Skye besaß noch nicht den Filter, wann sie etwas wissen wollte und wann lieber nicht, wobei sie bezweifelte, dass sie aus der Kiste rausgekommen wäre.
„Fluchtwagen“, erwiderte Kyuhyun.
„Fluchtwagen?“
Um 0 Uhr würde Eunhyuks Geburtstag beginnen. Er hatte seinen Bandmitgliedern gesagt, dass er Zuhause schlafen würde, um mit seinen Eltern morgen früh zu frühstücken. Das hielt die Sänger jedoch nicht davon ab ihm um Mitternacht eine Geburtstagsüberraschung zu bereiten. Besser gesagt um 1 Uhr, denn sie wussten, dass Eunhyuk mit einem Kumpel etwas trinken war und sie in seinen Geburtstag rein feiern würden. Sein Kumpel musste aber morgen früh auf die Arbeit und so würde er Eunhyuk zwischen 00:40-01:00 Uhr Zuhause absetzen. Die anderen Super Junior Mitglieder – und natürlich die engsten SM Homies – bereiteten währenddessen alles – in einer ihrer Stammkneipen – vor und es war an Leeteuk, Donghae und Kyuhyun Eunhyuk abzuholen.
Skye hörte sich den äußerst ausgeklügelten Plan genau an, nichts desto trotz kamen ein paar Fragen auf.
„Ich muss schlafen! Wieso bin ich das Fluchtfahrzeug? Ihr habt alle Autos.“
„Jaaahaaa … aber wir wollen ja trinken“, erklärte Kyuhyun.
„Ich will auch trinken! Wenn ich schon wach bin will ich auch trinken!“
Chen lachte fröhlich bei ihrer Erklärung.
„Na irgendwer wird schon nicht trinken“, erklärte Leeteuk, der Skyes Seite voll und ganz verstehen konnte.
„Aber sind seine Eltern nicht Zuhause?“, war sie nächste Frage.
„Ja, aber sie sind gelassen bei so etwas – sie kennen uns ja jetzt auch schon“, erwiderte Donghae und zuckte mit den Schultern. Ja, okay, abgehärtet wäre wohl das Wort, das Skye benutzen würde, aber ‚gelassen‘ tat es auch.
Und so fuhren sie los. Die anderen würden direkt zur Bar fahren und Skye fuhr mit den drei Sängern los zu Eunhyuk.
„Übrigens Skye“, begann Donghae und lehnte sich von der Rückbank nach vorne.
„Danke, dass du uns im Moment so unterstützt.“
Da nervten sie Skye den ganzen Tag und dann sagten sie so etwas und alles war vergessen.
„Keine Ursache, es ist lustig mit euch.“ Meistens.
Eunhyuk hatte eine Maisonette-Wohnung und hatte einen Eingang auf jeder Etage. In der oberen Etage waren die Schlafzimmer und dort schlichen sie in die Wohnung. Sie wollten sich auf der Treppe aufreihen und wenn Eunhyuk unten reinkam und das Licht an machte, würden sie ‚Taaa-Daaaa‘ rufen oder ‚Happy Birthday‘ oder irgendwas. Es war nicht besonders einfallsreich, aber durchaus klassisch. Da sie Eunhyuks Eltern nicht wecken wollten, machten sie kein Licht an und schlichen zur Treppe. Für die, die sich in der Wohnung auskannten, war das kein Problem, doch Skye war hier zum ersten Mal. Leeteuk erkannte das Problem und nahm sie bei der Hand, als sie sich langsam nach vorne tasteten. Sie sprachen keinen Ton und warteten in der Dunkelheit. Irgendwann meinte Skye etwas gehört zu haben und horchte in die Nacht. Nein, wahrscheinlich war es nichts. Irgendwo sah sie eine LED-Uhr, die leuchtete und ihnen zeigte, dass es 01:02 Uhr war. Die Amerikanerin fand es erstaunlich, dass die Sänger tatsächlich einmal ruhig sein konnten. Doch sie nahmen solche Streiche recht ernst und ließen sich auch nicht ablenken. Keiner packte sein Handy aus oder unterhielt sich und jedes Mal, wenn im Flur das Licht anging, machten sie sich bereit aufzuspringen.
Dann war es tatsächlich so weit. Sie hörten die Eingabe in das Pin-Pad und die Tür ging auf. Das Licht ging an. Leeteuk, Donghae, Kyuhyun und Skye sprangen jubelnd auf. Und eine nackte Frau lag auf dem Esszimmertisch. Die Welt fror ein. Die Frau, mit frischen Früchten bedeckt, fing an zu schreien, daraufhin fingen Donghae und Leeteuk an zu schreien und dann Eunhyuk. Die Frau sprang auf und rannte ins Badezimmer.
„Wieso liegt eine nackte Frau auf deinem Tisch?“ War die zentrale Frage, die ihm Raum stand, doch Eunhyuk hatte ganz andere Sorgen.
„Bitte, ich kann dir das erklären … es tut mir leid …“ Doch die Frau wollte nichts hören, schnappte sich einen Bademantel und verschwand aus der Haustür.
„Erst das Gumbo und jetzt das. Ich kann das nicht mehr ungesehen machen! Wollt ihr meine Sinne völlig zerstören“, beschwerte sich Skye.
„Ich denke wir … sollten jetzt …“, begann Donghae und deutete unauffällig auf die Tür – im oberen Stock. Die andere nickten und bewegten sich langsam zur Tür. Eunhyuk folgte ihnen nicht.
Ohne einen Ton zu sagen, gingen sie zum Auto und als sie im Auto saßen und sich alle Türen geschlossen hatten, fingen sie alle an zu lachen. Wahrscheinlich hatte seine neue Freundin auch versucht ihn zu überraschen und seine Eltern waren wahrscheinlich gar nicht Zuhause und die Einbrecher waren so leise gewesen, dass sie die Frau, die da ziemlich nackt auf dem Tisch gelegen hatte, nicht gestört hatten.
„Und wie … überall … das Obst … rumgeflogen …“, japste Leeteuk, dem bereits die Tränen liefen, lachend. Skye konnte nicht mehr, ihre Augen tränten und ihr Bauch tat weh und dann drehte sie sich zur Seite und sah Eunhyuk mit finsterer Miene vor ihrem Autofenster stehen. Sie wollte schreien, war aber noch so am Lachen, dass sie kaum mehr als ein Keuchen rausbekam und sie klopfte an die Scheibe, um die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken. Als der Rest Eunhyuk vor dem Auto stehen sah, lachten sie nur noch mehr. Sein ernstes Gesicht machte das Ganze nur noch lustiger und sie kamen an einem Punkt, an dem Skye dachte, dass sie lachen würden, bis sie sie tot umfielen. Das wäre ein schöner Tod, ein lustiger Tod – im wahrsten Sinne des Wortes.
Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sie sich einigermaßen unter Kontrolle hatten. Skye ließ das Fenster runter.
„Anyeong Oppa“, sagte sie und unterdrückte ein Lachen.
„Ich wollte nur, dass ihr wisst, dass ich sauer bin und dass niemals, irgendjemand von diesem Vorfall zu erfahren hat. Ihr seid bei mir gewesen, es war keiner da, Ende der Geschichte.“
Alle nickten schweigend.
„Eine nackte Frau?!“, sprach die feiernde Gemeinschaft aus einem Mund. Als die anderen in die Bar kamen und Eunhyuk nicht dabei hatten, war die Verwunderung recht groß gewesen. Aber mit einer nackten Frau hatte niemand gerechnet.
Ein fröhliches Lachen ging durch die Runde, aber nie würden sie so lachen können, wie die vier vorhin im Auto.
Es war ungefähr 2 Uhr, als Skye an Jongin lehnte.
„Toll, da werde ich missbraucht zum nicht trinken, um den Geburtstag von jemand zu feiern, dem wir seine Geburtstagsüberraschung gehörig vermasselt haben und der jetzt noch nicht einmal dabei ist. Mission fail.“
Jongin küsste ihre Haare.
„Du machst das, weil du nett bist.“
„Nett ist die kleine Schwester vom Arschloch. Tequila!“, rief sie dem Kellner zu, der sie nur fragend anschaute. Tequila hatten sie anscheinend nicht. Schlechte Stammbar.
Als Skye nach Hause kam und sah, wie die Sonne aufging, wusste sie, dass sie viel, viel, viel zu spät war. Sie hatte keine Ahnung, wie das passiert war! Alle waren total fertig, mit dem Unterschied, dass die anderen ausschlafen konnten, zumindest soweit das Skye im Gedächtnis hatte. Das Problem war, dass Skye eigentlich längst über den Punkt der Müdigkeit war. Ab jetzt war sie Roboter, sie könnte noch Stunden lang durch die Gegend rennen, solange man ihr genug zu tun gab.
Sie wusste, dass wenn sie sich jetzt hinlegen würde, würde es nur schlimmer werden, doch der Gedanke an ihr Bett und ihre kuschelige Decke waren einfach zu verlockend. Jongin schlief direkt ein. Skye stellte sich noch den Wecker und schminkte sich ab und legte sich zu ihm.
Als der Wecker sie aus dem Schlaf riss, hatte Skye das Gefühl von einem LKW überrollt worden zu sein und sie bereute sich überhaupt hingelegt zu haben. Jongin hörte den Wecker noch nicht einmal und schlief einfach seelenruhig weiter. Unfair.
Mia hatte sich heute halbwegs frei genommen und das Schicksal der Akademie lag in Skyes Händen, aber ernsthaft, alle da waren super organisiert, was sollte schief gehen? Zu allem Übel hatte sie heute Mittag einen Termin bei ihrer Therapeutin. Sie hatte überlegt nicht mehr dorthin zu gehen, schließlich arbeitete sie nicht mehr dort. Andererseits, wenn sie jemals wieder dort arbeiten wollen würde, bräuchte sie ein Tauglichkeitszeugnis. Nicht dass sie das nötig hätte, Skye war total tauglich und nicht, dass sie vor hatte demnächst wieder für SME zu arbeiten, dazu würde es nicht kommen. Ihre Gedankengänge machten ihr Kopfschmerzen. So fit war sie dafür noch nicht.
Als die Assistentin in die Akademie an kam herrschte ein kriegsähnlicher Zustand. Die Angestellten standen Großteiles rauchend und plaudernd auf dem Parkplatz.
„Was ist los?“, fragte sie Soomin, eine der Angestellten.
„Die Baustelle hat wohl eine der Haupt-Stromleitungen gekappt, die nächsten Stunden geht nichts.“
Soomin sagte das so locker, während sich Skye bemühte keine Schnappatmungen zu bekommen.
„Was haben sie gesagt, wie lange es ungefähr dauert?“
„So drei … vier Stunden.“
Okay, morgens war in der Akademie ohnehin nicht so viel los. Wäre es abends passiert wäre es schlimmer gewesen. Wenn Skye das geahnt hätte, hätte sie erst einmal geschlafen.
Grübelnd stand sie vor dem Gebäude. Was tun? Sollte sie alle nach Hause schicken bis heute Mittag oder sollten sie hierbleiben? Wann würde es wieder gehen? Sie schaute sich um und ging auf einen der Bauarbeiter zu.
„Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wann sie das Problem behoben haben?“
Er schaute auf und zu ihr und dann wieder zurück.
„Nein.“
„Ich glaube Sie verstehen nicht ganz. Wir haben hier ein Geschäft – was geöffnet hat. Wir müssen halbwegs wissen, wann wieder mit Strom zu rechnen ist.“
„Ich glaube Sie verstehen nicht ganz. Die Leitung ist kaputt. Wir müssen schauen, wie schnell wir die Leitung ersetzt bekommen.“
Skye verschränkte die Arme und wippte genervt mit dem Fuß. Gut, von ihm würde sie keine Antwort bekommen. Sie ging zurück von der Gruppe von Angestellten und scheuchte sie erst einmal ins Gebäude.
Sie hatte überlegt Mia anzurufen, aber sie würde damit wohl zurechtkommen. So schwer war die Problematik nicht, da sie ja nichts dagegen tun konnten. Aus dem Keller wurden die Ghettoblaster gepackt, die noch mit Batterien funktionierten und eine von den Aushilfen wurde los geschickt um Batterien zu kaufen.
„Und was ist mit Licht?“, fragte eine der Tänzerinnen. Skye ging zu den Fenstern, die in der Regel verdunkelt waren, damit die Sonne nicht blendete und niemand in das Fenster reinschauen konnte, doch schließlich waren sie hier nicht das FBI und für ein paar Stunden würde es schon gehen. Skye fuhr den Rollladen hoch.
„It’s magic!“
Man sah den Mitarbeitern die Enttäuschung förmlich ins Gesicht geschrieben.
„Ernsthaft, keiner von euch ist auf Batterien und Rollläden gekommen? Auf, an die Arbeit!“ Schließlich war sie nicht umsonst aufgestanden. Selbst als Zombie schaffte sie es noch hier durchzublicken.
„Aber Skye, die ganzen Termine sind im Plan eingetragen … auf den Computern“, begann eine Mitarbeiterin.
„Nehme ein Papier, mache Spalten für die Studios und die Zeiten und trage ein, wenn jemand kommt.“ So schwer konnte das doch gar nicht sein. Ausgebucht waren sie nicht, so viel wusste Skye. Sie hatte Hunger und hätte sich gerne etwas zu essen geholt, doch irgendwie hatte sie Angst die Akademie alleine zu lassen. Als würden alle wieder ratlos in der Gegend umherstehen und nicht wissen was zu tun ist.
„Hey Skye, ist Mia heute nicht da?“ Taeyong streckte den Kopf in das Büro.
„Nope“, erwiderte die Amerikanerin.
„Eunhyuk hat heute Geburtstag, richtig?“
„Ja… kann man dir denn helfen?“
„Ach, wir haben in zwei Wochen ein Dancebattle und Mia und Eunhyuk hatten gesagt sie helfen uns und ich habe heute nicht so viel zu tun und ich dachte, wenn sie hier sind …“, erklärte der Sänger.
„Kannst du vergessen. Aber hey, wenn du gerade nichts zu tun hast, kannst du mir etwas zu essen holen?“ Problem erkannt, Problem gebannt. Doch irgendetwas änderte sich in seinem Blick, als hätte er den Flirt-Schalter umgelegt. Lasziv lehnte er sich gegen den Türrahmen.
„Du willst mit mir essen gehen?“
„Nein, du sollst mir etwas zu essen holen. Bitte.“ Skye rückte automatisch einen Schritt nach hinten. Während die meisten Koreaner recht schüchtern waren und sich oft ihrem Aussehen gar nicht so bewusst waren, wusste Tae ganz genau wie er auf Frauen wirkte und er versteckte das auch nicht.
„Ich gehe mit dir essen, aber ich bin nicht dein Laufjunge.“ Skye würde auch mit ihm essen gehen, solange sie etwas zu essen bekam.
„Du weißt ich kann nicht.“
Fragend zog er die Augenbrauen zusammen.
„Nein, ich … also ich will dich nicht … Jongin ist mein Hyung … ich mache doch nur Spaß.“ Plötzlich wurde er wohl doch von einem schlechten Gewissen geplagt.
„Ja, ja, das ist mir klar, aber der Presse nicht und ich will nicht mit dir alleine in einem Restaurant gesehen werden.“
Sie hatte nicht nur eine Verantwortung ihrer Beziehung gegenüber, sondern auch SME. In anderen Ländern wäre es wahrscheinlich nicht so auffällig mit einem Mann essen zu gehen, doch in Korea wurde das doch etwas ernster genommen.
„Hmmm….“, brummte Jongin in sein Telefon.
„Hey Schatz, gehst du mit mir und Tae essen?“
„Was?“
„Ich, Skye, deine Freundin. Taeyong – NCT, Kumpel. Essen, yummy, yummy“, versuchte sie es ihm vereinfachter zu erklären.
Einen Moment hörte sie nichts und befürchtete schon, dass er wieder eingeschlafen war.
„Wieso … wieso geht ihr nicht essen und ich kann weiterschlafen?“
„Weil er ein Mann ist.“
Wieder ein kurzes Schweigen.
„Liebling, dein Auffassungsvermögen ist unschlagbar.“
Skye tippelte genervt mit den Fingern auf den Schreibtisch.
„Und wie erkläre ich das den Reportern … oder Fans?“
„Dann geht nicht alleine, nehmt noch ein paar Leute mit. Die Presse wird kaum denken, dass du vier Beziehungen gleichzeitig führst.“
Jongin hatte jedenfalls keine Motivation gehabt das Bett bereits zu verlassen und Skye verfluchte ihn dafür innerlich – nicht das sie in seiner Position anders handeln würde. Allerdings war es auch nicht sonderlich schwer hungrige Kerle in der Akademie zu finden. Am Ende kamen Yuta und Jaehyun mit.
„Und Skye … wie ist es … so ohne EXO?“, erkundigte sich Yuta.
Auch wenn Skye bisher wenig mit NCT zu tun hatte, so hatte sich der EXO-Vorfall doch recht schnell herumgesprochen.
„Ganz gut. Es ist auf jeden Fall etwas anderes auf ein Dutzend aufzupassen, als auf einen einzelnen Menschen.“ Wobei Mia gut das Leben von einem Dutzend Leute führte, was sie nicht unbedingt erwähnen musste.
„Aber hast du nicht diese ganze Reise nach Frankreich organisiert? Wer macht das denn jetzt, wenn du nicht mehr dabei bist?“, wollte Jaehyun wissen.
Ja, Korsika. Und viele der Orte kannte Skye einfach, da gab es nicht immer richtige Wege und sie hatte sich selbst auch sehr auf Korsika gefreut. Mist.
„Keine Ahnung“, erwiderte sie wahrheitsgemäß.
„Okay, okay, jetzt lasst sie in Ruhe. Wir haben euch nicht mitgenommen um ‚Guter Bulle – Böser Bulle‘ zu spielen“, mischte sich nun Tae ein.
„Wieso habt ihr uns eigentlich mitgenommen?“, fragte nun Yuta und schaute skeptischen zwischen den beiden hin und her.
„Nicht das was du denkst!“, kam es von Taeyong und Skye gleichzeitig, was es nur noch schlimmer machte. Erst jetzt schien Jaehyun zu verstehen, auf was Yuta anspielte und bekam große Augen.
„Was?!“
„Nein“, erwiderte Skye nur.
„Aber …“
„Nein“, sagte Skye wieder. „Ich hatte Hunger, er Langeweile, ich bin mit Jongin zusammen, ich kann nicht mit einem Kerl essen gehen, also haben wir euch mitgenommen.“
Jaehyun und Yuta tauschten einen vielsagenden Blick aus und nickten leicht. Skye hingegen rollte die Augen, sollten sie denken was sie wollen – solange sie etwas zu essen bekam.
Nach dem Essen fuhr Skye zur Therapie. Heute blieb ihr aber auch nichts erspart.
„Aber ständig ist jemand bei mir, wenn nicht Jongin – und es ist okay, dass Jongin da ist – dann jemand anderes. Als würde ich explodieren, wenn ich alleine bin“, erzählte Skye.
„Wollen Sie alleine sein?“
Skye überlegte einen Moment.
„Na ja, mir gehört eine einsame Insel. Ich bin gut darin alleine zu sein.“
„Dann sagen Sie ihnen doch einfach, dass sie gehen sollen.“
„Oh nein, nein, sie wollen ja nur helfen“, wand die Amerikanerin ein.
„Aber sie helfen Ihnen nicht und es ist in Ordnung ihnen das zu sagen“, erwiderte Frau Choi.
Skye seufzte. Es störte sie erst einmal nicht, wenn die anderen sich bei ihr selbst einluden. Nur manchmal. Manchmal wäre sie gerne alleine.
Wie gesagt, ihr gehörte eine einsame Insel und das aus gutem Grund. Wer träumte nicht davon im Lotto zu gewinnen und sich eine eigene Insel zu kaufen? Als sie auf Adavaci ankam, waren die Häuser noch nicht fertig gewesen. Sie schlief in einer Hängematte oder in eine der Hütten der wenigen Anwohner. Es hatte ihr nichts ausgemacht und es war ihr auch nicht langweilig geworden. All die Monate zuvor war sie nur am Rumoren gewesen. Beerdigungen, Haushaltsauflösungen, Trost spenden. Sie hatte kaum eine Minute gehabt, in der sie alleine gewesen ist, dabei hatte sie sich nichts sehnlicher gewünscht. Auch all die Jahre davor. Skye hatte immer mehrere Jobs gehabt, um sich durch das Studium zu schlagen und es war okay gewesen. Dann kam sie auf Adavaci an und es gab nichts zu tun. Stundenlang konnte sie am Strand sitzen, den Wellen lauschen und die kleinen Einsiedlerkrebse beobachten, die über den Sand spazierten. Manchmal musste sie raus, in die Gesellschaft, aber eigentlich mochte Skye es einfach am Strand zu sitzen und die Welt Welt sein zu lassen.
Als Skye zurück in die Akademie kam, dachte sie, dass sie jetzt vielleicht wirklich Ruhe hätte, doch weit gefehlt. Vor Mias unbesetztem Büro standen f(x) mit ihrem Choreografen. Super, der Tag wurde immer besser.
„Wie kann ich euch helfen?“, fragte sie und legte ein Lächeln auf, dass sie einige Überwindung kostet.
„Unser Studio ist doppelt gebucht“, erklärte der Tänzer.
„NCT trainieren dort.“
Skye wusste, dass NCT in sechs Wochen ihre Tournee beginnen würden.
„Dann … geht doch in ein anderes Studio“, schlug Skye vor. Welche verrückte Idee!
„Geht nicht, wir brauchen das große Studio. Wir haben zwölf Tänzer und es ist in den normalen Studios nicht genug Platz“, erklärte Amber. Krystal hielt sich tatsächlich zurück, was Skye schweigend zu schätzen wusste. Ein falsches Wort von ihr heute und das Platzproblem im Studio hätte sich etwas minimiert.
„Wie lange trainiert NCT noch? Könnt ihr nicht danach rein?“
„Nein, ich fliege heute Abend nach Vancouver, das ist das letzte Training“, erklärte der Choreograf. Skye war müde und ihr Schädel pochte.
„Vielleicht hätte Mia dir doch nicht die Verantwortung übertragen sollen“, kam es nun doch von Krystal, obwohl Skye sah, wie Luna sie mit dem Ellenbogen anstieß.
„Und vielleicht sollte dein Gesicht als Verhütungsmittelwerbung genutzt werden, aber wir bekommen nicht alle was wir wollen.“
Den drei anderen Frauen fiel der Kiefer nach unten, doch die Amerikanerin war unbeeindruckt. Sie hatte Krystal schon schlimmere Sachen an den Kopf geschmissen und sie könnte ihr noch weitaus schlimmere Dinge an den Kopf werfen – wie ein Klavier.
„Okay, das ist eine Ausnahme, weil ihr – gelobt sei der Herr – keine Anwohner seid, doch ich würde euch in der Fabrik trainieren lassen.“ Super Junior trainierten heute nicht, genau so wenig EXO und die Halle war mehr als groß genug.
„Wir sollen tatsächlich jetzt in die Fabrik fahren?“, fragte Krystal.
„Nein, das ist eine gute Idee“, wand Luna ein, die die Gelegenheit am Schopfe packen soll.
„Krystal, es gibt nur vier Möglichkeiten – entweder ihr findet ein anderes Studio, in das dein Ego reinpasst oder ihr trainiert später oder ihr trainiert in der Fabrik – was keine 15 Minuten von hier ist so stop crying – oder ihr trainiert auf der Straße, aber nur ein Warnhinweis: Ich habe einen LKW Führerschein.“
Nun musste Amber kurz lachen und erntete einen finsteren Blick von Krystal.
„Was? Sie ist schlagfertig. Kommt, wir fahren zur Fabrik.“
Skye fuhr mit zur Fabrik, um ihnen dort die Halle zu zeigen. Drei Vans folgte Skye und fast schon hätte man meinen können, dass man sie verfolgte. Zumal sich die Bathöhle nur mit einem Code öffnen ließ und die Vans waren Skye viel zu auffällig, als dass sie sie oben durch das Tor hätte fahren lassen.
In der Tiefgarage traf sie auf Mia. Die Deutsche schaute fragend zu den Vans, als Skye ausstieg.
„f(x) – die Studios waren irgendwie doppelt belegt, ich habe gesagt es ist okay, dass sie hier trainieren.“
„Good thinking“, lobte Mia.
„Wo fährst du hin?“
„Schadensbegrenzung. Irgendwas mit Früchten und einer nackten Frau und Eunhyuk sagt, dass er wegen Super Junior nie wieder Sex haben wird – du weißt nicht was passiert ist?“, erkundigte sich Mia.
„Ich? Nein, sorry“, log Skye und verkniff sich ein Grinsen.
„Wenn du den Mädels die Halle gezeigt hast, kannst du ruhig Feierabend machen – ich sehe dich später auf der Party?“
„Cool, danke, na klar!“
Und schon war Mia wieder weg. Armer Eunhyuk.
Skye führte die Gruppe in die Halle und zeigte ihnen alles.
„Break a leg – and I mean that!“, rief sie zum Abschied und zwinkerte Krystal zu.
Sobald die Hallentür hinter ihr ins Schloss fiel atmete sie tief aus. Was ein Tag! Was eine Nacht! Und es war noch nicht einmal wilder Sex involviert – vor allem wohl nicht für Eunhyuk. Sie musste schlafen, ganz, ganz dringend.
Sie überquerte den Hof und musste die Augen schützen, weil sie durch die Müdigkeit so lichtempfindlich war. Einfach schlafen, nur ein paar Stunden und dann stand Eunhyuks offizielle Party auf dem Plan. Allerdings hatte Mia ihnen ein Zeitlimit gesetzt. Um 23 Uhr war Schluss, schließlich war Morgen der große Tag.
Skye rannte schon fast zu ihrer Wohnungstür und stockte, als sie diese öffnete. Jongin stand völlig nackt in der Küche.
„Jagiya!“, rief er grinsend.
„Was tust du?“
„Frühstück“, erwiderte er.
„Sag mir nicht, dass du bis jetzt geschlafen hast?!“
Sie rannte hier den ganzen Tag von einer Ecke zur anderen und hatte heute mindestens zweimal die Welt gerettet und er blieb den ganzen Tag im Bett.
„Okay, ich sage es nicht“, erwiderte er schulterzuckend. Diese Antwort hätte von Skye stammen können. Nackt hin oder her, Skye wollte nur noch ins Bett. Auf dem Weg dorthin, zog sie ihre Jeans aus und ihren Cardigan, Jongin empfand das als Einladung und als Skye sich ins Bett fallen ließ, legte er sich auf sie.
„Moon of my life …“, flüsterte er in ihr Ohr.
„My sun and stars … ich muss schlafen … mach was du willst, aber ich schlafen.“ Sie hatte einfach nicht mehr die Kraft dafür. Jongin lachte fröhlich und rollte sich zur Seite.
„Auf gar keinen Fall! Du wirst dabei nicht schlafen!“
Und er sollte Recht behalten. Doch danach, danach schlief sie direkt ein.