An diesem Morgen ging es schon recht früh los. Der Flug nach Osaka war für 11 Uhr angesetzt. Für Skye bedeutete das um 5 Uhr aufstehen. So viele Sänger zu koordinieren war gar nicht so einfach und Skye wollte, dass sie alle gescheit frühstückten. Um das Super Junior Dorm machte sie heute einen Bogen, stattdessen hatte sie gestern eingekauft, um für EXO Frühstück zu machen.
„Wieso klingelt dieser Wecker?“, fragte Jongin mit geschlossenen Augen. Er hatte keine Ahnung wie spät es war, nur dass es viel zu früh sein musste.
„Wir machen Frühstück!“
„Wieso werde ich mit eingebunden, nur weil du übermotiviert bist?“
Er zog sich das Kissen über den Kopf und brummte.
„Weil ich vorher duschen gehe und ich dachte du willst vielleicht mit…“
Das war natürlich ein Grund aufzustehen.
Nach dem Duschen packte Skye ihre Koffer. Jongin schaute skeptisch, als sie einen Trolley packte, in diesen auch anscheinend alles rein bekam und den Trolley dann in eine große Reisetasche steckte.
Er mochte keine Leute, die mit zu viel Gepäck reisten. Manche übertrieben es gerne und nahmen viel mehr Sachen mit, als nötig. Im Endeffekt waren sie drei Tage weg. Sie waren in einem Hotel – er hatte noch nicht einmal Duschgel oder Shampoo dabei, das gab es im Hotel. Skye war da ähnlich gestrickt. Andererseits hatte sie auch schon so viele Reisen gemacht, bei denen es einfach nicht nötig gewesen ist, einen Koffer mitzunehmen, wie Afrika, wo alles in einen kleinen Spint im Truck passen musste, so dass sie gelernt hatte mit wenigen Dingen auszukommen. Wahrscheinlich könnte man sie ganz ohne Gepäck irgendwo aussetzen werden und sie würde keine Panik bekommen. Also was sollte das jetzt mit dem Koffer im Koffer?
„Will ich es wissen?“, fragte er vorsichtshalber und deutete auf den Doppelkoffer.
„Shopping!“
Dem Sänger war bisher nicht klar gewesen, dass Osaka das Shopping Zentrum der Welt war, doch Skye hatte angedroht mit ihnen in die Universal Studios zu gehen.
„Da gibt es Hogwarts! Und One Piece!“
Jongin grinste.
„Welches Haus bist du?“
„Hallo? Gryffindor! You might belong to Gryffindor, where dwell the brave at heart. Their daring, nerve and chivalry set Gryffindor apart!“
Um ehrlich zu sein, hatte sich Jongin noch nie groß mit Harry Potter beschäftigt. Er kannte die Filme und fand sie auch gut, aber vor ihm stand ein echter Potternerd, mit deren Wissen er es nicht aufnehmen konnte.
„Soll ich dir eine Eule zum Geburtstag schenken?“, fragte er neckisch.
„Gerne!“
Gegen 6:30 Uhr fielen sie im Pit ein. Chen, Xiumin und D.O saßen bereits in der Küche und beteten ihre Tassen an.
„Was macht ihr denn schon hier?“, fragte Chen und streckte sich.
„Ich mache euch Frühstück“, eröffnete Skye, was dazu führte, dass die anderen plötzlich viel wacher schienen.
Der Geruch von Bacon und Pancakes lockte einige andere aus ihren Schlafzimmern.
„Ich dachte ich träume, sonst riecht es hier nicht so“, sagte Sehun und nahm sich ein Stück Apfel.
Um 7 Uhr waren alle wach. So viele Kerle zu versorgen erforderte gute Koordination. Skye konnte die Pancakes schon gar nicht mehr zählen, die sie machte. Für Jongin machte sie einen Mikey Mouse Pancake, mit Ohren – also eigentlich nur drei Kreise, aber hey, Mikey war Mikey.
Alles war total in Ordnung. Jeder freute sich, noch nicht einmal Baekhyun beschwerte sich über etwas und dann öffnete sich die Tür.
Alle drehten sich um, weil sie niemanden erwarteten um diese Uhrzeit.
„Guten Morgen zusammen“, sagte Youngjun und kam lächelnd in die Wohnung.
„Guten Morgen, willst du einen Kaffee?“ Skye wartete gar nicht auf eine Antwort und ging zur Kaffeemaschine.
„Was tust du hier?“, deutlich mehr Skepsis bei Bae.
„Wir haben uns gestern Abend noch mal getroffen und beschlossen, dass Skye doch nicht mit euch nach Osaka fliegen wird. Wir denken es ist wichtig, dass sie sich nach diesen Ereignissen noch etwas erholt. Skye, ich weiß du bist hart im Nehmen, aber manchmal muss man auch mal einen Gang zurückschalten. Nehme die das Wochenende noch frei, ich werde mit den Jungs fliegen.“
„Was? Das ist nicht fair!“, kam es sofort von Jongin.
„Ihr könnt sie nicht einfach ausschließen, sie gehört zum Team“, verteidigte sie Chen.
„Wenn Skye dabei ist bekommen wir richtiges Essen!“, beschwerte sich D.O.
Skye hingegen stand da, mit dem Kaffee in der Hand, schaute zu dem Manager, spuckte ihm ihn die Tasse, stellte sie ihm vor die Nase und verließ den Pit.
Auf dem Weg zurück zu ihrem Apartment war sich Skye ihrer Gefühlswelt nicht ganz klar. Manchmal wollten andere einem etwas Gutes tun, aber es fühlte sich an wie eine Bestrafung. Also war man sauer, obwohl man dankbar sein sollte? Andererseits fühlte sie sich bemuttert. Sie war alt genug und intelligent genug, um selbst zu entscheiden wie es ihr ging und ob sie fit genug war wieder arbeiten zu gehen.
Vielleicht waren sie auch sauer wegen dem Fotoshooting? Hatte SME die Fotos nicht gefallen? Sie wusste es nicht, sie war nur sauer, weil sie nicht nach Hogwarts kam. Sie hatte sich auf Butterbier gefreut und auf Every Flavor Beans. Die Universal Studios machten das beste Butterbier! Es schmeckte ähnlich wie A&W Cream Soda, nur dass es tatsächlich gezapft wurde und auch eine Schaumkrone hatte. Bei der Harry Potter Studio Tour in London gab es auch Butterbier, aber das war komisch. Es schmeckte total merkwürdig und die Schaumkrone wurde aufgesprüht. Die Schaumkrone war aus einer Sahnemischung, ließ sie sich nicht unterrühren, noch löste sie sich auf und war ständig im Weg. Die Studio Tour war super, weil es die Originale waren, aber von Butterbier hatten die Engländer keine Ahnung.
Im Apartment fing Skye an ihren Koffer wieder auszupacken. Was blieb ihr auch anderes übrig? Sie konnte ja mit ihrem Nimbus selbst nach Osaka fliegen.
Sie klopfte an der Tür. Die Amerikanerin wusste, dass Youngjun davorstand und sie setzte schon mal den genervten Blick auf, als sie die Tür öffnete.
„Fordert die Revolution deinen Kopf?“
„Beinahe“, sagte er und ließ die Schultern hängen.
„Ich hoffe das du weißt, dass ich das nicht mache, um dich zu bestrafen. Sie haben so viele Konzerte, auf das eine kommt es nicht an. Die Bilder gestern waren übrigens toll.“
Skyes Blick fragte, was sie dann getan hatte, um zurückgelassen zu werden.
„Es ist so, dass deine Beziehung mit Jongin mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht, als wir erwartet haben. Es war nur ein Ablenkungsmanöver von Krystal und wir dachten, dass die Fans sich inzwischen daran gewöhnt haben, dass Idols in Beziehungen sind. Das was dir widerfahren ist, ist furchtbar und wir hatten wirkliche Angst um dich.“
Skye dachte sich, dass SME wohl nur Angst hatte, dass wieder ein Toter mit ihnen in Verbindung gebracht wurde, schluckte das Kommentar aber runter.
„Eine weise Frau sagte mal: Ob sich ein Krieg lohnt, erkennt man erst am Ende, doch bei manchen Kriegen lohnt es sich sie gänzlich zu vermeiden.“
Wenn sie jetzt einen Kampf anfangen würde, könnte es sein, dass sie tatsächlich sich durchsetzte. Die Frage war nur, wie die Konsequenzen waren und ob sich die ganze Mühe wirklich lohnte. EXO würden noch dutzende Konzerte haben und im Endeffekt war Skye sauerer darüber kein Butterbier zu bekommen.
Youngjun stutzte und dachte darüber nach.
„Wer hat das gesagt?“
„Ich. Gerade jetzt.“
Als nächstes kam Jongin.
„Das können sie nicht einfach machen!“, polterte er los, doch Skye nahm sein Gesicht in ihre Hände.
„Es ist okay.“
„Es ist okay?“
„Nein, es ist nicht okay, aber es ist okay.“
Verwirrung war ein gutes Ablenkungsmanöver und das hatte sie auf jeden Fall geschafft – das sah sie an seinem Gesichtsausdruck.
„Dann bleibe ich hier. Ich wasche mir drei Tage lang die Haare nicht, esse Pizza im Bett und schaue mir gruselige Filme an, die du ohnehin nicht mit mir schaust.“
Der Sänger fing an zu grinsen.
„Ich wusste gar nicht unter welchen Druck dich unsere Beziehung setzt. Und hey, wenn keiner da ist, kannst du auch nackt durch die Gegend laufen.“
„Was? Das mache ich die ganze Zeit! Meinst du ich trainiere, damit dann niemand diesen Körper sieht! Frag mal Super Junior!“
Die beiden lachten herzlich. Immerhin hatte sie es geschafft ihn wieder runter zu bringen, doch er musste versprechen ihr etwas aus Hogwarts mitzubringen.
11 Uhr. Skye war total langweilig. Die anderen saßen jetzt im Flugzeug auf dem Weg nach Japan und sie lag auf ihrer Couch und starrte die Decke an. Wieso machte man heut zu Tage zu wenig mit Decken? Früher hatte man an die Decken Gemälde gemalt. Wahrscheinlich war den Leuten früher langweiliger und sie verbrachten mehr Zeit damit die Decken anzustarren. Heute hatte man Instagram und lustige Tierbaby-Videos auf Youtube.
Sie sollte etwas tun. Irgendwas. Sie war temporär arbeitslos. Sie war reich und jeder wusste es. Sie sollte den ganzen Louis Vuitton Laden kaufen. Einfach weil sie kann.
„Butterbeer…“, jammerte Skye, als jemand an der Tür klopfte.
„It’s open“, rief sie und Mia streckte vorsichtig den Kopf durch die Tür.
„Hey girl, how you’re holding up?“
Die Deutsche setzte sich zu ihr auf die Couch und folgte ihrem Blick nach oben.
„I’m bored.“
„Ich habe deine Bilder mit Jongin gesehen. Du überstrahlst ihn praktisch, so gut siehst du aus. Aus dir könnte man auch ein Model machen.“
„Don’t need the money, don’t need the fame – I can be pretty just for myself“, sagte Skye und setzte sich auf. Viele Agenten hatten sie schon angesprochen. Vor ihrem Lottogewinn hatte sie etwas gemodelt, doch jetzt wollte sie gar nicht, dass man sie kannte. Deswegen auch Skye und nicht Laila. Geld zog merkwürdige Leute an.
„We should do something crazy! Like … getting pink hair … oh wait, been there, done that … let’s see … oh oh I know! I’m gonna get my septum pierced!“
Wenn man ein Hufeisen drin hatte, konnte man es nach innen drehen und wenn man es rausnahm, blieb keine Narbe. Camouflage-Piercing.
„Forget it, you ain’t gettin no bull piercing!“
„Oh you wanna talk to me all ghetto and stuff?“
„Skye, das ist Jang, Jang, das ist Skye. Skye, Jang wird dir die Ohren piercen – und nur die Ohren.“
Sie hatten sich darauf geeinigt zu NaNa zu fahren, einem Piercingstudio in Gangnam. Viele SM Künstler kamen hier her, nicht nur um sich piercen zu lassen, sondern auch um Schmuck zu kaufen. Ohrpiercings in Korea waren kein großes Ding. Alle jungen Frauen hatten die Ohren gepierct an multiplen Stellen. Andere Piercings hingegen waren immer noch recht selten. Manchmal sah man ein Augenbrauenpiercing und so manche Surface-Piercings waren zum Trend geworden, aber in der Regel hielten sie nicht lange. Manche Frauen hatten Bauchnabelpiercings aber an sich waren Piercings nicht so normal wie in Europa oder Amerika. Dafür neigten hier auch die Männer eher dazu sich die Ohren piercen zu lassen, an anderen Stellen, als einfach nur am Ohrläppchen.
Da Ohrpiercings hier so ein Trend waren, gab es dafür viel ausgefalleneren Schmuck, als irgendwo anders. Als Mia das erste Mal bei NaNa war, vor vielen, vielen Jahren, war sie förmlich ausgerastet und hätte am liebsten den halben Laden gekauft. Die Deutsche hatte sich zig Piercings in Korea stechen lassen. Skyes Ohren hingegen waren noch recht jungfräulich, obwohl sie so viel Zeit in Korea schon verbracht hatte. Piercings waren nie so ihr Ding gewesen, wobei sie es schlecht darauf schieben konnte, dass sie Angst vor Nadeln hatte. Wobei Tattoonadeln irgendwie etwas anderes waren.
Heute fühlte sie sich rebellisch und sie würde sich die Ohren piercen lassen! Tatsächlich ließ sich Skye die Ohren dreimal piercen. Drei übereinander am Forward Helix, die Stelle über dem Tragus.
Kurz bevor Jang den ersten Stich ansetzte, rief Jongin an als Videoanruf.
„Hi Babe, wir-“
„Schatz, keine Zeit, ich lasse mich gerade piercen“, unterbrach sie ihn und reichte Mia das Handy.
„Was?“
„Wir sind bei NaNa“, erklärte Mia.
„Willst du zugucken?“, fragte sie ihn und wartete nicht auf eine Antwort.
„Oh mein Gott!“, rief er, während Skye das deutlich besser verkraftete.
„Heißt das, du willst bei den anderen nicht zugucken?“
„Welche andere?!“ Totale Anarchie! Er war noch keine 5 Stunden weg und die Welt war total durchgedreht.
„Oh ich liebe es!“, sagte sie, als sie in den Spiegel schaute. Skye hatte sich für kleine, goldene Kugeln entschieden, wobei die Stäbe natürlich noch länger waren, bis die Piercings abgeheilt waren.
Nach dem Piercen gab es Essen – für den Kreislauf. Sie waren zu Donghaes B4L (Burger 4 Life) gefahren, was um die Ecke von NaNa lag. Hauptsächlich war Donghaes Bruder und seine Mutter hier, doch natürlich kannten die Angestellten Mia auch. Skye liebte die Cheese-Fries dort. Die Käsesauce war scharf und das war cool, aber es wäre in Skyes Augen besser, wenn die Sauce warm wäre, denn so kühlten die Pommes schneller ab.
„Du … ich habe gestern in diesem Meeting gesagt, dass ich einen Selbstverteidigungskurs machen würde“, erzählte Skye. Sie hatte das nur gesagt, um ihre Ruhe zu haben, aber inzwischen war sie der Meinung, dass irgendjemand irgendwann irgendwelche Ergebnisse sehen wollte. Schließlich war sie Turnerin. Sie verstand Kraft aus dem Körper zu holen durch die richtigen Techniken, sie glaubte also nicht an so einem Kurs zu scheitern.
„Wo gehe ich da am besten hin?“
„Fragt doch Nikolai“, schlug Mia vor. „Ich muss die Jungs in einer Stunde eh abholen, da kannst du ihn fragen.“
„Ich habe mich so lange nicht bei ihm gemeldet…“ Er war ihr Restaurant-Buddy gewesen, bevor die ganze Sache mit Jiyong und dann Jongin war.
„Hey, er liest auch Nachrichten, er weiß was los war und er ist nicht der Typ der eine hübsche Frau abblitzen lässt.“
Und so fuhren sie zur Trainingshalle von Mias Söhnen. Skyes Ohr pochte leise vor sich hin, doch es war okay. Sie fragte sich nur, wie sie heute Nacht schlafen sollte. Ach zur Hölle! Sie würde die Nacht durchtanzen!
„Hey Ladies“, begrüßte der Trainer die beiden Frauen.
„Ich gehe mal nach Mini und Jong schauen – Skye wollte mit dir reden.“ Mia verließ die beiden grinsend und Skye überlegte einen Schuh nach ihr zu werfen.
„Wie geht es dir denn? Gibt es schon Neuigkeiten?“
Natürlich wusste er was passiert war. Ganz Korea wusste was passiert war.
„Ich weiß nicht wie lange es in Korea dauert, bis es zum Prozess kommt. Ich bin erst einmal froh, dass sie geschnappt wurden und niemand mehr weh tun können.“
Nikolai nickte, auch wenn er nicht zufrieden aussah.
„Über was wolltest du reden?“
„Das Entertainment wollte mir einen Bodyguard geben und ich habe mich da irgendwie rausgewunden, indem ich gesagt habe, dass ich einen Selbstverteidigungskurs machen…“
Nikolai lächelte sie an.
„Kein Problem, wir können das machen.“
Skye freute sich total und sie verabredeten sich für Sonntag – war ja nicht so, als hätte Skye gerade viel zu tun. Doch sie musste ihm versprechen, dass sie mindestens zweimal pro Woche trainierten.
Was gab es sonst noch zu tun? Sie hatte sich die Ohren piercen lassen, hat etwas zu essen bekommen, hatte einen Kampftrainer engagiert …
Es war 20 Uhr und Skye saß in der Bar im Keller. Alleine. Super Junior waren im Training für die Super Show. Die Amerikanerin hatte keine Ahnung wo BTS waren und bei Changmin war auch niemand. Also war sie im Keller mit einer Flasche Tequila und einer Gitarre. Für was brauchte man Freunde? Sie kam alleine schon immer gut klar. Skye konnte versuchen sich das einzureden, doch ihre Gedanken waren in Osaka. Sie versuchte herauszufinden, welches Lied die Jungs wohl gerade performten. Ob alles glatt ging? Hatten sie genug gegessen? Es war paranoid. Jahrelang waren sie ohne Skye klargekommen, wahrscheinlich fiel ihnen gar nicht auf, dass sie nicht da war.
„Was ist das?“, fragte Chen skeptisch, als man ihnen nach dem Konzert Essen brachte – oder etwas, was man ihnen als Essen verkaufen wollte.
„Suppe“, erwiderte Seunghwan und ein enttäuschtes Stöhnen ging durch die Truppe.
„Super!“, kam es von Jongin, der anfing zu löffeln. Fragend schauten die Bandkollegen zu ihm und hatten irgendwie das Gefühl, als hätte er einen Plan.
Später im Hotel sagte er sehr auffällig, dass sie alle besser direkt schlafen gehen sollten, doch im Bus schon hatte er den anderen eine Nachricht geschickt sich 15 Minuten später in der Lobby zu treffen.
„Sag nicht du willst abhauen?“, kam es von Suho und er schaute sich skeptisch um. Einige Staff-Mitglieder hingen noch im Lobbybereich rum und er wusste manchmal nicht wer sie bei den Managern verpfeifen würde und wer nicht.
„Ich sterbe vor Hunger – ihr nicht?“ Zögernd nickten alle.
„Aber ist das nicht zu gefährlich?“, fragte Xiumin. „Sicherlich lauern vorne noch Fans.“
„Deswegen habe ich eine Küchenhilfe bestochen, sie führt uns hinten raus.“
„Skye ist kein guter Einfluss“, bemerkte Baekhyun.
„Skye ist ein super Einfluss!“, freute sich Chen und hibbelte schon mit den Füßen.
Alleine trinken machte nicht so viel Spaß, aber alleine singen konnte Skye gut. Sie sang gerade ‚Perfect‘ von Ed Sheeran, als Changmin die Tür reinkam.
„Hör nicht auf“, bat er sie lächelnd, als sie aufgehört hatte zu spielen. Also spielte sie weiter. Der Sänger klatschte, als sie fertig war.
„Was machst du hier alleine? Ich habe gehört du hast Hausarrest.“
„Eher Seoul-Arrest – schau, ich habe drei neue Piercings“, sagte sie stolz und zeigte ihr Ohr.
„Steht dir gut. Was machst du heute noch?“
„Ich ehm … gebe ein Solo-Konzert und hänge mit Tequila ab.“ Dabei hob sie die Tequilaflasche, in der noch ziemlich viel drin war, an. Changmin schaute sie entrüstet an.
„Was ist denn los mit dir? Los, geh raus, hab Spaß – oder hast du Angst wegen …“
„Nein, nein, das ist es nicht. Jongin und ich sind in einer offiziellen Beziehung und SME hat mir ‚verboten‘ mit Männern öffentlich rumzuhängen. Mia ist im Training mit SuJu, Lisa geht nicht ans Telefon, Red Velvet sind in China, Honey ist bei Jiyong… und hier ist irgendwie auch niemand.“
Es war nicht so, als hätte sie nicht versuchte ihre Ressourcen auszuschöpfen.
„Ich würde gerne bleiben, aber ich muss ins Studio – soll ich dich mit in die Akademie nehmen? Da kannst du wenigstens Super Junior schikanieren.“
Das hörte sich nach einem Plan an!
20 Minuten später folgte Skye der Musik. Kein anderes Studio war noch belegt, nur Super Junior waren am Trainieren. Das Bild, welches sie dort vorfand war leicht verstörend. Leeteuk, Heechul, Donghae und Shindong hatten Highheels an und sangen das Lied von Taylor Swift ‚Heartbreaker‘. Grinsend ging sie in das Studio.
„Ladies! Hips! Pom, pom, pom, swing – yeah cupcake, that’s right!“, rief Mia ihnen zu und lobte ihren Ehemann.
„Isn’t that kinda … strange …?“, fragte Skye und schaute auf die Schuhe.
„Well, meine Highheel-Zeit ist vorbei, sonst bin ich größer als Donghae und er hasst das, also muss er es für uns beide genießen“, erwiderte Mia grinsend.
Skye war genau rechtzeitig zu einem späten Abendessen gekommen, denn Mia hatte für 23 Uhr Essen bestellt, das für eine Fußballmannschaft reichen würde. Mia saß zwischen Donghaes Beinen und er versuchte sie mit Stäbchen zu füttern, was nicht immer funktionierte. Fröhlich lachten die beiden und Skye beneidete sie. Selten hatte sie ein Paar gesehen, dass so gut zueinander passt. Eigentlich fiel ihr nur ein Paar ein, zwei Taucher aus Ägypten. Marie hatte in Stuttgart gewohnt, Karsten in Hamburg und er war für sie nach Stuttgart gezogen. Sie waren auch so ein Paar, was man nicht in Frage stellte, dass man einfach nur bewunderte.
„Vergiss es, 98% von uns wird niemals so eine Beziehung haben.“ Leeteuk waren ihrem Blick gefolgt.
„Waren sie schon immer … so?“
„Ja. Egal ob sie zusammen waren oder sich gestritten haben. Du hast es immer gemerkt, dass zwischen ihnen etwas ist, wo niemand dazwischenkommt.“
Skye löste den Blick von dem Paar. Nein, so waren sie und Jongin nicht. Sie waren harmonisch, ja. Sie hatten aber auch noch Streit gehabt und Skye war gemein beim Streiten. Sie holte alle Waffen raus, ohne Rücksicht auf Verluste, Overkill. Aber vielleicht wäre sie auch nicht so, wenn es der Richtige wäre. Vielleicht hätte sie einfach zu viel Respekt vor ihm, vor ihrer Beziehung, dass sie auch mal einen Gang runter schalten würde.
Jaejoongs Worte hallten in ihrem Kopf, doch sie wusste, dass sie das nicht ernst nehmen sollte. Was wusste Jaejoong schon über sie?