Um 4 Uhr morgens wurden die Schlafenden von einem Regenschauer überrascht. Noch halb im Schlaf liefen sie zum Haus, doch bis sie dort ankamen, waren sie klitschnass. Die Tür fiel hinter ihnen zu und als sie sich anschauten, fingen sie an zu lachen.
„Vielleicht hätte ich mir den Wetterbericht anschauen sollen“, sagte sie und ging ins Bad, um sich abzuduschen. Jongin folgte ihr und auf einmal war an Schlafen gar nicht mehr zu denken.
Um 6 Uhr legten sie sich dann doch noch einmal hin, unter die Decke natürlich. Sie schliefen nur knapp 2 Stunden, dann war Skye schon wieder wach. Es lag an dem Wetter und der Wärme, dass sie so früh aufwachte. Es regnete noch immer, was nicht bedeutete, dass es abkühlte. Sie saßen zum Frühstück auf der Terrasse und schauten über das Meer.
„Oh, hi Elvis“, sagte Skye und Jongin schaute sich um, mit wem sie sprach, sah aber niemanden. Dann schaute er noch einmal und sah einen Papagei neben Skye auf der Armlehne sitzen.
Die Amerikanerin gab ihm ein Stück Apfel, welches der Vogel mit einem Fuß nahm und anfing Stücke abzubeißen.
„Ms Doolittle?“
„Hey, wohne du mal hier und versuche den Tieren aus dem Weg zu gehen.“
Elvis blieb eine ganze Weile bei ihnen sitzen und wurde von Skye gefüttert. Es war wie ein riesiger Zoo.
„Was gibt es hier noch für Tiere?“, erkundigte er sich – auch etwas zur Vorsicht.
„Wir haben verschiedene Geckos, Eidechsen – auch recht große, nicht erschrecken, sind keine Leguane. Wir haben Fledermäuse, Flughunde, viele Vogelarten, Frösche und Schildkröten. Keine Schlangen – zumindest habe ich noch keine gefunden. Auf Fiji gibt es auch die Huntsman Spinne, eine der größten Spinnen der Welt – bisher haben wir sie hier auf der Insel noch nicht gesehen.“
Na, das war ja beruhigend.
Es war ein unheimlich langer Flug gewesen von Seoul nach Melbourne. 10 Stunden hatten sie im Flugzeug gesessen und waren immer noch nicht da, wo sie hinwollten. In Australien hatten sie dann drei Stunden Aufenthalt, dann ging es weiter nach Nadi. Mia saß neben Baekhyun.
„Spuck es aus“, kam es von ihm, ohne von der Zeitung hochzuschauen. Mia hatte jetzt öfters zu ihm geschaut, hatte aber nichts gesagt. Manchmal glaubte Mia, dass Baekhyun ein Kind von Heechul und Kyuhyun war. Traumhafte Stimme, finsterer Charakter.
„Du tust auch nur so, als könntest du Skye nicht leiden.“
Nun schaute er auf und schaute sich um. Hinter ihnen saßen Chanyeol und Jimin, beide waren am Schlafen.
„Ich verbringe meine Zeit gerne mit Menschen, denen es noch schlechter geht als mir.“
„So ein Quatsch!“
„Sie ist anstrengend. Sie ist besserwisserisch und selbstgefällig-“
„Warte, dann ist sie wie du! Singen kann sie auch. Vielleicht ist sie deine Zwillingsschwester!“
Bae rollte genervt die Augen.
„Manchmal erinnert sie mich an dich, okay? Und ich weiß, dass du nie zulassen würdest, dass uns etwas passiert. Auch wenn du manchmal nervst. Ich habe das Gefühl, dass wir uns auf Skye verlassen können und auch wenn sie manchmal nervt so ist das, was ihr zugestoßen ist, eine bodenlose Frechheit und wenn die beiden Frauen nicht ihre gerechte Strafe erhalten, werde ich dafür sorgen.“
Wenn Baekhyun dann mal den Mund aufmachte, wusste man nie so recht, ob man sich freute oder ärgerte oder ob man sauer auf ihn war. Es war wie mit diesen Knoblauchbaguettes in Korea, die mit Zuckerwasser bepinselt waren. Von außen sahen sie ganz normal aus, aber dann biss man rein und es war Knoblauch, aber auch süß und das Gehirn konnte es einfach nicht verarbeiten. Süß oder herzhaft? Beides ging nicht zusammen, oder doch?
„Du bist ein Baguette“, erwiderte Mia und setzte ihre Kopfhörer auf. Das wiederum brachte den Sänger nun völlig aus dem Konzept, doch nun ignorierte Mia ihn.
Es regnete bis in den Mittag. Es gab zwar Fernsehen auf der Insel, doch wer brauchte schon einen Fernseher, wenn man diese Aussicht hatte? Regen hin oder her.
„Sag mal…“
„Hm…“ Skye drehte sich zu ihm.
„Zwei Fragen habe ich.“
„Du kannst mich so viel fragen wie du willst“, entgegnete sie ihm.
„Als wir nach Singapur geflogen sind und du hast die Suite bekommen, war das kein Zufall oder?“
Die Frau fing an zu grinsen und schüttelte den Kopf.
„Nein, durch meine Kreditkarten und meinen Status bei der SIA bekomme ich generell das Upgrade.“
Die nächste Frage wäre auf keinen Fall wie hoch ihr Kreditkartenumsatz war, das wollte er gar nicht wissen.
„Als du sagtest, du willst erst Kinder, wenn du im Weltall warst, dann war das keine Metapher dafür, dass du nie Kinder haben willst, oder?“
„Nein, in zwei Jahren werde ich auf die ISS fliegen. Ich bin regelmäßig im Training und muss alle paar Monate einen Gesundheits-Check machen. Das richtige Training beginnt neun Monate vor dem Flug. Ich werde zwischen 11 und 14 Tage an Bord der ISS sein, es kommt darauf an, wie die Versorgungsraketen dann fliegen werden.“
Er hatte eher an einen Parabelflug gedacht oder an eins dieser Spaceshuttle, die für ein paar Minuten halb im Weltraum schweben, aber dass sie tatsächlich auf die ISS flog wäre ihm nicht in den Sinn gekommen.
„Es geht nicht ums Geld, es ist nicht so, als würde ich Dinge suchen um es los zu werden. Ich will das. Seit ich klein war, habe ich immer in die Sterne geschaut. Ich will einmal unsere Erde sehen, von oben. Ich will staunen und fotografieren und weinen.“
Im Angesicht der Erde würde er auch weinen. Noch immer war das Weltall ein großes Rätsel. Er selbst konnte sich nicht vorstellen jemals da hoch zu fliegen, viel zu viel Angst hätte er, dass etwas geschieht.
„Castle-Time!“, rief jemand und Skye sprang auf.
„Castle-Time?“, fragte der Sänger.
„Die Zeit nach dem Regen, bevor der Sand trocknet, komm mit!“ Sie nahm ihn bei der Hand und sie rannten zum Strand. Etliche Förmchen standen bereit und Schaufeln. Friday war dabei und einige von den jüngeren Angestellten. Nazil war wohl der Preisrichter und stand mit seiner Frau am Rand.
„Was tun wir?“, fragte Jongin lachend und setzte sich neben Skye in den Sand.
„Komm, wir bauen den Gyeongbokgung!“, schlug sie vor und holte ihr Handy raus, um ich den Umriss anzuschauen.
„Klar, etwas Einfacheres konntest du dir nicht aussuchen?!“ Sie gab ihm einen Kuss und fing an mit der Arbeit.
Die Gefährten waren am Flughafen Nadi gelandet. Mia würde behaupten, dass der Flughafen recht überschaubar war. Sicherlich würde es Transfers auf die anderen Inseln geben. Sonst funktionierte das auch überall. Jedenfalls war es deutlich wärmer, als in Seoul und die meisten verschwanden auf den Toiletten, um sich umzuziehen.
„Also, wie kommen wir nach Adavaci?“, fragte Chen erwartungsvoll.
„I have no idea…“, gab die Deutsche zu und schaute sich um. Die Gruppe ging zum Ausgang. Sie standen schon jetzt im Nirgendwo. Grün, soweit das Auge reichte.
Mia hingegen fragte sich durch, wer Transfers anbot, dann kam ein Mann auf sie zu.
„You want to go to Adavaci?“, fragte er.
„Yes, we are friends of Ms Jones.“ Immerhin kannte er die Insel und wenn er eine Privatinsel kannte, kannte er auch bestimmt Skye.
„I didn’t know she was expecting more guests…“
„It is kind of a surprise. She wasn’t feeling well when she left Korea and we wanted to make sure that she is alright.“
„Long way to check if someone is okay – don’t you kids have cellphones?“, erwiderte er argwöhnisch. Mia konnte es verstehen, sie selbst würde es nicht anders wollen. Sie holte ihr Handy raus und zeigte ihm Bilder.
„See… that’s me with her and her with them and that’s her boyfriend – he must be with her now and these“, sie deutete auf EXO, „are his fellow members. Hey boys! Singe me a song!“, rief sie zu den Sängern, die sie entgeistert anschauten.
„Ich habe dem gerade erklärt das ihr EXO seid und das Kai zu EXo gehört und Kai ist gerade bei Skye und deswegen müssen wir zu der Insel, also: singt!“
„Wir gehören nicht zu EXO“, beschwerte sich Jimin.
„Das ist mir doch egal! Als würdet ihr die Lieder nicht kennen! Singt Wolf oder Growl oder Mama, mir völlig peng, aber macht!“
Die Kerle fühlten sich etwas überrumpelt und stellten sich auf – Jimin und Taehyung gleich mit. Mia filmte mit, nur zum persönlichen Spaß. Sie sangen ‚Mama‘, da war die Choreo einfacherer, als bei vielen anderen Liedern.
„So?“, drehte sich Mia fragend zu dem Mann um. „Can you get us to Adavaci?“ Sie hatte keine Ahnung ob er ein Boot hatte, ein Flugzeug oder einen Helikopter.
„Yeah, alright, hop in“, sagte er und wand sich ab.
„Auf Jungs! Hop hop!“
„Wer wollte sie eigentlich mitnehmen?“, fragte Chanyeol und schnappte sich seinen Koffer. Ein finsterer Blick traf ihn. Er hatte vergessen, dass Mia ziemlich gute Ohren hatte und senkte schnell den Kopf.
Skye und Jongin waren ziemlich weit mit ihrem Palast gekommen, bis die Sonne den Sand wieder getrocknet hatte. Jedes Gebäude hatten sie nicht berücksichtigt, aber auf das Teehaus im See hatte sie bestanden.
Jemand hatte ihnen frische Säfte und Obst gebracht und alle saßen im Sand und betrachteten die Werke der anderen. Einer der Köche hatte den Eifelturm nachgebaut. Er hatte den Sockel nicht ausgehöhlt, dafür hatte er mannshoch gebaut. Mit einem Zahnstocher hatte er die Musterung der Balken eingezeichnet. Ein anderer hatte die Insel aus Sand gebaut. Bäume und Palmen waren schwer zu bauen mit Sand, also hatte er lauter Cocktail-Palmen auf der Insel verteilt.
Jongin war eins jedenfalls klar: Das war nicht das erste Mal, dass sie so etwas gemacht hatten.
Die beiden wollten gerade ins Wasser, da kam ein Mann auf sie zugejoggt.
„Miss Jones, Mikey just called and said he’s got some friends of yours. They’ll be here in 15 minutes.“
Skye und Jongin tauschten einen Blick aus. Sie wussten beide genau, wer das nur sein konnte. Skye hätte am liebsten den Befehl gegeben das Schutzschild zu aktivieren und abzutauchen, aber Jongin war ohnehin noch genug verwirrt, da wollte sie kein Öl ins Feuer gießen.
„Wie haben die uns gefunden?“, fragte Skye mehr sich selbst. Jongin grinste nur.
„Du musst noch vieles lernen.“ Der Sänger legte den Arm um sie und sie machten sich auf den Weg zum Steg. Sie spekulierten wer alles kommen würde. Mit Sicherheit Heechul und Eunhuyk, dann wahrscheinlich Taehyung und Chen. Skye konnte sich auch vorstellen, dass Noah das ganze anführte oder das Seunghyun sich dazu gestohlen hatte.
Das Wasserflugzeug landete und man sah nur, dass es ziemlich voll war, aber noch konnten sie nicht ausmachen, wer tatsächlich drinsaß. Nicht nur Mia war dabei, sondern auch Irene und Lisa und die Konstellation der Jungs, hatte sie auch nicht so vorausgesehen, vor allem weil keiner von Super Junior dabei war. Mia fiel Skye um den Hals.
„Hey baby girl!“
„Was tut ihr hier?“, fragte sie, mehr überrascht als genervt.
„Na ja, die anderen haben irgendwie herausbekommen, wo ihr seid und haben dann so getan, als wollten sie sicher gehen, dass alles gut bei euch ist – wir wissen, dass sie nur Urlaub wollten. Ich hätte sie aufhalten können, aber hey, für mich hat die auch nie jemand aufgehalten. Willkommen in der Familie!“
Alle redeten durcheinander und dann wuselte auch noch das Personal zwischen ihnen umher, um die ganzen Koffer einzusammeln.
Es verging fast eine Stunde, bis sie alle auf Skyes Terrasse im Haupthaus saßen und mit Getränken versorgt waren. Langsam kehrte Ruhe ein und die Truppe verfiel in die gleiche Starre, wie Jongin am ersten Morgen.
„Also … du bist wohl reich“, bemerkte Baekhyun.
„Jup“, kam es von Skye, die sich wie ein seltenes Tier vorkam.
„Und übrigens, wenn Skye sagt sie will erst nach dem Weltraum Kinder …“ Jongin stockte und schaute zu Skye.
„Sorry, ich will nichts erzählen, was nicht an mir ist zu erzählen.“
„Schon gut – ich fliege in zwei Jahren auf die ISS.“
Vorbei mit der Ruhe. Tausend Fragen hagelten auf sie ein. Vielleicht sollte sie ein Einführungs-Video aufnehmen:
‚Hallo. Mein Name ist Laila Skye Jones. Skye benutze ich, wenn ich inkognito unterwegs bin. Ich habe im Lotto gewonnen und habe danach schlau investiert. Jetzt habe ich mehr Geld, als ihr je erwirtschaften werdet. Ich mag euch trotzdem.‘
Irgendwann waren sie alle in die Gästehäuser eingezogen und Mia war die erste, die wieder am Strand war.
„Ich hoffe wir haben euch nicht gestört?“
„Schon okay, I think Jongin felt a little alienated.“ Mit all den Fragen und den Antworten, die er vielleicht gar nicht wissen wollte, tat ihm etwas Gesellschaft bestimmt gut.
„Sag mal, wo sind eigentlich Super Junior?“ Kaum hatte Skye die Frage ausgesprochen, da fing Mia an herzlich zu lachen.
„Denen habe ich gesagt … sie können nicht mit … wegen … der … Super Show 8!“ Mia lachte noch immer herzlich und Skye stimmte mit ein.
„Und du hättest ihre Gesichter sehen sollen!“
Es dauerte einen Moment, bis sie sich beruhigt hatten und Mia erzählte die ganze Geschichte.
„Das ist aber schon fies“, meinte Skye, lachte aber immer noch.
Die beiden wurden unterbrochen, als eine schreiende Horde von Sängern den Weg runter gerannt kam, in Richtung Strand. Der erste, der sich auf die Nase legte war Jimin und Taehyung fiel direkt über ihn. Lisa und Irene, die gemütlichen hinten dran gelaufen waren, brachen lachend zusammen, ebenfalls Mia und Skye.
„Na toll, jetzt haben wir das Gegacker den ganzen Tag“, sagte Baekhyun und stieg über Taehyung hinweg – ohne mal auf die Idee zu kommen ihm aufzuhelfen.
Und so verbrachten sie einen entspannten Tag in der Sonne. Wenn man nicht unbedingt ein Privatflugzeug hatte, war die Anreise schon anstrengend und lang, doch ihre Müdigkeit war wie weggeblasen.
Am Abend gab es wieder ein Fest – bei so vielen neuen Gästen war das nur legitim. Vollgegessen und angeheitert wurden sie aber doch langsam müde und einer nach dem anderen schlich sich zu den Gästehäusern.
Skye begleitete Lisa im Dunkeln.
„Bist du froh, dass Seungri es jetzt offiziell gemacht hat?“, fragte sie die junge Sängerin.
„Einerseits schon, aber den Auslöser hätten wir uns sparen können.“
Da musste jemand fast sterben, bis Seungri sich zu seiner Liebe bekannte. Skye verstand was sie meinte.
„Es ist wie es ist, zum Glück bin ich noch mal davongekommen.“
„Und wenn es ein nächstes Mal gibt? Wir müssen jetzt etwas daran ändern. Wir haben uns viel zu lange falsch behandeln lassen. Korea mag anders sein in vielen Dingen, aber niemand sollte so viel Macht über uns haben, nicht die Entertainments, nicht die Netizen, nicht die Sasaenges. Wir sind immer noch wir und wir haben Rechte, wie alle Menschen. Wir dürfen keine Angst haben zu leben.“
Da hatte sie Recht, doch manchmal war es nicht so einfach, vor allem in Korea. Skye liebte Korea und sie war der Meinung, dass sie viele Traditionen und Gepflogenheiten verstand und manche Sachen verstand sie überhaupt nicht. In jedem Land gibt es zwanghafte Fans, die den Überblick der Realität verloren haben, nur schien das in Korea eher als normal hingenommen zu werden, als in anderen Ländern, wo Stalking tatsächlich als Straftat galt und entsprechend bestraft wurde. Aber machen wir uns nichts vor, auch in anderen Ländern war Stalking nicht einfach nachzuweisen und meistens muss etwas passieren, bevor die Polizei wirkliche etwas unternahm.
„Wo ist Mia?“, fragte Skye und schaute sich in dem Gästehaus um, dass die drei Frauen besetzt hatten. Lisa zuckte nur mit den Schultern. Nun denn, es war eine Insel, sehr weit konnte sie nicht gekommen sein.
Kaum hatte sie das Gästehaus verlassen, kam ihr Taehyung entgegen.
„Hey.“ Er lächelte sie fröhlich an und blieb stehen.
„Bist du okay?“ Skye fing an zu lachen.
„Wieso sollte ich nicht okay sein?“ Doch sein Blick sagte ihr, dass sie ihm nichts vormachen musste.
„Du bist sehr mutig und auch sehr tapfer, aber es ist auch okay mal schwach zu sein. Wir sind alle für dich da, deswegen sind wir hier.“
„Ich dachte ihr seid wegen dem Strand und dem kostenlosen Essen gekommen …“
Was wahrscheinlich bei der Hälfte auch stimmte.
„Der Strand ist schon ziemlich gut“, gab er zu. Einen Moment standen sie nur so da und schauten über das Meer.
„Skye?“
„Hm?“
„Ich hatte ziemlich Angst dich zu verlieren.“
Sie drehte sich zu ihm.
„Schon okay, ich sterbe nicht so einfach.“
Auf dem Weg zurück hielt sie Ausschau nach Mia und fand sie am Strand – hörte sie weinen. Sofort fing sie an zu rennen und warf sich auf die Knie.
„Mia, what happened? What’s wrong?“, fragte sie besorgt und die Deutsche wischte sich die Tränen weg.
„Nothing, I’m just being stupid.“
Skye kaufte ihr das nicht ab.
„Komm, spreche darüber. Sprechen hilft – sagt mein Therapeut.“ Skye hatte ihn gefeuert, doch das musste sie Mia ja nicht auf die Nase binden.
„You have lost so many people and I‘m sitting here, crying like baby.“
„Hey, loosing people is no competition, tell me what’s up.“
Mia versuchte tief durchzuatmen, doch ihr Körper wurde noch immer von Schluchzern erschüttert.
„It’s about Jonghyun. When he died I had a dream … that we were in Neverland and he .. he said good-bye. When I woke up I knew he was dead.“
Wieder wischte sie sich die Tränen weg.
„I’ve only walked with him a little path of his life but he was someone … so pure and good. You fell in love with him without knowing, there was no other way than to love him and suddenly he was gone … just like that. Sometimes he comes and visit me in my dreams … I tell him all the things happening with the others and he laughs a lot about them. I deeply miss him and now I’m here and you call this place Neverland and I know it’s stupid but I thought … he might be here. I know he’s not, I know he can’t be. Once … a long time ago … I shared a kiss with him. He was always talking about us falling in love … he was too young – super cute and super hot, but still too young. It would have been so easy to fall in love with him. But I’m glad I didn’t. If happened, what happened while we were together, I think I had never recovered. I would have been broken. That’s the damn thing with these people. They are getting to damn close to your heart.“
Skye konnte nicht anders, als ebenfalls zu weinen. Und da hatte sie gedacht, sie hätte keine Tränen mehr übrig. Natürlich wusste sie, wer Jonghyun war. Sie hatte seine Stimme geliebt und sein Tod war tragisch gewesen. Zu hören, wie liebevoll Mia von ihm sprach, gab Skye das Gefühl ihn selbst gekannt zu haben.
„I stop calling this place Neverland, if you want to.“
„No“, Mia wischte sich lächelnd die Tränen weg. „I’d like to think he lives in a place like this, so beautiful and warm.“
Eine Weile blieben sie schweigend nebeneinander sitzen und schauten auf das Meer. Mia war auch ein Meer-Typ. Menschen wie ihnen ging es besser, wenn sie am Meer waren. Deswegen hatte sich Skye auch eine Insel gekauft. Sie hätte sich auch ein Grundstück am Strand kaufen können, aber ihr hatte die Vorstellung von ihrer eigenen, einsamen Insel gut gefallen. Wenn sie in Brasilien mitten im Nirgendwo ein Haus bauen würde, wäre der nächste Supermarkt nicht näher als jetzt auch und in Nadi konnte man tatsächlich etwas shoppen gehen. Wenn Skye also Lust auf Zivilisation hatte, war diese nie weit weg. Ansonsten fühlte sie sich hier wohler. Manchmal musste sie raus, nicht weil es hier nicht mehr gefiel, sondern weil sie nicht vergessen durfte, dass es da draußen auch noch eine Welt gab.
Schließlich verabschiedete sich Mia und auch Skye zurück zur Feuerstelle.