Sie drehten bis 02:30 Uhr und es war noch nicht fertig. Für heute reichte es aber irgendwann und als Skye in ihr Bett fiel war sie wach! Den ganzen Tag hatte sie sich nichts Weiteres gewünscht, als ein Bett und ein Kissen und jetzt hatte sie das und sie war wach.
Gut eine halbe Stunde versuchte sie zu schlafen, dann gab sie es auf. Da half nur die ISS, doch sie hatte keine Leinwand und auf einer Leinwand kam es viel besser. Sie schlich sich also in das Super Junior Dorm, darauf eingestellt, dass dort alle schon am Schlafen waren, doch als sie die Tür öffnete, sah sie die ISS auf der Leinwand. Sie stutzte und schloss die Tür leise. Langsam schlich sie sich an die Kokons heran und schaute in den ersten.
„Boo!“, kam es und Skye fiel vor Schreck rückwärts um.
„Heechul!“
Der Sänger lachte fröhlich und sie konnte Leeteuks Lachen aus dem anderen Kokon hören.
„Nicht witzig!“
„Weißt du was nicht witzig ist? Einbruch“, belehrte sie Heechul und Leeteuk setzte sich an den Rand des Kokons um das Geschehen zu betrachten.
„Es ist nicht wirklich Einbruch, wenn ich den PIN habe“, erwiderte Skye und rappelte sich auf.
„Kannst du nicht schlafen?“, wollte Teukie wissen.
„Nein, nicht wirklich … ist noch ein Kokon frei oder lauern dort auch irgendwelche Monster?“
Die Amerikanerin versuchte böse zu Heechul zu schielen, doch entweder war sie darin nicht sehr erfolgreich oder er nahm sie einfach nicht ernst.
Und so kam es, dass Skye im Dorm schlief.
„Jagiya! Ich bin Zuhause!“
Voller Erwartung hatte Jongin die Tür zu Skyes Wohnung aufgestoßen, nur um diese dann leer vorzufinden.
„Hallo?“ Er ging ein paar Schritte. Skyes Bett war gemacht und im Bad war auch niemand. So viel zum Thema ‚Überraschung‘.
Der Sänger machte sich also auf die Suche nach seiner Freundin und er wusste nicht genau wieso, doch sein Weg führte ihm zum Super Junior Dorm. Es war kurz vor 10 Uhr und soweit er wusste, hatten sie gestern Abend recht lange gedreht.
„Da bist du!“ Nicht dieselbe Motivation, als bei der ersten Begrüßung.
„Jongin!“ Skye saß mit einem Minion Pyjama am Esstisch und war am Frühstücken. Panisch schaute sie auf ihre Uhr.
„Oh, schon so spät?!“
Sie sprang auf, nahm sich noch ein Baguette, gab Jongin einen Kuss und rannte davon.
„Was zum-?“ Fassungslos schaute er ihr nach.
Mia hatte um 11 Uhr einen Werbedreh im Fitnessstudio. Es gab zwei neue Kurse, einmal auf diesen kleinen Trampolins, die vorne eine Stange hatten zum Festhalten und einmal auf Laufbändern, auf denen eine Choreografie gemacht wurde.
Skye hatte sich schnell angezogen und schminkte sich in der U-Bahn. Das sah man öfters in Korea und erhielt nicht mehr besonders viel Aufmerksamkeit. Tatsächlich kam sie zeitgleich mit Mia im Studio an und reichte ihr einen Kaffee und einen Käsebagel von Dunkin Donuts.
„Oh, danke!“ Mia biss in den Bagel. Viele würde nicht mehr essen vor einem Dreh, doch Mia hatte eine tolle Figur und es war ja nicht so, als würde sie sich total vollstopfen. Beim Dreh dabei waren vier Tänzer aus der Akademie, die mit Mia zusammen die Choreografien gestaltet hatten. Heute würden sie je eine Choreo zu Kpop drehen. Kpop Moves auf einem Laufband? Skye war total gespannt.
Während sie in der Maske saßen schrieb Skye Jongin und entschuldigte sich für ihr schnelles Verschwinden. Mia schaffte sie ganz schön, doch sie hoffte heute Abend, nein, das ging nicht, dann eben am Nachmittag, ach Mist, ging auch nicht … gut, irgendwann würde sie Zeit für Jongin finden.
Zuerst machten sie die Aufnahmen für das Trampolin und Mia hatte eine Trampolin-Choreo zu ‚Gee‘ gemacht. Wie klassisch. Skye erinnerte sie sich, als sie das erste Mal alleine in Seoul gewesen ist, wie sie an ihrem zweiten Abend zur Banpo Brücke gefahren war. Sie war viel, viel zu früh da gewesen, doch natürlich gab es in diesem Abschnitt des Hangang-Parks sowohl einen Supermarkt, als auch Toiletten. Sie stattete sich also mit Essen und Trinken aus und genoss einen freien Nachmittag. Ihre Füße dankten es ihr. Irgendwann ging die Show dann tatsächlich los, anfangs waren es noch klassische Lieder gewesen, doch dann wurden die Lieder poppiger und irgendwann erklang ‚Gee‘ und das ganze Ufer tanzte zu dem bekannten Song.
Für die Laufbänder hatte Mia ‚Idol‘, den Titelsong aus dem letzten BTS Album ausgewählt. In nicht ganz zwei Wochen sollte das neue Album kommen und schon jetzt hatten sie zig Rekord bei den Vorbestellungen geknackt. ‚Idol‘ war ein cooler Track, den man im Auto gerne aufdrehte und in Clubs spielen ließ und zum Sport eignete sich der Song auch noch.
Was Skye selbst nicht wusste, war das Jimin und Jungkook ebenfalls im Video auftraten – und die anderen kamen mit zur moralischen Unterstützung.
„Skye!“ Tae joggte auf sie zu und blieb dann vor ihr stehen.
„Wie geht es dir? Wo bist du die ganze Zeit? Wieso kommst du so selten vorbei? Was machst du morgen Abend?“, prasselte es auf die Amerikanerin ein.
„Ehm … gut, arbeiten, noch mal arbeiten, keine Ahnung.“ Sie hoffte alle Antworten in der richtigen Ordnung zu haben.
„Ich habe gedacht du könntest morgen zum Abendessen vorbeikommen. Jungkook kocht … er macht das gut?“
„Sollte Jungkook sie dann nicht einladen?“, fragte Kookie und sprach von sich selbst in dritter Person. Er hatte den Arm um Taehyung gelegt. Skye hingegen schaute etwas verwirrt zwischen den beiden Sängern hin und her, bis Jungkook gestellt seufzte.
„Skye Jones, möchtest du mein Gast sein?“
„Sehr gerne.“ Klare Fragen, klare Antworten.
Fakt war, dass Jimin und Jungkook tagelang mit Mia für die Choreo trainiert hatten. Mia hatte viele Teile aus der originalen Choreografie genommen und für das Laufband angepasst. Die Sänger kannten natürlich ihre eigenen Tanzschritte, doch auf einem sich bewegendem Laufband, war das ganze doch etwas anderes. Bevor der Dreh losging, wollten Tae und Namjoon sich auch daran versuchen und scheiterten kläglich. Das hielt sie allerdings nicht davon ab es immer und immer wieder zu versuchen und Jimin spielte sich als Trainer auf.
Mia stellte sich neben Skye und folgte ihrem Blick.
„Du hättest mal sehen sollen, wie die beiden sich anfangs angestellt hatten. Das Laufband war so langsam eingestellt, dass es fast rückwärtsgefahren ist“, flüsterte ihr Mia grinsend zu.
Es war 15:30 bis sie aus dem Fitnessstudio raus kamen und Skye hing der Magen irgendwo zwischen den Beinen.
„Skye, wie gut kannst du Geheimnisse behalten?“
„Sehr gut …“, erwiderte sie. Sie hasste es, wenn sie nicht wusste, ob sie sich um Kopf und Kragen redete.
„Gut, wir werden jetzt etwas machen, wofür Super Junior uns hassen werden – deswegen dürfen sie es nie erfahren.“ Mia sprach für Skye in Rätseln. Für was würden Super Junior sie hassen? Doch Skye ließ sich überraschen. Bisher hatte sie festgestellt, dass bei Super Junior alles nur halb so ernst genommen wurde.
Mia fuhr in die Tiefgarage von D-Cube City. Das Greenscreenstudio lag keine 10 Minuten von hier entfernt und die Band musste dort heute mit ihren Aufnahmen fertig werden. Heute Morgen waren sie im Fitnessstudio gewesen. Vor dem großen Konzert sollten alle Muskeln an den richtigen Stellen sitzen. Die Amerikanerin fand es etwas unnötig. Super Junior waren keine 20 mehr. Sie alle hatten eine gute Figur oder waren generell zu mager. Sie empfand es nicht als so wichtig, dass sie sich die T-Shirts vom Leib reißen konnten, schließlich waren sie alle Männer, erwachsen … oder zumindest so etwas in der Art.
Mit der Rolltreppe fuhren so hoch auf die Restaurant Etage. Hier gab es mitunter ein Vapiano, was Skye generell boykottierte. Die Preise waren recht happig und dann sollte man sich sein Essen auch noch selbst holen? Von wegen.
„Oh, gehen wir Burger essen?“, fragte Skye hibbelig.
„Wir gehen Burger essen!“, bestätigte Mia. Nun verstand die Assistentin auch, wieso Super Junior nichts davon wissen durften. Seit über einer Woche waren sie auf strenger Diät und Herr Kim war wohl sehr oft auf Kontrollgängen. Donghae hatte sich gestern schon im Training beklagt, dass Mia ihm ein anderes Frühstück machte, als dem Rest der Familie. Und die Girls hauten sich die Burger rein. War ja schließlich auch nicht ihr Konzert.
Als die beiden im Studio ankamen, saßen Super Junior bereits in der Maske. Donghae nahm Mia in den Arm und stockte dann einen Moment, bevor er anfing an ihr zu schnüffeln.
„Ehm …“, kam es von Mia, für die dies wohl auch nicht zu Donghaes natürlichen Verhaltensweisen gehörte.
„Was hast du gegessen?“ Er beäugte seine Frau.
„Einen Salat mit Hähnchenbrust“, log Mia ohne mit der Wimper zu zucken. Donghae schaute zu Skye.
„Ich hatte einen mit Roastbeef … da waren so leckere Wallnüsse mit dabei.“
Donghae drehte sich wieder zu Mia.
„Und wieso riechst du nach Pommes?“
Die anderen zogen entsetzt die Luft ein. Leeteuk roch nun ebenfalls an Mia.
„Hauch mich an“, forderte er.
„Ich glaube ich spinne. Eure Diät hat euch schon völlig den Kopf vernebelt.“ Angriff war die beste Verteidigung.
„Was ist hier los?“ Herr Kim kam in die Umkleide und schaute sich fragend um.
„Mia hat etwas gegessen, was wir nicht essen dürfen!“, beschwerte sich Eunhyuk.
„Mia hat auch in vier Tagen kein Konzert zu geben. Schluss jetzt, macht euch fertig. Hallo Skye, wie geht es dir?“
Die Amerikanerin sah noch wie Mia Donghae die Zunge rausstreckte und wand sich dann an Herrn Kim.
„Gut, vielen Dank“, erwiderte sie und verbeugte sich höflich. Als sie sich wieder aufrichtete, hatte sie Heechuls Lippen an ihrem Ohr.
„Wir finden heraus, was ihr gegessen habt“, flüsterte er, drehte sich um und ging weg. Skye blieb der Mund offenstehen. Creepy.
„What’s with that face?“, fragte Mia, als sie Skye dabei erwischte, wie sie argwöhnisch ihr Handy anschaute.
„Noah hat mich gefragt ob ich am Samstag im Hyatt singen kann. Was ist im Hyatt?“
„Oh, Spring-Ball, it’s awesome, you are a great choice!“, erwiderte Mia begeistert.
„A ball? It’s one thing to sing in a bar … but a ball?“
Noah hatte ihr sogar eine Songauswahl geschickt, von Liedern, die sie singen sollte.
„Oh jetzt stell dich nicht so an, du bist toll, toller als die meisten Sänger, die damit Geld verdienen.“
„Danke … glaube ich. Aber Samstag ist die Super Show.“ Schließlich war sie jetzt wieder Mias Assistentin – oder Vollzeitsklave – und wo Mia war, war auch Skye, doch die Ältere winkte nur ab.
„Du kannst mir nachmittags helfen und dann kannst du zum Ball. Der fängt eh erst um 21 Uhr an, wir werden nachkommen, zumindest Siwon, Leeteuk, Donghae und ich sind eingeladen, aber EXO werden auch da sein und – auch wenn du es vielleicht nicht hören willst – Big Bang.“
Toll, das wurde ja immer besser.
„Wann hast du eigentlich wieder Training mit Nikolai? Ich habe gehört es macht sich langsam bemerkbar.“
Und da hatte Skye doch in ihrem jugendlichen Wahn gedacht Mia würde nicht erfahren, was Skye mit Jiyong gemacht hatte.
„I hate you.“
„Was macht eigentlich eure Scheidung?“, setzte Mia noch einen oben drauf. Skye stand wortlos auf und schaute, ob nicht irgendwo ein Abgrund sich aufgetan hatte, in dem sie verschwinden konnte.
Mia und Skye blieben nicht bis Super Junior fertig waren, denn um 23 Uhr gab sie einen Tanzkurs via Stream. Tanzschulen in New York, Los Angeles, Tokio, Rio de Janeiro, Berlin, München, London, Shanghai und Bangkok waren live geschaltet und in dem Studio in der Akademie waren lauter Bildschirme aufgebaut, auf dessen oberen Rand jemand Tape geklebt hatte, mit der Stadt, die darin gestreamt wurde. Skye fand das ziemlich spannend. Alle möglichen Zeitzonen waren vertreten. An der Ostküste war es 9 Uhr, in L.A 6 Uhr, in Mitteleuropa Mittag und in Asien spät abends.
Skye starrte noch auf die Bildschirme, als jemand ihr die Hände über die Augen legte.
„Wer bin ich?“, hörte sie Jongin. Grinsend drehte sich um und umarmte ihn.
„Was tust du denn hier?“
„Ich mache bei dem Kurs mit“, erklärte er. Nun, als Skye sich umschaute, sah sie viele Künstler. SHINee waren da, Taeyeon, Yoona, Irene, Suho, Boa, Chanyeol und Baekhyun, Amber, Yunho und Yeri. Skye merkte sofort, dass hier etwas Großes passierte. Wieso sollten so viele SM Künstler heute Abend hier sein, nur weil Mia einen Tanzkurs live streamte.
„Zu welchem Song wird getanzt?“, fragte sie und ließ ihren Blick noch immer durch den Raum schweifen.
„Lucifer“, erwiderte Jongin. „Mia hatte zehn Songs zum Abstimmen online gestellt, alte und neue Sachen, aber Lucifer hat gewonnen.“
Skye dachte an Professor Snape. Dumbledore fragte ‚After all this time?‘ und Snape erwiderte ‚Always‘.
Für Skye war es ein komisches Gefühl. Da gab es diesen Sänger, den sie nur aus dem Fernsehen kannte, den sie nur einmal bei einem SM Town live gesehen hatte und jeder hier kannte, liebte und vermisste ihn. Selbst die Welt da draußen.
„Er muss ein toller Kerl gewesen sein“, sagte sie, mehr zu sich selbst, doch Taemin war zu ihnen gekommen.
„Er hätte dein Herz im Nu gestohlen“, meinte der Sänger und legte den Arm um Jongin.
„Aber du bist eine gute zweite Wahl.“
„Danke … glaube ich“, sagte Jongin und Skye grinste, weil sie das auch oft sagte.
Mia machte das schon gut. Alle hatten das Studio verlassen und das Licht ausgemacht. Dann begann der Live Stream. Mia ging alleine in das Studio, machte das Licht an, nahm ein Schluck Wasser, stellte ihre Sachen ab und machte ein paar Dehnübungen. Dann ging sie zur Musikanlage, legte eine CD ein und ging zurück auf Position bevor sie auf der Fernbedienung ‚Play‘ drückte. Nach ein paar Sekunden erklang die Musik und Mia begann zu tanzen. Der Anfang war eigentlich eher mehr posen als tanzen. Als nächstes rannten Taemin und Key ins Studio, die sich versetzt hinter Mia positionierten und gemeinsam begannen sie mit der eigentlichen Choreografie.
Skye sah in den Bildschirmen gespannte Gesichter und als immer mehr Künstler in das Studio rannten, rasteten die Tänzer auf der ganzen Welt völlig aus und jubelten. Damit hatten sie nicht gerechnet und Skye fand es eine sehr schöne Geste.
Nachdem sie den Song einmal durchgetanzt hatten, gab es die offizielle Begrüßung von Mia und eine kurze Instruktion, bevor es dann losging.
Die Assistentin hingegen hatte andere Sachen zu tun. Sie machte den Plan für die restliche Woche. Donnerstag war frei. Eunhyuk hatte Geburtstag und es war der Tag vor der Super Show. Mia war der Meinung, dass alles was bis dahin nicht funktionierte, würde wegen dem einen Tag auch nicht besser werden. Mia für Donnerstag etwas Wellness für die Band eingeplant.
Dafür waren die anderen Tage ziemlich verrückt. Meetings, Stellproben, Abschlusstraining, Soundcheck, Technik-Check, Poly-Check. Vielleicht sollte sie sich lieber einen Plan machen, wann sie tatsächlich schlafen konnte.