Mia wollte, dass sich Skye ausruhte, doch Skye hatte neue Energie geladen und zum Glück hatten sie eine Bar und eine Spielhölle im Keller. Da durfte Skye hin.
„What?!“ Skye rannte auf einen Greifarm zu. Drei Stück davon waren aufgestellt worden.
„Die sind neu!“
„Ja, sind sie“, erwiderte Mia, die für diese Dinger wenig übrighatte. Zu viele Kindheitsträume sind an diesen Maschinen kaputt gegangen, aber EXO fanden die Greifarme ganz toll und hatten in den vergangenen Jahren ein gewisses Geschick darin bewiesen.
„Mermaid Hello Kitty?! Boyfriend – get it for me!“, befahl sie Jongin, der fröhlich anfing zu lachen. Solchen Befehlen folgte er gerne.
30.000 Won später hatte Jongin mindestens drei graue Haare mehr und Skye stand kurz vor’m Weinen. Chanyeol schob Jongin zur Seite.
„Komm, ich zeige dir wie das geht.“ Große Worte und nichts dahinter. Nach 15.000 Won gab er es auch auf.
„Das ist Betrug! Die Greifarme sind viel zu locker und die Plüschtiere viel zu schwer!“, behauptete er, doch Mia tat es mit einem Schulterzucken ab.
Keiner bemerkte wie Taehyung sich an den Automaten stellte und einen 5.000 Won Schein eingeschoben hatte, doch schon beim ersten Versuch holte er das Meerjungfrauen Hello Kitty aus der Maschine. Damit nicht genug, er holte auch noch ein anderes Meerjungfrauen Hello Kitty raus.
„Das sind Schwestern, sie sollten zusammenbleiben“, sagte Tae und reichte Skye das zweite Hello Kitty. Mit großen Augen schaute sie ihn an.
„Danke!“
Dann drehte sie sich zu Jongin und Chanyeol um.
„Ihr seid so schlecht … Betrug … Unkönnen würde ich das nennen.“
Nun fingen die beiden Sänger an sich zu beschweren, dass der Vorwurf total unfair war.
„Man, bin ich froh, dass wir erwachsen sind“, sagte Mia zu Heechul, als ihr Blick auf Donghae fiel, der ebenfalls an einem Greifautomaten stand und sich total darüber aufregte.
„Total“, erwiderte Heechul trocken.
Am nächsten Morgen ging es Skye schon besser. Ihr Kreislauf war noch nicht so stabil, doch der Tag an sich war schon anstrengend gewesen und für ihre Verhältnisse hatte sie recht lange geschlafen.
„Geh nicht“, murmelte Jongin als sie aufstand.
„Wir haben nichts mehr im Kühlschrank, ich muss einkaufen.“
„Wieso holst du nichts aus dem Dorm?“, fragte er.
„Gute Idee“, erwiderte sie, ohne ihm zu sagen, dass es ab Montag wieder ihre Aufgabe war für das Dorm einzukaufen und sie bezweifelte, dass Youngjun dafür Zeit gefunden hatte in den letzten Tagen.
Sie zog sich also an, nahm ihre Handtasche mit, was Jongin zum Glück nicht sah, denn sonst hätte er sie gefragt, für was sie die Handtasche bräuchte.
Die Amerikanerin kam in den EXO Pit und sah wie Chanyeol und Sehun vor dem Laptop saßen.
„Guten Morgen, was macht ihr?“
„Wir schauen uns ein Video an, wie man Reis kocht“, erwiderte Chanyeol und Skye stutzt.
„Bitte was?“ Skye liebte Reis und wirklich, so viel gab es da nicht verkehrt zu machen – vor allem nicht, wenn man koreanische Wurzeln hatte. Vielleicht sollte sie ein Gespräch mit den Eltern der beiden führen. Und den Großeltern.
Skye quetschte sich zwischen die beiden.
„Na dann zeigt mal.“ Vielleicht machte sie ja all die Jahre etwas falsch.
Sie begannen das Video von vorne. Man sah eine Menge Reis und wie viel Wasser man dazu geben sollte.
„Was soll das? ¼ Tasse? Welche Tasse? Wer benutzt denn Maßangaben beim Kochen? Man benutzt den Finger! Man gibt Wasser über den Reis und steckt seinen Finger rein“, sie hob den Zeigefinger.
„Schaut euren Finger an!“ Erschrocken machten es die beiden Sänger es ihr nach und hoben den Zeigefinger.
„Also, man macht Wasser rein und das Wasser sollte dann bis kurz unter dieser Linie stehen, dann wird er perfekt. Nehmt kein Messbecher, dann hat man nur mehr zum Waschen und wer hat Zeit zum Waschen? Anyway … ihr habt doch eine Linie? Wenn nicht … keine Ahnung … geht zum Arzt… Tipp Nummer 1 … waschen den Reis mit einem Sieb. Say what?!“ Skye lachte, doch als sie begriff, dass es wohl deren Ernst war, verzog sie das Gesicht. So etwas hatte sie ja noch nie gesehen!
„Das macht man doch im Reiskocher, 2-3 Mal durchwaschen mit den Fingern, damit die Stärke rauskommt und dann wird das Wasser weiß … das Wasser im Video ist noch nicht mal weiß. So wäscht man doch keinen Reis! … Oh richtig … wir benutzen keinen Reiskocher …Tipp Nummer 2: Eine Brise …“ Skye konnte es noch nicht einmal aussprechen. Erschrocken blieben ihr die Worte im Mund stecken. Salz! Was?!
„Was zur Hölle? Und überhaupt, wieso benutzen die keinen Reiskocher? … Und seht ihr? Der Reis bricht auseinander, wieso rührt die den so brutal um?! Was tust du? Das bedeutet der Reis ist verkocht … toll … dieses Video hat 11 Millionen Aufrufe!“
Skye klappte den Laptop zu.
„Hört nicht auf so einen Quatsch. Nehmt den Reiskocher … und eure Finger – ihr habt einen Finger? Dann ist alles okay. Und auf gar keinen Fall Salz da rein … ekelig!“
Die beiden Sänger schauten sich an und fingen an zu lachen.
„Was?“ Skye empfand es als Unverschämtheit so ein Video auf Youtube zu stellen.
„Du bist Skye-Bap!“, kam es von Chanyeol und Sehun fing noch mehr an zu lachen. ‚Bap‘ war gekochter Reis, wie Bibim-Bap. Da fiel der Frau der Kiefer runter.
„Bitte was?!“
„Was?“, fragte Chen, der gerade aus dem Bad kam.
„Sie ist Skye-Bap!“, rief Sehun fröhlich. Chen hatte keine Ahnung was passiert war, doch fing er an zu grinsen.
„Süß.“
„Nicht süß!“, beschwerte sich Skye und ging zum Kühlschrank, auf der Suche nach etwas Essbaren.
„Hallo Echo?“, rief sie in die gähnende Leere.
„Okay, ich fahre einkaufen – Wünsche?“
Diese Frage würde Skye nie wieder stellen. Wünsche! Wie doof! Der Einkaufszettel wurde länger und länger, bis Skye beschloss das nicht mehr alleine bewerkstelligen zu können.
„Du kommst mit.“
„Ich?“, fragte Chen ungläubig.
„Ja.“
„Wieso ich?“
„Weil ich dich halbwegs gernhabe und die Chancen groß sind, dass ich dich nicht an der Autobahn festbinde … was bei manch anderen passieren könnte.“
Dabei legte sich ihr Blick auf Chanyeol und Sehun, die unschuldig wegschauten.
Natürlich trug Chen eine Kappe und einen Mundschutz, wobei Sonntagmorgens 10 Uhr wohl nicht die typische Zeit war für Idols um einkaufen zu gehen. Sie fuhren zu dem großen Lottemart, der ungefähr 10 Minuten mit dem Auto von der Fabrik entfernt war und nahmen sich zwei Einkaufswagen. Tatsächlich hatte Skye noch die Kreditkarte von SME für die EXO Einkäufe. Sie hatte vergessen sie abzugeben und niemand hatte sie darauf angesprochen.
„Skye … wirst du wieder unsere Assistentin?“
Sie hatte das Gefühl, dass Chen sehr aufmerksam war, wenn es um Kleinigkeiten ging.
„Vielleicht.“ Doch das reiche ihm als Antwort und fing an zu grinsen.
Sie schafften es noch mehr einzukaufen, als auf dem Zettel stand, ließen sich aber auch ihre Zeit und schlenderten plaudernd durch die Regalreihen.
Sie waren fast 1,5 Stunden weg gewesen und Chen hatte die anderen zum Helfen angerufen. Wenn Skye schon losfuhr um einzukaufen, konnten die anderen wenigsten beim Reintragen helfen. Eigentlich könnte sie sich gerade wieder hinlegen und spekulierte, dass wenn Jongin noch im Bett lag, sie sich einfach wieder dazu legen würde.
Doch sie fand ihn nicht im Bett, sondern am Esstisch und den Gesichtsausdruck gefiel ihr nicht.
„My sun and stars what’s wrong?“
Er hob einen Brief hoch.
„Was ist das?“, fragte sie.
„Deine Scheidungspapiere.“
Skye wurde schlagartig schlecht. Woher kamen die denn jetzt?
„Wo hast du die her?“
„Du streitest es noch nicht mal ab?“
„Du hast ein notariell beglaubigtes Schreiben in deinen Händen – was soll ich da abstreiten?“, erwiderte Skye. Für abstreiten war es jetzt wohl zu spät.
Jongins Mund schnappte auf, dann wieder zu. Skye ließ ihm seine Zeit.
„Du hast … du hast Jiyong geheiratet?!“
„In Vegas, sehr betrunken, verkleidet als der Joker und Harley Quinn, getraut von Batman.“
„Du hast ihn wirklich geheiratet.“
„Es hatte nichts zu bedeuten. Wir haben sofort die Scheidung eingereicht.“ Zumindest fast sofort.
Jongin stand auf und schüttelte den Kopf.
„Ich kann das nicht. Ich liebe dich, aber ich kann das nicht.“
„Wovon redest du?“
„Das mit uns, all diese Lügen.“
Skye wollte ihm sagen, dass sie nie gelogen hatte. Sie hatte nie gesagt ‚Ich bin keine Multi-Millionärin‘ oder ‚Ich habe nie Jiyong geheiratet‘, doch sie glaubte, dass diese Argumentation bei ihm im Moment nichts bringen würde.
„All das hat nichts mit uns zu tun. Was hat sich geändert seit du weißt, dass ich viel Geld habe? Was hat es mit uns zu tun, wenn ich vor zwei Monaten Jiyong geheiratet habe? Es war keine Hochzeit aus Liebe.“
„In jeder Hochzeit steckt ein Funken Liebe“, erwiderte er und ging zur Tür. „Ich denke wir sollten uns eine Auszeit nehmen.“
Skye verstand noch nicht so ganz was hier gerade passierte. Jeder hatte Geheimnisse, sicher auch Jongin. Er blieb noch kurz in der Tür stehen, doch Skye wusste, dass wenn sie jetzt den Mund aufmachen würde, nur etwas rauskäme, was sie betreuen würde. Schließlich fiel die Tür hinter ihm zu.
Skye wartete ungefähr 10 Sekunden und griff dann zum Telefon.
„Meine Lieblings-Ex-Frau“, ertönte es am anderen Ende der Leitung.
„Wann warst du bitte hier und wieso hast du Jongin unsere Scheidungspapiere gegeben?“
Jiyong stutzt und gab nicht direkt eine Antwort.
„Ich hatte geklopft, keiner hat aufgemacht und dann habe ich den Umschlag durch die Tür geschoben“, erwiderte er schließlich.
„Super, sehr toll.“
„Hey, ich kann nicht wissen, dass er an deine Post geht.“
„Ist okay, bye.“
Bevor sie etwas sagte, was sie vielleicht bereuen würde, legte sie auf.
Sie weinte nicht, nicht wegen so was, nicht wegen einem Kerl, nicht nach all dem was sie durchgemacht hatte, doch sie war sauer. Skye wusste, dass es nicht wirklich Jiyongs schuld gewesen ist, was das Ganze nicht besser machte. Hätte sie es Jongin sagen sollen? Nein. Nein, nein, nein. Vielleicht irgendwann, in sechs Jahren, nach einer halben Flasche Tequila. ‚Übrigens, habe ich dir eigentlich schon erzählt wie ich den Joker geheiratet habe? Und Batman hat uns getraut!‘. Das war eine tolle Geschichte für so einen Abend, aber doch bitte nicht als Einstieg in eine frische Beziehung. Wenn sie jetzt acht Jahre verheiratet gewesen wären und würden jetzt in Scheidung leben meinetwegen, aber nicht wegen einer Hochzeit, die im Suff entstanden war. Super, und ab Morgen wäre sie wieder EXOs Assistentin. Seufzend ließ sich die Amerikanerin auf ihren Teppich fallen.
Skye hatte keine Ahnung wie lange sie da so lag. Mia hatte ihr gesagt, dass sie heute Abend kommen könnte um sich die Super Show anzuschauen, aber ansonsten sollte sie sich frei nehmen, bevor morgen ‚der Ernst des Lebens‘ wieder anfing. Deswegen hatte sie sich nicht unter Druck gefühlt aufzustehen. Sie lag dort, starrte die Decke an und hatte ihr Gehirn ausgeschaltet – temporär – als es an der Tür klingelte.
Eigentlich wollte sie gar nicht aufstehen, aber vielleicht war es auch Jongin, der sich entschuldigen wollte, weil er überreagiert hatte. Nie im Leben, aber die Hoffnung starb bekanntlich als letztes. Vor ihrer Tür fand sie einen Baum, einen Kirschbaum um genau zu sein – recht klein allerdings. Fynn streckte seinen Kopf über das Bäumchen.
„Hi?“, sagte Skye.
„Hi, Noah hat irgendwas von ‚Anzahlung‘ gesagte – keine Ahnung was genau er meint, aber bitte sehr.“
Damit stellte er den Baum ab und wollte sich schon zum Gehen abwenden.
„Warte, was soll ich denn im Flur damit?“
„Keine Ahnung.“ Und dann ging er einfach. Skye rief ihm nach, doch das störte den Mann recht wenig. Wenn heute noch irgendetwas passieren würde, würde sie Amok laufen.
Zwar hätte sie den Baum hochtragen können, so schwer war er nicht, aber ihr ging es ums Prinzip und sie war eh angesäuert, Logik spielte heute keine Rolle mehr. Was tat sie also? Ganz klar, sie trug den Baum zu Noah.
„Will ich wissen was du da tust?“, fragte sie Taehyung im Hof, der ihr entgegenkam.
„Nein“, erwiderte sie nur und lief weiter. Über die Straße, um die Ecke, wieder über die Straße, am Concierge vorbei, in den Fahrstuhl.
Skye stellte den Baum vor der Tür ab, klingelte und tatsächlich machte Noah ihr auf – lediglich mit einem Morgenmantel begleitet, aber hey, es war ja gerade mal 12:45.
„Hi Liebes, toller Auftritt gestern – sehr theatralischer Abgang in der Bar – hast du super gemacht.“
„Ich wusste nicht, dass ich den Garten in Einzelteilen geliefert bekomme.“
Noah schaute auf den Baum, als würde er ihn jetzt erst sehen.
„Ich dachte Fynn hat ihn dir vorbeigebracht?“
„Ja, hat er und ihn mir einfach in den Flur gestellt!“, beschwerte sie sich.
„Komm erst mal rein – willst du deinen Gin mit Tonic oder ohne?“
„Ich will keinen Gin!“
„Okay, dann eben Rum …“
Sie folgte ihm in die pompöse Wohnung und fand Fynn vor einem Laptop sitzen.
„Fynn, du kannst ihr doch nicht einfach den Baum in den Flur stellen“, meinte Noah, wobei an seinem Ton hören konnte, dass er sich dem ernst der Lage nicht bewusst war. Er wusste ja auch noch nicht wie Skyes allgemeine Laune heute so war.
„Na ja, wenn das zornige Mädchen genug Kraft hatte das Ding einen halben Kilometer zu schleppen, hätte sie es vermutlich auch auf das Dach schaffen können“, erwiderte der Schwede unbeeindruckt. Theoretisch hatte er Recht. Doch wie gesagt, Logik zählte heute nicht.
„Darum geht es nicht, Skye ist unsere Freundin. Komm, geh doch noch mal mit ihr rüber.“
Nun schaute Fynn doch mal vom Laptop auf, Entsetzen stand in seinem Gesicht. Skye hingegen grinste dezent.
„Aber Skye, gut das du hier bist. Ich habe gehört du kannst fotografieren?“
Bei Noah war es immer eine Gradwanderung wie sich die Dinge entwickelten. Alles konnte die richtige oder falsche Antwort sein, je nachdem auf was er es abgesehen hatte.
„Ja und nein.“
„Ja und nein?“
„Je nachdem was du willst…“
Da hatte Fynn den Groll schon wieder vergessen und fing fröhlich an zu lachen, was Noah ignorierte.
„Ich hatte überlegt ein Fotobuch zu machen, mit Aktbildern von mir. Wenn du die Bilder von mir schießen würdest, wie hoch wäre der Preis dafür?“
„Unbezahlbar“, erwiderte Skye.
„Eine Eins mit wie vielen Nullen ist das?“
„Fynn, hilf mir!“, bat Skye.
„Hey, du hattest deinen Baum und hast ihn her gebrach, du bist an deinem Schicksal selbst schuld.“
Auch wahr, aber wie gesagt, heute war alles anders.
„Nein, Spaß bei Seite … wobei, wenn du willst posiere ich nackt für dich…“
„Noah“, stöhnte Skye genervt und peilte schon die Tür an.
„Jedenfalls will Mia mit Donghae – und natürlich mit meiner Hilfe – eine Kunstgalerie eröffnen, in denen Bilder von nicht professionellen Künstlern ausgestellt und verkauft werden sollen. Nennen wir es bezahlbare Kunst. Ein Teil des Erlöses soll an Kunstförderungen gehen und natürlich erhält der Künstler auch seine Gage.“
Sie wollte ihm jetzt nicht unter die Nase binden, dass sie das alles schon wusste, nur war es damals noch in der Planung gewesen und seither hatte sie nicht mehr von Mia gehört gehabt.
„Wir würden es schön finden, wenn du eine unserer Künstlerinnen werden würdest. Kannst du uns vielleicht ein Portfolio zusammenstellen mit ungefähr 20 Bildern?“
„Habe ich schon.“
„Hast du schon?“, fragte er verwirrt.
„Ja so vor …fünf Wochen.“
„Und ich dachte du wärst meine Idee gewesen! Ich wollte Mia und Donghae überraschen.“
„Oh mein Lieber, ich glaube da musst du früher aufstehen“, sagte sie grinsend und klopfte ihm auf die Schulter.
Fynn lief neben Skye zurück in die Fabrik.
„Zorniges Mädchen – was ist heute los mit dir?“
Skye-Bap. Zorniges Mädchen. Hatte sonst noch jemand einen Spitznamen für sie parat?
„Nichts.“
„Es sieht nicht aus wie nichts.“
„Das würdest du nicht verstehen.“
„Ich will es auch nicht verstehen, nur wissen.“
Fynn sah ihren genervten Blick durch das Geäst nicht.
„Okay, also stell dir vor du hast seit Neuem eine Freundin und du findest heraus, dass sie ihren Ex-Freund, als sie noch zusammen waren versteht sich, auf einer Halloweenfeier in Las Vegas völlig betrunken geheiratet hat. Aber als ihr zusammen gekommen seid war sie schon nicht mehr mit ihrem Ex zusammen und die Scheidung war schon am Laufen, weil es … a drunken marriage war und weil es nichts groß bedeutet hat. Wenn sie dir nichts von der ganzen Sache erzählt hätte, wärst du dann sauer?“
Und schon bereute der Schwede, dass er gefragt hatte.
„Von dem Ex oder der Hochzeit?“
„Der Hochzeit.“
Er überlegte kurz.
„Keine Ahnung. Wenn wir noch nicht lange zusammen sind und es war wirklich nur eine Hochzeit, die aus dem Suff entstanden ist, wahrscheinlich nicht. Wenn sie es mir erzählt hätte, hätte ich vielleicht auch schlecht über sie gedacht.“
„Danke“, erwiderte Skye nur und hielt ihm die Tür auf.
„Oh hi Skye! Hilfst du mir gerade?“, fragte Mia die so viele Wasserflaschen in der Hand hatte, dass vorherzusehen war, wie das früher oder später ausgehen würde. Skye eilte ihr entgegen und nahm ihr ein paar Flaschen ab.
Gemeinsam gingen sie die Bühne und die Hebebühnen ab, um die Flaschen zu platzieren.
„Du bist ausgesprochen ruhig“, bemerkte die Deutsche.
„Ich glaube Jongin hat Schluss gemacht.“
Mia fing an sich zu verschlucken.
„What?!“
„He found out about Vegas.“
Mia verzog das Gesicht und Skye erzählte wie es dazu kam.
„Soll ich Youngjun sagen, dass ich dich noch weiter brauche?“ Schließlich sollte Skye morgen wieder die Assistentin von EXO werden und vielleicht könnte Mia sie für ein paar Wochen retten, doch die Amerikanerin schüttelte den Kopf.
„Nein, ich kann ihm nicht ewig aus dem Weg und wir haben ja zumindest offiziell immer noch eine Beziehung und ich ziehe das auch durch.“
Sie hatte ihre Beweggründe nicht vergessen und sie konnte auch nicht wirklich auf Jongin sauer sein. Ein wenig, ja, aber nicht viel. Sie erwartete schließlich auch nicht, dass er sein komplettes Leben vor ihr ausbreitete, doch es konnte sein, dass sie dazu eine andere Einstellung hatte.
„Okay … aber du weißt, ein Wort und ich sage ich nehme dich mit nach Portugal.“
„Super, da sitze ich dann mit Siwon in einem Schloss. Tolle Idee.“
Die beiden fingen an zu lachen, als jemand nach Mia rief. Sie saßen noch immer in den Gängen unter der Bühne und streckten gleichzeitig die Köpfe durch die Öffnung der Hebebühne.
„Schau mal! Wie Lemminge!“, rief Eunhyuk und die anderen fingen herzlich an zu lachen.
Noch ein Spitzname. Skye-Bap – das zornige Lemming-Mädchen.
Um ehrlich zu sein konnte Skye die Super Show nicht richtig genießen und sie war froh darum, dass sie nicht im VIP Bereich saß. Sie hatte sich im hinteren Stehbereich hingestellt und lehnte an der Wand.
Mia hatte die junge Frau immer im Auge. Sie verstand wie Skye sich fühlte. Als sie und Kyuhyun sich damals getrennt haben war es auch komisch gewesen mit ihm zusammen zu arbeiten. Wobei die S-kai Situation noch einmal eine andere war, weil sie offiziell als Paar galten. Sie mussten zusammen ausgehen und wenn er sich nicht dazu entschließen würde es seinen Bandkollegen zu sagen, müssten sie Zuhause das Rollenspiel ebenfalls aufrechterhalten. Als EXO noch im alten SuJu Dorm gewohnt hatten ging das vielleicht noch, doch jetzt, da sie alle im gleichen Haus wohnten, war es eigentlich nicht möglich. Mia sah schon die Katastrophe. Kai sagte er gehe zu Skye, Skye kommt eine halbe Stunde später ins Dorm und fragt wo Kai ist. Super. Oder Alle dachten Kai wäre bei Skye und dann sehen sie wie Skye in den Hof fährt. Mia bekam allein schon vom Nachdenken Kopfschmerzen.
Ryeowook, der während Eunhyuks und Donghaes Solo neben Mia stand, bemerkte ihren Blick.
„Haben wir etwas falsch gemacht?“, fragte er vorsorglich.
„Diesmal nicht“, erwiderte die Deutsche.
Es war der dritte Konzerttag für Super Junior und ihre Batterien waren ziemlich runtergefahren. An eine große Feier war gar nicht zu denken und so gingen sie nach der Show mit den involvierten Leuten essen. Skye hatte keine Ahnung wie viele es tatsächlich waren, aber sie ging von ungefähr 60 Leuten aus. Sicherlich hatten noch viel mehr Leute mitgewirkt, doch wahrscheinlich wollten manche nur noch nach Hause und schlafen.
Mia und Skye saßen bei Super Junior am Tisch, gemeinsam mit ein paar Backgroundtänzern. Skye hatte nicht wirklich Appetit, doch merkte sie, wie Mia öfters zu ihr schielte und aß zumindest ein wenig. Nach und nach löste sich die Gruppe auf und irgendwann, gegen 1 Uhr, waren sie nur noch 20 Leute. Mia war tief im Gespräch mit Leeteuk und Skye nutzte ihre Chance und setzte sich zu Kyuhyun und Heechul.
„Ihr müsst mir einen Gefallen tun“, begann sie.