Gegen 00:40 kamen Leeteuk und Eunhyuk nach Hause und waren nicht zu überhören.
„Du kannst einfach nicht so mit ihm umgehen!“, beharrte Leeteuk.
„Ich weiß nicht was du meinst! ER war gemein zu mir und ICH bekomme jetzt Ärger!“, beschwerte sich der andere. Kyuhyun hatte eine Saat gelegt, die nun wohl fertig zum Ernten war.
„Eunhyuk-shi, ich war nicht dabei, aber Kyuhyun hat mir geschrieben, dass du ihn sehr verletzt hast.“
Eunhyuk schaute seinen Bandleader völlig verständnislos an und Kyuhyun legte seine unschuldigste Miene auf.
„Du! Was hast zu Leeteuk geschrieben?!“
„Nur die Wahrheit! Hyung, natürlich wäre ich traurig wenn du ausziehst.“
„Du hast gesagt ich würde nur ausziehen wollen, um eure Aufmerksamkeit damit zu erwecken, dass man mich anbettelt zu bleiben.“
Nun schaute Kyuhyun entsetzt und die anderen hielten sich erst mal vollkommen raus.
„Wieso seid ihr so schick?“ Leeteuk hatte immerhin noch die Zeit das Paar in ihrer Abendgarderobe zu bemerken.
„Essen mit Soo-man und Kim“, erklärte Donghae kurz.
„Teukie, ich hab Zeugen – Sungmin.“
„Sungmin ist gerade nicht hier um ihn zu fragen“, bemerkte Kyuhyun und langsam verstand Hyukie den teuflischen Plan seines Maknaes.
„Okay, es ist Zeit für ein Sitzen“, beschloss Teukie.
„Ein Sitzen?“, fragte Mia flüsternd.
„Wir setzen uns alle zusammen und hauen uns die ganzen angestaute, negative Energie an den Kopf“, erklärte Donghae.
„Und das hilft?“ Überzeugt war sie nicht.
„Hast du uns dieses Jahr schon mal ein Sitzen machen sehen?“ Da schüttelte sie den Kopf.
„Siehst du, anscheinend hilft es.“ Hmm.
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Das Sitzen war ein ganz eigenes Ritual. Ryeowook kochte Tee auf und die anderen schoben die Möbel weg, damit sie sich im Kreis hinsetzen konnte. Mia hingegen fragte Siwon nach einem Jogginanzug denn das Ganze schien etwas länger zu dauern und sie wollte wirklich aus dem Abendkleid raus.
So weit so gut. Da saßen sie nun und warteten, bis der Tee fertig gezogen war.
„Hyung, möchtest du?“ Ryeowook bot Leeteuk die Tasse an, der sie entgegen nahm.
„Ich finde es traurig, dass je weniger wir werden, um so mehr bekämpfen wir einander. Kangin und Heechul sind in der Armee, wir sind nur noch elf von dreizehn, wir sollten enger zusammen rücken, anstatt uns voneinander zu entfernen.“
Dann nahm er einen Schluck und reichte die Tasse an Eunhyuk weiter. Wenn man sich über jemanden direkt beschwerte, gab man die Tasse an ihn weiter, damit er sich dazu äußern konnte, wenn man mehrere ansprach, konnte man den nächsten frei wählen und mit dem Nippen aus der Tasse wurde das runter schlucken und verdauen der negativen Gefühle geäußert. Heechuls ursprüngliche Idee war es anstatt Tee Soju zu nehmen, doch die anderen waren dagegen, weil die Diskussion dann wahrscheinlich total ausartete. Und nur der, der die Tasse hatte, durfte sprechen.
„Kyuhyun, ich finde es unter aller Sau, dass du zu mir so gemein heute Mittag warst und vor den anderen nun so tust, als wärst du das Unschuldslamm. Wenn dir etwas nicht passt, dann steh doch einfach dazu!“
Eunhyuk tat sich deutlich schwerer an der Tasse zu nippen, denn er war noch so sauer auf den Jüngsten, dass er die Sache eigentlich noch nicht begraben wollte. Schließlich nahm er dann doch einen Schluck und reichte die Tasse weiter an Kyu.
„Hyung, ich finde es erbärmlich, dass du versuchst dich mit Donghae zu messen. Ja, er hat eine Frau gefunden und ist ausgezogen und hat ein Haus gebaut, der einzige, der panisch darauf reagiert bist du. Du verpasst doch nichts, nur weil du noch im Dorm wohnst. Ich weiß du hast das Gefühl deinen besten Freund zu verlieren, doch so ist das, wenn man erwachsen wird. Man findet einen Partner und gründet seine eigene Familie, doch das bedeutet nicht, dass wir nicht mehr seine Familie sind. Du musst nicht versuchen ihn nach zu machen nur um zu beweisen, dass du auch eigenständig bist, du nervst alle damit nur. Sei einfach du und wenn du irgendwann wirklich ausziehen wirst, dann kannst du das tun, aber solange gehörst du hier her.“
Kyuhyun nippte eilig an dem Tee, als wäre er froh, dass es endlich raus war.
„Denkst du wirklich so?“, fragte Eunhyuk, anscheinend überrascht über die Worte des Jüngsten, der nickte.
„Danke …“
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Und die Tasse wurde weiter gereicht. Zwischen drin füllte Ryeowook den Tee nach und schließlich landete die Tasse bei Mia.
„Ich habe nichts zum Beschweren“, sagte sie irritiert und schaute auf die Tee. Alle seufzten genervt.
„Na komm, lass es raus!“, kam es von Heechul und sie grübelte. In der Regel warf sie jedem sofort an den Kopf, wenn ihr etwas nicht passte. Wenn Kim, Jaejoong, Mister JYP oder Hodong hier gesessen hätten, sähe es mit der aufgestauten Energie wohl anders aus, aber gegenüber den Welpen?
„Okay … ich … ich … finde es doof das ihr zur Armee müsst und ich wünschte alles könnte so bleiben wie es ist und das wir immer eine Familie sein werden!“
Die Deutsche versuchte sich dabei so sauer wie möglich an zu hören, damit die anderen sie ernst nahmen, doch scheiterte sie vollkommen. Alle ‚ooooooh’ten und Leeteuk tätschelte ihren Rücken.
„Keine Sorge, wir werden immer eine Familie sein und jetzt trink.“
Skeptisch schaute Mia zu der Tasse.
„Da hat doch nicht einer rein gespuckt, oder?“ Doch alle schauten finster zu ihr und sie fragte nicht weiter.
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Am nächsten Morgen stand Mia gegen 8 Uhr aus. Sie waren noch recht lange im Dorm geblieben, doch wirklich müde war sie nicht. Heute stand der Weihnachtsdreh für Tony Moly an und die Frau war ziemlich gespannt darauf wie kitschig es werden würde. Es war Weihnachten, Kitsch war vollkommen legitim und sie freute sich Joon wieder zu sehen.
Donghae stand ebenfalls auf und war mit Teukie für Fitness-Studio verabredet.
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Der Dreh fand in einem Bluescreenstudio statt, wo eine weihnachtliche Kulisse aufgebaut worden war, mit Bäumen und Schneehügeln, Schneemännern und Schlitten.
„Joon!“
Mia fiel dem Jüngeren in die Arme, es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass sie ihn gesehen hatte und er erwiderte die Umarmung.
„Noona, wie geht es dir? Du siehst gut aus!“
„Danke, mir geht es sehr gut.“ Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben …
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Zwei Stunden später ging es ihr nicht gut. In der Maske hatte man ihr Kontaktlinsen rein. Eigentlich war es die gleiche Augenfarbe, nur waren ihre Augen jetzt viel größer. Doch die Linsen störten. Mia wusste, dass wenn sie über ihre Augenlider rubbelte, dass besser werden würde, doch das konnte sie nicht, denn sie hatte zum einen auch noch Wimpern drauf geklebt und war geschminkt. Zu allem übel blieb auch noch ständig der Kunstschnee in ihren Kunstwimpern hängen, was das alles nicht wirklich besser machte. Sie versuchte den Kunstschnee weg zu blinzeln, weil sie sonst Gefahr laufen würde, dass die Wimpern sich lösten und ständig tränte ihr Auge. Joon sah aus, als würde er mit ihr leiden.
Mia hasste es, wenn ihr etwas nicht passte und nichts daran ändern konnte – dementsprechend war es auch mit ihrer Laune dahin, was sich wieder auf die Fotos auswirkte.
Schließlich waren alle so genervt, dass sie Mia abschminkten.
„Freiheit!“, rief sie und rieb sich das Gesicht.
Sie wollte echt nicht pingelig sein, aber es war einfach zu viel gewesen.
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Frisch geschminkt, ohne Kontaktlinsen und Wimpern, gingen sie wieder ans Werk und siehe da, plötzlich klappte das auch mit der fröhlichen Stimmung.
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„Okay, ich schlage dir einen Deal vor“, meinte Joon, als sie gegen 15 Uhr fertig waren.
„Einen Deal?“
„Ich kaufe Essen und dafür essen wir bei dir im neuen Haus.“
Mia lachte fröhlich.
„Ich hätte dir das Haus auch so gezeigt.“
„Ach so.“
„Zu spät“, sie streckte ihm die Zunge raus.
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Als sie aus dem Auto ausstiegen, grinste Joon amüsiert.
„Was?“
„Es ist ein Parkhaus.“
„I told you.“
„Ja, schon, aber ich kenne niemanden, der auf einem Parkhaus wohnt.“
Da hatte er wohl Recht. Mia kannte auch niemanden, der auf einem Parkhaus wohnte. Natürlich gab es Leute, die IN Parkhäusern wohnten, aber das war illegal. Joon mochte jetzt noch amüsiert sein, doch die Reaktionen, wenn sie hoch auch das Parkdeck gingen, war immer die gleichen …
„Woaaaah…“
Mit offenem Mund stand er da und starrte das Haus an.
„Geil, oder?“
Sie liebte den Anblick ja selbst, auch wenn sie noch immer nicht begriff, dass sie hier wohnte.
„Der Hammer…“, stammelte Joon nur und ging die Treppen zur Eingangstür hoch.
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Als sie die Tür öffnete und Geräusche hörte, ging Mia zuerst davon aus, dass Donghae zu Hause war, doch stattdessen fand sie Kaylee in die Küche.
„Oh, hey there. How was the shooting?“
Sie hatte eine rosa Schürze um mit Erdbeeren drauf und rührte fröhlich in einer Schüssel.
„It was like the fight for Minas Tirith.“
„The what?“
„Gosh – Lord of the Rings. Anyway, why are you here?“
„Oh, I’m just preparing the dishes for tomorrow. Hi, I’m Kalyee, you must be Joon.“
Lächelnd ging sie auf den Sänger zu, der für einen Moment wohl einen Aussetzer hatte, denn er sah aus, als würde gleich Sabber aus seinem Mund laufen.
„H…h…hi I’m Joon.“
„Nice to meet you“, sagte Kaylee und wand sich dann wieder dem Essen zu.
„We’ve food, wanna join?“
„Sure.“
Ganz nach dem Prinzip ‚Erst das Essen, dann das Vergnügen‘ aßen sie einen Happen und dann begann Mia die Hausführung. Vielleicht sollte sie so Filzschuhe im Eingangsbereich aufstellen, wie in einem Museum und wie in einem Museum würde die 2.000 Won Eintrittsgeld verlangen – auch Kleinvieh macht Mist. So würde sich der Pool über kurz oder lang praktisch selbst finanzieren.
Natürlich war Joon begeistert – vor allem von der Rutsche.
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Nachdem die Neugierde des Sängers nun befriedigt war, beschloss Mia Gimbap zu kaufen und Eunhyuk bei den Proben zu seinem ersten Musical ‚Fame‘ zu besuchen. Die Vorbereitungen war irgendwie völlig an ihr vorbei gegangen. Entweder war sie damit beschäftigt gewesen fast zu sterben oder wieder auf die Beine zu kommen oder ihre Zeit ging dafür drauf dem Weihnachtsmann Konkurrenz zu machen und nun waren es nur noch zwei Tage bis zur Premiere. Auch Tiffany würde dabei sein und Mia freute sich wirklich auf die Premiere, für die Donghae Karten besorgt hatte.
Mal wieder eine Massenveranstaltung, mal wieder Horden von Fans doch es ging um Donghaes besten Freund und deswegen mussten sie da jetzt durch.
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Die Deutsche holte einige Portionen Gimbap, um nicht zu sagen sie kaufte fast den Laden leer. Ungläubig schaute die Verkäuferin sie an.
„Es muss für 30 Leute reichen“, rechtfertigte sie sich. Man würde ja wohl noch etwas Gimbap einkaufen dürfen …
Als dann das halbe Auto voll mit Essen war, bereute sie Kaylee nicht mitgenommen zu haben, denn sie hatte keine Ahnung, wie sie das ganze Essen mit nur zwei Händen wieder aus dem Auto schaffen sollte. Immer diese anatomischen Probleme …
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In den Studios angekommen, suchte sie sich so einen kleinen Transportwagen und zog damit einige fragende Blicke auf sich. Als Mia und ihr Wägelchen in dem Probestudio ankamen, waren sie mitten bei den Proben. Mia stellte sich an die Seite und schaute zu.
„Mia! That’s sweet that you’ve come to visit me!“ Tiffany kam mit strahlendem Lächeln auf sie zu und wurde dann grob von Eunhyuk zur Seite geschoben.
„Sie ist wegen mir hier!“, giftete er und die beiden Frauen starrten ihn erschrocken an, bis Hyukie selbst begriff, dass er wohl etwas zu grob gewesen ist.
„Tut mir leid … ich bin gerade so in dem Stück drin … tut mir leid“, stammelte er verlegen. Tiffany drohte an ihn zu hauen und Eunhyuk sprang erschrocken zur Seite, was alle zum Lachen brachte.
„Ich habe Essen geholt!“, eröffnete Mia und das war das Wort für eine kurze Pause.
„Super! Hast du das selbst gemacht?“, fragte Eunhyukshi erwartungsvoll.
„Nein“, entgegnete sie entgeistert. Sah sie etwa so aus, als hätte sie den ganzen Tag Zeit drei Tonnen Gimbap zu machen?
„Wenigstens ehrlich …“, murmelte er.
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Die Assistentin blieb eine Weile und schlich sich dann doch noch mal ins Büro. Weihnachten war nur noch 4 Wochen weg und für den Markt und die Feier gab es noch viel zu tun. Sie konnte nicht tatenlos Zuhause sitzen.
Am Samstag war sie eingeladen beim Schneeball-Probeessen. Da hörte sich schon komisch an und man stellte sich vor, wie alle vor echten Schneebällen saßen, um diese zu probieren. Es hätte ein wenig von Alice im Wunderland und dem verrückten Hutmacher, aber durchaus umsetzbar.