Mia und Donghae hatten es geschafft die letzten zu sein die duschen gingen und waren dann gemeinsam in Richtung Schlafzimmer gegangen.
„Weißt du, ich könnte mich daran gewöhnen dich in meinem Bett zu haben …“
Sie stupste ihn an und grinste.
Lange hielt der Schlaf nicht. Donghae musste um 7 Uhr aufstehen und sich fertig machen für den Rückflug, sobald er sich rührte war auch Mia wach.
„Schlaf weiter …“, flüsterte er.
„Jetzt bin ich wach … ich mach dir Frühstück.“
Somit war Mia sogar vor Hae aus dem Bett und verwundert schaute er ihr nach. Alle waren noch am Schlafen und in aller Ruhe machte sie ihm Frühstück. Mia machte Frühstück. Jeder der sie kannte sollte es zu schätzen wissen, ja, es war praktisch ein Liebesbeweis.
Der Tag heute würde sogar ganz nett werden. Lily, Lise und sie würden noch etwas durch die Stadt ziehen. Um 16:30 ging ihr Flieger nach Tokyo, Mia hatte dann Pyramidentraining, danach ein Meeting mit den Managern, dann würde sie die Welpen einsammeln und etwas Essen und dann Kyuhyun und Ryeowook zu Sukira begleiten – Teukie und Hyukie durften ja nicht.
Als Donghae runter kam war das Frühstück vorbereitet und Mias Kopf lag auf ihren Armen auf dem Tisch und sie war eingeschlafen. Grinsend beobachtete der Sänger seine Assistentin und wünschte er müsste nicht gehen.
Mias Schlaf war nicht tief und sie wachte bald wieder auf und verabschiedete sich dann von ihm. Wehleidig schaute sie aus dem Fenster und sah wie er in den Van einstieg.
Lily und Lise ließen nicht lang auf sich warten, sahen aber auch noch etwas geknickt von der Nacht aus. Sie waren die letzten Tage so im Stress gewesen, dass Mia bisher vergessen hatte Lily die ganzen Sachen zu geben, die sie für ihre Freundin geholt hatte. CDs, die Ice-Cream Kette zu ihrem Geburtstag und Magazine in denen sie war. Lily durchstöberte alles.
„Ich prophezeie dass ich dieses Jahr mit meinen 30 kg nicht hinkomme.“
Lily hatte Mia gefragt was sie aus Deutschland brauchte, doch die Bestellung hielt sich in Grenzen. Ihre Eltern schickten ihr die Vogue weiter und eigentlich bekam sie in Korea alles was sie brauchte. Allerdings gab es im Rewe so Knäckebrot mit Kürbiskernen und Käse – da es das einzige war, was Mia wollte, hatte Lily gleich 6 Packungen mitgebracht und Mia versteckte das Knabberzeug bei sich im Zimmer.
Sie ließen die anderen schlafen und machten sich auf ins COEX, mit der U-Bahn versteht sich, immerhin hatte Mia ihnen ja eine T Money Card geholt.
Mia mochte das COEX. Anfangs hatte sie sich verlaufen, weil die Gänge nicht symmetrisch waren und es schwer war ein richtiges Raster zu erstellen um nirgendwo doppelt umher zu irren. Natürlich wurde am Hello Kitty Laden angehalten, denn in Japan war das Zeug sau teuer und in Korea eigentlich recht günstig. Im COEX gab es einfach alles, sie hielten sogar im Kimchi Museum, auch wenn Mia kein großer Kimchi Fan war. Souvenirs wurden eingekauft, der CD Laden wurde gestürmt und Elektronikgeschäfte, Klamottenläden und alles was ihnen noch interessantes über den Weg lief. Es gab unheimlich viele Läden mit Dingen die, die Welt nicht brauchte, die auf eine merkwürdige Art und Weise aber total interessant und knuffig waren. Mia kaufte selbst einiges ein, es war irgendwie lange her, dass sie einkaufen gegangen war und immer wieder wurden sie aufgehalten weil man sie erkannte und nach Autogrammen gefragt wurde.
„Ich will nicht wissen wie es wäre wenn die Jungs hier durch laufen würden“, grübelte Lily.
„Katastrophal“, erwiderte Mia. Sie wurde ja nur gelegentlich angesprochen, doch bei den Welpen brach ja sofort die Panik aus.
Sie aßen noch zu Mittag in einem der unzähligen Restaurants und dann hieß es eigentlich auch schon Abschied nehmen.
Der Großteil der Jungs war zu Hause als die drei Mädels von ihrer Shoppingtour zurück kamen. Nachdem die Koffer umgepackt waren und das Taxi bereit stand verabschiedeten sich Super Junior von den Kurzurlauberinnen und Mia standen die Tränen in den Augen. Es hatte gut getan Deutsche Freunde bei sich zu haben, jemand der sie lange kennt, ein Stück Familie und Heimat.
„Oh übrigens, hier!“
Mia drückte Lily und Lise einen Umschlag in die Hand, der skeptisch betrachtet wurde.
„Ich hab euren Reiseverlauf studiert und mit dem Schedule von Dong Bang Shin Ki verglichen – ich hab euch Karten für das Konzert in Osaka versorgt.“
Ausgerastet! Komplett. Nachdem sich die beiden Mädels beruhigt hatten drückte Mia ihnen noch ein Päckchen in die Hand.
„Das ist für die Band, Deutsche Naschsachen und Koreanisches Trockenfutter, könnt ihr das ihnen bitte geben – ihr habt VIP Karten und Jaejoong weiß das ihr kommt.“
„Ist da etwas drin wegen dem wir am Zoll verhaftet werden können?“, fragte Lise skeptisch.
„Glaub nicht.“
„Du stellst die Kaution wenn wir ins Gefängnis kommen!“, forderte Lily.
„Okay“, stimmt Mia einfach mal so zu und dann hieß es wirklich Abschied nehmen.
Kurze Zeit später stand auch schon Big Mike vor der Tür und lud alle ein. Mia wurde bei der Turnhalle raus geworfen und der Rest fuhr zu einem Auftritt.
Das Training lief gut. Anfangs machten sie Shoulder Sit und Stands und als das einigermaßen klappte ging Mia zu den Elevators. Elevators waren das Grundelement der meisten Pyramiden. Zwei Bases standen sich gegenüber, zwischen ihnen war der Flyer, der sich mit den Händen auf den Schultern der Bases abstützte. Dann sprang der Flyer in die Hände der Bases, die dippten und hoben den Flyer auf Brusthöhe. So konnte man ziemlich stabil stehen. Der nächste Schritt wäre die Extension, bei der man noch mal kurz dippte und den Flyer dann über den Kopf hob. Soweit würden sie heute aber noch nicht gehen.
Mia und ihre Stunt Group machten es vor, sie erklärte die einzelnen Schritte, wann wer auf was zu achten hatte und alle waren ziemlich aufgeregt. Aus der Höhe konnte man sich schon das Genick brechen, wenn man sich doof anstellte.
Nach zwei Stunden Training hatten sie zumindest das Grundprinzip verstanden und der ein oder andere Flyer stand schon im Elevator, etwas wackelig aber immerhin.
Boa und Mia gingen beide in Richtung SM Town.
„Sind deine Freundinnen weg?“
„Ja, sie sich vorhin geflogen.“
„Vermisst du Deutschland?“
Mia fiel auf das sie das bisher noch niemand gefragt hatte, alle nahmen es so verständlich hin dass sie nun hier war und hier bleiben würde.
„Manchmal. Nicht Deutschland, aber die Menschen, meine Freunde.“
Und das waren nicht viele. Gut, Mia kannte halb Frankfurt, doch nur die wenigsten nannte sie Freunde. Sie hatte mal eine beste Freundin gehabt, doch dann war sie schwanger geworden und hatte geheiratet und dann ging es mit der Freundschaft Berg ab. Mia nahm es ihr nicht übel, sie hatte nun eine eigene Familie um die sie sich kümmern musste und von Zeit zu Zeit trafen sie sich auch, doch Mia vermisste ihre Freundin. Kosta und Marcel waren zwar ihre Freunde, aber wirklich oft hatte sie die beiden in den letzten Jahren auch nicht gesehen. Kosta wohnte in Hanau, war autolos und hatte seit letztem Jahr wieder eine Freundin. Das bedeutete meistens Funkstille. Er meinte das nicht böse, er konzentrierte sich einfach auf seine Freundin und Mia versuchte sich für ihn zu freuen. Er war über 30 – so langsam sollte das mit dem Heiraten mal klappen. Marcel studierte in Marburg und war auch nur noch selten zu Hause. Er war ein Freigeist, so war er schon immer gewesen. Mia wusste dass sie ihn immer anrufen konnte und dass er 100%ig hinter ihr stand, aber wie gesagt, sehr häufig hatten sie sich nicht gesehen. Jessi wohnte in Bamberg und würde dieses Jahr nach Amerika ziehen. Ivi und Basti waren eigentlich auch nicht mehr als gute Bekannte, sie hatten zusammen gearbeitet und sich gut verstanden, aber privat hatten sie wenig unternommen.
Allgemein hatte sie viele Kritik wegen Korea geerntet, wobei sie sich gar nicht sicher war ob Kritik das richtige Wort war. Viele hatten Vorurteile und hatten ihre Entscheidung nicht nachvollziehen können. „Was willst du bei den Japsen?“, „Stehst du jetzt auf Schlitzaugen?“, „Die essen doch Hund!“, „Asiaten riechen komisch.“, all so Sachen hatte sie sich anhören müssen und dann hatten sich die Leute doch tatsächlich gefragt wieso Mia sich immer mehr zurück gezogen hat. Es waren diese Aussagen gewesen, die ihr die Entscheidung so leicht gemacht haben, in einer Welt voller Vorurteile wollte sie nicht leben. Nicht das die Koreaner keine Vorurteile hätten, doch sie sprachen zumindest aus Höflichkeit nicht darüber.
Boa betrachtete die Frau die in Gedanken versunken war und fragte sich wie Mias Weg diese Richtung eingeschlagen hatte.
Bei SM hatte Mia ein Meeting mit den Managern. Auf der Tagesordnung standen: Die neue Band, die SHINee Tour, Hangeng und auch Mia selbst.
Nach diesem Vorfall mit dem aufgezeichneten Telefonat von Leeteuk und Eunhyuk fragten sich viele ob jetzt die richtige Zeit war um der Welt zu sagen, dass Hangeng zurück gekommen war. Pros und Kontras wurden aufgestellt und am Ende entschied man sich dafür die Pressekonferenz nicht abzusagen.
„Mia, können wir davon ausgehen dass du das Angebot bezüglich M81 annehmen wirst?“, wollte Kim wissen
„Wann wurde der Name eigentlich beschlossen?“, fragte sie verwirrt.
„Gestern, die Jungs haben uns dein Konzept gezeigt und es erklärt. Es ist kompliziert, aber gut. Dong Bang Shin Ki muss ja heute noch erklären wie sie zu dem Namen kamen.“
„Huh….“
Sie hatte nur etwas rumgesponnen und plötzlich war alles entschieden.
„Mia, möchtest du in Korea bleiben und M81 betreuen?“
Irgendwie hatte sie gedacht sie hätte mehr Zeit, Zeit zum Überlegen. Brauchte sie überhaupt Zeit? Lag es nicht ohnehin auf der Hand? Was erwartete sie in Deutschland schon? Auch wenn sie auf Grund ihrer Erfahrung vielleicht einen Job bei einem Musiclabel bekommen könnte, der Deutsche Markt war ganz anders, die Leute waren anders.
„Ja, ich werde bleiben.“
Sie wusste nicht was sie in Korea erwarten würde, ob Kyuhyun mit dem was er gesagt hatte Recht hatte, ob sie tatsächlich nur ein Spielball von SM war, ob sie sich zu Tode arbeiten würde, ob sie ihr emotionales Problem mit Donghae auf die Reihe bekommen würde. So viele Fragen, so viele, doch eines war klar: Weglaufen würde ihr keine Antworten geben.
„Gut. Nächste Woche Mittwoch soll die Band zusammen ziehen. Wir haben eine Wohnung ausgesucht, Möbel sind so weit vorhanden, es wäre aber schön wenn du mal vorbei fährst und Sachen wie Bettwäsche, Handtücher und solche Sachen holst, nehm ruhig einen Trainee mit. Wir haben ein besonderes Marketingkonzept für die Jungs ausgedacht.“
Ungläubig hörte Mia zu. Es sollte ein Manga erscheinen, bevor heraus kam das die Band, um der es in den Manga ging, eine wirkliche Band war. Sie hatten schon eine Zeichnerin und am Mai würden alle zwei Wochen Heftchen von ca. 40 Seiten erscheinen mit einem Kapitel, bis die Band dann Anfang September ihr Debüt haben würde. Nicht nur Mia dachte dass es hin hauen würde, alle waren begeistert und Mia bekam die ersten Seiten gezeigt. Es war eine tolle Idee. Kim erklärte dass sie das Konzept von M81 an DBSK anlehnen würden.
„SHINee und Super Junior sind die süßen, die Chaoten, sie sind einfach sympathisch, man mag sie. DBSK sind die, von denen die Mädchen nachts träumen, von denen man nicht viel weiß, die ein erwachsenes Styling haben und durch ihre Stimmen überzeugen. Daran sollen M81 angelehnt werden.“
„Hey, could we paint the apartment? I could ask the boys what they would like and then involve Eunhyuk and Leeteuk. Wir könnten Bilder schießen und ins Internet bringen, ein nettes Image aufbauen wie sie Freunden beim Umzug helfen.“
„Gefällt mir, nur keine Bilder von den anderen.“
Eunhyuk und Leeteuk durften sich so wie so nirgendwo blicken lassen bis SM die Sache geklärt hatte, da konnten sie auch etwas helfen.
„Wegen dir, DKNY hatte dir ja ein Päckchen geschickt, sie wollen dass du nächsten Monat ein Fotoshooting für die kommenden Winterkollection machst. Wir haben zugesagt. Ab Montag beginnt die Kochsendung … wie läuft das Cheerleadertraining?“
„Gut, ich bin zufrieden.“
„Sehr gut. Übrigens, du bekommst einen Firmenwagen. Es sind mittlerweile so viele Termine die koordiniert werden müssen, wir denken es ist das Beste, wenn du ein eigenes Auto hast.“
Nein! Autofahren! In Seoul?! Nein! Mias Gesichtsausdruck verzog sich. Nicht das sie nicht Recht hatten, Mia war mit der U-Bahn teilweise viel zu lange unterwegs und es war anstrengend immer zu gucken wer wo hin fuhr um sie mit zu nehmen, aber sie hatte schon etwas Panik.
„Morgen hast du ein Shooting für die Elle Girl, es war eine spontane Sache weil ihnen jemand abgesprungen ist. Im Juli macht Nike eine Sportwoche. Es wurde angefragt ob du und Eunhyuk ein Tanztraining machen könnt. Sie rechnen mit gut 200 Teilnehmern und bei der Abschlussfeier soll ein Tanz präsentiert werden.“
„Cool“, war alles was ihr dazu einfiel.
Es klopfte an der Tür und ein Mann mit dunklen Haaren streckte lächelnd seinen Kopf in das Meetingzimmer. Er war kein Koreaner. Mia war komplett perplex, es gab noch mehr Ausländer?
„Ja, Cinna, komm rein. Mia darf ich dir Cinna vorstellen.“
Sie stand auf und reichte ihm die Hand.
„Hello, it’s nice to meet you.“
Cinna kam aus Brasilien und hatte vor drei Jahren als Stylist für SM gearbeitet, damals war er für DBSK zuständig gewesen. Nun war er wieder da und sollte für M81 eingesetzt werden.
„Und für dich.“
„Für mich?“ Ungläubig deutete sie auf sich selbst.
„Du stehst immer mehr in der Öffentlichkeit, machst in Videos mit, bist Backgroundtänzerin, du bist im Fernsehen und im Radio, auf Events, wir müssen das etwas besser kontrollieren.“
Irgendwie gefiel ihr das nicht. Jemanden zu haben der ihr ab und zu mal sagte was sie anziehen soll war ja eine Sache, aber einen Stylisten zu haben bedeutete kein Mitspracherecht mehr zu haben. Man hatte gesehen wozu das manchmal geführt hatte. So toll ‚Hello‘ war, so schrecklich war dieses Leopardenmuster gewesen, in das man ihre Küken gezwängt hatte.
„Das bedeutet?“
„Das du heute mit Cinna zum Friseur gehst.“
„Was?!“
Ihre Haare waren toll, sie glänzten, hatten keinen Spliss, waren gesund, was auch immer sie mit Mias Haare anstellen wollten, es würde nur schlimmer werden.
„Wir dachten das dir blond gut stehen würde und Extensions …“
„Blond?!“
Nein, nein, nein, sie hatte blond probiert und fand dass sie zu nett damit aussah, zu unschuldig, zu brav.
„Na ja, du bist Deutsche, seid ihr nicht blond?“
Ach so und du bist Hitler 2.0 oder wie!?, dachte sich Mia, sprach es aber nicht aus.
„Wir hätten gerne dass dein Auftreten etwas … frischer wird, daher die hellen Haare“, mischte sich Yun ein, der merkte das Mia und Kim nicht weiter kamen.
„Aber es macht meine Haare kaputt.“
Langsam, ganz langsam setzte die Trotzigkeit ein.
„Wieso denn? Du gehst zu einem der besten Friseure, Heechul und Leeteuk färben sich auch ständig die Haare.“
„But that’s asian hair. I’m not asian, I don’t have asian hair. I got thin German hair and it’s a lot of work to have it like this. I’m using like 5 products every day to make it look like this: healthy.”
“Mia, wir werden darüber nicht diskutieren.”
Sie schaute sich um und schnappte sich eine Schere, die auf dem Schreibtisch lag und setzte sie an den Haaren an, sie war in Frankreich aufgewachsen – es lebe die Revolution.
„Oh a bob, I think I like it”, meinte Cinna und resigniert ließ Mia die Schere sinken. Na toll. Jaejoongs gandalfähnlichen Worten hallten in ihrem Kopf wider, sagten ihr dass es Dinge geben würde die sie nicht mochte, aber gegen die sich nicht wehren konnte. Dies war der Anfang und sie befürchtete dass das Ende noch lang hin war.
Eine Stunde später saß sie beim Friseur und Cinna besprach mit der Frau welche Farbe genommen werden würde, welche Extensions und welche Strähnchen. Mia war in den Schweigestreik getreten und schmollte vor sich hin. Sie hatte schon viel mit ihren Haaren gehabt, die Leute achteten immer auf ihre Haare, weil sie ständig die Farbe wechselte, dunkelblond, schwarz, dunkelpink, braun, gesträhnt, mal kurz, mal lang, mal ein Bob, mal Stufen. Mia stand vieles, noch nie hatte sie in den Spiegel geschaut und ihre Haare nicht gemocht, aber wenn sie eines nicht leiden konnte, dann wenn man ihr vorschrieb was sie zu tun hatte.
Seufzend setzte sich Cinna neben Mia und reichte ihr eine heiße Schokolade, als wäre sie ein Kind das man mit etwas Süßem bestechen konnte.
„Come on, give it a try. I think you’ll like it. It will be no Paris Hilton blonde; it will be more like Serena Van der Woosen, not so bright, lots of highlights, a little chabby. Her style fits for you, nice colors, fashion all over, sexy.”
“But I’m more like Blair.”
“She’s too stiff, she’s oldfashion. Trust me.”
“It’s not like I got a choice.”
“And still I want you to trust me.”
Eigentlich sollten die Ausländer zusammen halten und er gab sich Mühe. DBSK sah immer gut aus, doch Männer und Frauen waren unterschiedlich.
Bis 22 Uhr saß Mia auf dem Stuhl und nahm sich mehr als einmal das Recht auf eine Stresszigarette. Sie rauchte wirklich wenig, aber an Tagen wie diesen konnte sie das Bedürfnis nicht unterdrücken. Chinna ließ sie gehen und während sie auf dem Stuhl saß und man ihr ziemlich lange Extensions in die Haare bastelte, zeigte Cinna ihr Styles die er für sie und M81 ausgearbeitet hatte. Auf dem Blatt sah es ziemlich gut aus, doch als Mia fertig war und in den Spiegel schaute erkannte sie sich nicht darin. Irgendein Serena Van der Woodsen Verschnitt schaute sie an. Cinna hatte sie geschminkt, damit das Gesamtbild besser wirkte, das make Up war leicht, die Augen waren in Beige- und Goldtönen gehalten. Sie sah gut aus, aber sie sah nicht wie sie selbst aus.
Zoey hatte ihr unzählige SMS geschrieben wie es bei ihrem Date mit Yesung lief, doch Mia reagierte nicht. Eigentlich hatte sie Ryeowook und Kyuhyun zu Sukira begleiten wollen, doch jetzt war es zu spät. Mia saß schweigend im Auto, checkte keine Mails, kein Twitter, nichts. Verwundert fand sie sich vor SM Town wieder.
Cinna sah ihren verwirrten Blick.
„I thought you might like to meet your car.“
Der Mann stieg aus und öffnete Mia die Tür. Auf dem Parkplatz blieb er vor schwarzen VW Beetle stehen und reichte Mia die Schlüssel. SM hatte unzählige gesponserten Autos. Super Junior fuhren zum Beispiel Großteils Audi, DBSK ebenfalls. Irgendwie war es lustig dass Mia einen VW angedreht bekam, um das Deutsche Images noch mehr zu pushen. Vielleicht war es nur Zufall, doch heute war sie in extremer Verschwörungstheorielaune und fing an über die Kennedy-Verschwörung zu grübeln.
Cinna verabschiedete sich und überließ Mia ihrem Schicksal. Hoffentlich war der Wagen Vollkasko versichert – sie garantierte für nichts.
Mia fuhr nicht nach Hause, nein. Sie fuhr zuerst in Richtung Expressbahnhof und dann weiter in Richtung Hangang. Der kleine Super Markt hatte noch offen und Mia holte sich eine Dosen Ramen, zog sich heißes Wasser und nahm sich Stäbchen zum umrühren. Sie hatte nicht wirklich Hunger, es war eher das Verständnis das der Mensch essen musste.
Um dieser Uhrzeit waren kaum noch Leute am Ufer und Mia setzte sich auf die Treppen, an denen auch Siwon im Video zu ‚Seoul‘ gesessen hatte. KBS war nicht weit, nur ein Katzensprung mit dem Auto. Mia stellte sich vor wie sie in das Aufnahmestudio von Sukira reinlief und sie einfach niemand erkannte. Sie hatte mal so ein Erlebnis. Da hatte sie sich die Haare von ganz lang auf extrem kurz geschnitten und niemanden etwas gesagt. Die Frisur hatte sie bei Keira Knightley in ‚Domino‘ gesehen. Jedenfalls hatte sie damals in einer Bar gearbeitet und als sie reinlief drehte sich niemand um, niemand begrüßte sie, das Licht war ohnehin schummerig gewesen. Als sie hinter die Theke ging hatten dann alle verwundert aufgeschaut. Radikalveränderungen waren die beste Tarnung. Aber sie war nicht motiviert genug.
Das Klingeln ihres I Phones brachte sie zurück in die Wirklichkeit. Es war Leeteuk.
„Hallo.“
„WO steckst DU eigentlich?“
Sofort grinste sie, oh man Mama!
„Am Hangang.“
„Am … wieso?“
„Ehm … ich habe noch zu tun, wichtige Sachen, ich komme später, bleibt nicht wach und wartet.“
„Mia, wir wissen das du blond bist, du brauchst dich nicht verstecken.“
Verdammt. Es gab einfach wirklich keine Geheimnisse in dieser Firma.
„Okay, sie hat eingewilligt nach Hause zu kommen. Wenn sie kommt dürfen wir sie nicht überfall, benehmt euch ganz normal“, orderte Leeteuk.
„Was heißt normal? Sie hat blonde Haare.“
„Heechul, du hattest auch schon blonde Haare und wir haben dich trotzdem nicht wie ein Goldfisch im Glas betrachtet“, erwiderte Eunhyuk.
„Goldfisch im Glas? Wo hast du das her?“
„Das ist doch nur eine Metapher! Ich meine nur wir sollten sie nicht anstarren.“
„Nicht mehr als sonst?“
„Nicht mehr als sonst.“
Leeteuk rollte mit den Augen, was für eine Diskussion.
„Ich bin aber immer noch dafür dass wir Jihoons Blumen verstecken damit sie denkt er hört auf romantisch zu sein“, schlug Heechul vor.
„Nein, wir lassen die Blumen in Ruhe.“ Teukie hatte diese Jihoon-Diskusion satt.
„Wir könnten sagen Bumpkin und Pancakes haben sie gegessen … was?! Hallo? Der ist dabei unsere Karriere zu zerstören!“
„Nein, wir haben seine Grenzen überschritten. Ich bin nur froh das Kyuhyun noch bei KBS ist, sonst würde das total ausarten.“
„Also ich mach ihr etwas zu essen.“ Damit stand Hangeng auf und ging in die Küche. Endlich das einer mal etwas Sinnvolles sagte. Kyu und Wookie waren noch bei KBS, Yesung war noch bei seinem Date und Kibum hielt sich einfach raus, was wahrscheinlich das Vernünftigste war, was man tun konnte.
Als Mia die Tür öffnete hörte sie den Fernseher. Skeptisch schaute sie sich um, niemand kam ihr entgegen gesprungen? Komisch. Sie hatte damit gerechnet. Ihr Blick ging sogar hoch an die Decke, im Film versteckte sich da auch immer Leute und Heechul würde sie es sogar zutrauen, dass er sich mit Saugknöpfen an die Decke gehängt hat.
Der Erste der ihr begegnete war Sungmin, der in der Küchen stand und den Tisch deckte.
Unauffällig, fast zögerlich drehte er den Kopf zu ihr und versuchte dabei seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu haben. Doch dann fing er an die erste Zeile von SHINees ‚Replay‘ zu singen ‚Noona du bist so hübsch…‘. Das brachte Mia zumindest zum Lachen und schon waren die anderen um sie herum. Fasziniert fassten sie ihre Haare an – als hätten sie noch nie Haare gesehen. Einstimmig wurde beschlossen dass es gut aussah, was Mia unheimlich beruhigte.
„Übrigens, da ist so ein Päckchen aus Amerika gekommen“, sagte Eunhyuk und schwups war Mia war. Das konnte nur das Varsity Päckchen sein.
Quietschend saß Mia vor dem Paket und betrachtete ihre neuen Uniformen. Dabei fiel ihr Blick auf Jihoons Blumen. Den musste sie auch noch anrufen.
Als Mia wieder runter ging waren Kyuhyun und Ryeowook von KBS zurück und Hangeng hatte fertig gekocht. Während des Essens schaute Kyu immer wieder zu der Assistentin und schaute dann wieder weg.
„Alright, just spit it out.“
“What?”
“Whatever you wanna say, I see that there is something you wanna say.”
Er biss sich auf die Backe und grinste dann.
„Jetzt kann ich dir endlich Blondinenwitze erzählen!“
„Wer bringt Koreaner eigentlich Blondinenwitze bei?“, grübelte sie. Es gab keine natürlichen Blondinen in Korea – wie hatten es diese Witze hier rüber geschafft?
„Übrigens, Eunhyuk, Leeteuk, ihr helft am Wochenende M81 beim Streichen.“
„Was?“, kam es von beiden.
„Ihr helft am Wochenende M81 beim Streichen“, wiederholte sie ganz langsam.
„Wieso?“
„Darum, die Leute sollen sehen dass ihr nett seid.“
„Wir sind nett!“, protestierte Eunhyuk.
„Und nette Leute helfen beim Streichen“, stellte Mia fest.
„Toll, jetzt müssen wir schon den Juniors beim Renovieren helfen“, jammerte Leeteuk.
„Na ja, ihr heißt doch Super JUNIOR!“ Mia fing an zu lachen und Heechul stimmte herzlich mit ein.
„Da haben sich auch zwei gesucht und gefunden“, flüsterte Eunhyuk zu Sungmin.
„Irgendwie gruselig.“