt kamen Joon und seine drei Freunde dann auch noch in ihre Lounge. Leeteuk, Heechul und Eunhyuk brachten zwei Frauen von KBS mit und plötzlich war der Raum ziemlich voll.
Irgendwann gegen 5 Uhr fielen sie zu Hause ein. Sungmin schlief heute Nacht bei Yoani, doch sie schafften es Yesung zu wecken. Leicht angetrunken beschlossen sie noch eine Nacht in den Zelten zu schlafen, die den ganzen Tag niemand abgebaut hatte.