Als Mia nach Hause kam war es kurz nach 01:30 Uhr. Manche saßen im Wohnzimmer und aßen noch etwas.
„Ist Donghae schon Zuhause?“, fragte sie.
„Nein, noch nicht“, antwortete Siwon.
Die Deutsche war müde und geschafft und schlich sich hoch um sich in Donghaes Bett zu legen.
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Als der junge Mann nach Hause kam sagten ihm die anderen dass Mia bereits im Bett war und schlief. Also schlich er sich in sein Zimmer und fand seine Frau nackt im Bett. Sie tat das gerne wenn es so warm war und sie gerade geduscht hatte, doch normalerweise tat sie das nicht wenn sie im Dorm schliefen. Zu groß war die Möglichkeit das jemand rein kommen könnten. Heute schien es ihr egal gewesen zu sein. Donghae zog sich aus, legte sich zu ihr und begann ihre Schultern zu küssen. Müde brummte Mia.
„Hey Liebes.“
„Hey cupcake.“
Er hörte nicht auf sie zu küssen und es fühlte sich einfach gut an. Er war wie eine Droge, süß und verführerisch und er machte abhängig. Sie ließ ihn machen und kurz bevor sie davor waren, bat er sie leise zu sein. Mia grinste, gerne würde sie eine Kamera in Leeteuks und Eunhyuks Schlafzimmer aufstellen, um sie zu beobachten, wenn sie das Paar hören würden, aber nein, in einer Gemeinschaft musste man Rücksicht nehmen.
Zumindest schlief Mia danach wie ein Engel, dicht an Donghae gekuschelt der seine Arme um sie gelegt hatte.
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Am Morgen fuhr sie zu SME und begab sich auf die Suche nach ihren Monstern. Sie fand Jaejoong, Yunho und Junsu in einem der Besprechungszimmer, wo sie über einen Haufen von Bildern grübelnden.
„Guten Morgen, will einer Kaffee?“
Darauf hatte sie sich ja jetzt schon eingestellt, nichts konnte sie schocken.
„Ach schon okay, wir haben schon gefrühstückt“, erwiderte Yunho. Okay, darauf war Mia nicht gefasst gewesen.
„Aber wir haben dir ein paar Sachen ins Büro stellen lassen. Es sind Fanbriefe. Es gibt einen Dankesbrief-Vordruck. Könntest du bitte jedem Fan antworten mit einem Brief, einer Autogrammkarte und einem Flyer von der neuen Single?“
„Na klar.“
Konnte ja nicht so schwer sein, vielleicht würde sie dafür sogar ein paar Sklaven finden. Mia hätte es schon suspekt vorkommen müssen, dass vor ihrem Büro Kisten standen, doch darüber dachte sie zuerst gar nicht nach. Als die gleichen Kisten dann aber auch noch direkt in ihrem Büro standen, bemerkte sie die Verbindung.
„Oh no … you gotta be kidding me.“
Nein, es war kein Scherz. Ihre beiden Kolleginnen sagten nichts, das war wahrscheinlich auch das Beste was sie tun konnten, jedes Wort und Mia wäre entweder an die Decke gegangen oder weinend zusammen gebrochen, die Chancen standen 70:30.
Alles hat einen Anfang, so viel hatte sie von Matrix gelernt und alles was einen Anfang hatte, hatte auch ein Ende. Mia sprach sich gut zu und begann mit dem ersten Brief. Die Schreiben waren eigentlich fertig, man musste nur die Adresse eingeben, den Namen einfügen und nach dem Drucken einen SM Entertainment Stempel drauf setzen. Falten, Autogrammkarte rein, Flyer rein, zukleben. Fertig. Wenn sie so darüber nachdachte überlegte sie in den Zoo einzubrechen und einen Affen zu klauen – der könnte das genau so gut machen.
Zuerst wollte sie die Briefe machen und holte sich ein paar Kisten auf den Schreibtisch.
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Es war ungefähr 14 Uhr als Kaylee auf die wahnwitzige Idee kam ihren Kopf in das Büro zu stecken.
„Lunchtime!“
Die blonde Frau ließ sich nicht von Mias grimmigen Gesichtsausdruck beeindrucken und stellte ihr eine Essentüte vor die Nase.
„What is it?“
„Popeyes.“
Und schon hatte sie Mia erobert. Sie liebte Popeyes, auch wenn es ihr in Korea nicht diese salzigen Biscuits gab.
„Hey you soon got that Shinee-Training an after that the 2PM training. Should I keep going with those letters?“
Mia wusste nicht ob das DBSK passen würde, wenn sie ihre Aufgaben einfach weiter gab. Zumal Kaylee kein Koreanisch sprach und somit die koreanische Tastatur nicht bedienen konnte. Und sie hatte selbst keine Lust diese Arbeit aufgedrückt zu bekommen, konnte sie es dann mit gutem Gewissen jemand anderes aufdrücken?
Ja. Eindeutig ja.
Die Deutsche erklärte ihrer Assistentin die koreanischen Briefe erst mal auszusortieren und nur die ausländischen zu nehmen. Eine Zeit lang machten sie es zusammen, Mia tippte, Kaylee begann zu stempeln. Ja, so könnte das funktionieren.
Als es an der Zeit war ins Training zu gehen machte Mia sich los. Sie freute sich auf die Truppe und auf das nächste Shinee Konzert. Alle begrüßten sich und machten sich an die Arbeit.
„Pssst…“, kam es von Key, der neben Mia stand.
„Hm?“
„Sind DBSK wirklich so schlimm?“
„Wer sagt das?“
„Deine Augenringe“, erwiderte der Jüngere grinsend.
Mia streckte ihm die Zunge raus, sie hatte hervorragend geschlafen und hatte keine Augenringe.
Sie mochte Shinee, sie waren jung, verrückt, liebenswert. Jeder von ihnen hatte einen Hau, doch sie wirkten immer noch menschlich, sie freuten sich über Kleinigkeiten, eine Umarmung und wenn sie Zeit für Freunde und Familie hatten. Es waren tolle Jungs.
Onew patzte heute bei der Choreografie von ,Lucifer‘ und machte sich damit zum Gespött seiner Bandkollegen. Jiyon, eine der Tänzerinnen, bot ihm an ihm den Tanz noch einmal zu zeigen und Onew drehte sich mit hochrotem Kopf weg. Sie hatten viel Spaß im Training.
Mia vermisste das Cheerleader-Training. Nun da die IFL vorbei war gab es keinen Grund mehr zu trainieren, doch in den paar Wochen war sie wirklich enger an SNSD und f(x) zusammen gerückt. Mia Boa hatte sie sich auch vorher schon verstanden, doch die war gerade in Kanada um einen Film zu drehen. Die Deutsche nahm sich vor ihr heute eine Mail zu schicken.
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Nach dem Training stand sie in der Umkleide. Sie hatte nur ein zwei Stunden Fenster, bis das Training mit 2PM beginnen würde, als sie eine SMS von Jaejoong las, der ihr mitteilte dass sie in Studio 3 waren und dann folgte eine Smoothie- und Sandwichbestellung. Mia legte den Kopf in den Nacken.
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Zur gleichen Zeit saß Donghae im Studio und bekam wiederum eine SMS von Mia.
„Wir schlafen heute bei mir in der Wohnung.“
„Wie kommt‘s?“, schrieb er zurück.
„I wanna be loud“, bekam er als Antwort und grinste.
„Hm?“, Eunhyuk lehnte sich zu ihm rüber.
„Also ich weiß nicht was Dong Bang Shin Ki mit ihr anstellen, aber es macht definitiv mein Nachtleben interessant“, erklärte Donghae und Eunhyuk legte die Hände über die Ohren und machte ,Lalalalalala‘.
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Vollgepackt kam Mia im Studio an und begann die Bestellung zu verteilen.
„Wieso hast du so lange gebraucht?“, fragte Changmin mit seiner niedlichen Stimme und erinnerte die Deutsche damit sehr an diesen kleinen Jungen aus dem Höllenschlund aus Buffy Staffel 1.
„Entschuldige, ich hatte selbst Training.“
„Ach so stimmt, du bist ja nicht nur für uns zuständig“, sagte er vorwurfsvoll.
„I came as soon as I could!“
Changmin zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts mehr dazu. Sie schaute in die Runde um zu gucken ob sonst noch jemand ein Problem hatte, aber auf einmal taten alle ziemlich beschäftigt und Mia verließ das Studio. Nun hatte sie kaum noch Zeit um zu 2PM zu fahren. Eigentlich wollte sie in der Zeit dazwischen nutzen um Kaylee zu helfen. Sie schrieb ihr eine SMS das sie aufhören konnte – Mia wollte sie nicht jetzt schon komplett versklaven.
Natürlich kam sie zu spät zu 2PM und alle warteten schon im Studio auf sie.
„Sorry, sorry, sorry“, sagte sie eilig als sie in das Studio kam.
„Nekka, nekka, nekka mancho nekka…“, sang Junho fröhlich und fing an den Super Junior Tanz zu tanzen. Chansung stand neben ihm und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, doch Mia grinste.
„Also, dann fangen wir an“, sagte Jae.
Heute machten sie den zweiten Partnertanz. Mia schaute immer wieder zu Wooyoung um zu gucken wie er sich heute anstellte, doch es ging. Etwas später im Training rotierten sie und Mia landete bei Taecyeon.
Er hatte weniger Angst anzupacken. Er war groß und durch trainiert, okay, zumindest Letzteres passte eigentlich auf alle.
„I really like dance with you“, versuchte er ihr zu schmeicheln.
„Shut up and concentrate, you still don‘t get the moves right“, erwiderte Mia und Junsu fing an zu lachen – bis Taecyeon finster rüber guckte, da schwieg Junsu, aber nur für einen Moment.
„You know it would be great if you could dance at the concerts too“, meinte Taecyeon als sie das Tanzstudio verließen. Mia drehte sich so schnell um, dass der junge Sänger fast in sie rein gelaufen wäre. Geschockt blieb er stehen, als er ihren finsteren Blick sah.
„Stop right there my friend because I’ll not take part in this Gogo vs Strip-Show, this is business, nothing more, nothing less.“
„Sie hat uns Gogo Tänzer genannt“, stellte Wooyoung fest als Mia die Tür der Umkleide hinter sich zuschlug.
„Taec übernimmt wohl eher den Stripper Teil“, scherzte Junsu.
„Ach, halt die Kappe“, schmollte Taecyeon und ging weiter.
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„Hey Mia, kommst du heute mit etwas essen?“, fragte Junho der extra vor der Umkleide der Mädchen gewartet hatte.
Die Laune der Deutschen konnte noch so mies sein, dem Kerlchen konnte sie irgendwie nicht sauer sein.
„Nein, das geht leider nicht, ich muss noch arbeiten.“
Enttäuscht ließ er die Schultern hängen.
„I’m sorry“, wiederholte Mia und verließ das Gebäude.
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Als die junge Frau in ihrem Büro ankam wurde ihr schlagartig bewusst, wieso sie keine Zeit hatte zu Abend zu essen. Die Kisten stapelten sich hoch. Kaylee hatte einen guten Stapel fertig bekommen, doch im Gegensatz zu dem was hier noch stand war das auch nur ein kleiner Trost.
Zwei Stunden später strecke Leeteuk seinen Kopf in das Büro.
„Was treibst du noch hier?“
Mia schaute sich verzweifelt um.
„Arbeiten.“
„Komm, ich helf dir.“
Er setzte sich dazu und begann die Schreiben einzutüten und die Karten dazu zu stecken.
„Musst du nicht ins Studio?“
„Im Moment nicht. Wieso lassen die dich das machen? Normalerweise haben wir Firmen die solche Sachen erledigen.“
Gedankenverloren schaute er auf einer der Autogrammkarten.
„No idea, but I’m their assistant and I won’t complain.“
„Gut zu wissen, dass nächste Mal kannst du das auch bei uns machen“, erwiderte der Bandleader grinsend und Mia drohte an ihm den SM Town Stempel an den Kopf zu werfen.
Es klopfte an der Tür und beide schauten auf.
“Hunger?”
Zum Erstaunen – vor allem von Mia – stand Junho, bepackt mit etlichen Tüten.
“Was tust du hier?”
“Junho?”, fragte Leeteuk ungläubig.
“Na ja, wir waren etwas essen – in Nichkhuns Lieblings-Thai-Restaurant und du … du hast gesagt du musst noch arbeiten und ich dachte mir dass du sicher Hunger hast …”
Mia und Leeteuk tauschten einen Blick aus.
“Was hast du da?”, fragte sie skeptisch.
“Ehm … Riesen-Garnelen mit Reis und Gemüse und … ehm .. Sauce.”
“Ist genehmigt.”
Und so gönnten sie sich eine Pause und stürzten sich auf das Essen.
“Weißt du, Essen ist der beste Weg zu Mias Herzen.”
“Teukie!”
“Ist doch wahr! Das richtige Essen kann zur besten Freundschaft führen, das verkehrte zur ewigen Feindschaft … ich sage nur Jihoon …”
“Du hast mit Jihoon wegen Essen Schluss gemacht?!”, fragte der Jüngere ungläubig.
„Nein! Das Essen war … eine Metapher!“
„Metapher … na klar.“
Mia haute Leeteuk mit den Stäbchen gegen die Stirn.
„Und, schmeckt es?“
„Je, maschisoyo“ (Ja, es ist lecker), erwiderte Mia lächelnd.
„Ewige Freundschaft …“, flüsterte Leeteuk und brachte den jungen Sänger zum Grinsend. Nach dem Essen verabschiedete sich der Bandleader von Super Junior um zurück ins Studio zu gehen und ließ Mia mit dem 2PM Sänger alleine.
„Wieso bist du so nett?“
Erstaunt hob Junho die Augenbrauen.
„Wie meinst du das?“
„Ich bin nicht nett, wieso bist du nett?“
Junho fing an zu lachen, er hatte ein fröhliches Grinsen das ansteckte und irgendwann konnte auch Mia nicht dagegen ankämpfen.
„Ich mag dich einfach. Du bist witzig … auf deine Art und du gehst super mit Super Junior um. Sie mögen dich sehr, ich will dein Freund sein, du bist cool.“
„Ich bin cool?“
„Du bist faul“, kam es von hinter ihr und Mia fand Yoochun und Junsu in der Tür stehen.
„Wir dachten du arbeitest für uns, stattdessen sitzt du hier und bist am Plaudern. So wirst du nie fertig“, sagte Junsu vorwurfsvoll. Jeden anderen hätte sie gefragt ob er was am Kopf hatte, doch sie sagte sich dass sie diesen einen Monat durchhalten musste, egal was. Sie wollte Kim nicht enttäuschen und wollte sich vor allem nicht von den Monstern unterkriegen lassen.
„Sie musste mal etwas essen, wir haben fast 22 Uhr“, verteidigte Junho Mia, die die Hand hob.
„Es tut mir leid, ich werde sofort weiter machen.“
Irritiert schaute Junho zu Mia, im Training maulte sie alle wegen jeder Kleinigkeit an und hier ließ sie sich so fertig machen? Er bekam das Gefühl nicht los dass dahinter noch viel mehr steckte, doch jetzt war noch nicht die Zeit zu erfahren was es war.
„Ich denke du solltest nun gehen“, meinte Mia an Junho gewandt, der nur kurz nickte.
„Also, wir sehen dich dann Morgen“, meinte Yoochun und wand sich zum Gehen ab.
„Ehm … no. The Nike-Sportweek’s starting tomorrow aaaaand the Girls Generation concert is tomorrow. I thought we’ll go there to support them…“
„Denkst du das kann hier alles bis Montag liegen bleiben? Wir würden dir gerne andere Aufgaben auftragen als monoton Briefe eintüten. Wenn du das hier fertig hast, dann kannst du zu dem Konzert gehen.“
Bye-bye Konzert, bye-bye Freiheit, bye-bye ‚Ich hasse nur Jaejoong, DBSK sind cool‘.
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Stunde um Stunde saß Mia in ihrem Büro und tippte und tippte und tippte und irgendwie schien es kein Ende zu nehmen. Es war wie in so einem Horrorfilm, in dem man eine Matheklausur immer und immer wieder schreiben musste. Fanbriefe beantworten waren Mias Matheklausur.
Das Klingeln ihres Telefons brachte sie vom Bildschirm weg zu gucken.
„Hey girl.“
„Hey Jiyong.“
„What’s up, you sound … pissed off?“
„Kinda, beeing the new slave of Dong bang Shin Ki isn’t as much fun as I thought.“
„Want me to buy you from SME? I could use a new slave too and I’d be nicer.“
Wer hatte gesagt das Menschenhandel abgeschafft wurde? Zumindest in Korea schien das wohl ganz normal zu sein.
„Naw, it’s okay, it’s just one month.“
„You think you’ll be okay with Tuesday?“
„I hope so … my costume is so pretty, it would be a waste not to wear it.“
Sie würde es ja wohl mal hin bekommen ihren Arbeitstag nach 13 Stunden am Dienstag zu beenden!