2 Uhr morgens in der Lobbybar saßen vier gelangweilte Gestrandete. Die einzige, die sich halbwegs zu beschäftigen wusste, war Skye, die vor dem Laptop saß und Statistiken hübsch machte, von denen Donghae nur die Hälfte verstand. Sie waren ja noch nicht einmal müde, weil sie ja praktisch den ganzen Tag nichts gemacht hatten. Herr Kim hatte mit ihnen zu Abend gegessen, hatte sich dann aber auch wieder verabschiedet. Zumindest er schien froh über die unverhoffte freie Zeit zu sein.
Der Sturm hatte deutlich abgenommen, aber wenn einen ganzen Tag lang keine Flieger starten konnten, gab es natürlich einen enormen Rückstau am Flughafen. Skye erinnerte sich, wie sie vor ein paar Jahren einige Tage in Deutschland war und dann weiterfliegen wollte nach Ägypten, um tauchen zu gehen und am Flughafen Frankfurt waren fünf Stunden die Gepäckbänder komplett ausgefallen. Durch den dadurch verursachten Rückstau waren insgesamt 30.000 Gepäckstücke betroffenen gewesen und es hatte 2,5 Tage gedauert, bis der Flughafen alle Koffer dahin geschickt hatte, wo sie hingehörten. Man vergaß oft welche Koordination ein Flughafen war. Man dachte nur an seinen eigenen Flug, aber nicht daran, dass hunderte andere Flüge auch betroffen waren. Die Amerikanerin nahm so etwas gelassen, solang der Koffer irgendwann ankam war alles gut. Genug Koffer tauchten einfach nie wieder auf. Wie das passierte verstand sie in einem Zeitalter voller Technik zwar nicht, aber gut. Für solche Koffer gab es dann die Versteigerungen.
„Wollen wir verstecken spielen?“, kam es von Donghae und alle schauten auf. Viel mehr gab es auch nicht zu machen. Die Restaurants hatten um diese Uhrzeit geschlossen. Nun gut, dann eben Verstecken. Das Hotel hatte sieben Etagen, wobei es nicht einfach war in einem Hotel ein Versteck zu finden. Auch der Spa und Poolbereich waren um die Uhrzeit geschlossen, das Drehrestaurant ebenfalls, es würde schwer werden irgendwo einen guten Unterschlupf zu finden. Die eigenen Zimmer waren natürlich ausgeschlossen und keiner durfte das Hotel verlassen.
Da Donghae den Vorschlag gemacht hatte, musste er als erstes suchen. Bis 50 zählte er und alle rannten los. Mia und Skye rannten zum Fahrstuhl, trennten sich aber dort. Skye stieg auf der Etage aus, in der auch das Büffetrestaurant war. Das hatte zwar geschlossen, doch man konnte es betreten und zwischen Stühlen und Tischen konnte man sich besser verstecken, als in langen Korridoren mit Zimmertüren.
Da kauerte sie nun unter dem Tisch und niemand kam. Ja, Donghae hatte einiges an Gebiet abzudecken, doch die Frage war, wie lange man warten musste. Nach etwas mehr als einer halben Stunde wurde es Skye zu doof. Hier gab es noch nicht einmal was zu trinken. Wahrscheinlich wäre das schlauste Versteck auf der Toilette der Bar gewesen, wenn Donghae dann losgezogen war, um sie zu suchen, hätte sie sich an die Bar setzen können.
Schließlich stand Skye auf und ging zum Fahrtsuhl. Gegen 9 Uhr mussten sie hier los, da Herr Kim noch nicht wusste, auf welchen Flug sie tatsächlich kamen. Der Fahrstuhl öffnete sich in ihrem Stockwerk, da sah sie Siwon auf sich zu rennen.
„Drück auf irgendwas!“, rief er und sie hörte noch weitere Schritte. Siwon erreichte den Fahrstuhl und die Tür schloss sich langsam, als sie Donghae um die Ecke biegen sah. Siwon grinste über das ganze Gesicht.
„Weißt du, ich sitze seit 40 Minuten im Restaurant und hier oben ist die Action“, beschwerte sich Skye. Das ganze Warten hatte sie müde gemacht. Siwon öffnete den Mund, wurde aber unterbrochen, als der Fahrstuhl wackelte und dann stehenblieb. Skye schaute zur Tür und drückte dann noch mal einen Etagenknopf, doch nichts rührte sich.
„Vielleicht fährt er gleich wieder los?“
Skye schaute ihn genervt an und drückte dann den Notrufknopf.
„Hello?“, kam eine Stimme aus dem Lautsprecher.
„Ja hallo, Skye Jones, ich stecke mit Choi Siwon in dem Fahrstuhl fest“, erklärte sie auf Chinesisch.
„Wieso erwähnst du meinen Namen?“, wollte Siwon wissen.
„Weil Prominente immer schneller aus solchen Situationen geholt werden.“
Die Frau aus dem Lautsprechen versprach den Hausmeister umgehend zu ihnen zu schicken. Einige Minuten vergingen und dann hörten sie Geräusche. Der Fahrstuhl steckte zwischen zwei Etagen und jemand wollte wohl schauen, ob sie eine Möglichkeit hatten die Fahrgäste rauszuholen, doch unten war zu wenig Platz und die obere Etage war noch weniger zu erkennen. Skye hatte keine Platzangst und sie wusste, dass Fahrstühle nicht abstürzten konnten, außer in Action- und Horrorfilmen, aber im Fahrstuhl festzustecken war trotzdem keine schöne Sache.
Mia war inzwischen wieder in der Lobby und auf dem Weg zur Bar, weil sie sich sicher war, das Donghae erst einmal nicht an einen Ort zurückkehren würde. Doch in der Lobby hörte sie hektische Anrufe und Gespräch und wenn sie eins in den letzten Jahren gelernt hatte, dann dass wenn es irgendwo hektisch wurde mit Sicherheit Super Junior darin verwickelt waren.
„Excuse me, is everything alright?“, fragte sie die Rezeptionistin.
„Yes sure, just on of the elevator is blocked so please use the other one.“
Und schon wusste Mia, wo sich zumindest eines ihrer Schäfchen befand. Mit dem anderen Fahrstuhl fuhr sie Stockwerk für Stockwerk ab, bis sie zwei Männer ratlos vor einer geschlossenen Fahrstuhltür stehen sah.
„Hey, wer von euch steckt da drin?!“
„Mia?“, es war Skye.
„Wie bist du da rein gekommen?“, rief Mia.
„Das ist Siwons schuld!“
„Meine Schuld? Wieso ist das jetzt meine Schuld?“ Nun hörte Mia auch Siwon.
„Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich ausgestiegen. Ich wollte auf mein Zimmer und dann kamst du angerannt, als wären wir bei Jurassic Park.“
Im Fahrstuhl stemmte Siwon die Hände in die Seiten und schaute sie sprachlos an.
„Du siehst gerade nicht aus wie jemand, der gut mit Kritik umgehen kann“, bemerkte Skye und die beiden hörten Mia fröhlich lachen.
Eine Stunde später waren sie immer noch im Fahrstuhl gefangen. Donghae hatte irgendwann Mia gefunden und hatte sich gefreut überhaupt jemanden gefunden zu haben, bis er dann von seiner Frau angefahren wurde, dass das Spiel vorbei war und sie jetzt schlafen gehen würden. Die beiden Hausmeister wussten sich nicht zu helfen, doch durch die Verkehrslage brauchten die Techniker länger als erwartet.
Siwon und Skye saßen beide auf dem Boden und warteten.
„Skye?“
„Hm?“
„Kann ich dich küssen?“
Bis zu dieser Frage hin war Skye immer und immer müde geworden und stand kurz vor dem Einschlafen. Witzig, wie eine Frage das ändern konnte.
„Was?!“
„Na ich dachte, weil du den ersten Kuss nicht erwidert hast und ich mich frage, wie es ist dich zu küssen.“
Unter uns, wer würde so ein Angebot von Siwon ablehnen? Er schaute Skye mit seinem Dackelblick an und sie kam nicht umhin wieder daran zu denken, wie gut ihm der Dreitagebart stand.
„Nein, ich kann nicht und weil ich nicht kann, habe ich den Kuss nicht erwidert. Ich bin mit Jiyong zusammen. Ich habe ihm nichts gesagt, aber bitte zwinge mich nicht noch einmal unehrlich zu ihm zu sein. Das mit mir und ihm wird irgendwann enden, nicht morgen und auch nicht in einem Monat, aber irgendwann und wenn du mich dann noch küssen willst, dann darfst du.“
Skye wollte keine Freunde gegeneinander aufhetzen. Das würde nur in einem Krieg enden. Idol Wars. Jiyong war definitiv die dunkle Seite der Macht und Siwon ein Jediritter in strahlender Rüstung.
„Das klingt fair“, gab er zu.
„Wieso haben wir eine Bar im Keller?“
„Wie kommst du vom Küssen auf die Bar im Keller?“, fragte Skye entgeistert.
„Naja, wenn du nicht Pflicht nimmst, dann eben die Wahrheit.“
„Ich wusste nicht das wir ‚Wahrheit oder Pflicht‘ spielen“, beschwerte sie sich und Siwon fing an zu lachen.
Es hatte noch eine weitere Stunde gedauert, bis man sie aus dem Fahrstuhl befreit hatte. Skye war in ihr Bett gefallen und sofort eingeschlafen. Wieso hatte sie vor Korea so Schlafprobleme gehabt? Nächtelang hatte sie sich von einer Seite auf die andere gedreht oder war spazieren gegangen. Auf Adavaci Island war das nachts eine schöne Sache, vor allem wenn man gerne fotografierte. In den meisten Ländern der Welt war es kaum möglich die Milchstraße zu fotografieren, weil die Lichtverschmutzung die Sterne verdeckte. Städte strahlen, auch bei Nacht. Es gab Apps, die einem zeigten, wo am wenigsten Licht war. Nordkorea war ein schwarzer Fleck auf der nächtlichen Karte, doch auch in Afrika hatte Skye traumhafte Aufnahmen vom Sternenhimmel gemacht. Sie achtete darauf nicht einfach nur den Himmel zu fotografieren, sondern auch das drum herum, wie eine Wüste, das Meer, einen See, praktisch eine schöne Szene, die man auch am Tag fotografieren könnte. In so dunklen Regionen konnte man die Milchstraße mit bloßem Auge sehen. Als sie die erste Nacht in der Wüste von Namibia geschlafen hatten, hatte Skye die halbe Nacht wach gelegen, um in die Sterne zu schauen. Auf Adavaci Island war es genauso, weit und breit kein Licht. Manchmal schuf sie Licht mit Absicht und spannte die anderen Leute auf der kleinen Insel ein, die verschiedene Sachen anstrahlten. Auf der Westseite gab es zwei Inseln, eher Felsen, die aus dem Meer ragten. Sie hatte das bei Fotografien eines Deutschen oder Österreicher gesehen, der das in den Bergen machte. Er positionierte Scheinwerfer in den Tälern und strahlte die Berge bunt an, im Hintergrund sah man den Sternenhimmel. Es waren toller Aufnahmen. Nun waren Felsen geringfügig kleiner als die Berge der Alpen, deswegen machte Skye das mit Taschenlampen und bunten Folien. Sie ging auch gerne nachts tauchen, um zu fotografieren. Nachts kamen ganz andere Dinge zum Vorschein, als am Tag, vor allem konnte man nachts fluoreszierende Bilder schießen. Dazu befestigte man eine gelbliche Folie vor dem Objektiv der Unterwasserkamera und an der Maske und beleuchtete die Umgebung mit einer speziellen UVA Kamera. Wenn man so etwas von oben sah, sah es aus, als würde unter Wasser ein Vulkan ausbrechen. Das UVA Licht verteilte sich sehr weit im Wasser. Es gab Tiere und Korallen, die fluoreszierende Farben beinhalteten, überwiegend Schnecken. Durch das Schwarzlicht und die Folie fingen sie an zu leuchten und es sah aus, als wäre man auf einem abgefahrenen LSD Trip. Diejenigen, die keine Gelbfilter hatten, war alles nur blau-lila angestrahlt, doch die Filter filterten das blaue Licht, dass sonst die fluorisierenden Farben überlagerten, heraus. Es erforderte Übung und Geschickt, aber wenn man eine chronische Schlafstörung hatte, war ja genug Zeit zum Üben.
Viele Leute, oder vielleicht sogar die meisten, sehen ein Bild und finden es schön, wissen aber nicht wie viel Arbeit darin steckt. Skye hatte sich die Fotografie selbst beigebracht. Mit Tutorials, Fotokursen und Youtube – und natürlich Learning by Doing. Sie wollte Bilder verstehen, verstehen wie sie entstanden sind, welche Techniken dafür angewendet werden mussten und welche Voraussetzungen da sein mussten. Es gab viele kleine Gadgets, die in der Fotografie hilfreich waren. Dann gab es noch die teuren Gadgets, die man nicht überlisten konnte. Wenn ein Objektiv nicht lichtempfindlich genug war, konnte es keine Sterne aufnehmen. Skye hatte so einiges in ihre Kameraausrüstung investiert und hütete sie wie ihren Augapfel.
Und nun war sie in Korea, hatte noch nicht ein Bild geschossen, konnte aber dafür schlafen. Im Winter war das okay, schlafen war gut und im Sommer ließ es sich auch viel besser fotografieren.
Als der Wecker Skye um 8 Uhr aus den Federn warf, fühlte sie sich, als wäre sie von etwas überrollt worden. Etwas großen und schweren, wie ein LKW oder ein Zug. Es brauchte einen Augenblick, bis die Erinnerung wieder kam. Die Erinnerung wo sie war, wieso sie so spät ins Bett gekommen ist und vor allem, wieso sie aufstehen musste. Ihr erster Blick ging zum Fenster. Kein Schnee. Das war ein gutes Zeichen. Nun war nur abzuwarten, in welchen Flieger man sie packen würde, doch sie flog mit drei Prominenten und sicherlich würde sich die Airline etwas einfallen lassen.
Am Frühstücksbüffet traf sie auf Mia.
„Oh gut, der Fahrstuhl geht wieder“, begrüße ihre Chefin sie grinsend.
„Sie wissen es.“
„Sie wissen was?“
„Das von der Bar.“
„Sicher?“ Donghae hatte bisher nichts zu Mia gesagt, was nichts heißen musste. Nur weil die anderen etwas raus bekommen hatten, bedeutete das nicht zwangsläufig, dass sie Donghae davon erzählten. Sie waren zwar alle eine Familie, aber Mia hatte manchmal das Gefühl, dass die anderen Donghae weniger erzählten, aus Angst sie könnte es rausbekommen.
„Er hat mich gefragt, wieso eine Bar im Keller ist. Also ja, ich bin sicher.“
„Und was hast du gesagt?“
„Not my house, not my bar, not my problem.“ Skye zuckte mit den Schultern. Das hatte sie von Jiyong gelernt und die ganze Geschichte war auch nicht ihr Geheimnis, also würde sie sich da schön raushalten.
Skye hatte die Zeit, die sie am Flughafen noch warten mussten, genutzt um die Mails zu bearbeiten. Die meisten Anfragen zur neuen Staffel ‚Royal Vampires‘ wurden mit Sicherheit an SM Entertainment gestellt, doch auch in Mias Postfächern landeten einige Mails diesbezüglich. Die Dreharbeiten würden im Frühling beginnen. Taktisch war es kein schlechter Zeitpunkt. Super Junior hatten ihr Comeback, alle waren aus der Armee draußen und eine neue Tour stand bereit. Es war eine gute Werbung für Siwon und Donghae und somit für die ganze Band.
Im Flugzeug hatte Mia Skye den Laptop abgenommen und gedroht sie zu beißen, wenn sie weiterarbeiten würde. Das würde ein lustiger Sommer werden.
Irgendwann endlich waren sie auf dem Weg ins Loft. Übermorgen war die Idol-Versteigerung und viele Künstler hatten ihre Sachen schon anliefern lassen. Auch die Tische standen bereit und Skyes Aufgabe in den kommenden Stunden war es Schildchen an die einzelnen Artikel zu befestigen, auf denen stand, von dem die Sachen waren. Mia hatte die Super Junior Sachen in Stapel geteilt. Skye fand es faszinierend, dass sie immer noch zuordnen konnte wem mal was gehört hatte. Vor allem waren viele Klamotten zusammen gekommen, aber auch Möbel hatten ihren Weg hier her gefunden, so auch Bilder, gerahmte Poster, Schmuck, Dekorationsgegenstände und Handtaschen. Von DBSKs Changmin hatte Skye zwei große Hartschalenkoffer aus Aluminium getagged. Sie waren total zerbeult, hatten aber viele Sticker auf sich von den Orten, an denen die Koffer schon gewesen sind. Viele Idols hatten die Sachen signiert, um einen besseren Preis zu erzielen. Mia checkte am Laptop, ob die eingereichten Handys alle wirklich auf Werkeinstellung zurückgesetzt worden waren – nicht das vertrauliche Informationen darauf waren.
Sie teilten verschiedene Stände ein, zum Beispiel für Klamotten oder Taschen oder Schmuck. Zuerst hatten sie überlegt es nach Bands zu ordnen, aber dann würde das Durcheinander zu groß werden.
Leeteuk, Heechul, Kyuhyun und Donghae waren zu neugierig und kamen mit Essen vorbei – eine hervorragende Ausrede um zu Schnüffeln.
„Hey, das ist mein Hoodie!“, beschwerte sich Leeteuk und nahm einen Pullover von der Kleiderstange. Mia nahm ihm ihn wieder ab.
„War dein Hoodie. Du hattest drei Jahre lang Zeit gehabt ihn zu holen.“
„Quatsch, so lange war der noch nicht bei euch!“
„Wann bist du in die Wohnung in Itaewon gezogen?“
„Vor ungefähr … drei Jahren.“
„Genau und so lange waren deine Sachen bei uns. Ich habe dich zigmal darauf angesprochen und du hast es immer rausgeschoben. Jetzt wird er verkauft. Wenn du ihn wieder haben willst, kannst du ihn zurückkaufen, sehe es als Miete an“, erwiderte Mia und Leeteuk waren die Argumente ausgegangen. Hilflos schaute er sich nach seinen Bandkollegen um, in der Hoffnung sie würden ihm den Rücken stärken.
„Schau mich nicht so an, ist nicht so, als wäre ich Herr des Hauses“, kam es nur von Donghae.
„Wieso ist eine Bar in unserem Keller?“, fragte Leeteuk die Deutsche. Das war wohl die Karte, die sie spielten, wenn ihnen nichts mehr einfiel.
„Darum“, erwiderte Mia und hing den Hoodie zurück.
„Das ist keine richtige Antwort!“
„Eigentlich war die Bar schon vor euch da und die Bar fragt auch nicht, wieso ihr hier seid“, erwiderte Mia. Das war zwar auch keine richtige Antwort, sorgte aber für Kopfkino und irritierte.
„Wie die Bar war vor uns da?“, fragte Kyuhyun.
„Ja, wir haben das Gelände gekauft und dachten ‚Hey, wieso machen wir keine Bar?‘ – wenn wir sonst schon keine Idee hatten, dann wenigstens diese.“
„Wieso wusste ich nichts von der Bar?“, fragte nun Donghae, der sich in dem Ganzen übergangen fühlte.
„Das war so ein Mi-yong-Ding“, erklärte die Deutsche. Irgendwie hatte keiner die Antwort, die er wollte, doch es wusste auch keiner mehr, was er fragen konnte.
„So und jetzt alle raus hier, es sei denn ihr wollt helfen.“
Das reichte als Drohung und plötzlich hatten alle eine Ausrede etwas anderes zu tun.
Gegen 19 Uhr waren sie soweit fertig und Mia schickte Skye nach Hause, was in diesem Fall ein sehr kurzer Arbeitsweg war. Jiyong hatte ihr geschrieben, dass er im Studio war und sich später melden würde. Im Loft hatte Skye noch mal die Mails gecheckt und den Namechange auf dem Vegasflug vorgenommen.
Schließlich klingelte irgendwann ihr Telefon.
„Hallo meine Hübsche“, begrüßte er sie.
„Hi, bist du noch im Studio?“
„Ja, es wird auch noch etwas dauern.“ Skye hatte Verständnis für seine Arbeit, aber sie hätte ihn gerne gesehen.
„Ich würde ja sagen, dass du bei mir warten kannst und wir gehen dann etwas essen, aber du hast ja den Pin für meine Tür nicht“, neckte er sie.
„Ich könnte auch einfach mit Seunghyun etwas essen gehen und du holst mich später bei ihm ab.“ Was er konnte, konnte sie auch.
„Er ist auch hier im Studio, tut mir leid.“
„Na ich werde schon jemand finden und du meldest dich, wenn du fertig bist.“
Es passte ihm nicht, doch selbst wenn Skye seinen Pin hätte, war sie nicht die Art Frau die bei ihrem Freund Zuhause saß und auf ihn wartete. Sie hatte ein eigenes Leben, sie konnte auch ohne ihn etwas unternehmen und genau das würde sie jetzt tun!
Sie schaute sich um im Loft. Niemand war da. Wo waren die alle? Also fuhr sie in die Akademie. Wenn da auch niemand wäre, hätte man wohl den Notstand ausgerufen und Skye hätte es nicht mitbekommen. In der Akademie war aber niemand, den sie kannte, außer Yunho, der mit Changmin trainierte. Genervt schaute sie sich um. SHINee, Exo, SNSD, es könnte doch mal jemand hier sein? Als sie sich zurück zu DBSK drehte, winkte ihr Yunho zu und sie ging in das Tanzstudio. Es schien, dass das Training vorbei war, denn der Choreograf packte zusammen.
„Was tust du noch hier?“, fragte Yunho und schnappte sich eine Wasserflasche. Inzwischen war es nach 21 Uhr. Sie hatte sich noch umziehen müssen und etwas Make Up auflegen und na ja, das dauerte eben.
„Ich suche ein Date“, erklärte sie und Yunho verschluckte sich fast am Wasser.
„Ach übrigens, Skye, das ist Changmin, Changmin, das ist Mias neue Assistentin“, stellte er die beiden einander vor, nachdem er wieder Luft holen konnte.
„Ah, Jiyongs Freundin“, sagte er und reichte ihr die Hand.
„Ja, das habe ich wohl irgendwo stehen. Und du hast ganz schön zerbeulte Koffer“, erwiderte sie grinsend. Yunho schaute fragend zu den beiden.
„Kennt ihr euch schon?“
„Nein, nein, ich kenne nur seinen Koffer“, erwiderte Skye und Changmin erklärte, dass er für die Verlosung zwei Koffer dazu gegeben hatte.
„Und wieso suchst du ein Date?“
„Weil Jiyong keine Zeit hat und meint das ich brav Zuhause sitze um auf ihn zu warten, aber da ist er bei mir falsch. Also gehe ich ohne ihn weg, aber irgendwie kenne ich außer Idols kaum jemanden.“
„Irgendwie scheint sie nicht glücklich darüber“, flüsterte Changmin zu Yunho.
„Also ich habe noch ein Meeting, aber Changmin will vielleicht …?“ Er schaute zu seinem Bandkollegen mit hochgezogenen Augenbrauen, der wiederum schaute von Skye zu Yunho, etwas ratlos.
„Nein, schon gut, ich finde noch jemanden“, meinte Skye und verabschiedete sich von den beiden. Changmin war süß, aber sie wollte sich nicht aufdrängen. Sie würde bestimmt ein Opfer finden, dass sie schon kannte.
Eine halbe Stunde später saß Skye im Eingangsbereich auf der Couch und wartete darauf, dass entweder jemand kam oder Jiyong anrief. Keins von beiden geschah und langsam wurde es peinlich.
„Bist du fertig?“ Verwundert schaute sie auf, als Changmin den Flur runter kam. Er war duschen gewesen und hatte sich umgezogen und sah, einfach gesagt, sehr gut aus. James Bond. Idol Bond.
„Hm?“
„Für das Essen.“ Skye hatte das Gefühl, als würde er eine andere Sprache sprechen.
„Also vorhin hatte ich das Gefühl gehabt, als wäre dein Koreanisch sehr gut.“
„Ist es, ich wusste nur nicht, dass wir essen gehen“, erwiderte sie verlegen. Sie hasste es, wenn sie so Aussetzer hatte.
„Wenn junge Damen in Not sind, helfe ich gerne“, antwortete Changmin und schenkte ihr ein Lächeln.