Sie taten etwas, was man fast als Ausschlafen bezeichnen konnten. Mia wachte als Erste auf, es war fast 8 Uhr, doch da sie in der Mitte von Hae und Teukie lag, wollte sie sich noch nicht rühren, um den beiden noch etwas mehr Schlaf zu verschaffen. Donghae wachte nur wenige Minuten später auf und lächelte Mia verschlafen an.
„Morgen“, flüsterte er.
Total uneigennützig beschlossen sie Teukie nicht zu wecken. Er lag am Rand und wenn sie beide aufstehen würden, müssten sie über ihn drüber krabbeln – was zweifellos dazu führen würde, dass er aufwachte. Also beschlossen sie die Zeit sinnvoll zu nutzen und kuschelten. Jihoon hin oder her, als sie so in Donghaes Armen lag, wusste sie dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Es fühlte sich richtig an, richtiger als jemals mit Jihoon und auch wenn sie immer noch gewillt war es langsam mit Hae angehen zu lassen, so war sie peinlich davon berührt, dass er ihr hinterher gereist war.
„So, ihr habt jetzt genug rumgemacht – aufstehen“, kam es von Leeteuk und die beiden anderen erschreckten sich fast zu Tode.
Lustigerweise war Siwon schon wach. Ihre Mom war irgendwann, kurz nach 7, aufgewacht und versucht sich leise einen Milchkaffee zu machen. Zwischen dem Geräusch des Milchschäumers und einem Staubsaugers gab es kaum einen Unterschied und so hatte sie den armen Kerl damit aufgeweckt. Siwonie schien am besten auf den Deutschland-Trip vorbereitet gewesen zu sein. Er hatte sich für sein Galaxy ein Deutsch-App runter geladen, mit dem die Kommunikation zwischen ihm und Mias Mom anscheinend gut funktionierte.
Wie erwartet dauerte es ewig bis alle im Bad und wieder raus waren. Mia hockte mit ihrer Mom auf dem Balkon und genoss derweil das schöne Wetter.
„Dieser Donghae, ist das der mit dem du so tust als wärst du zusammen?“
„Jup, genau der.“
„Schnuckeliges Kerlchen … seid ihr wirklich ein Paar?“
„Mooooooom!“
„Schon gut, schon gut.“
Bald gesellte sich Leeteuk zu ihnen.
„Was machen wir heute?“
„Zuerst gehen wir einkaufen – ich kenne euch und Morgen sind die Geschäfte geschlossen. Heute Abend gehen wir feiern.“
Das hörte sich nach einem Plan an – im Einkaufen kannten sie sich aus.
Als dann alle fertig waren, machten sie sich auf den Weg. Mia parkte das Auto unten auf der Bergerstrasse. Gut, wir gehen einmal die Grundstruktur von Frankfurt durch:
Wirklich einkaufen konnte man: Auf der Zeil/Fressgasse (also in der Innenstadt), in Sachsenhausen (was praktisch das Touristenviertel von Frankfurt war), auf der Bergerstrasse (was das Ausgehviertel eher für Frankfurter war) und dann gab es im Stadtgebiet noch drei Einkaufszentren: Das Hessencenter, das Main-Taunus-Zentrum und das Nord-West-Stadt-Zentrum.
Frankfurt war also ziemlich einfach zu verstehen. In Richtung Darmstadt gab es noch das Loop 5, aber Mia wollte den Welpen ja Frankfurt zeigen. Da die Bergerstrasse auf einem Berg lag (man sieht die Straßennamen machten Sinn), parkte sie ihr Auto also nahe der Innenstadt, am Ende des Bergs, damit sie auf der einen Seite hoch laufen und auf der anderen Seite wieder runter laufen konnte – was vollbehangen sehr viel mehr Sinn hatte als umgekehrt.
Die Bergerstraße war gesäumt mit Geschäften aller möglichen Art und etlichen Restaurants und Kneipen. Mia wohnte gerne nahe der Bergerstraße, da man alles irgendwie in greifbarer Nähe hatte.
Der erste Laden in den sie einfielen, war das ,Gate 05‘. Ein lustiger Geschenkartikelladen am Merianplatz. Der Besitzer bezog seine Waren aus der ganzen Welt, viel aus England, Japan und Hong Kong, aber auch aus Korea und vieles war auf das Thema ,Reisen‘ ausgelegt. So gab es Trockenseife für das Flugzeug, lustige Abfüllflaschen die 100ml entsprachen, Kamerataschen die aussahen wie Kameras, Kofferanhänger mit 3-Letter-Codes und allen möglichen Plunder, den man zwar meisten gar nicht brauchte, der aber unheimlich toll war. Jedes Mal wenn man diesen Laden betrat hatte er ein anderes Sortiment, Mia fand hier immer Geschenke für Freunde. Nicht nur Mia. Die drei Kerle schwärmten aus. Es war zwar nichts typisch Deutsches, aber es war Gestört, also fanden sie es toll.
Zum Glück stand das Auto nicht weit weg und die ersten Taschen wurden im Kofferraum verstaut.
Sie gingen weiter hinauf, kamen an dem asiatischen Laden neben dem Gate 05 vorbei, an einem Schuhladen und mehreren Ankleidegeschäften. Mia schleifte sie in eines hinein, denn hier gab es Taschen von ,Liebeskind Berlin‘ – eine Deutsche Marke. Auch wenn sie ihr Leben in Seoul mochte, so war es dennoch schön ein Stück Heimat mit in die Ferne zu nehmen und so kaufte sie sich zwei Taschen. Bei ,Best Worscht in Town‘ blieben sie kurz stehen.
Mittlerweile gab es vier oder fünf von den Dingern in ganz Frankfurt und Mia erklärte das Konzept.
„Ich bin es gewohnt scharf zu essen! Das müssen wir probieren!“, sagte Donghae begeistert und Mia konnte ihn gerade noch am Kragen schnappen.
„Nein, das wird Mittagessen, wir gehen erst frühstücken.“
Leicht enttäuscht ließ er die Schultern senken und Mia schleppte sie auf die andere Straßenseite in das ,Mirador‘. Das Mirador war eine total stylische Kneipe, in der man dazu noch gut essen konnte. Etwas skeptisch saßen sie vor dem europäischen Frühstück.
„Meinst du nicht die haben vielleicht doch einen Reiskocher?“, frage Leeteuk, sein Spiegelei nicht aus den Augen lassend.
„Ich finde das gar nicht übel“, warf Hae ein, der auf einmal seine Liebe zu Brötchen entdeckt hat.
Tja, so waren die Geschmäcker verschieden und vielleicht bekamen sie nun mal eine Ahnung davon, wie es für Mia war, als sie nach Seoul gekommen war. Auch Siwon sprang gut auf das Essen an und erzählte irgendetwas von wie gesund den Müsli wäre und dass sie das zu Hause viel öfters essen sollten. Mia verschwieg dass es eine deutsche Seite gab, auf der man sein Müsli selbst zusammen stellen konnte. Nie im Leben würde es bis Mittwoch ankommen und aus irgendeinem Grund zweifelte sie daran, dass die Müsli nach Korea schicken würden.
Frisch gestärkt ging es weiter. Zwei Stunden und gefühlte 70 Läden später standen sie wieder vor Mias Auto. Sie hatten unzählige Tüten, hatten Klamotten und Schuhe gekauft und sämtlichen Plunder, den sie finden konnten.
„Jetzt verstehe ich, wieso du das Auto hier geparkt hast“, meinte Leeteuk und lehnte sich erschöpft dagegen.
„Keine Sorge, wir holen nur jemanden ab und dann gehen wir Mittagessen.“
Endlich hatten sie mal Zeit zum Essen und Mia würde das ausnutzen um die Jungs ein wenig zu mästen.
Zum Glück schien Hae die Würstchenbude schon wieder verdrängt zu haben, denn Mia hatte etwas anderes vor.
Sie fuhren in Richtung Innenstadt. Morgen müsste sie die Fensterscheiben sauber machen, denn die Jungs hingen an ihnen um die Hochhäuser zu sehen. Da wohnten sie in Seoul, flogen ständig in die Metropolen der Welt und kaum waren sie in Frankfurt, hatte man das Gefühl, dass es das erste Mal war, das sie einen Wolkenkratzer sahen.
Mia parkte unter der ‚My Zeil‘, Frankfurt neues, hypermodernes Einkaufszentrum. Im Vergleich zu internationalen Einkaufzentren war es ganz okay, für deutsche Verhältnisse war es wirklich modern.
Sie arbeiteten sich von oben nach unten, vor allem der Bench-Laden hatte es den Jungs angetan. Sie Klamotten waren cool geschnitten und farbenfroh. Auch Mia kaufte hier einiges ein und Leeteuk, Siwon und Donghae fanden hier einige Mitbringsel für die anderen.
Im Erdgeschoss ging Mia bestimmend auf ‚Princess Tam-Tam‘ zu. Ein Unterwäschegeschäft mit besonderem Inhalt.
„Wartet kurz…“, sagte sie zu den anderen und schaute dann in den Laden.
„Lise!“
Lise war heute am Arbeiten, wie fast jeden Samstag.
„Mia!“
Es war gerade niemand in dem Laden und die beiden Frauen drückten sich.
„Und wie ist der Urlaub?“
„Nicht so ruhig wie ich gedacht hätte.“
Das war nicht gelogen.
„Vermisst du deine Welpen denn?“, fragte Lise.
„Die Bambis und Küken ja, die Welpen nicht.“
Vorwurfsvoll schaute sie Mia an.
„Ah, warte … ich hab dir etwas mitgebracht.“
Mia ging aus dem Laden und Lise ihr nach und plötzlich stand sie vor den drei Männern und wusste für einen Moment nicht was sie sagen sollte, bevor sie die drei dann begrüßte und auf Koreanisch fragte wie es ihnen ginge.
„Was tun die hier?“, flüsterte Lise.
„Hatten Sehnsucht … was weiß ich, gestern Abend standen sie vor meiner Haustür.“
„Ach, das ist doch süß.“
„Ich musste mir das Bett mit Teukie und Hae teilen!“, sagte Mia leicht genervt. Lise rollte nur die Augen.
„Du MUSSTEST … natürlich.“
Die Assistentin schubste ihre Freundin kurz an.
„Denkst du, du kannst Mittagspause machen? Ich wollte mit ihnen in das Restaurant, das Essen aus ihrem Land macht.“
Sie wollte nicht ‚Koreaner‘ sagen, weil sie das wahrscheinlich verstehen würden.
„Klar, könnt ihr noch eine halbe Stunde warten bis meine Kollegin wieder kommt?“
„Klar.“
Drei junge Männer, in einem Unterwäschegeschäft mit nur einem Opfer: Mia. Es war doch fast klar, dass das ausarten würde. Mia stand vor einem Bikini und grübelte.
„Was ist los?“
Donghae hatte sich hinter sie gestellt und betrachtete die Bademode.
„Ich weiß nicht welcher mir mehr gefällt.“
Einer war praktisch wie ein Bikini, nur dass das Höschen sehr hoch war und es fast wie ein Badeanzug aussah. Der andere war grün und ziemlich gewagt, aber sehr schön.
„Du könntest … sie anziehen … und wir entscheiden.“
Mit finsterem Blick drehte sich Mia zu ihm um.
„You pervet!“
„Hey! Du bist meine Freundin, es wird ja wohl nicht zu viel verlangt sein mal ein wenig Haut zu sehen.“
Seine Mimik dazu war so lustig, dass Mia sich lachend an der Wand abstützte.
Als Lises Kollegin kam machten sie sich auf den Weg durch die Frankfurter Innenstadt. Beim Esprit gingen sie Richtung Römer, an dem Depot und dem Burger King vorbei, dann hielten Sie kurz in dem Lebkuchenladen an.
„Das ist typisch Deutsch!“
Mia stand da und deutete auf den Laden zu ihrer Rechten und sofort stürzten sie sich darauf. Mia mochte Lebkuchen – zu Weihnachten. Aber die Welpen waren das erste Mal in Deutschland und suchten ja nur nach Deutschen Sachen. Also kauften sie kleine Dosen mit Lebkuchen und Keksen und verließen den Laden dann wieder. Geradeaus würde es zum Römer gehen, doch die Assistentin wollte sich die große Sightseeing-Tour für die nächsten Tage aufheben, also bogen sie in die Töngegasse ab.
„Mia, wohin gehen wir?“, fragte Leeteuk der in die Geschäfte mit Oma-Sachen schaute.
„We’re almost there …“
Und dann konnte man die koreanische Flagge sehen.
„Oh!“, riefen Leeteuk und Donghae gleichzeitig und stürmten den Laden.
Das ‚Seoul‘ war klein und gemütlich. Zur Mittagszeit tummelten sich hier viele Liebhaber der koreanischen Küche und viele Neugierige. Auch Mia hatte hier ihre erste Zusammenkunft mit dem koreanischen Essen gemacht.
Die zwei Frauen mussten sich keine Gedanken machen zu verhungern, die drei bestellten so viel, dass man das Gefühl hatte, sie hätten seit Tagen nichts mehr zu essen bekommen. Am Ende stand der ganze Tisch voll, was in Korea nichts Ungewöhnliches war.
„Sag mal, was macht eigentlich euer Tauchschein?“
Eunhyuk und Donghae hatten zwar gesagt, dass sie mit dem Tauchkurs angefangen hatten, doch danach hatte sie irgendwie keine Updates bekommen.
„In vier Wochen haben wir unsere Prüfung.“
„Wirklich? Wow …“
„Du hattest so viel zu tun und wir auch, deswegen haben wir wahrscheinlich so wenig davon erzählt.“
Ja, sie waren alle irgendwie im Stress gewesen und eigentlich waren erst knapp 6 Wochen seid Eunhyuks Geburtstag vergangen. Es war so schwer das Raum-Zeit-Gefühl nicht zu verlieren, sie waren so viel unterwegs und hatten immer zu tun, dass sie das Gefühl hatten das Wochen und Monate schon vergangen waren.
Lise musste sich früher verabschieden, da sie nicht so lange Pause hatte.
„Ich wollte mich noch mit Lily treffen bevor wir zurück fliegen, ich ruf dich an.“
„Ja gerne.“
Sie verabschiedete sich von den Jungs und Mia half mit die Schüsseln leer zu bekommen.
Während sie in dem Restaurant saßen bemerkte Mia etwas, sie wusste nur nicht was. Irgendetwas war komisch, sie konnte nur noch nicht mit dem Finger darauf deuten. Immer wieder drehte sie sich um zum Fenster.
„Was ist?“
Siwon schaute fragend und beobachtete ebenfalls das Fenster.
„Diese Mädchen … die sind schon vorbei gelaufen…“, am Fenster, meinte sie.
„Ja, und gegenüber stehen drei Mädchen seit einigen Minuten“, sagte Hae gelassen.
Nun sah auch Mia die Mädchen.
„Wir werden gestalkt!“
„Sie sagt das, als wäre das etwas Neues …“
Leeteuk sah das vollkommen entspannt und schnappte sich noch ein Mandu.
„Aber wir sind in Deutschland!“
In Asien war Mia es ja gewohnt ständig von Gruppen junger Mädchen verfolgt zu werden, in Deutschland ein ähnliches Verhalten zu finden war irgendwie komisch.
„Hmmm…. They just love us everywhere.“ Das war Donghaes Erklärung dazu.
„Sometimes you’re so Heechul“, neckte Mia ihn zurück und veradjektivisierte Heechul. Mit ‚Gudrun‘ ging das im Übrigen auch, der Spruch ‚Gudrun mal nicht so rum‘ war in ihrer alten Firma zum Standartsatz geworden.
Komisch war der Zustand dennoch.
Als sie das Restaurant verließen, kam eine Gruppe von circa 10 Mädchen auf sie zu. Während Koreaner eher die heimlichen Verfolger waren, gingen die Deutschen direkter auf sie zu, fragten nach Autogrammen und Fotos. Die Welpen waren aufgeschlossen und auch ein wenig neugierig und plauderten ein wenig.
„Wir sollten langsam gehen…“, meinte Mia, denn sie wollte vermeiden, dass noch mehr Leute kamen. Sie hatten keine Securitys dabei und etwas unwohl fühlte sich die Frau schon in ihrer Haut.
Die Fans folgten mit einem gewissen Abstand bis zum Parkhaus. Als sie alle im Auto saßen ging es Mia deutlich besser. Sie winkten den Fans noch als sie los fuhren und bogen dann ab auf den Cityring.
Etwas später hatte Mia sich eine kurze Auszeit genommen um auf den aktuellen Stand zu kommen. Sie saß in ihrem Zimmer, den Kopf gegen drei Finger gelehnt und schaute sich die Auftritte von der Musik Bank und Music Core an und entdeckte ein Gesicht, dass man lange nicht mehr in Korea gesehen hatte. Ihre Schützlinge zogen gerade in das Hotel, nicht mal 100 Meter von Mias Wohnung entfernt, ein.
Hae war der Erste der wieder da war und setzte sich neben Mia auf ihr Bett.
„Wieso guckst du so kritisch?“
Seufzend klickte sie auf Pause.
„Am I a bad person for not liking Jay Park?“, sagte sie abwesend, noch immer auf den Bildschirm guckend. Der Mann stuzte.
„No, you’re not. But why don’t you like him?“
„I’m not sure … I just don’t like him. He’s arrogant and glib and he sounds like a sheep.“
„Like a sheep?!“ Donghae lachte sich jetzt schon zu Tode.
„Yes, he does that with his voice ….meeeeeheeeeheeee. His voice isn’t stady, it’s shaking all the time and he sounds like a sheep.“
Die Tatsache das er einst Bandleader von 2PM war und praktisch die Band verraten hatte war ihr herzlich egal. Sie konnte mit 2PM nicht viel anfangen. Dieser Nichkhun war ihr auch total unsympathisch, jedes Mal wenn sie ihn sah hatte sie das Bedürfnis ihm die Augenbrauen zu zupfen. Vielleicht war er sogar nett, Mia gab ihm nur keine Chance es zu beweisen.
„Zumindest hast du deine Gründe wieso du ihn nicht magst.“
Es war ziemlich viel Stress für sechs Leute zu kochen, doch ihre Mom wollte das sie Spargel kennen lernten und hetzte sich also mit Absicht ab. Aber ehrlich, Mia hatte so ein Essen vermisst. Schweinelende mit Spargel in Sauce Hollondaise und Kartoffeln – sie könnte sich rein setzen. Anfangs waren die anderen etwas skeptisch, gewöhnten sich aber schnell an den Geschmack.
„Also deine Mom muss uns besuchen kommen …. bald“, meinte Leeteuk.
„Es schmeckt ihnen“, übersetzte sie für ihre Eltern und ihre Mom war zufrieden. Siwon und Donghae machten sogar den Abwasch.
„Du weißt, dass müssen sie nicht … sie sind Gäste.“
Ihre Mutter tigerte umher, sie mochte es nicht wenn Gäste etwas tun mussten.
„Ach, lass sie nur …“, erwiderte Mia grinsend und lehnte sich zurück.
Das Klingeln des Handys lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Gerät. Key? Mit skeptischem Blick ging sie an das Telefon.
„Hallo.“
„Hi Mia, I’m sorry for calling …“
„It’s okay, what’s up?“
„Do we all look like the same for you?“
Mia war aufgestanden und auf den Balkon gegangen.
„What? Why would you think that?“
„Today we had visiters from France, a fan club but also reporters and they say they have difficulties to seperate us because we all look alike.“
„No you don’t. Okay listen … when you’re living in Europe you are used to remember faces by different spots, okay? It’s like a puzzle. Asian people look different from European and since they are not used to asian faces or korean faces they only see the obvious spots, like the different eys, the hair and the skin, they don’t look at the details because first they need to get used to you. If I’d shown you ten different pandoras they would also look alike to you.“
„What’s a pandora?“, fragte Key verwirrt.
„See, that’s what I’m talking about.“
„But why don’t I have such problems with Americans or Europeans?“
„Cuz we have different hair- and eyecolors, if you would stand in front of people with the same hair and eyecolor you wouldn’t seperate them in the first place either, they would look alike to you too. They would be just some people with blond hair and brown eyes. But if you would spend time with them you would see the details until you would think that they are not alike at all.“
Key schien darüber nachzudenken.
„So we don’t look alike to you?“
Mia lachte.
„No, you don’t. When I first saw a pictures of Super Junior I admit I had some problems, in the beginning I only could seperate some of them. Siwon was the cutie and Hangeng was the guy how looked kind smirky and Ryeowook was the one who always looked like he was about to cry. I also thought ‚Wow, they look really asian‘, but I don’t even think like that anymore. I got so used to be surrounded by asians that I can seprate chinese, koreans, japenese and others immediatly. After all we are all humans. We have two eyes, two arms and legs, five fingers, we have the same organs and our heart is at the same spot, don’t you think we all look a little bit alike?“
„Ah … noona … it really feels good talking to you.“
„Are you feeling better now?“
„Yes, I do.“
„Don’t worry so much, they just need to get to now you …“
„Maybe I should color my hair …“
„Key …“
„Okay, okay, I just stay who I am.“
Als Mia auflegte sah sie wie Donghae gegen die Tür lehnte.
„Wir sind alle gleich?“ Ein Grinsen lag auf seinen Lippen.
„Technically yes.“
„Ich hoffe wir sind nicht zu gleich, ich möchte nicht denken dass du meine Schwester bist.“
„Ich irgendwie auch nicht.“
Sie war aufgestanden und rieb ihre Nase gegen seine.
Heute Abend war Party angesagt.
Ein Freund von ihr, Reza, hatte früher mal einen Club auf der Hanauer Landstraße besessen. Eigentlich hatte der Laden zu machen müssen, als es am Besten lief, denn es gab mit den Vermietern Probleme und so weit Mia informiert war, klagte er immer noch gegen sie. Jedenfalls hatte sich Reza nach der Schließung des Clubs wieder auf Partys spezialisiert und mietete dafür andere Clubs und Locations. Reza war Mias Schlüssel zur Frankfurter Party-Szene, denn er kannte alles und jeden und Anstellen oder Eintritt bezahlen war absolute Fremdwörter für sie geworden.
Manchmal kannte er auch zu viele Leute. Mia erinnerte sich, wie sie einmal mit ihm weg war und er begrüßte einen dicken Türken, den dessen Arsch hing irgendein junges Ding, besoffen und knapp bekleidet. Die Tussi störte sie nicht, aber irgendwo her kannte sie diesen Typen.
‚Reza, wer ist das?‘, hatte sie ihn gefragt, doch Reza lachte nur und meinte er würde ihr es später sagen. Als ’später‘ kam sagte Reza nur ‚Du kennst doch dieses Sex-Tape von Gina Lisa …‘ und da fiel es Mia wie Schuppen von den Augen und den ganzen Abend schüttelte sie sich vor Ekel. Ja, Mia hatte das Sex-Tape gesehen. Nicht aus pornografischen Gründen, nein, aus … Klatsch-Gründen. Gina Lisa war mal mit einem Kumpel von ihr ausgegangen, lange vor Germanys Next Top Model. Sie hatte sie nie kennen gelernt, zumindest nicht bewusst, aber all die Zeit hatte sie sich gefragt wie Gina Lisa so einen ekelerregenden, fetten, schleimigen, behaarten Osmanen an sich ran lassen konnte … und dann auch noch freiwillig. Der Osmane war ja nicht das Problem, es gab ja auch gutaussehende Türken, aber dieser? Allein vom Schreiben habe ich das Bedürfnis die Tastatur zu desinfizieren.
Doch zurück zum Thema. Jedenfalls gab Reza heute Abend eine Party im Velvet und Mia stand mit vier Leuten auf der Gästeliste, Marcel würde ja auch kommen. Eigentlich war es schwierig so viele Kerle ohne weibliche Begleitung in einen Club zu bekommen, aber Lily war in Wiesbaden und Lise war auch irgendwie verhindert und so zog Mia mit den Welpen alleine los.
Das Velvet lag in der Innenstadt von Frankfurt, praktisch auf der Rückseite des Frankfurter Hofs. Im Erdgeschoss war eine Lounge mit Sitzmöglichkeiten und einer Galerie. Im 1. Stock war ebenfalls eine Galerie und die Tanzfläche befand sich im 1. Untergeschoss. Im 2. Untergeschoss waren die Toiletten und noch ein Raum, in dem aufgelegt wurde, auch wenn Mia nie so wirklich heraus gefunden hatte wieso dieser Raum da war. Es wirkte ganz unten sehr undergroundmäßig und man wartete nur darauf das irgendwelche Vampire aus ihren Gruften kamen – was natürlich nie geschah (wäre ja auch zu lustig).
Mia führte die anderen an der langen Schlange vorbei.
„Hi, ich bin Mia, Reza hatte mich auf die Liste geschrieben“, sagte sie zu einem Türsteher, der sie daraufhin rein ließ. Eine Kellnerin zeigte ihnen den Tisch den man für sie reserviert hatte, im Erdgeschoss, rechts oben von der Tanzfläche. Eine Flasche Sekt stand bereits auf dem Tisch und sie setzen sich hin.
„Es ist klein, aber ziemlich cool.“
Teukie hatte sie über die Galerie gelehnt um die noch kaum befüllte Tanzfläche zu beobachten.
Als Reza wenig später vorbei kam drückte die Deutsche ihn an sich.
„Ich hab dich vermisst mein Chipmunk.“
„Ja, ja, ich dich irgendwie auch.“
Sie stellte ihre Begleiter vor, doch wie immer war Reza im Stress und düste sofort wieder los. Kurz danach ließ Marcel ihr Handy anklingeln, damit sie ihn draußen aufsammeln konnte. Sie stürmte los um ihren besten Freund zu begrüßen und kam zum Stehen, als sie ihn sah. Sie drückte ihn mit Sicherheit 5 Minuten an sich und ließ ihn nicht los.
Mia hatte zwei beste Freunde: Kosta und Marcel. Während Kosta und Mia eine komplett asexuelle Freundschaft führten – ähnlich wie sie und Heechul, war das bei Marcel etwas anders. Sie hatten schon immer ein ‚Ding‘ füreinander gehabt und mehr als einmal hatten sie diesem … Ding … nachgegeben. Sie suchten den Körperkontakt und trotzdem hatte es ihrer Freundschaft nie lange geschadet. Über den Punkt eine Beziehung zu führen, waren sie schon lange hinweg. Marcel war für so etwas nicht geschaffen, auch wenn er immer lange Beziehungen mit Frauen führte – die er unzählige Male betrog. Monogamie war nicht sein Ding, es ödete ihn an, doch er trennte Gefühle und Sex strickt und obwohl er vielleicht gestern ein Mädel abgeschleppt hatte, konnte er heute einen romantischen Abend mit seiner Freundin verbringen und tatsächlich behaupten ‚es lief gut‘. Für Mia war das nichts. Sie kannten sich schon 9 Jahre lang, wenn sie mit ihm eine Beziehung führen würde, wüsste sie genau dass er sie betrügen würde, was dazu führen würde, dass sie verletzt war, was etwas war, was Marcel nicht wollte. Viele Jahre lang hatte Mia damit ein Problem gehabt, sie hatte nicht begriffen wie jemand nicht treu sein konnte, wenn er verliebt war. Wenn Mia jemals in einer Beziehung an einem Punkt angekommen war, an dem sie über einen Seitensprung nachgedacht hatte, war das für sie das Anzeichen dass in ihrer Beziehung etwas nicht stimmte. Marcel hatte wie gesagt dazu eine andere Meinung. Mittlerweile hatte sie ihn akzeptiert wie er war und als Freund war er unersetzbar. Er war loyal, egal wann, sie konnte ihn immer anrufen. Sie erinnerte sich, wie sie einmal Streit hatten – sie waren beides Dickköpfe, also knallte es auch mal. Sie hatten bestimmt vier Monate nicht miteinander gesprochen, doch an einem Abend hatte Mia Stress mit ihrem Freund. Sie wollte den nervenden Fragen ihrer Eltern aus dem Weg gehen, wusste aber nicht wo sie hin konnte. Also war sie zu Marcel gefahren und hatte ihn angerufen. Völlig verpennt ging er ran und sie sagte, dass sie unten stehe und ob sie bei ihm schlafen könnte. Er hatte zwar gestockt, doch dann nur gemeint, dass sie ja wüsste wo der Schlüssel war und aufgelegt. Als sie hoch in sein Zimmer kam, hob er die Decke hoch, zog Mia an sich und schlief dann wieder ein. Am nächsten Morgen sagte Mia ‚Danke‘ und er ‚Kein Ding‘ und sie sprachen weitere zwei Monate nicht miteinander. So waren sie, selbst wenn sie sauer aufeinander waren, konnten sie nicht anders, als sich um den anderen zu sorgen.
Marcel war auch einer der wenigen, der sie von Anfang an mit der Korea-Sache unterstützt hatte, der sie praktisch dort hin getrieben hatte. ‚Hör nicht auf die Idioten, dass ist dein Leben und deine Chance, verbau dir das nicht!‘, hatte er gesagt und in der Zeit des Zweifels, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, hatte sie auf ihn bauen können.
„Und ist dieser Donghae auch da?“, fragte er, nachdem sie ihn endlich los gelassen hatte.
„Du kennst Donghae?“
„Hallo? Denkst du ich stalke dir nicht? Ich hab sogar einen Twitter Account wegen dir. Also, geht da was?“
Sie grinste fröhlich, sie hätte nicht gedacht dass er ihr Leben in Korea so beobachten würde.
„Halb … wir arbeiten dran.“
„Du hast Schiss?“
„Total.“
„Na dann schau ich mir den doch mal an.“
Ich habe bereits geschrieben, dass Marcel sehr umgänglich war. Also ging er ganz offen auf die drei zu und beschäftige sich mit ihnen, bestellte zu trinken für sie und schleifte Leeteuk auf die Tanzfläche um ihm ein Mädel abzuchecken. Mit einem Grinsen beobachtete Marcels Verkupplungsversuche.
„Ihr steht euch sehr nah.“
„Ja, das tun wir“, erwiderte sie Donghae der sich neben sie gestellt hatte.
Der Abend war ausgelassen, Mia tanzte mit Donghae und Marcel und Siwon sah aus, als würde er sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut fühlen, als zwei Frauen ihn an baggerten – und das aggressiver als man es von Koreanerinnen gewohnt war.
„Eine hat mich gefragt ob ich auf rasiert … ihr wisst schon was stehe!“, sagte er entsetzt als sie im Auto saßen. Sein Blick war so geschockt, dass sich die anderen herzlich über ihn amüsierten.
Zum Abschluss des Abends fuhren sie rauf auf den Lorberg. Mitten in der Nacht traf man dort wenige Leute an. Der Lorberg lag nord-östlich von Frankfurt und verschaffte einen tollen Ausblick über die Stadt, umgeben von einer Parkanlage und einem Wirtshaus – das nachts um 4 Uhr natürlich zu war.
Die Koreaner tollten in der Gegend umher und Marcel und Mia gingen mit etwas Abstand hinter ihnen her.
„Und, bleibst du in Korea?“
Mia fiel es noch immer schwer darüber zu reden, vor allem vor den Leuten die ihr am Herzen lagen und ihren Eltern hatte sie noch gar nichts davon erzählt.
„Erst mal schon.“
„Bist du glücklich dort?“
Mia sah wie sich Leeteuk und Donghae darüber stritten, wer durch das Fernglas gucken durfte, obwohl drei nebeneinander standen.
„Ja, das bin ich.“
Marcel kannte seine Freundin als Labertasche, normalerweise erzählte und erzählte sie, sie nun zu sehen, wie sie so knappe Antworten gab, erstaunte ihn.
„Ich bin in ein paar Projekte verwickelt die wohl etwas länger dauern, man hat mich gefragt ob ich dort bleibe“, fügte sie an.
„Und Donghae?“
„Ich will sehen wie es sich entwickelt, doch er ist nicht der Grund wieso ich in Korea bleibe. Ich habe das Gefühl dort einen Platz gefunden zu haben. Es ist nicht immer einfach. Wir haben alle viel Stress, arbeiten viel zu viel und manchmal müssen wir Dinge tun, die uns nicht passen.“
„Wie blonde Haare?“
Da lachte sie.
„Ja, wie blonde Haare. Es fühlt sich nach meinem Zuhause an. Ich habe sogar eine Zweitwohnung, in der ich mich zurück ziehen kann. Ich habe viele Freunde und bin von tollen Menschen umgeben und ich liebe Seoul. Wir reisen so viel umher, nichts ist normal, ständig erlebt man etwas Neues und manchmal steht man vor etwas und weiß nicht wie man es schaffen soll, doch man schafft es, man bewältigt es zusammen.“
Wieder schwieg der junge Mann an ihrer Seite, der den Arm um sie gelegt hatte.
„Du weißt ich vermisse dich, aber ich will dass du glücklich bist. Und wenn ich mein Studium fertig habe, dann komme ich dich besuchen … vielleicht könnte ich ein Auslandssemester in Seoul machen … haben die auch englische Kurse?“
Mia lehnte sich an ihn und die Tränen standen in ihren Augen.
„Ja, ich denke schon.“
„Dann werde ich mal schauen … und vergess nicht, egal was ist, ich bin da. Ich bin vielleicht nicht mehr so nah, aber ich bin da.“
„Danke …“
Nachdem sie Marcel zu Hause raus geworfen hatten und Mia die Welpen bei ihrem Hotel absetzte, bat sie Donghae bei ihr zu schlafen.