Der Wecker klingelte viel zu früh. Zumindest nach Mias Meinung. Ein Blick auf das Telefon zeigte ihr, dass sie etliche Mails bekommen hatte. Wieso? Das Postfach war voll von Leeteuk-Mails. Verwundert machte sie die erste auf und sah die Bilder, die sie am Samstag zusammen geschossen hatten. Es waren knapp zwanzig Bilder und er hatte sie in fünf Mails gepackt. Mia schaute sich alle an und lachte herzlich. Auf dem einen Bild hatte Donghae sie huckepack genommen und sie hatte ihre Arme um seinen Hals geschlungen. Sie sahen so fröhlich aus …. würden sie es schaffen wieder so fröhlich zu sein? Im Moment schien es ihr unmöglich, doch in ein paar Wochen hätte er ihren kleinen Flirt vergessen und auch Mia wusste, dass Zeit Wunden heilte. Manchmal blieben Narben zurück, aber manchmal sah man nach ein paar Wochen gar nichts mehr davon und sie hoffte, dass es Donghae so ergehen würde.
In der letzten Mail war ein Video von dem Auftritt drangehängt. Mia schaute es sich zwar an, beschloss aber es sich später noch einmal in groß an zu gucken. Soweit sie es einschätzen konnte, war es wirklich gar nicht so übel gewesen, auch wenn sie sich nicht selbst gerne sah.
Obwohl die Assistentin so müde war, war Mia die erste beim Frühstück und sie hatte schon fast Angst gehabt die anderen wecken zu müssen. Allerdings schienen das Kim und Yun übernommen zu haben und nach und nach kamen schließlich alle Sänger in den Frühstücksraum und versorgten sich erst einmal mit Kaffee.
„Oh Teukie, thank you for the mails!“, rief sie ihm zu, als er zusammen mit Ryeowook und Heechul in den Speisesaal kam.
„Kein Problem, ich dachte mir, dass du die Sachen gerne haben möchtest.“
Damit setzten sich die drei zu ihr und klauten erst einmal ihr halbes Frühstück. Da sie keinen Hunger hatte beschwerte sie sich auch nicht, im Normalfall war Essensdiebstahl bei Mia ein Grund für die Todesstrafe, aber Frühstück teilte sie.
Kurze Zeit später saßen sie im Bus, natürlich waren sie zu spät dran, weil die Hälfte der Schnarchnasen etwas auf den Zimmern vergessen hatte. Es folgte das Erlebnis: Reisen mit Super Junior – Part 2. Es schien ewig zu dauern bis alle eingecheckt und durch die Sicherheitskontrolle waren. Sie piepsten fast alle, weil sie Nieten und sonst was an sich trugen und es war eine riesige Aktion, bis dann alle beim Gate saßen.
Zu Hause hatte sie fast schon alles zusammengepackt und würde heute gleich umziehen. So hätten Eunhyuk und Leeteuk ihr Zimmer wieder und sie hatten mehr Platz für sich. Im Flugzeug saß sie diesmal am Fenster und neben ihr saß Kyuhyun. Er hatte sich grinsend neben sie gesetzt und sein Handgepäck unter dem Sitz verstaut.
„Was ein Zufall“, meinte sie grinsend.
„Ich weiß nicht was du meinst“, entgegnete er mit verschmitztem Grinsen und sie schubste ihn leicht an. Mia kam sich ja fast schon verfolgt vor. Auch Eunhyuk und Siwon, die direkt hinter ihnen saßen, bemerkten diesen witzigen Zufall.
Flugzeuge wirkten auf Mia einschlafend, schon als sie Baby war, hatten ihre Eltern sie im Auto umhergefahren, bis sie eingeschlafen war. Sie mochte Motoren. Noch bevor sie wieder richtig in der Luft waren, lag sie in Kyus Armen und schlief seelenruhig. Wie konnten manche Leute Angst vor dem Fliegen haben? Kyuhyun legte eine Decke um sie und ließ Mia an sich lehnen. Seine Mundwinkel hoben sich bei dem Anblick und auch Eunyhuk war am Lachen.
„Irgendwie hast du eine beruhigende Wirkung auf sie. Wenn ein Mädchen bei mir immer einschlafen würde, würde ich mir Sorgen machen“, neckte er den Jüngeren, der Eunhyuk vollkommen ignorierte und einen spitzen Kommentar runterschluckte.
„Ich könnte mich daran gewöhnen“, sagte er nur und lehnte selbst den Kopf an, um auch noch ein paar Minuten Schlaf zu bekommen.
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Bald war das Flugzeug auch schon wieder auf dem Boden. Seoul war von einer weißen Schneedecke vergraben. Wehleidig schaute Mia aus dem Fenster. Schnee sah ja niedlich aus, aber wieso musste er so kalt sein? Sie war ein klassischer Sommerurlauber. Sonne, Strand, Palmen. Das war ihr Kaliber – oder Berge im Sommer. Wenn man schön auf der Alm saß und Aperol trank. Hier hätte sie wohl besser ihre Moonboots einpacken sollen.
Die einzigen, die heute Morgen etwas zu tun hatten, waren Shindong und Heechul die eine Radiosendung zu moderieren sollten. Mia fuhr zuerst mit Leeteuk und den anderen in die Wohnung und packte ihre restlichen Sachen.
„Don’t leave.“
Eunhyuk hatte sich in die Tür gestellt und Mia den Weg versperrt. Sie legte den Kopf zur Seite.
„Wir sehen uns jeden Tag.“
„Trotzdem.“
„Vielleicht besser.“
„Wieso?“
In diesem Moment kam Donghae vorbeigelaufen und Mia biss sich auf die Lippen.
„It’s just a feeling…“, meinte sie und verzog das Gesicht.
Irgendwie hatte ihr Koffer zugenommen. Das tat ihr Koffer grundsätzlich, aber sie war ja nun wirklich erst seit einer Woche da und hatte kaum Zeit gehabt etwas zu kaufen. Abgesehen davon hatte sie im Koffer ja auch einiges für die Jungs gehabt, also müsste eigentlich Platz sein. Von wegen. Vielleicht war sie auch nur ein schlechter Kofferpacker.
Irgendwann war es dann vollbracht und Mia fuhr mit einem Taxi zu der anderen Wohnung. Sie war zwar nur ein paar Straßen weiter, aber zum einen lag der Schnee ziemlich hoch und sie war gut mit Gepäck bestückt.
Mia klingelte und Ryeowook antwortete.
„It’s me!“, sagte sie mit einem Grinsen. Wookie war einfach süß, egal was er sagte oder machte, man könnte ihn ausstopfen und auf’s Fensterbrett stellen.
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Diese Wohnung war im 8. Stock und als Mia die Wohnungstür erreichte, standen deren Bewohner alle bereit und hatten ein Schild ausgebreitet auf dem „Welcome Home“ stand, wobei die o’s aus Herzchen waren. Mia war wirklich gerührt und vergessen war die Trauer um Donghae. Sungmin übergab Mia auch sofort einen eigenen Schlüssel und sie lachte herzlich. Sie hatten einen Anhänger daran, auf dem stand „Super Junior M“ und in das „M“ hatten sie ‚ia‘ reingeschrieben. So hatte sie zumindest ihren eigenen Schlüssel und konnte kommen und gehen wann sie wollte.
Die Wohnung war völlig anders eingerichtet. Man schien sich tatsächlich über Dinge wie Farben und Möbel Gedanken gemacht zu haben und es war wirklich gemütlich. Ryeowook und Yesung zeigten ihr alle Räume und Sungmin stand an seinem alten Zimmer, bereit um Mia zu begrüßen.
Alles war Pink. Gut, nicht die Wände, aber ziemlich viel. Die Vorhänge, die Bettwäsche, die Bilderrahmen auf dem Nachttisch, die Lampe daneben. Mia begann fröhlich zu qietschen.
„This is just soooo cute!“
Sungmin war begeistert, dass Mia begeistert war und Yesung und Kangin, die auf Grund des Gequietsches doch mal nach gucken wollten was da los war, rollten die Augen. Das ein Mädchen Pink gut fand war ja nun eine Sache, aber bei Sungmin war es schon eine spezielle Angewohnheit.
Leider hatte Mia gar nicht lange Zeit sich einzugewöhnen, denn sie musste ins Büro und die Koordination der nächsten Tage mit Yun und Kim durchgehen.
Die nächsten Tage wurden etwas lockerer und meistens hatten immer nur fünf bis sieben Mitglieder einen Auftritt und selten alle zusammen, aber am Wochenende sollte das neue Video gedreht werden und Kim wollte das Mia das mit machte. Das bedeutete, dass sie abends mit den anderen zum Tanztraining musste.
Kairi und Sumni hatten zumindest aufgehört über ihre Jungs zu lästern und fragten Mia sogar, ob sie in den nächsten Tagen, sofern sie nicht unterwegs waren, mal zusammen mittags etwas essen wollten. Mia war es recht, sie wollte Anschluss finden und brauchte auch gelegentlich mal Mädchen um sich herum. Mia hatte schon immer mehr Freunde als Freundinnen gehabt. Sie war zwar Cheerleader und hatte bei Camps mit Hunderten Mädchen zusammen getanzt und gefeiert, doch als wirkliche Freunde bezeichnete sie wenige Frauen. Dinge konnten sich zu schnell ändern. Manchmal beneidete sie Männer, für die Art von Freundschaft die sie untereinander haben konnten. Wenn man sich Super Junior ansah und sah wie fest das Band der Freundschaft zwischen den meisten vorhanden war, war klar, dass es mit zwölf Mädchen niemals so harmonisch wäre. Wenn Jungs rumblödelten war es cool, wenn Mädchen das machten waren sie kindisch. Mädchen musste sexy sein und elegant, aber auch natürlich und schüchtern. Zwangsläufig zoften Mädchen sich immer, meistens über Dinge, über die Jungs noch nicht einmal nachdachten. Des Weiteren neigten Männer dazu die unbequeme Wahrheit zu sagen. Zum Beispiel: Erzählt man seiner Freundin, dass man den Freund betrogen hat und er daraufhin mit einem Schluss gemacht hat, dann wird die Freundin sagen ‚Was ein Arsch! Wieso gibt er dir nicht noch eine Chance?!‘ Während der beste Freund sagen wird ‚Tja, hast du nach der Aktion auch nicht anders verdient!‘.
Des Weiteren hörten Männer einem besser zu, sagten ihre Meinung und vergaßen es dann wieder ehe sie es jemanden weitererzählen konnten. Also waren Geheimnisse bei Männern auf jeden Fall sicherer aufgehoben. Dennoch. Ein paar Freundinnen würden ihr nicht schaden.
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Als sie nach Hause kam war es fast 17 Uhr. Yesung saß in seinem Zimmer, welches er sich mit Kangin teilte, hatte Kopfhörer auf und schrieb. Sie wollte ihn nicht stören und ging weiter. Siwon saß im Wohnzimmer und surfte im Internet während Sungmin und Ryeowook fernsah. Kangin lief umher und telefonierte mit jemand. Mia gesellte sich zu den Couchsitzern, die sofort den Fernseher ignorierten und sich erkundigten wie ihr Tag war. Mia setzte einen Tee auf und Yesung kam auch zu ihnen dazu. Am Ende saßen sie alle im Wohnzimmer und spielten ‚Quetschen wir Mia aus‘. Sie fragten nach ihrer Familie, ob sie Geschwister hatte, wie sie zu dem Job gekommen war und was sie vorher gemacht hatte. Sie waren nicht aufdringlich, nur neugierig und Mia hatte in den Wochen vor dem Abflug so viel über Super Junior gelesen, dass sie es nur fair fand ihnen etwas über sich zu erzählen.
„Ich mag es zu fotografieren und mit Grafiken zu arbeiten“, erzählte sie und versprach den Jungs an einem ruhigen Abend Bilder zu zeigen, die sie gemalt oder fotografiert hatte.
„And I loooooooove music. At home I got about 900 albums and lots of songs.“
Ihre Musiksammlung war in ihrem Freundeskreis bekannt und man hätte ‚Shazam‘ auch einfach ‚Mia‘ nennen können, denn man brauchte ihr nur den Ansatz eines Songs vorzusingen oder zu summen und schon suchte sie ihn heraus.
„Did you know any of our music before?“, wollte Siwon wissen.
„Yes, I did. Two friends of mine are total fans, so I was used to your music and it helped me a lot to understand korean“, erklärte sie und beeindruckte die anderen.
„Du hast mit unseren Liedern Koreanisch gelernt?“
Kangin schien das ziemlich schwierig zu erscheinen.
„I wanted to know what you’re singing about – love obviously. And then I’ve made a course and got myself some books but it was fun to translate the songs.“
„Hast du einen Lieblingssong?“, erkundigte sich Sungmin. Mia überlegte kurz, die Frage war nicht einfach zu beantworten.
„It always depends on my mood. I love fast songs like ‚Sorry, Sorry‘ and ‚Bonamana‘ and ‚Shake it up‘, but I also like the ballads with some cool beats, like ‚It’s you‘ and I totally fell for ‚My all is in you‘!“
Wenn Mia sich in ein Lied vernarrte, dann richtig. Sie konnte es tagelang – ach wochenlang! – hören ohne davon satt zu werden.
„Ja, ‚My all is in you‘ ist wirklich ein schönes Lied“, stimmte Ryeowook zu.
„You know, there is this one part of Yesung – it’s like a musical orgasm! Really, you have a amazing voice.“
Alle lachten herzlich, von einem musikalischen Orgasmus hatten sie bisher auch noch nichts gehört und wollten natürlich die Stelle hören. Bei 1 Minute und paar-und-40 Sekunden war es dann so weit und Mia stöhnte grinsend.
„Did you hear that? It’s just so cool!“
Yesung lief hochrot an und die anderen klopften ihm auf die Schulter.
„Gib es zu, so einfach hast du das noch nie hinbekommen?“, scherzte Kangin und brachte sie anderen dazu noch mehr zu lachen und Yesung dazu, noch röter zu werden. Irgendwann hatten sie sich wieder beruhigt, doch es dauerte.
„So, Yesung ist deine Lieblingsstimme?“, fragte Siwon und schien fast enttäuscht.
„Yesung, you’ve got a amazing voice“, sie wand sich kurz zu Yesung und lächelte, „it’s smoky and has a lot of power, but I also love Kyuhyuns voice. He sings so easly that actually I hate him for having a voice like that“, sagte sie lachend, „but listen to him is like listen to an angel.“
Alle seufzend gerührt, auch wenn sie wussten, dass Kyu alles andere als ein Engel war.
„If one of you two are missing, I’ve locked you up in a box in a hidden place, so you can only sing for me!“, sagte Mia und alle lachten, auch wenn es Yesung doch etwas suspekt war und er sich ernsthaft fragte, ob seine Sicherheit in Gefahr war.
Sie quaschten noch weiter und gingen dann in ein Restaurant, nicht weit weg der Wohnung. Mia musste um 21 Uhr nur Leeteuk und Eunhyuk zu KBS begleiten und bis dahin hatten sie noch Unmengen an Zeit. Mia fühlte sich total wohl. Sie waren anders als Eunhyuk, Leeteuk und Gefolge, sie waren zwar auch aufgedreht und quatschten, aber waren auch vorsichtiger im Umgang mit ihr und fielen mit der Tür nicht ganz so ins Haus. Dazu kam, dass Sungmin und Wookie einen enormen Niedlichkeitsfaktor mit sich brachten. Zwischendrin schickte ihr Shindong eine Nachricht und fragte, ob sie am Freitag zum Essen vorbeikommen wollte, Nari würde sich freuen. Sie textete zurück, dass sie sehr gerne kommen würde und war gespannt, wie Shindongs Frau so war.
Gemeinsam gingen sie nach Hause und der Wagen stand schon bereit. Gemeinsam mit Big Mike sammelte sie Eunhyuk und Leeteuk ein. Vielleicht sollte ich die Gelegenheit nutzen etwas mehr über Big Mike zu erzählen. Er war Amerikaner und hatte eine koreanische Frau. Früher hatte er in Houston gelebt und war Footballspieler und Coach der Jugendmannschaft. Er hatte Sport studiert und als Lehrer gearbeitet, als ihm ein Job in Seoul angeboten wurde. Dort lernte er seine Frau kennen und begann für einen Sicherheitsdienst zu arbeiten. Vor zwei Jahren kam er zu SM Entertainment und wurde mit Super Junior betreut. Nebenbei war er Coach für das Footballteam in dem English Village, nahe bei Seoul. Er war riesig, wirklich riesig, allein schon deswegen hatte die Jungs eine natürliche Angst von ihm, doch er war auch so ein netter Brummbär, den man einfach nur gernhaben musste. Big Mike beschützte die Band und hatte wohl auch schon so einiges mit ihnen durch gemacht – wer nicht?
Jedenfalls war Mia froh, dass er da war. Er war zuverlässig und sie hatte jemanden, mit dem sie sich auf Englisch unterhalten konnte.
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Leeteuk und Eunhyuk stellten sich an, als hätten sie Mia jahrelang nicht gesehen. Mia wusste wieso sie noch keine Kinder hatte. Es wurde verlangt, dass sie wieder im Studio saß, auch wenn sie dort mehr Aufmerksamkeit bekam, als sie wollte.
„Wir sind heute in tiefer Trauer“, begann Eunhyuk.
„Zutiefst verletzt“, setzte Leeteuk fort.
„Aus diesem Grund spielen wir heute nur ruhige Musik.“
„Und sprechen über unsere Gefühle.“
„Auch wenn wir euch nicht sagen dürfen, was uns so verletzte hat.“
Allerdings reichte der Seitenblick von Eunhyuk, der Mia zum Augenrollen brachte. Sie setzten sogar einen Trauerschleier auf und begannen die Sendung mit Puff Daddys ‚I’ll be missing you‘. Mia hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben und bekam das Bedürfnis sie zu schlagen. Nicht einfach den Arsch versohlen, nein, so wirklich verprügeln.
„Are you okay?“, fragte Leeteuk in der Musikpause und Mia hob den Kopf.
„Sure.“
Wieso auch nicht. Leeteuk beugte sich zu ihr und flüsterte „I mean because of …“ Donghae, beendete sie den Satz im Kopf. Sie schaute weg und legte die Stirn in Falten.
„It has to be, it is the right thing to do.“
Auch wenn sie ihre Stimme hörte, so schien es, als wäre es gar nicht ihre eigene. Was war schon richtig und was war falsch? Kam es nicht immer auf den Betrachter an? War es eine Sünde jemanden anzulügen, wenn man nur versuchte ihn zu beschützen? Was war eine Sünde? Fragen über Fragen, deswegen war Mia auch vor langer Zeit aus der Kirche ausgetreten, dieses Schwarz-Weiß-Denken passte ihr nicht, sie konnte damit nichts anfangen. Heute allerdings hatte sie das Gefühl, dass es schön wäre mit jemanden zu reden. Apropos reden. Sie hatte Lily heute erst eine Mail geschickt und sich entschuldigt, dass sie sich noch nicht gemeldet hatte. Es kam heraus, dass Lily die ganzen Gerüchte nicht für wahr hielt und nicht sauer auf Mia war – auch wenn Mia der Meinung war, dass sie allen Grund dazu gehabt hätte, wenn sie wüsste wie es wirklich war. Aber wieso einen Streit provozieren? Der Kuss sollte für Mia keine Bedeutung haben. Sollte.
Sie widmete sich wieder dem Radioprogramm und die beiden zogen die Trauershow tatsächlich durch.
Auf dem Weg nach Hause schlug Leeteuk dann vor, dass Mia am Wochenende ja bei ihnen schlafen könnten.
„Du kannst auch wieder in meinem Bett schlafen“, meinte er weiter und sie wusste, dass er meinte, wenn er selbst dort schlief. Mia gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und versprach es seiner Freundin zu petzen, was dazu führte, dass Leeteuk sich entschuldigte und versprach in Zukunft nur noch nett zu sein.
Sie erreichten die erste Wohnung und als Eunhyuk ausstieg fragte er „Miaaaaa, can you kiss us good night.“
„Albern, oder?“
Aber wieder dieser synchrone Dackelblick … haben die dafür einen Kurs belegt? Sie schnaufte kurz, lehnte sich dann vor und küsste sie auf die Stirn.
„I wish you a good night sleep, sweet dreams, I’ll see you tomorrow.“
Damit gaben sie sich einigermaßen zufrieden. Big Mike lachte nur vor sich hin, sagte aber nichts dazu. Bei der anderen Wohnung angekommen standen noch einige Fans dort. Zum Glück gab es einen Hintereingang und Mia konnte unbemerkt in die Wohnung gelangen. Und keiner war da.
„Hallo?“
Mia lief durch alle Räume, doch die Wohnung war leer.
„Hm.“
Auf ihren Laptop fand sie eine Nachricht, dass sie noch aus waren und dass sie Ryeowook anrufen sollte, wenn sie nach Hause kam, damit er ihr erklären konnte, wo sie hin musste. Mia überlegte kurz, entschied dann aber die freie Zeit zu nutzen. Sie skypte mit ihren Eltern, mit Jessi und Marcel und schaute sich die letzte Folge von Gossip Girl Staffel 4 an. Das, was man ebenso an einem freien Abend so machte. Nichts. Um 02:30 kamen die anderen dann auch nach Hause.
„Hey Mia, where have you been?“
Sungmin und Wookie standen in ihrer Tür.
„I just needed some time, I called my parents and friends and watched some TV.“
Sie konnten es ihr noch nicht mal verübeln. Immerhin war sie genau so viel unterwegs wie die Jungs und die wussten wie es war, kein Privatleben mehr zu haben. Jeder brauchte ab und zu mal ein paar Minuten für sich. Morgen früh konnten sie ausschlafen und Mia schaltete ihren Wecker aus. Noch kurz saßen sie zusammen und Mia erzählte von dem wehleidigen Eunhyuk und Teukie. Kangin rollte nur die Augen und sagte, dass es so typisch für die beiden sei, Yesung hingegen dachte schon weiter und bemerkte, dass wenn sie etwas von den beiden bräuchten, sie Mia als Gegenleistung einen Tag ausleihen könnten. Sie versuchte dann zu erklären, dass Menschenhandel verboten war, aber Yesung wand ein, dass es sich ja nicht um Menschenhandel, sondern um eine gegenseitige Dienstleistung handelte. Sie lachten alle herzlich und um kurz nach 3 Uhr lagen sie dann alle im Bett.
Mia schlief sofort ein, wurde aber von merkwürdigen Träumen verfolgt.