Es war vier Uhr, als sich Laila in ein Taxi setzte und nach Hause fuhr. Sie hatte gar nicht so viel getrunken und fühlte sich dennoch, als würde sie seit drei stunden Karussell fahren. Ihre Füße taten weh und ihr Tagesrhythmus war völlig hinüber. Früher – was gerade mal ein paar Tage her war – war sie um 5 Uhr aufgestanden um zu joggen und Yoga zu machen. Nun kam sie um 5 Uhr nach Hause und der einzige, plausible Grund, der ihr einfiel, um Yoga zu machen, war der, dass ihr Mageninhalt näher am Boden war.
Es war ihr sogar zu anstrengend dem Taxifahrer durch das Gewirr von Straßen zu lotsen und so ließ sie sich vorne am Jimjilbang rausschmeißen.
Sie schaute auf zu dem Badehaus und überlegte, ob sie, anstatt nach Hause, lieber dort hin gehen sollte. Badehäuser erinnerten sie an ihre Kindheit. Sie hatten ein einfaches, koreanisches Bad gehabt. Es gab keine Dusche oder Wanne, man hatte Schüsseln mit heißem Wasser gefüllt und sich gewaschen. Zweimal die Woche war sie mit ihrer Mutter ins Badehaus gegangen. Dort hatte sie ihre Mutter ganz für sich alleine gehabt und sie hatte ihr Eis gekauft.
Nein, in ihrem Zustand war das Badehaus sicherlich nicht das Beste. Sie würde nur damit enden einer Ajumma heulend ihre traurige Lebensgeschichte zu erzählen.
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Sie lief also nach Hause und kurz bevor sie am Ziel war, hörte sie Stimmen. Laila ging etwas langsamer und luggte um die Ecke, da das was sie da hörte, ziemlich laut und aufgebracht war. Sie sah einen Mann, der von drei anderen umringt war und bereits leicht taumelte. Als hätte man sie aus dem Schlaf gerissen, war sie wieder wach. Egal was hier passiert war, drei gegen einen war unfair.
„ Hey! Was soll das? Lasst ihn in Ruhe!“
In Zeitlupe drehten sich die drei zu ihr um. Zwei hatten einen Baseballschläger, einer ein Messer.
„ Was hast du gesagt?“, fragte der eine Mann und kam zwei Schritte auf Laila zu.
„ Ich sagte, ihr sollt ihn in Ruhe lassen.“
„ Und wenn nicht?“
„ Dann bekommt ihr es mit mir zu tun.“
Kleines, süßes Mädel im Partyoutfit – nicht angsteinflößend. Natürlich fingen die Männer an zu lachen. Der andere Mann stützte sich an der Wand ab und hielt sich seinen Arm. Laila sah Blut, sah aber nicht woher es kam.
„ Okay …ihr habt es nicht anders gewollt“, sagte sie und begann sich die Schuhe auszuziehen. Das Lachen hörte auf, als Laila den ersten Mann zu Boden geworfen hatte. Er keuchte nach Luft und rollte sich zur Seite. Ein Baseballschläger kam auf sie zu, doch sie duckte sich und riss dem Mann mit einem Tritt die Beine weg.
„ An deiner Stelle würde ich aufhören, Püppchen.“ Der Mann mit dem Messer umkreiste sie.
„ Oh wie ich dieses Wort nicht leiden kann.“
Sie rannte auf ihn sie, schlug den Arm mit dem Messer, den er gerade ausgeholt hatte weg und setzte ihm einen Schlag in den Nacken, durch den er bewusstlos zu Boden sank. Die anderen beiden rappelten sich auf, hatten jedoch wohl genug Dresche von einem Mädchen heute eingefangen. Sie schnappten sich ihren Freund und verschwanden.
Laila richtete kurz ihre Haare und ging auf den blutenden Mann zu.
„ Ich hatte alles unter Kontrolle“, sagte er.
„ Sicher.“
Sie betrachtete ihn und die erste Bezeichnung, die ihr in den Sinn sprang war ‚Magnus Bane‘, nur mit weniger Glitzer. Er war groß und eindeutig kein Koreaner, vielleicht Vietnamese oder Philippine, doch er sprach Koreanisch fast ohne Akzent. Er war gut gekleidet und hatte Augen, die einen wie Messer durchdrangen, hell und Katzenähnlich, wenn auch nicht unnatürlich. Sie erwartete fast blaue Funken zwischen seinen Fingern zu entdecken, doch seien wir ehrlich, das wäre doch zu absurd gewesen.
Laila ging auf ihn zu und nahm seine Hand vom Arm. Er blutete, doch soweit sie sehen konnte, war es eine einfache Schnittverletzung.
„ Wir müssen dich ins Krankenhaus bringen.“
„ Nein, kein Krankenhaus. Die stellen zu viele Fragen.“
Sie schaute ihn mahnend an, doch etwas in seiner Stimme sagte ihr, dass das sein letzte Wort war. Männer.
„ Dann komm mit.“
„ Was hast du vor?“, wollte er wissen.
„ Das muss genäht werden. Ich werde dich zusammenflicken.“
Er stockte, schaute sie fragend an. Er wirkte so selbstbewusst und herrisch, selbst blutüberströmt und mit zerrissenen Klamotten.
„ Du?“
„ Oder ein Krankenhaus.“
„ Dann du.“
Er bestand darauf sich nicht beim Gehen stützen zu lassen, zumal Laila mit ihrer Hobbitgröße da auch kaum eine Hilfe gewesen wäre. Sie schloss die Tür zu ihrem Haus auf und bedeckte die hellbeige Couch vorher, bevor sie ihn hindeutete und nach oben verschwand, um ihren erweiterten Erste Hilfe Koffer zu holen.
„ Wenn es geht, zieh dir das Hemd aus“, rief sie ihm noch zu.
„ Ich wusste, du willst mich nackt sehen.“
Laila blieb stehen und schaute aus dem Fenster in ihrem Schlafzimmer nach unten, ersparte sich aber ihr Kommentar.
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„ Das wird jetzt etwas weh tun.“ Laila hatte alles zur Reinigung der Wunder vorbereitet. Wieso sagte man das überhaupt? Zum einen war ‚etwas‘ eine leichte Untertreibung und wollte man tatsächlich wissen, wenn etwas weh tat? Der Mann biss die Zähne zusammen, schrie aber nicht.
„ Hast du kein Betäubungsmittel?“
„ Hallo, ich bin keine Ärztin oder sieht das aus wie eine Praxis?“
„ Ich kenne Praxen, die so aussehen.“
Laila rechnete es ihm hoch an in diesem Zustand noch so versnobt zu sein. Um so mehr tat es ihr leid, als sie die Nadel ansetzte. Die Betäubung, die sie da hatte, war kaum der Rede wert und Alkohol verbot sie ihm auch, da Alkohol blutverdünnend war und das letzte was sie jetzt brauchte, war noch mehr Blut. Es schien wirklich nur ein Schnitt zu sein, all seine Finger waren funktionstüchtig und die Muskeln schienen keinen Schaden genommen zu haben – alle Angaben ohne Gewähr.
„ Mach kleine Stiche, ja?“
„ Ich kann dir auch ‚Mama‘ rein stechen, wenn du möchtest“, erwiderte sie.
„ Ich finde ich habe es nicht verdient, dass du so frech zu mir bist.“
„ Und ich finde ich habe es nicht verdient, wenn Blut auf meinen weißen Teppich kommt, also halt still jetzt.“
Es war eine Tortur und Laila wünschte sich solche Schmerzen niemals ausstehen zu müssen, doch er hielt sich tapfer. Es war Lailas Instinkt als angehende Ärztin, nicht zu warten, zu entscheiden, doch unter diesen Umständen war das keine einfache Entscheidung gewesen.
„ Noa“, stellte er sich erschöpft vor.
„ Laila.“
„ Danke.“
Sie erklärte ihm, dass er dennoch einen Arzt drüber gucken lassen sollte, wenn er schon nicht ins Krankenhaus wollte, doch alles was er wollte war Kaffee und Lails Kaffeemaschine schien ihm nicht adäquat genug.
„ Komm mit zu mir, ich wohne hier gleich. Ich brauche ohnehin etwas zum Anziehen und Frühstück ist das mindeste, was ich dir geben kann.“
Die ganze Situation war schon so skurril, dass das den Bock nun auch nicht mehr fett machte. Laila verstaute die eingesaute Decke im Wäschekorb und Noa zog sich sein Hemd über, machte sich dabei jedoch noch nicht mal die Mühe es zuzuknöpfen, auch wenn Laila zugeben musste, dass der Anblick nicht zu verachten war.
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Noa wohnte zwei Straßen weiter, im Penthouse eines Hochhauses. Wer war dieser Mann? Er war vermögend – offensichtlich – doch wer schlug ihn mitten in der Nacht zusammen und wieso wollte er nicht ins Krankenhaus? Im Fahrstuhl gab er einen Code ein, wodurch er die beiden dann nach oben beförderte. Kaum öffnete sich die Fahrstuhltür, hörten sie eine Stimme.
„ Du weißt, dass ich dich seit Stunden versuche zu erreichen? Wo zum Teufel …“
Ein junger Mann kam um die Ecke, schaute zu Noa und Laila und stockte dann.
„ Bist du verletzt? Was ist passiert?“
Noch ein Ausländer , dachte sich Laila nur und kam nicht umhin sich zu fragen, ob sie hier vielleicht in die Ausländer-Mafia verwickelt wurde. Der Mann war vielleicht Mitte 20, hatte aschblondes Haare bis zu den Ohren, im ‚messy-look‘. Und er hatte strahlend blaue Augen.
„ Nur ein Kratzer, Jeanne d’Arc hat mich gerettet und dann zusammen geflickt und da ich keinen Alkohol trinken soll, benötige ich Kaffee. Das ist Fynn.“
Der Blonde schaute zu ihr, sein Blick mindestens genau so verwirrt wie ihrer, denn so hatte man sie bisher noch nicht genannt.
„ Ich bevorzuge Laila – ich bin weder eine Heilige, noch eine … du weißt schon.“
„ Jungfrau? Das habe ich auch nicht erwartet, es wäre Verschwendung so einen Körper nicht zu nutzen“, erwiderte Noa ohne sich umzudrehen und schaffte es sie verlegen zu machen, auf eine perverse Art und Weise.
„ Kinder, ich mache mich kurz frisch und ihr stellt keinen Blödsinn an, verstanden?“ Doch er wartete nicht auf eine Antwort und verschwand den Flur entlang.
„ He’s quiet a character“, meinte Laila mehr zu sich, als zu Fynn. Erst jetzt nahm sie die Wohnung wahr. Es war ein Loft, mit Decken, die mindestens vier Meter hoch waren. Nach dem Flur kam ein riesiger Wohn-Eßbereich, mit ausgefallenen Möbeln und barockem Muster an den Wänden.
Sie ließ sich auf die Couch fallen und Fynn ging in die Küche um Kaffee zu machen. Als der Kaffee fertig war, war Noa es noch nicht und Fynn setzte sich zu ihr, beäugte sie misstrauisch. Er sah aus wie personifizierter Engel, so wie sie sich Edward Cullen vorgestellt hatte, bevor sie Robert Pattison für immer in ihre Netzhaut eingebrannt bekommen hatte und somit das Bild von Edward für immer zerstört war. Sein Gesicht war kantig geschnitten, doch nicht zu kantig um nicht mehr hübsch zu sein. Seine wuseligen Haare streifte er genervt nach hinten und seine blau-grauen Augen ließen sie nicht aus seinem Blick.
„ Ich bin hier nicht irgendwie in eine … Mafia aka Yakuza-Geschichte reingeschlittert, oder?“, fragte sie ihn und sein Blick änderte sich schnell von überrascht zu amüsiert.
„ Nein, nicht ganz.“
„ Also muss ich nicht Angst um mein Leben haben?“
„ Das kommt ganz darauf an …“
„ Fynn, du sollst meinen neuen Freunden keine Angst machen.“ Noa kam gewaschen und umgezogen aus einer Tür hinaus.
„ Freunde? Eigentlich hatte ich die Position des skurrilen Freunde schon gestern vergeben, doch für dich mache ich eine Ausnahme.“
Beide schauten sie ratlos an.
„ Never mind.“
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Die Zeit verging wie im Flug. Noa war halb Hawaiianer, halb Koreaner und war mit 18 Jahren nach Korea gekommen. Über sein echtes Alter wollte er nichts verraten, doch Mia schätzte ihn auf Anfang 30. Fynn hingegen war der Sohn eines schwedischen Ingenieurs und war in Seoul aufgewachsen. Noa bezeichnete ihn als Bruder, was die beiden zu einem kuriosen Paar machte. Über den Überfall sagten sie jedoch nichts. Laila hatte keine Ahnung wer diese Kerle waren, noch was sie wollten, aber was das eigentlich ärgerliche daran war, war das Fynn genau zu wissen schien was geschehen war. Als würden die beiden mit Gedankentricks kommunizieren.
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Als Laila das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es fast 10 Uhr und absolut Zeit um ein paar Stunden zu schlafen. Sie wusste nicht, was Jiyong für heute geplant hatte, doch egal was es war, sie sollte ausgeschlafen sein.
Auf dem Weg nach Hause googelte sie noch Justin Biebers Lieblingseiscremsorte und bekam 6.980 Ergebnisse.
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Sie erreichte ihr Wendy Haus, zog die Schuhe aus und ging die Treppe hinauf. Sie sah das Bett schon und als würden Meerjungfrauen sie zu sich rufen, taumelte sie auf das Bett zu – und dann klingelte ihr Handy. Es war Jiyong und einen Moment überlegte Laila nicht dran zu gehen. Doch hatte sie unterschrieben immer erreichbar zu sein und vielleicht wollte er nur wissen, ob sie gut nach Hause gekommen war.
Weit gefehlt. Der Musiker eröffnete ihr, dass er sie gleich abholen würde, um sie mit ins Studio zu nehmen, wo Big Bang gerade Songs für ihr Repack-Album aufnahmen. Traurig schaute sie zu dem Bett.
„ Später, Sir Henry, später.“
Laila mochte es Dingen Namen zu geben, die einen Charakter zeigten und Sir Henry hatte eindeutig einen Charakter, er war ein Arschloch-Bett. So sprang sie unter die Dusche, was etwas half, doch Sir Henry wäre ihr bei weitem lieber gewesen.
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Im Studio angekommen versuchte Laila sich wirklich darauf zu konzentrieren nicht müde zu sein und erzielte genau den gegenteiligen Effekt. Es dauerte keine halbe Stunde, da schlief sie ein. Jiyong beobachtete sie amüsiert, sah aber keinen Grund darin sie zu wecken. Wenn sie sonst Leute mit ins Studio nahmen, waren sie ganz aus dem Häuschen und sie schlief ein! Er fand es erfrischend.
Etwas später gönnte die Band sich eine Pause und ging in die Cafeteria.
„ Ich habe es immer gewusst“, kam es von Taeyang, in Richtung seines Bandleaders.
„ Was?“ Nicht das Jiyong die Antwort wissen wollte, doch Taeyang würde ohnehin keine Ruhe geben, bis er das, was ihm auf der Zunge lag, los geworden war.
„ Du stehst tatsächlich auf Mia.“
Die Antwort überraschte selbst Jiyong.
„ Wie kommst du darauf?“
„ Laila.“
„ Laila? Ganze Sätze, bitte.“
Die anderen horchten auch interessiert, denn als ihr Bandleader sich damals mit der Deutschen angefreundet hatte, hatten sie alle irgendwie vermutet, das Jiyong mehr im Sinn hatte, als Freundschaft.
„ Sie ist eine Mini-Mia, etwas jünger, etwas kleiner, etwas dünner – riesige Augen.“
„ Du fantasierst.“
„ So unrecht hat er gar nicht … habe ich das gerade tatsächlich gesagt?“, erwiderte Seunghyun und wunderte sich über sich selbst.
Jiyongs Verhältnis zu Mia würde normale Leute wohl als ungewöhnlich bezeichnen. Er achtete die Deutsche, für ihren Mut, für ihren stummen aber effektiven Aufstand gegenüber der koreanischen Gesellschaft, doch er hat nie mehr für sie empfunden, denn seit er sie zum ersten Mal sah, hatte er gewusst, dass sie und Donghae füreinander bestimmt waren und dem Universum stellte man sich nicht in den Weg. Er liebte Mia für das was sie war, doch nun fragte er sich, ob sein Unterbewusstsein Laila nicht mit Absicht ausgesucht hatte. Dabei waren sie sich, außer vielleicht optisch, nicht sehr ähnlich. Mia weckte in jedem das Helfersyndrom. Auch wenn sie gerne alle rumscheuchte und charakterstark war, so hatte sie schnell eine Idol-Armee um sich herum gehabt, die sie verteidigten. Leeteuk, Donghae, Heechul, selbst Jaejoong. Laila hingegen war stark, körperlich und geistig. Sie war schlagfertig, doch hatte er das Gefühl, dass sie nicht ihr Herz so auf der Zunge trug, wie Mia es tat. Mias Gesicht war wie ein Buch, man sah, wenn sie angefressen war, wenn sie ein Geheimnis wusste, dass sie gerne austratschen wollte. Bei Laila hingegen war es schwer in ihrem Gesicht zu lesen – sie war zu sehr Koreaner dafür und hatte ihre Emotionen gut unter Kontrolle.
Jiyong verteidigte sich vor seinen Bandkollegen nicht, sondern stand auf, nahm etwas zu Essen mit und ging zurück ins Studio.
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Er weckte Laila, die als erstes brummte.
„ Ich hab was zu essen.“
Sie grinste, als sie die Augen aufschlug.
„ Ich dachte ich soll dir Essen bringen, wie es sich für eine gute Freundin gehört.“
„ Manchmal ändern sich Dinge.“
Laila setzte sich auf und fuhr sich mit den Händen durch die Haare.
„ D’you knew that Justin Biebers favor ice-cream is ‚Cotton Candy‘?“
Nun lachte Jiyong herzlich.
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Nach dem Essen schickte Jiyong sie nach Hause um zu schlafen, denn heute Abend war wieder Party angesagt und um 23 Uhr würde sie ihr Fahrer abholen. Als Laila Zuhause ausstieg, lehnte Fynn gegen die Mauer.
„ Great, now I’ve got a stalker. Please don’t get too obsessed with me. I’ve got a boyfriend.“
Fynn grinste und schüttelte den Kopf.
„ Woher nimmst du dieses Selbstbewusstsein?“
„ Aus meinem Spiegelbild.“
Laila ließ ihn stehen und ging zur Tür, doch Fynn folgte. Er hatte diesen James-Dean Look und es stand ihm hervorragend.
„ Noa will das ich auf dich aufpasse. Er sorgt sich, dass diese Typen von heute Morgen dir nachkommen. Ich habe ihm gesagt, dass du gut auf dich aufpassen kannst, aber er hat darauf bestanden. Also hier bin ich.“
„ Also ich weiß nicht was du vor hast, aber ICH geh jetzt schlafen.“
Und damit ließ sie ihn draußen stehen.
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Laila lächelte, als sie sich hoch auf den Weg ins Bett machte.
„ Sir Henry, ich komme!“
Doch eine Sache gab es, die Laila vom Schlafen abhielt: Fynn. Vom Bett aus konnte sie den Monitor der Überwachungskameras sehen und sie sah ihn, wie er regungslos an der Mauer stand. Sie hatte damit gerechnet, dass er gehen würde, doch er blieb standhaft wie ein Fels. Eine halbe Stunde später sprang sie über ihren Schatten.
„ Aber das du gleich Bescheid weißt, ich muss schlafen und um 10 Uhr bist du weg, weil dann werde ich abgeholt.“
„ Klar.“
Fynn ließ sich auf die Couch fallen und schaute sich mit hochgezogenen Augenbrauen um.
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Als Laila aufwachte schmiegte sie sich an Fynns Rücken, seine Arme waren um sie gelegt … wartet, Fynn? Auf einmal wach drehte sie sich um und schaute ihn entsetzt an.
„ Was machst du in Sir Henry?!“
„ Wer ist Sir Henry?“
„ Mein Bett! Und im Übrigen ist es unhöflich eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten.“
Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, überlegte er noch ob es peinlich oder lustig war, dass die ihrem Bett einen Namen gab.
„ Du hattest wohl Alpträume … du hast vor dich hin gemurmelt und gesabbert und als ich mich zu dir gelegt habe, warst du wieder ganz ruhig.“
„ Ich hab nicht gesabbert!“ Laila haute ihm lachend auf den Arm.
„ Das zeigt dir dein Spiegelbild wohl nicht…“
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Kurz darauf schmiss sie ihn raus. Siwon hatte zweimal angerufen und es versetzte ihrem Herz einen kleinen Hieb. Nein, sie würde ihn nicht zurückrufen, zu seinem eigenen Wohl. Er war zu gut, zu liebevoll, als das er es verdient hatte in so eine Geschichte mit rein gezogen zu werden. Schon jetzt kam sie sich vor wie Herrin von ‚Crazy Ville‘ und all die kuriosen Leute um sie herum, waren ihr Gefolge. Siwon hingegen war der Prinz auf dem Ross, von dem jedes Mädchen träumte. Sie vermisste ihn, auch wenn sie ihn kaum kannte. Es war ein komisches Gefühl, irgendwo in den Tiefen ihrer Magengegend.
Schnell packte sie das Handy weg und konzentrierte sich auf ihr Outfit. Sie wusste nicht was Jiyong an haben würde, normale Männer waren berechenbar, doch bei ihm galt eher die Chaostheorie und am sichersten war sie wohl, wenn sie selbst sich nicht so schrill anzog. Sie blieb bei dem ‚Kleinen Schwarzen‘ und schmückte sich mit Ketten und Armbändern, um nicht so einfach auszusehen. Immerhin war sie Jiyongs Freundin, etwas extravagant durfte sie auch sein.
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Jiyong holte sie um 23 Uhr ab und sie zogen los, zu einer weiteren Nacht in den Clubs von Seoul. Laila hoffte nur, dass der nächste Morgen nicht werden würde wie der heutige.