Um kurz nach Mitternacht war Skye dann in ihrer eigenen Wohnung und räumte die Einkäufe aus. Sie grinste dabei. Armer Changmin. Immerhin hatte sie den Tag rumbekommen und Morgen wären EXO zurück und alles wäre wieder normal. Also, so normal, wie es eben sein konnte.
Tatsächlich schlief sie bis 10 Uhr und als sie aufwachte, wollte sie sich nicht bewegen. Ach, sie konnte sich nicht bewegen! Nun war Skye ein Mensch, der gut in Form war und viel trainierte, doch Nikolai hatte wohl Muskeln gefunden, von denen Skye bisher noch nichts wusste. Zuerst rollte sie sich von ihrer Matratze, dann robbte sie sich bis zur Treppe, doch spätestens dort musste sie aufstehen.
Im Bad ließ sie sich eine heiße Wanne ein. Das half sicher um die Muskeln zu lockern – und selbst wenn nicht, solange Skye sich nicht bewegen musste, war sie glücklich.
Sie lag ungefähr 20 Minuten, da klopfte es an der Tür.
„Ja?“
„Ich bin‘s Mia!“
„Komm rein!“, rief Skye zurück. Mia war eine der wenigen Leute, die den Code zur Tür hatten.
Sie sah die Amerikanerin in der Wanne und fing an zu lachen.
„So schlimm?“
„Ich habe bis 10 Uhr geschlafen!“
„Will ich wissen was Nikolai mit dir angestellt hat?“, erwiderte die Deutsche neckisch.
„Frage mich lieber, was Changmin mit mir angestellt hat!“
Skye erzählte von ihrem gestrigen Abend und Mia amüsierte sich köstlich darüber. Vor allem, dass sie ihn zum Einkaufen geschickt hatte feierte Mia.
„Wann kommen deine Jungs zurück?“
Skye schaute auf ihr Handy.
„Sie müssten gelandet sein. Ich fahre dann in die Akademie. Die haben Nachbesprechung und Jongin wollte ins Studio und später müssen Chen, Suho, Jongin und Baekhyun zur KBS in diese eine Show.“
Sie war sich immer noch nicht sicher, ob die Konstellation die Beste war, aber was hatte sie schon zu sagen?
Mia, Donghae und Siwon hingegen wurden bald abgeholt und Mia hatte sich verabschieden wollen. Skye war neugierig, wie es mit Royal Vampires weiter ging und sie bereute ein wenig, dass sie nicht beim Dreh dabei war. Man hatte es ihr ja angeboten, letzte Woche in dem Meeting mit SME, aber Skyes Schmoll-Reflex hatte verhindert, dass sie zugestimmt hatte. Die Amerikanerin wünschte Mia viel Spaß und als Mia dann weg war, machte sie sich selbst fertig. Sie redete sich auch ein, dass der Muskelkater besser geworden ist.
Skye war gerade auf dem Weg in die Tiefgarage, als sie aus dem Fenster schaute und drei Vans im Hof einfahren sah. Noch fragte sie sich, wer da drinsteckte, doch dann kamen EXO heraus. Was taten die hier? Wollten die nicht ins Studio. Skye änderte ihre Route und kam ihnen entgegen. Jongin fing an zu lächeln und nahm sie in den Arm.
„Jagiya …“
Sie schmiegte sich an ihn, doch dann fiel ihr auf, dass alle mit sehr viel mehr Gepäck unterwegs waren, als bei dem Hinflug. Es blieb auch keiner sonst stehen. Alle begrüßten sie zwar, lächelten und gingen dann mit eiligem Schritt weiter.
„Was hackt ihr aus?“, fragte sie Jongin, der eine unschuldige Miene aufsetzte.
„Ich weiß nicht was du meinst.“
„Was habt ihr denn alles in Osaka gekauft?“
Die anderen waren schon fast an der Eingangstür.
„Das sind nur Fangeschenke“, versicherte Jongin ihr.
„Wolltet ihr nicht ins Studio?“ Skye war noch immer skeptisch, doch sie konnte es nicht greifen. Wie damals, als Super Junior den Plan gehabt hatten Skye von Mia zu gewinnen. Sie hatte gewusst, dass SuJu etwas planten, aber die war nicht dahintergekommen.
„Wir wollten nur schnell die Sachen hier her bringen, ich komme bald nach. Du siehst wahnsinnig gut heute aus!“
Bevor sie noch weitere Fragen stellen konnte, küsste er sie und dann war Skye auch egal, was EXO vorhatte.
Skye kam somit vor EXO in der Akademie an und ging vorher noch in das Two Some Place um die Ecke. Der Frühling war wirklich da. Daher trug sie auch ein mintgrünes Kleid im 50er Jahre Stil. Mit Ankleboots und einem Jäckchen in Hellbraun. Noch bevor sie beim Bestellen an der Reihe war, kam eine Frau auf sie zugeeilt.
„Miss Skye?“
„Ja?“
Die Frau verbeugte sich.
„We are very big fan from you and Kai, you are very nice couple. You very pretty!“
„Dankeschön“, erwiderte Skye und wunderte sich, wieso die Frau sich mit Englisch abquälte, wenn Skye doch durchaus in der Lage war Koreanisch zu sprechen.
„Could we take picture with you? For wall.“ Sie deutete auf eine Wand mit vielen Bildern. Skye erkannte, dass einige Künstler darauf zu sehen sind.
„Sehr gerne“, sagte Skye wieder auf Koreanisch.
Es kamen noch drei Mitarbeiter dazu und stellten sich neben Skye auf. Ein weiterer Mitarbeiter holte die Kamera und sie schossen mehrere Bilder zusammen. Für das Posen bekam Skye ihren Bagel und ihren Kaffee kostenlos.
Zurück in der Akademie kam ihr Kyuhyun entgegen.
„Du siehst aber fröhlich aus“, bemerkte er und dachte an gestern Abend.
„Ich wurde gerade gefangirlt.“
„Ach, von wem?“
„Two Some Place. Ich komme an die Wand.“
„So, so, dann ist es ja gut, dass du dich aus Changmins Wohnung befreien konntest. Ansonsten wärst du als Rapunzel geendet.“
Von wegen! Skye hatte Wlan, im Zweifel hätte sie eine Bauanleitung für eine Bombe aus Haushaltsgegenständen gefunden und hätte die Tür gesprengt.
Obwohl Skye EXO betreute, machte sie immer noch die Statistiken für Mia. Skye hatte die Statistiken gesehen, die vorher gemacht wurden und konnte Mia verstehen, dass sie bei dem Chaos nicht durchblickte. Also nahm sie sich die aktuellen Zahlen vor und setzte sich an den Computer. Man vergaß schnell die Zeit dabei. Eigentlich wollte sie noch zu Jongin ins Studio, aber vielleicht war es auch gut so. Er musste das alleine machen. Skye wäre immer da, wenn er sie um Rat fragen würde, doch es war seine Musik und Skye musste ihm da Freiraum lassen. Sie ließ sich auch nicht reinreden, wenn sie einen Song schrieb.
Als sie mit den Zahlen fertig war, ging sie los um Jongin zu holen. Dabei kam sie wieder am Studio vorbei, in dem NCT trainierte und als Skye vorbei lief winkten ihr die Sänger zu. Super, für immer einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Dabei kam ihr Chen entgegen, der natürlich sah, wie NCT Skye grinsend winkte, doch zuerst nahm er sie in den Arm.
„Sorry, ich hatte vorhin die Arme voll.“
„Schon gut.“ Die Amerikanerin war immer noch skeptisch, doch wie sagte Mia so schön? Früher oder später würde sie zwangsläufig mitbekommen, was sie vorhatten.
„Will ich es wissen?“, fragte er sie uns deutete auf NCT.
„Besser nicht.“
Chen war schon auf dem Weg zu den Stylisten. Skye fand Jongin zwar im Studio, aber nicht am Singen.
„Schau mal, die Fotos von unserem Shooting sind da“, sagte Jongin und reichte ihr einen Umschlag. Es waren etwas mehr als zehn Bilder, die als DINA4 entwickelt worden waren und sie waren wunderschön. Skyes Lieblingsbild war das, wo Jongin ihr nachlief, aber Skye am wegfliegen war – man hatte sie auf eine Leiter gelegt, die später rauseditiert worden war. Manchmal konnte man sich nicht vorstellen, wie ein Bild später wirken würde, aber hier war Skye positiv überrascht.
„Kann ich die in meine Wohnung hängen?“, fragte sie ihn hoffnungsvoll.
„Natürlich, es sind deine Bilder.“
„Unsere“, korrigierte Skye ihn.
Bei KBS angekommen war es ein ziemlich großes Gewusel. Sie verstand manchmal nicht, wie die Koreaner so arbeiten konnten. Sie machten Umwege und machten vieles komplizierter als nötig und dann gab es auch noch dieses System, dass jeder vor seinem Chef im Büro sein wollte und nach dem Chef gehen wollte. Das führte dazu, dass neue Mitarbeiter oder Mitarbeiter ohne Position sehr früh anfingen und bis spät am Abend am Arbeiten waren. Nein, falsch. Sie waren auf der Arbeit, das bedeutete nicht zwangsläufig, dass sie am Arbeiten waren. Skye hatte während des Studiums in einem Bürogebäude ausgeholfen und hatte so oft Leute dabei beobachtet, wie sie ihren Computer einfach anstarrten. Minutenlang. Oder schliefen, denn wenn man krank war, kam man trotzdem auf die Arbeit und dann war es auch okay, wenn man schlief – man war ja schließlich krank.
Die Akademie funktionierte recht gut, aber dort saß auch eine deutsche Chefin. In anderen Studios wäre die Koordination bestimmt nicht so reibungslos.
Eine Aufnahmeleiterin nahm sie in Empfang und führte sie in den Wartebereich. EXO hatten einen Raum für sich und die Stylisten legten die letzte Hand an. Skye saß hinter Jongin auf der Couch und ihre Blicke trafen sich im Spiegel.
„Wieso grinst du so?“, fragte er sie.
„Ich finde es komisch, wenn du mehr Make Up auflegst als ich.“
Chen und Suho fingen fröhlich an zu lachen.
„Probleme der modernen Gesellschaft!“, kommentierte Chen.
„Nein, Probleme der Idol-Gesellschaft“, stellte Skye fest.
„Es kann halt nicht jeder so natürlich hübsch sein wie du“, meinte Jongin und schaute sie noch immer im Spiegel an.
„Übrigens, du siehst sehr gut heute aus“, sagte Chen und Skye brach den Blick mit Jongin um Chen skeptisch anzuschauen.
„Was ist los mit euch?“
„Was meinst du?“
„Ihr kommt nach Hause anstatt in die Akademie, ihr habt unheimlich viel Gepäck, ihr macht mir Komplimente – was habt ihr ausgefressen? Habt ihr ein Verbrechen begangen und habt jetzt Einreiseverbot in Japan? Das würde die Tour total kaputt machen.“
Suho lachte fröhlich.
„Ja, wir haben ein Verbrechen begangen“, begann er und Skye verschränkte die Arme.
„Wir haben etwas gestohlen … die Herzen von 30.000 Frauen!“
Die Amerikanerin rollte mit den Augen. Kindsköpfe.
„Und entschuldige, mir ist nur aufgefallen, dass du ein Kleid anhast und sehr frisch aussiehst.“ Wenn Chen sich so für sein Kompliment verteidigen musste, hatte sie fast schon ein schlechtes Gewissen.
„Ich mag Kleider“, kommentierte sie nur und zog los auf der Suche nach Getränken.
Dabei lief sie allerdings Jiyong in die Arme – also fast.
„Skye! Gut siehst du aus.“ Hatten die alle noch keine Frau im Kleid gesehen?
„Danke. Ich wusste gar nicht, dass du hier bist“, gab sie zu. Es war nicht schlimm, nur etwas komisch. Doch ihre Wut war verflogen. Eigentlich war sie traurig darüber, wie die Dinge gelaufen sind. Sie sollten fairer miteinander umgehen.
„Ja, mit Youngbae …“, er hörte auf zu sprechen um zu grinsen, da er ihren genervten Blick sag.
„Also bin ich wohl das kleinere Übel?“
„In dieser Konstellation auf jeden Fall.“
Skye saß während der Aufzeichnung am Rand. Die Sendung hieß „Ehrlich oder Feige“ und es bot Idols eine gewisse Plattform, um über Dinge zu sprechen, die sie nicht gut fanden. Natürlich mussten sie immer noch darauf achten, wie sie sich ausdrückten – deswegen war Skye auch der Meinung, dass Bae hier nichts zu suchen hatte. Seine Zunge war um einiges schneller als sein Hirn.
Bisher hielt er sich ganz gut, doch die Assistentin hatte auch das Gefühl, dass die anderen viele Fragen von ihm blockten. Vielleicht bildete sie es sich auch nur ein, doch inzwischen schaute Bae auch schon genervt, also schien wohl etwas dran zu sein.
„Kai“, begann Shin Dongyup. „Wir haben ja inzwischen alle mitbekommen, dass du in einer Beziehung bist – dazu erst einmal herzlichen Glückwunsch … wobei … bist du glücklich?“ Die Frage flüsterte er und brachte damit die Zuschauer zum Lachen.
„Ja, sehr“, erwiderte Kai grinsend und schaute zu Skye rüber.
„Ich finde es wundervoll, wenn die jungen Koreaner sich wieder auf Liebe konzentrieren – der Staat sagt, dass unsere Geburtenrate ohnehin zu gering ist.“ Wieder lachten die Gäste und Jongin lief rot an.
„So weit sind wir noch nicht. Vielleicht in ein paar Jahren. Ich möchte erst Vater sein, wenn ich mich wirklich auf meine Familie konzentrieren kann. Im Moment konzentriere ich mich auf meine Musik.“
Viele nickten und ‚ooooh’ten. Koreaner machten gerne so Geräusche. Skye fand es witzig. Sie besuchte gerne das jährliche Feuerwerkfestival am Hangang. Früher war sie noch runter an den Fluss gegangen und bei jeder Rakete kam ein ‚oooohhh‘ oder ‚aaaaahhh‘ und das ganze Ufer mit Hunderttausenden Menschen machte mit. Inzwischen saß sie in Roofbars in der Nähe mit Ausblick. Das war bequemer.
„Das hört sich sehr weise an. Wieso ich eigentlich auf das Thema zu sprechen komme … Skye ist etwas Furchtbares widerfahren. Fans haben versucht sie zu töten – oder? Es gilt doch als versuchte Tötung?“, erkundigte sich der Moderator.
„Ja, die Anklage ist ‚Versuchter Mord‘. Wir warten noch auf genaue Informationen zu dem Prozess, aber die CCTV Kameras zeigen, dass die beiden Frauen Skye gefolgt waren, sie waren nicht zufällig auf sie getroffen und ein Sturz aus solcher Höhe in den Hangang, überleben nicht viele. Die meisten ertrinken.“
Ein betroffenes Seufzen ging durch die Menge. Skye hingegen war sehr stolz, dass er ‚die beiden Frauen‘ gesagt hatte und nicht ‚Fans‘.
„Das ist … unbeschreiblich. Wie fühlst du dich dabei?“
„Es macht mir Angst. Es ist sehr kompliziert für uns Idols Beziehungen zu führen. Unsere Zeitpläne lassen nicht viel Spielraum für Freizeit. Wenn wir dann jemanden kennenlernen, mit dem wir zusammen sein wollen, stellen sich uns einige Probleme in den Weg. Viele Außenstehende verstehen nicht unseren Alltag. Sie können es sich nicht vorstellen. Wir sind also ständig unter dem Druck Zeit für unsere Beziehungen zu schaffen, schließlich wollen wir eine Beziehung führen – wir sind jung, sich zu verlieben gehört doch dazu. Wie können wir von Liebe singen, wenn wir nichts darüber wissen? Dann halten wir unsere Beziehungen anfangs geheim. Nicht immer hält eine Beziehung lange und man will nicht unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn eine Beziehung nach zwei, drei Monaten in die Brüche geht. Das geheim halten macht es natürlich komplizierter. Wir können nicht einfach mit unseren Partnern essen gehen, ausgehen, einkaufen gehen, ins Kino gehen – all die Dinge, die frisch Verliebte so tun. Wir treffen uns heimlich. Im Auto, auf Parkplätzen, Zuhause. Es ist frustrierend. Als Skye und ich an einem gewissen Punkt angelangt waren, wollte ich das nicht mehr. Ich empfand es als unfair ihr gegenüber, aber auch unfair unseren Fans gegenüber. Ich glaube daran, dass Ehrlichkeit am besten ist. Wieso sollten wir uns verstecken? Wieso sollte ich meine Fans belügen? Sänger zu sein ist meine Arbeit und ich liebe meinen Job, aus vollem Herzen. Aber jeder hat doch ein privates Leben, nach der Arbeit. Normale Pärchen posten Bilder von sich mit ihrem Partner im Internet und niemand regt sich auf, weil sie gerne ihr Glück mit anderen teilen. Leider gibt es Leute, die meinen, dass Idols keine Menschen sind. Das wir nur leben um Idol zu sein. Wir alle sind Menschen und wir alle leben, wir haben private Probleme, wir streiten uns mit Freunden, wir haben schlechte Tage, wir verlieben uns und trennen uns wieder. All das gehört zu uns dazu, wie zu jedem anderen Menschen und jeder der das nicht akzeptieren kann, hat den Bezug zur Realität verloren.“
Skye hatte nicht aufgepasst, wer als erstes anfing zu klatschen, denn sie beobachtete Jiyong, der sich tatsächlich ungerührt zeigte, doch irgendwann klatschten alle und es dauerte einen Moment, bis sich alle wieder beruhigt hatten.
„Ich denke, dass alle inzwischen wissen, dass ein Leben als Idol kein Zuckerschlecken ist. Dennoch haben wir uns dafür entschieden und das ist auch gut, aber wir alle brauchen auch manchmal eine Stütze. Wir haben die Bandmitglieder, doch manche Sachen will man auch nicht mit seinen Kollegen besprechen und dann ist es wichtig einen Partner zu haben. Ich unterstütze Skye und Jongin in ihrer Entscheidung. Es wird in den Medien noch immer als ‚Skandal‘ betitelt, wenn ein Idol in einer Beziehung ist, aber ich denke das ist nicht die richtige Bezeichnung dafür. Wieso ist es ein Skandal sich zu verlieben? Ich denke, dass unsere Gesellschaft in dieser Hinsicht offener werden muss. Wir sind keine Übermenschen, keine Götter. Wir werden krank, wir gehen auf die Toilette, wir müssen essen, wie alle Menschen. Ich denke nicht, dass man sich dafür entschuldigen muss Mensch zu sein“, ergänzte Baekhyun äußerst diplomatisch. Skye war so stolz auf ihn. So musste das Gefühl sein, wenn man sein Kind das erste Mal Fahrradfahren sah, ohne das es sich auf die Nase legte.
Nach der Sendung kam Dongyup auf Skye zu und gab ihr die Hand.
„Es tut mir wirklich sehr leid, was Ihnen passiert ist und ich hoffe, dass die Täter eine angemessene Strafe erhalten.“
„Vielen Dank“, erwiderte die Amerikanerin und verbeugte sich. Als EXO von der Bühne kam, nahm sie zuerst Baekhyun in den Arm. Er stockte kurz, erwiderte aber dann die Umarmung.
„Ich bin sehr stolz auf dich und ich denke nicht, dass sie dich wegen deiner Aussage zerreißen werden.“
Bae fing an zu lachen.
„Danke … glaube ich…“
Letztendlich legten Netizens alles so aus, wie sie es brauchten, um jemanden schlecht zu machen, doch in diesem Fall hatte Baekhyun zumindest keine unüberlegten Aussagen getroffen. Danach küsste sie Jongin.
„Auch auf dich bin ich sehr stolz.“
Grinsend hob er sie hoch und drehte sich mit ihr, als sie Jiyong sah. Ihre Blicke trafen sich kurz, doch dann wand er sich zu Youngbae. Sie erwartete nicht seine Unterstützung, dass er sich neutral zu dem Thema während der Show gezeigt hatte, war alles wofür sie hoffen konnte. Jongin und Skye hatten nie eine heimliche Beziehung gehabt, sie mit Jiyong allerdings schon und sie konnte sich vorstellen, dass ihn manche Sachen, die Jongin gesagt hatte, zumindest nicht kalt gelassen haben. Wie lange hätten sie zusammen sein müssen, damit er sie als seine offizielle Freundin der Welt präsentiert hätte? Sie hatte nie darum gebeten, eigentlich wollte Skye diese Aufmerksamkeit gar nicht, doch wenn sie ihre Beziehung mit Jiyong und Jongin verglich, war bei Jongin vieles einfacherer. Sie musste nicht darauf achten zu nahe bei ihm zu stehen, ihn zu berühren. Sie konnten ausgehen und das Leben genießen. Mit Jiyong war alles heimlich gewesen. Skye ging nicht davon aus, dass es Jongins Absicht gewesen ist Jiyong mit seinen Aussagen zu treffen. Er hatte allgemein gesprochen, über die Probleme, die alle Idols haben. Es war Zufall, dass genau Jiyong das erst mit Skye durchlebt hatte.
„Habt ihr Hunger?“, fragte Skye in die Runde.
„Nein, wir gehen heute alleine essen“, erwiderte Jongin und nahm sie bei der Hand.
„Yay, Datenight! Aber zuerst muss ich noch in der Akademie …“
Jongin stoppte sie mit einem Kuss.
„Du musst heute gar nichts mehr. Wir sind fertig, Mia ist nicht da, noch nicht einmal Noah hat angerufen. Es ist Datenight.“
Und dann zog er sie weg.
Der Weg führte sie in Richtung Lotte World Tower und Skye kam nicht umhin an den Abend zu denken, als sie ihr erstes Date mit Jiyong hatte und er Lotte World gemietet hatte.
„Wir fahren nicht nach Lotte World, oder?“
„Ich weiß, dass du dort mit Jiyong warst. Nein, ich habe keinen Freizeitpark für dich gemietet.“
„Danke.“
„Gern geschehen“, erwiderte er grinsend.
Tatsächlich führte ihr Weg sie in den Lotte Tower und zwar in die Bar 81 – im 81. Stock. Man begrüßte sie freundlich und wies ihnen einen Platz am Fenster zu. Die Aussicht war atemberaubend. Das Lichtermeer Seoul lag zu ihren Füßen. Alles strahlte.
„Ich wünschte ich hätte meine Kamera mitgenommen“, murmelte Skye während sie mit offenem Mund die Aussicht betrachtete. Jongin räusperte sich und hatte sowohl ihre Kamera, als auch ihr Stativ dabei.
„Du hast dich intensiv mit der Planung beschäftigt!“
„Wenn du wüsstest“, erwiderte er grinsend und Skye verschwand auf die Dachterrasse.
Sie bestellten sich etwas zu essen und eine Flasche Wein. Skye erzählte von ihrem Training mit Nikolai, von Changmin, der sie eingeschlossen hatte und von dem Bodyguard, den sie mit einem Schirm niedergestreckt hatte.
„Ich kann dich nicht mal ein Wochenende alleine lassen! Wieso kommst du immer in Schwierigkeiten?“
„I don’t go looking for trouble. Trouble usually finds me“, erwiderte sie und zitierte damit Harry Potter, was Jongin zwar nicht auffiel, aber das war okay.
Zur gleichen Zeit verwandelte sich Skyes Wohnung in ein Harry Potter Filmset. Chen, Sehun, Chanyeol und Baekhyun waren das Harry Potter-Komitee. In den Koffern, die die Jungs heute Morgen so eilig ins Haus geschafft hatten, waren nämlich keine Fansachen. Also in gewisser Hinsicht schon, denn es waren Harry Potter Sachen und Skye war ein Harry Potter Fan. Jongin hatte die Universal Studios praktisch leer gekauft. Er hatte es sogar hinbekommen ein Fass Butterbier zu bekommen, mit 20 Litern und einen extra Behälter mit dem Schaum. Dazu 20 Bierhumpen.
Mia hatte gestern extra noch eines dieser Regale besorgt, die wie eine Leiter schräg an der Wand standen. Skye hatte schon ein großes, doch dieses würde als Süßigkeitenregal benutzt werden. Dutzende Chocolate Frogs, Every Flavor Beans und andere Süßigkeiten von Honeydukes. Zierkissen, Decken, Bettwäsche, eine gewebte Hogwarts-Tagesdecke und jede Menge Klamotten, Handtücher, ein Zauberstab der eine Fernbedienung war, ein Nimbus und weitere Kleinigkeiten. Chen Lieblingsteil war das Monsterbook of Monsters, das knurrten konnte und sich bewegte. Davon hatte er auch eins geholt.
Jongin hatte bei der Versteigerung einen Schaukelstuhl ersteigert, der die ganze Zeit im Keller gestanden hatte. Dieser stand nun am Fenster, mit einer kuscheligen Gryffindordecke darauf. Sie alle hatten sich an den Sachen beteiligt, doch Jongin hatte den größten Teil bezahlt.
„Meint ihr sie ist die Eine?“, fragte Chanyeol, der den Tisch gerade goldenen Platten und Kelchen dekorierte, die Mia geholt hatte. Als Mia gehört hatte, dass Jongin Skyes Apartment potterisieren wollte, war sie sofort Feuer und Flamme gewesen und hatte viele Kleinigkeiten geholt, die zum Thema passten, wie Tischläufer, Teller, goldene Kelche und Kerzen.
Dass Jongin sich so viel Mühe gab war für seine Bandkollegen überraschend. Nicht dass er kein guter Freund war, grundsätzlich war er das schon, aber wenn es um Skye ging schien er sich mehr zu bemühen, als sonst.
„Keine Ahnung, jedenfalls hat er sie sehr gerne“, erwiderte Baekhyun. Normalerweise ließ sich Jongin gerne feiern, als wäre es ein Privileg mit ihm zusammen zu sein, doch Skye begegnete er auf Augenhöhe.
Nach dem Essen schaute Jongin auf sein Handy. Er entschuldigte sich kurz und verschwand aus ihrem Sichtbereich. Skye mochte die Bar 81. Sie hatte hohe Decken und ebenso hohe Fenster. Goldene Bänder hingen von der Decke. Über sie Aussicht musste man gar nichts sagen. Es gab viele hohe Hotels in Seoul, aber eine Bar oder ein Restaurant mit dieser Aussicht? Wobei es im Building 63 in den oberen Stockwerken auch ein Restaurant gab.
Eine Kellnerin kam auf sie zu.
„Bitte entschuldigen Sie die Wartezeit, hier ist Ihre Zimmerkarte.“ Sie reichte Skye ein kleines Etui mit einer Zimmerkarte, die Skye fragend anschaute. Gerade wollte sie sagen, dass sie sich irrte, dass sie kein Zimmer hier hatte, doch dann dachte sie an Jongin und an sein Grinsen, als er weg gegangen war und plötzlich verstand sie, was hier lief.
„Vielen Dank“, erwiderte Skye und nahm die Karte entgegen. Sie nahm noch einen Schluck Wasser und stand dann auf.
Das Hotel Signiel war eines der neuen Top-Hotels in Seoul und befand sich zwischen dem 76. Und 101. Stock des Lotte World Tower. Ihr Zimmer befand sich im 97. Stock. Man konnte im Lotte World Tower auch tatsächlich wohnen, der Preis lag zwischen 5-30 Millionen Dollar. Skye würde hier nicht wohnen wollen. Als Hotel fand sie es super, aber sie wollte nicht so weit weg von der Welt sein. Sie wollte keine halbe Stunde brauchen, bis sie das Gebäude verließ, nur um im Supermarkt Eiscreme zu holen. Wobei, hier gab es einen Concierge, den sie losschicken könnte. Nichts desto trotz war sie lieber in Bodennähe. Sie wollte raus können, soweit sie wusste, gab es keine Balkone am Lotte World Tower, die Winde in dieser Höhe wären viel zu extrem und wenn jemand etwas fallen ließ, würde das als Wurfgeschoss auf die Erde prallen. Nein, Skye fühlte sich in der Fabrik wohl.
Der Fahrstuhl hielt an und Skye folgte den Schildern, bis sie an ihrem Zimmer ankam. Für einen kurzen Moment überlegte sie, wenn die Karte gar nicht für sie bestimmt gewesen ist und ein anderer Mann seine Frau überraschen wollte. Jongin würde unten durch das Lokal rennen, während Skye hier einen moppeligen Typen Mitte 40 nackt auf einem Bett voll Rosen räkeln sah. Das wäre peinlich und zugleich ein tiefsitzender Schock.
Vorsichtig öffnete sie die Tür.
„Jongin?“ Sicher war sicher, alles was sie sehen würde, könnte sie nicht mehr ungesehen machen.
„Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“ Er kam um die Ecke mit einer Sektflasche in der Hand.
„Womit habe ich das alles verdient?“
„Brauche ich jetzt Gründe?“ Zumal hier mal wieder der Zweck die Mittel heiligte, denn er hatte sie auch von Zuhause weggelockt, damit die anderen das Apartment potterisieren konnten.
„Nein, aber irgendwie bekomme ich heute das Gefühl nicht los, dass ihr irgendetwas aushackt.“
„Wir?“, fragte er, total entrüstet, fing dann aber an zu lachen.
„Ich wollte dich eine Nacht für mich haben, ohne dass jemand klopft oder klingelt oder bei uns im Bett schläft.“
„Es war nur eine Nacht gewesen.“
„Heute Nacht auf jeden Fall nicht“, erwiderte Jongin und ließ den Korken knallen.