Am nächsten Morgen fand Jade den Weg zu den Badezimmer der Mädchen schon ganz alleine. Trotz der ganzen verwirrenden Gänge und den Treppen die sich bewegten, gab es doch einige Eckpfeiler, die man sich einprägen konnte. Im Badezimmer traf sie auf Rose, die bereits auf dem Weg zum Frühstück war. Jade ließ sich Zeit, sie war früh genug aufgestanden und wollte die Zeit nutzen um sich ihre Umgebung etwas genauer anzuschauen. Sie betrachtete alles mit einer frischen Neugierde, dies würde jetzt ihr zu Hause sein und sie fand es unheimlich aufregend.
Beim Frühstück saß sie wieder mit Rose, Fred und Dominique zusammen, James gesellte sich zu ihnen. Irgendwie komisch, er war so gar nicht wie sein Vater, auch wenn man sie leicht verwechseln könnte, denn sie sahen sich sehr ähnlich und Jade fragte sich wie Mr Potter wohl war, als er selbst noch in Hogwarts zu Schule ging.
Hugo Weasley kam zu ihnen und stellte sich neben Jade.
„ Ich dachte wir wollen vielleicht zusammen zum Unterricht …“, begann er und trat nervös von einem Fuß zum anderen. Jade wurde erst jetzt wirklich bewusst, dass sie viel älter war als ihre anderen Klassenkameraden. Sie musste an die Kinder in der Schule denken, die sitzen geblieben waren und wie Riesenbabys in der 5. Klasse hocken, hatte sie nun auch so ein Schicksal? Aber Hugo konnte ja nichts dafür und so lächelte sie den Jungen an.
„ Klar, danke.“
James sprang mit auf.
„ Ich begleite dich lieber auch, Hugo ist ja auch zum ersten Mal hier, wer weiß, die Wege sind lang …“
Dominique und Fred kicherten und wurden von Jade mit einem finsteren Blick gestraft. Allerdings vermutete Jade das hinter James Aufdringlichkeit vielleicht Harry stecken könnte, vielleicht hatte er seinem Sohn gesagt, dass er sich etwas um sie kümmern sollte. Also gingen sie zu dritt los. Hugo war fast einen Kopf kleiner als sie und James, wie würde sie in der Klasse wirken? James sah ihren betrübten Gesichtsausdruck und stupste sie mit dem Ellebogen an.
„ Hey, mach dir keine Sorgen, sie werden dich schon nicht in der 1. Klasse lassen, wenn du dich nicht zu dämlich anstellst.“
Auch wenn James an sich merkwürdig war, seine Worte halfen zumindest ein bisschen, auch wenn sie nicht glaubte, dass es so einfach war Klassen zu überspringen. Hugo steuerte auf eine Tür zu und Jade verabschiedete sich wohl oder übel von James.
Der Klassenraum war über und über mit Regalen voll mit Büchern versehen. Dicke Buchbände mit Ledereinschlägen pflasterten die Wände. Jade hielt sich weiter hinten, der Lehrer war bereits da, doch schien er Jade nicht wirklich wahr zu nehmen und so setzte sie sich in die letzte Bank. Der Lehrer hatte seinen Kopf tief über einem Buch hängen, aber etwas stimmte mit ihm nicht. Jades Kiefer fiel in Schock nach unten.
„ Das ist … ist er …“
„ ..ein Geist? Ja“, antwortete ihr ein Mädchen aus der Reihe vor ihr.
„ Meine Schwester hat erzählt dass er schon seid Ewigkeiten hier unterrichtet und sein Unterricht war schon immer so tot langweilig. Er soll gestorben sein ohne es zu wissen und sein Geist ist einfach hier geblieben und unterrichtete weiter. Irre.“
Jade schaute fassungslos zu ihrem Lehrer und nickte.
„ In der Tat irre….“
Nach gut zwanzig Minuten war der Großteil der Klasse in einem tranceähnlichen Zustand. Jade hingegen hörte Professor Binns gespannt zu, alles war neu für sie und sie sog alles in sich auf was ging. Parallel las sie noch in ihrem Geschichtsbuch mit, Professor Binns redete langsam genug dass sie auf Seite 112 angekommen war als der Unterricht endete.
Riesen, Goblins, Kobolde, die Kapiteltitel des Geschichtsbuch hörten sich an wie ein Romantitel.
Es folgte Zauberkunst und Jade wurde von ihrem Professor gelobt – was ihr ein paar Lästereien der anderen Mädchen einjagte, doch es war ihr egal, sie wollte sich anstrengen und auch wenn sie Angst hatte etwas verkehrt zu machen, probierte sie alles aus und konzentrierte sich auf die Aufgaben. Schon bald schwebte ihre Feder über den Schreibtisch und sie erklärte es dem Mädchen neben sich auf der Bank.
„ Es kommt auf die Betonung an, du musst das H betonen und es lang ziehen ….hey, das ist ein Zauberstab und kein Farbpinsel, du verletzt am Ende noch jemanden …“
Wenn Harry Potter Jade zugesehen hätte, hätte er Ähnlichkeiten zu jemanden feststellen können, mit dem er selbst die Schulbank gedrückt hatte.
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Bis zum Mittagessen war Jade so aufgedreht dass sie ihre Nase tief in ihrem Geschichtsbuch vergraben hatte, während die anderen am Tisch sich die Magen vollschlugen.
„ Und noch ein Happen für Mama ..“, hörte man James und Jade öffnete automatisch den Mund um sich von ihm mit Kürbissuppe füttern zu lassen.
„ Ich fasse es nicht dass du das tatsächlich interessant findest …“
James schüttelte verständnislos den Kopf.
„ Hey, das ist wie ein mittelguter Roman, etwas trocken, aber vielleicht könnte ich die Texte überarbeiten um etwas Pepp reinzubringen ….“
Wieder schüttelte James den Kopf und fütterte sie weiter damit sie den Tag gut überstand. In der Mittagspause besuchte sie Pan mit Dominique.
„ Weißt du was das für eine Katze ist?“
Dominique betrachtete die Katze leicht skeptisch, irgendetwas schien mit ihr nicht zu stimmen, nicht dass das Katzenbaby nicht süß war, außer Frage, doch etwas schien faul zu sein. Jade konnte nur mit den Achseln zucken, sie hatte in dem Geschäft nicht gefragt und sich eher spontan für den kleinen Kater entschieden.
Es folgte Kräuterkunde, Verteidigung gegen die dunklen Künste und Astronomie. In Astronomie kannte sie sich wenigstens aus und konnte 5 Punkte für ihr Haus holen – wobei sie nicht wusste für was die Punkte standen – indem sie die Hauptsternenbilder richtig aufsagte und auch erklären konnte wann man welche zu Gesicht bekam.
Wieder hörte sie Getuschel hinter sich, doch Jade tat gut daran es einfach zu ignorieren.
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Am Ende des Tages saß sie noch bis spät am Abend im Gemeinschaftsraum. Pan lag zusammengerollt in ihrem Schoß während Jade die Bücher durchforstete. Nach dem Unterricht war sie in die Bibliothek gegangen und hatte sich etwas Zusatzlektüre ausgeliehen. Ihre Hausaufgaben hatte sie schon längst erledigt. Im Kamin brannte ein Feuer und die Kerzen leuchteten schwebend über ihrem Kopf. Niemand außer ihr war mehr da, als sie Fußschritte hörte. Sie drehte sich zu dem Eingang in den Gemeinschaftsraum des Turms und sah wie sich Fred und James hineinschlichen.
Die beiden Jungen erschreckten sich als sie Jade sahen und einen Moment starrten sich die drei an stumm an.
„ Was machst du denn hier?“
„ Wo kommt ihr denn her?“
Jade hob fragend die Augenbraue, sie musste kein Hogwartsexperte sein um zu wissen dass die Jungs um diese Uhrzeit nichts mehr außerhalb des Turmes zu suchen hatten.
„ Wir hatten etwas zu erledigen und du?“
James und Fred ließen sich neben Jade auf dem Boden nieder.
„ Ich lerne noch etwas.“
Fred legte den Kopf zur Seite um die Buchtitel zu lesen.
„ Das ist Stoff aus der 4. Klasse ….“
„ Na ja, ich finde die Beschreibungen im ersten Buch teilweise ziemlich wage und deswegen habe ich mir zusätzliche Quellen besorgt“, erklärte sie ihm als wäre es das normalste auf der Welt.
„ Du bist eindeutig unterfordert“, bemerkte James und wusste nicht wie nah er damit an der Wahrheit lag. Jade hasste es wie ein kleines Kind behandelt zu werden, immerhin war sie eine angehende junge Dame und benötigte keinen Babysitter mehr.
„ Wir müssen dich aus der 1. Klasse rausholen ..“, sagte Fred und James nickte
„ Vielleicht könnte mein Dad etwas drehen …“
Immerhin war er als Chef der Auroren mächtig in der Gesellschaft der Zauberer.
Jade schlug wütend das Buch zu und Pan wache murrend auf.
„ Nein, nein, nein. Ich will es alleine schaffen, ich muss den Professoren beweisen dass ich mit dem Stoff klar komme und ich will keine linken Touren, verstanden?“
Jade konnte sehr jähzornig sein und die beiden Jungs wollten nicht herausfinden was geschehen würde, wenn sie Jade weiter nerven würden.
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Mitten in der Nacht ging James noch mal hinunter. Das Feuer in dem Kamin war mittlerweile ausgegangen und die Kerzen herunter gebrannt. Dennoch konnte er Jades Gestalt in der Dunkelheit erkennen. Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, was für ein kleines, verrücktes Monster haben sie sich da ins Haus geholt? Er ging hinauf in sein Zimmer und holte seinen Besen. Noch immer konnten die Jungs nicht zu den Mädchenzimmern und so versuchte er das Ganze auszutricksen, indem er einfach nicht die Treppen benutze, sondern einfach rauf in ihr Zimmer flog. Mit dem Schwebezauber schaffte er es dass die ganzen Bücher ihnen brav folgten und alles schien perfekt zu klappen.
Nachdem er Jade in ihr Bett gelegt hatte, blieb er eine Weile auf ihrem Bettrand sitzen. Er kannte viele Geschichten von Sirius, immerhin war es sein zweiter Vorname. Hogwarts schien jetzt, wo es wieder eine Black hier gab, irgendwie vollkommener zu sein, auch wenn es den Anschein machte, dass sie sich nicht von ihm helfen lassen würde. Zumindest zeigte sie, dass sie verbissen und ehrgeizig war, durchaus etwas was man ihr positiv andichten könnte.
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Jade sah friedlich aus und James hoffte dass sie sich nicht überarbeitete.
Ein wenig ist sie ja schon wie Tante Hermine …., dachte er bei sich und lächelte. Indem Moment schlug Jade die Augen auf und ehe sie überhaupt wusste was los war, entwich ihren Lippen ein ausgewachsener Schrei. James reagierte schnell und hielt ihr den Mund zu. Jetzt erst erkannte sie wer da saß und sie verstummte.
„ Was tust du hier?“, fuhr sie ihn an.
„ Das würde mich auch interessieren.“
Jade und James erschreckten sich gleichermaßen als sie die Stimme von Professor Wishold hinter sich hörten, der in seinem Morgenmantel in der Tür stand.
„ Ich habe nur geschlafen.“
„ Ich habe sie nur auf ihr Zimmer gebracht.“
„ Er hat mir den Mund zugehalten!“
„ Weil DU geschrien hast.“
Jade boxte James leicht und er schubste sie während sie sich anzankten.
„ Schluss jetzt! Alle beide!“
Abrupt hörten sie auf und erkannten dass mittlerweile auch Dominique und Lysander zu dem Hausvorstand hinzugekommen waren.
„ Mr Potter, Sie wissen genau dass es nicht gestattet ist sich in den Schlafzimmern der Mädchen aufzuhalten. Keine Ausreden. Nachsitzen, alle beide, und jetzt raus hier.“
Jade wollte protestieren, was hatte sie denn jetzt angestellt? Doch irgendetwas sagte ihr, dass es wahrscheinlich auch nicht gestattet war bis spät in die Nacht im Gemeinschaftsraum herumzulungern und so beschloss sie die Füße lieber etwas still zu halten anstatt gleich am 2. Tag schlecht aufzufallen.
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Als sie sich alle am Morgen in der großen Halle trafen war die Stimmung immer noch angespannt. James setzte sich weiter weg von Jade als sie es in den letzten Tagen gewohnt war.
„ Wieso war er in deinem Zimmer?“, fragte Dominique die sich zu Jade rübergelehnt hatte.
„ Ich hatte gelernt und bin wohl eingeschlafen. Er hat wohl gedacht er muss mich auf mein Zimmer bringen …“
Dominique reichte die Antwort und sie glaubte Jade auch, jedoch war es Gesprächsthema Nummer 1 bei den anderen Schülern. Auf dem Weg zum ersten Stunde schnappte Jade alle möglichen Gerüchte auf, die ihre Wangen zum glühen brachten – teilweise aus Wut, teilweise aus Pein. Sie und James Potter, DER Potter, ihr war doch egal ob er Harrys Sohn war, sie wusste doch gar nichts über die Potters, wieso sollte sie sich ihm an den Hals werfen?!
Im Unterricht brach das Getuschel nicht ab. Jade versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren und arbeitete mit.
„ Wetten das Potter ihr geholfen hat …“
„ Ja, eine ganz besondere Nachhilfe ….“
„ Also mir dürfte er auch Nachhilfe geben …“
„ James ist soooo süß ….“
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Jades Blick verfinsterte sich und sie drehte sich zu der Reihe aus der das Geflüster kam. Die Stimmen erstarben und Jade drehte sich wieder zum Lehrer.
In der Mittagspause reichte es ihr. Ihr Kopf schmerzte und sie konnte das alles nicht mehr hören. Anstatt in die große Halle zum Mittagessen zu gehen, suchte sie sich einen ruhigen Ort. Sie verließ das Schloss und lief die Mauern entlang bis sie eine ruhige Ecke fand, ohne Fenster, ohne Tür, hier würde sie niemand stören. Sie setzte sich auf den Boden, lehnte sich mit den Rücken an einen Baum und schloss die Augen.
„ Perfekt …“, flüsterte sie und war ziemlich zufrieden mit sich selbst.
Das Wetter war noch schön und sie könnte sich zumindest mal eine Stunde vor den anderen verstecken. Ein wenig öffnete sie die Augen, gerade genug um runter zum See zu gucken. Vielleicht würde sie den Nachmittag nutzen um die Gegend etwas zu erkunden. Der Wald war verboten, nachdem sie fragte wieso der Wald verboten war, hatte das Mädchen namens Elli ihr die Antwort gegeben „Weil es der VERBOTENE Wald ist“ und hatte Jade allein schon wegen der Frage verstört angeschaut. Wieso war der Wald verboten? Vielleicht lebten dort irgendwelche Drachen, ja Drachen! Immerhin ist es die magische Welt, Drachen waren noch nicht mal so weit her geholt, oder? Oder Einhörner, Vampire, vielleicht ein Manticore und wie hieß dieses Vogelvieh aus „Das letzte Einhorn doch gleich“?
„ Ah, Harpie..“, erinnert sie sich.
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Scorpius fand das sehr unlustig. Er saß im Baum und beobachtete das Mädchen. Natürlich wusste er wer sie war, jeder sprach von ihr, wie konnte man nicht wissen wer sie war? Mit einen lockeren Sprung landet er neben ihr.
„ Entschuldige, nicht Harpie, Hyperion, Scorpius Hyperion Malfoy.“
Jade erschrak nicht, zum einen weil sie sonst auch kein wirklich schreckhafter Mensch war, zum anderen weil hier einfach alles passieren konnte – auch das ein Baum einen Jungen ausspuckt. Sie blinzelt und schaut zu dem Jungen auf.
„ Wow. Deine Eltern müssen dich hassen“, stellte sie trocken fest, wer nannte denn bitte im Jahre 2018 sein Kind SO?!
Scorpius lachte, er selbst fand seinen Namen nicht so berauschend und normale Hexen und Zauberer, also Leute die wussten wer er war und zu welcher Familie er angehört, trauten sich in der Regel nicht sich über seinen Namen lustig zu machen, es war erfrischend dass dieses Mädchen ihm so die Stirn bot.
„ Na ja, was soll ich sagen …“
Grinsend rang er um Worte.
„ Du hast noch nicht mal einen gescheiten 2. Vornamen auf den ausweichen könntest ..“, grübelte Jade weiter und zog die Beine heran. Scorpius setzte sich zu ihr.
„ Du bist ganz schön direkt, hm?“
„ Na ja, immerhin störst du mein Versteckspiel. Ich hatte mich auf eine ruhige Mittagspause gefreut …“
Jades Blick ging in die Ferne, ja nur etwas Ruhe, mehr nicht. Leicht nickte sie mit dem Kopf um ihr hartes Schicksal zu betonen.
„ Ohhhh, die Potterstory…..“
Scorpius schien einen weichen Punkt gefunden zu haben. Jade blickte finster drein.
„ Es gibt keine Potterstory ….“, sagte sie, ihr Blick immer noch finster.
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Eine Zeit lang schwiegen sie. Scorpius betrachtete das kecke Mädchen, sie schien nicht auf den Mund gefallen zu sein, doch sah er da Angst in ihren Augen? Unvorstellbar diese Welt nicht zu kennen, aber man konnte verstehen, wenn es sie alles etwas verwirrt.
„ Wenn du dir einen Namen aussuchen könntest, welcher wäre es?“, fragte sie schließlich, völlig am Thema vorbei so dass Scorpius sie erst etwas irritiert anschaute.
„ Keine Ahnung, irgendwas normaleres…“
Jade grübelte, normal, dass würde hier schwer werden.
„ Ok, du bist jetzt Jasper, okay?“
Scorpius schaute sie verwirrt an, nickte dann aber langsam. So normal war der Name nun auch nicht.
„ Ok Jasper, ich glaube wir sollten langsam zum Unterricht …“
Sie wollte sich erheben doch „Jasper“ war schneller und reichte ihr die Hand um Jade aufzuhelfen. Er zog sie an der Hand hoch und zog sie etwas näher zu sich. Er war hübsch, Jade wusste es und Jasper wusste es selbst auch.
„ Zu schade dass du eine Erstklässlerin bist … sonst würde ich dich fragen ob du mit mir zum Winterball gehst“, sagte er theatralisch und wunderte sich über sich selbst. Was war ihm da gerade aus dem Mund gekommen? ER lud ein Mädchen zum Winterball ein?! Das war uncool, wenn man es in Muggelisch ausdrücken würde. Aber sie war so anders, es färbte ab. Jade war die Nähe nicht so unangenehm wie sie ihr vielleicht hätte sein sollte.
„ Hey, ich arbeite gerade daran ein paar Klassen zu überspringen …“
Immerhin war sie ja keine echte Erstklässlerin, nur jemand der zu spät eingeschult wurde.
„ Alles klar, wenn du es schaffst aus der ersten Klasse zu kommen, gehst du mit mir zum Winterball.“
Jasper grinste und ließ ihre Hand los. Gemeinsam gingen sie zurück in das Gebäude und gingen schweigend ein Stück gemeinsam. Jasper wunderte sich nicht schlecht über das Mädchen und Jade ging es andersherum nicht viel anders mit ihm.
„ Hier trennen sich unsere Wege, viel Glück bei der Versetzung …“
Jasper wand sich einem anderen Gang zu und hob zum Abschied die Hand. Einen Moment lang blieb Jade stehen und schaute ihm nach, komischer Kerl, aber irgendwie …
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Als sie sich im Gewächshaus neben Hugo setzt schaute er sie fragen an.
„ Wo warst du die ganze Zeit?!“
„ Mit Jasper hinten auf der Wiese …“, erwiderte Jade grinsend und ihre Wangen wurden wärmer. Hugos verwirrter Blick ließ sie kalt, sollte sie auch mal ihre Geheimnisse haben. Professor Longbottom begann den Unterricht und Jade konzentrierte sich auf ihre Notizen. Sie musste irgendwie aus der ersten Klasse heraus. Und das Winterballdate war dabei völlig sekundär.
Auch an diesem Abend lernte sie bis spät in die Nacht, genau so wie an den Abenden die folgen sollten.
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Freitag Abend hatte sie endgültig die Nase voll. Der Unterricht langweilte sie und sie hatte in den freien Stunden selbst schon so viel gelernt, dass sie sich sicher war, dass sie das Niveau des Unterrichts absolut sprengte. Auch die Mitschüler waren anstrengend, wie sollte sie es aushalten sieben Jahre lang mit Knirpsen in einer Klasse zu sein?!
Sie saßen beim Abendessen wieder gemeinsam am Tisch und Jade lunzte zu McGonagall rüber, sie musste zu ihr gehen. Es dauerte lang bis Jade genug Mut gesammelt hatte und als die Direktorin sich auf den Weg nach draußen machte, schnitt Jade ihr den Weg ab.
„ Professor …. ich müsste da mal mit Ihnen reden ….“
Professor McGonagall nickte dem Mädchen zu und bedeutete Jade ihr zu folgen. Sie gingen wieder in das Büro und Jade betrachtete viele Dinge in dem Arbeitszimmer nun viel aufmerksamer als zuvor. Sie prägte sich die Gesichter in den Portraits ein und las die Namen die unter ihnen zu sehen waren. An einem Namen blieb sie besonders hängen „Phineas Nigellus Black“ – ein Black. Sie schaute in das leere Portrait, wahrscheinlich war er gerade woanders, und das Mädchen fragte sich, wie sie mit ihm wohl verwandt war.
Die Direktorin bot dem ihr einen Platz an und erfragte sich was denn passiert sei. Jade setzte sich und suchte nach Worten.
Kurz und schmerzlos, kurz und schmerzlos ….
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„ Ich würde gerne die Klasse wechseln, also den Jahrgang …“, spuckte sie es aus und McGonagall hob eine Augenbraue.
„ Wieso?“
Natürlich konnte sie sich vorstellen wieso, deswegen war von Anfang an die Frage gewesen ob man sie nicht in eine der höheren Klassen stecken sollte, doch es war auch wichtig, vor allem für jemanden der mit dieser Welt noch nichts zu tun hatte, die Grundlagen zu kennen und zu verstehen.
„ Weil ich glaube dass ich das schaffen kann, ich habe die letzten Abende gelernt und Mr Potter hat mir Bücher bis zur 3. Klasse besorgt und ich habe mit manchen schon angefangen. Abgesehen davon …“, Jade verzog das Gesicht, „sind die alle so klein. Ich passe da nicht mehr rein.“
Professor McGonagall grübelte eine Zeit lang und schaute dann zu dem freundlichen Mann.
„ Was denkst du Albus?“
Albus Blick ruhte auf Jade, auch er hatte sich einige Gedanken über sie gemacht.
„ Ich denke sie hat eine Chance verdient“, meinte er lachend und die Direktorin wusste genau was dem ehemaligen Direktor im Sinn lag. Sie wand sich wieder Jade zu und ihr Blick wurde ernst. Seit Langem wurde nicht mehr zu solchen Maßnahmen gegriffen, doch es gab wohl keinen Weg daran vorbei.
„ Wir werden Sie versetzen, in die 3. Klasse. Wir haben das bereits vor einigen Tagen durchgesprochen, wollten jedoch sehen, wie Sie sich einleben. Sie werden dennoch Fächer der 1. und 2. Klasse besuchen, die wichtigsten, Zauberkunst, Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunklen Mächte. Des Weiteren gibt es ab dem 3. Schuljahr freiwillige Fächer die Sie belegen können. Ms Dominique Weasley wird Sie über die einzelnen Fächer aufklären.“
McGonagall ließ mit Absicht eine wichtige Information aus, dass „wie“. Jades zuerst hoffnungsvoller Blick bei der Meldung dass sie in die 3. Klasse kommen würde trübt sich ganz schnell wieder. Wie sollte sie den ganzen Unterricht schaffen?! Sie konnte ja immerhin nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein, oder ging das etwas in der Zauberwelt? Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her.
„ Ich freue mich dass Sie mir die Chance geben in die 3. Klasse zu kommen, aber wann soll ich zu dem Unterricht der 1. und 2. Klasse?“
Hatte sie etwas nicht mitbekommen? Eine Information verpasst?
Professor McGonagall runzelte die Stirn.
„ Sie bekommen einen Zeitumkehrer.“
Schweigen. Jade starrte die Direktorin an, einen Zeitumkehrer? Sie konnte sich dunkel daran erinnern so etwas schon überblättert zu haben, aber sie konnte nicht mit Bestimmtheit sagen was es ist.
„ Mit einem Zeitumkehrer können Sie die Zeit zurückdrehen, so ist es Ihnen möglich nach dem Unterricht die Zeit einfach umzukehren um in den anderen Unterricht zu gehen. Es ist sehr anspruchsvoll und ich hoffe Sie nutzen den Zeitumkehrer nicht für private Dinge. Es gibt nur wenige von ihnen und wir mussten beim Zauberministerium einen Antrag stellen damit Sie ihn nutzen dürfen. Die Professoren sind eingeweiht, ansonsten sprechen Sie bitte mit niemanden darüber, niemanden.“
Jade versuchte die Information zu verarbeiten, sie würde also in einem Jahr 3 Jahrgänge besuchen, gut, nur ein Jahr, nächstes Jahr würde sie nur ihren normalen Unterricht haben, dass war zu schaffen.
„ Das heißt mein Tag bekommt mehr Stunden?“
Ungeahnte Möglichkeiten lagen vor ihr, sie könnte länger schlafen, einfach die Zeit etwas zurückdrehen, nein, sie durfte es nicht für private Dinge nutzen.
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Es folgte eine genau Erklärung, jede Umdrehung bedeutete eine Stunde, sie durfte sich niemals, unter keinen Umständen, selbst begegnen und musste versuchen sich so unauffällig wie möglich zu verhalten.
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Als Jade das Arbeitszimmer der Direktorin verließ kam sie sich vor als hätte man sie durch den Fleischwolf gedreht. Sie war erleichtert und froh für das Vertrauen was man ihr entgegenbrachte, aber andererseits fragte sie sich wie sie das alles bewerkstelligen sollte.
Der Gemeinschaftsraum war voll als sie in den Turm kam. Dominique saß mit den anderen um den Kamin herum. James entdeckte Jade sofort und grinste breit.
„ Und?!“
Jade fragte sich ob er nur vermutete wo sie war oder ob er es bereits wusste.
Ihre Finger suchten unter ihrem Pullover den Zeitumkehrer, niemand durfte davon erfahren.
Sie legte ein breites Lächeln auf.
„ Ich bin in der 3. Klasse!“
Ja, so würde sie sich freuen, wenn sie nicht parallel noch 2 andere Jahrgänge besuchen müsste.
Jades Feier hielt nicht lange, sie täuschte Müdigkeit vor um sich in ihr Zimmer verziehen zu können um zu lernen. Wochenenden waren gestrichen und Schlaf auch. Sie musste das dreifache an Hausaufgaben nun machen und dreimal so viel lernen, allein bei dem Gedanken wurde ihr schlecht, aber da eine schlechte Einstellung nichts brachte, machte sie sich lieber ans Lernen. Sie nahm den Stundenplan den sie von Professor McGonagall bekommen hatte in die Hände und betrachtete ihn. Wer sollte denn da durchblicken?! Pan gesellte sich zu ihr und sie kraulte ihn hinterm Ohr, bald schlief er seelenruhig ein und Jade beneidete den kleinen Kater.
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Am nächsten Morgen kam sie mit Pan auf den Arm runter in den Gemeinschaftsraum und sah Dominique vor einem großen Päckchen stehen.
„ Morgen Jade, da ist ein Päckchen für dich gekommen.“
„ Guten Morgen, ja von meinen Eltern.“
Jade konnte es kaum abwarten und kniete sich neben dem Karton hin. James kam die Treppe hinunter und musterte die beiden Mädchen skeptisch.
„ Bitte sagt mir nicht dass ich schon wieder Weihnachten vergessen haben ..“, sagte er jammernd und setzte sich in den Sessel neben den beiden.
„ Quatsch, Jade hat ein Päckchen von zu Hause bekommen“, erklärte Dominique und war mindestens genau so gespannt wie Jade.
„ Ein Päckchen …“, murmelte James grübelnd.
„ Ja, ein Päckchen, etwas was man bekommt von den Leuten die einen lieb haben, ups, wann hast du das letzte Mal eine Eule bekommen?“
Dominique lachte fröhlich und James schmollte. Jade hingegen schaffte es endlich das Klebeband ab zu bekommen und klappte den Karton auf. Als erstes strahlte sie die „Vogue“ an. Jade quietschte fröhlich, nahm die Zeitung heraus und drückte sie gegen ihre Brust.
„ Ich will nie wieder so lange von dir getrennt sein …“, sagte sie theatralisch und Dom und James tauschten verwirrte Blicke aus.
„ Das ist DIE Modezeitschrift, so etwas wie die Bibel der Mode, nur nicht so konservativ“, erklärte Jade. James hob die Augenbrauen an.
„ Also für jemanden der SO lernvernarrt ist, hätte ich nicht gedacht dass du dich für Mode interessierst.“
„ Mode ist total wichtig!“, verteidigte sich Jade während Dom sich über den Karton lehnte.
„ Und was ist da noch alles drin?“, fragte sie neugierig.
„ Ehm … weitere Zeitschriften, eine elektrische Zahnbürste, ein paar Bücher von mir, Klamotten, Pflegeprodukte, Maniküreset, Pediküreset …“
Sie zog einen Brief ihrer Eltern heraus und faltete ihn auf.
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Hallo liebe Tochter,
ich hoffe du hast dich gut eingelebt. Noch immer können wir noch nicht so ganz fassen was passiert ist. Anbei habe ich dir die Sachen eingepackt die du wolltest. Ich habe mich lange mit deinem Vater unterhalten und wir kamen zu dem Entschluss, dass du dennoch versuchen solltest in der „normalen“ Welt einen Abschluss zu machen. Deswegen haben wir dich auf einer Fernschule angemeldet, anbei hast du die Unterlagen. Auch wenn du die Arbeiten per Post einschickst dürftest du mit den Einsendeterminen keine Probleme haben.
Viele Grüße, wir haben dich lieb.
Mama + Papa
„WAS?!“
Jade sprang auf als sie sich dem Inhalt des Briefes bewusst wurde. Fernschule? Abschluss? Mathematik und Chemie?! Sie wühlte in dem Karton bis sie eine dicke Mappe fand.
„ Nein, das darf nicht wahr sein ….“
Was hatte sie verbrochen? Nicht nur dass sie 3 Jahrgänge gleichzeitig besuchen soll, nein, jetzt soll sie auch noch den Unterrichtsstoff einer Muggelschule bewältigen. Irgendwie war ihr zum Heulen zu Mute und einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken zu McGonagall zu gehen und sich zurück in die erste Klasse versetzen zu lassen.
Irgendwie hatte sie sich das alles einfacherer vorgestellt.