Am nächsten Morgen, gegen 10 Uhr, saß Eunhyuk unten in der Küche und hing im Videochat mit Kyuhyun, Siwon und Ryeowook. Das “große” Thema war ‘Jihoon schläft bei Mia’.
“Wer weiß was sie letzte Nacht gemacht haben!”, flüsterte Eunhyuk, weil er nicht wusste ob die beiden noch schliefen oder schon wach waren. Man sah ihm an dass er sich unwohl mit dem Gedanken fühlte. Kyu rollte die Augen.
“Bist du gestern Nacht von … auffälligen Geräuschen aufgewacht?”
Eunhyuk zog die Augenbrauen zusammen.
“Nein, aber vielleicht waren sie … leise …”
Kyuhyun schüttelte den Kopf.
“Vergeß es, sie hatten keinen Sex.”
Alle Blicke wanden sich nun zu dem Jüngsten der Truppe, vor allem Siwon schaute ihn entsetzt an.
“Leute, ich war mit ihr zusammen! Vergessen?”, sagte er genervt. Siwon wurde das alles zu viel und er verabschiedete sich von Eunyhuk und verließ dann kopfschüttelnd den Raum.
“Man ist der prüde”, murmelte Kyu, doch Hyukie ging es eigentlich auch nicht besser.
Zur gleichen Zeit waren Mia und Jihoon zwar schon wach, aber noch zu faul aufzustehen und kuschelten lieber noch eine Runde. Mia schmiegte sich an seinen warmen Körper und küsste seine Brust.
“Ich wünschte ich hätte dich früher kennen gelernt …”, meinte Jihoon nachdenklich.
“Wieso? Wir haben alle Zeit der Welt”, erwiderte Mia und hob den Kopf.
“Ich weiß, es geht nicht um die Zukunft, sondern um die Vergangenheit. Wenn man als Künstler alleine ist, ist es anders, man hat niemanden auf den man sich stützen kann, niemanden, dem man wirklich vertrauen kann. Man ist von vielen falschen Leuten umgeben. Ich wünschte ich hätte jemanden wie dich an meiner Seite gehabt, jemanden den ich vertrauen kann, bei dem ich sein kann wie ich bin, jemand der mir seine ehrliche Meinung sagt …”
Verträumt betrachtete er Mia und spielte mit ihren Haaren, dabei war ihr Herz gerade am auszusetzen. Selten hatte jemand so etwas Liebes zu ihr gesagt – außer David. Sie versuchte das David-Desaster aus ihrem Kopf zu verbannen. Nicht jeder Mann der wie Edward Cullen war, war eigentlich ein doof-tickender Arsch. Mia schaute ihn einfach nur an und fragte sich womit sie das verdient hatte. Was hatte sie getan umso jemanden bei sich zu haben? Sie kannten sich noch nicht lange, doch ließen sie es wirklich einigermaßen ruhig angehen. Mia wollte etwas sagen, irgendetwas was toll klang, wurde aber von dem Klingeln ihres I Phones unterbrochen.
“That’s Kim”, sagte sie Jihoon, den sie hatte für den Manager einen eigenen Klingelton eingestellt.
“Guten Morgen Kim”, sagte sie in den Hörer.
“Hallo Mia, wie geht es dir? Gute Show gestern. Alle waren sehr zufrieden.”
“Danke, es hat auch wirklich Spaß gemacht”, gab Mia zu.
“Sag mal, du musst bald los zum Fotoshooting, soll ich dir einen Wagen schicken?”
Mias Blick wanderte zu Jihoon, nein, sie hatte schon eine Mitfahrgelegenheit.
“Nein, schon OK, Eunhyuk hat gesagt er fährt mich.”
“Alles klar. Heechul hat gemeint er würde dich heute gerne mit zu seiner Fernsehsendung nehmen, weil ihr danach bei BoA eingeladen seid”, sprach Kim weiter.
“Well … wenn ich zu KBS mit Leeteuk und Eunhyuk soll …”
“Quatsch, ich finde es gut wenn du unter Leute kommst und neue Kontakte machst, geh da ruhig mit Heechul hin.”
Mist, Mist, Mist.
“Danke schön”, log sie und beendete das Gespräch.
Mia erzählte Jihoon von der Party, aber nicht wieso Mia eingeladen war. Vielleicht war es besser, wenn er nichts von Jaejoong wusste.
Irgendwann standen sie dann doch auf und machten sich fertig. Eunhyuk war schon unten und saß vor seinem Laptop.
“Ah Mia, sag guten Morgen zu den anderen!”
Er winkte sie zu sich und sie sah dass er mit Kyu und Siwon am chatten war. Grinsend winkte sie.
“Guten Morgen, wie geht es euch?”
“Gut, dir auch?”, fragte Siwon.
“Ja, aber ich vermisste euch!”
“Bald sind wir wieder da”, versicherte ihr Kyuhyun und grinste sie an. Oh-oh. Mia hatte Kyu nicht vergessen, doch her schien relative normal zu sein.
Sie frühstückten noch gemeinsam und fuhren dann los zum Fotoshooting für ONE4YOU. Mia hatte sich weder geschminkt, noch die Haare gemacht, immerhin würde man sie heute wieder stylen. Langsam gewöhnte sie sich daran zu Recht gemacht zu werden.
Joon wurde auch noch eingesammelt, weil er heute ebenfalls mit von der Partie war. Er sprang auf die Rückbank und begrüßte die beiden fröhlich. Joon war wirklich eine Grinsekatze, ähnlich wie Onew. Wenn er dabei war, konnte man gar keine schlechte Laune bekommen.
Als sie das Studio erreichten gingen sie alle sofort in die Maske um fertig gemacht zu werden. Laute Musik dröhnte um die Leute locker werden zu lassen. Die Bilder sollten alltagstauglich sein und die Leute sollten sich wohl fühlen und Mia stellte fest, dass es mit Musik wirklich leichter war zu posen. Es wurde viel rumgealbert und Mia ließ sich anstecken, sprang umher und lachte. Der Fotograf war begeistert und Jihoon stand neben dem Bildschirm und lunzte ab und zu mal hoch. Mia drehte sich und tänzelte umher. Es gab auch Bilder mit ihr und Joon und Jihoon. In der einen Szene zog sie Joon an der Krawatte hinter sich her. Das Bild war der reinste Zucker, wie sie später feststellen durfte, Joon grinste dermaßen, dass Mia nicht anders konnte als zu lachen.
Mittlerweile hatte sie schon einige Bilder gesammelt, nicht nur von ihrem Fotoshooting mit Super Junior als Baum und den beiden Fotoshootings für ONE4YOU, nein, sie hatte auch die Bilder aus Shanghai, wo Siwon darauf bestanden hatte mit ihr zusammen Bilder zu machen und noch unzählige andere die irgendwo entstanden waren, mit Welpen, Küken oder auch Jaejoong. Vielleicht sollte sie ein Fotoalbum machen mit all den Bildern oder eine Pinnwand zu Hause.
Bei einer Szene hatte Jihoon Mia über seine Schulter geworfen und lief ganz gelassen vor dem Kamera auf und ab. Danach war Mia etwas schwindelig, weil sie zu viel Blut im Kopf hatte und Jihoon reichte ihr lachend einen Orangensaft.
In einer anderen Szene sollte sie ‘Suck & Blow’ (Pusten & Blasen) nachstellen, Mia in der Mitte. Sie sollten die Karten öfters weiter geben, doch schon beim ersten Mal, als Mia die Karte von Joon ‘wegsaugen’ wollte, fingen sie einfach nur richtig herzlich an zu lachen. Nach dem vierten Versuch wurde Jihoon langsam eifersüchtig.
“Könnt ihr mal aufhören? Ich bekomm dann Joons angesabberte Seite!”, beschwerte er sich, was nicht dazu beitrug dass es besser lief.
Gegen 17 Uhr wusste Mia nicht mehr wie oft man sie umgezogen oder umgeschminkt hatte, aber sie hatten einen riesigen Spaß dabei gehabt. Alle Bilder waren im Kasten und alle begannen sich wieder umzuziehen, zumindest war Mia jetzt fertig und Jihoon hatte darauf bestanden, dass sie das letzte Outfit anbehielt. Es war eine enge Jeans in dunkelblau mit einem grauen Pullover, auf dem stand ‘Let it rain’ und hohe, graue Stiefel. Dazu hatte sie ein hellblaues Halstuch und ein graues Tuch in den Haaren.
“Don’t you think it’s a bit cheesy … me wearing that ‘Rain’ Slogan?”
Als Mia im Auto saß schaute sie an sich hinab.
“Hast du ein Problem damit dass ich … Sänger bin?”
Er hörte sich nicht sauer an, auch nicht gekränkt, auch wenn Mia zugeben musste, dass sie wenig in seinen Ton interpretieren konnte.
“Ich versuche nicht daran zu denken”, gab sie zu und starrte auf ihre Hände.
“Wieso?”
“Cuz I think I’d get a panicattack if I recognize that my boyfriend is ‘Bi’”, gab sie ehrlich zu.
“Als wir uns das erste Mal gesehen haben, damals bei der Valentinstagsversteigerung, wusstest du wer ich bin?” Eigentlich kannte er die Antwort schon, man hatte es ihm gesagt, aber es faszinierte Jihoon ungemein.
“Nein.” Auch das war ihr peinlich und sie lachte über ihre eigene Schusseligkeit.
“But still I liked you … I thought you’re really hot.”
Nun war es an ihm zu Grinsen.
“Das habe ich heute Morgen gemeint, normalerweise wollen die Leute mit mir zusammen sein, weil ich Rain bin, aber nicht du, der Gedanke scheint dir fast Angst zu machen.”
“Für mich bist du Jihoon … sure, if you wanna strip ander the shower I ain’t got a problem with that!”, sagte sie trocken und lachte dann, was dazu führte, dass er sie verschmitzt angrinste.
“I keep that in mind”, erwiderte er.
Er fuhr sie zu SM, was bedeuten konnte dass sie sich ganz brav von ihm verabschieden musste. Er stieg mit ihr aus, sie verbeugte sich leicht und bedankte sich für die Zusammenarbeit. Jihoon grinste die ganze Zeit und schrieb ihr noch eine SMS ‘I hope you are not always THAT nice … ‘. Sie verstand den Wink und merkte wie ihre Wangen schon wieder anfingen zu glühen.
“Das ist nicht dein Ernst.”
Heechul war Mia entgegen gekommen, da sie auf ihr Handy geschaut hatte, hatte sie ihn nicht gesehen, aber er dafür ihren Pullover.
“I just had a shooting and nobody knows, so they gonna think I’m a usual fangirl.”
Andererseits würde sie auf Jaejoong stoßen, ach man, wieso musste das alles so kompliziert sein? Heechul jedenfalls betrachtete den Pulli skeptisch, doch ansonsten sah sie ja gut aus, vielleicht würde er später ‘aus Versehen’ Tomatensaft drüber kippen.
Gemeinsam fuhren sie zur Fernsehsendung die Heechul und eine Sängerin von Brown Eyed Girls zusammen moderierte. Mia hatte die Sendung erst einmal geschaut und empfand es als Mischung aus ‚Takeshis Castle‘ und ‚Nur die Liebe zählt‘. Es ging darum, dass wenn ein Mann oder eine Frau jemanden haben, den sie mögen, der- oder diejenige eingeladen wird. Am Ende wartet ein Date, aber bis dahin muss der/ die Verehrer/in einige Aufgaben bestehen und sich ganz schön zum Affen machen.
Mia wollte niemals an so einer Sendung teilnehmen. Punkt. Sie setzte sich lieber hin und ging die Emails des Tages durch. Es kamen jeden Tag mehr und mehr englische Anfragen, aus allen möglichen Ländern der Welt. Viele fragten einfach nur nach Tourinfos und ob die Band in dieses oder jenes Land kommen würden. Die meisten Sachen musste Mia absagen, doch sie fragte sich, wann es die Nachfrage erlauben würde auch etwas mehr in Richtung Westen zu fliegen. Sie wusste dass es in Europa einige Fans gab, allerdings war die Frage, ob das ausreichen würde um Konzerthallen zu füllen und ob der europäische Markt genug Gewinn abwerfen würde, damit sich der ganze Aufwand lohnte. All das lag nicht in Mias Entscheidungsgewalt, aber es war sicher mal interessant zu sehen, wie ein Konzert in London, Paris oder Rom ablaufen würde.
Lily schrieb ihr und fragte, ob sie spätter skypen wollten. Ja, das hatte Mia nötig. Sie vermisste ihre Freundin und war schon aufgeregt, weil sie in drei Wochen da sein würde. Zwar nur vier Tage, aber immerhin. Es gab so vieles zu sehen. Lily und Lise waren urlaubstechnisch sehr gut organisiert. Mia hatte immer nur mit Staunen ihre Reiseverläufe gelesen, die sie selbst ausgearbeitet hatten und Mia war sich sicher, dass sie die beiden morgens alleine in die Paläste und Tempel schicken konnte. Sie wollte ihnen noch jeweils eine T Money Card holen, dass sie sofort mobil in Seoul unterwegs waren. Bis dahin gab es noch so viel zu tun. Das Konzert in Kuala Lumpur stand an und der Werbedreh in Amsterdam an. Puh, drei Wochen und so viel am umherreisen.
Zwei Stunden später war Heechul fertig. Die letzte halbe Stunde hatte Mia genutzt um den Tanz von gestern durch zu gehen. Morgen Vormittag war wieder Training und da wollte sie sich auf jeden Fall besser anstellen, noch so einen Tag wie gestern wollte sie sich nicht erlauben.
“Wir müssen noch an der einen Bäckerei vorbei”, sagte Mia zu Heechul als sie ins Auto einstieg. Der Sänger schaute sie fragend an.
“It’s a party, even though I don’t wanna go, I’ll bring a present.” Er nickte daraufhin und fand das irgendwie niedlich dass Mia sich so viele Gedanken machte. Jihoon schrieb ihr SMS und erzählte wo er unterwegs war. Heute würden sie sich nicht mehr sehen und Mias Plan war es die Geschichte mit Jaejoong so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Die Camping-Welpen waren heute auch wieder gekommen und sie hatte Lust sie zu begrüßen und früh schlafen zu gehen. Einigermaßen früh.
Mia hatte eine süße Torte ausgesucht und die Verkäuferin packte sie hübsch ein, in eine Schachtel, die mindestens genau so süß aussah wie die Torte. In Seoul gibt es unheimlich tolle Bäcker- und Konditoreien. Als sie letztes Jahr im September nach Seoul gekommen war, hatte sie mit Faszination vor den Schaufenster gestanden und die Torten angehimmelt. Es war zwar alles sehr süß und sehr sahnig und Mia zog einen hausgemachten Erdbeerkuchen und Sahnetorten vor, aber sie sahen, wie gesagt, unheimlich toll aus. Es gab auch kleine Sahneschnittenteilchen und Mia fragte sich wieso sie so wenig Kuchen aßen – an der Auswahl lag es nicht. Während sie da stand und auf die anderen wartete, beschloss sie auch gleich einen Kuchen für Zuhause mitzunehmen.
Boas Wohnung lag auf der Südseite von Seoul und war im 11. Stock eines schicken Wohngebäudes angesiedelt. Heechul und Mia kamen etwas später, da Heechul die Fernsehsendung hat moderieren müssen und so war die Wohnung der Sängerin schon ziemlich gefüllt. Es wurde geplaudert, von irgendwo her kam Musik und es gab etwas zu Essen. Boa hatte so viel zu tun, dass sie sich nicht groß mit Mia beschäftigen konnte, die Sängerin bedankte sich für die Torte, schnappte sich Heechul und erzählte irgendetwas von einer Fernsehsendung die, die beiden zusammen moderieren sollten. Na das konnte ja heiter werden. Unentschlossen blieb Mia stehen und schaute sich um. Es waren wenige Künstler da, oder sie erkannte sie schlicht nicht. Noch nicht mal Jaejoong entdeckte sie. Also entschied sie sich dazu erst einmal etwas zu essen und betrachtete die verschiedenen Gerichte.
“Wie immer den ganzen Tag nichts gegessen?”
Bei der Stimme so nah an ihrem Ohr sprang sie entsetzt zur Seite, weil sie sich erschreckte und funkelte JJ dann böse an, war aber noch zu platt um ihn anzumachen.
“Entschuldige”, sagte er grinsend. Mia wusste dass es ihm nicht Leid tat. Arsch. Auch wenn es Boas Plan war, dass sie und Jaejoong sich wieder vertrugen, so hatte Mia im Moment eigentlich kein Interesse daran. Sie ließ ihn stehen und holte sich etwas zu essen um sich dann in die Ecke zu stellen.
Jaejoong stand auf der anderen Seite des Raumes. Er wusste noch nicht mal WAS ihr Problem war. Wenn er es wüsste, dann könnte er wenigstens gescheit darauf reagieren. Das letzte Mal als sie sich gesehen hatten, hatten sie Sex auf seiner Motorhaube gehabt und dann war sie einfach abgehauen, nicht nach Hause gegangen und vor allem nicht mehr mit ihm gesprochen. Was hatte er verpasst? Wo hatte sein Verstand ihn verlassen? Er hatte keine Ahnung. Yunho hatte keine Ahnung. Leeteuk hatte keine Ahnung. Vielleicht lag sein Problem darin ein Kerl zu sein und die Wahrscheinlichkeit Mias Gedankengänge auch nur einigermaßen nachzuvollziehen, waren gleich Null. Und dann war da jetzt Jihoon. Jaejoong bekam wenige Informationen wie es mit den beiden liefe, aber wenn sie schon mit einem Pulli von ihm rumlief, konnte er daraus schließen, dass es gut zu laufen schien. Es war noch nicht mal so, dass er eifersüchtig war, dass er Mia keinen Partner gönnte, im Gegenteil und er war ein sehr großer Vertreter der Mia-Hae Kombi. Es lag viel eher an Jihoon, aber sein weibliches Verständnis ging so weit, dass Frauen generell immer das Gegenteil von dem machten, was man ihnen sagte. Wenn er ihr also erzählen würde, was für krumme Sache Jihoon schon abgezogen hat und dass sein Umgang nicht immer der Beste war, dann würde sie sagen, dass er sich geändert hat und dass sie sich ihr eigenes Bild von ihm machen möchte. Genau so würde es laufen, vor allem bei Sturkopf-Mia, immer mit dem Kopf direkt durch die Wand.
Er hatte das Gefühl, als würde sie ihn langsam zum Wahnsinn treiben. Er vermisste es mit ihr rumzuhängen, Backgammon zu spielen, mit ihr zusammen zu sein. Er vermisste auch den Sex, aber darauf könnte er verzichten, wenn er seine Freundin wieder bekommen würde.
In den vergangenen drei Wochen hatte sich Jaejoong sehr viele Gedanken über Mia gemacht. In einem hatte sie Recht: Als Pärchen würden sie nicht funktionieren. Er wusste jetzt auch gar nicht mehr, was da in ihn gefahren war, als er sie gebeten hat ihnen eine Chance zu geben. Nicht auszudenken, was er gemacht hätte, wenn sie nachgegeben hätte. Fakt war dass er zu Koreanisch war und sie zu hitzköpfig. Er mochte ihre Gesellschaft, sie brachte ihn zum Lachen und zum Schmunzeln, aber für eine Beziehung reichte es nicht. Dachte er zumindest. Es war Tagesformabhängig. Es gab Tage da war er fest davon überzeugt, dass es nicht klappen würde und dass sie als Freunde besser dran wären – Hauptsache sie würden wieder miteinander reden – und dann gab es Tage, da fragte er sich, wieso es nicht klappen sollte. Wenn zwei Menschen sich mögen war das doch die Basis einer Beziehung, dann war es egal, aus welchem Land man kam oder ob man die gleichen Traditionen hatte.
Ehrlich gesagt machte Jaejoong das Ganze Kopfschmerzen. Ohnehin war sie jetzt schon zu ver-‘rainysiert’ als dass er da noch dran kommen könnte, doch er wollte sie nicht als Menschen verlieren, als Freundin.
Schließlich fand Mia doch noch jemanden den sie kannte.
“Minho!”, rief sie und ging freudestrahlend auf den jungen Sänger zu.
“Hallo Mia!”
Er stand auch alleine da und so hatten die zwei sich zumindest gefunden.
“Bist du ganz alleine hier?”, wollte Mia wissen und schaute sich nach den anderen Küken um.
“Ja, Taemin ist zu jung für solche Partys, Key und Onew haben eine Radiosendung und Jonghyun ist etwas erkältet und deswegen zu Hause geblieben. Ich dachte mir, hier bin ich vor den Bazillen sicher”, erklärte er grinsend und schaute sich um.
“Schlaues Kerlchen”, lobte Mia ihn und lachte mit.
“But I hope Jonghyun is okay, I will check in tomorrow and see how he’s doing”, sagte sie weiter, immerhin ging es um eines ihrer Küken.
“Du vermisst uns, hm?”
Dafür bekam er ihren Ellenbogen leicht in die Seite gestoßen.
“Ein wenig … vielleicht, aber sag es nicht Teukie.”
Ihre Küken waren wirklich angenehm, sie waren lieb und nett, benahmen sich gut und hatten auch Spaß an der Sache. Mia würde niemals wieder Super Junior eintauschen, aber als Ersatz würde sie auch die Küken nehmen.
“Wieso starrt Jeajoong dich an?”
Minho hatte sich etwas runter gebeugt und sprach leiser.
“Boa will dass wir uns vertragen”, klärte sie ihn auf.
“Und du willst nicht?”, schloss er aus ihrer Reaktion sich vor ihm zu verstecken.
“I’m not sure.” So war es wirklich, Mia war sie vollkommen unschlüssig, was sie mit JJ anfangen sollte. Erst jetzt sah er ihren Pulli und fing an zu lachen.
“Du bist so eine süße …..” das Wort ‘Freundin’ formte er nur mit den Lippen, musste ja nicht jeder wissen, das Mia mit Jihoon zusammen war. Mia zog ein Schmollgesicht auf.
“Ich hatte heute ein Fotoshooting für ONE4YOU!”, verteidigte sie sich, wieso sprach sie eigentlich jeder auf den Pullover an? Durch ganz Seoul liefen Pärchen im Partnerlook, was war so schlimm daran einen Pullover mit einer Anspielung auf den Künstlernamens des Freundes rumzulaufen. Bei dem Gedankengang stockte Mia kurz, irgendwie hörte sich das zu kompliziert an.
“Ich finde das wirklich süß. Bei ihm scheinst du zahmer zu sein als bei uns.”
“Everybody get what he deserves”, sagte sie schulterzuckend.
Mia und Minho setzten sich auf eine Couch und plauderten ein wenig. Er war wirklich ein lieber Kerl, nicht so quirlig wie Onew, nicht so harmlos-aufdringlich wie Jonghyun, Mia mochte ihn wirklich sehr. Die Küken waren im Moment hart am Trainieren, denn nächsten Monat hatten sie ein großes Konzert. Ihre erste große Konzerttour würde beginnen und das erste Konzert würde am 09. April in Seoul stattfinden. Sie hatten erst ein neues Minialbum raus gebracht und würden 2,5 Stunden eine Show hinlegen. Mia erzählte dass zwei Freundinnen aus Deutschland zu der Zeit zu Besuch waren und dass sie nur kommen würde, wenn es ihren Freundinnen nichts ausmachte. Natürlich war das für Minho überhaupt kein Diskussionspunkt: Lise und Lily sollten einfach mit kommen. Er erzählte auch dass die meisten von Super Junior kommen würden.
“Auch wenn du nur eine Woche bei uns warst, wir wissen dass du da bist und dass wir mit Problemen zu dir kommen können, genauso ist es mit Leeteuk, Siwon, Eunhyuk und den anderen. Wenn wir das erste Mal so ein großes Konzert haben, möchten wir dass ihr dabei seid.”
Mia lächelte verlegen, nie würde sie eines ihrer Küken weg schicken, wenn er ein Problem hatte, aber sie hatte nicht gewusst, dass sie deswegen so hoch bei ihnen im Kurs stand.
“Sehr gerne kommen wir, wirklich, ich freue mich sehr und ich bin sicher, dass ihr eine gute Show macht.”
Davon war sie tatsächlich überzeugt, sie waren schon so bühnensicher, was sollte da schief gehen?
Plötzlich kam Jaejoong zu ihnen.
“Darf ich sie mir kurz ausleihen?”, fragte er Minho, wartete aber seine verdutzte Reaktion gar nicht ab, sondern schnappte sich mal wieder Mias Handgelenk um sie hinter sich her zu ziehen.
„Au…. Au…. Jaejoong! Au….“
Er hörte nicht auf sie und zog sie in das Gästezimmer und verschloss die Tür hinter sich. Mie rieb sich das Handgelenk und schaute ihn böse an.
„Wieso tust du das immer?!“
„Weil du mir sonst nicht zuhörst!“
„Oh yeah and locking me up is a better idea?“
Jaejoong schaute sie an, nahm den Schlüssel, ging zum Fenster, öffnete es …. Und warf den Schlüssel raus.
„Ja!“
Mia stand mit offenem Mund da und starrte Jaejoong und das Fenster, aus dem der Schlüssel gerade geflogen ist an.
„You DIDN’T!“
„Yes, I did.“
Damit begann sie an die Tür zu hämmern, aber sie waren durch den Flur von dem Wohnzimmer getrennt und die Musik war laut. Nach ein paar Minuten hörte sie auf und drehte sich wieder zu JJ um. Nun fiel ihr auf, dass er das geplant hatte. Er hatte einen Aschenbecher, Mias Kippen, Essen und Getränke auf dem Tisch stehen und saß ganz gemütlich auf dem Sessel.
„You know if I’d looked up the words ‚pain in the ass‘ I’d see a picture of you.“
Jaejoong sagte dazu nichts und hielt ihr das offene Kippenpäckchen hin. Gut, jetzt musste sie wirklich erst mal eine rauchen, ignorierte ihn aber dabei konstruktiv. Wie lange würde es wohl dauern, bis sie jemand vermissen würde? DAS konnte dauern, niemand war irre genug sich einzumischen, wenn Mia und Jaejoong sich stritten, alle würden einen natürlichen Sicherheitsabstand halten.
Eine halbe Stunde später. Mia saß auf dem Bett und starrte die Wand an. Es gab noch nicht mal einen Fernseher. Was war Boa für eine Gastgeberin, wenn es im Gästezimmer noch nicht mal einen Fernseher gab? Mias Handtasche war draußen im Wohnzimmer, sie hatte also keine Chance jemanden zu erreichen. Sie hatte überlegt so lange aus dem Fenster zu brüllen, bis jemand kam, aber das war ihr zu anstrengend.
„Why don’t you TALK!“, sagte sie irgendwann genervt und Jaejoong, der eine Zeitschrift las, schaute auf.
„Was?“
„You organized all of this, to lock me up and then you just sit there reading newspaper!?“
“Weißt du, mir ist aufgefallen, dass wenn du sauer bist anfängst Englisch zu reden, dabei könntest du mir das alles auch in Koreanisch an den Kopf werfen.“ Grübelnd kratzte er sich den Kopf.
„Mein Freund ich kann dir das alles auch in Französich, Italienisch UND Deutsch an den Kopf werfen! Zu Hause sitzen MEINE Welpen, ich habe die letzten Tage echt viel Stress gehabt, ich will nach Hause, meine Welpen begrüßen und dann schlafen, weil ich morgen früh Tanztraining habe, aber NEIN, was tu ich? Ich sitze hier doof rum mit einem Typen der aussieht wie aus einem Manga, der nichts Konstruktives von sich gibt. Da heißt es Korea ist so sicher, vor den einsperrenden und Schlüssel wegwerfenden Idioten hat mir niemand was gesagt … ehrlich, ich glaub mir haut en Vogel raus!“, zeterte Mia kräftig auf Deutsch. JJ ließ sie reden, irgendwann würde auch ihr die Puste ausgehen.
Mia tigerte genervt umher und rauchte noch eine.
„Sag mal, bereust du es, dass wir miteinander geschlafen haben?“
Nach knappen zehn Minuten hatte Jaejoong das Schweigen gebrochen. Mia drehte sich um und nahm sich ein paar Sekunden für die Antwort Zeit.
„Nein, tue ich nicht.“
„Tust du nicht?“
„It wasn’t the smartest thing to do, but I don’t regret it.“
Es hatte alles nur komplizierter gemacht, verworrener, aber bereuen? Nein. Jaejoong starrte auf die Zigarette im Aschenbecher die vor sich hin qualmte.
„Ja, vielleicht war es nicht das Schlauste … ich hatte nur so … Lust darauf …“
Mia grinste und setzte sich auf seinen Schoß, so dass sie ihn anschauen konnte und legte die Arme um seine Schulter.
„Ich mag dich, okay? Ich mag dich wirklich.“
Wie konnte man ihn nicht mögen? Diese großen Kulleraugen, diese Lippen…
„Yunho hat mir erzählt was du zu ihm gesagt hast, dass du mir nicht schaden willst … das ist sehr nett, doch ich will dich als Freundin haben, egal ob du mir schadest oder nicht. Aber wir werden keinen Sex mehr haben, auch wenn ich nicht daran denken will, dass du mit Jihoon Sex hast. Und okay, ich mag ihn nicht, aber auch nur weil ich zu viel weiß. Du willst dir sicher ein eigenes Bild machen, ich werde dich nicht mehr aufhalten, aber du kannst immer zu mir kommen, verstanden? Gut, ich werde viel in Japan sein, aber du hast den Code zu meiner Wohnung und du kannst da immer hin, wenn du nicht weißt, wohin du gehen kannst, so ist das bei Freunden!“
Jaejoong hatte den Moment genutzt, nun wo Mia einigermaßen handzahm schien um einfach alles rauszuplappern, was er im Kopf hatte. Mia unterbrach ihn nicht, er sprach ziemlich schnell, sie verstand nicht alles, aber sie verstand um was es ihn ging.
„Danke“, war alles was sie sagen konnte. Sie würden sich bald wieder anzicken, so waren sie gestrickt, aber nun wusste sie zumindest, dass sie in ihm einen Freund gefunden hatte.
„Kannst du mich jetzt raus lassen?“, fragte sie und gähnte.
„Woher wusstest du dass ich nicht den echten Schlüssel weg geworfen habe?“ Verdutzt schaute er sie an, als sie anfing zu grinsen.
„You’re not THAT stupid!“, sagte sie lachend und Jaejoong fing an sie durch zu kitzeln bis sie beide schreiend durch’s Zimmer sprangen.
Nachdem sie sich ausgetobt hatten und irgendwann schwer atmend auf dem Bett lagen, ging es ihnen schon besser. Mia schien einiges an Gewicht von den Schultern gefallen zu sein und wer weiß, vielleicht würde es wirklich klappen, dass sie Freunde wurden.
Am Ende fuhr er Mia nach Hause, nicht ohne den Kuchen aus Heechuls Auto zu holen. Er stieg aus, als sie bei ihr zu Hause ankamen.
„Ich werde eine Zeit lang nicht da sein“, begann er, etwas traurig. Gerade hatten sie sich versöhnt und Morgen musste er schon wieder weg.
„Ich hab deine Telefonnummer“, versicherte sie ihm.
„Ich dachte an Videochat …“, gab er zu und grinste.
„Das können wir auch machen.“
Mia drückte ihn an sich.
„Pass auf dich auf“, flüsterte sie ihm zu.
„Du auch…“ Und wieder gingen seine Gedanken in Richtung Jihoon.
Es war gerade 12 Uhr, Eunhyuk und Leeteuk würden nun von KBS los fahren und der Rest war zu Hause. Sungmin nahm Mia in den Arm.
„Ich bin soooooo froh wieder zu Hause zu sein“, jammerte er und wurde von Mia getröstet.
„Ich auch.“
„Hallo? ICH bin verloren gegangen!“, beschwerte sich Yesung über den mangelnden Trost in seine Richtung. Auch er wurde daraufhin von Mia gedrückt. Als sie dann auch noch den Kuchen präsentierte, war alles vorbei und sie bereiteten den Esstisch vor, mit Schlagsahne und Kakao und frischen Früchten.
„Ich habe das Gefühl dass wir uns ungesunder ernähren….“, meinte Kibum, auch wenn er deswegen nicht weniger Lust auf Kuchen hatte.
„Das bildest du dir nur ein, weil DU auf Diät bist“, sagte Yesung und Mia biss sich auf die Lippe um ein fieses Kommentar runter zu schlucken.
Als Leeteuk und Eunhyuk nach Hause kamen war eigentlich Party angesagt. Mia wollte ja eigentlich ins Bett, aber alle waren noch so aufgedreht und erzählten von dem Campingausflug. Vor allem die Aufnahmeleiterin wurde regelrecht zerfleischt. Gut, Mia hatte die Frau auch angemacht, aber wenn sie den Jungs so zuhörte, war sie froh, dass sie Mia anscheinend leiden konnten. Man hatte es mit ihnen nicht leicht, wenn sie einen nicht mochten und durch die Gruppendynamik konnten sie ziemlich gut tyrannisieren.
„Und du warst so cool, als du sie zur Schnecke gemacht hast! Wir müssen mit Kim reden, das geht nicht dass du uns so lange alleine lässt, du guckst immer ob alles in Ordnung ist und kümmerst dich“, beschwerte sich Sungmin.
Mia hatte sich mittlerweile umgezogen und abgeschminkt und lag mit ihrem Kopf in Teukies Schoss und ließ sich mit Kuchen füttern, dabei war sie schon halb am Einschlafen.
„I think I take care of you so much, because I like you so much. The last two days has been so quiet … I really missed you and the M-embers.“
„Jetzt sind wie ja wieder da“, sagte Leeteuk grinsend und zufrieden schloss Mia die Augen. Jetzt waren ihre Welpen wieder da. Manchmal dachte Mia über die Gemeinschaft, in der sie nun lebte, nach. In Deutschland würde so etwas nicht funktionieren, aber daran sah man den Kulturunterschied. Das Zusammenleben mit so vielen Leute klappte irgendwie, natürlich beschwerte sich Yesung wenn Heechuls Katze seinen Schildkröten zu nahe kam oder wenn Sungmin die Sachen schärfer würzte als Kibum es eigentlich wollte, aber im Endeffekt nahmen sie alle Rücksicht aufeinander und versuchten ihre Probleme zu klären. Sie waren eine Familie. Sie waren Mias Familie. In Deutschland könnte sie nie mit einem Kerl so schmusen, wie sie es mit Eunhyuk und Leeteuk tat, ohne dass er dachte, dass sie mehr wolle. Sie waren sensibel und verspielt, chaotisch und suchten die Nähe zu Leuten, denen sie vertrauten. Vertrauen in dieser Welt, in der sie sich nicht frei bewegen konnten. Sie arbeiteten hart und beschwerten sich wenig, Mia hatte sich öfters gefragt, wie man so gute Menschen finden kann. Vielleicht war es aber auch die Kombination, vielleicht passte die Kombi einfach, wer weiß wie Super Junior geworden wäre, wenn anstatt Leeteuk jemand anderes da wäre oder anstatt Shindong. Jeder einzelne hatte dazu beigetragen die Band zu dem zu machen was sie ist, jeder von ihnen war ein Teil des Ganzen.
Und mit allen diesem Gedankenwirrwar schlief Mia dann irgendwann ein. Als Teukie ins Bett ging – er hatte sich solange nicht bewegt um sie nicht zu wecken – rüttelte er Mia sanft und sie schlich mit ihm hoch ins Bett.
„Kann ich bei euch schlafen?“, fragte sie die beiden Zimmer genossen.
„Klar“, sagten sie gleichzeitig. Sie waren es ja gewohnt, dass Bett mit ihrer Assistentin zu teilen.