Daesung und Taeyang begleitete das Paar. Zu Lailas Überraschung war Jiyong sogar recht leger angezogen, mit einem schwarzen Hemd, einer Jeans mit lauter Löchern – die wahrscheinlich von einem gutbezahlten Designer rein geschnitten worden sind – und ein paar Jeremy Scott Sneaker mit Flügel.
Der Club war eigentlich eine hochgestochene Karaoke-Bar, die zwar aussah wie ein Club, aber wie gesagt, eigentlich eine Karaoke-Bar war. Es gab einen großen Barbereich und drum herum viele Zimmer, die angemietet werden konnten. Natürlich hatten sie so ein Zimmer und schon wieder saßen dort völlig fremde Leute, die Laila genau so überschwänglich begrüßten wie gestern und die genau so neugierig waren. Jiyong kannte eindeutig zu viele Leute. Doch Jiyong war bei ihr, hielt ihre Hand, als wäre es das natürlichste was er tun konnte, er trug seine Pärchenkette und sie ihre.
„ Ihr wollt wissen, wie wir uns kennen gelernt haben?“, begann er und alle hingen an seinen Lippen – inklusive Laila, die wollte das auch wissen.
Er erzählte, wie sie zusammen in die Grundschule gegangen waren und er mit ihren Cousins befreundet war und sie dann weg zog.
„ Vor zwei Jahren war ich in Amerika und ich hatte einen Termin in Philly. Wir gingen in einen Starbucks, um uns schnell einen Kaffee zu holen und da aß sie. Ich hatte Laila so viele Jahre nicht gesehen, doch ihr Gesicht hatte ich nie vergessen, ich mein, seht sie euch an… sie ist ein Engel …“ Jiyong machte eine theatralische Pause und schaute sie so intensiv an, dass Laila verlegen die Augen niederschlug.
„ Von da an war es um mich geschehen. Wenn ich in Korea war telefonierten wird – stundenlang. Und ich machte mehr Termine in Amerika als nötig. Wir trafen uns natürlich heimlich, ich wollte ihr Leben nicht komplizierter machen. Eines Tages kam unser CEO Yang HyunSuk zu mir und sagte ‚Was machst du mit deiner Telefonrechnung?! Muss das denn sein?!‘ und ich überlegte – nein, es musste nicht sein und da beschloss ich, dass es wohl günstiger wäre Laila her zu holen. Ich wollte nicht mehr ohne sie sein.“
Alle lachten fröhlich. Laila lehnte sich an ihn und lächelte. Es wäre schön, wenn es tatsächlich so gewesen wäre, wenn sie einander liebten. Ein Mann fragte Laila, wieso sie nicht früher nach Korea gekommen war.
„ Na ja, er ist ein Idol, nein – er ist G-Dragon. Ich hätte schlecht mich vor seine Haustür stellen und sagen können ‚Schatz, ich bin Zuhause!’“ Wieder lachten alle und Jiyong nickte ihr zu.
Irgendwann kam ein Kellner und flüsterte Jiyong etwas zu.
„ Komm, ich will dir jemanden vorstellen“, flüsterte er wiederum ihr zu und sie verließen ihre Lounge, um in eine andere zu gehen. Jiyong öffnete die Tür und da stand Noa. Erschrocken schaute Laila von ihm zu Jiyong.
„ Die Augenringe stehen die gut Jeanne d’Arc.“ Noa kam auf sie zu und begrüßte sie mit sehr unkoreanischen Küsschen.
„ Ihr kennt euch?“ Nun war es an Jiyong irritiert zu sein.
„ Ja, sie hat mir heute Morgen das Leben gerettet“, erklärte Noa und Jiyong schaute zu Laila.
„ Du hast IHM das Leben gerettet und sagst mir nichts?“
„ Du hast nicht gefragt.“
„ Ah okay, ab Morgen werde ich dich immer fragen, ob du vielleicht jemanden gerettet hast.“
Somit sparten sie sich zumindest das Vorstellen. Noa verschwand kurz und ließ die beiden alleine.
„ Kannst du mir mal erklären, wer er ist“, fragte sie ihn und Jiyong grinste amüsiert.
„ Du rettest ihm das Leben und weißt nicht wer er ist?“
Lailas Blick war niederschmetternd.
„ Ihm gehört zum Beispiel diese Bar, eigentlich gehören ihm viele Bars und Clubs in der Stadt – auch gewisse … du weißt schon … Etablissements. Er ist so was wie der Pate – er weiß alles und er kennt jeden.“
„ Hm“, machte Laila, zwar unproduktiv, doch es war das Beste, was ihr gerade einfiel und dann kam auch schon Noa zurück mit einem Kellner und Getränken. Zu Lailas Überraschen erzählte Jiyong Noa die wahre Geschichte.
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„ Das ist eine furchtbare Idee!“, sagte Noa und Jiyong fiel der Kiefer runter.
„ Was?! Alles oder nur Teile?“
„ Teile. Die Idee finde ich entzückend, ich finde Sexy-Skandale besser als Drogen-Skandale.“
Der Rapper schnaubte kurz.
„ Ok, welcher Teil?“
„ Der Werbeagentur-Teil. Sieht sie aus wie jemand aus einer Werbeagentur? Sie könnte Gesichtsmodel sein, nur Gesicht … weil sie so kurz ist – nichts für Ungut. Wieso lässt du sie nicht für mich arbeiten?“
Nun schnaubte Laila kurz. Als was sollte sie arbeiten? An der Stange? Oh, nein, dafür war sie wahrscheinlich auch zu kurz.
„ Was hast du dir vorgestellt?“, fragte Jiyong interessiert.
„ Meine Accessoire-Agentur.“
Noa erklärte, dass er eine Agentur hatte, die sowohl Privatpersonen, aber auch Entertainments mit Accessoirs ausstattete. Jedes Entertainment hatte natürlich eigene Stylisten, diese gingen zu Noas Agentur, um nach neuen Trends zu suchen, denn das Studio war kleiner als Seoul. Dort fanden sie Schmuck, Handtaschen, Tücher, teilweise auch Klamotten und Schuhe, Hüte und was man sonst so brauchte. Sie bekamen zum Beispiel auch Aufträge komplette Outfits für Konzept-Ideen zusammen zu stellen. Die Stylisten packten ihren Idosl dann schön darin ein et viola – ‚What’s your name‘ konnte gedreht werden.
„ Jeanne, du hast einen tollen Sinn für Mode – die zwei Outfits von dir, die ich gesehen habe, reichen mir um das zu sehen und so könntest du dich kreativ austoben UND wenn du mit Mr GD um die Welt reist, kannst du dort nach neuen Trends suchen.“
Laila fühlte sich schon fast geschmeichelt.
„ Jiyong, darf ich?“
„ Ich weiß nicht …“
„ Och bitte, wenn ich keine richtige Aufgabe habe, außer mich auf die nächste Party vorzubereiten, dreh ich durch!“
Er schien sich einen Ruck zu geben.
„ Na gut, wir können es probieren.“
„ Sehr gut, Fynn holt dich dann am Mittwochmorgen ab“, meinte Noa zufrieden.
„ Fynn?! Sag nicht er ist dein modischer Guru?“
„ Nein, aber er kann gut mit den Damen und wenn es um andere Leute geht investiert er sehr viel mehr Energie in die Outfits, als in seine eigenen.“
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Schweigend gingen Laila und Jiyong zurück zu ihrer Lounge, als sie stehen blieb. Jiyong drehte sich verwundert um.
„ Was ist?“
„ Wieso vertraust du ihm?“
Er kam etwas näher zu ihr, bis er direkt vor ihr stand.
„ Damit diese Geschichte funktioniert, brauchen wir Leute, die die Wahrheit kennen, um uns zu helfen. Ich kenne Noa eine halbe Ewigkeit, er hat mich nie enttäuscht. Er kennt praktisch die halbe Stadt.“
„ Du auch.“
„ Ja, aber ich kann schlecht in meinen eigenen Angelegenheiten Gerüchte streuen. Wir brauchen ‚Einen anonymbleibenden Freund‘, der den Zeitungen und Fernsehsendern Informationen zuspielt. Ihnen Aufnahmen schickt, wenn ich das mache…“
Jiyongs Hand wanderte in ihren Nacken und er zog sie zu sich. Er küsste sie sanft, gar liebevoll und es fiel Laila leicht sich fallen zu lassen. Als sie den Kuss beendeten, sah sie Noa ihnen zuwinken und dann kam er auf sie zu.
„ Sehr schön, sehr romantisch. Aber ich denke ihr solltet Sex haben, es bringt immer etwas mehr … grrroooar rein.“
Dann lief er weiter. Während Laila der Kiefer runter fiel, fing Jiyong fröhlich an zu lachen.
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Sie waren sogar recht früh Zuhause, denn Jiyong würde sie um 10 Uhr abholen, um sie zu einer Fernsehaufnahme mitzunehmen. Irgendeine Sendung und da Laila Sendungen nicht gucken durfte, bezweifelte sie, dass sie bei der Aufnahme dabei sein konnte.
„ Schatz! Wir haben’s geschafft!“ Das waren seine Begrüßungsworte, als er die Tür zum Van öffnete und zeigte ihr ein Bild, auf dem die beiden eng aneinander gekuschelt zu sehen waren.
„ Glückwunsch!“, kam es von den anderen Big Bang Mitgliedern, auch wenn sie nicht wusste, ob es ernst gemeint war.
„ Und? Was haben sie geschrieben?“, wollte sie wissen und setzte sich neben sich.
„ Ach ‚G-Dragon wurde mit einer mysteriösen Frau gesehen, bla bla, Insider der Szene sagen sie sei seine langjährige Freundin aus Amerika, die er nun nach Seoul geholt hat …. YG Entertainment äußert sich bisher zu dem Vorfall nicht … bla bla.“
„ Schreibt man wirklich ‚bla bla‘ in koreanischen Zeitschriften?“, neckte sie ihn.
Von nun an würde sich alles ändern. Alles. Nun wusste die Öffentlichkeit von ihr und die Öffentlichkeit war ein hungriges Biest. Jiyong erzählte ihr, dass heute Morgen YG noch mit KBS telefoniert hatte, das dieser Vorfall nicht in der Sendung von heute angesprochen werden durfte, was das Feuer natürlich noch mehr anfachte. Trotz ihrer gemischten Gefühl dieser neuen Situation gegenüber, war sie dennoch auf KBS gespannt. KBS war der größte Musiksender Koreas und allein schon das Hauptgebäude war riesig. Sie fuhren daran vorbei und hinten rum in eine Tiefgarage, die von Sicherheitspersonal bewacht war. Ein Angestellter von KBS nahm sie in Empfang und führte sie durch die Gänge bis zum Studio und den Aufenthaltsräumen. Fans hatten Essen im Studio vorbei gebracht, was schon in dem Aufenthaltsraum stand. Laila fand das süß, es war auf jeden Fall besser als Teddys oder Unterwäsche.
Kurz darauf ging es zur Probe und Laila blieb alleine in dem Aufenthaltsraum zurück, was ihr schnell zu langweilig wurde. So unternahm sie eine kleine Privattour durch KBS. Sie hatte einen Umhänger bekommen, der sie dazu berechtigte hier zu sein – nicht das sie einer raus schmiss und Jiyong dachte sie wäre geflohen.
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Laila lernte schnell, dass die Studios von KBS doch nicht so spannend waren, wie sie gedacht hatte. Sie begegnete ein paar Idols, doch die waren mit sich selbst beschäftigt und ehrlich, was hätte sie sagen sollen? ‚Hi, ich bin Laila, GDs Freundin. Machen wir ein Foto für Twitter?‘ – nicht wirklich. So endete sie in der Cafeteria mit einem Latte Macchiato und surfte etwas mit Jiyongs Ipad durch’s Netz, als ihre Welt in die erste Krise geriet. Plötzlich stand Siwon vor ihr. Um ehrlich zu sein hatte er sie schon knapp 10 Minuten beobachtet, im Klintsch mit sich, ob er hingehen sollte oder nicht.
„ Siwon …“, sagte sie kleinlaut und stand auf. Laila mochte es nicht aufschauen zu müssen. Er sagte nichts, doch sein Blick genügte um ihr das Herz zu brechen.
„ Siwon, ich …“ Laila ging einen Schritt auf ihn zu, doch er zog sich zugleich einen Schritt zurück.
„ Ich was? Ich dachte nicht du würdest es heraus finden? Ich wollte es dir erklären?“
„ Es ist nicht so wie du denkst.“
„ Wie ist es dann?“ Sein Blick war herausfordernd, doch sie erinnerte sich an all die Dinge, die in ihrem Vertrag standen. Sie durfte niemanden sagen, dass es nicht so war, wie es schien, was sie gerade in eine schwierige Situation brachte und zu einem unangenehmen Schweigen.
„ Lala!“
Jiyong kam auf sie zu gejoggt und grinste sie von einem bis zum anderen Ohr an. Es bedurfte einiges an Überwindung das Lächeln zu erwidern.
„ Ah Siwon! Du hast Lala schon kennen gelernt?“
„ Ja, ich habe das Gefühl sie schon länger zu kennen“, erwiderte der Sänger kühl, doch Jiyong bekam die Eisblitze nicht mit.
„ Ja, viele sagen, dass sie Mia ähnelt, aber ich finde das nicht. Aber ihr kommt gut aus, oder?“, fragte ihr Laila, die gerade ein Königreich dafür geben würde, wenn sich einfach der Boden unter ihren Füßen auf tun würde, um sie zu verschlingen und ihre Qualen zu beenden.
„ Du kennst Mia?“, fragte Siwon überrascht.
„ Ja, ich habe sie mal im Training getroffen.“
Laila wusste, dass Siwon wusste, dass Mia von Laila und Jiyong gewusst haben musste, nur Jiyong wusste nicht, dass Mia auch von Laila und Siwon wusste – sofern es da viel zu wissen gab – und das wusste auch Siwon, denn wenn Jiyong von Siwon wüsste, würde er sich anders benehmen.
„ Jedenfalls macht ihr zwei einen glücklichen Eindruck.“
Laila sah, dass sein Lächeln nicht ehrlich war.
„ Oh ja! Ich bin froh sie endlich immer in meiner Nähe zu haben.“
„ Das kann ich verstehen. Den Menschen den man liebt hat man gerne in seiner Nähe. So, ich stehe hier und plaudere, dabei muss ich mich doch fertig machen. Bis bald.“
Jiyong winkte ihm nach, als Siwon in Richtungen der Garderobe ging und Laila schaute argwöhnisch zum Boden.
Verräter!
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„ Du!“ Damit stürmte Siwon in die Super Junior Garderobe und schreckte damit alle auf. Doch der Finger deutete eindeutig auf Mia. Mia war zwar nicht mehr die Assistentin von Super Junior, begleitete sie aber dennoch gelegentlich. Wer sollte sich sonst um sie kümmern … und davon abhalten Blödsinn anzustellen?
„ Ich was?“ Mia legte den Laptop zur Seite und schaute auf.
„ Du wusstest, dass Laila Jiyongs Freundin ist.“
„ Ja.“
„ Und du wusstest, dass sie bei uns geschlafen hat.“
„ Obwohl du es mir nie erzählt hast? Ja.“
„ Und du hast es nicht als nötig empfunden mir von den beiden zu erzählen, bevor …“
„ Bevor was? Bevor du dich verliebst? Siwon, dass war nicht meine Geschichte zu erzählen und entschuldige, ich bin es nicht gewohnt, dass du dein Herz so schnell weg gibst.“
„ Siwon ist in Jiyongs Freundin verknallt!“, fasst Ryeowook für alle zusammen, die den beiden nicht folgen konnten.
„ Verliebt, verliebt… wie viel kannst du dich schon in sie verliebt haben? So viel kann ja noch gar nicht passiert sein“, kam es von Heechul, doch als Siwons Blick auf Heechul traf, fiel dem der Kiefer runter und daraufhin Siwon, weil er ahnte, was sein Bandkollege da dachte.
„ Nicht SO viel.“
„ Mr Perfect findet endlich Mrs Right und die ist mit dem wahrscheinlich zukünftigen Präsidenten von Korea leiert? Sieht hier noch einer die Ironie?“
„ Halt die Klappe Kyu“, kam es von Siwon und Mia gleichzeitig.
Ich denke man muss nicht erwähnen, dass die Stimmung bei der Aufnahme besonders war – und keiner außer Super Junior wusste warum.
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Während die Aufnahme im Gange war, machte Mia sich auf nach Laila zu schauen. Sie war zwar nicht begeistert von der Komplett-Situation, empfand jedoch ein gewisses Maß an Mitgefühl. So mit Siwon zu konfrontiert zu werden war sicherlich auch nicht einfach gewesen. Das Ergebnis war, dass sie Laila weinend in der Big Bang Garderobe fand.
„ Ach Kindchen, gab es hier keinen Kleiderschrank?“
„ Kleiderschrank?“
„ Never mind …“
Mia neigte dazu sich in Kleiderschränken zu verstecken, wenn sie an einer aktiven Panikattacke litt,um sich nicht ganz so zu entblößen – in zwischen hatte sie ein ganze Zimmer als Kleiderschrank, was die ganze Sache bequemer machte.
Mia versorgte die Jüngere zuerst mit Taschentüchern und etwas zu trinken.
„ Du hast ihn wirklich gern, Siwon?“
Laila nickte.
„ Und weißt du, sein Blick… er hat mich angeschaut, als wäre ich ein schlechter Mensch.“
„ Das ist der Preis den du bezahlen musst. Du wusstest wieso du hier her gekommen bist und doch hast du dich auf ihn eingelassen, glaub nicht, dass ich nicht mit dir fühle, aber du bist selbst an dieser Situation Schuld und wenn du jetzt Zweifel hast, ist es etwas zu spät.“
Dabei wusste Mia sehr gut, wie sich die Frau fühlte. Sie war einmal diese Frau gewesen. Damals, als sie nach Seoul gekommen war, hatte sie sich in Donghae verliebt und hatte alles dafür getan es sich nicht einzugestehen. Sie hatte sich mit Händen und Füßen gewehrt und sie haben sich gegenseitig unzählige Male das Herz gebrochen, bis sie letztendlich zueinander gefunden hatten. Heute waren sie bald drei Jahre glücklich verheiratet, aber Mia wusste, dass sie viel Glück hatten, denn normalerweise gab es diese Happy Endings nicht sehr häufig.
„ Ich zweifel nicht an meiner Entscheidung. Ich möchte das tun, nicht nur weil Jiyong mir einen neuen Anfang gibt, sondern weil jeder Mensch Rechte hat. Er hat so vieles aufgeben müssen, wenn ich ihm helfen kann einen Teil davon zurück zu bekommen, ihm helfen kann mehr Freiheit zu haben, dann ist es das einzig Richtige, was ich tun kann. Und er ist toll. Nur Siwon … er löst so ein Gefühl in mir aus… und jetzt denkt er, ich sei ein schlechter Mensch.“
Lailas Worte überraschten Mia. Wenn man verliebt war, neigte man dazu alles in Frage zu stellen, doch das tat sie nicht. Sie stand zu Jiyong und zu ihrer Entscheidung, es war wohl viel eher die Konstellation, die sie störte.
„ Du hast ihm das Herz gebrochen, nur das er nicht weiß, dass deines auch gebrochen ist.“
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Nachdem Laila sich ausgeweint hatte, machte es sich Mia zur Aufgabe Laila wieder herzurichten. Wie gesagt, Mia war von all dem nicht begeistert. Sie mochte es nicht, wenn man einem ihrer Welpen das Herz brach, doch noch mehr mochte sie es nicht, wenn sie auf diese Person noch nicht einmal sauer sein konnte, weil sie genau so litt und sie würde nicht zulassen, das sich Laila vor den anderen die Blöße geben würde so zerbrechlich zu sein. In den Jahren, in denen sie nun schon in Korea lebte, war Mia unzählige Male geschminkt worden und so schwang sie den Pinsel und verpasste Laila wieder etwas Farbe. .
Laila hingegen fühlte sich elend und hätte sich am Liebsten in der Fernsehzimmer verkrochen um mit einer Plüscherdbeere zu kuscheln, doch heute Mittag stand Essen mit dem Chef von YG auf den Plan und schwänzen galt nicht.
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„ Oh schau, die Zwillinge“, scherzte Taeyang, als er in die Garderobe kam und Mia mit Laila sah. Jiyong verpasste ihm einen kleinen Hieb mit dem Ellenbogen und der Jüngere verkniff sich den Nebensatz ‚Komm jetzt beim Knutschen nur nicht durcheinander‘.
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Das Mittagessen mit Yang Hyun-suk verlief, sofern Laila das einschätzen konnte, gut. Sie plauderten viel und das Paar schaffte es sich tatsächlich wie zwei verliebte Teenager aufzuführen. Sie steckten die Köpfe zusammen und flüsterten und Jiyongs Händen verirrten sich manchmal an Stellen, an denen sie nichts zu suchen hatte und Laila versuchte sich immer so unauffällig wie möglich aus der Affäre zu ziehen und letztendlich bekam es doch der ganze Tisch mit.
„ Morgen werden wir bekannt geben, dass ihr zwei ein Paar seid. Laila, stell dich darauf ein, dass du nicht mehr ohne Security das Haus verlassen wirst die erste Zeit. Deine Sicherheit hat höchste Priorität“, erklärte Yang Hyun-suk und Laila nickte. Es würde komisch sein ständig begleitet zu werden, aber vielleicht musste sie dann die bösen Jungs nicht mehr selbst in die Flucht schlagen.
Sie waren in Itaewon, wo Jiyong einen Freund im Studio besuchen wollte. Laila sagte ihm, dass sie etwas spazieren gehen und dann nach Hause fahren würde.
„ Ich komme später nach“, versprach er ihr und ihre Wege trennten sich.
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Laila war nie ein Fans von Itaewon gewesen. Natürlich gab es auch hier nette Ecken mit leckeren Restaurants und angesagten Bars, doch es war ihr alles zu viel auf Tourismus ausgelegt, was dazu führte, dass es an Authentizität verlor. Insadong empfand sie als das charmantere Touristenviertel.
Sie schlenderte so vor sich hin, als sie einen Stand von einem Tierheim kreuzte. Lails Blick schweifte kurz über das Plakat. Das Tierheim war überfüllt und hatte keinen Platz mehr und wenn diese Katzen und Hunde kein neues Zuhause fanden, mussten sie eingeschläfert werden. Wer tat so etwas? Wer ging in ein Geschäft, um sich ein Kitten zu holen, es zu sich nach Hause zu bringen und es dann wieder weg zu geben? Wer konnte das über’s Herz bringen? Laila lief weiter und blieb dann stehen. Langsam drehte sie sich um und ging zurück zu dem Stand. Es waren alles noch Jungtiere, noch kaum ein halbes Jahr alt.
„ You like cat or dog?“, fragte eine der Helferinnen.
„ Oh, ich bin Koreanerin“, klärte Laila auf, bevor sich die Frau noch mehr mit Englisch abmühte. Was sie dabei nicht bedacht hatte war, dass die Frau ihr auf Koreanisch viel mehr erzählen konnte und ehe sich Laila versah, hatte sie drei Katzen in einer Transportbox.
„ Wie ist das passiert?“, murmelte sie auf dem Weg zum Wagen. Früher hatte sie immer Haustiere haben wollen und durfte es nie, weil ihr Vater kein Sinn darin sah ein Tier aufzuziehen. Und zugegeben, es waren drei wunderschöne Katzen. Es waren zwei Jungs, und ein Mädchen. Das Mädchen war ein Bengalkätzchen, der eine Kter war ein Russich Blau und der andere ein Heiliger Birma. Da gaben die Leute so viel Geld aus, um sich eine Rassekatze zu holen und brachten sie dann zum Einschläfern ins Tierheim.
Park Kunwoo, ihr Fahrer, schaute fragend, sagte jedoch nichts, aber es war ja nicht damit getan Katzen zu kaufen, sie musste ihr Haus erst mal katzensicher machen und da gab es nur einen, der ihr helfen konnte.
„ Heechul?“
„ Hi Laila.“
„ Ich brauche deine Hilfe“, sagte sie in das Telefon.
„ Die brauchen viele, stell dich hinten an.“
„ Ich habe drei Katzen geholt und ich weiß nicht wo ich Katzensachen her bekomme.“
„ Wo bist du?“
„ In Itaewon.“
„ Ok, hol mich am Dorm ab … du weißt ja wo das ist.“ Er machte sich noch nicht einmal die Mühe den Sarkasmus zu verstecken, doch im Moment brauchte sie seine Hilfe und am Telefon sah er ja auch nicht, wie sie mit den Augen rollte.
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„ Ich wusste doch, dass du dich noch gut entwickelst“, waren Heechuls Begrüßungsworte. Danach folgte eine sehr untypische Quietschparade, als er die drei Kitten sah, die Laila – aus Versehen – mit dem Handy aufnahm.
„ Ich konnte einfach nicht vorbei gehen“, erklärte sie und streichelte ihr kleines Mädchen.
Es war gar nicht so einfach gescheite Katzensachen zu finden. In den Supermärkten und kleinen Tiergeschäften hatte man eher günstige Sachen, doch laut Heechul war nur das Beste gut genug und er wusste, wo sie es bekamen. Der Laden war nicht weit weg von ihr Zuhause und war wohl eher für die besser verdienende Gesellschaftsschicht gedacht – was Laila an Hand der Halsbänder für umgerechnet 500$ heraus fand. Natürlich kauften sie Futter und Heechul erklärte ihr, dass sie zwei Katzentoiletten brauchte und Wassernäpfe und Fressnäpfe und das Wasser- und Fressnapf von einander getrennt aufgestellt werden mussten und das beides nicht in der Nähe der Katzentoiletten stehen durften. Sie holten einen großen Kratzbaum und mehrere Kratzecken, zwei Hängematten für an die Fenster und Katzenstreu mit Babypuder. Heechul erklärte ihr auch, das Katzenspielzeug überbewertet war und das Katzen schon Dinge fanden, mit denen sie spielen konnten, wie leere Toilettenpapierrollen oder Nüsse.
„ Du glaubst nicht was ich schon alles gekauft habe und nach zwei Tagen lag es in der Ecke und sie haben mit einer Walnuss gespielt.“ Daraufhin holten sie nur ein paar Mäuschen. Heechuls Katzen-Geschenk war ein Trainingsset um Katzen dazu zu bringen auf die normale Toilette zu gehen, auch wenn ihre drei Kleinen wohl noch etwas zu jung dafür waren.
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Als Jiyong am Abend kam, war alles schon eingerichtet und die Kitten hatten sogar schon begriffen wo ihr Klatzenklo war und für was es da stand.
Sogleich kam eines der Kitten den Rapper maunzend begrüßen.
„ Du hast neue Mitbewohner?“, fragte er lachend und nahm das Kitten auf den Arm.
„ Drei um genau zu sein. Ich hoffe es ist okay.“ Laila eilte zu ihm, doch er schien sich prächtig mit dem Kleinen zu verstehen.
„ Na klar. Wie heißen sie denn?“
„ Ehm … das Bengalkätzchen ist Pepper und du hast Tony auf dem Arm und irgendwo ist hier noch eine Birma, er heißt Jarvis.“
„ Du hast die Iron Man Crew versammelt – du bist ein Nerd!“
„ And you like it“, stellte sie grinsend fest und gab ihm einen Kuss.
„ I like THAT“, erwiderte er, sich kaum von ihr trennend und küsste sie wieder.
Nach all dem, was heute mit Siwon passiert war, brauchte sie einfach Zuneigung und wer würde sich dazu besser eignen, als ihr offizieller Freund? Sie gingen in das Fernsehzimmer, auch wenn sie nicht viel von dem Film mitbekamen, sondern sich eher miteinander beschäftigen – und den Kitten, denen es nicht passte zur zweiten Geige geworden zu sein.
Jiyong war nicht abgeneigt von Lailas Interesse, doch trieb er es nicht zu weit und beschränkte sich auf kuscheln und küssen. Für Laila fühlte es sich gut an, sie ließ sich immer mehr fallen und verdrängte Siwon in eine hintere Ecke in ihrem Herzen. Sie gehörte jetzt zu Jiyong und wenn sie ehrlich zu sich war, dann gab es Schlimmeres.