Skye und Taehyung kehrten in dieser Nacht nicht zurück auf das Anwesen. Die anderen hingegen waren ziemlich beschäftigt gewesen mit dem Außengehege für Snickers und natürlich hat es Verletzte gegeben. London hatte sich einen üblen Schliffer gefangen, den Frau Kim fachmännisch entfernen musste. Jungkook war die Schleifmaschine aus der Hand gerutscht, beziehungsweise über seine Hand gerutscht und war daraufhin von Frau Kim verbunden worden, damit kein Dreck reinkam. Namjoon verfehlte mit dem Hammer einen Nagel und traf stattdessen seinen Zeigefinger, der nun blau wurde. Hoseok schaffte es sich an das Gehege zu tackern. Schließlich hatte Frau Kim ihnen jegliche handwerkliche Arbeit verboten und die Gärtner, die zuvor noch gedacht hatten, dass es eine gute Sache wäre die Sänger und Sängerinnen selbst Hand anlegen zu lassen, beendeten die Arbeit allein.
Immerhin bestellten sie am Ende für alle Pizza und holten zwei Flaschen aus dem Weinkeller.
„Wenn ich geahnt hätte, dass die beiden nicht nach Hause kommen, hätten wir eine Hausparty auf die Beine stellen können“, kam es von Namjoon, doch Jungkook, Kendra und Jimin fingen fröhlich an zu lachen.
„Also, dass die beiden nicht nach Hause kommen, war SO klar gewesen!“
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Skye und Taehyung bekamen davon nichts mit. Skye rief noch nicht einmal an und vertraute darauf, dass Frau Kim die Meute im Griff hatte – nicht Namjoon, nicht London, nein, Frau Kim!
Der nächste Morgen kam viel zu schnell und als Skye merkte, dass Taehyung schon auf war, fing sie an zu brummen.
„Noch 5 Minuten…“
Er lachte fröhlich und begann die Decke wegzuziehen.
„Namjoon hat geschrieben, dass sie dir etwas zeigen wollen, bevor alle wieder wegmüssen.“
Nun schlug sie die Augen auf.
„Wenn die mein Haus niedergebrannt haben, bringe ich sie um.“
Ihr Grundstück war riesig, man würde sie niemals finden …
„Sag mal“, begann Tae im Wagen und schielte zur Seite. Skye wusste, dass jetzt etwas Unbequemes kam und wappnete sich emotional.
„Jiyong und Youngbae gehen zu G-Next, richtig?“
Das war noch nicht unbequem und ließ sich mit einem Nicken bestätigen.
„Aber … hat YG nicht die Rechte an ‚G-Dragon‘ und ‚Taeyang’?“
Oh ja, das war ein Kopfschmerz-Thema. Sie hatten darüber schon gesprochen und die Amerikanerin war sicher, dass die beiden Sänger einen Weg finden würden.
„Jup“, erwiderte sie und machte eine Kunstpause, „Wir wissen noch nicht genau, ob YG bereit wäre die Namen freizugeben, aber im Zweifel bekommen sie Neue.“
Es wären nicht die ersten Künstler, die einen neuen Namen bekamen. Puff Daddy, Sean John, Puffy, P. Diddy, Diddy, Love, Brother Love – Sean Combs war ein Paradebeispiel dafür, wie oft ein Künstler seinen Namen ändern konnte. Dennoch war ‚G-Dragon‘ mehr als nur ein Rappername – es war eine Marke. Jede Namensänderung kostete Image, wie hießen Beast jetzt? Skye konnte es noch nicht einmal spontan sagen.
Sie bogen auf die Zufahrt ein. Skye genoss die Zeit mit Tae, aber sie war auch froh Zuhause zu sein, bei ihren Mädels. Am liebsten würde sie dreimal existieren, um überall gleichzeitig zu sein. Am Montag würde das Training beginnen und sie hatte keine Ahnung, wo sie anfangen würden. Es gab so viel zu tun und so wenig Zeit für alles. Am liebsten würde sie alle einpacken und nach Adavaci bringen, doch es war nicht die Zeit um abzuhauen, es war eine Zeit, wo man zu dem stehen musste, was man getan hatte und dass sie und Jiyong ein eigenes Label gegründet hatten, würde vielen sauer aufstoßen.
„Skye!“
Noch tief in Gedanken versunken, wurde die Sängerin von einer Horde quietschender Mädels überrannt, die sie in die Arme nahmen.
„Ich war eine Nacht nicht da“, stellte sie lachend fest, genoss aber die Massenumarmung.
Dann wurde sie blind.
„Hey!“, beschwerte sie sich noch, als jemand ihr eine Schlafmaske überzog.
„Wir haben eine Überraschung für dich“, hörte sie Namjoon und versuchte einzuordnen, ob das gut oder schlecht war. Nicht, dass sie eine Wahl hätte. Die anderen führten sie langsam durch das Haus, bis zur Terrasse – so gut kannte sie ihr Haus ja nun schon. Als man ihr die Schlafmaske wieder abnahm, stand sie vor einem Außengehege und Snickers tollte fröhlich darin herum. Es war einer der wenige sprachlosen Momente für die Amerikanerin.
„Wie …? Wann…?“
„Es ist ein kleines Dankeschön, für alles, was du für uns getan hast“, sagte Kendra und lächelte sie an.
„Und wir haben es selbst gebaut!“, kam es stolz von Jin.
„Wir haben es fast selbst gebaut“, korrigierte Jungkook mit einem schiefen Grinsen.
Skye begann durch die Menge zu zählen.
„Was tust du?“ London schaute sie unsicher an.
„Ich gucke, ob alle noch da sind. Wenn ihr selbst Hand angelegt habt, besteht die Möglichkeit, dass jemand im Krankenhaus ist.“
Es erinnerte sie an ihre EXO-Zeiten, als sie ständig durchzählte, um nicht doch einen verloren zu haben – was ja nun öfters mal vorkam. Und natürlich hatten sie Verletzungen, die sie Skye ganz stolz zeigen. Die Männer, die etwas gebaut hatten! Sie sah, wie sich ihre Mädels heimlich über die Wehwehchen lustig machten und musste grinsen.
„Jedenfalls ist es super schön geworden und Snickers scheint sich wohlzufühlen“, bedanke sie sich und beobachtete das kleine Eichhörnchen, wie es hoch und runter flitzte, rein und wieder raus. Es war besser, als ihn nur drinnen zu halten, auch wenn die Nächte inzwischen kälter waren, doch sie hatten eine Klappe eingebaut, die sich öffnen und schließen ließ.
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Nur weil das Training offiziell noch nicht angefangen hatte, hieß das nicht, dass Skye sie nicht jetzt schon etwas scheuchte. Schließlich hatte sie einen Wald und vernünftige Wege und am Ende des Weges wartete Eiscreme und eine Pause.
„Ich mag deine Trainingsmethoden“, lobte Honey, während sie im Gras saßen und kurz Luft schnappten.
„Gewöhnt euch nicht dran“, mahnte die Bandleaderin – eine Position, mit der sie sich noch nicht immer ganz abgefunden hatte. Würde sie die Balance zwischen Bandleader und CEO finden? Würde sie es schaffen, die Interessen nicht nur von ihrer Band, sondern auch von ihrem Label immer zu beachten? Wahrscheinlich nicht. Skye war da realistisch. Man konnte nie alle glücklich machen und sie hatte eigentlich die Arsch-Karte gezogen, denn sie hatte zwei Jobs und beide waren ziemlich zeitintensiv. Man könnte den Schlaf streichen, Schlaf war ohnehin überbewertet. Wie hatte Mia vor vielen, vielen Monaten zu ihr gesagt? Man musste nur etwas finden, was einen berührte, dann machte man automatisch. Ob es wirklich die klügste Entscheidung war, sich die verrückte Deutsche als Vorbild zu nehmen? Mia schien es wirklich dreimal zu geben und nun war Kind Nummer 4 auf dem Weg. Wobei Skye nicht davon ausging, dass Mia jetzt langsamer machen würde, aber vielleicht würde ihre Nanny eine Gehaltserhöhung bekommen.
Als die Girls zurückkamen, waren BTS verschwunden. Offiziell hatten sie zwar so etwas wie Urlaub und sie wusste, dass einige von ihnen noch ein paar Tage nutzen würden, um zu reisen, doch wirklich ohne Arbeit waren sie wohl nie. Namjoon, Hoseok und Yoongi schliefen gefühlt im Studio. Für was sie ein Dorm hatten, wusste sie immer noch nicht so ganz.
Kurz teilten sie sich, um duschen zu gehen. Skye ließ sich auf den Boden ihrer Dusche sinken und genoss diesen Moment für sich. Sie musste an ihre Therapeutin denken, daran, was sie zu ihr gesagt hatte, dass sie zwar alleine sein konnte, aber es vielleicht nicht mehr wollte. Wahrscheinlich hatte sie Recht gehabt, mit allem. Skye hatte dieses riesige Anwesen, doch alleine wollte sie hier nicht sein. Es wurde erst ihr Zuhause, als Jungkook eingezogen war und jetzt hatte sie ihre Band immer in der Nähe. Das Dormprinzip funktionierte zwar, aber dafür war Skye zu eigen. Hier hätten sie Platz, um sich auch mal aus dem Weg zu gehen. Sie könnten sich frei bewegen und zusammenkommen, wann auch immer sie wollten. Es gab ein Tonstudio und ein Tanzstudio. Gemeinsam könnten sie trainieren, produzieren und leben. Es war eine schöne Vorstellung, dass sie hier alle zusammenwohnten, wie ein kleines Dorf. Idol Village.
Frisch geduscht und angezogen, ging es zu Mia nach Hause. Nur weil Skye gerade ein Label und eine Band gegründet hatte, entließ sie das wohl noch nicht von Mia-Duty und Mia zog natürlich die Schwangerschafts-Karte. Skye hingegen zog die Bandleader-Karte und schleppte alle ‚Kings‘ mit zu Mia. Mitgehangen, mitgefangen.
Heute würde das Super Junior Musikvideo zu ‚The crown‘ erscheinen. Es war seit Jahren das erste Video, in dem alle wieder dabei waren. ‚Alle‘ war bei Super Junior natürlich relativ. Hangeng, Kibum und Kangin hatten Super Junior offiziell verlassen. Sungmin hingegen war ein völlig anderes Thema. Heikel und kompliziert. Um ehrlich zu sein verstand Skye nicht, wieso er Super Junior nicht einfach verließ. Die koreanischen Fans würden ihm nicht vergeben und teilweise verstand sie wieso. Er hatte sich nicht wie ein Idol benommen. Nun konnte man sagen, dass Idols auch nur Menschen waren, doch Idols hatten eine Verantwortung ihrer Fanbase gegenüber, etwas, was Skye und ihre Girls wohl bald selbst merken würden. Sungmin hatte seine Hochzeit über das Wohl von Super Junior gestellt, an einem Wochenende zwischen zwei Konzerten, in so einer stressigen Zeit. Es gab viele Kleinigkeiten, die zusammengehäuft ein riesiger Batzen waren, der sich nicht mehr aus der Welt räumen ließ. Wieso also bleiben? Es war nicht Skyes Sache und sie wollte diplomatisch sein, deswegen sprach sie solche Sachen nicht an. Super Junior waren erwachsen und sie kannten sich seit vielen Jahren, sicher würden sie die beste Entscheidung für sich treffen. Und sie mochte Sungmin. Er war liebenswert und die gute Seele der Band.
Die anderen waren noch nie bei Mia und Donghae Zuhause gewesen und ihre Reaktionen erinnerten Skye an sich, als sie das erste Mal hier war. Alle bestaunten das Haus auf dem Parkhaus, an das man gar nicht mehr dachte, wenn man einmal das Haus gesehen hat.
„Woooooow“, kam es nur von Blake. „Hier wohnen sie?“
„Jup, hat Donghae bauen lassen“, erklärte die Amerikanerin. Ein Murmeln ging durch die Menge. Ja, manchmal schien Donghae der perfekte Ehemann zu sein, wobei sie sich sicher war, dass Mia davon nicht immer überzeugt war.
Natürlich hatte Mia gesehen, dass die anderen kamen – für was hatte man denn Kameras? Also öffnete sie die Tür.
„Hey ihr Kings! Kommt rein!“
Obwohl sie Mia schon seit Jahren kanten, durch ihre Traineezeit bei SME, war noch nie jemand bei ihr Zuhause gewesen und es war klar, dass sie eine Tour geben musste, die eigentlich von Jonghyun und Minjae, den Zwillingen, geleitet wurde. Die beiden Jungs waren für ihr Alter ganz schön smart und kosteten Mia und Donghae sicherlich einiges an Nerven. Thalia hingegen war ganz Mädchen. Als die Truppe im obersten Stock ankam, lief die Kleine ihnen wie auf einem Laufsteg entgegen. Sie hatte ein blaues Kleidchen an und drehte sich.
„Wow, du siehst aber hübsch aus“, lobte Skye und entlockte ihr ein Grinsen.
„Das habe ich extra für Papa angezogen!“
„Oh, für Papa so ein besonderes Kleid?“ Skye bluffte nur, aber Thalia verstand das noch nicht.
„Ja! Heute kommt das Musikvideo von Papa und meinen Onkeln raus!“
Sie war zum Fressen! Wenn die Amerikanerin das kleine Mädchen so sah, fragte sie sich, ob sie und Taehyung irgendwann auch Kinder haben würden und ob BTS dann ihre Onkel wären. London stupste sie mit den Ellenbogen an.
„Wehe du kriegst in den nächsten 5 Jahren Kinder!“
Geschockt blickte sie zu ihrer Bandkollegin.
„What? No!“
„Uh-huh, ich kenne diesen Blick, du hattest Zukunftsgedanken mit Taehyung! Naughty girl“, kam es nun von Kendra und Skye merkte, wie ihre Wangen rot wurden.
„Was für Gedanken?“, fragte nun Thalia unschuldig. Skye hob die Hände und lief davon, nein, das würde sie dem Mädchen nun wirklich nicht erklären.
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Nach und nach trudelten die Super Junior Mitglieder ein. Im Garten hatten Mia und die Mädels ein BBQ vorbereitet. Sie hatten große Sitzsäcke und eine Loungeecke und einen Tisch voll mit Essen. Niemand, aber auch niemand, würde hier hungrig rausgehen. Dann hatten Blake und Kendra eine Bohle mit Erdbeeren gemacht und Bier stand auch bereit. Es war faszinierend, wie Mia aus einer ‚kleinen‘ Sache ein riesiges Event machte. Gut, nach so viele Jahren wieder gemeinsam ein Video zu veröffentlichen, ging Super Junior bestimmt nah, doch ständig kamen MVs raus und keiner machte so ein Theater darum.
Skye saß in der Sonne und beobachtete, wie Siwon mit Cara kam. Die beiden sahen so gut zusammen aus. Beide waren einfach schön. Skye war niedlich, das wusste sie, aber Cara hatte das Kaliber von Miss World. Kurz versuchte die Amerikanerin sich auszumalen, wie die gemeinsamen Kinder von ihnen aussehen würden, als sie aus den Gedanken gerissen wurde.
„Skye!“, rief Kendra noch einmal und als sie sah, dass sie Skyes Aufmerksamkeit hatte, hielt sie ein Mikrofon hoch und grinste.
„Nein!“, rief sie zurück, doch Kendra ließ nicht locker und hielt ein zweites Mikro hoch. Nun hatte auch Siwon Skye entdeckt und winkte ihr grinsend zu.
„Komm schon Skye, zeigt ihnen was du draufhast“, forderte er sie auf. Super. Wie sollte sie da jetzt rauskommen? Gespielt genervt lief sie im Zombie-Schritt auf Kendra zu, ließ ihr eines Bein hinter sich schleifen, bis alle am Lachen waren.
„One song!“
Eifrig nickte Kendra und gab ihr das Mikrofon.
„Go leader! Go leader! Go leader!“, feuerte Kendra sie durch das andere Mikro an. Die nächsten Monate würden so witzig werden, stressig, aber witzig. Kurz überlegte sie und begann dann Rihannas ‚What’s my name?‘ zu singen und sobald sie mit ‚Oh na na‘ angefangen hatte, waren alle am Tanzen und am beatboxen und am Mitsingen. Mia hatte von Anfang an die Kamera laufen gehabt und als sich die Mädels später das Video anschauten, war tatsächlich kein anderer auf dem Video, sondern nur die Mädels. Heechul und Momo kamen als letzte und hatten Ryeowook dabei. Skye hatte die Band lange nicht mehr vollständig gesehen und sie freute sich darüber. Eunhyuk hatte seine neue Freundin dabei, Shindong ebenso. Super Junior waren eben gar nicht mehr so ‚junior‘ auch wenn Donghae und Sungmin die einzigen waren, die bisher eine richtige Familie gegründet hatten.
Ryeowook und Shindong waren für den Grill zuständig. Eine Stunde, bevor das Video ausgestrahlt wurde, begannen sie Burger und Würstchen auf den Grill zu legen und ein herrlicher Geruch verbreitete sich in dem Garten, der auch alle Kids anlockte.
Jeder war am Plaudern und Essen. Skye stand bei Eunhyuk und Leeteuk, die sich darüber beschwerten, dass sie gar nicht mehr vorbeikommen würde.
„Also Eunhyuk scheint über mich hinweg zu sein“, meinte sie nur und grinste frech. Eunhyuk hingegen wurde langsam aber sicher rot. Leeteuk lachte fröhlich auf und klopfte seinem Bandkollegen auf die Schulter.
„Aber ich werde bald mal wieder vorbeikommen. EXO habe auch lange nicht mehr besucht.“
Mit all dem, was in den letzten Wochen passiert war, war das nicht verwunderlich. Doch sie vermisste ihre ehemaligen Schützlinge, es wurde nur immer schwieriger alle unter einen Hut zu bekommen.
„Wenn du denn noch einen antriffst“, meinte Eunhyuk vielsagend.
„Wieso?“, fragte Skye verwundert.
„Also Baekhyun ist eigentlich gar nicht mehr da, sondern in seiner eigenen Wohnung, ebenso Suho und Chanyeol.“
Man konnte wohl an ihrem Gesichtsausdruck sehen, dass sie nicht zufrieden damit war. Sicherlich, sie wollten auch mal Privatsphäre haben, aber dafür hatte Mia ja extra die Love-Apartments eingerichtet, wo man sich zurückziehen konnte. Wahrscheinlich war es der Lauf der Zeit. Super Junior hatten zwar auch noch ein Dorm, aber sie hatten auch alle ihre eigenen Wohnungen und kamen nur noch ins Dorm, wenn der Terminplan dadurch unkomplizierter wurde. Eunhyuk, Leeteuk und Ryeowook waren viel im Dorm, weil sie die Zeit zusammen genossen. Auch Heechul und Kyuhyun hingen dort oft rum, doch Skye war schon früh aufgefallen, dass Super Junior untereinander ein ganz anderes Verhältnis zueinander hatten, als EXO. Irgendwie … familiärer.
„Hm“, machte die Amerikanerin nur und holte sich aus Frust noch einen Burger – wer wusste schon, wie oft sie so etwas in Zukunft essen durfte?
Und dann war es soweit! Alle saßen gespannt zusammen und schauten auf die Leinwand, die bei Mia und Donghae aus der Wand gefahren kam. Skye brauchte so etwas auch! So konnte man im Sommer ganz gechillt im Garten Filme gucken. Jungkook würde das sicher auch freuen und Taehyung freute sich über die meisten Sachen.
‚The Crown‘ war praktisch eine Fortführung von ‚Superman‘. Es ging um die Entwicklung von Super Junior, es hatte einen fast prophetischen Beat, etwas was man auch als Hymne bei einem Boxkampf spielen konnte. Skye wusste nur nicht, ob sie sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnten. Ja, Super Junior hatte einige Fans, doch bei weitem nicht mehr so viele wie früher. Auch hatten sie in den vergangenen 10 Jahren musikalisch einiges durch. Von dem Sound von ‚Sorry, Sorry‘ oder ‚Bonamana‘ war nicht mehr viel übrig. Zwischen drin hatten sie diese spanische Phase gehabt, die Skye ganz furchtbar gefunden hatte. Yesung, Kyuhyun und Ryeowook waren wundervolle Sänger, doch in Korea war Super Junior niemals sehr beliebt gewesen. Auch vor 10 Jahren waren sie keine BTS oder EXO hier gewesen. Die lange Pause durch die Armeezeit und die verschiedenen, kleineren Skandale hatten die Band einiges an Beliebtheit gekostet. Skye selbst liebte SuJu für ihre Art, nicht für ihre Musik. Sie waren witzig und redegewandt, sie brachten sie zum Lachen.
Als das Video fertig war, klatschten dennoch alle, unabhängig ihrer Gedanken. Es änderte nichts daran, dass die Sänger Herzblut reingesteckt hatten.
„Sag mal, wann habe ich BTS eigentlich wieder los?“, erkundigte sich Skye bei Mia. Es war ja ganz witzig mit den Sängern unter einem Dach, doch mit den Mädels war es auch ganz schön viel.
„Ach komm! Dir gefällt es doch!“, erwiderte die Deutsche grinsend.
„Zwei, ja. Nicht alle.“ Jungkook war ja schon vorher da und Taehyung in ihrem Bett hatte durchaus seine Vorteile, doch auf Dauer wollte sie nicht mit BTS zusammenwohnen.
„Am Montag werden die Entfeuchter abgeholt und der Turm wird noch mal kontrolliert, ich denke ab Dienstag können sie wieder rein.“
„Super!“
„Was ist super?“, hörte sie Taehyung fragen, der Skye von hinten umarmte.
„Das sie euch am Dienstag wieder rauswerfen kann“, petzte Mia direkt.
„Was?!“
„Du darfst dich nicht über etwas aufregen, was du gar nicht wissen darfst!“, verteidigte sie sich. Taes Mund schnappte auf und dann wieder zu. Darüber musste er kurz nachdenken. Taehyung und Jungkook waren vorbeigekommen und Kookie stand schon am Grill, hungrig, wie er eigentlich immer war.
„Wo isst er eigentlich all das Essen hin?“, beklagte sich Honey und schaute zu dem Sänger.
„Ehrlich? Keine Ahnung.“
Jungkook war ständig etwas am Futtern und hatte einen tollen Körper. Idols trainierten super viel, ja, aber irgendwo gab es Grenzen und Skye behauptete, dass nicht jeder sein Gewicht halten könnte, wenn er so viel am Essen wäre wie Jungkook.
„Er ist noch im Wachstum“, erklärte Taehyung.
„Und du?“
„Ich?“, verwundert schaute er zu seiner Freundin. „Ich wachse nicht mehr.“
„Ah, das heißt, du musst mehr Kalorien verbrennen?“
Taehyung schaute sie völlig ahnungslos an. Skye musste an den Vergleich zu einem Labradorwelpen denken.
„Ewwww“, machte Honey nur und ließ die beiden alleine. Erst jetzt fiel auch bei Tae der Groschen und er grinste sie an, wackelte mit den Augenbrauen.
„Nein Schatz, tu das nicht …“
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Wie es oft bei Super Junior und Mia war, wurde es ein recht langer Abend und je später der Abend, umso mehr Leute kam. Irgendwann gegen 23 Uhr trudelte dann auch Jiyong ein.
„Liebes, isst du etwas mit mir?“, fragte er Skye, weil er lieber in Gesellschaft aß, als alleine. Und Skye opferte sich super gerne dafür. Die beiden Geschäftspartner suchten sich eine halbwegs ruhige Ecke und aßen ihre Burger.
„Und, wie läuft es mit den Kings?“, erkundigte sich der Rapper.
„Gut, sehr gut.“
Prinzipiell verstand Skye das ‚Dorm-Konzept‘. Auf kleinem Lebensraum zusammengepfercht zu sein, schweißte zusammen. Wie auf einer Klassenfahrt, die nie endete. Man lernte sich kennen, auch die Macken der anderen, auch wenn sich bisher alle von ihrer besten Seite zeigten. Sicher, es wurde auch mal gezickt, doch für Frauen, die zusammenwohnten, funktionierte es erstaunlich gut. Vielleicht auch, weil die Mädels vorher schon zusammengewohnt hatten und sich kannten.
„Das freut mich, manchmal sind Frauen komplizierter als Männer“, gab Ji zu und sie konnte ihm nicht widersprechen. Kerle fetzten sich mal und dann tranken sie zusammen ein Bier. Der Übergang war manchmal kaum nachzuvollziehen. Frauen arbeiteten mehr mit dem Kopf und steigerten sich gerne in Dinge rein.
„Ich freue mich auf nächste Woche.“
Das war der Moment, wo Jiyong fröhlich anfing zu lachen. Keiner freute sich auf Idol-Training. Keiner.
„Hey!“, beschwerte sich die Amerikanerin und schupste ihn leicht. „Ja, das Training wird hart, aber ich freue mich, dass wir endlich produktiv sein können. Ich freue mich auf Tage und Nächte im Studio, wenn wir kreativ sein können, produzieren können. Ich will nicht erst 2024 debütieren.“
Schließlich wurden sie nicht jünger und sie waren ein neues Label, wahrscheinlich würde man sie recht schnell auf den Markt werfen. Ein Label ohne aktive Künstler war nicht gerade lukrativ.
„Ja, okay, das verstehe ich. Du bist auch so jemand, der nicht stillsitzen kann“, stimmte er ihr zu und grinste fröhlich. Nein, Skye war nicht gut im Warten. Sie biss in ihren Burger und grübelte.
„Weißt du, was ich komisch finde?“
„Hm?“
„Das SM … einfach nichts gemacht hat. Ich habe mit wütenden Anrufen gerechnet, dass sie eine einstweilige Verfügung gegen mich machen, die mir verbietet mich SM Künstlern zu nähern, dass sie den Girls verbieten würden zu G-Next zu gehen. Irgendetwas. Ja, ihr Vertrag war abgelaufen, aber SM hatte sie schon in der Planung für IDOLL drin. Irgendwie muss es sie doch berührt haben, dass fünf Top-Trainees das Label verlassen haben.“
Es ging ihr nicht in den Schädel. Seit sich das mit ihren Girls entwickelt hatte, wartete sie darauf, dass ihr Handy klingelte und sie irgendjemand darüber belehrte, wie Fair-Game in dieser Branche lief, doch nichts dergleichen war passiert. Herr Kim hatte ihr sogar zum Label gratuliert. Skye hatte schon das Gefühl, dass in dem halben Jahr, in dem sie bei SM gearbeitet hatte, begriffen hatte, wie sie tickten. Sie hatten viele Entscheidungen aus Wut getroffen und diesmal nicht? Es machte keinen Sinn.
Jiyong zuckte vermeidlich ahnungslos mit den Schultern.
„Vielleicht wollen sie bessere Menschen werden.“
Es war etwas in seinem Ton, dass Skye stutzig werden ließ. Sie waren nicht lange zusammen gewesen und doch kannte sie ihn. Zwischen ihnen war eine Vertrautheit, trotz des ganzen Dramas und dem Streit. Seit sie nun zusammenarbeiten, war es noch einmal anders zwischen ihnen geworden. Auf geschäftlicher Basis vertraute sie ihm blind. Vielleicht zu blind?
„Oder“, begann sie und schielte zu ihm rüber, „du hast etwas gemacht?“
„Ich? Was sollte ich denn tun können, um dir SM vom Leib zu halten?“
Die meisten anderen Menschen hätten ihm wohl geglaubt, er sagte es so daher, als würde es nichts bedeuten, doch Skye wusste es besser.
„Warte, du hast sie bezahlt?!“
Jiyong hatte gerade in seinen Burger gebissen und verschluckte sich ganz furchtbar daran. Skye hatte kein Mitleid.
„Im Ernst?!“, fragte sie. Sie hatte gewusst, dass es irgendwie zu einfach gewesen ist, dass SM nicht so gut im Fair-Play war, um ihr einfach fünf der Top-Trainees kampflos zu überlassen. Jiyong war noch immer dabei sich unter Kontrolle zu bekommen, was einen Moment dauerte. Tränen rannen aus seinen Augen und die Amerikanerin klopfte ihm auf den Rücken. Sie hatte ihn aus der Reserve locken wollen, nicht töten. Schließlich fing er sich wieder, trank noch einen Schluck und schaute dann zu Skye.
„Sie sie als … Weihnachtsgeschenk.“
„Ich will keine Menschen geschenkt bekommen!“ Wie war das mit Menschenhandel?
„Soll … ich sie wieder zurückgeben? Ich habe da eine 2-Wochen Rücknahmegarantie.“
Skye schupste ihn einfach nur und schüttelte den Kopf.