Es war fast Mitternacht als die Truppe wieder in der Fabrik einfiel und Skye wollte nur schlafen. Die kommenden Tage würden voll sein von Meetings, am Freitag war dann Sehuns Geburtstag und der Flug nach Taipei, also würden sie am Donnerstag rein feiern. Langweilig würde es jedenfalls nicht werden.
Sie ließ sich auf die Couch fallen, da klopfte es. Diesmal nicht an der Tür. Fragend schaute sie sich um und entdeckte dann Fynn vor dem Fenster mit der Feuerleiter.
„Du kennst Türen?“, fragte sie, als sie das Fenster hochschob.
„Ja, aber ich dachte, dass du vielleicht nicht willst, wie jemand sieht, dass sich ein Mann nachts zu dir schleicht während die Welt da draußen denkt, dass du mit Kai zusammen bist.“
„Fair enough.“
Sie ließ ihn in die Wohnung und bemerkte eine Tasche in seiner Hand.
„Ich habe deine Sachen geholt.“
„Danke …“
„Was?“ Sie schaute so skeptisch, als würde eine Schlange aus der Tasche springen.
„Sag jetzt nicht, dass du dich in mich verliebst und deshalb anfängst nett zu mir zu sein.“
Fynn fing fröhlich an zu lachen.
„Eigentlich bin ich nett, was du wüsstest, wenn du nicht so eine Zicke wärst.“
„Bitte was?!“ Da bleib Skye der Mund offenstehen.
„Ich bin keine Zicke! Du hast bei unserem ersten Treffen praktisch gedroht mich umzubringen!“
„Du hättest eine russische Spionin sein können! Du bist kein, zierlich und blond … wobei das klein eigentlich kein Russending ist … du bist wirklich ziemlich klein … selbst für koreanische Verhältnisse … hattest du als Kind Mangelerscheinungen?“
Skye nahm ihm die Tasche ab, nur um ihn damit zu hauen.
„Ich glaube ich spinne!“
Schützend hob er die Arme, nicht das er wirklich Angst vor Skye hätte. Schließlich packte er sie an den Armen.
„So you gonna get out of these clothes or what?“
Jongin war auf dem Weg um Skye abzuholen. Mia hatte sie zu einem Doppel-Date-Frühstück in Haru & OneDay zitiert. Irgendwas mit ‚Besonders in schweren Zeiten müsst ihr Zusammenhalt zeigen‘. Er lief den Gang entlang und sah diesen Freund von Noah über den Hof schlendern. Nein, er wollte nicht wissen, was er so früh hier schon machte.
Er kam vor Skyes Tür zum Stehen und ihm fiel ein, dass er ja keinen Code mehr hatte. Gerade als er ansetzen wollte zu klopfen, öffnete Skye die Tür. Sie hatte ein hellblaues Kleid an, mit einem ausufernden Rock. Der Rock ging bis kurz über die Knie und man sah ihre Tattoos. Es war nicht schlimm in Korea, doch mit den bunten Haaren sah sie sehr badass aus. Und sexy.
„Können wir?“
Ihre Frage holte ihn aus seinen Gedanken und er nickte.
Der Van stand bereit. Zuerst fuhren sie zu Mia und Donghae um sie abzuholen. Sie hatten zwei Sicherheitsleute dabei.
„You look amazing!“ Mia hielt Skye an der Hand und brachte sie dazu sich zu drehen.
„Isn’t she adorable?“, fragte sie an Jongin gewandt, der nur kurz nickte.
Das Personal war in totaler Alarmbereitschaft. Das der Chef kam war sorgte schon immer für Trubel, doch nun war auch noch Jongin dabei und Mia und Skye, die unbewusst viele Bewunderer im Netz gefunden hatte. Seit der Attacke auf sie, haben viele ihre offene Art gut gefunden, auch wenn es natürlich Leute gab, die der Meinung waren, dass man über solche Sachen nicht so öffentlich zu sprechen hatte. Doch genau das kritisierte Skye, dass zu vieles totgeschwiegen wurde, dass immer noch so viel im Verborgenen passiert, weil es sich nicht schickte darüber zu sprechen.
Tatsächlich hatte sie keine Ahnung, wann die erste Anhörung sein würde. Einerseits wollte sie, dass die beiden Frauen ihre gerechte Strafe bekamen, andererseits fürchtete sie sich etwas davor ihnen gegenüber zu stehen. Nicht weil sie Angst hatte, sie könnten Skye etwas antun, sondern eher davor was Skye ihnen gerne antun würde. So viel zum Thema Tacker.
Sie saßen praktisch an dem Zugang zur Küche. Ein Fluchtweg, wenn man so wollte. Auch wenn es kein offizieller Besuch von Donghae war, so sprach es sich doch schnell herum und mindestens genauso schnell wurde verbreitet, dass auch Jongin hier war.
Skye war im totalen Madagaska-Modus: Süß und knuddelig aussehen.
Mia und Skye unterhielten sich über Haare, Donghae und Kai über Baseball.
„Kai! Was hältst du von Skyes neuer Haarfarbe?“, fragte Mia und der Jüngere schreckte auf.
„Es sieht hübsch aus“, sagte er.
„Danke“, erwiderte Skye.
„Ich bringe euch beide um“, kam es von Mia. Donghae hielt sich da raus, was wahrscheinlich das Schlauste war, was er tun konnte. Skye wäre gerne Donghae an diesem Tisch gewesen.
„Was ist aus ‚Sex wie eine Offenbarung‘ und eine ‚Schmetterlingzucht im Bauch‘ geworden?“ Mia sprach leise, was ihren Ton nicht minder gefährlich machte.
„Offenbarung?“ Jongin grinste süffisant.
„Ich streite nicht ab, dass du zumindest dafür zu gebrauchen bist.“ Da erstarb das selbstgefällige Grinsen.
„Mia, weiß Donghae alles über dich?“
Mia schaute zu ihrem Ehemann, der sie erwartungsvoll anschaute.
„Hell oh no! And believe me cupcake, the things you don’t know you don’t wanna know“, sagte Mia lachend.
„Das ist was anderes, das sind bestimmt Jugendsünden, als du 14 warst“, meinte Jongin.
„Nein Schatzi, das sind Dinge die hier in Korea passiert sind bevor Donghae und ich ein Paar waren“, korrigierte Mia. Jongin wusste darauf jetzt auch nichts mehr zu sagen, dafür bekam Donghae einen roten Kopf.
„Was für Geheimnisse hast du vor mir?!“
„Glaub mir, willst du nicht wissen.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch.“
„Nein.“
„Doch!“
Nun lehnte sich Mia zu ihm rüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Donghaes Kopf wurde nur noch roter. Er schlug sich die Hände auf die Ohren und stand auf.
„Lalalalalalala“, machte er und verschwand in der Küche.
„I’ve told you!“, rief Mia ihm nach
„Siehst du. Nur weil man mit jemand zusammen ist und ihn liebt und vieles mit diesem Menschen teilt, heißt das nicht, dass man alles übereinander wissen muss. Über manche Dinge will man einfach nicht reden, andere Dinge empfindet man nicht als wichtig genug. Wenn Donghae damals das gewusst hätte, was ich ihm eben erzählt hätte, wären die Chancen gut, dass wir niemals zusammengekommen wären. Wäre es das wert gewesen? Wegen einer Sache, die ich getan habe, die ihn eigentlich nichts angeht und nur dazu geführt hätte, dass er vielleicht ein anderes Bild von mir gehabt hätte.“
Jongin schwieg einen Moment. Skye fand sich endlich verstanden und würde nur zu gerne wissen, was Mia Donghae zugeflüstert hatte.
„Ich denke trotzdem, dass hier unsere Meinung weit auseinander gehen und nicht mit meinen Idealen vereinbar sind“, erwiderte Jongin schließlich.
Mia seufzte, Skye ignorierte und Donghae steckte den Kopf aus der Küche.
„Ist das wirklich wahr?!“
„Nein, aber wenn es wahr gewesen wäre, hättest du es wissen wollen?“, fragte Mia zurück.
„Auf gar keinen Fall!“, erwiderte Donghae entschlossen und verschwand wieder in der Küche.
„Es war wahr“, flüsterte Mia ihnen zu. Die Amerikanerin fing fröhlich an zu lachen und Jongin fiel alles aus dem Gesicht.
„Kein Wort zu ihm“, drohte ihm Mia.
Skye war froh, als das Treffen vorbei war und sie in der Akademie ankamen. Jongin ging ins Studio und Skye ging zu SME um dem Konzept Meeting beizuwohnen. Mimi und Neyo waren bei dem Meeting dabei und bewiesen einen guten Geschmack. Verrückt, aber gut.
Nach dem Meeting hielt Youngjun sie kurz an.
„Skye, bitte werde nicht böse.“
„Irgendwie ist das keine gute Eröffnung“, erwiderte sie und der Manager seufzte.
„Ich weiß nicht was mit dir und Kai los ist, aber so möchte ich euch nicht auf ein Konzert lassen. Du wirst nicht mit nach Taipei kommen und dich hier um das Comeback kümmern.“
„Okay.“
„Okay?“ Youngjun hatte das Gefühl auf den Arm genommen zu werden. Zuerst kündigte sie ihren Job, weil sie nicht auf die Konzerte mitdurfte und nun war es okay? Da sollte einer schlau aus den Frauen werden.
„Ja, ist mir ganz Recht. Ich kümmere mich gerne um das Album“, sagte sie, lächelte dabei auch noch und ging dann weiter. Youngjun verstand die Welt nicht mehr.
In der Akademie war Jongin im Tanzstudio, während Baekhyun, Chen und Suho im Aufnahmestudio waren.
„Du darfst nicht mit?!“
„Nein, wirklich, es ist okay. Ich denke es ist besser, wenn Kai und ich etwas Abstand bekommen. Ich will nicht, dass ihr in unser Drama mit reingezogen werdet“, erklärte sie. EXO als Band hatte damit nichts zu tun und sie wollte ihnen nicht unnötig Stress machen. Trotzdem wirkten sie enttäuscht.
„Wenn du dabei bist, ist es wenigstens nicht so langweilig“, meinte Suho. „Du schaust auf was wir Lust haben.“
Da hatte er wohl Recht.
Im Studio gab es nicht viel für Skye zu tun, allein schon, weil sie einen Teufel tun und sich in Jongins Song einmischen würde. Essen wollten die Herren auch nicht, denn das könnte ja auf die Stimme schlagen und so hatte Skye wirklich nicht viel zu tun. Die paar Mails waren schnell weggearbeitet und in weiser Voraussicht hatte sie ihr Kindle dabei. Skye liebte eigentlich richtige Bücher, wie sie rochen und wie sich das Papier zwischen ihren Fingern anfühlte, doch sie sah auch, dass eBook-Reader praktisch waren. Sie waren handlich und leicht und es würde keine Seite umknicken, nur weil man das Buch in der Tasche hatte. Skye war so viel unterwegs gewesen, dass sie sich kaum noch richtige Bücher holte – außer Harry Potter wurde in der Gryffindor-Edition neu aufgelegt, das holte sie sich natürlich. Das waren aber auch keine wirklichen Unkosten gewesen … andererseits, was war bei ihrem Kontostand tatsächlich noch als Unkosten zu bezeichnen?
Normalerweise las Skye gerne düstere Fantasy, aber auch gerne so Dinge wie Dan Brown. Sie mochte Bücher, bei denen man nicht nur eine interessante Geschichte erzählt bekam, sondern auch noch etwas lernen konnte. Und dann mochte sie ‚Vampire Academy‘. Eigentlich war es für ihren normalen Geschmack zu kitschig, doch sie hatte auch Twilight (allerdings ausschließlich die Bücher, Skye war der Meinung, dass Robert Pattison aussah wie Mr Burns von den Simpsons) gemocht und die Sookie Stackhouse Reihe (als Serie: True Blood) und als Serie auch ‚The Vampire diaries‘ (eine der wenigen Serien, wo sie mit den Büchern überhaupt nichts hat anfangen können) und ‚The Originals‘. Kurz gesagt: Skye mochte Vampire. Ob sie glitzernden oder explodierten.
Bei ‚The Vampire Academy‘ gab es drei verschiedene Vampire, mitunter Dhampire, die praktisch nur Halb-Vampire waren und eigentlich dazu da waren die adeligen Vampire zu beschützen. Rose Hathaway war so ein Dhampir und Skye mochte sie. Sie war lustig und hatte eine große Klappe und konnte andere vermöbeln. Die Reihe bestand aus sechs Büchern. Es war keine anspruchsvolle Literatur, dafür eine amüsante. Game of Thrones war zwar toll geschrieben, aber teilweise streckte es sich schon. Bei Vampire Academy war irgendwie immer etwas los. Die ersten zwei Bücher gehörten nicht zu Skyes Lieblingen. Gut, Teil 1 war wichtig wegen den ganzen Erklängen und ohne Teil 2 würde Teil 3 nicht immer Sinn ergeben, aber die eigentliche Action fing in Teil 3 an. Teil 4, ‚Blood promise‘, war Skyes Lieblingsteil. Es gab auch eine Fortsetzung der Vampire Academy, praktisch dann mit der nächsten Generation. Skye hatte die ersten 50 Seiten gelesen und es dann weggelegt, es war nicht das gleiche, es war nicht Rose und Dimitri und Adrian.
Die Stunden zogen vorbei und irgendwann musste sie Rose und Dimitri zur Seite legen.
„Also ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich sterbe vor Hunger.“
Die meisten waren noch in der Akademie, entweder im Ton- oder im Tanzstudio und sie beschlossen sich eine Pause zu gönnen.
Es gab eine Ecke in der Akademie, wo die Zettel von Lieferservicen gesammelt wurden und meine Güte waren es viele! Und natürlich wollte jeder etwas anderes essen und selbst wenn sie das Gleiche wollten, dann wollten sie es von unterschiedlichen Restaurants. Skye war es eigentlich völlig egal wo sie Essen bestellten, solange sie bald Essen bestellten. Sie hatte Hunger und je schlimmer das wurde, umso schlimmer ihre Laune und sie wurde gerade in Selbstverteidigung unterrichtet. Wenn sie müsste, würde sie alle bewusstlos schlagen.
Natürlich endete es in einem Spiel und zwar die Reise nach Jerusalem. Die Sänger schwärmten aus um Stühle zu suchen.
„Können wir nicht einfach Namen ziehen?“, fragte Skye wehleidig.
„Das macht doch keinen Spaß“, kam es von Chanyeol. Er grinste und klopfte Skye auf die Schulter.
Angetrieben vom Hunger fackelte Skye gar nicht lange rum. Sie schubste, stellte Beine und beschlagnahmte zwei Stuhle. Sehun stürzte zu Boden und hielt sich den Arm.
„Das war ein Foul!“, beschwerte er sich.
„Wenn du dich von 45 Kilo Kampfgewicht ins Aus befördern lässt hast du es nicht anders verdient“, bemerkte Suho.
„Hey, ich habe fast 50 Kilo“, stellte Skye klar.
„Oh ha, Schwergewicht in der Hobbitklasse“, scherzte Chen und bekam von Skye gerade den Stuhl unter dem Hintern weggezogen.
Am Ende waren nur noch Suho, Chanyeol und Skye übrig.
„Ich mache euch einen Deal. Wenn ihr jetzt aufgebt lasse ich Chen bestellen, wenn nicht, dann werde ich bestellen“, meinte Skye bevor es in die nächste Runde ging.
„Wer sagt denn, dass du gewinnst?“, fragte Suho lachend.
„Mexikanisch?“, fragte der Chor als Skye gewonnen hatte. Natürlich hatte sie gewonnen. Sie war hungrig, sie kannte keine Regeln.
„Ja, mexikanisch. Ihr hättet die Chance gehabt auf etwas, das ihr tatsächlich wollt, ihr habt mich unterschätzt, das ist eure Strafe … leckere Strafe, aber Strafe.“
Da die Sänger keine Ahnung von mexikanischem Essen hatten, bestellte Skye für alle. Es gab Fajitas, Empanadas, Nachos mit Hackfleisch und Gemüse, Quesadillas und natürlich Tacos und es schmeckte ihnen!
„Ich glaube nicht, dass das auf unserem Diätplan steht, aber es ist super gut!“, lobte Chen, der Vertrauen in Skye hatte.
„Skye, du hast eine neue Aufgabe: Jede Woche stellst du uns ein anderes Land vor … kulinarisch“, beschloss Suho. Jongin hingegen beobachtete argwöhnisch wie gut Skye sich mit den anderen verstand. Er hatte ihnen reinen Wein eingeschenkt, weil er es als lästig empfand so zu tun als wären sie zusammen, wenn sie es nicht waren und objektiv vertraute er seinen Bandmitgliedern auch, aber irgendwie hatte er nicht gedacht, dass es die anderen näher an Skye bringen würde. Nun sah er in jedem einen potentiellen Konkurrenten, was Blödsinn war, denn schließlich hatten sie Schluss gemacht. Sie konnte tun was sie wollte … nur nicht mit einem seiner Bandkollegen.
Tatsächlich war es so, dass die anderen sich bisher nur bis auf gewisse Distanz genähert hatten, eben weil sie Jongins Freundin war und sie hatten so einen Pakt, dass keiner sich an die Freundin des anderen heran machte. Nun war sie nicht mehr seine Freundin und Skye wurde als Frau wahrgenommen. Eine kleine, zierliche, hübsche, westliche Frau. Das empfand zumindest der ein oder andere doch als interessant.
Als Skye nach Hause fuhr, waren die anderen noch im Studio, zumindest ein paar, doch waren sie keine Kinder und sie kein Babysitter. Sie würden wohl schon den Weg nach Hause finden.
Sie wollte sich gerade wieder Rose und Dimitri zuwenden. Sie war gerade an so einer schönen Stelle. Am Ende von Teil 3 wurde Dimitri zu einem Strigoi, einem bösen Vampir, und in Teil 4 zog Rose los um ihn zu töten, denn alles war besser als ein Strigoi zu sein. Sie schmiss die Schule und ging nach Russland um ihn zu suchen. Dabei landete sie bei seiner Familie, seiner Mutter und seinen drei Schwestern, die noch nichts von seiner Transformation zum Strigoi wussten. Für Dhampire war es egal ob richtig tot oder untot und Rose erzählte ihnen auch nichts von ihrem eigentlichen Plan. Sie hatten eine Trauerfeier für Dimitri und nahmen Rose schnell in ihrer Mitte auf, so dass sie Rose anboten bei ihnen zu bleiben. Sie könnte sich damit abfinden, dass Dimitri wirklich weg war, einen Job finden, eine Familie haben und Geschwister und es war wirklich verlockend. Skye hätte das auch verlockend gefunden. Doch natürlich konnte sie nicht bleiben und Skye hätte es auch nicht gekonnt.
Kaum hatte sie sich auf ihrem Sofa niedergelassen, klopfte es an der Tür. Die Amerikanerin hob nur leicht den Kopf, als könnte sie jemand sehen und dachte sich, wenn sie ganz ruhig bleiben würde, dass derjenige vor der Tür schon weggehen würde.
„Skye! Wir wissen das du da bist!“, hörte sie Taehyung und rollte mit den Augen.
Sie fand Tae, Jimin und Namjoon vor ihrer Tür.
„Wie kann ich behilflich sein?“
„Wir machen einen Filmeabend“, sagte Namjoon und holte hinter dem Rücken einen Stapel DVDs hervor.
„Schön.“
„Hier“, definierte Jimin.
„Wieso?“, fragte nun Skye.
„Weil Jungkook seine Freundin da hat“, begann Jimin.
„Und die machen Geräusche“, beendete Taehyung den Satz.
„Nicht das wir etwas gegen die Geräusche haben, wenn … wir sie machen … aber anderen dabei zuzuhören ist irgendwie komisch“, erklärte Namjoon.
„Wieso sind die nicht im Love Apartment?“ Schließlich hatte Mia genau für solche Fälle dort Wohnungen eingerichtet.
„Hey, wieso gehen wir nicht ins Love Apartment?“, schlug Jimin vor und es war Skye auch lieber, als all diese Kerle hier sitzen zu haben. Skye wollte gerade die Tür wieder schließen, da stellte Namjoon seinen Fuß in die Tür.
„Wer hat gesagt, dass du nicht mitkommst?“
Die Amerikanerin seufzte.
„Okay, zeig mal was du da an Filmen hast …“
Und so kam es, dass Skye mit drei Kerlen sich in eines der Love Apartments auf machte. Es war okay, Namjoon hatte den Jurassic Park vom letzten Jahr, den Skye nur halb gesehen hatte. Sie mochte so Filme für zwischen durch, nicht so anstrengend, wenn auch pädagogisch völlig unbrauchbar. Wenn sie Regisseur wäre, würde sie Kinder, die nicht auf die Anweisungen ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten hören, generell sterben lassen. Dann könnte Mama im Kino sagen ‚Siehst du, die Kinder wären nicht vom Velocirapotor gefressen worden, wenn sie auf ihre Mutter gehört hätten‘. Bei Jurassic Park kamen diese ungehorsamen Kinder am Ende irgendwie noch lebend raus. Kinder dachten sich ‚Wenn ich nicht auf die Mama hören, klappt das trotzdem irgendwie‘. In so Filme würde sie mit ihren Kindern erst gar nicht rein gehen, weil sie völlig falsche Werte übermittelt bekamen. Skye würde eine tolle Mutter werden.
Sie liefen gerade den Flur entlang, als der Fahrstuhl sich öffnete und Jongin mit einer weiblichen Begleitung herauskam. Skye fror ein. Ja okay, sie hatte Fynn, aber sie legte ihn nicht so auf den Präsentierteller. Und sie ging mit ihm keine offiziellen Wege, zumindest nicht gemeinsam, wobei er meistens durch das Fenster kam.
BTS reagierten jedenfalls sehr viel schneller als Skye. Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie Taehyung den Arm um sie gelegt hatte und sich zu der Tür gedreht hatte, um sie zu öffnen.
„Also bis später … oder Morgen“, sagte Namjoon vielsagend und ging mit Jimin weiter in Richtung Fahrstuhl.
„Ah Jongin, hi“, sagte der Bandleader dann, als hätte er Jongin jetzt erst gesehen. Glücklicherweise hatte Jongin Skye vorher nicht gesehen und schaute nun nicht schlecht aus der Wäsche, als sie Arm in Arm mit Tae in dem Zimmer verschwand. Ihre Blicke trafen sich einen Augenblick.
Tatsächlich hatte Jongin es darauf angelegt von irgendjemand gesehen zu werden, der es dann an Skye weiter tratschen würde, doch sie war nur eine Freundin. Sie nun wiederum mit Taehyung zu sehen verpasst seinem Herzen einen ganz schönen Stoß.
Tae schloss die Tür hinter Skye. Sie war noch nie hier gewesen und war beeindruckt wie hübsch die Wohnungen doch eingerichtet waren. Andererseits sollten sie ja den Eindruck vermitteln bewohnt zu sein und so war es klar, dass eine Fernsehzeitung dort lag und lang haltbare Lebensmittel im Kühlschrank und den Schränken zu finden waren.
„Und nun?“, fragte sie und holte zwei Bier aus dem Kühlschrank. Taehyung grinste und zog Jurassic Park aus seiner Jackentasche.
„Hat Namjoon mir noch zugesteckt.“
„Ernsthaft wie schnell seid ihr eigentlich? Ich hatte die ganze Situation noch nicht geblickt und ihr wart schon voll in Action.“
Er zuckte nur mit den Schultern.
„Spontanität liegt uns im Blut.“
Anscheinend.