Um 22 Uhr waren sie alle völlig am Ende gewesen und als sie zurück ins Hotel fuhren, verkroch sich jeder ins Bett. In sein Bett.
„Ich habe gedacht, dass Sänger die halbe Nacht feiern, wenn sie irgendwo sind. In coolen Bars rumhängen oder in Clubs“, meinte London, als sie im Bett lagen.
„Hör auf, die sind voll langweilig“, erzählte Skye. „Zumindest EXO. Keiner versuchte abzuhauen, keiner hat irgendjemand mit auf’s Zimmer genommen, keiner war betrunken. Ernsthaft, im Rentnerheim ist mehr los.“
Die beiden anderen lachten, sie hatten sich das Leben als Idol etwas spannender vorgestellt. Noch vor Mitternacht waren die Girls am Schlafen.
Der nächste Morgen kam früh. Skye war schon um kurz vor 6 Uhr hellwach. So viel Schlaf war sie nicht mehr gewohnt!
Zum Glück hatte das Sea Hawk einen Pool. Er war nicht riesig, aber es war schönes Wetter und immerhin war es ein Pool draußen. Skye nahm sich ihren Badeanzug und fuhr runter in den 6. Stock, wo der Pool auf der Terrasse war. Völlig alleine legte sie sich in die Sonne. Es war nicht so schön wie auf Adavaci, aber es war für den Moment ausreichend. Sie vermisste ihre kleine Insel, die Ruhe die dort war und das Blau des Wassers. Und das Wasser war auch wärmer, als das des Pools.
Sie wusste, dass sie um 8 Uhr frühstücken würden und so war sie rechtzeitig wieder oben.
„Warst du schwimmen?“, fragte Ara.
„Jup.“ Es war ihr gerade zu kompliziert zu erklären, dass sie auch Apnoe Übungen gemacht hatte.
„Na dann schau, dass du trocken wirst“, kam es von London, die schon fertig gestylt war. Sollte sie ihr sagen, dass eine gute Chance bestand, dass sie heute schwimmen gehen würden und dass es gar kein Sinn machte sich zu schminken oder die Haare zu machen? Ach Quatsch, so war es viel lustiger.
„Also“, begann Youngjun beim Frühstück. „Nach dem Frühstück packt ihr bitte eure Sachen, wir werden dann abgeholt und haben noch etwas Freizeit, bevor wir zum Flughafen fahren.“
Jongin saß neben Skye und schupste sie leicht an.
„Siehst du, dein Plan.“
Ja, den Seunghwan fast sein Leben gekostet hätte.
„Noch hat er nicht verraten was wir vorhaben. Am Ende steckt er uns in ein Museum.“
„Mal nicht den Teufel an die Wand“, flüsterte Chen von der anderen Seite.
Tatsächlich verriet Youngjun nicht wohin sie fahren würden und total gespannt packte jeder seine Sachen. Es traute sich auch keiner zu fragen und so saßen sie im Van und erwartungsvoll hofften sie an einen Ausflug an den Strand.
Es war kein Strandausflug, aber so ähnlich. Der Van fuhr sie an den Hafen, wo sie auf eine kleine Yacht kamen. Die Sänger freuten sich wie Schneekönige und gaben Skye einen Kuss oder eine Umarmung, als Dankeschön. Sie hatte gar nichts gemacht.
Wer panischer schien war London.
„What’s with that face?“, fragte Skye als sie sich in einer Kabine ausgebreitet hatten, um sich umzuziehen.
„Ich kann doch vor EXO keinen Bikini anhaben!“
Hilfesuchend schaute Skye zu Ara, die nur mit den Schultern zuckte.
„Ehm … wieso genau?“
„Weil sie EXO sind!“ Für London schien das total plausibel zu sein. Für Skye eher weniger.
„Warte, du bist so eine Hardcore-Tänzerin, mit dem Körper eines Pornostars und du genierst dich vor EXO?“
Ara fing einfach nur an zu lachen.
„Ein wenig … vielleicht … und das ist nicht witzig!“
„Auf gar keinen Fall“, pflichtete die Amerikanerin ihr so ernst bei, wie es im Moment möglich war.
Es war ja nicht so, als würden EXO alle halbnackt durch die Gegend laufen. Die meisten hatten ein Shirt an, nur Suho, Chanyeol und Jongin zeigten ihre Oberkörper.
„Wie heißt sie?“, erkundigte sich Skye und ließ sich neben Chanyeol nieder.
„Wer?“
„Girlfriend?“
Er stützte sich auf den Ellenbogen ab.
„Wie kommst du darauf, dass ich eine neue Freundin habe.“
Sie deutete auf seinen Bauch.
„Wenn du schon freiwillig zwischen Terminen ins Studio rennst, muss da eine Herz-Dame dahinterstecken.“
Chanyeol lief hochrot an und drum herum fingen die Kerle an zu giggeln. Skye sagte nichts mehr dazu, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen.
Sie fuhren ungefähr eine halbe Stunde, als sie an einem Strand anhielten, der zu einer der Insel vor Fukuoka gehörte. Und natürlich wurde ein Wettschwimmen daraus gemacht.
„Ich setze 10.000 Won auf Skye“, begann Baekhyun.
„Nein, Skye ist raus, sie ist wie ein Fisch“, beschwerte sich Sehun.
„Es ist doch nicht meine Schuld, wenn ihr nicht fit genug seid!“
Und schon wollte es jeder mit Skye aufnehmen. Von wegen nicht fit! Sie würden es ihr schon zeigen. Ara und London vermuteten, dass sie keine Chance gegen die Taucherin hatten und beschlossen ganz entspannt an Land zu schwimmen.
Skye war sogar so arrogant, dass sie ihnen einen Vorsprung gab. So konnten sie vom Zodiak, fünf Meter vom Boot entfernt starten, während Skye vom Boot startete. Das hatte jedoch den Hintergrund, dass Skye sich vom Boot richtig abstoßen konnte und somit einen guten Start unter Wasser hinlegte. Beim Tauchen entstanden weniger Reibung, als an der Oberfläche, daher war man schneller.
Als sie auftauchte war nur Jongin vor ihr. Ungefähr auf gleicher Höhe war Suho und kurz hinter ihr war Chanyeol.
Es war ein hartes Rennen, doch letztendlich erreicht sie kurz vor Jongin das Ufer und raffte sich an den Strand. Keine zehn Sekunden später ließ sich Jongin neben ihr in den Sand fallen. Beide waren schwer am Atmen. Nachdem die anderen gesehen hatten, dass sie keine Chance hatten, machten sie langsam – für was sollten sie sich noch anstrengen?
„Wie läuft es mit dir und Tae? Ich habe da etwas gehört …“, begann Jongin und schien die Zeit alleine mit ihr nutzen zu wollen.
„Ich hoffe gut. Er ist ein Idol und er liebt was er tut und er liebt seine Band und so soll es auch sein. Ich glaube große Gefühle machen ihm Angst, als würde er die anderen verraten. Normalerweise würde ich ihn Idol sein lassen, aber … er hat sich festgesetzt, ich bekomme ihn nicht aus dem Kopf.“
Jongin schaute zu ihr, er atmete noch immer schwer.
„Taehyung ist ein guter Kerl. Manchmal ist es etwas hart für mich … es gibt Momente, in denen denke ich wir wären immer noch zusammen, als wäre all das nicht passiert und ja, ich habe nach vorne geschaut, doch es fällt mir schwer dich mit jemand anderen zu sehen, aber wenn du schon eine neue Liebe gefunden hast, dann bin ich froh, dass es Tae ist.“
„Gibst du mir gerade deinen Segen?“, fragte sie grinsend.
„Ja … ich denke schon.“ Nun musste auch er lachen.
Eine Weile blieben sie an dem Strand und als sie zurück auf’s Boot kamen, gab es Mittagessen und alle legten sich auf das Oberdeck, um noch eine Runde zu schlafen. Doch irgendwann war es Zeit zu gehen und Zuhause wartete ja auch schon das Camping-Team.
Bis sie bei Skye Zuhause ankamen, war es knapp 17 Uhr. Mia hatte ihr eine Nachricht geschrieben, dass sie Skyes Auto schon nach Hause gefahren hatte. Was ein Service! London und Ara mussten erst ins Dorm, ihre Campingsachen holen.
Skye öffnete ihre Haustür und fragte sich, ob sie sich im Haus geirrt hatte. Schwierig in Anbetracht der Tatsache, dass ihr Haus schwer zu verwechseln war, aber vielleicht war sie in ein Paralleluniversum gereist. Irgendwie waren unheimlich viele Leute in ihrem Haus unterwegs. Donghae und Eunhyuk liefen ihr direkt über den Weg, dann Blake, dann Minjae und Jonghyun – Mias und Donghaes Zwillinge – dann Jin und für einen Moment war es ihr zu viel. Wenn Mia sie jetzt auch noch finden würde, wäre jegliche Chance auf ein paar Minuten alleine völlig vorbei, also schlich sie sich über die Küche hoch und verschwand in ihr Zimmer.
Sie hatte den Flur im Blick und schloss leise die Tür, doch als sie sich umdrehte erschreckte sie, als sie Taehyung auf ihrem Bett sitzen saß.
„Was tust du hier?!“, flüsterte sie zeternd.
„Ich versteck mich vor Mia und du?“, flüsterte er zurück.
„Ich auch … warte, wieso versteckst du dich vor Mia?“
„Weil ich gar nicht zum Camping gehöre, aber ich wollte dich sehen“, erklärte er und sofort schien sich Skyes Gesichtsausdruck zu ändern. Sie spannte sich an, was war jetzt wieder passiert? Taehyung schien ihre Anspannung auch zu sehen und seufzte.
„Lala, du musst aufhören Angst zu haben, wenn ich dich sehen will.“
Sie hatte Angst vor ihm, zumindest glaubte er das. Sie dachte, dass jedes Mal, wenn er zu ihr kam, er eine schlechte Nachricht hatte und das war das, was ihm Angst machte. Das er ihr Vertrauen gebrochen hatte, ihre Gelassenheit, die sie immer miteinander hatten.
Skye hingegen kam auf sich selbst nicht mehr klar. Sofort hatte ihr Herz angefangen zu schlagen und sie erwartete, dass wieder etwas schief gegangen war, dass er es sich anders überlegt hatte oder das Big Hit ihnen einen Strich durch die Rechnung machte. Doch seit wann war sie so? Er war ‚nur‘ ein Mann. Eigentlich hatte sie genug Selbstbewusstsein, um es mit 100 Männern aufzunehmen, doch er hatte irgendwie einen Nerv getroffen. Vielleicht lag es auch an diesem Jahr. Erst der Stress mit Jiyong, dann das Chaos mit Jongin und dann verliebte sie sich, ohne es zu wollen und hatte Angst das zu verlieren.
Die Amerikanerin setzte sich neben ihn und vergrub kurz das Gesicht in den Händen, um sich zu sammeln?
„Weißt du was das Problem ist?“
Er gab ihr keine Antwort und schaute sie nur an. Tae hatte verschiedene Theorien, aber er wollte es aus ihrem Mund hören.
„Ich habe keine Angst dich zu verlieren, weil du keine Gefühle für mich hast, sondern eben weil du Gefühle für mich hast.“
Und das war etwas, auf das sie keinen Einfluss hatte. Wenn er sie nicht mochte, dann wäre es eben so, aber es war genau das Gegenteil. Er mochte sie zu sehr, liebte sie und genau damit konnte er nicht umgehen. Und eigentlich konnte sie deswegen nicht sauer sein. Wer war schon sauer, weil er geliebt wurde? Aber es verunsicherte sie. Jungkook und Jimin konnten noch so auf sie einreden, keiner von ihnen steckte in ihrer Haut, oder in Taes.
Taehyung dachte über ihre Worte nach. Er verstand was sie meinte und es war traurig und schön zugleich.
„Laila, ich werde nie mehr gehen.“
„Spreche nicht von Dingen, die du nicht verstehst …“
Keiner wusste, was sie Zukunft brachte. Vielleicht würden sie sich in drei Monaten die Augen auskratzen, oder in drei Jahren oder nie.
„Lala … ich liebe dich.“
„Spreche nicht von Dingen, die ich nicht verstehe…“
Wirklich, was wusste sie schon von Liebe? Sie hatte geheiratet ohne zu lieben und dann hatte sie jemand geliebt, den sie verlassen hatte, weil es das Vernünftige war. Liebe war nicht vernünftig. Skye stand auf und wollte etwas räumliche Trennung zwischen sie bringen, doch Tae hielt sie am Arm fest, zog sie zu sich und ehe sie sich versah lag sie auf ihm. Räumliche Trennung gescheitert. Ihre Blicke trafen sich und beide fingen an zu lachen.
„Siehst du, so will ich dich sehen … mit einem Lächeln im Gesicht.“
„Vielleicht sollte ich öfters auf dir liegen …“ Ehrlich, wem wäre da nicht nach einem Lächeln? Er schaute sie verwegen an.
„Ach so eine bist du? Du reduzierst mich nur auf meinen Körper!“, beschwerte er sich, aber seine Hände hatten sie fest umschlungen. Es war furchtbar, wenn er so nah war. In Skyes Kopf war jetzt schon nur noch Nebel, als hätte sie zu viel Sekt getrunken und diese wunderbaren Lippen waren viel zu nah, leicht geöffnet, es war praktisch eine Einladung. Taehyung sah wie ihre Augen an seinen Lippen hingen und überwand die letzten Zentimeter zu ihren. Er war in allem so vorsichtig, so bedacht. Es war kein wildes Rumgeknutsche, es war intensiv und gefühlvoll. Er drehte sie um, so dass er auf ihr lag.
„Ist dir schon mal aufgefallen, dass ich dir zweimal meine Liebe gestanden habe und du es nie erwidert hast?“
Taehyung klang nicht vorwurfsvoll, er wollte nur, dass sie wusste, dass es ihm nicht entgangen war.
„Ich bin nicht gut mit solchen Dingen“, gab sie zu. „Aber ja, da ist so ein Schmerz in meinem Herzen, der nicht weggeht …“
Amüsiert hob er eine Augenbraue.
„Du willst sagen, dass Liebe Schmerz ist?“
„Natürlich. Liebe tut immer weh, die Kunst liegt darin denjenigen zu finden, für den man gerne diesen Schmerz in Kauf nimmt.“
In diesem Moment schien es nur sie zu geben, als wären sie in einer Schneekugel. Staub tanzte im Licht, dass durch die Jalousie fiel und die Geräusche im Haus waren nur gedämpft in der Ferne zu hören.
„Kim Taehyung, ich liebe dich.“ In ihren Gedanken ging es weiter ‚und ich hoffe nicht, dass du mich komplett zerstörst‘, dass musste er nicht hören, wollte er nicht hören. Ihre Worte hatten schon gereicht und er küsste sie, diesmal fordernder und in Skyes Kopf drehte sich alles.
Irgendwann lagen sie nur auf dem Bett, Arm in Arm und Skye stellte beruhigend fest, dass sein Herz auch so am Klopfen war. Sie würden beide an einem Herzinfarkt sterben.
„Dieses Zimmer ist so schön“, murmelte er, als würde er zum ersten Mal alles richtig wahrnehmen.
„Danke, ich werde es meiner Innenarchitektin sagen.“
Es wäre nicht fair das Lob für etwas einzukassieren, was nicht ihr Werk war. Ja, sie hatte Alison ihren Geschmack beschrieben und ihre Innenarchitektin hatte ihr Tausend Bilder geschickt und Skye hatte sie okay gegeben oder eben nicht.
„Aber du hast dieses Haus gefunden, es ist … wie aus einem Buch … ein magischer Ort, mitten vor Seoul. Es ist ein Ort um alt zu werden, um Kinder groß zu ziehen …“
Tae kam vom Land, seine Familie hatte eine Farm. Er war es gewohnt Platz zu haben, toben zu können. Mit einer Wohnung in Seoul war das nicht möglich. Und so unterschiedlich waren die Geschmäcker. Seunghyun mochte das Haus nicht. Dafür lebte er in einem Museum der modernen Kunst und Skye fühlte sich hier so wohl.
„Kinder? Unsere Kinder?“, fragte sie und Tae fing an zu lachen.
„Eines Tages …“
„Warte … von wie vielen Kindern sprechen wir hier? Können wir eine Leihmutter haben wie Kim Kardashian?“
Taehyung zog Skye zu sich und gab ihr einen kurzen Kuss.
„Wir haben Zeit, wir sind jung. Ich denke wir können noch 10 Jahre warten und ich denke dir würde ein Babybauch hervorragend stehen.“
„Ist dir aufgefallen wie klein ich bin? Ich würde aussehen wie ein Fass!“
Er lachte fröhlich ohne sie loszulassen, als sie von einem Klopfen unterbrochen wurden.
„Seid ihr nackt?“, fragte Jungkook ohne die Tür zu öffnen.
„So wie Gott uns erschaffen hat“, erwiderte Skye. Da ging die Tür auf – Jungkook glaubte ihr einfach nicht.
„Also, Tae – ich habe Asyl für die beantragt und der Antrag wurde genehmigt, aber wenn Mia euch hier so erwischt, kann ich für nichts garantieren.“
„Ja, ja, wir kommen …“
Artemis, Pan und Apollon bekamen noch ihre Kuscheleinheiten und dann machten sie sich auf zum Camp. Zum Glück hatten sie Jungkook dabei, sonst hätten sie sich wahrscheinlich noch auf dem Gelände verlaufen.
Mia hatte eine Lichtung als Camp beansprucht, ziemlich am Ende des Grundstücks, doch in der Nähe der Scheune und dem Nebengebäude, damit sie fließend Wasser hatten und Toiletten. Skye hatte etwas den Überblick verloren, aber sie behauptete, dass sie etwas mehr als 20 Leute waren und irgendwie wollte sie nicht, dass sie alle in ihren Wald pinkelten.
Sie erreichten die Lichtung und Skye war immer wieder von Mias Einfallsreichtum begeistert. In einem großen Kreis hatte sie lauter Indianer Tipis aufgestellt und in der Mitte gab es eine Feuerstelle, richtig mit Grillrost und sie hatte von irgendwoher ein Dixi-Klo bekommen.
Witzig waren die Gesichter der EXO und IDOLL Mitglieder, die erst nach Hause gefahren waren und nun irgendwie früher als Skye hier angekommen waren.
„Hey, wo habt ihr euch rumgetrieben?“, fragte Chanyeol und wurde von Chen geschupst, der mit den Augen rollte. Wenn Skye und Taehyung Hand in Hand liefen, was werden sie wohl gemacht haben? Bei Chanyeol dauerte es einen Moment, bis es ‚klick‘ machte und die anderen drum herum fingen schon an zu lachen. Skye schaute zu Taehyung, dessen Gesicht etwas röter geworden war.
Jimin und Sehun waren auch dabei, wohl weil Skye die IDOLLs eingeladen hatte und es dann mehr Frauen als Männer waren und sich die anderen darüber beschwert hatten, also hatten die Männer die männliche Unterstützung auffüllen dürfen.
„Wo hast du all die Zelte her?“, fragte Skye Mia.
„KBS“, antworteten Eunhyuk und Donghae im Einklang.
„Hey, andere haben Disneyland, ich habe das Lager von KBS“, erklärte die Deutsche. Irgendwie hatte Skye Lust auch mal im Lager von KBS zu stöbern, so ein T-Rex im Vorgarten würde sich bestimmt gut machen.
Es gab zwei große Zelte. Das eine war für Mia, Donghae und die drei Kinder. Das andere war für Essen, Trinken und Gerödel wie Taschenlampen, Schlafsäcke, Luftmatratzen, Luftpumpen, Erste Hilfe Kasten, Mückenspray und andere nützliche Dinge.
„Sag mal, seit wann bist du hier?“ Skye schaute skeptisch zu Mia.
„Seit heute Morgen.“
„Ja, wir haben geholfen“, berichtete Kendra und sah dabei nicht sehr begeistert aus.
„Als Strafe, weil ihr versucht habt Skye umzubringen.“
„Das war Naomi!“
Skye schlich sich davon, dass war eine Diskussion in die sie nicht verwickelt sein wollte.
Danach kam die Zelt-Einteilung. Gut Mia & Co waren abgedeckt. In die anderen Zelte passten gemütlich drei Leute. Naomi, Ara und Suki nahmen ein Zelt, was nun nicht wirklich überraschend war. Bae, Tae und Jimin belegten ein Zelt. Jungkook, Chanyeol und Sehun nahmen auch zusammen ein Zelt. London und Blake gingen mit Skye in ein Tipi und die anderen IDOLLs Melissa, Mi Cha und Kendra in ein anderes. Und dann gab es zwei zweier Zelte einmal mit Suho und Chen und mit Eunhyuk und Jin.
„Wieso haben wir zwei Zelte übrig?“ Skye war sich nicht immer sicher, ob sie die Antwort auf eine Frage wissen wollte.
„Für den Fall, dass wir es nicht aufgeteilt bekommen“, erklärte Mia, die anscheinend mit jeder Katastrophe vorab gerechnet hatte.
Und endlich konnte das Grillen beginnen. Es war kurz nach 20 Uhr und den meisten hing der Magen schon zwischen den Kniekehlen. Man sah allerdings den eindeutigen deutschen Einschlag beim Essen und zumindest Skye fand es toll. Es gab Teig für Stockbrot, Maiskolben, Folienkartoffeln, Grillfackeln, Paprika, dutzende Dips, Nudelsalat, Kartoffelsalat, normalen Salat und Baguettes, dass mit Knoblauchbutter und Kräuterbutter bestrichen war und natürlich viel, viel Fleisch – was wohl eher ein koreanisches Ding war.
„Das ist so cool, wir sollten das öfters machen“, kam es von Jimin, der das mit dem Stockbrot sehr genau nahm.
„Ich bin einfach nur froh, wenn es etwas Normales zu essen gibt. Dieses ganze gelieferte Essen nervt“, beschwerte sich Jin.
„Während der Tour ist das ganz schlimm“, meinte Chanyeol und drehte sein Steak um.
„Aber Tour muss doch spannend sein“, bemerkte Blake.
„Ja, vor allem wenn man eine Stadion Tour in Europa im Juni plant, dass ist ganz toll“, bemerkte Skye.
„Es konnte ja keiner wissen, dass im Juni in Europa das Wetter so schlecht ist“, verteidigte Jin die ‚Speak Yourself‘-Tour.
„Doch“, erwiderten Mia und Skye gleichzeitig und fingen an zu lachen.
„Na ja immerhin hat es während der Shows in Paris nur einmal geregnet“, fügte Skye so hinzu und plötzlich richteten sich alle Blicke auf sie.
„Warte, warst du in Paris?“, fragte nun Tae verwundert.
„Vielleicht…“
„Aber das war doch in der Zeit, in der du vor Jongin geflüchtet bist“, kombinierte Chanyeol.
„Ja und? Ich kann doch aus Zufall in Paris an dem Tag sein, an dem BTS ein Konzert hat.“
„Du hast genau vor der Bühne gestanden! Ich habe dich gesehen und keiner hat mir geglaubt!“
Jungkook schupste Jimin leicht.
„Zu wenig getrunken habt ihr gesagt!“
„Entschuldigung? Wer konnte denn damit rechnen?!“ Jimin rückte etwas von ihm weg.
„Du warst auf unserem Konzert …“ Taehyung grinste fröhlich.
„Hey, bekomm keinen Höhenflug, ich bin wegen euch allen da hin!“
„Ja, ja …“, sagte die Gruppe.
Und was durfte bei einem guten Camping nicht fehlen? Musik und Gruselgeschichten. Mia hatte zwei Gitarren dabei, wobei Skye direkt eine in die Hand gedrückt bekam. Doch wenn man mit 20 Musikern campte, sang man immerhin nicht alleine und so packten sie Sachen aus wie SNSDs ‚Gee‘, ‚Can’t breakup girl, can’t breakaway boy‘ von Lessang, MBLAQs ‚Oh yeah‘ und ‚10 out of 10‘ von 2PM. Es war wie eine Zeitreise. Zu dieser Zeit ungefähr war Skye das erste Mal in Korea gewesen, es war die Musik mit der sie aufgewachsen war. Tausend Erinnerungen schwirrten ihr durch den Kopf. Sie war noch so jung gewesen und man hatte sie nach Korea mitgenommen, für den ganzen Sommer. Zwei Jahre später war sie das erste Mal alleine in Korea gewesen und ein Jahr später hatte sie ihr Studium in Seoul angefangen.
All das schien ewig her zu sein, das Leben eines anderen Menschen, ein anderes Leben, ungreifbar. Sie lehnte an Taehyung, der seine Arme um sie gelegt hatte. Würde er ihre neue Familie werden? Als hätte er ihre Gedanken gehört zog er seine Arme enger um sie und legte sein Kinn auf ihre Schulter.
„Hast du auch noch Hunger?“, fragte er flüsternd. Die Amerikanerin nickte lachend.
Sie machten sich gerade noch einen kleinen Snack, als es in der Ferne donnerte. Skye ging aus dem Zelt und sah, dass Mia auch Ausschau hielt. Wenn man auf einer Insel mitten im Meer lebte, lernte man das Wetter besser kennen. Wenn auf Adavaci ein Gewitter aufzog hatte man meistens das Gefühl die Welt gehe unter.
„Meinst du wir sollten ins Haus?“, fragte die Amerikanerin und schaute noch immer zum Himmel. Es war schon dunkel, doch Seoul strahlte so sehr, dass man die Formation der Wolken gut erkennen konnte.
„Ehm … jup.“
Und damit schwärmten alle aus. An der Scheune standen die meisten Autos und die meisten wurden damit beauftragt die Sachen ins Auto zu bringen. Skye und Mia schauten, dass nirgendwo mehr Strom auf den Geräten war und keine Kabel auf dem Boden lagen. Sie hatten die letzte Kabeltonne eingerollte und verstaut, als der Regen begann. Bis sie oben beim Haus angekommen waren kam es schon richtig runter. Ein Auto nach dem anderen blieb unter dem Vordach stehen, um die Sachen auszuladen und parkte dann neben dem Haus. In der Garage war nur Platz für drei Autos.
Donghae hatte die Kids in eines der Schlafzimmer gebracht, auch wenn sie davon überzeugt waren noch gar nicht müde zu sein.
„Hey, können wir fernsehgucken?“, schlug Jimin vor.
„Nein, das ist ein Campingwochenende“, zerstörte Mia seine Hoffnung. Der Sänger ließ niedergeschlagen die Schultern hängen.
„Hey, hey, wir können es uns hier auch gemütlich machen. Wir holen die Schlafsäcke und stellen LED Kerzen auf und dann ist es fast wie campen“, sagte die Deutsche und alle nickten zögernd. Vor allem freuten sich aber die Katzen auf die neuen Schmuseopfer. Apollon lag halt in Skyes Schlafsack und schnurrte vor sich hin. Artemis hingegen, die Prinzessin, lag auf Jungkooks Schoß und spielte mit dem Bendel von seinem Pullover.
„Auf gar keinen Fall schlafe ich im Schlafsack, wenn da oben ein riesiges Bett auf mich wartet“, flüsterte Skye Taehyung zu, der eine Augenbraue hob. Sie erkannte sofort an was er dachte oder zumindest vorgab zu denken.
Draußen tobte der Sturm und bei jedem Donner schien das Haus etwas zu beben. Es war eine wunderbar gruselige Stimmung um verstecken zu spielen – fanden zumindest Mia und Donghae. Skye hätte sich lieber vor den Kamin gesetzt, aber gut.
Durch eine schnelle Runde Schnick-Schnack-Schnuck wurde Kendra zum ersten Sucher. Wieder sah sie nicht glücklich aus. An für sich waren ihre Mädels ganz schön ruhig heute, doch man durfte nicht vergessen, dass es für Skye inzwischen normal war mit den Idols rumzuhängen und für die IDOLLs war es immer noch etwas Besonderes. Doch wie konnte man besser Leute kennenlernen, als bei den Versteckspielen? Und so zogen sie los.
Um ehrlich zu sein fand Skye die Idee recht dämlich, denn das Haus war riesig. Ja, sie waren 20 Leute und in einer 3-Zimmer Wohnung wäre es schwer gewesen für alle ein Versteck zu finden, aber hier gab es Zimmer, die Kendra wahrscheinlich noch nicht einmal kannte. Mia hatte den Keller ausgeschlossen und das Schlafzimmer, in dem die Kids schliefen und trotzdem waren es immer noch verdammt viele Zimmer.
Als Kendra anfing zu zählen nahm Skye Taehyung an der Hand und rannte los. Sie führte ihn nach oben zur Galerie und schaute, dass ihnen niemand folgte.
„Was-?“, begann er, doch sie legte einen Zeigefinger auf seine Lippen und schob eines der Bücherregale nach innen. Im Dämmerlicht sah sie, wie seine Augen groß wurden.
„Das ist so cool!“
Skye schob das Regal zurück, als sie in dem Geheimgang waren und machte dann erst das Licht an. Es war nicht sehr hell, damit man den Gang nicht zwischen den Regalen leuchten sah, doch es reichte um sich zu orientieren.
„Komm mit.“ Sie führte ihn weiter und kurz vor der Dachschräge begann eine schmale Treppe, die sie nach oben führte. Es war tatsächlich ein Teil des Dachbodens, der nur über den Geheimgang erreichbar war. Die Amerikanerin hatte sich hier oben eine kleine Lesehöhle eingerichtet. Das Zimmer war nur ungefähr 4×4 Meter groß und hatte einen Erker, der sonst die Nachmittagssonne rein ließ.
Skye machte die Tischlampe an und setzte sich. Sie hatte hier oben Teppich ausgelegt, damit es gedämpft war und im Erker, in dem das Fenster bis zum Boden ging, hatte sie eine Matratze liegen. Darauf Kissen und Decken, um es sich gemütlich machen zu können.
Blitze zuckten über den Himmel. Sie hoffte, dass keines der Zelte von einem getroffen wurde. Tae legte sich neben sie auf den Bauch und schaute nach draußen. Skye machte die Lampe aus, damit sie besser in die Dunkelheit blicken konnten.
„Tuen die Piercings noch weh?“
Er schaute auf ihr Ohr, an dem sie mal ein Couple-Piercing hatten, also Skyes war immer noch da, aber Tae musste seins ja rausnehmen.
„Nein, es ist ok.“ Sie taste es vorsichtig ab.
„Meine gehen so“, gab er zu und Skye zog die Augenbrauen zusammen. Er hatte sie doch rausgenommen – oder nicht? Er drehte den Kopf zur Seite und sie sah, dass er es wieder drin hatte. Es war ihr bisher nicht aufgefallen, aber sie hatte auch nicht darauf geachtet.
„Du hast es drin?!“
„Nur heimlich, nachts und wenn kein Manager bei uns rumhängt.“
„Kim Taehyung, du bist ein Rebell!“
Da fing er an zu grinsen und wahrscheinlich wurde er auch rot, sie sah es im Dunklen nur nicht.