„Hat Youngjun gesagt, ob ich mit nach Hong Kong komme?“, fragte Skye in die Runde, als sie am nächsten Morgen im Pit zusammensaßen, um zu frühstücken.
Die Sänger tauschten untereinander Blicke aus, die Skye die Antwort verrieten.
„Super …“, sagte sie nur und seufzte.
„Du weißt, dass wir da wenig zu sagen haben“, begann Suho.
„Wenn es nach uns ginge, würdest du mitkommen“, sagte Chen weiter.
Die Assistentin stand auf und ging in Richtung Tür.
„Liebes…?“ Jongin war ebenfalls aufgestanden.
„Alles gut, wir sehen uns später“, sagte sie, doch Jongin ging ihr hinterher. Im Flur holte er sie ein und hielt sie fest.
„Ich weiß manchmal nicht, wann ich dich alleine lassen soll und wann nicht“, gab er zu und fuhr sich durch die Haare.
„Aber ich bin da. Immer.“
Skye stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss.
„Ich weiß, aber manche Dinge muss ich alleine tun.“
Als sie sich diesmal umdrehte und wegging, ging er ihr nicht hinterher.
Skye fuhr zu SM Entertainment. Ihr Weg führte sie nach oben in einen der Konferenzräume, wo Youngjun mit einigen anderen saß.
„Skye …?“
Sie waren gerade mitten in einem Meeting, doch es war ihr egal.
„Werde ich mit nach Hong Kong fliegen?“
Der Manager schaute sich um und entschuldigte sich.
„Skye, lass uns später reden. Wir sind gerade mitten in einem Meeting.“
Alle Augen lagen auf ihr.
„Werde ich mit nach Hong Kong fliegen?“, fragte sie erneut.
„Nein, wir denken es ist noch zu früh.“
„Zu früh für was? Um zu arbeiten? Ich arbeite, also wieso sollte ich nicht mit zu den Konzerten? Ich habe noch nie etwas getan, dass die Band in Gefahr gebracht hätte.“
Gut, Skyes Vorstellung von ‚keine Gefahr‘ war nicht unbedingt die gleiche, wie die von SM Entertainment und ja, in Singapur hätte einiges schieflaufen können, doch Skye hatte alles unter Kontrolle gehabt und das ist doch das, worauf es ankam, oder?
„Es geht auch nicht um die Band, sondern um dich.“
„Wenn ich euer Mitleid bräuchte, hätte ich darum gebeten. Ich bin alt genug, um selbst zu entscheiden was man mir zumuten kann und was nicht und wenn ihr mich meine Arbeit nicht machen lasst, dann kündige ich!“
Das war so nicht geplant gewesen, aber anscheinend hatte Skye auch einen kleinen Baekhyun in sich sitzen.
„Skye, jetzt warte doch. Gehe noch 2-3 Wochen zur Therapie und wenn du dich dann bereit fühlst, dann setzen wir dich wieder voll ein.“ Youngjun war aufgestanden und kam auf sie zu.
„Nein. Ich bin eine der reichsten Frauen auf diesem Planeten. Ich bin Geschäftsführerin von einem Dutzend Firmen und wenn ihr mir nicht zutraut mit ein paar Sängern fertig zu werden, bin ich hier fehl am Platz.“
Damit drehte sie sich um und verließ den Konferenzraum.
Skyes Welt danach war geprägt von verschiedenen Gefühlen. Sie saß im Auto, das Steuer in der Hand, doch der Motor lief nicht.
„I need to go back …. no, I’m finally free! … But I was terrible … no, I was absolutely right … what will EXO say? …. I don’t care what they say … I am a strong, independent woman and I don’t need them … but it was really fun working with them … what will Mia say?“
Sie lehnte ihre Stirn gegen das Lenkrad. Was sollte sie jetzt tun, wo sollte sie hin? Die Frage war recht einfach beantwortet. Najima.
„Einen Kaffee und einen Tequila bitte“, bestellte sie an der Bar.
„Es ist 11 Uhr?!“, hörte sie Noah sagen, der gerade aus der Küche kam.
„Ich habe gerade bei SME gekündigt.“
„Mach zwei Tequila“, sagte er zu dem Kellner und setzte sich neben sie.
Skye erzählt Noah alles und zu Mittag aßen sie Steak Teppanyaki-Art. Es war bei dem einen Tequila geblieben – er war nur für den Schock gewesen.
„Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass du es, durch die letzten Jahre, seit dem Lottogewinn, gewohnt bist, das alles nach deiner Pfeife tanzt?“
„Willst du damit sagen, dass das Geld mich verändert hat?“
„Nein, das ist klar. Natürlich hat Geld dich verändert, aber das muss nichts Schlechtes sein. Du wertschätzt Geld noch und siehst es nicht als selbstverständlich an. Andererseits hast du in den letzten Jahren viele wichtige Entscheidungen getroffen, wenn es um die Verwaltung deines Vermögens geht. Du bist nicht auf den Kopf gefallen und hast starke Partner. Eigentlich müsstest du nie wieder einen Finger rühren. Du könntest dich in einer Sänfte um die ganze Welt tragen lassen, doch sind wir mal ehrlich, du machst all das hier nur, weil dir langweilig ist. Wieso sonst solltest du dich von irgendwelchen Boyband-Managern ankacken lassen und halbwüchsigen Männern Früchtchen schneiden? Du bist es gewohnt zu schuften, drei Jobs zu haben und noch zu studieren. Du kannst nicht stillstehen. Es liegt nicht in deinem Wesen. Doch wenn man reich ist und Firmen per gelegentlichen Video-Konferenzen leitet, dann gibt es einem das Gefühl über den Dingen zu stehen. Auch das ist nichts Schlechtes. Ich fühlte mich generell über allen Dingen und ich habe noch nicht einmal annähernd so viel Geld wie du. Wenn Männer reich werden, leben sie gerne im Überfluss. Sportwagen, Yachten, Prostituierte, Alkohol, Glücksspiel. So kompensieren sie das, was ihnen verloren gegangen ist. Frauen sind anders. Sie richten sich hübsch ein, kaufen hier und dort ein Haus oder eine Wohnung, fahren in den Urlaub, erkunden die Welt, doch irgendwann fehlt ihnen etwas. Ich bin der festen Überzeugung, dass Frauen mit Geld besser umgehen, gewissenhafter. Sie sichern sich ab, denken an die Zukunft und an ihre Familie, sie spekulieren nicht so viel. Ich denke aber auch, dass Frauen eher das Gefühl haben einen normalen Alltag haben zu müssen, eine Aufgabe, eine Routine. Die Frage ist nur: Kannst du das noch überhaupt? Nach deiner Zeit in den Emiraten, nach Privatfliegern und Privatinseln, nach First Class und so vielen Nullen auf deinem Konto, dass du wahrscheinlich selbst nicht weißt wie viele es sind. Kannst du wirklich noch normal arbeiten? Mit einem Boss?“
Überraschenderweise hatte er gar nicht so Unrecht. Natürlich hatte Geld sie verändert. Jeder Mensch, der behaupten würde, dass Reichtum ihn nicht veränderte, belog nicht nur andere, sondern auch sich selbst. Nicht jeder wurde durch Geld ein Snob oder arrogant. Skye kannte genug Leute, die auch ohne Geld arrogant waren. Sie hatte sich bisher nur nicht als jemanden gesehen, der ein Problem damit hatte Anordnungen zu folgen. Sie war es inzwischen gewohnt selbst zu entscheiden, niemand konnte ihr etwas sagen. Vielleicht war es tatsächlich so, dass sie sich nicht mehr gerne etwas sagen ließ. Aber nur vielleicht und heute schon mal gar nicht. Heute war SME der Feind. Punkt.
Irgendwann schaute Skye auf ihr Handy.
„Shit!“ 6 Anrufe in Abwesenheit von Jongin, 12 verpasste Anrufe von Mia, 2 von Leeteuk und als sie sich wohl nicht mehr zu helfen wussten, haben sie Seunghyun bei ihr anrufen lassen. Nicht das sie darauf reingefallen wäre, selbst wenn das Handy nicht auf lautlos geschaltet wäre.
Skye fuhr nicht in die Akademie und sie rief auch niemanden zurück. Sie fuhr nach Hause. Momentan wohl der sicherste Ort. Dachte sie. Zu Skyes Verteidigung musste man erwähnen, dass sie erst seit drei Monaten hier war und noch nicht immer ganz verstand, wie die Dinge in dieser kleinen Schneekugel namens Kpop funktionierten.
Bondmäßig hatte sie sich nach oben geschlichen. Niemand war ihr begegnet und in der Tiefgarage hatten nur Kyuhyuns, Xiumins, Suhos und Heechuls Autos gestanden. Als sie ihre Wohnungstür öffnete wog sich die Amerikanerin in Sicherheit – und dann erschreckte sie sich zu Tode, als Jongin, Chen, Baekhyun, Leeteuk und Eunhyuk in ihrer Wohnung saßen.
„What the …?“
„Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass du dich hier rein schleichen könntest?“, fragte Leeteuk und grinste süffisant. In seinen Händen hielt er ein Tablet.
„Ist sie da?“, hörte Skye Mias Stimme und Leeteuk drehte den Tablet um. Mia musste gerade beim Dreh sein, denn sie trug eine schwarze Korsage und hatte kleine Fangzähne.
„Junge Dame!“, begann sie, stockte aber. „Teukie … bring mich näher ran.“
Leeteuk stand auf und blieb vor Skye stehen.
„Näher…. und höher! Ich will nicht ihren Möpsen eine Ansprache halten“, meckerte Mia, was einige zum Lachen brachte. Schließlich fand sich Skye Auge in Auge mit Mia.
„Ich fasse es nicht! Ich bin ein paar Tage … ein paar Tage nur und du? Du kündigst?! Was hast du dir dabei gedacht?“
Zugegeben, mit den Fangzähnen wirkte Mia nicht sehr furchteinflössend.
„Wenn SM mich nicht arbeiten lässt, muss ich da auch nicht angestellt sein.“
„Es geht um ein paar Wochen, wo du eben nicht voll arbeiten sollst. Ausnahmsweise meinen sie es wirklich gut. Und wieso? Weil ich sie so erzogen habe! Meinst du vor fünf Jahren hätte sich irgendwer darum gekümmert? Nein, die hätten dich schuften lassen und dann komme ich daher und erkläre ihnen ‚Der Mensch muss heilen können‘, ‚Der Mensch braucht Zeit‘, ‚Es ist keine Schande sich helfen zu lassen‘ und was machst du? Meine Erziehung zunichte indem du dich beschwerst, dass sie dich nicht arbeiten lassen!“
„Mia, I know where you’re coming from but everybody is different. Some people need time – some people don’t. Some people need space – some people don’t. Some people need a psychiatrist – some people need Tequila. I’m a Tequila person.“
Damit schaltete sie das Tablet aus und der Bildschirm wurde schwarze. Ganz so einfach würde es wohl mit den anderen nicht gehen. Leeteuk schaute sie entsetzt an.
„Du hast Mia ausgeschaltet!“
„Ja – und euch schmeiße ich raus. Los, hopp, hopp, ich bin jetzt arbeitslos, ich mache Mittagsschlaf.“
Sie merkten, dass sie wohl nicht bereit war jetzt rational darüber zu sprechen und es brachte nichts ihr jetzt einen Vortrag zu halten. Alle gingen, nur Jongin blieb auf der Couch sitzen.
„Schau mich nicht so an“, sagte Skye zu ihm, resignierend.
„Wie schaue ich dich an?“
„Wie … eine Mutter ihr Kind anschaut, wenn sie es beim Rauchen erwischt oder so…“
Nun lachte er fröhlich und streckte die Arme nach ihr aus.
„Nein, nein, ich genieße es nur, wenn du in meiner Näher bist, aber ich verstehe dich auch. Jeder verarbeitet Erlebnisse anders und ich halte dich für vernünftig genug, dass du nach Hilfe fragst, wenn du sie brauchst.“
„Danke! Endlich jemand, der mich nicht für verrückt hält!“
„Das habe ich nicht gesagt“, erwiderte er grinsend und zog sie zu sich auf die Couch.
Jeder nahm die Nachricht von Skyes Kündigung anders auf:
Ryeowook: Wenn sie nicht mehr für EXO arbeitet, heißt das, dass sie jetzt unsere Assistentin wird? Schließlich hatten wir sie rechtmäßig gewonnen und SME hat sie uns durch Bürokratie weggeschnappt.
Heechul: Du weißt schon, dass wir auch zu SME gehören?
Ryeowook: Ja, aber wir sind das SJ Label. Wir machen dann praktisch einen Untervertrag mit ihr.
Kyuhyun: Welcher Vertrag? Schwarzarbeit darf nicht dokumentiert werden. Das Finanzamt bekommen wir nie wieder los.
Jungkook: Oh, wenn Skye nicht mehr EXOs Assistentin ist, können wir sie vielleicht abwerben. Die würden sich grün ärgern, wenn wir Skye als Assistentin bekommen.
Namjoon: Ja, aber ich glaube es dauert nicht lange und sie geht zurück. Schließlich hat sie ja nur gekündigt, weil sie nicht das machen durfte, was sie gerne macht, aber wenn man kündigt, kann man das, was man gerne macht, ja gar nicht mehr machen.
Jimin: Außer wenn wir sie abwerben. Dann macht sie das, was sie gerne macht und das eben bei uns und nicht bei EXO.
Taehyung: Und dafür werden sie uns hassen.
Namjoon: Ja, aber wir haben doch einen Assistenten.
Jimin: Kannst du aufhören jeden Satz mit ‚Ja, aber‘ zu beginnen?!
Baekhyun: Ist mir egal, sie war ohnehin anstrengend und ganz ehrlich, irgendwann hätte sie uns fett gemacht.
Chen: Ja, fett und Arschloch würde dein Image nicht überstehen.
Alle anderen: Hahahahahahaha.
Seunghyun: Witzig, SME wollte ständig Mia rauswerfen und Skye kündigt selbst.
Jiyong: Was ist daran witzig?
Seunghyun: Weil es umgekehrt zu Mia ist. Mia hat braune Haare, Skye ist blond. Mia wollten sie rauswerfen, Skye wirft sich selbst raus. Mia hat halb aus Not geheiratet und hat die Liebe ihres Lebens gefunden. Du und Skye habt eigentlich aus Liebe geheiratet und seit zwei Monate später wieder geschieden …
Jiyong: Okay, es reicht.
Seunghyun: Ich wollte nur auf die Gegensätzlichkeit hinweisen.
Jiyong: Kam an.
Jennie: Es war klar, dass sie nicht lange in dieser Szene überlebt.
Lisa: Vielleicht wollte sie keine Assistentin mehr sein. Sie sieht toll aus, sie hat eine tolle Stimme – vielleicht startet sie selbst eine Karriere, anstatt hinter anderen aufzuräumen.
Jisoo: Jennie, alles gut? Du siehst aus als müsstest du dich übergeben.
Mia: Sie hat mich ausgeschaltet!
Donghae: Lass ihr etwas Zeit, jeder wird jetzt auf sie einreden.
Mia: Aber sie hat mich ausgeschaltet!
Donghae: Das ist ihre Art dir zu zeigen, dass du ihr etwas Freiraum geben sollst. Jeder zeigt es auf seine Art. Du bist ausgezogen, hast das Land verlassen oder uns eingesperrt, in Flüsse geworfen, Enthaarungscreme untergejubelt und durch Manipulation in Dance Battles verlieren lassen … wenn ich so darüber nachdenke … so einfach warst du auch nicht.
Mia: Wie meinst du das? Alles was ich getan habe, habe ich immer aus guten Gründen getan!
Donghae: Natürlich.
Jongin hatte nicht lange Zeit, er musste zurück ins Studio. Skye wollte weder ins Pit, noch ins Dorm oder in den Common Room, weil sie sich die Vorwürfe und die schlauen Parolen für Morgen aufheben wollte. So endete auf dem Teppich und starrte die Decke an. Draußen hatte es angefangen leicht zu regnen und es war so ruhig, dass sie dem Trommeln der Tropfen lauschen konnte.
Hatte sie wirklich das Richtige getan? Nein, sie würde ihre Entscheidung nicht in Frage stellen. Zumindest heute noch nicht. Irgendwann hatte sie sich ein Kissen und eine Decke auf den Teppich geholt. Hochmotiviert hatte sie sich ‚A Song of ice and fire‘ – oder besser bekannt als ‚Game of Thrones‘ – als eBook runtergeladen. Jetzt hatte sie ja Zeit. Und sie las und las und las und eine halbe Ewigkeit schien vergangen zu sein, doch unten stand immer noch 1%. Da konnte ja wohl etwas nicht stimmen mit dem Kindle – dachte sie und schaute nach, wie viele Seiten sie sich da runtergeladen hatte. 5232 Seiten. Say what?!
Durch schwindende Motivation schlief Skye letztendlich ein.
Als sie aufwachte war es kurz nach 17 Uhr. Und nun? Skye schnappte sich ihre Gitarre und ging runter in den Keller. Dort war sie alleine in der Bar, doch das störte sie erst einmal nicht. Sie hatte jetzt Zeit. Zeit zum Lesen, zum Fotografieren, zum Kaffeetrinken und für Museen. Es gab so viele Museen in Seoul und Skye hatte bisher kaum eines besucht. Dabei waren Museen super. Wenn sie sich in Seattle vor der Welt verstecken wollte, war sie immer in die Museen gegangen – da suchte niemand nach ihr. Am liebsten war sie im Chihuly Garden gewesen. Dort war alles aus Glas oder zumindest das meiste. Alles war bunt und abstrakt. Zum Fotografieren war es ein Paradies gewesen. Auf Jeju gab es auch einen Glasgarten. Oder sie könnte einen Roadtrip machen. Sie würde sich einen alten VW Bus kaufen und durch ganz Korea fahren.
Sie sang gerade ‚4,5 Seconds‘ von Rihanna, als Kyuhyun in die Bar kam.
„Ich wusste doch, dass ich jemand gehört habe“, sagte er und setzte sich ihr gegenüber.
„Was machst du?“, fragte Kyu und schaute sich in der leeren Bar um.
„Zuerst habe ich gelesen – A Song of Ice and Fire“, erklärte sie und stellte die Gitarre neben sich auf die Bank. Kyuhyuns Blick war fragend.
„Game of Thrones.“
„Das gibt es doch als Serie“, stellte er trocken fest.
„Bücher sind toll. Und nun habe ich etwas gesungen und später werde ich eine gute Freundin sein und Jongin Essen in die Akademie bringen.“
„Langweilig.“
Die Amerikanerin tippelte genervt mit den Fingern auf dem Tisch.
„Was soll ich denn machen?“
„Keine Ahnung, aber nicht das Frauchen spielen.“
„Ich spiele nicht das Frauchen!“
„Heute bringst du ihm essen und Morgen? Bügelst du seine Hemden und machst das Bett?“
„Ich denke du siehst das etwas zu dramatisch, ich kann meinem Freund doch Essen bringen.“
„Wenn du meinst“, erwiderte der Sänger, stand auf und ging wieder. Was war das denn?!
Skye ließ sich nicht durch Kyuhyun irritieren. Gegen 19 Uhr fuhr sie los und bestellte auf dem Weg zu Essen. Als sie auf den Parkplatz fuhr, verharrte sie einen Moment in Unsicherheit. Es war Quatsch. Die Akademie war nicht SM Entertainment, es waren eben nur viele SM Künstler hier.
Entschlossen nahm sie die Tragetasche und ging in die Akademie. Auf dem Flur kamen ihr ein paar Mitarbeiter entgegen, die sie zwar begrüßten, aber sofort anfingen zu tuscheln, nachdem Skye vorbei war. Genervt drehte sie sich um und schaute ihnen nach.
„Also wirklich …“
Als sie sich wieder zurück drehte vermied sie gerade so eine Kollision mit Taeyong, der sie grinsend an den Schultern festhielt.
„Und da hatte ich schon Angst gehabt, dass ich dich weniger sehen würde“, sagte er. Skye hatte die Hände voll, sonst hätte sie ihn wegen dem Flirtversuch gerne gehauen.
„Hört auf mit mir zu flirten!“
„Ach, sollte ich lieber anfangen mich auszuziehen? Hast du uns als Stripper oder Tabledancer bezeichnet? Ich komme da etwas durcheinander…“ Man sah, dass es ihm Spaß machte sie zu necken und sie war völlig wehrlos, behangen mit Essen.
„Ich gehe jetzt zu Jongin – meinem Freund.“ Sie ging an ihm vorbei und als sie ihm nachschaute, war er immer noch am Grinsen.
„Bis bald!“, rief er ihr nach.
Wie frech! Er war viel zu jung, um so frech zu sein.
„Was ist passiert?“, fragte Jongin, als er Skye sah.
„Wieso?“
„Dein Gesicht ist so rot“, stellte er fest. Skye stellte das Essen ab.
„Nichts … nur dieser … egal…“
Jongin beobachtete sie, vielleicht kam noch eine Erklärung nach. Sie kam nicht und sein Zeigefinger umfasste ihren. Skye mochte diese kleinen Berührungen.
Skye ließ ihn in Ruhe weiterarbeiten und las stattdessen Game of Thones weiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte sie die 2% und fing an leise zu jubeln. Jongin, der gerade im Aufnahmestudio war, irritierte das und stockte.
„Kannst du aufhören mich abzulenken?“, fragte er mehr aus Spaß als im Ernst.
„Wirklich? Du stehst vor Tausenden Fans die jubeln und schreien und Banner hochhalten, aber ich irritiere dich?“
„Du irritierst mich immer“, gab er zu und grinste schelmisch. Mit seiner Konzentration war es jedenfalls hin und so schlug er vor mit Skye einen Song aufzunehmen. Zuerst berieten sie sich welchen Song und entschieden sich für Nelly & Kelly Rowlands ’Dilemma‘. Skye sang auf Englisch, doch Jongin übersetzte den Rapteil auf Koreanisch, wobei es sich Skye nicht nehmen ließ Änderungsvorschläge zu machen. Jongin war fasziniert davon wie gut sie mit Worten jonglieren konnte.
Baekhyun lief am Studio vorbei und beobachtete die beide. Sie standen zusammen in der Kabine und Skye sang sich die Seele aus dem Leibe. Gut, singen konnte sie, zugegeben und ja, irgendwie hatte er sich an sie gewöhnt. Doch andererseits war der Mensch ein Gewohnheitstier und gewöhnte sich an alles.
Youngjun war vorhin mit Chen, Sehun und Chanyeol zu einer Radiosendung gefahren. Keiner hatte sich getraut ihn auf den Vorfall anzusprechen und er hat es von sich aus auch nicht thematisiert. Skye war nicht lange ihre Assistentin gewesen, doch hatte sie schon einen Platz in vielen Erinnerungen.