„Und du bist der Geist der Zukunft?“
Baekhyun saß alleine am Feuer und schaute sich fragend um.
„Meinst du mich?“
„Ja, ich habe jetzt schon mit dem Geist der Vergangenheit gesprochen und mit dem Geist der Gegenwart – du musst also der Geist der Zukunft sein“, stellte Skye fest. Baekhyun hingegen stellte fest, dass der letzte Cocktail wohl einer zu viel für Skye war.
„Wo sind denn alle hin?“, fragte Skye und setzte sich zu ihm.
„Schlafen. Jongin sagte er wollte noch duschen“, sagte er und stocherte mit einem Ast im Feuer.
„Also, Geist der Zukunft, was hast du mir zu sagen?“
Baekhyun ignorierte das noch immer, schaute aber zu ihr.
„Was hast du auf der Brücke gemacht?“
Die Frage kam für sie unerwartet. Bisher hatte noch keiner wissen wollen, wieso sie überhaupt auf der Brücke war.
„Ich musste den Kopf etwas freibekommen. Ich war mit einem Bekannten essen, habe meine Sachen ins Auto gebracht, mir Musik auf’s Ohr gelegt und bin spazieren gegangen. Ich mag die Brücken. Wenn man zwischen drin schwebt.“
„Mit wem hast du dich getroffen?“
Skye schaute ihn nur schweigend an.
„Mir bist du keine Rechenschaft schuldig. Ich glaube auch nicht, dass du etwas Schlimmes getan hast, aber er mag es nicht belogen zu werden. Ihr zwei passt gut zusammen, du tust ihm gut und ich denke er tut dir auch gut. Setz das nicht auf’s Spiel. Das hier ist schon eine ziemlich große Kiste. Du kannst nur froh sein, dass wir prominent sind und wissen, wie es ist, wenn man einfach mal normal sein möchte.“
Skye schaute ihn einen Moment an.
„Du bist ein schlechter Geist der Zukunft.“
„Was? Ich spreche doch von eurer Zukunft!“
Da stand die Amerikanerin einfach auf und ließ ihn alleine.
Am nächsten Morgen kamen alle in das Haupthaus zum Frühstücken. Manche waren früher wach, wie Skye und Mia, die die Zeit direkt genutzt hatten, um ein Tauchgang zu machen. Als die beiden fertig waren, waren schon so ziemlich alle da und Skye lief nur hoch, um sich abzuduschen. Sicherlich wäre das nicht der letzte Tauchgang heute.
Sie öffnete die Tür vom Badezimmer zum Schlafzimmer und erschreckte sich, als Jongin vor der Tür stand.
„Mein Gott … hast du mich erschreckt!“ Sie hielt sich das Herz, ansonsten war sie nackt, weil sie hier oben mit keinem rechnete.
„Mir hat die Insel besser gefallen, als wir noch alleine waren“, beklagte er sich und zog sie in seine Arme.
„Ich habe für heute ein Boot gemietet – wenn du sie loswerden willst, lassen wir sie über die Planke gehen!“
Er hob sie hoch und trug sie zum Schlafzimmer.
„Ich mag es, wenn du den Piraten raushängen lässt.“
„Harrrrr“, machte Skye und lachte fröhlich.
Unten wiederum saßen die anderen beim Frühstück.
„Wo ist Skye denn? Soll ich mal schauen gehen?“, fragte Taehyung und war schon dabei aufzustehen, als Mia ihm am Arm festhielt. Sie hatte sich erst gar nicht die Mühe gemacht zu duschen, das Salz würde sie heute noch mehr losbekommen.
„Ihr geht es bestimmt gut, gönne ihnen eine kurze Auszeit.“
„Aber wies… ach so …“ Nun fiel auch bei Tae der Groschen.
„Boom Shakalaka!“, kam es von Lisa und Irene gleichzeitig und sie fingen an zu lachen. Mia benutzt gerne ‚Boom Shakalaka‘ als Synonym für Sex, was bei dem Zusammenhang mit ‚Wow Fantastic Baby‘ noch witziger wurde.
Als die beiden dann eine halbe Stunde später runterkamen, sangen natürlich alle ‚Boom Shakalaka‘ und das Paar lief hochrot an.
Skye hatte zwar ein kleines Boot – wobei ‚klein‘ nun auch wieder relativ war – doch für ihre Freunde wollte sie doch etwas Größeres organisieren und so kam um 10 Uhr eine ausgewachsene Yacht an den Steg gefahren. Friday hatte ein Dutzend Flaschen fertig gemacht und jeder packte sein Tauchgerödel. Mitunter wollten sie den nächsten Manta Point anfahren, der ungefähr eine Stunde entfernt lag. Die Yacht hatte einen großen Innenbereich und zwei Sonnendecks. Sechs Kellner kümmerten sich um das Wohlbefinden der Gäste und in der Küche wurde schon für das Mittagessen gebrutzelt. Friday hatte auch Angeln dabei und war der festen Überzeugung, dass er mit den Kerlen heute das Abendessen fangen würde. Skye war skeptisch, Mia hatte eher Angst, dass sie sich dabei selbst verletzten.
Chanyeol und Jongin trauten sich mit zu tauchen, die anderen hatten keine Tauchscheine und für ein Schnuppertauchen war der Mantapoint wohl zu spannend. Kurz bevor sie ankamen, fingen die fünf Taucher an sich fertig zu machen.
„Also, dass ist die Putzerfischstation, wo die Mantas – hoffentlich – liegen. Wir platzieren uns um den Korallenblock“, erklärte Skye, was aus sprachlichen Gründen einfacherer war. Sie war schon oft hier gewesen und hatte die Karte selbst gemalt.
„Wir gehen nicht zu hoch, sonst denken sie wir sind Fische, die auch in die Station wollen und sie hauen ab. Wir gehen nicht zu nah ran, weil wir durch die Atemregler zu viele Geräusche machen und sie hauen ab. Der Block liegt auf ungefähr 23 Meter, eventuell haben wir etwas Strömung aus Süden, doch das checkt Friday bevor wir runter gehen. Wenn keine Mantas da sein sollten, warten wir 15-20 Minuten, dann gehen wir mit der Strömung. Man findet hier viele Schnecken, Sandaale, wenn wir Glück haben sehen wir Ammenhaie und Federschwanzrochen und vielleicht auch eine Schildkröte. Schaut also immer etwas raus ins Blauwasser und haltet Ausschau nach Schildkröten und Haien. Schaut auch in Spalten nach Mantis-Shrips und Oktopussen.“ Während Skye sprach machte sie die passenden Handzeichen zu den Tieren – das zumindest verstand Friday.
„Mia, du gehst mit Chanyeol, ich gehe mit Jongin im Buddyteam, aber ich denke wir werden als Gruppe zusammenbleiben. Bitte macht vorab einen Buddycheck und schaut, dass jedes Buddyteam eine Boje dabeihat. Bitte setzt die Boje sobald einer im Buddyteam auf 80 Bar ist, Sicherheitsstopp, Aufstieg dann mit 50 Bar. Bitte kein Aufstieg direkt am Riff, schwimmt etwas raus, das Schiff wird uns dann abholen. Noch einer Fragen …? Okay, let’s rock and roll!“
Mia, Jongin und Chanyeol klatschten begeistert, auch Friday.
„I always told you you’d be a good guide.“
„Maybe, after EXO has driven me crazy, I’ll think about it“, erwiderte die Amerikanerin.
„Hey! Das haben wir verstanden!“, beschwerte sich Baekhyun, der mit einem Buch auf der Liegefläche lag.
Die Taucher zogen sich fertig an und machten den Buddycheck. Für erfahrene Taucher wie Skye und Mia, die beide auch Tauchscheine hatten, die ihnen erlaubten alleine tauchen zu gehen, war das Routine. Sie waren es gewohnt alleine mit ihrer Ausrüstung klar kommen zu müssen. Chanyeol und Jongin waren da deutlich nervöser. Als Friday vom Strömungscheck hochkam, war er schon am Grinsen und sie wussten, dass da unten Mantas waren. Sie sprangen nacheinander ins Wasser. Normalerweise wäre Skye direkt negativ ins Wasser gesprungen, also direkt abgetaucht, doch wenn man unerfahrenere Taucher dabeihatte, machte es Sinn an der Oberfläche noch mal zu checken, ob alles in Ordnung war. Hier war das Boot noch in der Nähe und man konnte schnell noch das Blei ändern oder andere Probleme lösen. Dann tauchten sie ab.
Viele Leute hatten ein Problem damit durch einen Atemregler zu atmen. Skye konnte das nicht nachvollziehen, weil sie nie ein Problem damit gehabt hatte. Sie sah das Meer auch nicht als ihren Feind. Ja, Menschen konnten unter Wasser nicht atmen. Dafür konnte sie die Luft anhalten oder mit einer Flasche tauchen gehen. Sie hatte keine Angst davor, dass etwas passieren könnte, denn sie war der Meinung, dass wenn man gewissenhaft tauchte, nichts passieren konnte. Sicher, die Dekompressionskrankheit konnte auch eintreten, wenn man richtig oder konservativ getaucht war, aber gesunde Leute konnten auch einen Hirnschlag erleiden.
Dafür empfand Skye beim Tauchen eine Freiheit, die sie mit nichts vergleichen konnte. Heute hatte sie auf jemanden aufzupassen und sie nahm ihre Rolle im Buddyteam sehr ernst. Sie waren gerade noch beim Abtauchen und näherten sich dem Riff, als eine Schule von Mantas an ihnen vorbeizog. Sie waren wohl fertig in der Putzerstation und glitten elegant mit ihren bis zu 5,5 Metern Spannweite durch das Wasser. Alle blieben stehen und staunten. Sieben Stück zählte Skye und der Größte hatte ungefähr 4,5 Meter Durchmesser. Riesenmantas konnten bis zu 7 Meter Spannweite haben, doch um die zu sehen, musste man raus auf hohe See fahren. Skye hatte sie schon ein paar Mal gesehen, doch wenn keine Mantas, Wale oder Haie da waren, waren es meistens sehr langweilige Tauchgänge – so im Blauwasser gab es nun auch nicht besonders viel zu sehen. Und mit unerfahrenen Tauchern machte man so Tauchgänge nicht. Wenn sie eine Strömung erwischen würde, könnte sie die Kerle in Australien aufsammeln.
Die Gruppe hatte Glück und drei Mantas lagen noch in der Putzerstation. Sie schlichen sich den Korallenblock entlang und beobachteten die großen Tiere. Skye hatte natürlich ihre Unterwasserkamera dabei und fotografierte die Riesen. Dabei musste man immer versuchen den Tieren nicht zu sehr auf die Pelle zu rücken. Wichtig war, dass man seine Kamera kannte und keine unnötigen Bilder schießen musste, denn hier unten arbeitete die nur mit Blitz. Weiter oben fotografierte sie oft auch mit dem manuellen Weißabgleich, aber damit würde sie hier nicht weit kommen.
Nach ungefähr 25 Minuten zogen die Mantas ab, drehten aber vorher noch ihre Kreise über der Gruppe, als wollten sie ihnen auf Wiedersehen sagen. Mia jubelte fröhlich unter Wasser und Skye lachte, als sie sie hörte. Jongin hingegen fragte sich, wie die beiden es überhaupt schafften Geräusche von sich zu geben.
Die Truppe tauchte noch etwas am Riff entlang und Skye fand wieder Dinge, die weder Jongin noch Chanyeol jemals gesehen hätten. Es kam tatsächlich auch eine Schildkröte an ihnen vorbei und auf dem Plateau spielten drei Haie fangen. Wegen solchen Szenen hatte Skye gelernt Apnoe zu tauchen, denn ohne Atemregler und entsprechende Geräusche, ohne große Ausrüstung, war man viel beweglicher und wurde von den Tieren nicht als Störenfried wahrgenommen. Sie kamen viel näher.
Und da passte Skye einen Moment nicht auf. Jongin und Chanyeol blödelten irgendwie rum und irgendwie hatte Chanyeol es geschafft seine Maske zu verlieren. Jetzt ist es beim Tuchen so, dass die Nase innerhalb der Maske lag. Atmen tat man über den Regler im Mund, doch wenn man keine Maske aufhatte, war das Verlangen groß über die Nase zu atmen. Und selbst wenn man nicht atmete, so war Wasser in der Nase trotzdem unangenehm – und erst recht auf 18 Meter Tiefe. Deswegen hatten die Freitaucher auch Nasenklemmen. Jedenfalls, als sich Skye umdrehte, steckte Chan schon halb in einer Panik. Mia fotografierte die Haie und hatte wohl auch gehofft, dass man die beiden Sänger kurz alleine lassen könnte. Mit zwei Flossenschlägen war sie bei Chanyeol und zog ihn an sich. Körperkontakt beruhigte, wenn man wusste, es ist jemand da. Sie hielt ihn am Arm und nahm seine andere Hand und führte sie zur Nase, bis er begriff, dass er sie zuhalten sollte. Sie wusste, dass er sie ohne Maske nur schemenhaft sah, doch seine Augen waren auf. Komischerweise war es schlimmer in Chlorwasser die Augen zu öffnen, als im Salzwasser. Etwas ekelig war die Tatsache, dass Chlorwasser nur in den Augen brannte, weil zu viele Leute reingepinkelt hatten. Je mehr das Wasser brannte, umso mehr Urin und Schweiß war im Becken. Skye war kein Fan von Pools.
Sie bedeutete ihm ruhig ein und auszuatmen und wartete, bis sich sein Atem wieder beruhigt hatte. Dann übergab sie Chanyeol an Mia, die inzwischen auch von der Sache Wind bekommen hatte und Jongin bedeutete sie ihr zu helfen, um die Maske zu finden. Im Zweifel könnten sie mit ihm auch ohne Maske aufsteigen, aber mit Maske war es schon netter. Friday schwebte in der Nähe, einsatzbereit, wenn es etwas zu tun gäbe. Jongin fand die Maske tatsächlich und bald konnte Chanyeol auch wieder sehen. Die Aktion hatte die Jungs allerdings einige Luft gekostet. Der Tauchgang war gelaufen. Friday setzte die Boje und sie machten zusammen den Sicherheitsstopp. Das Boot war nicht weit weg und sammelte die Gruppe ein. Kaum auf dem Boot bekam Jongin von Mia und Skye gleichzeitig einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Was?!“, beschwerte er sich und rieb sich den Kopf.
„Ich konnte nichts dazu! Sein Band schwebte über ihm, ich wollte es fest machen, aber Chanyeol hat nach meiner Hand geschlagen, kam an die Maske und sie fiel“, verteidigte sich der Sänger. Die anderen schauten ober über’s Sonnendeck, sie wussten ja nicht was passiert war.
„Ich dachte du wolltest mir die Maske wegnehmen“, kam es wiederum von Chanyeol. Mia und Skye rollten die Augen und legten ihr Equipment ab.
Das Mittagessen gab es auf der Yacht und es war super lecker. Frische Luft machte hungrig und müde, also aßen sie erst viel und dann legten sie sich hin. Skye beobachtete skeptisch, wie Irene und Lisa sich mit Sunblocker eincremten und auch die Jungs hatten irgendwelche Tuben ausgepackt. Nur Jongin hatte normale Sonnencrem benutzt. Etwas Bräune stand ihm aber auch hervorragend und Skye ebenfalls. Sie sah krank aus, wenn sie zu blass war.
„Ich verstehe das bis heute noch nicht“, sagte Mia nur und setzte sich die Sonnenbrille auf. Sie könnte auch Werbung für Raffaello machen, so wie sie da lag, mit ihrem weißen Bikini. Mitten in die Sonne trauten sich auch nur die beiden Ausländer, Jongin und Chanyeol. Alle anderen hatten sich in den Schatten verkrochen. Skye liebte es, wenn sie Sonne schien. Die Yacht hatte auf dem ersten Sonnendeck eine riesige Liegewiese und es war total bequem. Als die Crew merkte, dass alle am Schlafen waren, fuhren sie ein Sonnensegel aus, damit sich keiner verbrannte.
Nach einer Stunde waren die meisten wieder wach und Friday fing mit seinem Angelkurs an. Die vier Frauen saßen auf der Liegewiese und schauten sich das Spektakel an. Man hatte ihnen frisches Obst hingestellt – das würde wohl eine längere Sache werden. Die erste Krise ließ nicht lange auf sich warten. Die Mädels waren kurz durch Delfine abgelenkt, als sie den Anfang einer Diskussion verpassten. Auslöser waren kleine Fische, die als Köder benutzt werden sollten. Die Jungs weigerten sich natürlich einen Fisch aufzuspießen, um damit einen größeren Fisch zu fangen.
„Das ist total ekelig! Der Fisch ist ja dann in dem Magen von dem anderen Fisch!“ Taehyung schüttelte sich regelrecht. Skye setzt noch nicht einmal an ihm zu erklären, dass man einen Fisch ja ausnahm bevor man ihn aß.
„Ich töte doch keinen Fisch, das ist doch Tierquälerei!“, kam es von Chen. Ach so und was würden sie mit den gefangenen Fischen machen? Lebendig essen? So viel zum Thema Quälerei. Jedenfalls entbrannte eine Diskussion, die Friday nicht wirklich verstand – nicht nur wegen seinen nichtvorhandenen Koreanischkenntnissen. Er stand da, mit einem Fisch und einen Angelhaken und wusste gar nicht, was los war.
„Großstadtkinder …“, murmelte Skye und raffte sich auf, um ihrem Angestellten zur Seite zu stehen.
„Just take the plastic lures“, sagte sie zu ihm und schüttelte den Kopf.
Das nächste Drama kam, als Baekhyun etwas übermotiviert die Angel ausholen wollte und dabei fast Irene erwischte.
„Hey!“
„Pass doch auf, wenn du siehst, dass ich nicht aufpasse!“ Das war schon etwas frech. Irene stapfte nach unten und fing an ihn mit den Fischködern zu bewerfen – also den Lebenden. Baekhyun, gepackt vom Ekel, stand auf, stolperte und ging über Bord. Mit einem Platscher kam er im Wasser auf. Alle eilten zur Rehling, nicht dass er sich den Kopf gestoßen hatte und am Ertrinken war, dann hätten sie natürlich schon geholfen, doch als er wieder auftauchte und leicht genervt schaute, brach die Truppe lachend zusammen.
Eine Weile passierte nichts und dann hatte Jimin den ersten Fisch am Haken.
„Oh! Ohoh!“, machte er und sprang auf. Taehyung war sofort an seiner Seite und hielt die Angel fest.
„Ich sage dir, wenn da jetzt ein Schuh an der Angel hängt, pinkel ich mich ein vor Lachen“, kam es von Mia und Lisa fing jetzt schon an zu lachen. Gespannt beobachteten sie, was die Kerle da aus dem Wasser zogen.
Es war ein Papageifisch. Sie waren super schön, aber auch essbar. Das empfanden die Sänger nicht so.
„He is so beautiful“, sagte Chen, nachdem er begriffen hat, dass Friday schlecht auf Beschwerden reagieren konnte, wenn er diese gar nicht verstand. Sie standen um den Fisch, der hilflos schnappte.
„We can’t eat him!“, sagte Jongin und versuchte den Haken zu lösen. Friday ging dazwischen und mit einem geübten Handgriff war der Haken draußen.
„Tut uns leid!“
„Hab ein schönes Leben!“, riefen sie dem Fisch hinterher, nachdem sie ihn behutsam zurück ins Wasser gesetzt hatten.
Irene schüttelte den Kopf.
„Unsere Jäger … heute Abend bekommt jeder von denen nur eine Kokosnuss.“
Das brachte Skye auf eine Idee und sie schickte eine Nachricht nach Adavaci, dass es heute Abend traditionelles Fiji Essen geben würde, ohne Fleisch. Es war okay, wenn man ein Tier nicht töten konnte, doch dann sollte man auch kein Tier essen. Zumal es auf Fiji super viele leckere Gerichte gab, ganz ohne Fleisch und Fisch.
Auf dem Weg zurück fuhren sie noch eine kleine, einsame Insel an und mit den Beibooten wurden sie an den Strand gebracht. Die Insel hatte einen Durchmesser von vielleicht 500 Metern. Sie war kreisrund und hatte drum herum Strand. Adavaci war ungefähr 1000 x 700 Meter. Wahrscheinlich hatte hier auch mal ein reicher Millionär angefangen zu bauen. Skye hatte sich viele Gedanken wegen der Insel gemacht. Sie hatte sich Inseln bei Palau angeschaut, rund um die Philippinen und auch einige rund um Fiji. Alle waren traumhaft gewesen, doch Skye wollte auf alles vorbereitet sein. Sie wollte keine zu flache Insel – ein Tsunami und sie hätte ein Unterwasserhaus. Die Wahrscheinlichkeit war zwar nicht groß, aber sie mochte ihren kleinen Berg. An sich hatte sie sich sofort in Adavaci verliebt. Einerseits gab es schon ein kleines Haus, oder eher eine Hütte und die Forschungsstation, die Trinkwasseranlage und Solarstrom. Viele Inseln waren extra hergerichtet worden, doch auf Adavaci wirkte es natürlich, was Skye sehr gefiel. Auch dass sie praktisch an eine größere Insel grenzte mochte die Amerikanerin. Dort gab es einen kleinen Flughafen und etwas Infrastruktur. Nur weil man auf eine einsame Insel zog, hieß das nicht, dass man alleine sein wollte und so hatte sie eine Nachbarinsel, mit Einwohner, die Skye inzwischen alle kannte. Im Prinzip war die Insel verhältnismäßig günstig gewesen. Auf den Malediven hätte sie über das doppelte gezahlt für eine flache Insel, die erst einmal fertig gestellt werden musste. Ergo Sand aufschütten, Palmen einfliegen lassen und so weiter. Aufgeschüttete Inseln bedeuteten keine Riffe und wenn Skyes eins machen wollte, wenn sie schon eine Insel kaufte, dann war es Tauchen.
Sie ließen sich in den warmen Sand fallen, doch Jongin streckte die Hand nach Skye aus.
„Komm mit“, sagte er und grinste schelmisch. „Wir sind in einer Stunde wieder da!“, rief er den anderen zu und verschwand mit Skye zwischen den Palmen. Er wollte mit ihr alleine sein und schaffte ihnen ein kleines Fenster. Hand in Hand liefen sie zwischen den Bäumen, bis sie auf der anderen Seite wieder auf Strand stießen.
Sie tauschten einen Blick aus und rannte gemeinsam ins Wasser. Sie konnten gerade noch stehen, da zog er sie zu sich und küsste sie. Noch während er sie küsste, begann er sie auszuziehen. Es war sexy und heiß und Skye blendete alles andere aus. Es gab nur ihn. Sie könnte das ihr Leben lang machen, nackt mit ihm auf einer Insel leben … bis zu dem Tag, an dem der Postbote kam und man nichts zum Anziehen fand. Vor einem ähnlichen Problem stand Skye nun auch. Jongins Badehose und ihr Oberteil waren an den Strand gespült worden, doch von ihrem Höschen war keine Spur weit und breit. Auf gar keinen Fall würde sie unten ohne zurückgehen. Auf der Yacht hatte sie Wechselklamotten und noch einen Bikini, aber es würde viel Aufmerksamkeit erwecken, wenn Jongin alleine zurückging. Zur Not würde sie zwei große Blätter finden, mit denen sie sich bedecken würde. Sie hatte sich schon mit ihrem Schicksal abgefunden, da sah sie etwas Buntes am Strand. Sie eilte darauf zu und fand eine Rolle Angelsehne. Wahrscheinlich hatte sich hier jemand auch einen schönen Nachmittag gemacht und die Rolle vergessen.
Die Amerikanerin drehte sich lachend zu Jongin um und hob die Trommel stolz nach oben.
„Schatz, du hast eine tolle Figur, aber da, passt du nicht rein.“
Skye verzog das Gesicht.
„Das weiß ich, aber jetzt kann ich mir ein Ti Blatt Rock machen!“, sagte sie total motiviert und verschwand zwischen den Palmen.
„Was genau ist Ti?“, fragte er, doch sie war schon außer Hörweite.
Ti nannte man Feuerpalmen und sie hatten große, weiche Blätter. Skye hatte sich knapp zwei Dutzend Blätter abgerissen und fing nun an, sie mit dem Seil zu verbinden. Jongin wollte schon sagen, sie machte einen Hularock, doch sie waren nicht auf Hawaii und Skye würde ihm sicher eine überbraten, wenn er anfing hier die Kulturen durcheinander zu werfen. Im Endeffekt sah es aus wie ein Hula Rock und Skye sah total niedlich darin aus. Dann fing sie noch an ihre Hüften zu kreisen und Jongin wollte sie zu sich ziehen. Da stoppte sie ihn.
„Kannst du vergessen. Wegen deinem Ring Ding Dong sind wir überhaupt erst in dieser Situation.“
„Wegen meinem bitte was?“, fragte er sie entgeistert. Dann verstand er, was sie meinte und schaute an sich runter, zu seiner Hüfte.
„Danke, ich werde dieses Lied nie wieder so hören können wie vorher.“
Als sie zurück an den Strand kamen, dachten die Männer, Skye hätte einfach so die Zeit genutzt, um sich einen Palmenrock zu basteln. Sie lobten Skye sogar noch. Mia und Lisa durchblicken sie viel schneller und Irene brauchte auch nicht lange.
„Na, heißes Date gehabt?“, fragte Mia neckisch, als Skye an ihnen vorbeikam.
„Wir sind ausgeraubt worden.“
„Aha. Mit was hat der Dieb euch denn bedroht?“
„Mich. Mich hat der Dieb mit seinem Ring Ding Dong bedroht.“
Die Mädels fingen an zu lachen und die Jungs schauten fragend zu ihnen. Jongin war froh, dass die Männer den Wink mit dem Zaunpfahl nicht erkannt hatten.
Als sie wieder auf Adavaci ankamen, gegen 17:30 Uhr, waren sie ganz schön geschafft. Frische Luft und Wasser machte Kinder unheimlich müde.
Daher verabredeten sie sich für 21 Uhr zum Essen – nicht das sie sonderlich viel zu tun hätten, aber anwesend sein, war auch eine Pflicht. Die Gruppen trennten sich, Skye und Jongin bogen beim Steg links ab und der Rest ging nach rechts.
„Erst duschen oder erst schlafen?“, fragte Skye, als sie im Schlafzimmer angekommen waren.
„Wir haben 30°C Außentemperatur – erst schlafen“, sagte Jongin und fing schon wieder an sich auszuziehen. Skye starrte ihn entsetzt an, was er erst einen Moment später bemerkte.
„Magst du nicht was du siehst?“, fragte er grinsend. Skye ging zu ihm und zog ihn am Hosenbund zu sich.
„Ich liebe was ich sehe“, erwiderte sie.
„Ich liebe dich auch“, erwiderte er und ehe Skye schreiend weglaufen konnte, küsste er sie. So hatte sie das nicht gemeint! Sie war nur am Flirten gewesen und er? Er hatte das irgendwie völlig falsch verstanden. Nicht, dass sie ihn nicht mochte. Sie mochte ihn sehr. Alles war unkompliziert und sexy mit ihm. Sie hatten gleiche Interessen, hatten oft die gleiche Meinung in Dingen und dann hatte er noch diese unglaublich weichen Lippen, aber reicht das nach so einer kurzen Zeit aus einander die Liebe zu gestehen? Skye war etwas empfindlich mit diesen Worten. Viele sprachen sie viel zu leichtfertig aus und sie gehörte da nicht dazu.
Jedenfalls war es vorbei mit Schlafen. Der Sex hatte ihr Hirn kurz abgelenkt. Nun lagen sie auf dem Liegebereich auf ihrem Balkon vom Schlafzimmer, eine dünne Seidendecke über ihnen – weil Skye sich ja zudecken musste. Jongin schlief tief und fest mit einem seligen Lächeln auf den Lippen und Skyes Mann im Kopf fragte sie, wie sie in diese Situation geraten war.
Sie beobachtete ihn im Schlaf. Er sah so gut aus. Und das gebräunte stand ihm wirklich. Es war unverschämt für Männer so hübsch zu sein. Siwon war auch so hübsch, nur das Siwon reifer war, was am Altersunterschied lag. Jongin hatte noch so etwas Unschuldiges. Sie mochte sein Lachen, wenn er lachte, lachten seine Augen und er sagte, was er dachte, was in Korea auch nicht unbedingt normal war. Es war okay ihn zu lieben, oder nicht?
„Du starrst“, brummte er, ohne die Augen zu öffnen. Wie merkte man das eigentlich?
„Ich habe nur an Seoul gedacht.“ Gelogen, aber eine gute Ausrede. Nun öffnete er die Augen.
„Nie wieder wird dir so etwas passieren – und wenn ich mich an dich ketten muss.“
„Ich glaube das will ich nicht.“
„Was?!“
„Du hast viel zu viel Training“, erwiderte sie grinsend.
„Mia! Es ist etwas ganz schrecklich passiert!“ Mia kam gerade zum Strand runter und Skye rannte ihr entgegen. Mia, in Sorge, rannte Skye entgegen.
„Was ist passiert?!“
„Er hat gesagt er liebt mich!“
Nun stockte Mia und schaute Skye fragend an. Sie überlegte, ob sie die Hintergründe wirklich wissen wollte.
„Okay, erkläre es mir“, sagte sie schließlich. „Was hast du denn erwidert?“
„Nichts, ich habe es irgendwie zuerst gesagt.“
Nun war die Deutsche verwirrt.
„Wir haben nur so rumgealbert! Er sagte ‚Magst du nicht was du siehst?‘ als er sich ausgezogen hat und ich sagte ‚Ich liebe was ich sehe‘, aber damit meinte ich seinen Körper, nicht unbedingt den kompletten Menschen und er hat das aber so aufgenommen und dann sagte er ‚ich liebe dich auch‘.“
Hilfesuchend schaute sie zu Mia, doch die verstand das Problem immer noch nicht und ließ Skye einfach verstehen.