Heechul blieb nicht für ewig. Er verließ die Wohnung noch mal, um sich mit Freunden zu treffen und ließ Siwon mit Laila alleine.
„ Du bist sicher müde, wann musst du Morgen früh raus?“
Ah ja, Siwon dachte ja Laila sei Studentin an der Inha und brave Studenten mussten früh aufstehen.
„ Ich denke ich werde gegen 5 Uhr aufstehen, dann kann ich kurz nach Hause fahren.“
„ Eine Sache nur … es ist mir fast peinlich… könnte ich dein Telefon haben?“
Sie verstand es. Er war ein Idol und er hatte einen Streuner aufgesammelt – sein Management wäre sicherlich alles andere als begeistert, wenn das raus käme. Bevor sie also heimlich nachts filmen konnte, konfiszierte er ihr Telefon. Sie gab es ihm ohne zu zögern.
„ Es ist nur … weil …“
„ Schon okay, ich verstehe das.“
Siwon überließ ihr sein Zimmer, dass er sich mit niemanden teilte. Er selbst würde in einem anderen Bett schlafen, dass heute Nacht leer bleiben würde. Er gab ihr noch eine Zahnbürste und sagte dann gute Nacht. Da er ihr Handy hatte musste er zwangsläufig mit ihr aufstehen, was bedeutete, dass sie ihn in ein paar Stunden wieder sehen würde. Nur ein Problem stellte sich ihr und einer erholsamen Nachtruhe in den Weg: Wie sollte man schlafen, wenn man in Choi Siwons Bett lag?!
Der Plan einen halbwegs normalen Biorhythmus einzuhalten war schon wieder über Board geworfen. Laila lag mit offenen Augen in seinem Bett und starrte in die Dunkelheit. Siwons Zimmer war ordentlich. Es war nicht sehr groß und doch schien alles am richtigen Fleck zu sein. Sein Bett stand unter dem Fenster, die Bettdecke und die Kissen waren akkurat angeordnet. Er hatte eine große Kommode, auf dieser standen Schatullen und Parfüms, ein großer Spiegel lehnte an der Wand, neben dem seine Schuhe ordentlich standen und er hatte zwei Kleiderständer mit Klamotten. An der Wand hing eine Magnettafel mit Visitenkarten, Flyern, Fotos und Postkarten, ansonsten waren die Wände hellgrau. Nur neben seinem Bett stand eine Kiste mit Fanbriefen und Geschenken. Jeder dieser Fans würde sie jetzt sicherlich gerne töten, um mit ihr zu tauschen. Sein Kopfkissen roch nach seinem Parfüm. Laila schloss die Augen und atmete tief ein. Sie war Koreanerin, hatte jedoch ihre Pubertät in Amerika erlebt, sie hatte Freunde gehabt, die erste große Liebe und das erste Mal, hatte Drama kennen gelernt und Herzschmerz. In Sachen Beziehungen, Ausgehen und Jungs war sich wohl etwas anders gestrickt, als wenn sie Korea nie verlassen hätte. Sie hatte sich nachts aus dem Fenster geschlichen, um sich mit Jungs zu treffen, hatte auf Rücksitzen wild rumgeknutscht und hatte bei ihren Freunden übernachtet. Hier in Korea war all das etwas anders, man war privater. Hier galt es schon als unzüchtig, wenn man Händchenhaltend durch den Park lief. Manche Paare brauchten Monate, bis sie sich das erste Mal küssen und meistens genau so lange, bis sie das erste Mal miteinander schlafen. In Amerika tickten die Uhren da etwas schneller, auch wenn Laila nie für eine schnelle Nummer gut war. Sie wollte umworben werden, wollte Aufmerksamkeit, doch wenn sie jemanden mochte, dann wollte sie das auch zeigen und ausleben.
An die koreanischen Männer müsste sich Laila wohl erst noch gewöhnen.
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Irgendwann fiel sie dann doch in einen ruhigen Schlaf, doch kaum ein paar Stunden später, wurde sie schon wieder durch ein Klopfen an der Tür geweckt.
„ Ja?“
„ Bist du wach?“
Sie fragte sich, was das für eine doofe Frage war, wenn sie schlafen würde, würde sie nicht antworten, oder?
„ Ja.“
Siwon kam nicht rein, das schickte sich nicht. Sie zog sich also ihre Klamotten wieder an, legte seine ordentlich zusammen und machte auch das Bett wieder ordentlich. Laila fühlte sich noch ziemlich gerädert und freute sich auf das Bett im Hyatt, welchem sie gleich noch einen Besuch abstatten würde.
Als sie runter ging saß Siwon in der Küche und reichte ihr einen Kaffee.
„ Danke, ich wusste nicht das ich Frühstück-Service gebucht habe.“
„ Das ist kein Frühstück.“
„ Für mich schon.“
Er grinste und reichte ihr ihr Handy.
„ Danke, dass ich heute Nacht hier bleiben durfte.“
„ Kein Problem.“
Da standen sie und wussten nicht so recht, was sie sagen sollten.
„ Also … ich werde dann mal gehen …“
„ Ja…“ In Lailas Kopf spielte die Musik aus Arielle ‚Kiss the girl‘, doch er war kein Prinz und sie keine Meerjungfrau.
„ Vielleicht sehen wir uns ja mal an der Uni“, meinte er.
„ Ja, bestimmt.“
Sie wussten beide, dass es nicht wahr war. Sie studierte nicht und er war so gut wie nie da.
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Als Laila das Wohnhaus verließ schaute sie wehleidig nach oben. Natürlich war sie hier, um sich auf Jiyong zu konzentrieren, aber sie hatte ja auch nichts Schlimmes getan. Sie lief ein paar Straßen weiter und suchte sich dann ein Taxi, dass sie ins Hotel fuhr.
Bevor sie sich noch mal hinlegte, nahm Laila eine heiße Dusche und schaute dabei auf den wolkenfreien, sonnengefluteten Himmel. Wie konnte sich Wetter so schnell ändern? War es vielleicht Schicksal gewesen, dass der Regen sie und Siwon zusammen geführt hatte?
„ Mach dich nicht lächerlich …“
Laila war romantisch. Sie glaubte an die eine, wahre Liebe. Wahrscheinlich würde sie niemals heiraten, weil es nur eine Idealvorstellung war, die einem von Disney vermittelt wurde und nicht der Realität entsprach.
Völlig erschöpft fiel sie ins Bett und schlief sofort ein.
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Es war ungefähr 12 Uhr, als sie von einem nicht identifizierbaren Geräusch geweckt wurde. Bis Laila heraus gefunden hatte, das es sich bei diesem Geräusch um das Klingeln ihres neuen, tollen Smartphones handelte, war der Anruf bereits weg. Irritiert schaute sie auf das Display – wer rief sie an? Jiyongs Nummer hatte sie gespeichert, sein Name wäre angezeigt worden. Sie rief die Nummer zurück.
„ Hallo“, kam es von der anderen Seite.
„ Hallo.“
„ Hallo?“
„ Hallo, hier ist Laila.“
„ Ich weiß. Hier ist Siwon.“
Sie war noch immer nicht ganz wach und ihre Reaktionsgeschwindigkeit war deutlich eingeschränkt.
„ Hi!“
„ Ich bin gerade in Incheon und fragte mich ob du schon zu Mittag gegessen hast.“
Siwon dachte ja, dass sie brav am studieren wäre, was nicht ganz den Tatsachen entsprach.
„ Ich … ehm … nein, noch nicht.“
„ Oh gut, soll ich dich abholen? Wir könnten etwas essen.“
„ Ich bin … ich bin gerade in der Bibliothek, mit ein paar anderen Studenten. Wäre es in … ehm .. einer Stunde okay?“
„ Klar, ich hol dich am Hi-Tech-Center ab.“
„ Okay.“
Dann legte er auf und Laila stellten sich zwei Fragen. Erstens: Woher hatte er ihre Nummer und zweitens: Wo war das Hi-Tech Center? Ganz einmal davon abgesehen, dass eine Stunde eine sehr unrealistische Zeiteinschätzung waren. Sie musste sich anziehen und fertig machen und sich dann praktisch nach Incheon beamen. Laila schwang sich aus dem Bett und eilte ins Bad. Der Blick in den Spiegel war nicht so schlimm wie gedacht. Ihre Haaren waren okay, sie brauchte nicht viel Make Up und den Rest würde sie unterwegs regeln. Das größere Problem waren die Klamotten, denn sie überlegte, was sie gerne anziehen würde, was er als hübsch empfand, doch andererseits hatte sie heute Morgen beim anziehen ihres neuen, imaginären Ichs nicht gewusst, dass sie heute Siwon treffen würde. Was hätte sie also heute Morgen, nach drei Stunden Schlaf, angezogen, wenn sie einfach zur Uni wollte? Sie entschied sich für eine enge Jeans mit ein paar Rissen, einem Tanktop und einem weiten Pulli für oben drüber, der ihr über die Schultern rutschte. Dazu noch halbwegs hohe Schuhe, die nicht zu unbequem waren und mit denen sie Zuhause in Amerika schon Kilometer gelaufen war.
Sie betrachtete ihr fertiges Spiegelbild. Ihre Haare waren etwas wild, doch sie empfand es als authentisch, in Anbetracht der Tatsache, dass ihre zweite Identität ja nicht viel Zeit heute Morgen gehabt hatte, um sich fertig zu machen. Make Up und Haarspangen wurden in die Handtasche gesteckt und dann ging es los.
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Kennt ihr dieses Gefühl, dass wenn man es eilig hat, alles viel langsamer geht als üblich? Angefangen beim Fahrstuhl, der aus Tokyo zu kommen schien, bis zu dem Erscheinen des Taxis und der Fahrt quer durch die Stadt. Es schienen mehr Ampeln rot zu sein, mehr Autos waren unterwegs und der Taxifahrer hatte anscheinend nicht begriffen, dass sie in 38 Minuten in Incheon sein musste!
Immerhin gab ihr die Fahrt genügend Zeit sich ihrem Gesicht zu widmen. Etwas BB-Cream, etwas Lidschatten und Lipgloss. Sie wollte natürlich aussehen, nicht aufgetackelt, denn dafür hatte ihre neue Identität heute Morgen bestimmt keine Zeit gehabt. Mit ein paar Haarnadeln steckte sie sich die Haare halb hoch und fertig war der Look. Nun galt es herauszufinden, wo dieses Gebäude war. Ein Smartphone war eine tolle Sache, denn die Uni hatte eine Homepage mit einem Lageplan.
Der Taxifahrer ließ sie in einer Seitenstraße aussteigen, denn sie wollte nicht, dass Siwon sie ankommen sah. Sie war fünf Minuten zu spät, was noch im Toleranzbereich war. Das Hi-Tech Gebäude war am Hintereingang zum Universitätsgelände, gerade als sie durch das Tor lief, klingelte ihr Telefon.
„ Entschuldige, ich weiß ich bin zu spät. Ich musste noch etwas besorgen, aber ich bin gleich da…“
„ Schon okay, dreh dich um.“
Laila blieb stehen und drehte sich um, doch sie sah Siwon nicht.
„ Siehst du den Van, der gerade Lichthupe macht? Steige hinten ein.“
Fragend schaute sie zu den Van und ging dann langsam auf ihn zu. Im Film würde nun jemand aus dem Van springen und ihr einen Sack über den Kopf ziehen. Langsam öffnete sie die Autotür und sah Siwon auf der Rückbank sitzen.
„ Hello Mr Bond.“
„ Ms Di Vicenzo“, erwiderte er und reichte Laila die Hand.
„ Wieso Tracy?“ Bond blieb immer Bond, die Bondgirls waren die Variable. Wieso hatte er sich für Diana Rigg entschieden?
„ Sie war die einzige, die Bond jemals geheiratet hat. Welches ist dein Lieblingsbondgirl?“
Laila setzte sich neben ihn auf die Bank.
„ Vesper Lynd.“
„ Wieso Vesper?“
„ Sie war die einzige, für die Bond seinen Job gekündigt, nur um mit ihr zusammen zu sein.“
„ Aber steht die Ehe nicht vor der Kündigung?“, lachte er.
„ Die wahre Liebe steht über der Ehe. Wenn man bedenkt, wie viele Ehen geschieden werden, ist der Status ‚Ehe‘ nicht mehr wirklich erstrebenswert.“
Siwon schaute sie grübelnd an.
„ Sehr gute Argumentation Ms Lynd.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
„ Danke Mr Bond.“
Es stellte sich heraus, dass der Van sie nicht zum Mittagessen bringen würde, sondern das der Van ihr Restaurant war. Siwon war ein Idol, er konnte sich nicht einfach mit Frauen irgendwo sehen lassen und irgendwie wollte Laila auch nicht, dass Jiyong ein Bild von ihr und Siwon auf Twitter fand. Der Van bot ihnen etwas Privatsphäre und für Laila war es okay. Es gab einen Tisch, den man aufstellen konnte und Siwon hatte eine Tasche dabei, in der Besteck, Servierten und Tischdeko versteckt waren.
Der Fahrer parkt an einem kleinen Park, damit sie einen schönen Ausblick hatten und ging dann los, um ihnen Essen zu holen. Sie hatten sich für Sushi entschieden.
„ Also das ist das ungewöhnlichste Date, das ich je hatte.“ Laila hatte nur so drauf los geplappert, doch vielleicht war es ja gar kein Date in seinen Augen.
„ Also ich meine … in Amerika sagte man immer Date.. auch wenn man sich nur …“
„ Ist okay, nenne es Date.“
Sein Lächeln macht sie verlegen. Laila wusste, dass sie unehrlich zu ihm war und dieses Netz aus Lügen irgendwann wie Hinkelsteine auf sie herab regnen würde. Doch ob sie ihn heute verlieren würde oder in drei Wochen hatte nur den Unterschied, dass sie ihn jetzt noch etwas genießen konnte. Nicht viele Männer schafften es Laila verlegen zu machen, doch sie mochte dieses Gefühl. In Amerika waren Jungs ziemlich einfach gestrickt. Sie lebten nach dem Status Q, arbeiteten, machten Sport, kümmerten sich um ihren Garten, suchten sich eine süße Freundin und tobten sich ab und an auf Partys aus. Siwon war anders. Natürlich sah er unheimlich gut aus, er war praktisch der junge, koreanische George Clooney, doch es war mehr an ihm, das sie faszinierte. Er hatte Charme und Charakter, er war witzig und er hatte dieses Lächeln, dass sie verlegen machte. Sie fühlte sich sicher und geboren in seiner Gegenwart.
„ Wieso willst du unbedingt auf einen Maskenball?“, fragte er lachend.
„ Weil ich noch nie auf einem war und im Film sieht das immer so toll aus! Alle Frauen tragen diese unheimlich tollen Kleider und es ist so mysteriös mit den Masken. Man ist geheim unter Bekannten und kann machen was man will.“
„ Ich habe Maskenbälle bisher nicht gemocht, aber ich verspreche dir, zum nächsten Maskenball nehme ich dich mit!“
Laila lachte fröhlich.
„ Und dann tanzen wir die ganz Nacht!“
Siwon wollte viel über Laila erfahren, wahrscheinlich auch um sie einschätzen zu können. Immerhin verbrachten sie private Zeit zusammen und Laila überredete ihn sogar zu einem Patbingsu, was bestimmt nicht auf seinem Ernährungsplan stand.
Sie blieb großteils bei der Wahrheit und erzählte, wie sie in Seoul aufgewachsen war, sie dann nach Amerika umgezogen sind um ein neues Leben zu beginnen, dass ihre Mutter gestorben war und ihr Vater etwas abgerutscht war und sie schließlich einen Koller bekommen hat und zurück nach Korea gekommen ist.
Fast drei Stunden saßen sie zusammen und plauderten und Super Junior war nie ein Thema gewesen. Sie sprachen über Musik und Filme, über Globalisieren und Umweltschutz. Man hätte fast meinen können, dass da zwei ganz normale Menschen zusammen saßen, nur das sie die zukünftige Freundin von G-Dragon war und er das Vorzeigegesicht Asiens.
„ Siwon, wir müssten langsam los …“ Der Fahrer war vorne eingestiegen und drehte sich zu den beiden um. Siwon schaute auf die Uhr und nickte.
„ Kann ich dich irgendwo absetzen?“
„ Irgendwo in Seoul? Ich wollte nach Namdaemun oder Myongdong, aber Gangnam ist auch in Ordnung.“
„ Wir setzen sich in Myongdong ab“, erwiderte er.
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Während der Fahrt erwischte sie ihn oft dabei, wie er sie ansah und dann grinste er und dann sie und dann schauten sie beide verlegen weg. Laila wusste es war falsch, es war falsch Jiyong gegenüber und es war falsch Siwon gegenüber, doch es fühlte sich zu gut an, um alles hinzuwerfen. Vielleicht würde er sogar Verständnis haben, wenn sie ihm irgendwann die Wahrheit erzählte. Das glaubst du doch selbst nicht , vernichtete ihr Gewissen ihre Hoffnung.
Sie ließen Laila in einer Seitenstraße von Eujiro aussteigen. Bevor sie ausstieg hielt Siwon sie am Handgelenk fest und küsste es dann sanft.
„ Das war sehr schön heute.“
„ Ja, das war es.“
Völlig liebestrunken stieg sie aus und schaute ihm nach, wie der Van wegfuhr. Die Realität holte sie schnell ein, als sie sich umdrehte, über den Bordstein stolperte und sich auf ihren Hintern setzte.
„ Au!“
Einige schauten, doch Laila rappelte sich schnell wieder auf und ging weiter.
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Da stand sie, mitten in Myeongdong, zwischen Uniqlo und dem großen Natur Republic und grinste. Wie sehr sie das vermisst hatte! Ihr Herz drohte einfach zu zerplatzen. Es war fast 18 Uhr, die Straßen waren brechend voll und Laila folgte dem Strom. Vorbei an den ganzen Kosmetikmarken auf der Cosmeroad, hin zu den kleinen Seitenstraßen, die nicht ganz so voll waren. Zuerst das Wichtigste: Kosmetik. Laila war viel zu lange nicht mehr in Korea gewesen, um Up to Date zu sein und so durchlief sie erst einmal alle Marken. Dabei begegnete sie öfters ihrem zukünftigen Freund und auch Siwon schaute sie von den großen Scheiben des SPAOs an. Holika Holika, Nature Republic, Etude House, Tony Moly, Face Shop, Shara Shara, Missha, Innisfree – wer sollte hier tatsächlich den Überblick behalten? Sie kaufte, was ihr gefiel, was wahrscheinlich viel zu viel war. Dazu kamen noch die ganzen Proben von Gesichtsmasken, die man überall erhielt. Zwischen drin setzte sie sich in Hollys Café und aß eine Suppe im Brot, was eine ziemlich schlaue Idee war und trank einen Süßkartoffel-Latté. Korea Overload, aber das war ihr egal. Sie saß draußen auf dem Balkon im 3. Stock und schaute runter auf die Straße. Neben an im Gebäude war der Geschenkartikelladen Kosney mit Riesenplüschtieren, doch sie würde nicht zurück in ihr kindliches Verhalten fallen und sich riesige Plüscherbeeren kaufen. Dafür ging sie, aus Versehen, in eine Artbox und deckte sich mit allen möglichen Dingen ein wie Zahnbürstenüberstülper und Fächer für die Handtasche ein . Kategorie: Dinge, die die Welt nicht brauchte, die man aber unbedingt kaufen musste.
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Nachdem sie Myeongdong drei Mal abgelaufen war hatte Laila zwei Erkenntnisse. Erstens: zwei Hände waren anatomisch für’s Shoppen total ungeeignet. Zweitens: Ihre Füße taten weg.
Und was tat man, wenn einem die Füße weh tun? Man geht in ein Kosmetikstudio! Laila bekam die Hände gemacht, während ihre Füße in einem heißen Bad standen, dann bekam sie die Wimpern gemacht, während man ihre Fußzehen lackierte. Sie hatte die große Wimpernextension gewählt und hatte einen Aufschlag als wäre sie gerade aus Hollywood gekommen.
„ Ah, ich bin so hübsch!“, sagte sie begeistert, nach dem Blick in den Spiegel.
„ Du warst vorher schon hübsch, wir haben nur etwas nachgeholfen“, sagte die eine Frau, die ihr die Wimpern gemacht hatte und mit der Laila die letzten zwei Stunden sich unterhalten hatte.
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Laila fuhr in ihr Hotel. Sie musste all die Sachen los werden und dann rief sie Minsoo an, der sie eine Stunde später abholen wollte. Die junge Frau war beflügelt von dem neuen Freiheitsgefühl und sie wollte feiern gehen! Mit Minsoo an ihrer Seite hatte sie auch den richtigen Begleiter.
„ Laila!“
Ihr Cousin sprang aus dem Auto und blieb dann stehen.
„ Nein, so nehme ich dich nicht mit.“
„ Was? Wieso?“ Sie schaute an sich herab, was war falsch an ihrem Outfit? Vielleicht doch etwas zu aufgedonnert?
„ Ich werde den ganzen Abend die Typen von dir fern halten, sehe ich aus wie ein Babysitter?“, sagte er motzig, fing dann aber an zu grinsen und nahm sie in den Arm.
„ Ach, was ist aus meiner kleinen Cousine geworden?“
„ Na ja viel größer bin ich nicht geworden…“ Minsoo überragte sie fast einen ganzen Kopf und das obwohl sie Absätze trug und er genetisch Koreaner war.
„ Ich verstehe wieso er dich will.“ Kurz setzte er eine ernste Miene auf, die nur einen Wimpernschlag dauerte und dann von einem Lächeln überspielt wurde. Laila fragte sich wie viel Minsoo über die ganze Situation wusste, doch sie wollte den Abend nicht mit ernsten Gesprächen verbringen und so zogen sie los.