Mia und Kyu schliefen bis 9 Uhr – dann weckte Sungmin sie und sie gingen frühstücken. Ein freier Tag. Wow.
Sie saßen noch unten im Frühstücksraum, als Mias Telefon klingelte.
„Hallo Key, wie geht es dir?“, trällerte sie fröhlich in das Telefon.
„Mia, hi, du hörst dich gut gelaunt an“, stellte er verdutzt fest.
„Wir sind in Amsterdam, es ist schönes Wetter und wir gehen gleich shoppen.“
„Okay, ich versteh deine gute Laune“, stimmte er lachend zu.
„Ehm, wieso ich anrufe, ich wollte dich fragen, ob du meine Tanzpartnerin bei meinem Solo sein möchtest.“
„Klar, sehr gerne.“
Mia hatte das Lied gehört, es war sehr jazzig, mit coolen Beats, der Tanz dazu war sicher cool.
„Miaaaaaaaa tu’s nicht!“, hörte sie Jonghyun im Hintergrund.
„Halt die Klappe!“
„Wieso darf eigentlich jeder mit Mia tanzen, nur ich nicht, Verschwörung nenne ich das, Verschwörung!“
„Jong, wirklich!“
„Nein, du kannst dich da jetzt nicht mehr rausreden.“
Lachend belauschte sie die zwei Streithähne.
„Sorry Mia … Montag bist du wieder da, richtig, wollen wir uns dann zusammen setzen?“
„Sicher, ich freu mich.“
Mia mochte Key, eigentlich mochte sie alle Küken, sie waren einfach zum Fressen und Mia arbeitete gerne mit ihnen zusammen.
Dann gingen sie los in die Stadt. Sungmin hatte den halben Reiseführer pink abgemarkter und führte sie zielsicher durch die Stadt. In der Regel spielte Mia immer den Reiseführer, es war angenehm sich mal leiten zu lassen. Somit schauten sie sich den Bahnhof an, den Königspalast, verschiedene Parks und den Hafen.
Eigentlich versuchten sie nur die Zeit tot zu schlage. Heute war das Gespräch mit SM, der Band und Hangeng und wenn Mia auf die Uhr schaute, fragte sie sich wann das Gespräch sein würde.
Es war gegen 14 Uhr, als Kim endlich anrief.
„Hallo Kim.“
Sungmin und Kyuhyun blieben stehen und versuchten irgendwelche Infos zu bekommen.
„Hallo Mia, ich wollte dir nur sagen wie es mit Hankyung gelaufen ist – und danke dass du mir gestern Nacht den Artikel vom letzten Jahr geschickt hast, in dem ich sagte, dass wir ihn jederzeit zurück nehmen würden…“, brummte Kim, doch Mia lächelte.
„Kein Problem.“
„Jedenfalls haben wir lange zusammen gesessen und gesprochen und er darf bleiben – auf Probe.“
Mia fing an zu quietschen und Sungmin und Kyu fragten was los war.
„13 forever guys!“, jubelte sie.
„Ich habe gesagt: auf Probe!“, widerholte der Manager der das Gefühl hatte konstruktiv ignoriert zu werden. Allerdings wurde er von dem Gejubel der beiden Kerle übertönt und dann rief Leeteuk bei Sungmin an und es wurde noch mehr gejubelt, dann rief Hankyung bei Mia an und sie sagte Kim er solle kurz warten.
Eine Viertelstunde später hatten sich alle wieder einigermaßen beruhigt, alle Telefonate waren beendet und die drei waren noch immer aufgekratzt.
„Das ist wirklich cool“, meinte Sungmin.
„Ja und Heechul kann seine Launen wieder an ihm auslassen“, fügte Kyuhyun hinzu.
Danach gingen sie erst mal shoppen, so richtig ausgelassen. Sie fanden ein großes Einkaufzentrum und so wie so waren in der Amsterdamer Innenstadt unzählige kleine Läden angesiedelt. Mia fand sogar ein paar blaue Clogs, die sie für Donghae mit brachte. Für Siwon holte sie die Bibel auf Holländisch – wenn man als Deutscher die holländische Bibel las, war sie sau witzig. In einem Schmuckgeschäft fand sie lustige Ohrringe, sie selbst hatte einen kleinen Ohrringfimmel, aber Leeteuk und Ryeowook auch und so holte sie unzählige lustige Ohrringe für die beiden. Als sie an einem stylischen Klamottenladen vorbei gingen nahm Mia noch ein T Shirt für Eunhyuk und Heechul mit, die Prints waren wirklich cool und ausgefallen und bald stand der Sommer an. Für Nari, Zoey und Yoani holte Mia kleine Parfümfläschchen in Frauenform. Sie sahen total putzig aus und rochen auch noch gut. Für Jihoon etwas zu finden war da schon etwas schwieriger, Mia dachte wieder daran wie erwachsen er war und dass sie etwas mitnehmen wollte, was erwachsen war. Wieso war sie nicht mit Teukie zusammen gekommen? Für ihn Geschenke zu finden war ein Kinderspiel. Die Rettung kam als sie an einem Weinladen vorbei kamen. Sie wusste das Jihoon gerne mal einen Wein trank und ließ sich beraten, probierte auch, auch wenn sie nicht sehr viel Ahnung von Weinen hatte und entschied sich am Ende für eine Flasche.
Da Sungmin und Kyuhyun auch kräftig eingekauft hatten, ließen sie sich erst mal zum Hotel fahren um die ganzen Sachen abzuladen.
Gerade als Mia die Tür zu ihrem Zimmer öffnete rief ihre Mom an um ihr zu sagen, dass sie im Moment in München waren und Mia Morgen bei dem Stop Over gerne sehen würden. Mia freute sich total, ihr Hundchen war auch dabei und wer weiß, vielleicht würde es das letzte Mal werden dass sie ihn sehen konnte.
Zu dritt machten sie eine Lagebesprechung. Was sollten sie als nächstes Tun? Und Mia fand die Antwort: Massage. Ja, so richtig ausspannen und sich durchkneten lassen. Super. Mit Hilfe von Wifi und ihrem I Phone fand Mia schnell ein SPA und sie ließen sich hin fahren.
1,5 Stunden massieren. Es gab nur ein Wort dafür: Geil.
Einfach mal ausspannen, nichts tun. Gemütlich lagen sie im Erholungsbereich um, die Augen geschlossen, doch dann wurde Mia von ihrem schlechten Gewissen eingeholt. In einer Woche war das Konzert.
Zurück im Hotel beschlossen sie ein Nickerchen zu machen, dann etwas essen zu gehen und dann zu feiern. Samstags würde sich ja irgendein cooler Club in Amsterdam finden lassen.
Mia machte kein Nickerchen, sie fing mit dem nächsten Tanz an. Die Lernvideos waren wirklich gut, alles wurde langsam und verständlich erklärt, Mia wünschte sich nur das Ganze auf einem größeren Fernseher gucken zu können. Nur noch eine Woche, Mia war froh wenn das erste Konzert vorbei war. Vielleicht würde ihr Körper dann aufhören zu schmerze. Ihre Ellenbogen und Knie brachten sie um und ihre Füße, sie hatte sogar Muskelkater in den Händen. Es wunderte sie nicht, da hatte sie schon einmal Muskelkater gehabt, doch beim ersten Mal hatte sie sich gefragt, wie man in den Händen so was bekommen könnte.
1,5 Stunden trainiere sie, ging dann duschen und machte sich fertig. Als ihre beiden Welpen klopften war sie noch nicht ganz fertig.
Sie hatte im Internet nach einem guten Restaurant gesucht und auch einen Club gefunden, in den sie danach gehen konnten.
Das Restaurant war gut und fein, doch hatten sie noch nicht mal eine englische Karte. Mia tat sich schwer daran die Sachen ins Koreanische zu übersetzen. Immerhin war sie ja auch kein wandelndes Wörterbuch und stieß auf ihre vokabularen Grenzen. Ehrlich, wer wusste schon was ‚Pistazienschaum‘ auf Koreanisch hieß? Stolpernd übersetzte Mia was sie kannte, was nur zu noch mehr Verwirrung führte.
„Okay Mia, weißt du was, du bestellst“, schlug Kyuhyun irgendwann vor, Mia wusste eh was sie essen würden und was nicht.
Sie erzählte den beiden dass ihre Eltern sie Morgen am Flughafen besuchen würden und die beiden waren total aufgeregt. Mia erzählte von ihrem Hund, dass er alt war und Herzprobleme hatte und dass sie froh war ihn noch einmal sehen zu können.
Das Essen kam und alleine von dem Geruch bekam man Hunger. Sie aßen gut und viel und waren am Ende pappsatt. Vor alle Mia, doch ihr innerer Wookie war befriedigt.
Eine Weile saßen sie noch zusammen, plauderten und verdauten das Essen, bevor es in den Club ging, den Mia rausgesucht hatte.
Diesmal waren Kyuhyun und Sungmin diejenigen die auffielen und mal nicht Mia. Wirklich angenehm. Es war Samstag und natürlich war gegen 12 Uhr der Club brechend voll. Anders als in Seoul hatten sie hier keine VIP Lounge und Special Service, doch Mia dachte sich, dass es ihnen gut tat einfach mal normal weg zu gehen, ohne Fotografen, ohne Journalisten. Sie holten sich Cocktails und stießen gemeinsam an, genossen die Freizeit.
Mia ging auf die Tanzfläche und die beiden Sänger blieben noch sitzen, genossen dieses ungewohnte Freiheitsgefühl. Ein junger Mann kam auf Mia zu und fragte ob sie tanzen wolle. Natürlich! Tanzen war okay und in Gedanken war sie bei Jihoon. Als der Typ jedoch dachte Mia an den Hintern zu greifen, schlug sie ihm die Hand weg.
Wenig später standen Mia, Kyuhyun und Sungmin vier halbbetrunkenen Engländern gegenüber.
Was war passiert?
Kyuhyun hatte gesehen wie Mia sich mi dem Typen rumzankte und ging zu ihr um sich dazwischen zu drängen. Der Typ redete Englisch, Kyuhyun Koreanisch, nicht gerade die beste Kommunikationsbasis und als der Typ anfing ihren Welpen zu schubsen, tat Kyuhyun etwas, was Mia nie hatte kommen sehen. Er verpasste ihm eine. Mia schwankte zwischen Jubeln und schockiert sein. Er schaffte es sogar den Typen einzuschüchtern, das Problem war aber dass der mit Freunden da war. Es brach ein Tumult aus, die Securitys schmissen sie raus, aber das Thema war noch nicht erledigt. Sungmin und Kyuhyun standen auf der Straße beschützend vor Mia. Es wäre nicht nötig gewesen, sie wäre mit ihm schon fertig geworden, aber sie fand es irgendwie süß, dass Kyuhyun dachte sie beschützen zu müssen.
Mia hatte versucht den Streit zu schlichten, aber beide Parteien hörten ihr irgendwie nicht zu. Der erste ging auf Kyuhyun los, glücklicherweise war Sungmin in Sachen Kampfkunst etwas besser ausgebildet und verteidigte sich ziemlich gut, dennoch, so konnte das nicht weiter gehen.
Gerade als sie dazwischen gehen wollte, kam einer der Männer auf sie zu und packte sie an den Schultern. Mia schaffte es sich frei zu rütteln und ohne nachzudenken, verpasste sie ihm einen Kinnhaken, der sich gewaschen hatte. Dafür schmerzte ihre Hand ganz schön und sie unterdrückte einen zu mädchenhaften Schrei. Sie hatte sich noch nie geprügelt, vor allem nicht mit Männern und meine Güte waren Knochen hart!
Kyu lag auf dem Boden und gerade als der Typ, der über ihm lehnte eine geben wollte, machte Mia das einzig Sinnvolle und trat ihm, mit einem cheerleadermäßigen Tritt, zwischen die Beiden. Vor Schmerzen brach er zusammen und rollte sich zur Seite. Sungmin hatte es geschafft zwei in die Flucht zu schlagen und Mia setzte ihren Absatz über den empfindlichen Teilen des Kerls an.
„Get the f**k outta here.“
Der eine Mann zog seinen Kumpel hoch, er humpelte und zusammen suchten sie das Weite.
Erleichtert wie glimpflich die Situation ausgegangen war, fingen sie an zu lachen. Allerdings war Kyus Lippe aufgeplatzt und Sungmin hatte ein Veilchen und eine Schramme an der Wange, also schleppe Mia die beiden – gegen ihren Willen – ins Krankenhaus.
Zuerst kümmerte man sich nur um die beiden Männer. Mia saß bei ihnen und dachte daran, dass nächste Woche die neue Single raus kam und die beiden ständig Promotermine hatten. Wie sollte sie Kim erklären, dass sie aussahen, wie sie aussahen? Die eine Schwester bemerkte dass Mias Zeigefinger merkwürdig stand und brachte sie zum Röntgen – gegen ihren Willen. Und es war so klar gewesen, dass er Finger gebrochen war. Das brauchte Mia ja jetzt.
„Tja Frau Martin, ich werde Ihnen einen Gips machen“, meinte der Arzt als er die Röntgenbilder sah und Mia bekam eine Panikattacke.
„Das geht nicht!“
Verwirrt schaute er sie an.
„Ich bin Tänzerin, ich habe nächste Woche eine große Show, ich kann keinen Gips bekommen und wenn sie mir einen machen, werde ich ihn abnehmen.“
An das Pyramidentraining am Montag wollte sie erst gar nicht denken.
Der Arzt merkte dass er auf sie hätte einreden könnte, wie er wollte, sie hätte sich gewehrt. Somit bekam sie eine Schiene für nachts, um das ganze Handgelenk still zu halten und eine für tagsüber, doch er sagte ihr, dass sie den Finger wirklich schonen musste. Kim durfte das niemals erfahren. Alles. Niemals.
Zurück im Hotelzimmer gingen sie alle erst mal zu Mia und legten sich auf das Bett.
„Was ein Abend“, seufzte Sungmin, der ein Pflaster auf der Wange hatte, aber das blaue Auge konnte man nicht so einfach kaschieren.
„Aber ich muss sagen, ich fühle mich irgendwie … männlicher“, fügte Kyuhyun hinzu.
„Du hast dich noch nie geschlagen?“
„Nein“, gab er zu und grinste, was dazu führte, dass seine Lippe weh tat und er zusammen zuckte.
„Kim und Yun dürfen das nie erfahren … wir sagen ihnen …“, begann Mia grübelnd.
„Wir sind gestolpert.“ Kyu und Mia schauten zu Sungmin. Gestolpert? Wer sollte ihnen denn das abkaufen?
„Na ja wir können ja sagen dass wir zu viel getrunken haben und auf den Weg nach Hause haben wir eine Böschung zu einem Kanal nicht gesehen …“, verteidigte Sungmin seine Theorie.
Jedenfalls beschlossen sie den anderen auch nichts zu sagen, zum einen wollten sie nicht aufgezogen werden, zum anderen wollte Mia nicht dass man sie als Tänzerin aus dem Programm nahm.
„Denkst du, du bekommst das hin?“, fragte Kyu skeptisch mit dem Blick auf die Schiene.
„Cheerleader don’t feel pain, we are the Indians of the new age.”
Der Spruch ‘Indianer fühlen keinen Schmerz’ war ihnen nicht geläufig und entsprechend verwirrt schauten sie.
Es war zwar mitten in der Nacht, aber sie bestellten sich erst mal was zu essen. Stress machte hungrig. Und so saßen sie vor Cheeseburgern und Pommes.
„Aber ehrlich, dein Schlag sah fantastisch aus“, lobte Kyuhyun die Assistentin.
„Danke schön. Am coolsten war immer noch Sungmin, er sah aus wie ein Ninja.“
Zumindest verloren sie ihren Humor nicht. Völlig erschöpft schliefen sie gemeinsam ein.